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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 313 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
„Ich weiß.' Eugen nickte. Beide schritten dem Hof zu. An einem kleinen Bach pflückte Eugen ein Sträußchen Vergißmeinnicht. Dann eilte er. dem Jodok nach. Kurz vor dem Haus sagte Eugen Plötzlich: „Ich möchte die Bauernarbeit lernen, muß aber ganz von vorn anfangen.' ^Jch Hab' aa amal ang'fangen, Herr!' meinte der Jodok. „Aber in ganz jungen Jahren. Du bist hineingewachsen in deine Arbeit und hast langsam das richtige Verständnis bekommen. Das ist der Unterschied. Bei mir wird's viel schwerer

halten. Bin halt ein dummer Städter!' scherzte Eugen. „Darauf kimmt's nit an, Herr.' Der Jodok langte die Pfeife aus der Joppe, die er lose über die Schulter ge hängt trug und setzte sie in Brand. „Lei a Freud' müaßt's haben zu enk'rer Arbeit!' fuhr er fort. „Und die rechte Liab' zur Sach'. Mit'm Muaß und der Pflicht allo an ist' s nit getan. So moan' halt i.' „Deine Meinung ist sicher richtig.' Eugen senkte nach denklich den Kopf. Ein leiser Wind hatte sich aufgemacht. Wohltuend fächelte

er über seinen erhitzten Körper und trug ihm den Duft der frischgemähten Wiese nach. „Ich will's versuchen!' erklärte Eugen fest. „Wenn du mir dabei hel fen willst, Jodok, würde ich dir sehr dankbar sein!' bat er. „An mir soll's nit fehlen, Herr.' Der Jodok nahm die Pfeife aus dem Mund und bot ihm die Rechte. So bekräftigten beide mit festem Händedruck Eugens Entschluß. Gleich nach der Heimkehr schaute Eugen nach seiner Frau. Es ging ihr besser, nur schien sie noch recht matt zu sein. Er legte ihr das Straußchen

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 309 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
um sie. Noch nie hatte ihr etwas gefehlt. Heimlich berief Eugen den Arzt aus dem nächsten Dorf. Dieser traf am Spätnachmittag ein. Es fehlte der jun gen Frau nichts Ernstliches, wie die Untersuchung ergab. Lediglich Überanstrengung habe den Zusammenbruch ver anlaßt. Der Arzt verordnete ein Paar Tage Bettruhe und mehr Schonung, da sie im Advent wieder ein Kindchen haben werde. In der folgenden Nacht schlief Eugen Bertram nicht. Unruhig warf er sich auf seinem Lager hin und her, lauschte

den ruhigen gleichmäßigen Atemzügen seiner Frau und versuchte nachzudenken, sich klar zu werden, was nun geschehen solle. So ging es nicht weiter. Draußen krähte der Hahn. Bald würde es hell werden. Es litt Eugen nicht mehr im Bett. Leise erhob er sich, kleidete sich an und schlich geräuschlos aus dem Schlaf- Zimmer. Im Freien war es noch fast finster. Im Stall brannte Licht. Der Jodok hatte sein Tagwerk schon begonnen. Mit großen Schritten stieg Eugen über die Wiesen bergan. Bald nahm ihn der Hochwald

auf. Immer steiler wurde der Weg. Der junge Tag siegte über die weichende Nacht. Im Walde wurde es lebendig. Die Vögel sangen ihr Morgenlied. Eichkccheln huschten über den Steig, er kletterten blitzschnell hochstämmige Nadelbäume. Erhitzt und völlig ausgepumpt vom unvernünftig raschen Steigen erreichte Eugen die erste Alm. Inmitten der Wiese stand ein Heuschober aus lustig gefügten Bal ken errichtet, aber mit festem Dach. Er war noch leer. Schwer atmend ließ sich Eugen auf der Schwelle nieder. 310

