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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 234 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
Etwa um 1500 hatte so der Siegeszug der deutschen Arbeit nach dem Süden seinen Höhepunkt erreicht. Noch zu Ausgang des ij , Jahrhunderts haben immer wieder Auswanderer aus dem unerschöpflich scheinenden Menschenborn Süddeutschlands (einschließlich Tirols) den weiten weg an die Grenzen deutschen Volkstums gefunden. So werden z- B. 1473 i m Asticotale Leute aus Vomp am Inn und aus Regensburg als ansässig genannt. Dann aber kam der Rückschlag, und der Geschichtsforscher kann und darf

Front in einer Zeit der Schwäche, eben in dem Augenblicke, da die deutsche Glaubens und Kirchenspaltung die Zuwanderung deutschen Blutes in das gefährdete Grenzgebiet versiegen ließ. Während nämlich auf dem alten Bischofsstuhle zu Trient italienische Bischöfe einzogen und Hof und Adel zusehends von dem neuen welschnationalen Geist erfaßt, ja sogar italienische Geistliche aus Italien in das Land geholt wurden und das Italienische in Kirche, Schule und Amt von den trientnerischen Behörden gefördert

wurde, schloß man sich tirolisdierseits gegen das „ketzerische' Süddeuts Aland ab und beraubte sich so des nötigen Volksnachschubes, insbesondere des Nachschubes deutscher Geistlichkeit. Andererseits bot gerade der Vorwand der Ketzerei der Kurie von Trient willkommenen Anlaß, um gegen alles vorzugehen, was deutsch hieß. Dies um so mehr, als nunmehr der italienische Klerus auch in den deutschen Gemeinden unterhalb Bozens einzudringen begann. Bildet doch der Mangel an deutschen Priestern sogar

in den deutschen Ge meinden südlich Bozen, ja in diesem selbst im späteren 16. Jahrhundert die große Klage, und in *Tramin kämpfte man hartnäckig um den deutschen Kirchengesan^. Auf der anderen Seite hat die Sorge des tirolischen Landesfürsten um das Deutschtum im Gebiete von Trient stark nachgelassen. Unter Ferdinand II. von Tirol und Maximilian dem Deutschmeister finden sich wenigstens noch Regungen des Widerstandes und des Protestes, aber im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts gewann dann der italienische

Einfluß gerade am Innsbrucker Hofe selbst große Bedeutung. Hat man dodi italienische Kapuziner und Franziskaner sogar in nordtirolische Klöster gezogen. Vom Glänze des neuen italienischen Wesens angezogen, vom Abscheu vor der deutschen Ketzerei abgestoßen, audi durch Druck und Gewalt gezwungen, mußten die Bewohner der vor geschobenen deutschen Streusiedelungen und der Grenzzone, in denen oft deutsch und welsch nebeneinander wohnte und durch das Blut verschwägert war, allmählich zum Italienertum

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 244 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
Gulden für die Schulen der deutschen Gemeinden des Nonsberg. Die italienischen Priester, die in früherer Zeit in Proveis gewirkt hatten, vermochten keine ersprießliche seelsorgerische Tätigkeit zu entfalten, da sie das Volk zu wenig verstanden. Was Gericht und politische Verwaltung betraf, unterstand Proveis der Prätur (Gericht) Clcs, in kirchlicher Hinsicht der italienischen Pfarre Revò im Nonsberg, Amtssprache war das fralie- nisdie. So sah die „germanisierende Tätigkeit

der Zeitverhältnisse, welche der nationalen Schutzarbeit Mitterers günstig waren. Richtig charakterisiert sie Fittbogen (49): „Insbesondere sind es zwei Strömungen, die seine (Mitterers) Tätigkeit förderten: eine wissen schaftliche und eine politische; die eine ist gesamtdeutsch (volksdeutsch), die andere ist spezifisch österreichisch. Die wissenschaftliche Strömung beschäftigt sich mit der Erforschung des Volks tums in den deutschen Sprachinseln Österreichs; eingeleitet wird diese wissenschaftliche Be wegung

durch die Arbeiten des Münchener Germanisten Johann Andreas Schmeller über_ die deutschen Sprachinseln in Oberitalien, über die Sieben und Dreizehn Gemeinden. Die politische Strömung hatte ihre Ursachen in der veränderten Haltung der österreichischen Regierung gegen über den nationalen Fragen in Tirol. Nach dem Verlust der Lombardei und Venetiens in den Jahren 1859 und 1866 und def Bildung eines geeinigten italienischen Nationalstaates trat die irredentistische Bewegung in Welschtirol und das Streben

der italienischen Nationalisten nach der Brennergrenze immer deutlicher an den Tag. Die österreichische Regierung, die bisher der Zurückdrängung des Deutschtums in Südtirol ruhig zugesehen hatte, begann nunmehr zu er kennen, daß eine Erhaltung des deutschen Elementes politisch empfehlenswert sei. So kam es denn, daß die Bestrebungen zum Schutz des Deutschtums, wie sie bisher aus nichtamtlichen Krei sen erwachsen waren, nunmehr einige Unterstützung seitens der Regierung fanden. Der zweite Teil des Buches befaßt

