389 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_120_object_3936298.png
Seite 120 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
des Umsiedlungsplans wieder von der faschistischen Regierung aus. Am 3. Jänner 1939 richtete der italienische Außenminister Ciano über Botschafter Attolico an Ribbentrop ein Schreiben, in dem er zu Ribbentrops Vorschlag eines militäri schen Beistandspaktes zwischen Italien und Deutschland Stellung nahm 31 ). Gleichzeitig gab er Attolico „alcune istruzioni su quanto dovrà dire ai tedeschi, specialmente in relazione ai rappor ti commerciali tra i due paesi e all'Alto Adige' 32 ). Attolico versuchte

am 9. Mai an das Auswärtige Amt in Berlin, daß Hitler wegen seiner unzweideutigen Feststellung hinsichtlich der Alpengrenze und wegen seiner Auffassung über das deutsch italienische Freundschaftsverhältnis einen sehr nachhaltigen Ein druck erzielt habe 28 ). Die praktische Konsequenz, die sich für Hitler aus seinen Erklärungen über die Brennergrenze ergab, war die entschiedene Unterdrückung jeglicher Propaganda, die auf einen Anschluß Südtirols an das Deutsche Reich ausgerichtet war. In dieser Frage

scheint er denn auch Mussolini seine feste Zusicherung gegeben zu haben. Die Direktive von Reichsaußen minister Joachim von Ribbentrop an die deutschen Ge sandten im Ausland wenige Tage nach der Rückkehr Hitlers nach Deutschland, jede Südtirolpropaganda streng zu unterdrük- ken 27 ), und die in einem Rundschreiben des Auswärtigen Amtes vom 14. Mai 1938 enthaltene Verordnung, „daß, nachdem der Führer die deutsch-italienische Grenze endgültig anerkannt hat, das Thema ,Südtirol' für uns abgeschlossen

und bei der Vertretung ihrer Wünsche Disziplin bewahren' 2B ). Daß die Südtiroler bei ihren Forderungen nach einer toleran ten Minderheitenpolitik von seiten der faschistischen Regierung die nötige Disziplin zu bewahren gewillt waren, hatten sie bereits seit mehr als fünfzehn Jahren bewiesen. Leider war Mussolini nie bereit, solche Tugenden mit einer Gegengabe zu honorieren. Auch im Jahre 1938 wurde seine Absicht, den Südtirolern auf kulturellem Gebiet entgegenzukommen, nicht realisiert. Die Fra

ge, ob er ein derartiges Vorhaben überhaupt jemals ernstlich erwogen hat, ist nicht zu beantworten. Tatsache ist, daß Südtirol vom Beginn des Jahres 1939 an — in der zweiten Hälfte des Jahres 1938 scheinen keine nennenswerten deutsch-italienischen Gespräche in der Südtirolfrage stattgefunden zu haben 30 ) — wieder im Brennpunkt der machtpolitisch-nationalistischen Aus einandersetzungen zwischen der deutschen und der italienischen Regierung stand. Wie bereits im März des Jahres 1938 ging die Initiative zur Aktivierung

1
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_28_object_3936148.png
Seite 28 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
der Beteiligten zu erfolgen hat. Wie schmal diese Basis der Freiwilligkeit allerdings ist, zeigt der weitere Wortlaut: die Richter werden ersucht, „ihren Untergebenen vorzustellen, daß es zweckmäßig ist, wenn sie sofort einen freiwilligen Beweis ihrer Ergebenheit gegenüber den Weisungen der nationalen Regierung liefern, indem sie das Gesuch um die Umwandlung in die italienische Form überrei chen .. Legt man diese Andeutung auf die Zweckmäßigkeit eines freiwilligen Ergebenheitsbeweises dem Wortlaut

aller jener Schreibnamen oder Adelsprädikate anzulegen, die in die italienische Form zurückzuführen sind. Für jede Namensitalianisierung sollte ein eigenes Dekret ausgestellt wer den. In Fällen, in denen bei der „Rückführung' mehrere italie nische Formen in Frage kommen, kann der Präfekt das Gut achten von einschlägigen Anstalten, Organen oder Sachkundigen einholen. Am 29. September 1926 richtete der Staatsanwalt von Bozen an alle Richter dieses Tribunalsprengeis ein Schreiben 3 ), das über den sanften, indirekten

des Gesetzes vom 24. Dezember 1925 4 ) zugrunde, durch das die kgl. Regie rung bis zum 31. Dezember 1926 ermächtigt ist, Beamte, Funk tionäre und Angestellte jeder Klasse und jeden Ranges der staat lichen Verwaltung ihres Dienstes zu entheben, wenn sie sich mit den allgemeinen politischen Richtlinien der Regierung in Wider spruch setzen, kann man ermessen, wie die faschistische Regie rung den Begriff „Freiwilligkeit' interpretiert wissen wollte und welche Druckmittel sie in der Hand

' 7 ) auch die deutschen Familiennamen ins Italienische zu übertragen und war dabei der Meinung, daß das ein „lampante diritto e dovere della nazione' 8 ) sei. Mit einem Eifer, der wahrhaftig einer besseren Sache würdig gewesen wäre, sammelte er alle in Südtirol vorkommenden deut schen Familiennamen — nach seinen eigenen Angaben 9 ) sind es rund 6000 verschiedene Namen — und gab ihnen nach „ge wissenhaften Archiv- und Sprachstudien' 10 ) die italienische Form. Dabei übersetzte er in vielen Fällen einfach die deutschen