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 252 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
einer anderen Kraft umsehen müsse. Franzi hatte es ihrem Mann bisher verheimlicht. Die Aufregung hätte ihm schaden, die Genesung hintanhalten können. Eugen beantwortete diese Eröffnung seiner Frau mit einem bitteren Auflachen. „Mutzt's nit schwer nehmen, Eugen. Wenn du dich erst richtig erholt hast, nacher wird's schon wieder recht. Findest leicht a neue Stell'!' tröstete sie. Es war ihr aber gar nicht Wohl dabei zumute. Noch eine Woche, und Eugen bekam kein Krankengeld mehr

. Was dann? Wie sollte ihr Mann zu Kräften kommen? Und die vielen Schulden, von denen sie erst erfahren hatte, während Eugen krank war, als die Gläubiger einer nach dem anderen ihr Geld verlangten. Wenn sie nur mehr gelernt hätte, um Geld verdienen zu können. Sie dachte an Peter Mauracher. Er hatte sich nicht blicken lassen, seit Eugen krank war. Trotzdem be schloß sie, ohne Wissen ihres Mannes, ihn anzurufen. Vielleicht konnte er raten oder zur Erlangung einer neuen Stelle behilflich sein. Die Auskunft

, die sie am Fernsprecher erhielt, war niederschmetternd. Peter Mauracher weilte im Ausland. Wann er zurückkehren würde, sei ganz unbestimmt. Nun war sie wieder um eine Hoffnung ärmer. Franzi Bertram lag die halben Nächte wach und sann über einen Ausweg nach. Sollte sie wieder in Dienst gehen? Was aber wurde aus Mann und Kind? Eugen litt immer häufiger an Anfällen von Schwermut, die sie mit tiefer Unruhe erfüllten. Sie versuchte, ihn zu trösten, ihm Mut zu machen. Es nützte nicht viel. „Wir haben

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 232 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
Boden auf. „So viel an Dreck machen die Viecher!' schalt sie auf die Kreuzschnäbel. „So! Jatz hätten wir's!' meinte sie befriedigt. Sie schickte sich an, die Stube zu verlassen. „Setzen S' Ihnen doch, Herr Bertram. Er kimmt g'wiß bald hoam, der Herr Oberstaller.' Eugen brauchte nicht lange auf seinen Onkel zu warten. Bald danach betrat er die Stube. „Du, Eugen! Das ist eine Überraschung!' begrüßte ihn Oberstaller, noch etwas kurzatmig vom Treppensteigen. „Was ist mit der Franzi?' „Einen Buben

hat sie!' berichtete Eugen voll Stolz und erzählte nun ausführlich von Frau und Kind. „Und jetzt trinken wir ein Glaserl mitsammen. Müssen doch ein bissel feiern.' Oberstaller brachte eine Flasche herbei und schenkte ein. Sie ließen sich an einem kleinen Tisch am Fenster nieder, wo Oberstaller mit Vorliebe zu sitzen Pflegte, weil er von da aus die enge alte Gasse über sehen konnte. „Auf's Wohl von der Franzi und ihrem Buben!' Hell klangen die Gläser Zusammen. „Wie lange bleibt ihr denn noch in Jgls

?' wollte der Onkel wissen. „Wenn die Franzi wieder gesund ist, übersiedeln wir nach Innsbruck. Das Häusel droben ist nit für den Winter eingerichtet.'' gab Eugen Auskunft. „Das Hab' ich mir eh' gedacht!' meinte Oberstaller und kraute seinem schwarzen Kater, der ihm auf die Knie ge sprungen war, das seidige Fell. „Du hast's ja fein, Eugen. Bist an keinen Ort gebunden. Kannst deinem Beruf über all nachgehen. Fühlst dich gewiß recht zufrieden?' „Ja!' sagte Eugen gedehnt. Sollte er dem Onkel

