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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 158 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
Ein weiteres Gesetz verfügte die Verwelschung der Familiennamen. Sie sollten, so hieß es heuchlerisch, auf ihre ursprüngliche italienische oder lateinische Form zurückgeführt werden. In Wirklichkeit handelte es sich auch hier um die Zertrümmerung alten deutschen Kultur- gutes, um einen barbarischen Raub an der Überlieferung eines Volkes, in der sich das Ende menschlicher Rücksicht und Wissenschaft- licher Scheu ausdrückte. Die Südtiroler sollten äußerlich nichts mehr behalten

den politischen Richtlinien der Regierung zu erbringen'. Das war ein tückisches Druckmittel. Kurz vorher hatte die faschistische Regierung ein Gesetz erlassen, wonach jene Beamten, die sich zu den politischen Richtlinien der Regierung im Widerspruche befanden, ihres Dienstes enthoben werden sollten. Trotzdem hatte die Aufforderung zur Namens- Änderung so gut wie keinen Erfolg. Seither werden einzelne Staats- bürger vorgenommen und ihnen das Messer auf die Brust ge- setzt. Von Zeit zu Zeit

ist nun in der Amtszeitung zu lesen, daß der und jener „freiwillig' die „Rückführung' seines Familiennamens auf die italienische Form bewilligt erhalten habe. Namen wie „Rainer' werden so in die italienische Form „Raineri' zurückgeführt und die Faschisten erbringen nach ihrer Meinung mit diesen nieder- trächtigen Erpressungenden Beweis der fortschreitenden „Anpassung' deutscher Staatsbürger an die italienische Herrennation. Gegenwärtig hat auch schon die zwangsweise Verwelschung der Familiennamen, also ohne Gesuch

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 207 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
, das deutsche Axiom muß einen rein völkischen Charakter behalten.' Die italienische Regierung habe in feierlicher Weise zugesichert, die völkische Eigenart der Südtiroler deutschen Stammes zu achten und den politischen und wirtschaftlichen Son derinteressen in weitestem Maße entgegenzukommen. Demgegen über solle Deutschland keine Irredenta nähren. Das werde einen italienischen Gegendruck erzeugen zum Schaden Südtirols, aber auch Italiens unci Deutschlands. Südtirol müsse seine Aufgabe er füllen

, ein wirtschaftliches und kulturelles Bindeglied zwischen Deutschen und Italienern zu bilden, wozu es seine geographische Lage v ora vi sliest i m m t habe. Das waren Ione, die man bis ins natio nalistische italienische Lager hinein würdigle. Der Regierung nahe stehende Blätter, wie „II Tempo' und „l'Epoca', gaben ihrer Ge nugtuung über diese nüchternen Ausführungen Ausdruck und speit chen die Erwartung aus, daß dies die allgemeine deutsche Auffas sung sein möchte. Im Zusammenspiel dieser Bekundungen einlen kender

DEUTSCHES EINLENKEN M SÜDTIROL Betrachtungsweise des Südtiroler Problems das Wort redeten. Ar tikel, wie die des Korrespondenten Fred Hardt, der mehrere deut sche Zeitungen in Rom vertrat, empfahlen (Mitte Mai) der deut schen Öffentlichkeit, die italienische Formel, daß es keine Siid- tiroler Frage gebe, mit der gleichen Formel zu erwidern, denn die beiden Anschauungen seien nicht unvereinbar, sobald man sie auf ihre Wurzeln zurückführe: „Das italienische Axiom hat einen poli tischen Charakter

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 118 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
hatten, erließ die Regierung ein königliches Dekret, das sogenannte „Gesetz Cordino' mit der Bestimmung: „In den neuen Provinzen sind die italienischen Fami- lienväter verpflichtet, ihre Kinder dort, wo eine italienische Schule besteht, in diese zu schicken. Als italienische Familien werden diese- nigen betrachtet, welche daheim vorwiegend die italienische Sprache gebrauchen.' Dieses Gesetz verstieß zwar gegen den von uns vertretenen Grund- satz des freien Elternrechtes in der Entscheidung

Dynamik' ungleich wichtiger als sachliche. Uns gegenüber machte sich nun der Druck der nationalistischen Hetze auf die ganze Öffentliche keit schon stark geltend und so erfolgten im Sommer die ersten offen- sichtlich deutschfeindlichen Regierungsmaßnahmen. Das Unterland erhielt einen italienischen Schulinspektor und da einige Gemeinden dieses Landstriches die Anfrage Credaros, ob sie an Stelle der deutschen Schule nicht eine italienische wünschten, mit entschiedenem Nein beantwortet