2
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_122_object_3936302.png
Seite 122 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
eines neuen Weges für Europa und die Menschheit pries und dann feststellte, daß seiner Meinung nach das deutsche und das italienische Volk nichts enger aneinander binden könne, als der teuflische Haß, den die übrige Welt gegenüber diesen beiden Staaten, die nie mandem etwas zu Leide getan hätten, hege 45 ). Dieser Brief verfehlte seine Wirkung nicht. Bereits am folgenden Tag, dem 26. März, hielt Mussolini eine prodeutsche Rede, in der er die Zukunft des Faschismus der der Achse gleichsetzte

46 ). Der italienischen Regierung schien die Periode der Reaktivie- rung der deutsch-italienischen Beziehungen für einen neuerlichen Vorstoß in der Umsiedlungsfrage günstig. Am 5. April sprach Botschaftsrat Magistrati im Auswärtigen Amt vor und äußerte in einer Erörterung des Umsiedlungsproblems seinem Gesprächs partner, dem Italien-Referenten Legationsrat Dr. Heinburg ge genüber, daß „die Umsiedlung aller Südtiroler nach Deutschland' die einzige wenn auch etwas „radikale' Lösung dieser Frage sei. Denn die Südtiroler

fühlten sich als Deutsche und seien, solange sie zu Italien gehörten, nicht zu befriedigen. Magistrati meinte abschließend, daß es für den „Duce' schwer sei, dem Führer ein derartiges Konzept zu unterbreiten, weil es sich bei den Südtirolern um italienische Staatsangehörige handle; Musso lini würde aber einem solchen Plan, wenn der Führer ihn zur Sprache bringe, gerne seine Zustimmung erteilen 47 ). Heinburg verhielt sich — wie er selbst bemerkt 48 ) — diesen Ausführungen des italienischen

Botschaftsrates gegenüber völlig „rezeptiv'. Auch die deutsche Regierung zeigte in den folgenden Wochen wenig Interesse an einer „Radikallösung', wie sie Ma gistrati Heinburg suggerieren wollte. Da sich unter dem maß geblichen Einfluß des Präfekten der Provinz Bozen, Mastromattei, indessen jedoch auch die italienischen Vorstellungen zur Um siedlung gewandelt hatten 4# ), lag am 22. Mai 1939, als der mili tärische Beistandspakt („Stahlpakt') zwischen Deutschland und Italien geschlossen wurde

zum Stahlpakt selbst war Südtirol bzw. die Garantie der Brennergrenze mit keinem Wort erwähnt. Erst in der endgültigen Fassung 51 ) wurde auf hartnäckiges Verlangen Attolicos hin in der Präambel auf die „für alle Zeiten festgelegte Grenze zwischen Deutschland und Italien' s *) hingewiesen ä3 ). Attolico versuchte bei der deutschen Regierung auch noch eine Verlautbarung durchzusetzen, daß sie sich mit dem Abschluß des „Stahlpaktes' entschlossen habe, „mit der Umsiedlung der Deutschen in Südtirol' zu beginnen

3
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_15_object_3936128.png
Seite 15 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
ten als Amtssprache nur die italienische Sprache verwenden dür fen; am 28. Oktober 1923 wurde angeordnet, daß alle Anzeigen, Kundmachungen, Wegweiser, Tafeln, Aushängeschilder, Firmen aufschriften, Edikte und Tarife in italienischer Sprache abgefaßt werden müssen. In jenen Orten, in denen die Unterrichtssprache noch nicht ausschließlich italienisch war, wurde die Beifügung einer deutschen 'Übersetzung in lateinischen Buchstaben ge stattet 21 ). Am 13. November 1923 dekretierte das kgl. Schulamt

in Trient, „daß in allen jenen ersten Klassen, in welchen die italie nische Unterrichtssprache eingeführt ist, auch der Religions unterricht in italienischer Sprache erteilt werden muß' 22 ). Mit dieser Verordnung hatte sich die Regierung allerdings zu weit nach vorne gewagt: hier berührten die Entnationalisierungsbe strebungen einen Bereich, für den der Staat nicht mehr allein Entscheidungen -treffen konnte. Nach einer persönlichen Vor sprache des Brixner Fürstbischofs Johannes Raffi beim Papst Anfang

Dezember wurde diese Verfügung über Intervention des Heiligen Stuhles bei der römischen Regierung am 17. Dezember 1923 vorläufig aufgehoben 23 ) und der Religionsunterricht wie der in deutscher Sprache erteilt. Trotz dieser staatlichen Kon zession versammelten die Pfarrer auf Weisung des Bischofs an den schulfreien Tagen die Schulkinder in den Pfarrhäusern und Kirchen und gaben ihnen Religionsunterricht in der Mutter sprache 24 ). Die weitere Durchführung des Entnationalisierungsprogram- mes im Jahre

Unterricht steht es den Lehrpersonen frei, ein System zur Anwendung zu bringen, nach welchem die italienische Sprache und die von den Fremdsprachigen gebrauchte sich abwechselnd ergänzen und erklären' 26 ). Trotz dieser Konzession offenbarte gerade diese Maßnahme die ganze Brutalität des faschistischen Italianisierungsprogram- mes: dem lallenden Kind sollten bereits die Keime der Fremd sprache in die Seele gepflanzt werden, um ihm den Weg zum Verständnis der Muttersprache zu versperren. Am 23. August

1924 wurde die deutsche Lehrerbildungsan stalt in Bozen aufgelöst. Die Motivierung dieser Verfügung in dem diesbezüglichen Ministerialbeschluß lautet: „ ... Dieses bisher mit deutscher Unterrichtssprache beibehaltene Institut erweist sich jetzt als überflüssig, weil sich die fremdsprachigen Volksschulen nach und nach in italienische umwandeln. Anderseits sind die Vorbereitun gen zur Errichtung eines italienischen Gymnasium-Lyzeums in Bozen an Stelle der Lehrerbildungsanstalt im Gange

