Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
Seite 122 von 142
Autor:
Gruber, Alfons / von Alfons Gruber
Ort:
Bozen
Verlag:
Verl.-Anst. Athesia
Umfang:
263 S. : Ill.. - 2., überarb. Aufl.
Sprache:
Deutsch
Anmerkungen:
Literaturverz. S. 249 - 255 ; Def. S. 217 - 222!!
Schlagwort:
g.Südtirol ; z.Geschichte 1922-1939 ; <br />g.Südtirol ; s.Faschismus
Signatur:
II 23.391
Intern-ID:
93021
eines neuen Weges für Europa und die Menschheit pries und dann feststellte, daß seiner Meinung nach das deutsche und das italienische Volk nichts enger aneinander binden könne, als der teuflische Haß, den die übrige Welt gegenüber diesen beiden Staaten, die nie mandem etwas zu Leide getan hätten, hege 45 ). Dieser Brief verfehlte seine Wirkung nicht. Bereits am folgenden Tag, dem 26. März, hielt Mussolini eine prodeutsche Rede, in der er die Zukunft des Faschismus der der Achse gleichsetzte
46 ). Der italienischen Regierung schien die Periode der Reaktivie- rung der deutsch-italienischen Beziehungen für einen neuerlichen Vorstoß in der Umsiedlungsfrage günstig. Am 5. April sprach Botschaftsrat Magistrati im Auswärtigen Amt vor und äußerte in einer Erörterung des Umsiedlungsproblems seinem Gesprächs partner, dem Italien-Referenten Legationsrat Dr. Heinburg ge genüber, daß „die Umsiedlung aller Südtiroler nach Deutschland' die einzige wenn auch etwas „radikale' Lösung dieser Frage sei. Denn die Südtiroler
fühlten sich als Deutsche und seien, solange sie zu Italien gehörten, nicht zu befriedigen. Magistrati meinte abschließend, daß es für den „Duce' schwer sei, dem Führer ein derartiges Konzept zu unterbreiten, weil es sich bei den Südtirolern um italienische Staatsangehörige handle; Musso lini würde aber einem solchen Plan, wenn der Führer ihn zur Sprache bringe, gerne seine Zustimmung erteilen 47 ). Heinburg verhielt sich — wie er selbst bemerkt 48 ) — diesen Ausführungen des italienischen
Botschaftsrates gegenüber völlig „rezeptiv'. Auch die deutsche Regierung zeigte in den folgenden Wochen wenig Interesse an einer „Radikallösung', wie sie Ma gistrati Heinburg suggerieren wollte. Da sich unter dem maß geblichen Einfluß des Präfekten der Provinz Bozen, Mastromattei, indessen jedoch auch die italienischen Vorstellungen zur Um siedlung gewandelt hatten 4# ), lag am 22. Mai 1939, als der mili tärische Beistandspakt („Stahlpakt') zwischen Deutschland und Italien geschlossen wurde
zum Stahlpakt selbst war Südtirol bzw. die Garantie der Brennergrenze mit keinem Wort erwähnt. Erst in der endgültigen Fassung 51 ) wurde auf hartnäckiges Verlangen Attolicos hin in der Präambel auf die „für alle Zeiten festgelegte Grenze zwischen Deutschland und Italien' s *) hingewiesen ä3 ). Attolico versuchte bei der deutschen Regierung auch noch eine Verlautbarung durchzusetzen, daß sie sich mit dem Abschluß des „Stahlpaktes' entschlossen habe, „mit der Umsiedlung der Deutschen in Südtirol' zu beginnen