, was für eine Schule die Kinder besuchen sollten, sah aber noch aus wie eine Maßnahme zur Abwehr der Eindeutschung italienischer Elemente. Die Durch- führung machte das Gesetz zu einer Angriffswaffe gegen uns. Die Bestimmung, welche Familien italienisch seien, war in die Hände der Behörde gelegt und diese wollte damit „nationale Rückeroberun- gen', auf deutsch Annexionen, durchführen. Kinder rein deutscher Familien wurden schon damals unter allerlei Vorwänden in die italienische Schule gepreßt

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 141 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
künden, wie es von der faschistischen Regierung gutgeheißen worden war. Es war reichlich viel, was da einer tobenden faschistischen Ver^ sammlung vorgetragen wurde: Bozen sollte mit Trient in einer Provinz vereinigt werden. Die deutschen Gemeinden sollten italienische Sekretäre erhalten, die Staatsbürgerschaftsverleihungen widerrufen, das Ergebnis der Volkszählung nochmals überprüft werden. Die Amtssprache müsse italienisch, die deutschen Ortsnamen durch italienische ersetzt, die öffentlichen

Aufschriften, die Straßen- und Hofbezeichnungen ver- welscht werden. Für deutsche Reisende sollten Einreise- und Aufent- Haltserschwernisse geschaffen und ihre Ansiedlung verhindert werden. Der Erwerb von Grund und Boden durch Italiener sei von Staats wegen zu fördern, das italienische Kulturleben in Südtirol durch Errichtung italienischer Kindergärten, Volks-Mittelschulen und durch Ausbau eines Studieninstitutes für Südtirol zu unterstützen. Die deutschen Banken sollten liquidiert und an ihrer Stelle

eine italienische Bodenkreditanstalt geschaffen, die Karabinieritruppe verstärkt und der Stand des aktiven Militärs in Südtirol erhöht werden. Die Handelskammer und die landwirtschaftlichen Körperschaften müßten scharf überwacht und zur Durchdringung Südtirols die Bahnlinie Mailand-Mals und Agordo-Brixen ausgebaut werden. Nordtirol sei aus dem Bistume Brixen auszuscheiden. In Sterzing und Toblach müßten große Grenzzollämter geschaffen werden und die deutschen Beamten seien entweder zu entlassen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 225 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
einen italienischen Namen getragen hatte. Die Endi gung des Namens mit a oder o genügte, um die Familie als italie nisch abzustempeln, und so wurden zahlreiche Familien, in denen kein Wort italienisch gesprochen wurde, gezwungen, ihre Kinder in italienische Schulen zu schicken. Insbesondere das sogenannte Unterland war von der Maßnahme betroffen. Mit einem Schlage wurden die deutschen Schulen in Leifers, Platten, Rranzoll, St. Jakob und Laag in italienische ver wandelt, und obschon für die Durchführung

sich die Lehrerschaft als völlig unzulänglich erwies, wurde an der Verordnung festge halten. Vergebens erhoben die Gemeindevorsteher Einspruch, ver gebens forderten sie eine Nachprüfung durch eine gemischte Kom mission, vergebens protestierte die Elternschaft, vergebens bemüh ten sich die Abgeordneten. In Rom gab die Regierung zwar freund liche Worte, aber an der Maßnahme wurde nichts geändert. Selbst Gewalt wurde angewendet, um deutschsprachige Kinder zum Be such der italienischen Schulen zu nötigen

, und bis nach Meran wirkte sich die Italianisierungsverordnung aus. Mehr als tot Kin der traten sogleich von deutschen in italienische Schulen über. Das Dekret legte außerdem den Gemeinden die Sorge für zureichende Volksschulgebäude auf, während der Staat die für die Räume der Mittelschulen übernahm. Allerdings suchten zumal die großen städ tischen Gemeinden der Anordnung einen zähen passiven Widerstand entgegenzusetzen, und es wurde zu einem Hauptklagepunkt der Ita- liani&simi, daß die Stadt Bozen sich weigerte

, den 4oo bis 5oo italienischen Volksschülern hinreichende Räumlichkeiten zur Ver fügung zu stellen. Noch durchgreifender war das Dekret in den ladinischen Gebie ten, die als italienisch in Anspruch genommen wurden. Mit dem 3. November wurde dort die italienische Sprache als die alleinige

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 145 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DIE AUTONOMIE SÜDTIROLS ALS ZIEL 133 mußte Credaro wie die Deutschen in ihrem Verhallen bestärken, und es wurden nunmehr die notwendigen Vorbereitungen getroffen, um eine Verständigung zwischen der Regierung und den Vertretern der deutschen Bevölkerung herbeizuführen. Daß sich diese in der Richtung einer Autonomie bewegen mußte, darüber bestand bei den Reteiligten keine Unklarheit, aber ihrer Einführung stand, unab hängig von allem guten oder schlechten Willen, von vornherein als eine große