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 159 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
gangenen Jahren berichten. Mit ernstem Gesicht und sparsamen Worten schilderte sie ihr hartes, arbeitsreiches Dasein. Eugen sah sie voll Mitteid an und meinte tröstend: „Du bekommst es auch einmal besser. Laß dich nur nit unterkriegen. Wehren mußt du dich. Nur nit alles ge fallen lassen. Merk' dir das!' schärfte er ihr ein. Das Mädel nickte, obwohl sie keineswegs der gleichen Ansicht war. Der Eugen, das Herrenkind, verstand halt nicht, was dienen hieß. Woher sollte er es auch wissen? So gab

die Franzi ihrem Freunde scheinbar recht. Nichts sollte die schönen Stunden des Beisammenseins trüben. Rasch, allzu rasch vergingen die Sommertage und mit ihnen der Erholungsurlaub Eugen Bertrams. Den letzten Tag des Beisammenseins wollten Franzi und Eugen zu einem Ausflug benützen. Im Schatten des von Lärchen und Fichten untermischten Hochwaldes stiegen sie empor. Immer steiler wurde der nadelbedeckte Pfad. Die Franzi schritt voran. Leichtfüßig und rasch gewann sie die Höhe. Eugen folgte etwas langsamer

. Als Franzi den größer gewordenen Abstand zwischen ihnen bemerkte, blieb sie stehen. „Tut's di' Wohl nit an strengen 's Steigen?' fragte sie ängstlich. Eugen machte eine abwehrende Handbewegung. „Gar nix tut es mir. Ich bin doch wieder vollständig gesund.' Er trocknete sich die feuchte Stirn. Sie sah ihn prüfend an. Er schien sich wirklich gut erholt zu haben. Die fahle Blässe war einer frischen, gesunden Gesichtsfarbe gewichen. Er hustete schon längst nicht mehr. IM

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 102 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
Nahe der Terrasse, unter den dichtbelaubten Zweigen eines mächtigen Kastanienbaumes saß Eugen Bertram, den Kopf tief über das mit Zahlen bedeckte Heft gebeugt, das vor ihm auf dem Gartentisch lag. Die Vögel Zwitscherten in den Baumen. Ein Jasmin strauch sandte betäubenden Duft. Die Sonne lag über dem weiten Garten. Durch das Baumgeäst drangen Sonnenkringel, die wie magische Lichtzeichen über die Tischplatte huschten. Ein goldschimmernder Käfer ließ sich auf dem Rechenheft nieder. Die winzigen

schwarzen Fühler bewegten sich tastend. Dann begann der Käser zu laufen. Eugen sah ihm aufmerksam zu, wie er immer rascher gegen den Rand des Tisches lief. Dort angelangt, öffnete er die schimmernden Flügeldecken. Ein leises Surren. Der Käfer war im grünen Dämmer des Laubes verschwunden. Eugen wandte sich seufzend wieder seiner Aufgabe zu, zwang sich Zum Nachdenken, Zur Aufmerksamkeit. Er Mußte fertig werden. „Eugen!' Bon ganz nahe kam der Ruf. Hinter einem Strauch wurde der blonde Kopf der Franzi

sichtbar. Sie lachte und winkte. Eugen schüttelte den Kopf und deutete auf sein Heft. Mit ein paar Sprüngen war die Kleine beim Tisch. „Kimmst nit?' fragte sie enttäuscht. „Hast's do' gestern versprochen!' Sie kletterte auf einen Muhl und beschaute das mit Zahlen bedeckte Heft, schob es aber gleich wieder zurück. „Du muaßt mitgiahn, Eugen, weil du's dv' gestern g'sagt hast!' mahnte Ne Kleine ihn an sein Ber-

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 327 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
Karwendel, enthüllten die wilde Schönheit des felszer klüfteten Gebirges, um sie gleich darauf wieder zu ver hüllen. Die letzten Sonnenstrahlen trafen abschiedneh mend die Bergwiesen und Wälder. „Wenn ich nit in Hall meinen Beruf Hütt', nacher tät' ich mich auch da ansiedeln. Hast du's schön da heroben!' sagte der lange Peter begeistert. „Ich begreif' dich, Eugen. Wenn ich deinen Bater wieder amal triff, nacher sag' ich 's ihm. Er kommt noch zuweilen nach Hall.' Eugen machte eine abwehrende

