17. Blutsonntag Schön ist der Südtiroler Sommer. Du liegst im kurzen Grase der sonnendurchglühten Bergwiese und brauchst nur die Hand auszustrecken, so schenkt dir der Boden den edelsten Duft, den die Erde kennt, den Zaubergeruch der Brunelle. Du ziehst ihn mit gierigen Nüstern ein und vermeinst, Gesundheit, Kraft und Reinheit zugleich in dich zu schlürfen. Du streckst die andere Hand aus und holst die freudigste Farbe, die das menschliche Auge aufzunehmen ver- mag, den blauen Enzian. Dein Ohr
ist er da mit einer beängstigenden Herrlichkeit, in Gries, am Bozner Boden, im Brirner Talkessel und im Burggrafenamte. Hier schwelgt er : Blüten, Blüten, weiß und rosa, Mandel, Pfirsich, Kirsche und Apfel, immer wieder Blüten, weiß und rosa und darüber die Steil- wand des Gantkofels, märchenhaft dämmerig wie eine blaue Siegesfahne, die der Lenz hoch in den Lüften schwingt. Aber zuweilen kommt es vor, daß aus Blumenpracht ein gift- geschwollener, schwarzer Viperrachen aufzüngelt....