Bericht der Kaiserlich-Königlichen Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck ; 1894/95
sich der junge Mensch vergeblich ab, und die unrichtige Erziehung trägt die Schuld, wenn von einem solchen zum Manne gewordenen Zöglinge das Wort gilt: „Wohl unglückselig der Mann, Der unterlässt das, was er kann, Und unterfängt sich, was er nicht versteht; Kein Wunder, dass er zugrunde geht.“ (Goethe, Sprüche.) Um die Anlagen seiner Zöglinge kennen-zu lernen, genügt es für den Lehrer keineswegs, dass er bloß in der Schule Beobachtungen anstelle, sondern er muss auch auf die Meinungsäußerungen anderer Leute
Arbeiten, die der Unterricht auferlegt, kommen die originellen Fälligkeiten nur unvoll kommen zur Erscheinung, weil da in Bezug auf manches die Gelegenheit, noch häufiger aber der Antrieb und Muth der Selbste ffenbariing fehlt. Wie oft kommt es vor, dass ein Individuum, das in der Schule als vollendeter Dummkopf gilt, heim Spiel oder auf dem Spaziergang Geistesgegenwart, Lebhaftigkeit der Ideen-Association, nicht selten einen gewissen Scharfsinn bekundet, was mau in ihm gar nicht vermuthet hätte
! Wird der Lehrer nach dieser Erfahrung nicht neues Vertrauen fassen und mit pädagogischer Liebe auf Mittel sinnen, ihn auch in den Studien zu einem gedeihlichen Erfolge zu führen? — Auf dem Spielplätze wird er aller auch wahrnehmen, welch traurige Rolle da mancher von den sich stumm in alles fügenden „Muster“-Zöglingen wegen seiner Unbeliolfenlieit spielt, und wird begreifen, warum derselbe auch in der Schule nach ersten besseren Anfängen zu ermatten pflegt. Da sich eine bestimmte Anlage in den seltensten
Fällen vor aller plan mäßigen Anregung ausspricht, so folgt daraus, dass das Streben, sie zu erkennen, mit dem andern, sie zu wecken, jederzeit Hand in Hand gehen müsse. Daher hat in der Schule der Grundsatz Geltung, den Flashar in