733 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_155_object_3834858.png
Seite 155 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Mangel an deutschen Priestern. 137 des Deutschtums nahe und jenseits der Sprachgebietsscheide aus. Es ergab sich daraus vor allem ein großer Mangel an Priestern deutscher Volkszugehörigkeit, die zur Versorgung der Seelsorge in den deutschen Kirchengemeinden im Bistum Trient nötig gewesen wären. Seit dem Auf treten Luthers und seiner Anhänger war in allen deutschen Bistümern der Priesternachwuchs zahlenmäßig sehr zurückgegangen, und das mußte sich noch mehr im deutschen Anteil des Bistums Trient

fühlbar machen, weil hier früher auffallend viel Geistliche aus oberdeutschen Diözesen Seel sorgestellen bekleidet hatten. 1 ) Um diesen Ausfall zu ersetzen, sind hier in den deutschen Gemeinden auch nördlich von Salurn seitdem im Laufe des 16. Jahrhunderts italienische Priester in merkbarer Zahl angestellt worden, insbesonders solche aus dem Nonsberg. 2 ) Manche von ihnen mochten die deutsche Sprache mehr oder weniger notdürftig beherrschen, bei manchen war auch dies nicht der Fall. So traf

eine Mission deutscher Je suiten zu Salurn im Jahre 1614 „den Pfarrer und Kooperator der deutschen Sprache unkundig und sie setzte zum Unterricht der Kinder dort einen deutschen Priester ein“. 3 * ) In den Berichten, die die Bischöfe von Trient über den Zustand ihrer Diözese an die römische Kurie einsandten, beklagen sie eindringlich den Abgang von Priestern, die der deutschen Sprache mächtig seien, so im Jahre 1602 A) In der Valsugana, wo an manchen Orten neben den italienischen Pfarren auch eigene

deutsche bestanden, hat man diese mit jenen wegen Mangel an deutschen Bewerbern noch im 16. Jahr hundert vereinigt, wobei die Belange der deutschsprachigen Seelsorge alsbald gänzlich in Abgang gerieten. 5 ) In den deutschen Sprachinseln im Welschtirol, wo wir früher fast nur Seelsorger deutscher Herkunft treffen, sind seit dem Ende des 16. Jahrhunderts italienische Geistliche in ebenso geschlossener Reihe allein am Werke. 6 ) Es mag ein äußerster Fall gewesen sein, wenn berichtet wird, daß der Pfarrer

von Laimtal (Terragnolo bei Rovereto) den deutschen Leuten, die früher dort fast die ganze Bevölkerung gebildet haben, die Lossprechung verweigerte, wenn sie nicht auf Italienisch beichten konnten. Wenn etwas derartiges möglich war, so ermißt man die anderen Mittel der Einschüchterung und Irreführung, welche die italienischen Geistlichen zur Ausmerzung der deutschen Sprache an- 1 ) Vgl. dazu oben S. 61 f. 2 ) Im allgemeinen über den Priestermangel in den Diözesen Brixen und Trient s. Zanolini

1
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_157_object_3834862.png
Seite 157 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
deutsche Kirchengesänge und Schulen. 13g hielt es für das beste, die deutschen Texte samt und sonders zu unterdrük- ken, weil er aus Unkenntnis der Sprache nicht beurteilen konnte, ob sie protestantischen Lehrmeinungen huldigten und oft genug mag seine all gemeine nationale Abneigung gegen das Deutschtum hierin sich ausge wirkt haben. Auch schon früher, in der Regierungszeit des Erzherzogs Ferdinand II., hat Kardinal Madruz, aus einem Trientiner Adelsgeschlecht, das trotz gegenteiliger

Versicherungen seiner Zugehörigkeit zur deutschen Nation den Romanismus stark begünstigte und im Innern italienisch gefühlt hat 1 ), als Bischof vonBrixen in diesem Bistum die deutschen Psal men untersagt; die tirolische landesfürstliche Regierung hat gegen die deutschen Kirchenlieder nie ein allgemeines Verbot erlassen, nur gegen diejenigen, die sich nach näherer Untersuchung konfessionell verdächtig zeigten, aber sich für die Beibehaltung einwandfreier deutscher Texte sogar eingesetzt. 2 ) In den Jahren

von 1579—1585 sind bei den Visitationen im deutschen Anteil des Bistums Trient, so in Bozen, Mölten, Mais, Eppan, Kaltem, Auer, Montan, Neumarkt und Salurn eine große Anzahl von deutschen Büchern protestantischen Inhaltes beschlagnahmt worden und solche anderen Inhaltes gingen dabei mit. 3 ) Auch die sogenannten deutschen Schulen, d. h. diejenigen, in denen kein Latein gelehrt wurde, galten beim Klerus als geeignet, den Geist der Bevölkerung vom Katholizismus zugunsten der neuen Lehre abzuziehen