, und zwar bei den Versuchen, das italienische Schulwesen auszubauen. Die Schulabteilung des militärischen Gouvernements hatte ein Programm vorbereitet, das Gredaros Zustimmung fand und nun verwirklicht werden sollte. Danach sollten in den Orten, wo eine erhebliche Anzahl italienisch sprechender Kinder sich befand, italienische Schulen errichtet werden. Zur Durchführung wurden 15o deutsche und ladinische Lehrer zur Erlernung der italienischen Sprache nach Florenz entsandt, während einige fünfzig italienische Lehrer

zu den im deutschen Sprachgebiet schon vor handenen dreißig verteilt wurden. Indessen, die italienischen Eltern zeigten wenig Neigung, ihre Kinder in diese Schulen zu schicken, und es war charakteristisch, daß in dem kleinen Orte Laag bei Neu markt sich die gesamte italienische Elternschaft dagegen wehrte, die Kinder aus den deutschen Schulen wegzunehmen. Alle Verschleie-

6
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 246 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
234 IX. DER SIEG DES ITALIENISCHEN NATIONALISMÜS brück war zunächst nicht mehr die Rede, wohl aber wurden immer wieder Versuche gemacht, um die italienische Wirtschaft, der es insbesondere um die Holzschätze und die Wasserkräfte zu tun war, nördlich des Brenner zu verankern. Kreditbedürftige Industrie- und Handelsunternehmungen, die in Wien kein Geld fanden, erhielten es aus Italien, und tatsächlich ist allmählich eine Reihe wirtschaft licher Unternehmungen im Inntal in italienische Hände

übergegan gen. Der italienische Konsul in Innsbruck erklärte öffentlich, daß für Nordtirol jederzeit Kredite in unbeschränktem Maße zu haben seien, und ein englischer Journalist, der lange in Rom gelebt hatte, äußerte sich später gelegentlich eines Besuches in Nordtirol: „Von euch müssen die Italiener viel wollen, weil sie mit euch so freundlich sind.' Mit dem Projekt der wirtschaftlichen Durchdringung ver band sich der Versuch einer Expansion mit kulturpropagandistischen Mitteln. Seit Anfang 1922 gab

der frühere italienische General stabsoffizier Degasperi eine Zeitschrift „Uxama' heraus, die ihren eigentlichen Zweck zunächst geschickt zu verschleiern wußte und auch auf deutschem Boden Leser und Mitarbeiter fand, bis die wahren Absichten klarer hervortraten. Dem keltischen Titel ent sprach das Programm : es handelte sich um die Werbung für einen Alpenstaat unter italienischer Führung auf Grund der Gemeinsam keit der kulturellen und wirtschaftlichen Interessen aller Alpen bewohner, wobei

geblieben war. Das Minderheitenproblem trat in das Bewußt sein des bedrängten deutschen Volksstammes, und Ende März rollte ein erstes Mal eine Artikelreihe der „Südtiroler Landeszeitung' k } über den Tageskampf und die volkstümlichen Forderungen hinaus gehend, von hoher Warte die Frage auf. Der Verfasser, der unter den Abgeordneten zu suchen sein wird, griff auf die Verhandlungen der Vorjahre mit der Regierung zurück, wies auf das Nichtzu-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 83 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
KOMMISSARIAT UND MILITÄRVERWALTUNG 71 man kam überein, sofort dreißig italienische Schulen einzurichten. Aber die formelle Zustimmung des Ministerpräsidenten traf nicht ein, und Tolomeis Erfolg blieb auf dem Papier. Im Hinblick auf diese Zwischenfälle dachte die Regierung zeitweilig daran, die ver antwortliche Verwaltung der besetzten Gebiete selbst in die Hand zu nehmen. Im Januar 1919 wurde der ausgezeichnete Verwaltungs beamte Giuseppe Paratore, unter Ernennung zum Unterstaatssekre tär

trat ihm hinsichtlich dieses Punktes auch der italienische Touring-Club entgegen. Umgekehrt konnte er eine dem Deutschtum günstige Neugestaltung der kirchlichen Verwaltungsgrenzen ver hindern. Sogleich nach dem Zusammenbruch Österreichs hatte der Vatikan insofern den neuen staatlichen Verhältnissen Rechnung ge- tragen, als er das Bistum Trient aus der Abhängigkeit vom Erzbis- | tum Salzburg gelöst und unmittelbar Rom unterstellt hatte. Dieser Vorteil drohte aber durch eine andere Maßnahme

