281 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_62_object_4384482.png
Seite 62 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zwei ft MarokJookrise und neue Verständigung mit Frankreich 51 alledem in der Durchführung der militärischen Expedition gegen Fes nicht stören ließ. So schlug das politische Pendel in Madrid von neuem heftig gegen Paris aus» und trotz der bösen Lehren, die das militärische Abenteuer von 1909 hätte erteilen sollen, beschloß die spanische Re gierang aus Prestigegründen, aber auch um ein Faustpfand in die Hand zu bekommen, in ihrer Zone eine parallele Unternehmung, die Anfang Juni zur Besetzung

von Larasch und el Kasr führte. Da sie dabei unterließ, ihre Aktion mit allen den Vorwandgründen zu ver nebeln, für die Frankreich mit traditionellem Geschick bei dem seini gen gesorgt hatte, mußte sie von den Verbündeten den Vorwurf hin nehmen, die internationalen Verträge gebrochen und Deutschland da mit die Möglichkeit gegeben zu haben, sich einzumischen. Kaum daß Frankreich davon Abstand nahm, seinerseits formell gegen das spani sche Sonderunternchmen in Nordmarokko zu protestieren

auf, weil nicht nur Frankreich, sondern auch Spanien gegen die Algecirasaktc verstieß, und Spanien begrüßte das Auftreten Deutschlands mit unverhohlener Freude. Eine schwere Enttäuschung war unvermeidlich, denn wie sollte die Sendung des „Panther' nach Agadir jemals dem spanischen Interesse zugute kommen können ? Da sich Spanien genau wie Frankreich und formell sogar mehr als dieses schuldig gemacht hatte, konnte die deutsche Regierung sich nicht des einen gegen den andern bedienen, um so weniger als alles dagegen sprach

, daß das schwache Spanien ernstlich gegen das mächtige Frankreich auftrat. Als Verhandlungen zwischen Berlin und Paris begannen, wurde der Antrag Spaniens, hinzugezogen zu werden, von Deutschland wie Frankreich abgelehnt oder nur unter der Bedingung als diskutierbar bezeichnet, daß es sich bereit erklärte, 1 Bunscns Gcncralbcricht vom 24. April 1912 a.a.O. 'Aufzeichnung Zimmermanns vom 12. Juni 1911. D.D. XXIX Nr. 10572.

8
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_80_object_4384538.png
Seite 80 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Um das Bündnis mif Frankreich 69 Frankreichs und die fehlenden Mittel für das finden, was wir bei uns tun müssen, und für das, was wir in Marokko wünschen.' 1 Schon diese Seite des Bündnisprojektes stellte der Pariser Regierung keine ganz einfache Partnerschaft in Aussicht. Die Angelegenheit hatte aber noch eine andere Seite, Trotz der Wachsenden Stimmung für den Anschluß Spaniens an den Dreiverband lebte die Frankreich unfreundliche Strömung fort, und wenn sie sich auch zum Teil

den Bestrebungen des Königs einordnete, so galt ihre Bereitwilligkeit mehr England als Frankreich. Das britische Insel reich lehnte jedoch kontinentale Bündnisse grundsätzlich ab, wie es deim ja auch zu Frankreich nur in einem Ententeverhältnis stand, und eben jetzt verkündete (24. März) Asquith im Unterhaus von neuem, daß für England keine Bindungen auf dem Festland bestün den. War Spanien angesichts dessen durch das Bündnis mit Frankreich allein hinreichend gesichert? Forderte es dadurch nicht die Gegner

schaft der deutschen Großmacht heraus, mit der Spanien in engen wirtschaftlichen Beziehungen stand? Lud es nicht damit ein Risiko auf sich, das die Gewinnaussichten wieder ganz aufhob? Es erregte Aufsehen, daß ein Teil der spanischen Presse, hinter dem vor allem Handels- und Wirtschaftskreise standen, in diesen Wochen gegen die Annäherung Spaniens an Frankreich Sturm lief, und es gab zu denken, daß auch angesehene Vertreter der konservativen Partei nachdrück lich einer „neutralen' Politik das Wort