, und manche wollten sie ganz durch lateinische Schulen, d. h. solche, welche auf die Erlernung und Übung der lateinischen Sprache eingestellt waren, ersetzen. Die landesfürstliche Regierung suchte auch da zu vermitteln, indem sie anordnete, daß überall an den Pfarren latei nische Schulmeister bestellt wurden, die,,daneben deutsch lernen“können. 4 * ) Im geschlossenen deutschen Gebiet — von Salurn nordwärts -— ist ja auch überall die deutsche Volksschule, wie sie an vielen Orten schon seit dem 14. Jahrhundert

nachweisbar bestanden hat, als selbstverständliche Einrichtung erhalten worden. 6 ) Anders aber in jenen deutschen Gebieten, wo die Seelsorge dauernd und gänzlich in die Hände von Italienern über gegangen ist, also in den deutschen Sprachinseln und Streulagen in Welsch tirol, denn da wurde bei der engen Verbindung zwischen Seelsorge und Schule mit ersterer auch letztere verwelscht, beide wurden die wichtigsten Pflanzstätten der italienischen Sprache in den bisher deutschen Gemeinden, statt

2
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_10_object_3834588.png
Seite 10 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Seite Die bisherige Amtssprache im Viertel Welsche Konfinen, deutsch nach außen und italienisch oder lateinisch nach innen und diesbezügliche Auseinandersetzungen vom 15. bis 19. Jahrhundert S. n8ff. — Die / Scheidung von Deutsch- und Welschtirol an der Kreisgrenze bei Salurn laut politischer Äußerungen und der Literatur seit dem Jahre 1790 S. 121. § 14. Die Sonderstellung des deutschen Anteiles des Bistums Trient in kirchen politischer Hinsicht 123 Das „Longum Athesis“ (deutsche Etschland

) als Unterteil der Diözese Trient im 13. und 14. Jahrhundert S. 124t. — Die deutschen De kanate S. T2ZU — Die Behandlung derselben in den DiÖzesan- beschreibungen S. 126, — Die Berücksichtigung der Deutschen im Trientner Domkapitel und Ordinariat seit dem 16. Jahrhundert S. 127. — Bestrebungen und Pläne auf völlige Abtrennung der deutschen Dekanate in den 1860er Jahren 8. 128. — Die nationale Scheidung der Diözese Trient in der Organisation der Orden: Augu stiner S. 131. — Ritterorden S. 131. — Dominikaner

von Deutschen, die dem Pro testantismus anhingen, und Einwanderung von Italienern S. 136; — Mangel an deutschen Geistlichen und Anstellung von italienischen in manchen deutschen Gemeinden S. 137; — Vorgehen gegen deutsche Bücher, deutsche Kirchengesänge und deutsche Schulen S. 138t. — ^ Die Sorge der landesfürstlichen Regierung Tirols um die Erhaltung des deutschen Wesens in Trient und Welschtirol und allmähliches Nachlassen derselben seit dem 16. Jahrhundert S. 140!. — Die außenpolitische Stellung Tirols

vom 16, bis 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die inneren volklichen Verhältnisse S. 141 f. — Die allgemeine kulturell-geographische Lage des Deutschtums in Welschtirol S. 143!. § 15 b. Die Verwelschung im Raume St, Michael—Lavis—Kronmetz seit dem 16. Jahrhundert; der nationale Zustand des Nons- und Fleimstales . . 144 Angaben über die allmählige Verdrängung des deutschen Wesens im Gerichte Königsberg, in Lavis und St. Michael S. 145 ff. —— Ebenso in Krön- oder Deutschmetz S. 148L und in Aichholz S. 151