4
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_77_object_3936229.png
Seite 77 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
und Italien einge leitete Politik der Entspannung fortzuführen. Seipel hatte Ende Juni 1928 die wegen Südtirol zwischen der österreichischen und italienischen Regierung entstandene Kontroverse mit der Erklä rung zu bereinigen versucht, er habe nie aufgehört, die Südtiroler Frage als eine rein interne italienische Angelegenheit zu betrach ten 2 ). Mussolini berief daraufhin den im Februar 1928 zur Be richterstattung nach Rom beorderten italienischen Gesandten in Wien zwar wieder in die österreichische

tragend' fuhr Schober fort, „hat der italienische Regierungschef mich wissen lassen, daß die italienische Regierung nunmehr ihre Zu stimmung zur Schaffung der Voraussetzungen für die Begebung unserer Anleihe erteilt hat' 3 ). Am 3. Februar 1930 reiste Bundeskanzler Schober auf Ein ladung Mussolinis zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Rom und sanktionierte die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten mit der Unterzeichnung eines auf zehn Jahre be fristeten Freundschafts-, Vergleichs

5
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_9_object_3936118.png
Seite 9 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
, es würde der freiheitlichen Tradition und der Würde Italiens widersprechen, wenn es eine solche Schutz klausel unterzeichnen müßte. Gegenüber dem Protest Österreichs gegen die Lostrennung Südtirols wiesen die Siegermächte in einer Antwortnote vom 2. September 1919 auf eine Erklärung Ministerpräsident Nittis vom 6. August im römischen Parlament hin, in der dieser versicherte, die italienische Regierung beab sichtige, „gegenüber ihren neuen Untertanen deutscher Nationa lität in bezug auf deren Sprache, Kultur

der Militärverwaltung unter Pecori- Giraldi und der darauf folgenden Zivilverwaltung unter General kommissär Credaro bis zum Machtantritt des Faschismus im Ver gleich zu den nationalistischen Exzessen der späteren Jahre als erträglich bezeichnet werden, allein die italienische Regierung war schon damals nicht bereit, das deutsche Südtirol bis Salurn vom italienischsprachigen Trentino zu trennen und das Eigen leben der Südtiroler durch die Gewährung einer Autonomie ge setzlich zu garantieren. So konnten die Pläne

ins römi sche Parlament seine förmliche ,Rechtsverwahrung' einzu bringen verpflichtet ist. Wir Tiroler kennen die Pflichten, die sich für uns aus der heutigen Lage ergeben, andererseits werden wir aber niemals auf das Recht verzichten, uns an das italienische Volk zu wenden, dem der nationale Gedanke stets das Gesetz war und von ihm zu fordern, daß es unsere natio nale Freiheit wiederherstelle. .. 12 ). 3. Das Versprechen italienischer Staatsmänner und die ersten

6
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_61_object_3936203.png
Seite 61 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
werden. Diese Persönlichkeiten hätten nie an antiitalienischen Agitationen teil genommen und sie auch nie ermutigt. Wenn unverantwortliche Elemente diesen Weg einschlagen würden, werde die Bundes regierung mit aller Energie im Rahmen der gesetzlich zur Ver fügung stehenden Mittel dem entgegentreten. Infolge dieses Notenwechsels hat Ministerpräsident Mussolini verfügt, daß der italienische Gesandte in Wien, Comm. Auriti, auf seinen Wiener Posten zurückkehrt' 4S ). Wenn auch der Tiroler Abgeordnete Kolb einem Korrespon denten

nungen des Pfarrers und nicht des italienischen Volksschul lehrers unterworfen waren 40 ). Obwohl die Position des Heiligen Stuhles im Hinblick auf die damals gerade laufenden Verhandlungen über den Abschluß eines Konkordates zwischen Kirche und Staat in Italien äußerst schwierig war, hatte also Papst Pius XI. doch erfolgreich bei der faschistischen Regierung interveniert und die weitere Ertei lung des Religionsunterrichtes — wenn nicht in der Volksschule, so doch außerhalb

hat dabei erklärt, daß er nie aufgehört habe, die Südtiroler Frage als eine rein innere italienische Angelegenheit zu betrachten und daß die italienischen Staatsbürger deutscher Nationalität ihre Wünsche und Einwendungen nur an Italien richten müssen Der Kanzler erklärte weiter, daß die verantwortlichen Persön lichkeiten Österreichs immer darauf bedacht waren, sich nicht in die innenpolitischen Angelegenheiten einzumischen und daß sie auch in Zukunft diese Richtlinien einhalten

für ihre nackte Existenz und unser Staat ist in der Zwangslage, einstimmige internationale Beschlüsse zu benötigen, damit die Anleihe 46 ) endlich zustandekomme und die Investi tionen nicht unterbrochen werden müssen. Solche Argumente sind von furchtbarer Kraft. Die österreichische Regierung hat offenbar keinen Weg gefunden, sich ihnen zu entschlagen.' Der Rückzug Seipels in der Südtiroler Frage dürfte also der Preis gewesen sein, mit dem er die Zustimmung Mussolinis zu der für die österreichische Wirtschaft

7
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_100_object_3936266.png
Seite 100 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
klar hervorgeht. Wenn es der italienischen Regierung mit einer milderen Behandlung der Südtiroler Ernst gewesen wäre, so hätte es einer solchen Verordnung nämlich gar nicht bedurft. Die italienische Regierung hätte nur ihre Behör den anweisen müssen, deutschen Privatunterricht in Süd tirol nicht zu verfolgen . .. Geradezu grotesk mutet dann die Bestimmung an, wer deutschen Privatunterricht erteilt, müsse die vollständige Beherrschung der italienischen Sprache nachweisen. Das klingt

das regelmäßige und ersprießliche Funktionieren der obgenannten Volksschulen nicht stören.' In den weiteren Artikeln wurde ver fügt, daß die Personen, die solchen Unterricht erteilen, im Be sitz eines Zeugnisses über den Abschluß der italienischen Mittel schule und eines Nachweises über die perfekte Beherrschung der italienischen Sprache sein müssen. Ferner mußten sie italienische Staatsbürger und von den faschistischen Behörden als „moralisch geeignet' qualifiziert werden. Die Schulbehörde behielt