9
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/66688/66688_139_object_4605565.png
Seite 139 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
des hirnrissigsten aller Rechtssätze, mit welchem menschlicher Eigennutz die Religion beschmutzte, des „cujus regio ejus religio', das Restitutionsedikt erließ. Für Ferdinand war dies sicher eine nur katholische Angelegenheit, allen an* deren aber — ebenso sicher — nur mehr eine Machtfrage. Die Angst vor den Gefahren dieser „Machterweiterung' des Haus ses Habsburg einte vorübergehend politisch die Kurie mit Frankreich und Schweden. In der dann einsetzenden zweiten Epoche des Krieges, als Frankreich

sich entschlossen hatte, die Opposition im Reich gegen den eigenen Kaiser in Sold zu nehmen, um so Habsburg die Hegemonie in Europa zu ent* reißen, wendete sich das Blatt. Der Kaiser war immer mehr isoliert und wurde in die Defensive gedrängt. Im Jahre 1640 schloß Brandenburg einen Vertrag mit Schweden gegen Kaiser und Reich und der Kurfürst selbst bezog einen jährlichen Sold von Frankreich. Gleichzeitig waren auch fast alle Reichsstände ebenfalls von Frankreich bestochen. Wahrlich, eine erbauliche Epoche

„deutscher Treue'! Frankreich hatte sich zum Ziel ge= setzt, das Reich in kleine und kleinste, fast souveräne Gebiete zu zersetzen und seine Hegemonie auf dem Kontinent zu sichern, was mit dem Westfälischen Frieden (1648) auch wirk* lieh erreicht wurde, da Max von Bayern noch im letzten Augens blick Frankreich beistand, Indem er die Annahme der fran*

10
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_31_object_4384386.png
Seite 31 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
einer an dern Kombination zu. Wie wenig Vertrauen es bei den ganzen Verhandlungen seinem britischen Partner entgegenbrachte, ist daraus zu ersehen, daß es Ruß land davon Mitteilung machte.® Das galt freilich mehr dessen fran zösischem Verbündeten, der sich in denselben Monaten so freundlich für den Besiegten des amerikanischen Krieges verwandte. Indessen auch Frankreich gegenüber bestand das Mißtrauen des Schwachen gegen den Starken, und so vertraute man sich damals gern dem unbe teiligten Rußland

an, das zudem auch eine wertvoller Schutz für die Monarchie schien. Das liberale Ministerium Sagasta hatte die Abwen dung von England eingeleitet. Das konservative Kabinett Silvcla, das ihm im März 1899 wieder folgte, brach die Verhandlungen endgültig ab und erhob das Zusammengehen mit Frankreich auf sein Programm. Aber es suchte die Lösung nicht auf der Grundlage einer einfachen Verbindung mit der Republik, sondern in der Richtung eines Kon tinental bündnisses zwischen Frankreich, Rußland, Deutschland

und Spanien ; ein solches schien nicht nur Sicherheit gegen den Druck der französischen Übermacht, sondern auch Schutz gegen die Gefahren einer Verbindung mit einem republikanischen Staatswesen zu bieten. 3 Immer wieder kam Silvela auf diesen Gedanken zurück. Aber der Ge gensatz zwischen Deutschland ünd Frankreich machte einen derarti gen Zusammenschluß, der eine Neuordnung der Welt ohne und gegen das im Burenkrieg festgelegte England hätte einleiten können, zu einer Utopie, und Rußland, das bei alledem

die Rolle des vertrauten Ratgebers spielte, riet dringend, sich an Frankreich zu halten. Aus den Verhandlungen zu Vieren wurden so bald solche zu Zweien. Es kam m einer Periode spanisch-französischen Zusammengehens. 1 Radowira an Hohenlohe. Madrid, 15. April 1899. D.D. XV Nr. 4205. 3 Vgl. S. 18 An;n. 3, 1 Eugene N. Anderson, The first Moroccan Crisis 1904-1906 (Chicago 1950) 33-57. Andterions Buch gründet sich auf den Materialien der deutschen und englischen Akten« Publikationen