. — Der nationale Zustand des Nonsberges, S. 152, und des Fleims- und Cem- bratales S. 153. — Pratos Äußerung über das Vordringen der italieni schen Sprache bis Salurn um 1600 S. 154!. — Die Angabe Bartolomeis über die Sprachgrenze im Etschtal um 1760 S. 156. — Das damalige sprachliche Selbstgefühl der Italiener und der Deutschen S. 156. — Das nationale Verhalten der österreichischen Staatsgewalt auf der ita lienischen Seite des sprachlichen Grenzgebietes im 19. Jahrh. S. 137!. § 15 c. Die Verldeinerung

3
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_148_object_3834844.png
Seite 148 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
1^0 Plan zur Abtrennung der deutschen Dekanate. hatte gewiß etwas für sich. Aber es fragte sich, ob nicht dieser Vorteil durch die Nachteile, die damit verbunden waren, weit aufgewogen wurde. Wenn bei dieser Verbindung das Deutschtum an der Volksgrenze selbst gefährdet wurde, so war der Preis für diese Klammer zu hoch bezahlt. Das dritte Argument führt an der Hauptfrage vorbei, die Trennung der Bistums verwaltung sollte nur die Wirkungen der italienischen Zuwanderung ab schwächen

, daß diese selbst von anderen Umständen abhängig sei, war auch auf Seite der Anhänger der Trennung bekannt. Diesen verschieden artigen Auffassungen entsprach auch die Haltung der Presse. Die Tiroler Volks- und Schützenzeitung, die eine mehr allgemein vaterländische Rich tung verfolgte (damaliger Schriftleiter David Schönherr), begrüßte in ihren Folgen vom 19. und 26. November und 3. Dezember 1866 vom „deutsch nationalen Interesse“ die Zuteilung der deutschen Dekanate zur Diözese Brixen. Sie hob auch richtig die beiden Hauptgründe

hervor: einmal, daß nämlich der priesterliche Nachwuchs aus dem deutschen Gebiete an einer ausschließlich deutschen Anstalt erzogen und daher mit einer zu verlässigen tirolisch-deutschen Gesinnung erfüllt werde 1 ); und ferners, daß der Klerus in jenem Gebiete für seine Amtswirksamkeit „an einer deutschen Centralstelle für seine deutsche Gesinnung einen festen Stützpunkt finde“, in dieser Haltung also gefördert und gestützt, nicht etwa bloß geduldet oder gar behindert werde. Auch F. v. Attlmayr

begrüßte (ZFerd. 13, 61) im Jahre 1866 die Zuteilung des deutschen Etschlandes zur Diözese Brixen, weil „dadurch für die Aufrechterhaltung der deutschen Sprache viel ge wonnen werde“, wenn er auch die Lösung eines so alten Bandes zwischen dem deutschen und italienischen Anteil des Landes bedauerte. Die katholisch konservativen Tiroler Stimmen (v. 24. November 1866) vertraten hingegen die oben angedeutete Auffassung der Bischöfe von Brixen und Trient. An diesem Widerstande ist wohl auch der ganze Plan

schließlich gescheitert, nach 1868 ist meines Wissens in Regierungskreisen von ihm nicht mehr die Rede. 2 ) Erst die furchtbare völkische Not, in die Deutsch-Südtirol seit Diese Erwägung entsprach wohl einer ganz richtigen allgemeinen Voraussicht. Im besonderen wird aber von Kennern der Verhältnisse behauptet, daß die deutschen Kleriker am Seminar zu Trient gerade infolge ihres Zusammenlebens mit ihren national meist stark betonten italienischen Kollegen selbst zu einem entschiedeneren Bewußtsein

4
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_79_object_3834712.png
Seite 79 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
sich auch damals stark in diesem Sinne geltend. Diese deutschen Bischöfe von Trient des späteren Mittelalters haben auch wieder vielfach Deutsche als Amtsleute auf ihre Burgen und Herrschaften gesetzt. Doch vermag der Umstand, daß die Hauptleute, Pfleger oder Richter jener Herrschaften oder Gerichte durch längere Zeit Deutsche waren, an sich und allein nicht zu beweisen, daß die Bevölkerung dieser ihrer Amtssprengel ganz oder teilweise deutsch gewesen sei. Das ist vielmehr eine Sache, die aus anderen Anzeichen

und Zeugnissen erschlossen werden muß. Doch ist hierbei wohl zu bemerken, daß einige jener Dynasten, wie die Herren von Rottenburg und die von Schönna, die Ansiedlung von deutschen Bauern in die bisher unbewohnten Hochlagen und Waldgebiete ihrer Amts- und Lehensherrschaften mit offenkundiger Planmäßigkeit betrieben haben. Die deutschen Bischöfe von Trient haben vom 14. bis x6. Jahrhundert in ihrer Diözese auch bei der Vergebung der Pfarreien deutsche Geist liche bevorzugt; nicht nur daß wir im geschlossenen