Bedingungen nach seiner Ansicht nicht erfüllt wurde, insbesondere wenn die Führung der Privatschule im Widerspruch mit den Interessen der öffentlichen Volksschule stand oder mit den staatlichen und politischen Direktiven der Regierung unvereinbar war 21 ). Obwohl also der Erlaß eine Reihe von Obstruktionsklauseln enthielt, durch die die Durchführung des Dekretes praktisch dem Wohlwollen der örtlichen faschistischen Parteifunktionäre an 180 heimgestellt worden war, sah die Wiener „Reichspost' darin

8
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_31_object_3936153.png
Seite 31 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
für die Kreditbeschaffung fast nicht in An spruch genommen wurden. Die Südtiroler hegten ein nur zu berechtigtes Mißtrauen gegen italienische Geldinstitute. In den ersten Jahren nach dem Kriege wurden ihnen nämlich von ita lienischen Banken Kredite geradezu aufgedrängt und dann in schweren Zeiten rücksichtslos gekündigt und eingetrieben 40 ). So deckten also die Landwirte, landwirtschaftlichen Organisationen usw. ihren Geldbedarf durch Kredite der 132 in der landwirt schaftlichen Zentralkasse

zusammengeschlossenen Raiffeisenkas- sen. Um diese äußerst wichtige Finanzierungsquelle der Südtiroler Wirtschaft in italienische Hände zu bekommen, wurde am 3. Ok tober 1926 in Bozen die Generalversammlung der landwirtschaft lichen Zentralkasse, zu der Vertreter von 103 der 132 Genossen schaften erschienen waren, im Auftrage „des macht- und geschäf telüsternen Trientner Klüngels' 41 ) gesprengt: Rund dreißig mit Totschlägern bewaffnete Faschisten drangen in den Versamm lungssaal ein, trieben die Teilnehmer in die Flucht

und verhinder ten so die Neuwahlen in der Verwaltung der Zentralkasse 42 ). Als wenige Tage später der Unterpräfekt von Bozen, Steffanini, der auch Mitglied des Aufsichtsrates des „Istituto Federale di Credito per il risorgimento delle Venezie', Filiale Trient, war 43 ), als Regierungskommissär der Geldanstalt eingesetzt wurde 44 ), war das Ziel der Faschisten erreicht: ein rein deutsches Geldinstitut mit 132 auf das ganze Land verteilten Raiffeisenkassen war in italienische Zwangs Verwaltung gekommen

, die in der Bevölkerung Südtirols ungeheure Empörung auslösten und so recht den tyrannischen Ungeist offenbarten, der faschistische Gehirne beherrschte, be gann die faschistische Regierung Vorkehrungen zu treffen, um durch Ansiedlung von Italienern aus dem Trentino und den

9
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_59_object_3936200.png
Seite 59 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
; denn Südtirol sei eine aus schließlich italienische Angelegenheit und die Politik, die die faschistische Regierung in der Provinz Bozen treibe, unterscheide sich nicht von der in den anderen 91 Provinzen Italiens. Die Südtiroler hätten dieselben Rechte und Pflichten wie alle ande ren italienischen Staatsbürger, Allein in der Stadt Bozen seien noch 376 deutschsprachige Beamte beschäftigt und in der gan zen Provinz 664. Da das alles nicht anerkannt würde, müßten sie demnächst vor die Alternative gestellt

, war eine infame Lüge. Die „Neue Zürcher Zeitung' kommentierte diesen Passus der Rede Mussolinis folgendermaßen: „Wenn Mussolini sagt: ein Druck auf die Sprache, die Sitten und die lokalen Gebräuche werde nicht ausgeübt, so verschlägt einem ein solcher Satz, aus verantwortlichem Munde angehört, angesichts der tat sächlichen Verhältnisse fast die Sprache. Soll man die zahllosen Verordnungen zitieren, die beweisen, daß der italienische Sprach 206 fanatismus, von der Schule ausgehend, über Orts- und Familien

namen, über alle Kleinigkeiten des Lebens bis hinein in die Service und die Wäsche der Hotels reicht' 27 )? Mussolini aber rechtfertigte die faschistische Entnationalisie rungspolitik in Südtirol mit der These, die Südtiroler seien italienische Staatsbürger und als solche hätten sie gleiche Rechte und gleiche Pflichten wie alle übrigen Staatsbürger Italiens; was Italien in Südtirol verlange, sei nichts anderes als die Anwendung bzw. Befolgung der italienischen Gesetze. In gekonnt sophisti scher

10
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_124_object_3936305.png
Seite 124 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
Südtiroler, die damals bei Göring in Berlin auf Besuch waren, dem ehemali gen deutschen Botschafter in Rom Ulrich von Hassell — verlangt, „daß niemand mehr auch nur das Wort Südtirol aussprechen dürfe und daß sofort alle Reichsdeutschen, vor allem natürlich Österreicher... aus Südtirol herausgeholt würden und im übri gen die Umsiedlung der Südtiroler in die Wege geleitet wür de' #1 )- Um seiner Forderung noch besonderen Nachdruck zu verleihen und der faschistischen Regierung zu demonstrieren