Handbewegung. „Dem Papa erscheinen ganz andere Dinge erstrebenswert. Er würde nie verstehen, daß ich sonst keinen anderen Ehr geiz Hab', als ein Bauer zu sein und mich dabei glücklich und Zufrieden fühl'.' Mauracher schwieg. Ob es dem alten Herrn wirklich gleichgültig War, wie es dem Sohn ging, auch Wenn dessen Lebensbahn von der seinen erheblich abwich? Vielleicht hatte Eugen recht, vielleicht auch nicht. „Weißt du übrigens, Eugen, daß du einen kleinen Bruder bekommen hast?' fiel dem Peter plötzlich

ein. „Ich?' fragte Eugen überrascht. „Ja, du. Neulich Hab' ich's erfahren.' Eine Weile sah Eugen nachdenklich vor sich hin, dann meinte er: „Hoffentlich erlebt der Papa an diesem Sohn mehr Freud' als wie an mir.' Ein bitteres Lächeln um spielte dabei seinen Mund. „Wenn ihm die Mutterlieb' bleibt . .. Wenn er eine frohere Jugend hat ..mur melte er vor sich hin. Dann gab er dem Gespräch eine andere Wendung. Peter Mauracher wollte über Nacht bleiben. So konnten W8

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 117 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
Bertram an einem Fenster im ersten Stock seines Hauses. Da beobachtete er, wie Eugen aus dem Anwesen der Hebamme Scheiber trat und über den Pfad durch die Wiesen heimwärtsging. Oberstaller und Florian Bertram waren aus der Terrasse, als Eugen durch den Garten daherkam. Bertram winkte seinem Sohn. „Wo warst du?' fragte sein Bater streng, als er vor ihm stand. „Im Garten!' erwiderte Eugen. „Wo?' „Im Garten!' wiederholte der Bub trotzig. „Das ist nit wahr!' schrie Bertram, zornrot im Ge sicht

. „Mit eigenen Augen Hab' ich dich aus dem Haus da drüben kommen gesehen. Bist du vielleicht gar zu feig, um deinen Ungehorsam einzugestehen?' Eugen Zuckte gleichgültig die Achseln. Diese Geste brachte Bertram außer sich. Wütend schlug er auf den Sohn los. Eugen wehrte sich. Es gelang ihm, sich durch einen geschickten Sprung über das Gelände? der väterlichen Züchtigung zu entziehen. Nun bekam Oberstaller die Wut seines Stiefbruders zu fühlen. „Da siehst du nun deine Erziehungsresultate, Albin! Güte

! Nachsicht! Verständnis! Deine Schlagworte für Kindererziehung! Ein schönes Ergebnis! Da kannst dir was darauf einbilden!' Zornig schlug er auf den neben ihm stehenden Tisch, daß der Aschenbecher in die Höhe sprang, zu Boden fiel und zerbrach. „Du bist allein schuld, Albin! Du ganz allein! Solange nur ich den Eugen unter der Fuchtel gehabt Hab', hat er

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 270 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
so a Freud'! Kann's völlig noch nit recht glauben, daß die böse Zeit so aus amal Vorbei sein soll. Hab' immer g'meint, man müßt' sich alles selber verdienen.' „Und nun findest du, daß uns das Geld zu mühelos in den Schoß sällt, wie man zu sagen Pflegt!' lachte er. „Das g'rad' nit. I muß es nur erst g'wöhnen. Kriegst 's Geld wohl gleich ausbezahlt?' erkundigte sie sich. „Es wird sich schon eine Weile hinziehen!' erwiderte Eugen. „Auf die Verständigung des Notars hin bekomme ich sicher

einen Vorschuß. Sei also unbesorgt.' Diese Stunde hatte Eugen Bertram gewandelt. Er machte Plane für die Zukunft, zeigte sich heiter und lebensfroh und gab sich als aufmerksamer Gatte und Vater. In einer Villa am Fuße des Berg Jsel mieteten sie vorläufig eine möblierte Dreizimmerwohnung. Eigene Möbel wollte Eugen erst kaufen, wenn er sich über die Gestaltung der Zukunft im klaren war. Als das Geld einlangte, drang Franzi darauf, daß zu erst sämtliche Schulden bezahlt wurden. Außerdem mußten sich Eugen

und seine Frau neu ausstatten. In den Tagen der Not hatten sie alles irgendwie Entbehrliche Zu Geld gemacht. Es war ihnen nicht viel mehr geblieben, als was sie auf dem Leibe trugen. Und nun lebte Eugen auf. Er kaufte sich ein kleines Auto und war viel unterwegs. Alle Schönheiten der näheren und weiteren Heimat konnte er seiner Frau nun zeigen. Der kleine Ernst blieb unter der Obhut einer Kinderfrau Zurück. Franzi glaubte manchmal zu träumen. Das war nicht sie selbst, die dieses Leben lebte