sich mit der Arbeit, welche die Freunde Mitterers zur Schutze des Deutschtums leisteten. Es ist erfreulidi, zu sehen, wie die schlichte, selbstlose Arbeit des deutschen Priesters nicht nur ihrem unmittelbaren Zweck, der Fürsorge für seine Seelsorgs- kinder, diente, sondern Anregung und Ausgangspunkt für eine große Bewegung wurde, für eine Organisation zum Schutz der deutschen Minderheiten. Die Freunde Mitterers waren es, die zunächst an die Gründung der deutschen Schulgesellschaft, dann des allgemeinen deutschen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 231 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
Interesse wahrzunehmen hatten, deutsche Be völkerung herangezogen. Die schon im Mittelalter gerühmte Weinlagc von Tramin lud ja von sich aus zu Neurodungen ein. So führte der weitgehende Landesausbau um das Jahr 1300 bereits zu fast ausschließlicher Geltung des deutschen Elements. Dies gilt insbesondere audi von den auf den Hangterrassen gelegenen Einzelhofgruppen Söll, Graun und Penon. Neben Siedlern aus der Bozner Gegend erscheinen später (im 14. und ij . Jahrhundert) Bürger ferner deutscher Städte

(Regensburg, München, Augsburg, Straßburg) als Grundbesitzer, andere aus Hanau, Ravensburg, Innsbruck als Berufsschreiber (Notar) in diesem weingesegneten Erden- fleckleim Besonders bemerkenswert ist die alte deutsche Gerichtsordnung von Tramin (1385), die übrigens audi inhaltlich die Eigenart des deutschen Rechtes (Urteilsfindung durch die Geschwore nen) gegenüber dem im Süden des Landes sich durchsetzenden Einzelriditertum betont. Eigene Verhältnisse liegen in dem heute südlichsten deutschen Gebiete

von Fennberg vor,, einer kleinen Doppelgemeinde, die auf zwei übereinandergelegenen Felsstufen der Westbegren zung der Salurner Klause gelegen ist. Dieser Berg wurde dem Augustiner-Chorherrenstift Sankt Michael sdion bei seiner Gründung (x 145, durch B. Altmann von Trient und die Grafen von Eppan) zugeeignet. Das Kloster, das im Mittelalter überhaupt ein Hort der deutschen Siedlungs- arbeit war, hat ihn dann — wie die durchaus deutschen Hof- und Flurnamen zeigen — späte stens seit dem 13. Jahrhundert

mit deutschen Bauleuten besiedeln lassen. Und nun, um am rechten Etschufer zu bleiben, zu den deutschen Gemeinden am Nonsberg. Unterhalb des Gampenpasses, der das Etschtal bei Meran mit dem Nonsberg verbindet und, wie es scheint, im Hochmittelalter weit stärker begangen war als heute, bestand seit dem späten 12. Jahrhundert ein Marienhospiz, das Hauptgrundherr dieser bisher nur als Alm und 'Wald benutzten Gegend war und nunmehr und insbesondere seit der Einverleibung in das Augustiner-Chorherrenstift

Leiherecht für Gutsvergabungen erkennen läßt — zweifellos deutsche Gründungen. Nur daß hier deutsche Adelsgeschlechter des Nonsbergs (Arz, Zoccolo u. a.), welche die Gegend vom Hochstift Trient zu Lehen hatten, als die Gründer anzusehen sind. Der deutsche Adel hatte überhaupt in großen Teilen des Nonsbergs, und zwar durch Jahrhunderte, die politische und Gerichfsverwaltung (z. T. von Trient, z. T. von Tirol) inne, hat aber den romanischen Charakter des Gebietes nicht wesentlich im deutschen Sinne

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 243 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
vielfach Schwaighöfe. Schon im 14. und 15. Jahrhundert mußte da und dort die allzuweit vorgeschobene Front der Ökumene vor den Naturgewalten zurückgenommen werden. Der Hauptschlag trat dann allerdings erst im 19. Jahrhundert ein. St. führt an zahlreichen Beispielen aus dem ganzen deutschen Tirol dieses traurige Kapitel der Geschichte der Landnahme in den Alpenländern vor Augen. Dem Fernestehenden zeigen die vielen, sehr geschickt ausgewählten Bilder am Schlüsse des Buches die ganze Größe

der — angesichts der erhabenen und zugleich furchtbaren Hochgebirgs- natur — nur noch gewaltigeren deutschen Arbeit, die diese Höhen zum Wohnsitz von Menschen erkoren und zum ewigen Eigentum der deutschen Nation gemacht hat. F. Huter. Gottfried Fittbogen, Franz Xaver Mitterer und die Anfänge der Volks- tumsarbeit. 160 Seiten. Mit vier Bildnissen. München 1930. C. H. Beck. Geh. M 5.—- f geb. M 7.—. Das Buch Fittbogens gibt wertvollen Aufschluß über die Anfänge der Deutschtumsarbeit, d. h, jener Bemühungen

erlangt hatte. An der deutsch-italienischen Sprachgrenze des alten Tirol ist schon seit dem 16. Jahrhundert ein Rück gang des Deutschtums zu beobachten; die Grenze des geschlossenen deutschen Sprachgebietes ist vom Eves (Avisio) nordwärts zurückgewichen bis zur Talenge südlich von Saturn, starke deutsche Sprachinseln sind verschwunden oder stark verkleinert worden, die bedeutenden deutschen Minderheiten in einer Reihe von italienischen Gemeinden werden nur noch in einer stärkeren Verbreitung deutscher