- und Volksdeutschen aus Südtirol betraut habe, und daß Himmler bis zum 22. Juni die Beschaffung von Namenlisten angeordnet habe •»). Mit der Bestellung Himmlers zum Generalbeauftragten für die Südtirolumsiedlung und der Beschaffung von Namenlisten jener Südtiroler und Reichsdeutschen in Südtirol, die für eine Expatriierung vordringlich in Frage kamen, war die Vorberei tung für die entscheidende deutsch-italienische Umsiedlungskon ferenz, die am 23. ]uni 1939 ino Geheimen Staatspolizeiamt in der Prinz-Albrecht

-Straße in Berlin stattfand und am selben Tage zur Berliner Vereinbarung führte, abgeschlossen. Das leidige Südtirolproblem, das sich lange genug als latentes Spannungsfeld in den deutsch-italienischen Beziehungen erwiesen hatte, sollte nun auf jene radikale Weise liquidiert werden, wie sie Beamte der italienischen Regierung ein ]ahr lang den Deutschen sugge riert hatten. So schien den faschistischen Machthabern nun doch 228 jener Erfolg zuteil zu werden, der ihnen in mehr als fünfzehn Jahren

® 6 ), hatten sich die italienischen Vorstellungen in dieser Frage in den letzten Monaten unter dem maßgeblichen Einfluß Mastromatteis gewandelt. Hatte Magistrati noch am 5. April 1939 dem Italien-Referenten Legationsrat Dr. Heinburg gegenüber er klärt, daß er die einzige Lösung des Südtirolproblems in der Umsiedlung aller Südtiroler sehe« 7 ), sò konzentrierte sich das italienische Interesse auf der Berliner Konferenz nunmehr auf die Umsiedlung der etwa 10.000 „ExÖsterreicher' (Reichsdeut sche) — in ihnen wähnten die Faschisten

11
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_57_object_3936197.png
Seite 57 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
reichische Volk gerade in dieser Angelegenheit nicht nur Worte sondern sogar Taten verstehen würde, werden wir uns nicht mehr auf die Haltung einer Regierung verlassen, sondern die Sache Südtirol einer Österreich und Deutschland umfassenden Volksbewegung anvertrauen, die ihre Diplomatie machen wird ganz gleich, ob die Regierungen sich hüten, Italien durch un freundliche Akte' 10 ) zu verstimmen. Köstlich übrigens: Wenn man die Schandtaten Italiens vor der Welt ausbreitet — so wäre

, Schuschnigg, Steiner und Straffner an den Bundeskanzler eine Interpellation, in der sie zunächst die Bundesregierung auf die radikale Assimi- lierungspolitik der faschistischen Regierung in Südtirol und auf die „moralischen und völkerrechtlichen Verpflichtungen, die Ita lien bei der Annexion dieses deutschen Landes vor aller Welt auf sich genommen' habe, hinwiesen; sie stellten dann die Frage, was der Bundeskanzler zu unternehmen gedenke, „um die Ein haltung der bei und nach Abschluß der Friedensverträge

des italienischen Königs vom 1. Dezember 1919 — um ein Ver sprechen handle, das italienische Staatsmänner ohne jede inter nationale Protokollierung italienischen Staatsbürgern — im kon kreten Fall den Südtirolern — gegeben haben, müsse vom völker rechtlichen Standpunkt aus gesehen Südtirol als eine ausschließ lich italienische Angelegenheit betrachtet werden. Unter diesem Gesichtspunkt sei also eine Intervention zugunsten der Sudtiroler beim Völkerbund nicht möglich. Auch den zweiten theoretisch möglichen

12
Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Geschichte , Südtiroler Dorfbücher
Jahr:
2009
Unser Pustertal : in Vergangenheit und Gegenwart
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/525775_PUSTERTAL/525775_PUSTERTAL_431_object_5626041.png
Seite 431 von 632
Autor: Bezirksgemeinschaft Pustertal / Bezirksgemeinschaft Pustertal (Hg.)
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 623 S. : zahlr. Ill., graph. Darst.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Ital. Ausg. u.d.T.: Val Pusteria ; Lad. Ausg. u.d.T.: La valada de Puster ; Literaturangaben
Schlagwort: g.Pustertal ; z.Geschichte ; f.Aufsatzsammlung<br>g.Pustertal ; s.Heimatkunde ; f.Aufsatzsammlung
Signatur: III A-32.499
Intern-ID: 525775
leichtes Spiel bei der geschwächten Bevöl kerung: es kam zu einer Typhusepidemie, zu vielen Tuberkulosefällen, zu einer erns ten Grippewelle und zu einer vermehrten Verbreitung von Geschlechtskrankheiten. Das Kriegsende war gezeichnet von einem hastigen, unkontrollierten Rückzug der Trup pen über den Brenner. Am 13. November 1918 amtierte in Bruneck dann ein italieni sches Besatzungskommando, während die k. k. Monarchie endgültig Geschichte war. Das Königliche Italienische Stationskommando

bezog Sitz im Hotel Bruneck. Zunächst hoffte man noch, dass die italienische Besetzung nur ein vorübergehender Zustand sei; am 10. Septem ber 1919 war Österreich jedoch gezwungen, Südtirol endgültig an Italien abzutreten, und dieser Friedensvertrag trat offiziell am 10. Ok tober 1920 in Kraft. Faschismus und Zwischenkriegsjahre Zunächst gab es noch eine relativ gute Zusam menarbeit zwischen den italienischen und den lokalen Behörden Brunecks. Dies änderte sich jedoch mit der Machtergreifung Musso

