¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
. 1 Die Frage führte im Dreibundlager zu heftigen Auseinandersetzungen, denn weder die deutsche noch die italienische Regierung glaubte, daß sich diese Verbindung verhindern lasse, 2 und in Rom wurde sogar die Rücksicht auf die dynastischen Beziehungen zurückgestellt. 3 Auch ein vermittelnder Vorschlag des Grafen Tisza, auf Grund eines geschlossenen Auftretens des Dreibundes und unter Hinzuziehung Rumäniens durchzusetzen, daß das innere Gebiet Mon tenegros Serbien überlassen, das Küstengebiet jedoch
mit Albanien vereinigt werde, um Serbien nicht an die Adria gelangen zu lassen, wurde von der italienischen Regierung zurückgewiesen, da sie die direkte Nachbarschaft Albaniens mit Österreich-Ungarn als uner träglich ansah und erst recht eine etwaige Inbesitznahme des Lowcen, des beherrschenden Grenzberges über der Bucht von Cattaro, seitens der Donaumonarchie. 4 In den nächsten Wochen und Monaten ver knüpfte sich die montenegrinische Frage immer enger mit der al banischen, und die Auseinandersetzungen
zwischen den beiden Neben buhlern an der Adria nahmen Formen an, die von einem Bundesver hältnis nichts mehr erkennen ließen. Wenn der italienische Außen minister Marquis di San Guiliano sich schließlich, Anfang Juli, zu Kriegsdrohungen verstieg, die die Perspektive eines Zusammen gehens Italiens mit Serbien und Rußland aufzeigten,® so war das ein Beweis dafür, in welche schiefe Lage Österreich-Ungarn mit der starren Abwehr des südslawischen Nationalismus geraten war. Immerhin trug die scharf ablehnende