11
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_53_object_4384453.png
Seite 53 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
42 II' Die ibtrisfbtn Staaten, 1, Spanien hinaus. Als Spanien am 19. Februat 1906 in der Angelegenheit der Polizei gegen die gemeinsamen Vorschläge seiner Vertragspartner Stellung nahm und im Sinne eines Vermittlungsvorschlags zunächst auf drei Jahre eine rein marokkanische Polizei ohne europäische Of fiziere vorschlug, griffen England und Frankreich mit starkem Druck eia und zwangen es zu entschiedener Stellungnahme an ihrer Seite. 1 Damals stellte der bereits genannte Unterstaatssekretär

Ojcda, der in jenen Wochen als stellvertretender Außenminister fungierte und aus seiner Abneigung gegen Frankreich kein Hehl machte» dem deutschen Geschäftsträger Freiherrn von Stumm die Schwierige Lage Spaniens dar: „Dem französischen Terrorismus ausgesetzt, ist es ein willen loses Werkzeug in der Hand Frankreichs'; es sei in der Marokko frage den peinlichsten Demütigungen seitens der Nachbarrepublik preisgegeben und er selbst sehe dem Zusammengehen mit Frankreich mit den größten Besorgnissen

entgegen. Hinsichtlich Deutschlands vertrat der Staatsmann jedoch die Ansicht, daß die deutsche Flotte der englischen nicht entgegentreten könne. 2 Nach der andern Seite steckte derselbe Ojeda die Grenze dahin ab, Spanien werde loyal an seinen Verpflichtungen festhalten, solange England und Frankreich an einem Strang zögen. 3 Das war eine klare Kennzeichnung der Lage. Mit der Formel, daß es besser sei, die Konferenz breche unter Erhaltung des französisch-spanischen Abkommens auseinander

, als daß dieses zerbreche, leistete Spanien bei den weiteren Verhandlungen den Ententemächten Gefolgschaft, wenn diese sich auch immer wieder veranlaßt sahen, die Madrider Regierung vor Intimitäten mit Deutsch land zu warnen. 4 Mit englischer Vermittlung erhielt es auch einen größeren Anteil an der Polizeiverwaltung, obschon gerade die Fest legung der darauf bezüglichen Einzelheiten Spanien und Frankreich nochmals hart aneinander brachte. Mit begreiflichem Unwillen nahm man es in Madrid auf, daß die Konferenzvorschläge

12
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_59_object_4384473.png
Seite 59 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
4$ II. Dii Umsehen Staaten, s, Spanien Zorn gegen Frankreich, und das neue demokratische Ministerium Canalejas nahm da nicht anders Stellung als sein konservativer Vor gänger. 1 Auch den Ansprach auf volle Gleichheit in Marokko hielt man aufrecht, und als Frankreich seine Konvention vom 27. März 1910 mit dem Scherifen abschloß, bestand Spanien darauf, daß auch mit ihm ein solches Abkommen getroffen werde. Unter großen Schwierigkeiten, die sich vor allem aus der Beilegung der Auseinan

gegen Frankreich den Gedanken einer Verengerung des Verhältnisses zu den beiden Ententegroßmächten nicht aus dem Auge verlor. Aus den mancherlei Fühlern, die er nach Paris bereits ausgestreckt hatte, ging damals ein erster Antrag auf den förmlichen Anschluß Spaniens an den Dreiverband hervor. 8 War er im damaligen Zeitpunkt ernst gemeint oder hatte er nur den taktischen Zweck, das gelockerte Verhältnis zu Frankreich zu bessern? Eine sichere Antwort ist nicht 1 Höchst bezeichnend für die damalige Stimmung

der spanischen Regierung gegen Frankreich ist die Anklage, die Canalcjas im September 1910 dem englischen Botschafter Banse« gegenüber erhob. Burisen an Grey, Zaratue, 16. September 1910, B.D. VII Nr.175. * Wir «rissen übet diese Dinge nur aus englischer Quelle. Vgl. insbesondere B.D. VII Nr. 189 Bf. a Niheres über den Zeitpunkt und die Umstünde dieses spanischen Bündnisfühlers von 1909 ist tins bisher nicht bekannt. Von der Tatsache und, ährern negativen Ausgang macht der russichen Außenminister Sasonow