linis 1922. Nun wurden auch die Faschisten von Bruneck laut, beanspruchten Klassenräu me für die italienische Schule und erzwangen die Entfernung aller Symbole, die an die Mon archie erinnerten. 1924 kam es in Bruneck zur Gründung einer faschistischen Ortsgruppe, deren erstes Ziel es war, bei den bevorstehen den Parlamentswahlen am 6. April Unruhe zu stiften und nicht faschistisch eingestellte Wähler vom Urnengang abzuhalten. Dabei kam es in Bruneck zu einer regelrechten Jagd durch eine Handvoll

zu sein, um keine Nachteile zu erfah ren. Seit 1922 war Richard Hibler Bürgermeis ter von Bruneck. Er stand für eine Politik der Annäherung zwischen Südtirolern und Italie nern. Im Gemeinderat fand seine Haltung zwar kaum Zustimmung, doch brachte ihm die italienische Obrigkeit so viel Sympathie entgegen, dass sie ihn zunächst als kommis sarischen Verwalter der Stadt einsetzte, als der Gemeinderat 1925 suspendiert wurde, und schließlich sogar als Podestä von Bruneck. Damit war Bruneck neben Meran die einzige größere

13
Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Geschichte , Südtiroler Dorfbücher
Jahr:
1998
Kurtinig : ein Dorf an der Sprachgrenze in Vergangenheit und Gegenwart
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/155336/155336_31_object_5497908.png
Seite 31 von 223
Autor: Tiefenbrunner, Heinz / Koordination: Heinz Tiefenbrunner ...
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 215 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturangaben
Schlagwort: g.Kurtinig <Weinstrasse> ; s.Heimatkunde
Signatur: II 159.322
Intern-ID: 155336
, meist aus dem Cembratal, dem Fleimstal und dem restlichen Trenti no, gekommen zu sein, da die Einbindung der Trenti- ner Zuwanderer in die Dorfgemeinschaft als sozialer Aufstieg empfunden wurde und meist innerhalb einer Generation eine natürliche Assimilierung in die deut sche Volksgruppe stattfand. 25 Um vorzubeugen, daß deutsche Schulen mit vielen italienischen Kindern einfach in italienische Schulen umgewandelt werden konnten, wie es in Pfatten und Branzoll geschehen war 26 , legte die Tiroler

zu werden.« 27 Das Staatsgesetz für die österreichische Reichshäfte von 1867 garantierte al len Nationalitäten die gleichen Rechte. Der öster reichischen Regierung lag somit jeglicher Eingriff zu gunsten einer der zahlreichen Volksgruppen fern. Aus demselben Grund rang die Regierung auch der Trien- ter Kurie die Zusage ab, daß die Pfarreien im Unter land nach und nach mit deutschen Seelsorgern be setzt werden mußten. 28 Die unmittelbare Nähe Kurtinigs zur deutsch italienischen Sprachgrenze und der im 19. Jahrhun dert

entstehende italienische Nationalismus, der im mer deutlicher vor allem auf das Südtiroler Unterland seine Ansprüche zu erheben begann, führte auch in Kurtinig zur Entwicklung eines Grenzlandbewußtseins und in der Folge zu privaten Initiativen zum Schutz des deutschen Charakters der Gemeinde. So versuch te man zum Beispiel auf Vereinsbasis, das deutsche Schulwesen abzusichern. Am schlagkräftigsten war der 1880 in Wien gegründete »Deutsche Schulver ein« 29 , dem es bald gelang, in ganz Deutsch-Öster reich

14
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_13_object_3936124.png
Seite 13 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
werden muß, wur de nun zum System, zur systematischen Unterdrückung einer Minderheit nach einem klar formulierten und offen proklamier ten Aktionsprogramm, das das Plazet der Regierung besaß. Die Durchführung dieses Programmes begann bereits vor dessen offizieller Verlautbarung, als am 21. Jänner 1923 Süd tirol mit dem italienischen Trentino zu einer einheitlichen Pro vinz zusammengeschlossen, die italienische Provinz- und Gemein degesetzgebung auf die neuen Provinzen übertragen und die Kommission

Mittelschulen; Strenge Kontrolle von Auslands-Hochschuldiplomen; Ausbau des Studieninstitutes für Südtirol (Oberetsch); Änderung des Gebietsumfanges des Bistums Brixen; Italienische Gerichtssprache; Überwachung der Handelskammer und der landwirtschaftlichen Körperschaften; Bahnprojekte Mailand—Mals, Veltlin—Brenner, Agordo—Brixen; Steigerung des Truppenbestandes in Südtirol' 7 ). Ziel dieses Italianisierungsprogrammes, das zugleich Regie rungsprogramm war — Tolomei nennt es in seinen Memoiren

' 10 ). 2. Die Durchführung des Programmes Die düsteren Vorzeichen dieses Kampfes gegen deutsche Sitten und deutsche Überlieferung in Südtirol hatten sich bereits angekündigt, als Faschisten den freigewählten Gemeinderat von Bozen mit Bürgermeister Perathoner an der Spitze absetzten und die deutschen Schulkinder aus der Elisabethschule vertrieben. Was jedoch damals noch als Einzelaktion — die allerdings durch die wohlwollende Passivität der Regierung legalisiert wurde — von nationalistischen Heißspornen angesehen