deutschen Siedlungs bereiche des Bistums Trient damals überall deutsche Pfarrer finden, sondern dies trifft sich auch in den deutschen Insel- und Streusiedlungen inner halb des romanischen Teiles des Bistums, ja hier gar nicht selten auch in Gegenden, in denen keine sonstigen Anzeichen deutscher Siedlungen auf treten. Natürlich darf jener Umstand allein auch noch nicht als ein Beweis für eine vorwiegend deutsche Bevölkerung der betreffenden Ge meinde angenommen werden, besonders

dann nicht, wenn andere An zeichen dagegen sprechen. Am häufigsten finden wir zu jener Zeit deutsche Pfarrer in ganz oder größtenteils romanischen Gemeinden in jenen Gegenden, in denen der deutsche Adel als landesfürstlicher Lehensträger der Herr schaftsgewalt (Gerichts- und Grundherrschaft) besonders fest sitzt. Bei all diesen damaligen deutschen Pfarrgeistlichen in der Diözese Trient fällt auf, daß sie aus allen möglichen deutschen Bistümern stammen, sie waren offenbar den Bischöfen, die selbst von dorther kommen, nach Trient

gefolgt. Im Wege des Patronatrechtes der Bischöfe oder einzelner Dynasten haben sie dann hier die Pfarrerwürden erhalten; da sie als Geistliche in der lateinischen Sprache vorgebildet waren, konnten sie wohl auch leichter die romanische Volkssprache ihres Seelsorgsprengels sich aneignen. Die Pfarrerlisten des Bistums Trient vom 13. bis 16. Jahrhundert hat F. Schneller in ZFerd. 40, 232ff, nach einwandfreien Quellen herausgegeben. Abge sehen von den Pfarreien des deutschen Anteiles (nördlich

5
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_203_object_3834953.png
Seite 203 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
italienischen Minderheiten im Eozner Unterland von 1860 f. 185 die deutsche Sprache wenigstens in der Kirche und Schule gewahrt bliebe.“ Der Bericht verbreitet sich dann näher über die Möglichkeiten der Abtrennung der zehn deutschen Dekanate der Diözese Trient und kommt dann zum Schlüsse: „Wenn der Bestand der Deutschen an der Etsch von einer solchen Voraussetzung (daß nämlich einige Stellen an der Zentrale der Diözesanverwaltung mit Deutschen besetzt sind) und von dem Festhalten der Kurie

(von Trient) an dem, wenigstens für jetzt adop tierten Grundsätze, auf deutschem Boden keine italienischen Schulen zu errichten, abhängig bleiben soll; so scheint mir derselbe fester Stützen für die Zukunft zu entbehren, indem er mehr an den guten Willen von Personen angewiesen ist und ein Wechsel derselben andere Ansichten und Grundsätze auf die Oberfläche bringen kann . . . Angesichtes solcher Eventualitäten vermag ich nur allein in der beregten Abtrennung jener deutschen Dekanate von Trient

einige Garantie für die Erhaltung der Deutschen an der Etsch zu erblicken. Darin läge auch die verdiente Antwort auf die Parole: Bis an den Brenner.“ Auf die Weisung des Staatsministeriums an die Statthalterei von Tirol vom 12. Sept. 1862, über die fortschreitende Italienisierung deutscher Ge meinden in Tirol durch die Seelsorge und Schule und die dagegen getroffenen Maß nahmen zu berichten, entwirft Schulrat Stimpel am 7. Okt. 1862 einen Bericht, in dem es unter anderem heißt: „Was ferner die deutschen

Ortschaften an der Etsch gegen Bozen und Meran betrifft, so wird von den betreffenden Dekanen und Lehrern am Deutschen festgehalten, und zwar so, daß dies schon in italienischen Blättern nicht unberügt geblieben ist: Würde die alte Lässigkeit walten, so wären Branzoll an der Schwelle von Bozen, wie Gargazon an der von Meran lange schon dem italienischen Elemente verfallen. Nach der Versicherung des hochw. Herrn Generalvikars in Trient verlangen die Geistlichen in Branzoll Jahr aus Jahr

ein, daß ihnen bewilligt werde, wegen des allgemein gewordenen Italienisch den Religionsunterricht in italienischer Sprache zu erteilen, die Kurie aber bestehö auf der Festhaltung des Deutschen. Für die Erhaltung und Kräftigung des Deutschen sind in Bozen besonders die Franzis kaner und in Meran die Benediktiner gewonnen und tätig.“ 1 ) In einem weiteren Berichte Stimpels vom 26. Jan. 1863 wird bemerkt: „Auf dem rechten und linken Ufer der Etsch zwischen Bozen und Salurn stellt sich das stetige Andrängen

