¬Das¬ Gsieser Tal : ein Südtiroler Hochtal im Spannungsfeld zwischen Tradition und Zukunft
Abb. 8/4: Von der auf einem Bühel sich befindenden Dorfkirche zum hl. Nikolaus hat das Dorf Pichl seinen Namen bekommen. heit als gebräuchliche Bezeichnung seit dem 18. Jahrhundert nur mehr die ursprünglich die Lage der Kirche beschreibende Bezeichnung „Pichl“ übriggeblieben. Als „ Sand Martein “ wird die Außenstelle der In- nichner Stiftskirche Toblach im Jahr 1425 erst mals erwähnt, zu der die „Obleien“ St. Martin- Obertal, St. Martin-Niedertal, Oberplanken und auch Unterplanken gehörten
. Die Urkunde aus dem Jahr 1425 (Pfarrarchiv St. Martin, welches sich heute im Widum in St. Magdalena befindet) gibt bekannt, daß der „richter ze Welsperg“, Hanns Schwab, einen Streit zwischen der Nach barschaft in „Sanct Marteins oblay“ und dem dor tigen Mesner Chan gütlich geeinigt hat. Die Sied lung „Sanct Martein“ ist benannt nach der dorti gen, dem heiligen Bischof Martin geweihten Kir che, die im 15. Jahrhundert jedenfalls schon be standen hat. Seelsorglich betreut wurde „Sanct Martein“ zunächst
unmittelbar von Toblach aus. 1598 wurde in St. Martin dann eine Kuratie, eine ständige Seelsorgsstation, errichtet. Für den Ku- raten kamen zum Teil die Pfarre Toblach auf, die der neu gestifteten Kuratie den Kleinzehent über ließ und überdies jährlich fünf Scheffel Getreide abzugeben hatte, und die „Nachbarn“, die laut Stiftungsurkunde jährlich 150 Pfund Schmalz ab zugeben, das Holz unentgeltlich beizuschaffen und jährlich 150 Gulden in Geld zu leisten hatten (Pfarrchronik von St. Martin
, 62). Die Errichtung der Kuratie in St. Martin kam auch der seelsorg lichen Betreuung der Bevölkerung von St. Mag dalena zugute, der bei einer Visitation im Jahr 1603 erlaubt wurde, sich im Notfall und aus wichtigen Ursachen an den nunmehr wirkenden Kuraten von St. Martin wenden zu können (Tink- hauser, Diöcese Brixen, 515). Im Jahr 1677 er hielt dann auch St. Magdalena einen eigenen Priester, am 22. Dezember 1683 wurde die Stif tung der Kuratie auch förmlich errichtet. Die von der Pfarre Taisten
aus in St. Magdalena zu hal tenden Messen wurden daraufhin nach Pichl übertragen. Schließlich wurde im Jahr 1786 mit Erlaß Kaiser Joseph des II. auch in Pichl ein stän diger Seelsorgsposten, eine Lokalie, errichtet. Mit der Errichtung der Lokalie wurde auch eine Veränderung der kirchlichen Grenzen vorgenom men, die dem Streben des aufgeklärten Absolu tismus Kaiser Josephs II. nach einer rationaleren Verwaltung in Staat und Kirche entsprach: Unter planken kam von St. Martin weg zur näheren Lo kalie Pichl. Außerdem