aufgehoben zu werden, die die Abtrennung der zehn nördlichen, dem deutschen Sprachgebiet angehörigen Dekanate von dem Bistum und ihre Ver selbständigung in einer Diözese Bozen vorsah, wie das die öster reichische Regierung während des Krieges bereits betrieben hatte. Durch seinen Einspruch erreichte Tolomei, daß von diesem Schritte ■ abgesehen wurde. Gleichzeitig trat ein Dekret in Kraft, das einen tiefen Eingriff in den Unterrichtsbetrieb der deutschen Schulen dar stellte, indem die Entfernung

des Religionsunterrichts als obligatori scher Lehrgegenstand, die Ersetzung des österreichischen Geo graphie- und vaterlandskundlichen Unterrichts durch italienische Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Befreiung Ita liens von der österreichischen Fremdherrschaft im neunzehnten Jahrhundert verfügt und italienisch als „zweite Unterrichtssprache' zu dem weiter geduldeten deutschen Unterricht obligatorisch ge-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 118 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Geschäftsträger, Fürst Bor ghese, dem Staatssekretär Bauer, daß die italienische Regierung nicht in der Lage sei, sich auf eine Diskussion einzulassen, die die vollständige Souveränität des Königreiches über das Oberetschgc- biet in Frage stellen würde, und am folgenden Tage ergriff Nitti in der Kammer zu einer Programmrede das Wort, die gegenüber allen Illusionen hier wie dort aufklärend wirken sollte. Der Mi nisterpräsident legte einerseits die Nöte und Lasten dar, die das italienische Volk zu tragen

106 IV. DIE SODTIROLER FRAGE AUF DER FRIEDENSKONFERENZ tiing der italienischen Politik übernahm, überreichte die österreichi sche Regierung ihre Gegenvorschläge bezüglich der zukünftigen Staatsgrenzen. Ihre Hauptforderung war die Feststellung des Volks willens durch Abstimmung in den abzutretenden Gebieten deut schen Charakters, Bezüglich Südtirols nahm man das Plebiszit bis zur Salurner Klause sowie in den über die Sprachgrenze hinaus greifenden deutschen Sprachinseln als berechtigt

in Anspruch, und man gab sich der Hoffnung hin, daß die neue demokratische Re gierung in Italien für ein solches Verlangen das volle Verständnis besitzen würde. Nochmals griff eine lebhafte Erörterung zwischen den Völkern Platz. Um die Wende Juni/Juli tauchten ein letztes Mal jene Zwischenlösungen auf, die man im Sinne einer gerechten Regelung der strittigen Staatsgrenze für möglich erachtete. Aber ebenso schnell schwanden alle diese Voraussetzungen wieder dahin. Am 8. Juli eröffnete der italienische

9
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 35 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
beabsichtigten Annexion ins Leben der Südtiroler einzugreifen? Sie schnitten den offiziellen Verkehr der Behörden mit Wien und Jnns- brück ab, ersetzten die deutschen Bezirkshauptleute durch italienische Zivilkommissäre, schufen in Trient obere Instanzen, denen Deutsch-- Südtirol unterstellt wurde, benannten das gesamte besetzte Gebiet mit dem lächerlichen und aufreizenden Namen „Venezia Tridentina', brachten zur Täuschung durchreisender Ententeoffiziere an den Bahnlinien italienische

. Die Italiener dach- ken gar nicht daran, welche Kränkung sie den Tirolern damit an- taten; oder war ihre Ängstlichkeit so groß, daß sie es auf diese Beleidigung ankommen lassen wollten? Mit unnötiger Härte wurde der Befehl zur Waffenablieferung schon damals durchgeführt. Mehrjährige Kerkerstrafen regneten auf Männer, die säumig waren. In schwer erklärlicher Nervosität ließen sich die Besatzungstruppen zu zwecklosen Schikanen hinreißen. An der Gerlosbrücke in Passeier wurde eines Morgens der italienische

Posten erschossen aufgefunden. Offenkundig hatte er sich selbst das Leben genommen. Eine Fülle von Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und abermaligen Ver- hastungen erfolgte. Sie hatten kein Ergebnis. In Klausen brachen drei italienische Soldaten zur Nachtzeit, um zu stehlen, beim „Stampfl- wirt' ein. Dieser setzte sich zur Wehr, schoß einen Soldaten durchs Herz, verwundete den zweiten schwer an der Hüfte und jagte den dritten in die Flucht. Noch in der Nacht mußte der Wirt -ms Gebirge fliehen

, wo er von den Italienern nach einigen Wochen eingefangen wurde. Er wurde freigesprochen. Zur Rache sielen italienische Sol- daten über den allgemein verehrten Bürgermeister Gallmetzer her,