13
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_32_object_4384391.png
Seite 32 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Ijn'sermgspoliiik und MarokJeßverständigung mit Frankreich 21 Der Vertrag vom 27, Juni 1900 leitete die Verständigungsaktion ein« Spanien trat damit Teile seines westafrikanischen Kolonialbe sitzes, insbesondere den Hafen von Kap Blanco sowie das Hinterland von Andrar mit den Salzlagern von Idschil, an Frankreich ab und räumte diesem mit dem Vorkaufsrecht wichtige Vorrechte in der Ko lonie Rio de Oro ein. 1 Das mochte, von Madrid aus gesehen, durch die Notwendigkeit, sich zu konzentrieren

, gerechtfertigt sein: ein Opfer war es trotzdem, mit dem die Annäherung an Frankreich begann. Noch aber zögerte Spanien, die weiteren Folgerungen zu ziehen. Da riß es das Vorgehen gegen die Tuat-Oasen, zu dem sich die Französi sche Republik im Sommer 1900 entschloß, zu positiven Entschließun gen fort. Daß Europa widerspruchslos dieses Eindringen in Inner Marokko hinnahm und daß Frankreich dem Sultan das Pariser Pro tokoll vom 20, Juli 1901 aufzwingen konnte, durch das seine An sprüche anerkannt wurden

waren, die Verbindung mit der Republik knüpfen. Ihr Ziel war, ohne die Be teiligung einer dritten Macht mit Frankreich über eine Lösung der marokkanischen Frage einig zu werden. Auf französischer Seite bil dete das Programm, das am 15. Juli 1902 im Außenministerium auf gestellt wurde und als die Grundlage der ganzen Vorkriegspolitik Frankreichs im Hinblick auf die Marokkofrage bezeichnet werden darf, den Ausgangspunkt. Es entsprach ganz und gar nicht der Vor stellung, die die spanische Regierung

14
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_77_object_4384528.png
Seite 77 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
66 II. Die iberischen Staaten, i. Spanien Anfang Juni gelegentlich eines Zusammenseins in Gibraltar, nicht nur Frankreich in Anspruch zu nehmen, mit dem eine dahin gehende Marinekonvention abgeschlossen wurde, sondern auch Spanien. Poincaré stimmte, trotz der Skepsis Geoffrays in Madrid, dem von Paris aus lebhaft zu, vor allem unter dem Gesichtspunkt, daß nach Beendigung der Marokkoverhandlungen auf diesem Wege die Bande zwischen Frankreich und dem Pyrenäenstaat wieder verengert wer den könnten

hatte er auch nichts dagegen, daß die Zeitungen die Frage einer Umwandlung des Ententeverhältnisses Spaniens zu England und Frankreich in ein Bündnis erörterten. 4 Vielmehr baute sich darauf der neue Vorstoß auf, den er Anfang Oktober über den russischen Botschafter in Madrid, Baron Budberg, wegen des formel len Anschlusses Spaniens an den Dreiverband unternahm.® War die französische Regierung bisher derartigen Anträgen ausgewichen, so nahm sie, zumal da der Zar und der russische Außenminister Sasonow den spanischen

Vorschlag befürworteten, nunmehr grundsätzlich zu stimmend Stellung, obschon die Beschränkung des Anschlusses Spa niens auf Frankreich und Rußland den Beteiligten von vornherein erwünscht schien und die Frage, ob in Gestalt von Entente oder Bündnis, gänzlich offen blieb. Auch Gcoffray wollte nach Abschluß des spanisch-französischen Verständigungsvertrags über Marokko seine Skepsis fallen lassen. 6 Die Gefahr, daß Frankreich wegen Spa- nisch-Guineas in Auseinandersetzungen zwischen Deutschland

