Österreichische Reichsgeschichte : Geschichte der Staatsbildung und des öffentlichen Rechts
Auch Matthias hinterließ keine Kinder, und da seine ebenfalls kinder losen Brüder, Max der Deutschmeister und Albrecht. Regent der spanischen Niederlande, auf ihre Ansprüche verzichteten, so wurde sein Vetter Erz herzog Ferdinand von dersteirisehen L i n i e m seinem Nachfolger bestimmt. Wie es in Böhmen gelang, so suchte man im März 1618 auch in Ungarn seine Anerkennung auf Grund des Erbrechtes durch zusetzen. 1 ) Auch diesmal sprach der Kaiser in der Proposition an den Reichstag den Wunsch
aus, dass Ferdinand, den er an Sohnes statt an genommen, als König „ausgerufen, anerkannt und gekrönt werden möge'. Aber nur die Bischöfe und ein Theil der weltlichen Magnaten waren dazu bereit. Der niedere Adel war, wie jetzt die meisten Ungarn, vom Wahlrechte der Stände überzeugt. Das Unterhaus verlangte sogar vom Kaiser vor der Wahl die Ausstellung eines Diploms, welches den Ständen ein „unbeschränktes und freies Wahlrecht' zusichern 2 ) und nach der Er hebung Ferdinands in die Reichstagsartikel
' ein stimmig zum Könige gewählt worden sei, wobei die Ungarn das Haupt gewicht auf das Wort „wählen', die kaiserlichen öommissäre aber darauf legten, dass die Wahl nach der „alten Gewohnheit' vorgenommen worden sei, welche für ein Erbrecht des regierenden Hauses spreche. Darauf wurde Ferdinand IL am 16. Mai als König proclamiert, Ferdinand III., (1625) sein ältester Sohn Ferdinand IV. (1647) und nach dessen Tode sein zweiter Leopold I. (1655) wurden, wie sie selbst in ihren Gesetzen aussprachen
, von den Ungarn „frei', aber ohne jeden Widerspruch, gewählt. Erst auf dem Reichstage von 1687 unter der Einwirkung der Siege über die Türken wurde für den Mannesstamm die Erbfolge nach dem Rechte der Erstgeburt eingeführt, 3 ) ') Vgl. mit der erwähnten Abhandlung Gindelys S. 233 ff. aut:h dessen „Ge schichte des dreißigjährigen Krieges', 1, 203 ff. und Fr an kl, Päzmany P. és kora {Peter Päzmäny und seine Zeit), 1, 290 ff. und 623 ff., wie die Acten hei Katona, Hist. crit. Hnng-., 29, 671—939. 2 ) Regis