Festschrift zum dreißigjährigen Stiftungsfeste des akademischen Gesangvereines in Innsbruck : 25., 26., 27. Juni 1893
I Liebe Commilitoneu! Gestatten Sie, dass auch ein akademischer Lehrer, den Verpflichtung sowohl wie der Zug des Herzens in Ihre Mitte geführt hat, das Wort nehme. (Prosit!) Ich ergreife dasselbe, um Ihnen aus den Kreisen der akademischen Lehrerschaft herzlichen Gruß zu bringen. Die Hochschulen des deutschen Volkes sind die höchste Cultureinrichtnng, die dasselbe geschaffen hat. (Prosit!) Sie sind Stätten, wo fortgearbeitet wird und der Geist die höchste Entfaltung erlangt, sind Stätten
der Wissenschaft, Stätten der fortschreitenden Arbeit. Sie sind aber, meine Herren, mehr als das. Zn seiner eigenartigen Gemüthstiese hat das deutsche Volk es verstanden, an seinen Hochschulen Anstalten zu errichten, die, wie wir heute vor uns sehen, ein ganz eigenartiges, wundersames Gepräge an sich tragen. Ich habe es immer so verstanden, dass es Ausgabe der deutschen Hochschulen sei, nicht nur für Wissenschaft zu sorgen, nicht nur Ehre zu pflegen, sondern ich habe in ihnen stets erblickt die Pflanzstätten
der deutschen Ideale. Was immer des Menschen Gemüth bewegt, Freundschaft, Vaterlandsliebe, jedes hohe Ideal findet wirkliche Vertretung in der akademischen Jugend und so ist in Voraus setzung des einen oder anderen Zweckes bei den verschiedenen Corporationen jenes wundersame Mosaik entstanden, welches das eigenthümliche Gepräge der deutschen Hochschulen ausmacht. Verschiedene Zwecke sind es, die aber doch in Einheit vereinigt sind, indem alle ihr Bestes daran setzen, die Ziele, die sie sich gesetzt
auch das Lied eine Stätte hier gesunden hat. Darum freue ich mich, meine Herren, so Biele vereint zu sehen zu diesem Zwecke, und freue mich, dass Sie sich in dieser schönen Grenzstadt zusammengefunden haben, an dieser alten historischen Stätte Die Pflege des Gesanges unter den Studenten des deutschen Volkes ist eines der vielen einigenden Momente, sie repräsentirt die Einheit des ganzen Volkes. Das Lied kennt keine politischen Grenzen, das deutsche Lied hört dort 4*