Familiennamen ersichtlich. Die Ursachen dieses Rückganges sind schon zu wiederholten Malen besprochen worden, zuletzt noch in eingehender Weise in dem gründ lichen, auf ausgedehntem Studium der Quellen aufgebauten Werke von O, Stolz, Die Aus breitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden (bisher erschienen Band 1 und 2, München und Berlin 1927 und 1928). Während im 15. und 16. Jahrhundert die tirolischen Landesfürsten die politische Bedeutung des deutschen Elements für die Sicherung

der Südgrenze Tirols richtig zu werten wußten und dementsprechend das deutsche Element in Südtirol zu fördern trachteten, ist seit Ausgang des 16. Jahrhunderts eine Wendung zum Schlechtem eingetreten. Vor allem kümmerte sich die österreichische Regierung bis herab ins 19. Jahrhundert nicht um die Erhaltung der deutschen Sprache, sondern sah ruhig zu, wie die Gerichte auch dort, wo erhebliche deutsche Minderheiten vorhanden waren, ausschließlich in italienischer oder lateinischer Sprache amtierten

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 230 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
die einst gräflich eppanischen Teilgrafschaften Ulten und Eppan und die Gerichte Kaltem, Tramin, Enn (Neumarkt), Salurn, Königsberg (St. Michael — Lavis), Kronmetz und Fleims zu erwerben. Mit Gewalt und Güte erreichten sie innerhalb eines halben Jahrhunderts nach und nach die Verleihung dieser Herr schaften. Insbesondere dank des skrupellosen und gewalttätigen Handelns eines Meinhard IL, der einer der ersten deutschen Fürsten seiner Zeit war und sich zum fast unentbehrlichen Helfer des jungen deutschen

in der Erfüllung des neugewonnenen Raumes mit deutschen Siedlern bestand. Sie haben daher die bereits von den Trientner Bischöfen und im nördlichsten Teile von den Grafen von Eppan betriebene organisierte Eindeutschung des Gebietes mäditig gefördert und zum Abschlüsse gebradit. So ist in E p p a n, das zuerst in Händen der Grafen von Eppan, dann seit etwa 1260 der Grafen von Tirol bezw. ihrer Ministerialen, der Herren von Vellenberg (aus dem Inntale), war, bereits für das spätere 12. Jahrhundert

ein unbedingtes Übergewicht des deutschen Elementes im Adel nachzuweisen und wohl ein Dutzend deutscher Klöster von jenseits des Brenners hatten seit dem 12. und 13. Jahrhundert hier Besitzungen. Für das 13. Jahrhundert verbürgt der Befund an Orts- und Familiennamen und das Auftreten deutscher Ausdrücke und Vorwörter in den lateinischen Notariatsurkunden das Vorherrschen deutschen Volkstums auch unter den bäuer lichen Siedlern des Gebietes. Für das 14. und 15. Jahrhundert ist uns dann die Herkunft

dieses Jahr hunderts eine überraschend starke Zunahme des deutschen Elements erkennen, die früher fast ausnahmslos romanischen Flurnamen erhalten z. T. deutsche Formung, und eine große Zahl deutscher Namen tritt neu hinzu — das Ergebnis deutscher Rodungsarbeit auf bisher ödem Boden. Die deutschen und aus romanischen Wortwurzeln verdeutschten Gcschlechternamen nehmen in Kaltern-Dorf zu Ausgang des 14. Jahrhunderts schon gut zwei Drittel aller in den Urkunden, auf scheinenden Familiennamen

ein. In den Weilern um Kaltem, die zum größten Teil überhaupt erst deutscher Anlage sind (Altenburg, See, Gmünd, Pfatten), stehen damals die Namen der deutschen Bauern mit 90 von 100 sogar in erdrückender Mehrheit. Die Rottenburger dürften die Siedler vor allem aus ihren inntalischen Herrschaften herbeigeholt haben. Für das 15. Jahrhundert ist Bevölkerungszuzug aus Österreich, Steiermark, Bayern, Schwaben und Fran ken bezeugt. Andererseits hat gerade in Kaltem der Zuzug aus dem romanischen Nonsberg das romanische

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 228 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
sich vorbehalten, dann, wenn das Werk zum Ab schlüsse gebracht sein wird, darauf zurückzukommen und seine Methoden und Ergebnisse denen der italienischen Literatur über denselben Gegenstand gegenüberzustellen. Stolz macht sich zur Aufgabe, auf Grund der schriftlichen Quellen (Urkunden im weitesten Sinne des Wortes) die Geltung der deutschen Sprache in Südtirol als der lautesten Künderin deutschen Wesens festzustellen. Dabei werden neben den objektiven Zeugnissen des Deutschtums (Vor-, Zu-, Ortsnamen, deutsche

Ausdrücke in lateinischen Urkunden, Urkunden in deutscher Sprache) auch subjektive Zeugnisse (beabsichtigte Angaben über Geltung und Wahrung der deutschen Sprache, Bekenntnisse zum deutschen Volkstum) zur Beweisführung herangezogen. — Räumlich geht die Darstellung von der Bildung der deutsch-italienischen Grenzscheide bei Salurn aus. In gleich umfassender Darstellung wird dann im zweiten Bande Aufkommen und Durchdringen des Deutschtums im Räume Salurn-Bozen (samt den flankierenden Mittelgebirgen