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 69 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DEUTSCHER CHARAKTER DES LANDES 57 Wie die historische Betrachtung, so zeigt auch diese statistische, daß die deutsch-italienische Sprachgrenze, trotz der nach beiden Seiten .verstreuten Sprachinseln, klar zu ziehen ist. An deutschen Sprachinseln in Welschtirol bestanden vier Gemeinden am Nons- berge (St. Felix, Laurein, Unsere liebe Frau im Walde und Proveis), zwei Gemeinden im Bezirk Cavalese (Altrei und Truden), drei Ge meinden im Bezirk Persen (Floruz, Gereut und Palai) und die Gemeinde

noch allein eine kleine italienische Mehrheit besaßen, war diese seit der Volks zählung von 1890 im Rückgang, während in St . Jakob undLeifers (bei Bozen) wie in Laag (bei Neumarkt) die Italiener aus der früheren Mehrheit verdrängt worden waren. Gerade die südlichsten Gemein den des deutschen Sprachgebietes zählten nur einen geringen Pro zentsatz von Italienern. Vielfach war die italienische Bevölkerung erst in jüngster Zeit zugewandert, teils in Verbindung mit tech nischen Anlagen des Staates, teils

in künstlicher Ansiedelung. Die italienische Minderheit betrug im gesamten Deutsch-Südtirol 2 3/4 0/0» in Bozen und dein Unterlande knapp 61/2o/ 0 der Bevölkerung; ein schließlich der deutschen Sprachinseln in Welsch tir ol zählten die Deutschen im gesamten Südtirol vom Brenner bis Ala ungefähr aSoooo Menschen. In dieses deutsche Land rückten nach dem 3. November die italie nischen Truppen ein. Noch am Tage des Waffenstillstandes wurde — neben Triest — Trient besetzt, und in jubelnder Begeisterung be grüßte

das italienische Volk die Erfüllung des eigentlichen irreden- tistischen Programms. Der weitere Vormarsch erfolgte jedoch nur sehr langsam, denn noch standen die bayerischen Truppen in Nord tirol, die — wie bemerkt — erst am 11. November nach Deutsch land zurückkehrten. Auch der Bitte der Stadt Bozen, die am /j. No vember beim italienischen Kommando auf der Mendel wegen einer

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 12 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
INHALTSVERZEICHNIS XI gier ungs voll macht S. 226.— 4. Die Wahlreform S. 229.— 5. Die Wahlvorbereitung und ihr Erfolg S. 23^. — 6. Die Zersetzung der Parteien S. 237. — 7- Die Einfügung der faschistischen Hierarchien in den Staat: a) Der Faschismus in Regierung und Verwaltung S, 2/12 b) Die faschistische Miliz und die faschistischen Ge werkschaften im Staate S. 2hli- Die faschistische Partei im faschistischen Staate a48 I- Die Mängel in der Partei S. 2^8. — 2. Wandlung und Neubau S. 252

. Die faschistische Regierung ... 256 1. Allgemeine Innenpolitik: a) Grundsätzliche Haltung S. 256. — b) Angriff und Verteidigung S. 258.— c) Die positive Leistung: aa) Schul- und Erziehungswesen S. 262. — Mut Durchsetzung der Staatsmacht S. 264. — cc) Verwaltung S. 265. — dd) Wehrmacht S.265 ee) Einrichtung von Festen S. 266,— d) Die faschistische Regierung in Südtirol S. 268. 2. Wirtschaftspolitik; an Das ethisch-politische Moment S. 269,— b) Die Beschrän kung der Staatstätigkeit S. 270.— c) Das Verhältnis

S. 295,—bb) Bevölkerungspolitik nach außen 8,297.— cc) Kolonialpolitik S. 299. — dd) Sicherungspolitik S. 299. — ee) Ausdehnungspolitik S.301.— d) Die außenpolitische Tätigkeit in Europa: aa) Die Politik der Handels verträge S. 302. — bb) Italien und Frankreich S. 302. — cc) Italien und England S. 306. — dd) Dio italienische Außenpolitik im verlängerten Balkan S. 307.- 00) Die italienische Außenpolitik im Mittelmeer und gegenüber Rußland S. 309. — ff) Die Außenpolitik gegenüber Deutschland S.312