6
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_38_object_3834638.png
Seite 38 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
20 Ortsnamen und Volkszugehörigkeit. schiedensien Sprachen. 1 ) So hatten in kleineren Verhältnissen die Italiener für größere Orte im rein deutschen Gebiet von Tirol Namensformen, die ihrer Sprache angepaßt sind, und die deutschen umgekehrt im romanischen Gebiet des Fürstentums Trient und der Welschen Konfinen. Wenn z. B. in deutschen Texten seif dem 14. Jahrhundert allgemein Reiff für Riva, Arch für Arco, Turbel für Torbole, Stinig für Stenico und ähnliche mehr oder weniger angedeutschte

Formen für viele andere Orte in Welsch tirol, namentlich für die größeren und bekannteren derselben üblich waren, so braucht das allein nicht zu besagen, daß ein größerer oder gar der größere Teil ihrer ständigen Einwohner deutschsprachig war, sondern das kann auch daher kommen, daß Deutsche als Handelsleute hier oft durchkamen, als landesfürstliche Lehensträger, Ritter, Beamte oder Soldaten hier längere oder kürzere Zeit sich aufhielten und auch Bauern aus den benachbarten deutschen Sprachinseln

oder wenigstens deutscher Formung sind; die Ge schlechternamen vervollständigen dann diesen Nachweis. Diese deutschen Formen romanischer Ortsnamen haben gewiß ihre geschichtliche Berechti gung, sie sind von selbst im Laufe der Zeit geworden und nicht etwa eine h Diesen Gedanken äußert auch Schiber a. O. 1902, S. 47. 2 ) Das ausführlichste Verzeichnis von geschichtlich echten deutschen Ortsnamen formen in den verschiedenen Teilen von Welschtirol veröffentlichte M. Mayr in den Mit teilungen des D.u.Ö

. Alpenvereins vom 15. Juni 1916, eine Karte hierfür in der Zeitschrift 1917, S. 83, andere Verzeichnisse W. Rohmeder im Jahrg. 1913, S. 1—3 der „Deutschen Erde“ (Langhans, Gotha) und als Flugschrift, hgb. vom Verein für das Deutschtum im Ausland 1916. Diese Listen sind keineswegs vollständig, so benützte z. B. auch Mayr anscheinend nicht das Rottenburger Urbar von 1360 bzw. 1380 (ISTA.), das fol. 150 vielleicht zum ersten Male die deutschen Formen von Reif für Riva, Nag für Nago und fol. 81 ff. für viele

Orte im Nonsberg bringt. Letztere sind übrigens zuerst in den Klageschriften des Nonsberger Adels von 1335 enthalten (Langer a. O. 2, 8off.). Burglechners Landtafeln von Tirol (1620, neu herausgegeben von Ed. Richter 1902) geben für Welschtirol fast nur solche angedeutschte Formen von Ortsnamen an, wie sie im deutschen Aktenverkehr vom 15. bis 18. Jahrhundert durchwegs benützt werden. Anichs Karte von Tirol vom Jahre 1774 verwendet sie aber nur in ganz geringem Maße (vgl. dazu unten § 15b

7
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_187_object_3834922.png
Seite 187 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Tecini über die deutschen Volksinseln in Welschtirol. 169 Palü im Gerichte Pergine. Roncegno il Monte im Gerichte Borgo mit 200 Einwohnern, Ehemals sei noch deutsch gesprochen worden in Genta, Vattaro, Falesina, heute nur mehr italienisch. Im ganzen beziffert Tecini die Bevölkerung dieser deutschsprachigen Gemeinden in Welschtirol auf 11000, jene in den Sieben und Dreizehn Gemeinden im Berglande von Vicenza und Verona, die geographisch und geschichtlich mit jenen enge zusammen gehören