) geschildert. Ein dritter Band soll dem übrigen deutschen Tirol südlich der Wasserscheide gewid met sein. — Zeitlich reicht der erste Band weiter herauf, da er auch nodi die italienischen Versuche des 19. Jahrhunderts, den Raum Salurn-Bozen zu durchdringen, in Betracht zieht. Der zweite Band geht in der Verwertung der objektiven Quellenzeugnisse im Prinzip wohl nur bis ins 15. Jahrhundert, tatsächlich sind aber objektive und insbesondere subjektive Zeugnisse auch aus den neueren Jahrhunderten, vornehmlich

aus dem 16, Jahrhundert, mitverwendet. Eine all gemein einheitliche zeitliche Grenzsetzung ließ sich in der Darstellung schon deshalb nicht ein halten, weil das Deutschtum — wie Stolz zeigt — die Vorherrschaft in den verschiedenen Räumen Südtirols zu verschiedener Zeit und durchaus nicht einfach von Norden nach Süden fort schreitend erreicht hat. Dasselbe gilt dann vom Rückstoß der Italienität. Während nämlich im Räume Lavis-Salurn und in den deutschen Inselgemeinden östlich und südöstlich Trient dem Höhepunkte

der Eindeutschung redit bald die allmähliche Einwelschung folgte, sind im Räume Salurn-Bozen ähnliche Tendenzen erst viel später durchgedrungen. Es ist daher für die Be kämpfung der italienischen These von der Kontinuität der Gemischtsprachigkeit dieses Raumes besonders verdienstlich, daß St. eine starre zeitliche Grenzsetzung nicht vorgenommen und wich tige Quellenzeugnisse gegen jene These beigebracht hat. Als Ganzes gesehen ist das Werk, das sich einer nur dem Deutschen möglichen Sachlichkeit befleißigt

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 233 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
die deutschen Namen im Ort St. Michael, der neben dem Kloster entstand, in Pressano und Lavis stark hervor und für die Mitte des Jahrhunderts ist die deutsche Geschworenen Verfassung für dieses Gericht bezeugt. Der Höhepunkt der deutschen Zuwanderung aber liegt im 15. Jahrhundert. Siedler aus Süd- und Nordtirol, aus Oberöster reich, Bayern und Franken teilen sich in den Erfolg, der in der Hauptsache der Kultivierung des Etschtalbodens zugute kam. Denn in den italienischen Gemeinden des höher gelegenen

Mittel gebirges (Faedo, Giovo) und des Cembratales (Cembra, Lisignago, Segonzano) hat sich das Deutschtum trotz mancher Anstrengungen nie durchsetzen können. Audi in der Talsohle muß übrigens neben der geltenden deutschen Oberschicht das roman. Element in den unteren Volks schichten (TaglÖhner, Kleinpächter), die im urkundlichen Materiale wenig hervortritt, fort gedauert haben. Ansonsten wäre die rasche Wiedergewinnung dieses Gebietes durch das italie nische Volkstum in der 2. Hälfte

des 16. Jahrhunderts kaum erklärlich. Am rechten Etschufer drüben ist gegenüber Salurn 1327 die deutsche Siedlung Aichholz aus wilder Wurzel entstanden. Die Siedler kamen vor allem aus den deutschen Nachbar gemein den unterhalb Bozens. Schon seit Ende des 13. Jahrhunderts tauchen in den noch südliier ge legenen Orten Kronmetz und Grumo deutsche Zuwanderer auf und die Zuwanderung verstärkte sich im 14. Jahrhundert derart, daß sogar ein italienischer Forscher die Feststellung machen mußte, daß zwischen 1400 und 1600

die deutschen Orts- und Familennamen die italie nischen überwiegen. Daher für Kronmetz der Name Deutschmetz gegenüber dem benachbarten Welschmetz (Mezzolombardo). Hier an der Ulz (Noce) und am Eveis (Avisio), nicht an der Salurner Klause, liegt die südlichste Grenze, die das geschlossene deutsche Sprachgebiet je erreicht hat, und als solche Sprachscheide wird der Avisio audi in italienischen Quellen des 15. bis 17. Jahrhunderts oft bezeichnet. Als politische Grenze zwischen Trient und Tirol galt er schon

seit 1305, nie aber als politische Grenze zwischen Deutschland und Italien, da Trient wie Tirol — wie St. an zahlreichen Beispielen aus allen Jahrhunderten darlegt — staatsrechtlich zu Deutschland geredinet wurden. Was über den Avisio hinaus an deutschen Siedlern nach Süden vordrang, ist gewiß audi noch bedeutend, aber von einer Verdeutschung Welschtirols bis an den Alpenrand, wie sie manchmal behauptet wird, sollte in der ernsten Forschung nicht gesprochen werden. Diese deutsche Diaspora verteilt

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 229 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
auszügen, Lichtbildtafeln) ausgestattet, kommt ihm aber auch eine kaum zu überbietende Beweis kraft im völkischen Belange zu. Niemand, audi wer das deutsche Etschland nicht gesehen und sich nicht schon aus seiner Landschaft, aus dem Verkehr mit der Bevölkerung längst die Uber zeugung vom uralten Deutschtum des Landes gebildet hat, wird nunmehr, wenn anders er sich an die Tatsachen hält, den Anspruch des deutschen Volkes auf diesen schönen Erdenfleck ver neinen können. Im Folgenden

der wasserscheidenden Kämme aber breitet sich — noch in den Alpen — ein System von Tälern aus, die fächerförmig der Etsch zufließen oder selbständigen Ausgang aus den Randbergen in die Ebene suchen. Diese in breiter Front angelegte, S—N aufgeschlossene und klimatisch ein Übergangsgebiet darstellende Land schaft ist nun noch dazu am meisten einem deutschen Hauptstammgebiete, dem der Baiwaren, genähert, denen außerdem das Inntal einen leichten Weg in die Alpen wies. Nimmt man diese schicksalhaften Voraussetzungen

