Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
1^2 Eingreifen der österreichischen Regierung zur Erhaltung bewegend“ (S. 525), in Vallarsa spreche das der Abkunft nach ,,ur deutsche Volk bereits im fremden Ton einer holpernden Mundart“ (S. 593), auf dem Berge von Roncegno sei die ehemals herrschende deutsche Haussprache im Verschwinden (S. 533). Biese wechselnden Kennzeichnungen sprechen dafür, daß B. Weber über den damaligen Stand der Dinge gut unterrichtet war. Laut der Statistica del Trentino von Perini vom Jahre 1852 (2, 203
) haben bis damals namentlich die Gemeinden Lavarone und Folgaria ihre ursprüngliche, d. h. deutsche Sprache bewahrt, andere führt er in diesem Zusammenhänge nicht namentlich an. Auch der italienische Pfarrer Bottea von Folgaria bestätigt im Jahre 1858 dasselbe (Atz-Schatz 5, 271) und ebenso Friedrich Attlmayr, der in Rovereto ein höheres Staatsamt bekleidete, im Jahre 1866 für Folgaria und Lavarone, „aber in Vallarsa sei die deutsche Sprache schon längst gänzlich erloschen“ (ZFerd. 13, 58, 90 und 126). Demgemäß
muß auch unser Gesamturteil lauten: bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die deutsche Volkssprache in Terragnolo und Vallarsa verklungen, in Vielgereut (Folgaria) und Lafraun (Lavarone) hielt sie sich gerade noch, aber zum vollen Bewußtsein ihrer Träger konnte sie seit den 1860er Jahren nur in Lusern und Fersental gebracht werden. Dies geschah auf folgende Weise. 1 ) Trotzdem also die Verhältnisse nicht ganz unbekannt waren, hat sich die österreichische Regierung wie im 18. Jahrhundert
Beamtentums. Es ist dieselbe Haltung, die wir bereits oben S. 157 an der Scheide der geschlossenen Sprachgebiete beob achten mußten. 2 ) Erst nach den Erfahrungen mit dem italienischen Irredentismus in den Jahren 1848—1859 besann sich die österreichische Regierung etwas auf die politische Bedeutung des angesessenen Deutsch tums in Welschtirol und nahe seiner Nordgrenze. Im Jahre 1860 erhob, soviel wir wissen, zum erstenmale die Tiroler Statthalterei, damals Erz herzog Karl Ludwig, beim Bischöfe von Trient
, daß durch die österreichische Verwaltung die italienische Nationalität in Welsch- tirol gefährdet werde, erklären: Vielmehr werde dort das deutsche Wesen durch das ita lienische verdrängt, nicht umgekehrt (Mayr, Irr., S. 156).