, auf weitere 33 000 Seelen. In manchen der obigen Gemeinden werde „das Deutsche vermischt mit dem Italienischen gesprochen,“ was sich ebensowohl auf die Kenntnis der beiden Sprachen bei zahlreichen Ein wohnern wie auf die gleichzeitige Verwendung von Worten beider Sprachen beziehen kann. Beides würde ja mit den diesbezüglichen Angaben von Bartolomei und Ponticello, die eben mitgeteilt wurden, übereinstimmen. Des Näheren bezeichne man die Deutschen in den Roveredaner Bergen als „Cimbern“, jene im Fersental

als „Mocheni“, im Valsugana als „Slapper". Die letzteren zwei Ausdrücke sind wohl nur als Scherz- oder Necknamen entstanden, die „Cimbern" sind von den Sieben und Dreizehn Gemeinden übernommen. 1 ) Als langjähriger Pfarrer zu Pergine vermochte sich Tecini jedenfalls ein eigenes Urteil über die damalige Geltung der deutschen Volks sprache im Welschtiroler Gebirge zu bilden. Daß er mit seiner Abhandlung etwa nicht einen kritiklosen Auszug aus dem handschriftlichen Nachlaß Bartolomeis geliefert hat, ergibt

sich daraus, daß er das bei diesem fehlende Vallarsa und Terragnolo unter den deutschsprachigen Gemeinden mit angeführt hat. So dürfen wir wohl annehmen, daß damals — Anfang des 19. Jahrhunderts — abgesehen vom deutschen Fersental — die deutsche Siedlung von Lafraun-Lusern über Filgereit bis in den Hintergrund der Vallarsa noch als zusammenhängendes Gebiet bestanden hat. Die zwischen der Lafrauner Hochebene und dem Fersental liegende Becken von Pergine und Caldonazzo war damals allerdings schon ganz

italianisiert. 2 ) Von seiten der deutschen Forschung hat zuerst der bekannte Historiker Josef v. Hormayr in seiner im Jahre 1806 erschienenen Geschichte von Tirol (Bd. I, S. 134 ff.) die deutschen Gemeinden in Welschtirol wie jene im Berglande von Verona und Vicenza etwas ausführlicher erwähnt. Er tritt hierbei der bisherigen, von Pezzo näher dargelegten Meinung, daß diese Deutschen von den alten Cimbern abstammen, entgegen und nimmt ihre spätere Einwanderung aus Deutschland an. Für die deutschen Gemeinden

8
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_201_object_3834949.png
Seite 201 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
des Statthalters an das Staatsministerium geleitet worden. 1 ) Einem dieser Berichte liegt eine Karte von Tirol bei, auf der die Verbreitung der deutschen und italienischen Nationalität und die Ausdehnung der Diözesen dargestellt ist. Es dürfte dies die älteste kartographische Darstellung der volklichen Verhältnisse in Tirol sein. Die Ladiner sind aber auf dieser Karte nicht berücksichtigt. Sie teilt Tirol in drei Hauptteile, nämlich Nordtirol, das ist der Teil nördlich des Alpenhauptkammes, Südtirol

, das ist das Ge biet vom Alpenhauptkamme bis Salurn und zur sonstigen Südgrenze des Bozener Kreises und Wälschtirol südlich davon bis zur politischen Süd grenze des Landes Tirol. Stimpel hat auch in der Zeitung ,,Bote für Tirol und Vorarlberg“ vom Jahre 1861, S. 1177, v. 29. Nov. unter dem Titel „Deutsche Elemente in Italienisch-Tirol“ auf die deutschen Sprachinseln in Welschtirol, ihre Bedrängung durch die Italiener hingewiesen und wohl als erster Maßnahmen zu ihrer nationalen Sicherung sowie zur Sicherung

der Orte an der Sprachgrenze zwischen Bozen und Salurn empfohlen: insbesonders Aufrechterhaltung der Seelsorge durch deutsche Priester und Verbesserung des deutschen Schulwesens. 2 ) Allein die amtlichen Be richte Stimpels sind weit einläßlicher. Stimpel stammte bemerkenswerter weise keineswegs aus Tirol, sondern aus Deutsch-Böhmen. Unterm 27. Okt. 1864, ZI. 2965 praesid., berichtet der Statthalter (Lobko- witz) an den Staatsminister: „Auf den Auftrag vom 12. Sept. 1862 betreffend die Italianisierung