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 412 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
Veroninungsrcr.hts und das Rcrht zur \ rrliingung des Belagerungszustandes in Italien, Karlsruhe 1907. Guterbock. f* ordinand : Mussolini und der Faschismus, München 192.S. Hardt. Fred B, : Italien narli doni Kriog, Zeitschrift für Politik 1933. XII. 5. Hartmann, Ludo M.: Hundert Jahre italienischer Geschichte i8i5—ipiS. München 1916. — — Kurzgefaßt«? Gwchichto Italiens von Hamulus bis Viktor Emanuel, Gotha j 9 2 /i. liillebrandt, Philipp: Der italienische Imperialismus und sein Ende, „Deutsche Rund schau', Band

i-.'t, Januar 1918. Hofmann, Albert v.; Das Land Italien und seine Geschichte, Stuttgart 1921. Immelen, M.: Der Favismus, Zeitschrift für Politik jga.'ì, XII, f>. Itilu», Spectator: Der italienische Irredentismus, Innsbruck 191 2. Klemperer, Viktor: Die letzten Friedensmonate in Italien, 111 „Süddeutsche Monats hefte'', Juni igi5. Kölle. Kr. : Italien« Zukunft. Stuttgart 1848. Krau». Fran* Xaver: Cavour, Main?. 190a. Levi Della Vida, G iorgio: Lag« und Tendenzen (1er auswärt igen Politik Italiens, Zeit

schrift für Politik rq3;i, XII, T>. Ma*saro|[e r Joseph: Der Limgung Italiens Werdegang, Begenshurg 192:». Mavr, Michael: Der italienische Irredentismus, Innsbruck 1916. MirheW. Robert; Kl piii »nie tur Ent.«l*hiingiige*cliichte des Imperialismus in Italien, Archiv für SozUIwiMenscIiaftru, Band 3 /i , 1 fi r 3 . ■ — L Imperaiismri Italiano, Koma irji/i. — Der Aufstieg des Faschismus in Italien. Archiv für Soziahvissensch. 1 ya /j, 5a, 1. Millermaior, K.J.A.: Italienische Zustände. Heidelberg

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 38 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
. Aber dieses entschied gegen ihn mit der zum geflügelten Wort gewordenen Begründung: „die italienische Halbinsel endet bei Ala und nicht am Brenner'. Wohl griff der Irredentismus dieses Urteil mit Protesten auf, das auch Welschtirol Italien aberkannte, aber Tolomeis Appell an die italienische geographische Gesellschaft, von der er einen wissen schaftlichen Einspruch erhoffte, hatte keinen Erfolg, da sich diese scheute, allzu offen österreichfeindlich Stellung zu nehmen. Im Zu sammenhange damit mußte er sich gefallen

lassen, daß die Karte, die den Umschlag der Zeitschrift zierte und die in roter Farbe das fur Italien reklamierte Deutsch- und Welschsüdtirol abhob, be seitigt wurde. An der offiziellen Haltung der italienischen Regierung, die trotz allen Schwankens an dem Dreibundvertrag, d. h, an dem Bündnis mit der Donaumonarchie, festhielt, hatte Tolomeis Aufklärungswerk seine Grenze. Aber auch die nationalen Kreise übten eine vorsichtige Zurückhaltung. Die „Lega nazionale', die Organisation

, die der weitgreifenden Tätigkeit der deutschen Schutzverbände mit den glei chen Mitteln entgegentrat, griff zwar in die italienischen Sprachin seln nördlich der Salurner Klause hinüber, sah das Gebiet jedoch als deutsch an. Ebenso beschränkte der italienische Touring-Club bei allen irredentistischen Nebenzielen sein Interesse auf das Tren tino. Trotzdem setzte der Fanatiker unbeirrt seinen Weg fort. Die

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 341 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DEUTSCHE KUNDGEBUNGEN UND ITALIENISCHE UNRUHE 329 reichischem Boden in Kufstein stattfinden sollte. Zugleich jedoch war anzunehmen, daß sie bei der Beteiligung der Österreicher und zumal der Tiroler auch nicht stillschweigend an der Südtiroler Frage vorbeigehen würde, und es entstand die große Gefahr, daß bei der engen Verknüpfung dieser politischen Probleme schädliche Rück wirkungen nach der einen oder anderen Seite eintreten würden. Schon ließ eine Meldung des deutschunfreundlichen Korrespon

denten der „Tribuna' in Berlin, Morandi, vom 5. Februar erkennen, in welcher Richtung diese Kombination ausgenutzt werden sollte. Noch deutlicher sprach die Erklärung, die die „Agenzia di Roma' in Anknüpfung an diese Mitteilung abgab. Die italienische Regie rung werde diese Tagung, der „pangermanistischen Organisationen', die auch im Oberetsch eine große Tätigkeit entfalteten, mit Auf merksamkeit, aber ohne Besorgnis, verfolgen. Die italienische Poli tik gegenüber der deutschstämmigen Bevölkerung sei