15
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_70_object_3936218.png
Seite 70 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
VIII. Kapitel DIE BEDEUTUNG DEB „LATERANVERTRÄGE' UND DES „PLEBISZITS' FÜR SÜDTIROL Es waren also weiterhin harte Zeiten, die die Südtiroler unter dem faschistischen Gewaltregime durchzumachen hatten. Die Zukunft versprach nichts Gutes. Einen kleinen Lichtblick im düsteren Dasein dieser schwer bedrängten nationalen Minderheit in Italien bedeutete zu Beginn des Jahres 1929 der Abschluß der Lateranverträge zwischen dem Heiligen Stuhl und der faschistischen Regierung (11. 2. 1929). Einige Artikel

bezogen sich auch auf die Verhältnisse in Südtirol. Sie sollen hier wieder gegeben und kurz interpretiert werden: Artikel 22: Geistliche, die nicht italienische Staatsangehörige sind, können nicht auf Pfründen in Italien investiert werden. Die Inhaber der Diözesen und Pfarreien müssen außerdem die italienische Sprache sprechen können. Nötigenfalls müssen ihnen Koadjutoren beigegeben werden, die außer dem Italienischen auch die ortsübliche Sprache verstehen und sprechen, um nach den Vorschriften

zwischen dem Heiligen Stuhl und der faschistischen Regierung entgegenbrach ten, stand die Frage, ob es dem Papst gelingen werde, von Mus solini eine Garantie für den Gebrauch der Muttersprache im Religionsunterricht in Südtirol zu erhalten. Wie der Mailänder „Corriere della Sera' 2 ) in einem Bericht über die Konkordats verhandlungen mitteilte, habe sich der Heilige Stuhl denn auch um eine solche Garantieerklärung sehr bemüht. Daß es in diesem Punkte jedoch zu keiner Einigung kam, habe am ent schiedenen Widerstand

16
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_49_object_3936183.png
Seite 49 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
längere Zeit Bolzano geheißen', sagte der Ministerpräsident, „und es ist Zeit zu sagen, daß Bolzano stets eine durchaus italienische Stadt gewesen ist. Die Verdeutschung Bozens ist erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erfolgt, und zwar als Österreich, nachdem es Venedig verloren hatte, Südtirol und das Trentino rücksichtslos germanisierte, um einen Keil zwischen zwei italienische Gebiete zu treiben.' Der Schluß, den Mussolini aus diesen Prämissen zog, war dreifach: 1. In Südtirol gibt

es nur eine italienische Minderheit, die einen deutschen Dialekt als Umgangssprache spricht, und das nur seit einem halben Jahrhundert; 2. das Minderheitenproblem ist unlösbar; man kann es auf den Kopf stellen, aber nicht lösen; 3. die Gründung der Provinz Bozen stellt keine • Konzessionen oder Geschenke für das deutsche Element dar. Die Provinz wurde gegründet, um jene Gegend raschestens zu italianisie- ren 2 ). Als Beweis für die seltsame historische These, daß Bozen bis in die Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein

eine italienische Stadt war, führte Mussolini die im 17. und 18. Jahrhundert in italieni scher Sprache abgefaßten Akten des im Jahre 1635 eingesetzten Bozner Meßgerichts an, die der Abgeordnete Carlo Barduzzi — ein Trientner Fanatiker und nach der Auflösung der Bozner Handelskammer bis zur Schaffung einer selbständigen Provinz

17
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_27_object_3936147.png
Seite 27 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
konn te —, gewann sein Anspruch jene moralische Stärke, die — so hätte man meinen mögen — wenigstens der weiteren Italianisie- rungspolitik in Südtirol Einhalt gebieten sollte. Allein die Hoffnung, daß die faschistische Regierung ihre Ent nationalisierungspolitik einstellen oder gar bereits verhängte Maßnahmen aufheben würde, erwies sich bald als trügerisch. Nach einer kurzen Pause des taktischen Zurückhaltens begannen ungerechte Unterdrückungspolitik und hemmungsloser Italianisie- rungsfanatismus

wieder ihr niederträchtiges Werk. Das Losungswort dazu gab Mussolini selbst. In einem dem „Petit Parisien' am 27. Februar 1926 gewährten Interview 2 ») erklärte er: „Diese Gefahr sah ich in Südtirol: alles war dort deutsch, Beamte, Lehrer, Geistlichkeit, Post und Eisenbahn. Man sprach nur deutsch. Ich habe da Ordnung gemacht: an der österreichischen Grenze habe ich die 30-Kilometer-Zone einge führt, in der nur Leute wohnen dürfen, die eine besondere Erlaubnis haben. Im ganzen Gebiet ist die italienische Sprache

obligatorisch, alle Post- und Eisenbahnbeamten sind Italiener; italienische Familien werden überall angesiedelt; wir wollen 1000 Familien ehemaliger Soldaten ins Land schicken, um es zu kolonisieren. In Meran haben wir 400 italienische Familien angesiedelt, weitere 100 sind in der Nachbarschaft beschäftigt. Das Land muß italienisch werden.' 1) über den deutsch-italienischen Pressekampf vgl. Herre, a. a. O., S. 367 ff. 2) Zitiert nach Fingeller, a. a. O., S. 78; die Bede Heids — soweit sie sich auf Südtirol

18
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_12_object_3936123.png
Seite 12 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
II. Kapitel SÜDTIROL VON DER MACHTÜBERNAHME DER FASCHISTEN (28. Oktober 1922) BIS ZUM REDEDUELL MUSSOLINI—STRESEMANN (Februar 1926) Italien hieß in der Tat das „Gesetz' in Südtirol, als die Hor den Mussolinis, von der gelungenen Generalprobe in Bozen zu neuen Taten beflügelt, am 28. Oktober 1922 auf Rom mar schierten, die schwache Regierung Facta, die gegen den Terror der Faschisten in Bozen keinen Widerstand gewagt hatte, hin wegfegten und Mussolini die Macht im Staate übernahm. Musso lini

di frontiera nella grande unità della Nazione' 5 ). Nationale Durchdringung und Assimilierung dieses Grenzge bietes — das war also von Anfang an auch das Bestreben der faschistischen Regierung, und in Tolomei fand sie einen leiden schaftlichen Verfechter dieser verbrecherischen Idee. Die Reali sierung dieser Idee betrieb Tolomei zunächst auf publizistischer Basis. Dabei konnte er an von langer Hand her vorbereitete Vorarbeit anschließen. Schon im Jahre 1906 hatte er in Trient das „Archivio per l'Alto Adige