deutscher Gemeinden in Tirol. . . erlaube ich mir, an den Bericht der Statthalterei vom 19. Nov. 1861 ZI. 27873 anknüpfend 3 ), über den bis herigen Stand derselben Bericht zu erstatten. Wie schon dort dargestellt wurde, wird in letzterer Zeit in keiner deutschen Gemeinde weder die Unter richtssprache in der Schule gewechselt, noch einem italienischen Priester die Seelsorge übertragen . . . Was die gefährdeten deutschen Ge meinden Südtirols betrifft, so müssen diejenigen, welche nur kleine Sprachinseln

im italienischen Teile bilden, von denen unterschieden werden, die den deutschen Grenz saum ausmachen und einen deutschen Hintergrund haben.“ Zuerst werden nun die Verhältnisse in den Sprachinseln, wie oben, S. 173 Anm. 3, mitgeteilt, geschildert, dann heißt es weiter: „An der Etsch, dem von dem italienischen Elemente bedroh testen Punkte, sind die äußersten Vorposten (des Deutschtums) links Salurn, rechts Kurtinig . . . Wenn dem deutschen Elemente durch das unaufhaltsame Überfluten des italienischen

9
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_145_object_3834838.png
Seite 145 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Berücksichtigung des Deutschtums in der Zentrale des Bistums Trient. 127 sind doch am Schlüsse in einer Reihe zusammengefaßt and die deutschen Namensformen sind den lateinischen und italienischen vorangestellt; Im Jahre 1866 erschien als privates literarisches Unternehmen des Vereins für christliche Kunst in Meran und Bozen der erste Band einer historisch- topographischen Beschreibung unter dem Titel „Der deutsche Anteil des Bistums Trient", bearbeitet von Josef Thaler. In der obersten

Verwaltung der Diözese selbst war dem deutschen Bevölkerungsanteile bis zuletzt in beträchtlichem Maße Rechnung ge tragen. Hauptsächlich aus politischen Gründen, um das Hochstift an die Sache Österreichs zu binden, hatten im Jahre 1474 Kaiser Friedrich III. und Herzog Sigmund eine päpstliche Verfügung erwirkt, daß zwei Drittel der Domherren aus deutschen oder des Hauses Österreich Landen geboren sein müssen und 1537 ward diese Bestimmung mit Bezug auf deutsche Abstammung und Sprachkenntnis erneuert

. 1 ) Später ist zwar diese Be stimmung nicht mehr genau eingehalten worden, aber einige Deutsche waren doch im Domkapitel und im Ordinariate immer vorhanden. 2 ) Zur Regierungszeit des Bischofs Tschiderer, eines Deutschen aus Bozen,, der 1834 bis 1860 die Würde bekleidete, verwaltete dieser ausschließlich den deutschen, der Generalvikar, ein Italiener, den italienischen Anteil der Diözese. 3 ) Nachdem später nur mehr geborne Italiener in Trient das Bischofsamt innehatten, war wenigstens immer

einer der beiden General vikare oder Kanzler ein Deutscher und diesem die Bearbeitung aller Angelegenheiten, die sich auf den deutschen Anteil des Bistums bezogen, überfragen. Dies entnehme ich der landläufigen Kenntnis, es ist mir aber nicht näher bekannt, auf welcher aktenmäßigen Verfügung diese Ein richtung beruhte und wie weit sie sich im Sinne einer tatsächlichen Selb ständigkeit der inneren Kirchen Verwaltung des deutschen Anteils der Diözese Trient ausgewirkt hat. 4 ) Voltelini

oder der deutschen Sprache hin reichend mächtig sein müssen, eingeräumt. Während im Privileg von 1537 beide Bedin gungen mit „und" verbunden waren und daher zusammen eintreffen mußten, sind sie später mit „oder", d. i. wahlweise gesetzt; der Bedingung, „hinreichend deutsch zu sprechen, konnten natürlich auch Anwärter italienischer Nationalität entsprechen und damit diese und, was die Hauptsache ist, die entsprechende kulturell-politische Gesinnung im Kapitel die Mehrheit erlangen. s ) So laut eines indirekten