geweckt, und deutlich ließ sich erkennen, daß von Paris her eifrig geschürt wurde, um die „pangermanistische Gefahr' möglichst groß erscheinen zu lassen. Vor allem entfaltete der Andreas Hofer-Bund in München eine ge steigerte Tätigkeit. Nicht nur, daß er immer wieder bei der Reichs regierung vorstellig wurde, die Südtiroler Frage mit den Handels vertragsverhandlungen zu verbinden: einen besonders ungünstigen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 408 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
nicht gebe, und nach seiner Rückkehr schilderte er im „Giornale d'Italia' jenes „ur~ italienische Land', das von Österreich gewaltsam entnationalisiert sei, und er berichtete mit bombastischen Worten, daß Mussolini von den Südtirolern mit der größten Ergebenheit und Bewunderung empfangen werden würde. Das alte Wort Tolomeis, daß man nicht entnationalisiere, sondern entnationalisierte Volksteile ihrem ur sprünglichen Volkstum wieder zurückgewinne, wurde nun zum amt lichen propagandistischen Schlagwort

gemacht: mit politischer Be rechnung kommentierte das „Giornale d'Italia' den Bericht des Mi nisters dahin, daß die italienische Arbeit in den Schulen somit keine Verletzung internationaler Rechte anderer Völker, sondern eine Wie derherstellung der nationalen Gerechtigkeit bedeutete. Abwechselnd wurde dabei in der Folge einmal die Völkerwanderung, ein ander mal die österreichische Herrschaft als die Epoche der nationalen Entfremdung bezeichnet. Zur weiteren Bekräftigung des Programms aber wurde

am Brennergrenzstein eine Tafel aufgestellt, die die ita lienische Inschrift trug; „Den 600000 Gefallenen im großen Kriege, die diese ewige und unverletzliche Grenze eroberten. Die faschisti sche Regierung.' Der Besuch Fedeles, der drei Wochen später unter Entfaltung des gleichen Apparates stattfand, brachte die neue Verfälschungspropa ganda nicht weniger entschieden zur Anwendung. Er lehnte ab deutsche Abgeordnete zu empfangen, die ihm an Ort und Stelle die Beschwerden der deutschen Bevölkerung unterbreiten

wollten. Statt dessen verkündigte auch er die Lehre von der ursprünglichen Ita- lianitat Südtirols: „Es ist nicht wahr, daß wir entnationalisieren. Auf italienischem Boden ist das Recht, italienische Bürger in der Sprache Dantes zu erziehen, nicht bestreitbar .... Die Ideen und die Worte des Faschismus sind für alle Regionen vom Brenner bis zum äußersten Ende von Sizilien gleich.' Der Lärm diesseits und jenseits

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 124 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
und auf die Regierung Einfluß zu gewinnen su chen, indem man das Gedeihen Italiens möglichst einseitig von dem Gedeihen der italienischen Wirtschaft abhängig hinstellte oder umgekehrt den Wirtschaftsgeist als eine heilige Errungenschaft des italienischen Volkes pries. Auswärtige Politik mußte als Wirt schaftspolitik verstanden und durchgeführt werden. Solche Ge danken ließen sich mit Hilfe wirtschaftlicher Mittel leicht in eine bereits materialisierte Bevölkerung hineintragen. Sie waren zu gleich handels

- wie kolonisationspolitischer Art. 1 Der Blick lenkte sich naturgemäß auf das Mittelmeer, vor allem auf seine östliche Hälfte, weiter nach Südamerika, wo, namentlich in Argentinien, 2 die italienischen Einwanderer einen lebhafteren Markt für italienische Waren geschaffen hatten. Das war ein wirklicher '»Weltmarkt'. Er spornte nicht nur die italienische Reederei an, sondern ließ auch „lateinische' Weltmarktgelüste aufkommen. Der Staat konnte auf diesem politisch schwierigen Boden weniger hel fen als gegenüber der Türkei

im östlichen Mittelmeer. Zunächst mußte aber die Adria endgültig wirtschaftlich und deshalb politisch zum mare nostro werden. Italienische Bahnlinien sollten dann von San Giovanni di Medua an die Donau, von Durazzo nach Saloniki führen. 3 Berief man sich in den Kreisen solcher Plänemacher auf die Vergangenheit, so war weniger von Rom als von Venedig die Hede. Auf seinen Spuren galt es weiter das östliche Mittelmeer zum mare nostro zu machen. Das war ein sehr weites Ziel. Aber der Anfang konnte

