Wilder Honig : Fortsetzung der "Witterungen der Seele" ; (1849 - 1864).- (Gesammelte Werke ; 9)
sie umständlich aus; sie sagte, sie habe ihr Leben lang noch keine Stunde ohm Leiden gehabt, habe schon unendlich vielerlei gebraucht; der Arzt habe selbst gesagt, jetzt wisse er nichts mehr. Sie sei eine Bauerntochter und habe sonst zu ' leben; jetzt wolle sie nach Innsbruck, um sich dort nach Hilfe umzusehen. Sie sah infolge des Blutandranges gegen den Kopf, wovon auch ihr Augenübel zu kommen schien, beinahe 15 Jahre jünger aus, als sie war. Eine Frau, die auch mit- fuhr, nahm sich gutmüthig
um sie an und versprach ihr auch, sie in Innsbruck an die verlangte Stelle zu führen. Ich machie ihr nun Hoffnung, indem ich ihr einiges Aehnliche er- zählte, wo schon geholfen wurde, und forderte sie auf, entweder persönlich oder durch ihren Arzt an einen eigentlichen Augen- arzt sich zu wenden u. s. w. Räch einiger Zeit redete sie ganz leise mit ber Frau, welche neben ihr saß, was mir ausfiel, da diese auch ihr fremd war. Als ìvir nun fortfuhren, redete mich die Frau an und sagte mir, das Mädchen habe ein großes
Zutrauen zu mir gefaßt und glaube, daß ich ein ge schickter Arzt sei, und lasse mich fragen, ob ich nicht zu ihrer ^Heilung ihr etwas verschreiben wolle. — Die arme Maid! ich war ihr eine Fata Morgana. Run ging es fortwährend bergab bis nach Innsbruck; es fielen Mir -auf dieser Straße zwei Dinge .auf: die Wirts- Däuser und die Cruci fixe. Ich traf hier einige Wirts-