15
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_192_object_4384879.png
Seite 192 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Bis %um Abschluß der englisch-framEntente 181 Der Bund der vier Siegermächte von 1813-1815 löste sich auf und das Bewußtsein für die Sicherungsfunktionen des Pufferstaates gegenüber Frankreich trat zurück. Die Großmächte vergaßen zwar nicht die Pflichten, die für Belgien als neutralisiertes Land bestanden, aber sie nahmen es nicht mehr genau damit. Sie begannen beinahe in ihm einen kleinen Staat zu sehen, wie die andern waren. 1 Sie nahmen es auch hin, daß Belgien den Festungsvertrag verletzte

, indem es unter Leopolds Antrieb zu einem völlig veränderten Befestigungs system überging. Ende der fünfziger Jahre wurden die Festungen, die das Land gegen Frankreich decken sollten, bis auf einige mili tärisch wertlose Zitadellen geschleift. Statt dessen entstand um i860 ein neues Festungssystem im Dreieck Namur-Antwerpen-Lüttich, das nach beiden Seiten gerichtet war. Selbst die planvolle Politik der zweiten französischen Republik und des zweiten Kaisertums zur Er werbung Belgiens ließ die europäische Frontstellung

an der- west belgischen Grenze nicht wieder erstehen, und nur die Befestigung Antwerpens, die auf Anregung Englands erfolgte und dem Aus dehnungsstreben Napoleons III. galt, erinnerte an die alten Zu sammenhänge. Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 schuf darin keine Wandlung. Im Sinne des europäischen Gleichgewichts, dessen Auf rechterhaltung besonders England am Herzen lag, wurden Verträge abgeschlossen, durch die sich Preußen und Frankreich England gegenüber verpflichteten, Belgiens Neutralität

so etwas wie die Anerkennung eines gegen Frankreich gerichteten Wegerechts wieder auf. Angesichts der aggressiven Haltung der Republik zeigte sich England geneigt, Deutschland den Durchmarsch durch Belgien freizugeben und ihn mit der Neutralität Belgiens als 1 Allerdings legt Kiclder in die außenpolitischen Vorgänge von 1852, ißj5 un< ^ 9 bei weitem mehr hinein, als berechtigt ist. Er tut das im Interesse seiner These, daß die Großmächte selbst Belgiens Recht zu Bündnissen anerkannt hätten.

16
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_68_object_4384500.png
Seite 68 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zweite Marokko krise und neue Verständigimg mit Frankreich 5 7 gemäß den geheimen Abmachungen von 1904 erhalten habe. 1 Ent sagungsvoll mußte sie den Passionsweg der Verhandlungen mit Frankreich betreten. Es ist hier nicht Schritt für Schritt diesen Verhandlungen nach zugehen, die in der Hauptsache zur Geschichte der Marokkoangelegen heit gehören. Aber es ist nötig, sich die wichtigsten Streitpunkte zu vergegenwärtigen. Es fällt von da aus ein besonders helles Licht auf Spaniens Verhältnis

zu den Großmächten, vor allem zu Frankreich. Die Besprechungen fanden wieder in Madrid zu Dreien statt. Die englische Beteiligung war von größter Bedeutung, denn die Ver schleppungspolitik, die die Madrider Regierung nach dem bewährten Verfahren von 1904 trieb, wirkte überaus erschwerend, und trotzdem sah sich die französische Seite veranlaßt, dem englischen Rat ent sprechend die spanische Empfindlichkeit zu schonen und keine Dik tate aufzuerlegen. 2 Kein anderer als der britische Botschafter Bunsen hat später

geurteilt, ohne die englische Vermittlung wäre kein Ver trag unterzeichnet worden. 3 Allerdings bestand auch jetzt noch in Regierungskrisen eine Partei, die geneigt war, das deutsche Gegen gewicht auszuspielen. Ihre Seele war der Unterstaatssekretär im Außenministerium Manuel Gonzalez Hontoria, dessen Abneigung gegen Frankreich bei der Verschleppung der Verhandlungen eine große Rolle spielte. 4 Er vor allem wird auch der Träger der Anerbie- tungen gewesen sein, die die spanische Regierung in dieser Zeit