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 292 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
280 XL TOLOMEIS YERWELSCHUNGSPROGRAMM altgeschichtlichen Tiroler Überlieferung. Die Eingabe blieb unbeant wortet und nachdem Ende Mai auch der Parteitag der Tiroler Volks partei eine entsprechende Resolution gefaßt hatte, entschloß man sich Ende Juni, den Wortlaut der Öffentlichkeit zu übergeben, um vielleicht auf diese Weise die Regierung zum Einlenken zu bewegen. Indessen dieser Schritt hatte gerade die umgekehrte Wirkung, und man darf vermuten, daß auch ein Dringlichkeitsantrag

, der am 8. Mai einstimmig im Nordtiroler Landtag angenommen und durch den die österreichische Regierung aufgefordert wurde, von den üb lichen diplomatischen und völkerrechtlichen Mitteln zugunsten der Südtiroler Bevölkerung Gebrauch zu machen, an der neuen Wen dung der Dinge nicht unbeteiligt war. Mussolini schwieg, aber Tolo- mei antwortete. Am i5. Juli fand im Bozener Stadttheater die Kundgebung statt, an die alle weiteren Entnationalisierungsmaßnahmen anknüpften. In Gegenwart zahlreicher behördlicher

Vertreter, aber einer sonst nicht großen Zuhörerschaft, entwickelte Tolomei in einer ausführ lichen Rede das Programm, nach dem das Entnationalisierungswerk in Südtirol zur systematischen Durchführung gebracht werden sollte und das er ausdrücklich als das Programm der Regierung bezeich nete. Von dein Beschlüsse des „Großen Rats' der faschistischen Par tei ausgehend, stellte er alle Mittel und Wege zusammen, durch die die Italianität gegenüber dem widerspenstigen Deutschtum zum Siege geführt

werden sollte. Es waren jene Forderungen, die er selbst zuerst in mehrmaliger Wiederholung formuliert hatte und die dann in die lokalen und allgemeinen Programme der faschistischen Verbände übergegangen waren. In kurzer Aufzählung lauteten diese etwa folgendermaßen. Vereinigung des gesamten annektierten Tirol in einer einzigen Provinz mit der Verwaltungsspitze in Trient und Ausschließung jeder Sonderverwaltung für das deutsche Sprachgebiet; Ersetzung der deutschen Gemeindesekretire durch staatlich-italienische; Re vision

aller bereits von der Regierung genehmigten Optionen und sofortige Ausweisung aller jener Personen über den Brenner, deren Optionsanträge abgewiesen worden waren ; Paßbeschränkung für die deutschen. Bewohner und Aufenthaltsbeschränkung für deutsche Reisende; Erlaß eines Ausnahmegesetzes, das die Einwanderung

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 271 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
ABWARTENDE HALTUNG DER DEUTSCHEN 259 deutschen Abgordneten das Kabinett Mussolini mit Äußerungen der hoffnungsvollen Erwartung. Dr. von Walther gab in der „Südtiroler Landeszeitung' der Meinung Ausdruck, daß die Deutschen, wie überhaupt alle Minderheiten in fremdem Staatsverbande, nicht grundsätzlich gegen die jeweilige Regierung ihres Staates Stellung nehmen könnten, sondern sich in gesetzlichem Kampfe mit der regierenden Partei des Mehrheitsvolkes auseinandersetzen müßten

. Er wollte in der neuen Regierung einen Faktor der Erleichterung erblicken, weil die illegale Macht, die seit mehr als einem Jahr auf allen Gebieten des italienischen Staatswesens bestimmend geworden war, nunmehr die gesetzliche Verantwortung übernommen habe. Graf Toggenburg war zwar weniger optimistisch, meinte aber auch, daß Italien froh sein könne, endlich eine Regierung zu haben, und daß von dem Herrschaftswechsel eine Besserung der wirtschaft lichen Verhältnisse unter Betonung der Außenpolitik erhofft wer

den dürfe. Es hatte einen programmatischen Sinn, wenn er schließ lich eine deutsch-italienische Annäherung in Südtirol als möglich bezeichnete. Nicht nur taktische Erwägungen waren der Grund für so freundliche Äußerungen. Wie in Italien, so war man auch in Südtirol geneigt nach den Jahren eines ungeregelten öffentlichen Lebens im Faschismus das System der nationalen Kraft und Ord nung zu sehen, und bis auf den Tiroler', der sich weiter ablehnend verhielt, nahm die Südtiroler Presse in dieser Richtung

vom verantwortungslosen und oppositionellen Parteiführer zum realpolitischen Staatsmann. Noch im Oktober, als die österreichische Presse und Öffentlichkeit den faschistischen Zug nach Bozen mit scharfer Kritik überschüttete, hatte er an die damalige Regierung Facta-Schanzer die Anfrage ge richtet, ob sie es nicht für nötig halte, die Gewährung der zweiten 17*

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