Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs ; Bd. 2. - (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs ; 3)
304 Ohìtsorge, Der Nachweis, daß die fränkische Hegemonialidee x h — die man bis zu Erdmann 2 ) als ,,hegemoniale Kaiseridee' bezeichnete, weil bei ihr der Begriff „imperium' als Ausdrucks mittel für germanische Vormachtsvorstellung eine Rolle spielt—für die Gedankenwelt amHofe Karls des Großen um 800 von maßgeblicher Bedeutung gewesen ist, hat dazu geführt, Karl den Großen selbst weitgehend mit dieser romfreien ,,Kaiseridee' bereits vor 800 zu identi fizieren 3 ) und die Quellenzeugnisse
aus den Augen zu verlieren, die ausdrücklich berichten, daß Karl mit dem Kaisertitel nicht einverstanden war. Stengel bemerkt 4 ): „Die wissen schaftliche Meinung geht heute überwiegend dahin, daß Karl der Große damals nur die römische Initiative und die Form, in der der Akt erfolgte, abgelehnt hat, weil er sofort die ehrgeizigen Absichten der Kirche durchschaute und die politische Belastung seines Ver hältnisses zu Byzanz als bedenklich empfand.' Bei Einhard 5 ) liest man aber: „Quo tempore (vorher
1937, S. 130ff.; Lintzel M-, Das abendländische Kaisertum des 9. und 10. Jahrhunderts. Der römische und der fränkisch-deutsche Kaisergedanke bei Karl dem Großen und Otto dem Großen, in: Die Welt als Geschichte, 4, 1938, S. 423 ff.; Stengel E. E., Kaisertitel und Suveränitätsidee, in: Deutsch. Arch. f. Gesch. d. MA., 3, 1939, S. Iff.; Scholz R., Weltstaat und Staatenwelt in der Anschauung des Mittelalters, in: Zeitschr. f. d. Geisteswissensch., 4, 1941/42, S. 17 ff., Plassmann O., Vom Germanischen
Kaisertitel, in : Germanien, 14, 1942, S. 393 ff. ; Erdmann C., ì)as ottonische Reich als Imperium Romanum, in: Deutsch. Arch. f. Gesch. d. MA., 6, 1943, S. 412 ff.; vgl. ebenda S. 634; Erdmann C., Die nichtrömische Kaiseridee (druckfertiges nachgelassenes Manuskript, das ich dank der Liebenswürdigkeit von Herrn Prof. D. Dr. Brackmann 1946 in Blankenburg kurz einsehen konnte). 2 ) Schon Löwe, S. 149, bemerkt: „Vom ,imperator' Karl aber hat vor dem Jahre 800 niemand gesprochen. Neben der literarischen
Kaiseridee' statt „fränkische Hegemonialidee'. Auch Stengels eigentliche These besteht ja darin, daß im „Hegemonialen Kaisertitel' der altrömische Feldherr-Imperatortitel fortlebte. Erst Karl der Große hat die fränkische Hegemonialidee zur fränkisch-christlichen (hegemonialen) Kaiseridee umgestaltet. (Es ist durchaus nicht, wie Beumann, S. 125, sagt, meine Meinung, „die germanisch-angel sächsische Komponente' „zu verwerfen'. Über den „angeblich angelsächsischen Kaisertitel' wird Richard Drögereit