17
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_36_object_4384403.png
Seite 36 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Lamtrmgipoiitìk und Marokkwerstmdigmg mit Frankreich 25 und noch mehr Rußland einseitig zum Vorteil Spaniens belastete, wenig Aussicht auf Annahme hatte, und tatsächlich beobachtete man in Paris wie in Petersburg nur kühle Zurückhaltung. ja, Frankreich ging noch weiter. Wahrend Jules Cambon in Madrid die Verständigung mit Spanien ausschließlich vom Interesse des französisch-russischen Bündnisses sah, trat Delcassé in Paris mit Entschiedenheit auf den Boden des großen Ausgleichs

zwischen Frankreich und England. Da er erkannte, daß die spanische Regie rung zu großen Entschlüssen nicht zu bewegen war, nahm er um die Jahreswende 1902/03 formelle Verhandlungen mit England über Marokko auf, und es bedeutete nicht wenig, daß sich die beiden Großmächte noch am 31. Dezember einigten, die Verständigung auf die „interessierten Mächte' zu beschränken, d. h. - wie der franzö sische Botschafter in London ausdrücklich erläuterte - Deutschland auszuschalten. 1 Die englische Regierung ging

in jeder Weise mit. Zwar sprach nun auch sie ihre Bereitwilligkeit aus, mit Spanien eine Vereinbarung einzugehen, auf Grund deren keine der beiden Machte ohne Verständigung mit der andern über Marokko Ab machungen treffen sollte, aber weiter erfolgte nichts. Während die spanische Regierung sich in der Herbeischaffung papierner Siche rungen und Garantien nicht genug tun konnte, reichten sich England und Frankreich die Hand zum kolonialen Ausgleich, und zwar ohne Beteiligung Spaniens. Nur insofern löste

18
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_66_object_4384494.png
Seite 66 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zweite Marokkokrise und neue Verständigung mit Frankreich 55 nicht den Krieg mit Deutschland haben wollte, gewann in Paris die unersättliche Kolonialpartci wieder Oberwasser, und mit der Be gründung, daß Spanien durch die eigenmächtige Besetzung von La rasch und el Kasr das Abkommen vom 3. Oktober 1904 verletzt habe, forderte sie auch eine starke Beschneidung der spanischen Zone in Nordmarokko. Die Forderung fand in den Vorschlägen Regnaults vom 19, Oktober Ausdruck, die sich insbesondere

den französischen Auseinanderset zungen mit Spanien zugrunde gelegt worden wären. Die spanische Regierung, der die Wendung der Dinge in Paris nicht unbekannt blieb, hatte Grund zu ernster Besorgnis und trat der drohenden Gefahr mit Nachdruck entgegen. Durch Enthüllungen über die Geheimverträge von 1904 machte sie der Öffentlichkeit be kannt, welche Verpflichtungen für Frankreich bestanden. Gleichzeitig aber gab sie, den Drohungen der kolonialpolitischen Presse in Frank reich zum Trotz

, nicht nur die Faustpfänder Larasch und el Kasr nicht aus der Hand, sondern zeigte sich entschlossen, dort nur militärischer Gewalt zu weichen. 2 Schließlich wandte sie sich noch vor Abschluß der deutsch-französischen Verhandlungen an die übrigen Großmächte, damit von ihnen ein mäßigender Einfluß auf Frankreich ausgeübt werde. 3 Während Deutschland sich der ganzen Lage entsprechend zurückhielt, 4 wurde ihr Schritt in Österreich und England günstig aufgenommen. 8 Würde Frankreich nachgeben? Von entscheidender Bedeutung