(der Teutisci = Deutschen) Schöffen aus dieser Gegend tätig. Von grundlegender Bedeutung für die Ausbreitung des Deutschtums ist dann die etwa um die Jahrtausendwende eintretende umstürzende Änderung der politischen Verhältnisse im Lande, die mit der Italienpolitik und inneren Reichspolitik der deutschen Kaiser zusammenhängt. Der Brenner-Etsehtal-Weg war die bequemste und vielleicht auch wichtigste Verbindung Deutschland— Italien. Es ist daher nur zu begreiflich, daß die deutsche Reichsgewalt, die sich seit

Otto I, im Inneren auf die deutsche Kirche stützte, die Grafschaften am Brennerwege (Trient, Bozen, Eisadrtal) den Bischöfen von Trient und Brixen verlieh (1004 bezw. 1027), Damit wurde aber auch Trient staatsrechtlich von Italien getrennt und dem Deutschen Reiche eingegliedert. Die politische Grenze zwischen Deutsch und Welsch verschob sich also um ein gewaltiges Stüde nach Süden, über Trient hinaus, und schloß die großen Talgebiete in den Bergen links und rechts des mittleren Etschlandes

in sich. Sogleich begann deutsche Arbeit dieses politisch neu erschlossene Gebiet wenigstens zum Teil auch in deutschen Volks- und Kulturboden umzuwandeln. Dafür war von wesentlich begünstigendem Einfluß, daß vom 11. bis ins 16. Jahrhundert meistens deutsche Bischöfe auf dem Stuhle des hl. Vigilius saßen, welche deutschen Adel und deutsche Siedler ins

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
[1919]
¬Die¬ Einheit Tirols : Denkschrift des akademischen Senats der Universität Innsbruck
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Seite 33 von 53
Autor: Universität <Innsbruck> ; Wopfner, Hermann ; Dreger, Moritz ; Wackernell, Joseph Eduard / [Hermann Wopfner ; Moritz Dreger ; Josef Eduard Wackernell]
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Umfang: 50 S. : Kt.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: 1. Aufl. u.d.T.: Die Einheit Deutschtirols. - In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol;s.Zukunft;z.Geschichte 1919
Signatur: II 109.465
Intern-ID: 149159
Ausbreitung der deutschen und italienischen Siedlung. 31 SM!»«ì<^'SW«^MàTSS<?SSWZSSS^««»0»M^»S« ab weist die deutsche Besiedlung eine zunehmende Stärke auf, um dann im 15. Jahrhundert ihre stärkste Ausbreitung gegen Süden Zu erreichen. Da mals reichte die Grenze des geschlossenen deutschen Siedlungsgebietes im Etschtal abwärts bis zur Mün dung des Noce und Amsio in die Etsch. Im Gebirge östlich der Etsch dürfte sich im 15. Jahrhundert die ge schlossene deutsche Siedlung

nicht viel weiter südwärts erstreckt haben, als heute, wohl aber zog sick? eine dichte Kette deutscher Sprachinseln südwärts bis an den Rand der Alpen- Reste dieser deutschen Siedlun gen haben sich bis heute erhalten in den deutschen Ge meinden des Fersentales (Florutz mit 636 Deutschen und 45 Italienern, Gereut mit 61V Deutschen und 93 Italienern, Palai mit 397 Deutschen und 4 Italie nern) und auf der Hochfläche südlich der Brenta in der Gemeinde Lusern (735 Deutsche, 107 Italiener). Zahlreiche deutsche Ortsnamen legen

hatte, begann sie sich seit dem 16. Jahrhundert auch auf die Deutschen in diesen Landschaften auszudehnen. Neben der Zuwanderung von Italienern aus dem Süden herauf, wurde die Italiamsierung besonders durch Zwei Umstände be-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 235 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
und seinen Mittelgebirgen, die doch noch immer deutschen Bevölkerungszuschuß zu bieten hatten. Erschwe rend hingegen war die Etschtalversumpfung, da sie sehr ungesunde klimatische Bedingungen für die anrainenden Gemeinden zur Folge hatte. Jene bedingten im Gegensatze zu den Berggemein den, wo die Kontinuität des Familienbesitzes die Regel ist, ein rasches Wechseln von Besitz und Pacht. Diesen fließenden Zustand machten sich italienische Großgrundbesitzer zunutze, indem sie viele Güter in diesen Gemeinden

Bevölkerungsaustausch (Farnilienverbindungen, Besitzwechsel, Dienstboten) mit den italienischen Nachbargemeinden für das Vorhandensein italienischer Minderheiten verantwortlich gemacht werden. Immerhin muß festgestellt werden, daß trotz alledem die Deutschen in all den genannten Gemeinden — ausgenommen Pfatten und Buchholz — an Kopfzahl und sozialer Stellung die Mehrheit, zum Teil sogar eine erdrückende Mehrheit, bis in unsere Tage erhalten haben, daß insbesondere die Gemeindevertretungen seit dem frühen 15. Jahrhundert, da sie selbständig zu Urkunden

beginnen, stets in deutscher Sprache geurkundet und weit energischer und erfolgreicher als die staatliche Gewalt auf die Erhaltung des deutschen Zustandes hingearbeitet haben. Dafür gab schon die ablehnende Haltung gegen das neu zuwandernde, fremde Element den entscheidenden Anstoß. Erst als die Gefährlichkeit des italienischen Vorstoßes nicht mehr zu verkennen war, hat sich auch bei der hohen Staats verwaltung und bei der Kurie in Trient der Grundsatz Geltung verschafft, daß der geschlossene deutsche

