Von der Lieb', dem Haß und was so dazwischen kriecht : Erzählungen aus Südtirol
— 164 — der Oktober begonnen hatte, von der Alm abgezogen war? Das Häuschen, welches Bros! nun bewohnte, gehörte Destl, und eine Stube wurde von ihm nicht benutzt. Konnte man Moidl zumuten, mit dem Manne, dessen Übereilung ihre Mutter in den Tod getrieben hatte, sich täglich an den gleichen Tisch zu setzen? „Auf 'm Freithof wachst 's Gras," lächelte sie zu Destls Bedenken, „und über 'n Zum, wo i selm aus 'n Saltner g'habl Hab', ist lang' oans gewachsen." Bros! konnte gegen Ladmsers Begehren
Ausreden nicht gut ins Treffen führen. Die Wochen, in denen Moidl mit ihm Wand an Wand wohnte, waren für ihn harte. Ihr kam es freilich nicht bei, ihn durch böse Blicke oder Worte zu kränken; im Gegenteil, jeden Wunsch las sie ihm an den Augen ab und versuchte, sich durch kleine Aufmersamkeiten bei ihm einzuschmeicheln. Aber unter der Hand hetzte sie Jendl gegen den Bat« auf. „Wann« wirst d' eigentli Saltner?" fragte sie ihn alle Nasen lang oder führte Sprichwörter wie Kal 's Wsen kalt ist, thust