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 307 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
Eugen schien es nicht zu bemerken. Seine Stimmung bei Tisch hatte sich, seit der Jodok und die Leni im Haus waren, entschieden gebessert. Der ältliche Knecht reizte ihn nicht. Er schien sich keine besonderen Gedanken über den Besitzer und die Verhältnisse auf dem Prebacherhof zu machen. Gesprächig war er nicht, der Jodok. Wohl aber gab er aus Fragen bereitwillig Antwort. Während der Mahlzeit war Eugen Zuweilen ganz auf geräumt. Er erzählte irgend etwas und unterhielt sich mit seiner Frau

. Nur mit dem Tabak des Jodok konnte er sich gar nicht befreunden. Ein Teufelskraut nannte er es. W war die Gewohnheit des Jodok, sich nach dem Essen am Abend seine Pfeife zu stopfen und dicke Wolken in die Luft zu blasen. Obwohl Eugen das beißende Kraut lästig war, konnte er sich doch nicht entschließen, dem Jodok das Rauchen in der Stube Zu verbieten. Dem ließ sich auch anders abhelfen. Beim-nächsten Gang ins Dorf kaufte Eugen einen guten Pfeifentabak und schenkte ihn dem Jodok. Der Knecht war freudig

überrascht. „Bergelts Gott, Herr!' sagte er und begann sogleich seine Pfeife damit zu stopfen. „Sakrisch guat!' erklärte er nach den ersten Zügen befriedigt. Am nächsten Tag rauchte der Jodok wieder seinen Stinkadores. „Weshalb rauchst denn nit den guten Tabak?' erkun digte sich Eugen. „Raa, Herr? Dös gibt's nit!' schüttelte der Jodok ent schieden den Kopf. „Den raach i auf'n Sunntag. G'rad' für'n Werktag ist der viel Zu fchad'.' ZW

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 277 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
„Es muß ja nìt g'rad' Sankt Waltraud sein!' meinte Franzi. „Biel kosten darf der Aufenthalt nìt. Wir müssen sparen, Weibele.' „Das weiß ich. G'rad' vordem Hab' ich's überdacht!' entgegnete sie. „Wie war's, wenn wir uns aa Bauern- gütl kaufen täten, Eugen? Nacher hätten wir a Hoamatl für uns und unfern Buben. A Dach über'm Kopf. Und 's tägliche Brot. In der guten Lust tätest bald kräftig werden. I machet die Bauernarbeit und du kannst später wieder schreiben oder tun, was dich g'freut

. Wenn du 's Auto verkaufst, dazu 's Geld, das no' da ist von dein'm Mutter! selig, tat' g'rad' g'langen sür an Hof, mein' ich.' Sie hatte rasch gesprochen, um ihrem Mann alles mög lichst verlockend darzulegen und jeden vorzeitigen Ein wand fernzuhalten. Eugen hatte sie unverwandt angesehen. „Wie hübsch du bist in deiner Begeisterung!' sagte er lächelnd. Franzi sah ihn verblüfft an. War das seine Erwide rung auf ihren Vorschlag, der Zukunft und Existenz sicherstellen sollte? Unschwer las Eugen von ihrem Gesicht

ab, was in ihr vorging. Er wurde ernst. „Es wäre Zu überlegen!' meinte er nachdenklich. „Eugen! Bua!' Stürmisch fiel sie ihm um den Hals. „Herrgott, hätt' i a Freud'!' „Würde es dich so glücklich machen, Weibele?' fragte er zärtlich und zog sie auf seine Knie. Sie nickte eifrig. „A Hoamatl, Eugen ... wenn's uns g'hören tät' ... a Häusel für uns ... im Stall a Viech