Volksboden mit der Grenze von Salurn gewahrt werden müsse. In Trient war dafür allerdings in erster Linie die Angst vor der endgültigen Loslösung der deutschen Dekanate und ihrer Zuteilung zu Brixen maßgebend, ein Plan, der seit den Sechzigerjahren des 19. Jahrhun derts immer wieder erörtert und auch in hohen kirchlichen Kreisen gebilligt wurde. Diese Stellungnahme der Kurie hat der einheimischen Geistlichkeit in den Gemeinden mit italienischen Minderheiten ihr Eintreten für die deutsche Sprache

in Kirche und Schule sehr erleichtert. Damit soll aber ihr Verdienst um die deutsche Sache nicht gesdimälert werden. Schon der gesunde Instinkt trieb sie auf die Seite ihres Volkes, und gerade ihrer Tätigkeit ist es neben dem Wirken der deutschen Schutzvereine seit 1880, an deren Wiege übrigens gerade der tirolische Priester Mitterer stand, zu danken, daß in den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege die italienische Welle im Bozner Unterlande nicht nur zum Stillstand kam, sondern sogar zurückgedrängt wurde

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 232 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
. Für das benachbarte Bran zoll hingegen laßt die Erwähnung italienischer Floßschiffer — neben deutschen Personennamen — zu Ausgang des 13. Jahrhunderts erkennen, daß hier die obere Kopfstation für das später durch Jahrhunderte in welschen Händen befind liche Verkehrsmittel der Etschflößerei schon frühzeitig fremde Volkselemente in den Ort geführt hat. Viel besser unterrichtet uns dann St. über die Verhältnisse in den großen Gemeinden Auer, Neumarkt (mit Vili und Mazon) und Montan (mit Pinzon und Kalditsch). Zeigen

Beziehungen zu Trient, die für das 12. und frühe 13. Jahrhundert insbesondere im Leiherecht der Häuser erkennbar sind, von solchen zum deutschen Bozen abgelöst wurden. Eine 'Wandlung, die hier dem Deutschtum früher zum Sieg verholfen hat als in den angrenzenden Landgemeinden. Auch für Neumarkt besteht eine frühe deutsche Gerichtsordnung (1372), die typisch deutsche Rechtsgedanken und Gerichts verhältnisse aufzeigt. Hier sei audi auf die Formen des Urkundenwesens verwiesen, die für das ganze Gebiet südlich

, daß in Neumarkt bereits 1377 ein Notar Jörg in deutscher Sprache und in Form einer Siegelurkunde eine Stiftung macht. Die lateinischen Urkunden des Bozner Unterlandes sind im 15. Jahrhundert mit deutschen Ausdrücken geradezu durchsetzt und die aus der Verwaltung hervorgegangenen Aufzeichnungen (Zinsregister, Rech nungen) dieser Zeit durchaus deutsch geschrieben. So überzeugend siegte schließlich das Deutsche, daß das Notariat, das seit dem 14. Jahrhundert auch das Gerichtssehreiberamt besetzte, sich Ende

Volk nicht nur nach Laag und in das alte Dorf Salurn gebracht, sondern spätestens im 13. Jahrhundert auch die Berglehne oberhalb Salurn (Gfrill und Buchholz) mit solchem besiedelt. Ende des 13. Jahr hunderts ging das Gebiet in unmittelbare tirolische Verwaltung über und die Güterverzeich nisse zeigen uns, daß zu dieser Zeit das deutsche Element hier allenthalben obsiegt hatte. Die lateinischen Notariatsinstrumente des 14. Jahrhunderts strotzen auch hier von deutschen Aus drücken und eine deutsche

Rechts Weisung von 1402 läßt die Gültigkeit der deutschen Gerichts verfassung erkennen, die übrigens schon für 1293 bezeugt ist. Die Klause von Salurn, welche heute als Grenze zwischen deutsch und welsch gilt, war es vor 600 Jahren schon nicht mehr. Unaufhaltsam drängten deutsche Arbeit und Volkskraft gegen Süden und schufen in der Verdeutschung des Raumes Salurn-Lavis erst recht die Voraussetzun gen, die die völlige Eindeutschung der zweiten Stellung (Raum Bozen-Salurn) ermöglichte. Die 6* 227

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 237 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
von einer Seite behauptet wird, die deutsche Schrift sei gar keine deutsch-volkliche Eigenart, so ist das nidit ganz richtig. Denn seit dem 16. Jahrhundert, da überhaupt das nationale Bewußtsein der europäischen Völker sich mit neuer Schärfe ausbildete, ist die deutsche Schrift sicher als ein Kennzeichen deutscher Art aufgefaßt worden. Der gotische Stil, durch den die Entstehung der deutschen Schrift verursacht wurde, ist ja nicht als „deutsch' im engeren Sinne, wohl aber auch als germanisch bedingt anzusehen