' gegründet, ein Organ, in dem er in den folgenden Jahren in zahllosen pseudowissenschaftlichen und geschichtsverfälschenden Analysen und Beiträgen den An spruch Italiens auf Südtirol zu beweisen und zu untermauern versuchte. Mit den Publikationen in diesem „Archiv' hatte er gewissermaßen die Grundlagenforschung für die italienische Forderung nach der Brennergrenze geleistet. Tolomei selbst kenn zeichnete den Wert seines „Archivs' dahingehend: „In diesen Bänden war unser ganzes Programm umfassend

vordisponiert; es war das Archiv in Aktion' «). Den detaillierten Inhalt dieser bisher vorwiegend auf publi zistischer Ebene geführten Aktion verkündete Tolomei am 15. Juli 1923 auf einer Kundgebung im Stadttheater zu Bozen. Es war folgendes 32-Punkte-Programm, das nun auf Geheiß der Regierung den Kampf mit der harten politischen Realität in Süd tirol beginnen sollte: „Vereinigung des abgetrennten Teiles von Tirol (Trentino und Südtirol) in einer Provinz; Ernennung italienischer Gemeindesekretäre; Revision

19
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_26_object_3936145.png
Seite 26 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
an und verzichtete auf jene demagogi schen Auswüchse, die seine erste Rede gekennzeichnet hatten. Offensichtlich war Mussolini bestrebt, das gespannte deutsch italienische Verhältnis nicht noch mehr zu belasten. Da eine Entschärfung der deutsch-italienischen Spannungen auch im Interesse Deutschlands lag, verzichtete Stresemann auf eine nochmalige Erwiderung; die deutsche Regierung begnügte 48 sich mit der offiziösen Richtigstellung einer Reihe von Punk ten 22 ). Wohl aber wurde der österreichische Bundeskanzler

Ramek auf einen Antrag des Tiroler Landtages 23 ), wegen der Kriegsdrohungen Mussolinis, die in erster Linie Nordtirol betra fen, beim Völkerbund vorstellig zu werden, zu einer Stellung nahme gezwungen. Obwohl der österreichischen Regierung auf eine Anfrage in Rom versichert wurde, daß Italien gegenüber Nordtirol keineswegs territoriale Ansprüche hege 24 ), wollte es Ramek Stresemann gleichtun: in einer Rede 25 ) vor dem Haupt ausschuß des österreichischen Nationalrates, der unter dem Vor sitz

von Präsident Miklas zusammengetreten war, kritisierte er in heftiger Form die in Südtirol praktizierten Italianisierungs- rnethoden der faschistischen Regierung. Da Ramek aber anstatt des althergebrachten Namens „Südtirol' ständig vom „Ober- etsch' im Sinne des italienischen „Alto Adige' sprach, forderte er nicht nur die Tiroler zur Empörung und Entrüstung heraus, sondern er akzeptierte — ja sanktionierte — einen wesentlichen Punkt des faschistischen Entnationalisierungsprogrammes in Süd tirol

20
Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1975
Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SudF/SudF_80_object_3936234.png
Seite 80 von 142
Autor: Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort: Bozen
Verlag: Verl.-Anst. Athesia
Umfang: 263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur: II 23.391
Intern-ID: 93021
hat, beredten Aufschluß. „Während in Südtirol', schreibt die Zeitung, „die Zahl der Zwergbetriebe unter einem Hektar, je nach der Gegend schwankend, nur neun bis dreizehn Prozent aller Betriebe ausmacht, hat das italienische Tirol deren ungefähr dreißig Prozent. 90,8 Prozent aller Betriebe in Welschtirol sind kleiner als fünf Hektar, während die entspre chende Zahl in Südtirol etwa 53 Prozent beträgt. Also beinahe die Hälfte aller Betriebe Südtirols hat stattliche Größen über fünf Hektar. Dabei

gegen die Entnationali sierungsbestrebungen des Faschismus. Dieses Bollwerk sollte nun untergraben werden. Trotz mahnender Gegenstimmen aus dem Kreise italienischer Agrarwissenschaftler und obwohl schon das benachbarte Trentino — wie eben gezeigt — den Beweis geliefert hatte, wie sehr die fortschreitende Güterteilung die Existenz eines gesunden Bauernstandes im Gebirge gefährden kann, war im Jahre 1929 von der römischen Regierung das Höferecht in Süd tirol außer Kraft gesetzt und damit die Möglichkeit zur Zerstücke

lung der bäuerlichen Heimstätten geschaffen worden. Nach dem Willen der faschistischen Regierung sollten die Einzelhöfe Süd tirols, die für die Eigenständigkeit der Landschaft und bäuer lichen Wirtschaft Südtirols im Gegensatz zum übrigen Italien entscheidend mitbestimmend waren, aufgeteilt und so allmählich dem Verfall preisgegeben werden 5 ). Tolomeis Plan war es dabei, daß der bereits mehrmals von ihm in seinem „Archivio 6 ) geforderte neu zu schaffende „Credito Atesino' die zugrunde gerichteten

Bauernhöfe aufkauft, um sie dann billig an Kolonisa toren, die von Altitalien und vom Trentino nach Südtirol impor tiert werden sollten, weiterzuvermitteln. Durch diesen Einbruch in deutsches Siedlungsgebiet glaubte er, das demographische Ver hältnis zwischen Deutschen und Italienern in Südtirol entschei dend zugunsten der Italiener beeinflussen und der Assimilierung der Südtiroler Dauerhaftigkeit und Stabilität verleihen zu können. Tolomei und der faschistischen Regierung war allerdings

21