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 312 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
mußte er, um sich diese Heimat Zu verdienen. Er wollte den Weg gehen, wollte lernen und mit Fleiß und Aus dauer sein Ziel Zu erreichen suchen. Diesmal durfte er nicht wankend werden, mußte alle Schwierigkeiten über winden. Es- ging um alles. Eugen eilte hinab durch den Wald, dem Hof zu. Bald nach seiner Heimkehr schritt er, eine Sense geschultert, hinaus zum Jodok. Der Knecht wünschte einen guten Morgen, stellte die Sense auf, um sie Zu wetzen. „Ich ... möchte dir Helsen!' sagte Eugen verlegen

. „Nur ... verstehen tu' ich halt gar nichts.' „Wird schon werden, Herr!' ermunterte ihn der Jodok mit einem bei ihm seltenen Lächeln. Er ließ sich kein Erstaunen anmerken. Und nun erklärte ihm der Jodok, wie er die Sense halten müsse Mit der Spitze dürfe er ja nicht in den Erdboden fahren. Als Eugen es begriffen und die erste Ungeschicklichkeit überwunden hatte, gab er sich alle Mühe, nicht allzusehr hinter dem Jodok Zurückzubleiben. Weitausholend schwang er die Sense, fügte Schnitt aus Schnitt. Gräser und Blumen

sanken. Schweigend mähten sie. Der Schweiß rann Eugen über das Gesicht und den Körper, Die Stun den vergingen. In gleichbleibendem Schwung mähten sie, Schnitt um Schnitt, Reihe um Reihe, Als der Jodok es genug sein ließ, fühlte Eugen erst, daß er müde war. Auch der Knecht wußte es; denn er sagte: „Ein Paar Tag' müaßt's durchhalten, Herr. Nacher seid's die Arbeit g'wöhnt.' Er sah ihn prüfend an.

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1940
¬Der¬ steile Weg : Roman
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Seite 239 von 330
Autor: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 329 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.215
Intern-ID: 65538
todunglücklich. Wie er diesen „Pferch' haßte! Wie er sich in dieser Umgebung und dem Mangel an Behagen herab gekommen fühlte, das ahnte seine Frau nicht. Noch weni ger ahnte sie, wieviel Schulden ihr Mann gemacht hatte. Er mußte ja das Geld beschaffen. Sie mußten leben. Eugen suchte mit Ausdauer nach einer Stellung. Wo nur die geringste Aussicht bestand unterzukommen, stellte er sich vor. Den Erfolg wußte er bald schon im voraus. Ein bedauerliches Achselzucken, eine mehr oder weniger höfliche

Ablehnung, je nach der Wesensart des betreffen den Geschäftsinhabers. Die Stellung sei schon wieder besetzt, hieß es, oder sie würde ganz ausgelassen. Nach solchen Mißerfolgen und Enttäuschungen kam es vor, daß Eugen in ohnmächtiger Wut durch die Straßen Inns brucks rannte oder hinaus aus der Stadt bis in die Inn- auen. Er verfluchte sich selbst und sein Schicksal, das es so wenig gut mit ihm meinte. Der Franzi gegenüber beherrschte er sich. Ganz jedoch konnte er seine Verdrossenheit

und Niedergeschlagenheit nicht verbergen. Seine Frau versuchte, ihn aufzuheitern, ihm Mut Zuzusprechen. Ihr scheinbar unverwüstlicher Frohsinn hatte jedoch nur zur Folge, daß Eugen ihr ins^ geheim das richtige Empfinden für seine mißliche Lage absprach. Ein Trost, daß wenigstens der kleine Ernst trotz aller Sorgen Prächtig gedieh. Nach Neujahr begannen erst recht die Schwierigkeiten für Eugen. Er wußte nicht mehr, woher er die Mittel für das bescheidenste Leben, für Heizung und Miete nehmen sollte. Sein Kredit

war erschöpft. Der Onkel in Hall war kränklich und verdiente selbst fast nichts. Was Eugen an

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