. Deutschsüdtiro! — d, h. das Gebiet von Brixen, Bozen und Heran — steht nun nach dieser nationalen Trennung der Schrift zwischen Deutschland und Italien ganz auf Seite des ersteren, während Trient auch in der Schrift sich der italienischen Entwicklung anschließt. Nach dieser Einleitung behandelt Santifaller die Bozner Schreibschrift der neueren Zeit, d. h. vom 16. bis 19. Jahrhundert, und zwar vor allem den Hervorgang der „deutschen' aus der „gotischen' Schrift. Alle einzelnen Buchstaben

werden in ihrer formalen Entwicklung genau verfolgt. In diesem Abschnitte liegt das fachwissenschaftliche Schwergewicht des ganzen Buches, denn eine so eingehende Darstellung dieser Entwicklung der deutschen Schreibschrift dürfte in der bisherigen Literatur noch nie geboten worden sein. Zusammenfassend kennzeichnet Santi faller S. 65 diese Entwicklung und die Stellung Bozens in derselben folgendermaßen: „Die gotische Schrift geht in der Hauptsache bereits im Laufe des 16. Jahrhunderts-in die deutsche Schrift

über; diese wird seitdem allgemein verwendet. Die italienische Humanistensdirift, die in Verona um 1500 bereits durchgedrungen ist, findet in Bozen überhaupt keinen Einlaß; erst seit den Sechzigerjahren des 17. Jahrhunderts taucht der aus dem Norden stammende Brauch auf, einzelne, meist fremdsprachige Worte und Namen in Lateinschrift zu schreiben. So folgt Bozen in seiner Schreibschrift von iyoo bis 1850 durchaus der im übrigen deutschen Sprachgebiet herr schenden Entwicklung.' Der zweite, umfangreichere Teil

gefärbte Handschriften von bekannten Bozner Bürgern wären wohl audi zu gewinnen gewesen und hätten die Sammlung wirkungsvoll belebt und ergänzt. Unter den Stellen aus den Rats protokollen hätten mit Vorteil auch solche gewählt werden können, die auch inhaltlich das deutsche Bewußtsein des Bozner Stadtrates zum Ausdruck bringen, wie die Zurückweisung von Gesuchen Welscher um die Verleihung des Bürgerrechtes oder die Forderung nach deutschen Geistlichen für die Stadt. Audi das Wesen der verschiedenen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 148 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
auf Besitzungen in dem derzeit von Italien be setzten deutschen Südtirol und in Qsttiroi bezieht, eine wichtige Quelle zur alpinen Wirt schaftsgeschichte vor. Das Urbar gehört zu den ältesten Urbaren, die auf deutschem Boden erschienen sind, wenn wir von den Urbaren der Karolingerzeit absehen. Das Urbar wurde vom Brixner Dompropst Winther von Neuenburg (12x8 bis 1234 oder 1235) verfaßt, das Ori ginal ist jedoch nicht mehr vorhanden, sondern es stehen uns nur mehr drei jüngere Hand schriften zu Gebote, deren

doch auch ihre Nachteile. Das Brixner Kapitel zeichnet sich gegenüber andern deutschen Domkapiteln nicht durch be sondern Reichtum aus. Sein Besitz erstreckt sich in der Häuptsache auf Deutschsüdtirol und auf Osttirol, genauer gesprochen auf das Eisacktal, auf das Etschtal um Bozen und Meran und auf das Pustertal (ostwärts bis zur Lienzer Klause). Der Besitz ist, wie wir das bei den meisten tiro lischen Grundherrschaften feststellen können, Streubesitz, erstreckt sich nicht über ganze Ortschaften, immerhin läßt

sich in einzelnen Gemeinden eine stärkere Kommassierung des Besitzes beobachten. Uber Höhe und Art des Ertrages der Güter gibt S. in der Einleitung übersichtliche, statistische Zu sammenstellungen, Bei den Getreideabgaben können wir wie anderwärts auf deutschem Boden das Uberwiegen der Abgaben an Roggen, der charakteristischen deutschen Brotfrucht, feststellen, doch hat sich das Kapital auch erhebliche Abgaben des seltener angebauten Weizens gesichert, der in der Volksnahrung eine geringere Rolle spielt

oder Schwaighöfen. Im Ausbau der S:edlung m den höheren Lagen kommt diesen Schwaig- höfen besondere Bedeutung zu 2 , Aus dem Urbar wird ersichtlich (z. B. S. 249), wie das Dom- ' Vergi, auch den Aufsatz S. in der Südtiroler Zeitschrift „Der Schiern' (Jahrg. 1926, F. 426 ff.): „Der Kalender des Brixner Dompropstes Winther.' S ìjk au f diese Bedeutung der Schwaighöfe für die alpine Siedlung in meiner Abhandlung „Die Besiedlung der Hochgebirgstäler» {Zeitschrift des Deutschen und österr. Alpenvereines Jahrg

. 51, 1920) hingewiesen Ausführlich betaßt sich mit den Sehwaighöfen eine Arbeit Q. Stolz' .Die Schwaighöfe in Tirol' in .Wissenschaftliche Veröffent lichungen des Deutschen und österr. Alpenvereines*, 5. Heft, 1930.