19
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_111_object_4384632.png
Seite 111 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
J00 II. Die iberischen Staaten, 2. Portugal Es war ein wahrer Großangriff, den Frankreich mit diesem Vor stoß gegen das in Vorbereitung begriffene deutsch-englische Verstän digungswerk richtete. Er konnte um so weniger seinen Zweck ver fehlen, als mittlerweile in den Verhandlungen zwischen den beiden Mächten erhebliche Komplikationen entstanden waren, die sich an die Frage der Veröffentlichung des Abkommens knüpften, England wünschte die sofortige Bekanntgabe, Deutschland vertrat den ent

ein. Die Wortmeldung Frank reichs, die sich bald zur Forderung einer Beteiligung an den Ab machungen steigerte, brachte neue Verwicklungen in die Ange legenheit» und die Folge war, daß sich nun auch England zurückhielt. Damit war für die Gegner des Vertrags etwas Wichtiges erreicht : sie hatten Zeit gewonnen. Frankreich wußte den Vorteil der Lage auszunutzen. War es in der Vertretung des portugiesischen Interesses bisher treibend gewesen, so war es nun entschlossen, sich mehr im Hintergrund zu halten

: der Ministerpräsident Machado hatte sich in die Situation des Bittenden begeben; es schien erwünscht, ihn darin zu lassen. 1 Die Besprechun gen mit der Lissaboner Regierung wurden vorsichtig weitergeführt und es wurde ihr zu verstehen gegeben, daß Frankreich an Deutsch lands Stelle die wirtschaftliche Erschließung Angolas übernehmen wolle. 2 Endlich schien man in Lissabon handeln zu wollen. Ein Plan zur Reform der Verkehrs Verhältnisse des großen Kolonialgebiets wurde aufgestellt. Freilich rechnete die Regierung

selbst nicht mit dessen Annahme, sondern sie handelte mehr auf dem Papier in Rück sicht auf die öffentliche Meinung. 3 Mit manchem andern, was in Aus- daß Frankreich sich der Forderung Portugals nicht anschloß, für die Veröffentlichung der geheimen Abmachungen zwischen England und Deutschland einzutreten. 1 Doumergue an Daeschncr. Paris, 30. März 1914. F.D. II! 10 Nr. 44. a Aufzeichnung de französischen Außenministeriums vom 24. April. Ebenda Nr. 154. 3 Daeschncr an Doumergue. Lissabon, 30. Mai 1914. Ebenda Nr. 312.

20
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/75704/75704_44_object_4384427.png
Seite 44 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Erste Marokknhrist und Anschluß an die engl.-frami. Entente 33 Madrider Regierung auf die Sebugrenze verzichtete, dafür aber von Frankreich die Mulujagrenze eingeräumt erhielt, worauf selbst die französische Diplomatie bei der Pariser Zentrale drängte, 1 Tatsächlich glaubteDekassé auf dieser Grundlage bereits das Abkommen gesichert, 2 und einige Tage später hieß es } daß Leon y Castillo die Vollmacht er halten habe abzuschließen, 3 da kam plötzlich die Sache zum Stillstand

. Die Verschleppungspolitik» die Spanien seit der Wende Mai-Juni zur Anwendung brachte und mit der es Frankreich unter Druck setzte, ging auf einen Rat Deutschlands zurück. 4 An sich hatte die Bedeutung des Deutschen Reichs für Spanien mit dem Abschluß der französisch-englischen Entente eine Minderung erfahren, denn wenn die deutsche Hilfe gegen Frankreich höchst wirksam sein konnte, so wog sie England gegenüber weit weniger schwer, da dieses un bestritten das Meer beherrschte. Trotzdem war das deutsche Gewicht in der Wagschale

der spanischen Politik noch immer von großem Wert und wie von selbst richteten sich die Blicke der spanischen Patrioten, die sich gegen die diktatorische Art Frankreichs auflehnten, von neuem hilfesuchend auf das Reich. Der Eifer, mit dem die Madrider Presse erörterte, daß England und Frankreich gar nicht berechtigt seien, ohne Hinzuziehung der übrigen Mächte über Marokko zu verfügen, deutete die Interessengemeinschaft an, die noch immer zwischen Deutschland und Spanien bestand. Die Berliner Regierung dachte

21