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1930
¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
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Seite 236 von 246
Autor: Santifaller, Leo / von Leo Santifaller
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Südtirol ; s.Archiv
Intern-ID: 349899
. Die vorliegende Sdhrift Santifallers will einmal in dieser Hinsicht, nämlich zur Geschichte der deutschen Schrift im allgemeinen, einen Beitrag liefern. Die Wahl des örtlichen Bereiches, für welchen aber dieser Beitrag erstellt wurde, gibt diesem aber auch eine besondere Bedeutung. Bozen war und ist ja die südlichste deutsche Stadt des geschlossenen deutschen Sprach- und Volksgebietes, und die Darstellung der Sdhrift, die dort in verschiedenen Zeitaltern üblich gewesen, ist daher auch ein wichtiger Beitrag

zur Geschichte des deutschen Wesens dieser Stadt und ihrer Umgebung. Je mehr die heutige italienische Gewaltherrschaft in Südtirol dessen angestammte deutsche Volksart unterdrückt, und je lauter und unverschämter die italienische Publizistik behauptet, daß das Deutschtum in Bozen und in Südtirol überhaupt nur eine künstliche Mache der österreichischen Regierung der letzten Zeit sei, um so wichtiger sind Veröffentlichungen, die in streng wissenschaftlicher Absicht und Arbeitsweise den wahren Sachverhalt

enthüllen. Zu diesen Arbeiten gehört audi das vorliegende Buch Santifallers. Es ist daher nicht nur als ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Schrift im allgemeinen, sondern auch als ein solcher zur Geschichte des Deutschtums an dem südlichen Rande seiner Verbreitung, selbstverständlich auch als ein wichtiger Beitrag zur Tiroler Landesgeschichte wärmstens zu begrüßen und demgemäß zu bewerten. Besonders zu danken ist audi dem Institut für Grenz- und Auslanddeutschtum in Marburg, daß es die Herausgabe

in Südtirol als Grundlage für den Gegenstand des Hauptteiles. Audi ist bislang für das begrenzte Gebiet von Südtirol eine Darstellung der Schriftentwicklung noch nie u -,-if vom Verfasser erstmals versucht worden, was vom Gesichtspunkt der Landes- gesch'chte gewiß sehr willkommen ist. Andererseits werden das vorliegende Buch audi viele vom Gesichtspunkt der wissenschaftlichen Erforschung des Grenzdeutschtuins, der deutschen Volks- tumsgeschichte in dem heute so bedrängten Randgebiete von Südtirol

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
[1919]
¬Die¬ Einheit Tirols : Denkschrift des akademischen Senats der Universität Innsbruck
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Seite 8 von 53
Autor: Universität <Innsbruck> ; Wopfner, Hermann ; Dreger, Moritz ; Wackernell, Joseph Eduard / [Hermann Wopfner ; Moritz Dreger ; Josef Eduard Wackernell]
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Umfang: 50 S. : Kt.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: 1. Aufl. u.d.T.: Die Einheit Deutschtirols. - In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol;s.Zukunft;z.Geschichte 1919
Signatur: II 109.465
Intern-ID: 149159
s Zahlenmäßiges Verhältnis der Nationalitüten Südtirols. Es stehen sich demnach, wie auch die beiliegende Sprachenkarte dartut, in Südtirol drei nationale Siedlungsgebiete gegenüber. Die Minoritäten und vereinzelten Sprachinseln in denselben sind verhält nismäßig so geringfügig, daß man berechtigt ist, von nationaler Geschlossenheit Zu sprechen. Die deutschen Minoritäten im Gebiete der geschlossenen italienischen Siedlung sind relativ bedeutender, als die italieni schen innerhalb des deutschen

Siedlungsraumes; in ersterem betragen die deutschen Minoritäten an nähernd vier Prozent der italienischen Bewohner schaft, während in Deutsch-Südtirol die italienischen Minoritäten auf annähernd drei Prozent der deut schen Bewohnerschaft sich belaufen. Der Verlust an Volksgenossen, der den Deutschen durch den Anschluß des italienischen Teiles von Südtirol an Italien er wächst, ist also immerhin absolut und relativ bedeu tender, als der, welcher den Italienern durch den Ver zicht auf Deutsch-Südtirol erwachsen

würde. ») Weil die Deutschen des GerichtsbeZirkes Kastelruth dem ge schlossenen deutschen Siedlungsgebiet des Eisacktales angehören^ wurden sie bereits in Tab. II, Bezirk Bozen, mitgezählt.

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
[1919]
¬Die¬ Einheit Tirols : Denkschrift des akademischen Senats der Universität Innsbruck
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Seite 34 von 53
Autor: Universität <Innsbruck> ; Wopfner, Hermann ; Dreger, Moritz ; Wackernell, Joseph Eduard / [Hermann Wopfner ; Moritz Dreger ; Josef Eduard Wackernell]
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl.-Anst. Tyrolia
Umfang: 50 S. : Kt.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: 1. Aufl. u.d.T.: Die Einheit Deutschtirols. - In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol;s.Zukunft;z.Geschichte 1919
Signatur: II 109.465
Intern-ID: 149159
82 Rückgang der deutschen Siedlung. Uàrblìck. günstigt: Der kulturelle Aufschwung der Italiener im Zeitalter der Renaissance verschaffte der italienischen Kultur und damit auch dem italienischen Volkstum werbende Kraft. Andererseits rief die Ausbreitung des deutschen Protestantismus auf katholisch-kirchlicher Seite eine Abwehrbewegung hervor, die hier an der Grenze deutschen und italienischen Volkstums zugun sten der Italianisierung wirksam wurde. Der Mangel an deutschen Priestern und deren

Ersetzung durch ita lienische erleichterte die Entnationalisierung. Während die geschlossene deutsche Siedlung verhältnismäßig nur geringe Einbuße erlitt, sind die zahlreichen deut schen Minoritäten in einzelnen Gemeinden und der Großteil der Sprachinseln der Ftalianisierung erlegen. Fassen wir das über das Alter der deutschen Be sudelung Gesagte zusammen: Die Gebiete vom Bren ner südwärts bis einschließlich Bozen waren schon in der Zeit vom 6. bis 11. Jahrhundert deutsch- nur in einzelnen Nebentälern

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