10
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_48_object_3834656.png
Seite 48 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
anzuschlagen. § 6- Beabsichtigte Zeugnisse über die Herrschaft der deutschen Sprache in Südtirol seit dem 16. Jahrhundert,- Bestimmungen zur Wahrung derselben, Reiseberichte, Landesbeschreibungen, Volkszählungen. Mit diesen bisher erörterten Hilfsmitteln werde ich also die Vorherr schaft der deutschen Sprache und damit der deutschen Volksart in den einzelnen Teilen von Südtirol nachzuweisen haben bis zu dem Zeitabschnitte, da diese Vorherrschaft, ja die alleinige Geltung jener unbestreitbar fest steht

. Damit ist die eine, wichtigere Hälfte meiner Darlegung erledigt. Für die Zeiten, die darauf folgen, will ich nur die subjektiven Äußerungen und Zeugnisse des Deutschtums, soweit sie mir bekannt wurden, mitteilen. Als solche kommen hauptsächlich in Betracht: Einmal Bestimmungen über den Gebrauch der deutschen Sprache in Amt, Gemeinde, Kirche und Schule und alle Bestrebungen, die darauf hinausgehen, diesen Gebrauch sicherzustellen und damit überhaupt das Deutschtum zu wahren und zu schützen. Ferner die mehr allgemeinen

Betonungen der Zuge hörigkeit zur deutschen Nation und zum deutschen Reiche, in volklicher und in politischer Hinsicht. Endlich Feststellungen der Herrschaft der deutschen Sprache ohne irgendwelche besonderen Zwecke, nur aus mehr oder weniger wissenschaftlicher Absicht. Bemerkungen der letzteren Art finden wir für die frühere Zeit in Reiseberichten und in Landesbeschreibungen. Die Reiseberichte, die gerade für ein so wichtiges Verkehrsgebiet wie das Etschtal seit dem 15. Jahrhundert in großer Zahl sowohl

von Ita lienern wie von Deutschen vorliegen, nehmen häufig auf eine so auffallende Erscheinung, wie Wechsel der Sprache und Volksart, Bezug. Bei der Ver wertung dieser Angaben muß aber immer beachtet werden, daß die Rei senden doch nur auf wenige Tage das Gebiet berühren, dieses hauptsächlich von der Landstraße und der Herberge aus beurteilen oder sich von Leuten unterrichten lassen, die es absichtlich oder unabsichtlich mit der Wahrheit ihrer Aussagen oft genug nicht sehr genau nehmen

11
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_191_object_3834930.png
Seite 191 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
der noch übriggebliebenen deutschen Volksinseln in Welschtirol. 173 langte die Einsetzung von deutschen Geistlichen und Lehrern dortseihst. Die staatlichen Bezirksämter von Fersen (für Fersental), Levico (für Lusern), Fondo (für Laurein, Proveis, U. L. Frau im Nonsberg), Cavalese (für Truden und Altrei) erhielten damals die Weisung, mit ihren deutschen Inwohnern und deren Gemeinden auf Deutsch zu amtieren. Als Antwort erklärte der Vorstand des Amtes Pergine, Ströbele, offenbar ein mehr

italienisch gesinnter Beamter deutscher Herkunft, das Fersentaler Deutsch sei ein veralteter Dialekt, die eigentliche Umgangssprache sei auch dort italienisch. 1 ) Ferner hat das Unterrichtsministerium mit Erlaß vom 9. Juni 1860 der Statthalterei Weisungen zur Erhaltung der deutschen Schul sprache in den Sprachinseln und an der Sprachgrenze in Welschtirol erteilt. Keinem Lehrer oder Seelsorger sei es mehr gestattet, die Unterrichts sprache eigenmächtig zu ändern und der Unterricht müsse in der bisherigen

Muttersprache der Bewohner eines Ortes erteilt werden, in den deutschen Gemeinden also in der deutschen Sprache. Italienische Lehrer und Seel sorger dürfen dort nicht angestellt werden. Die Erhaltung des Deutschtums in Welschtirol, früher von den Staatsbehörden verabsäumt, sei eine wichtige Angelegenheit derselben. 2 ) Der Schulrat Anton Stimpel wurde demnach von der Statthalterei beauftragt, die Sprachinseln und Sprachgrenze persönlich zu besuchen und Vorschläge zur Errichtung bezw. Unterstützung deutscher

Schulen dortselbst durch den Staat zu stellen; er tat dies für das Fersental, Lusern und den deutschen Nonsberg und hatte damit auch Erfolg. 3 ) Übrigens sind auch bald nachher (im Jahre 1870) für die Erhaltung deutscher Schulen an diesen Orten von Kaiser Franz Josef und dem Frei- b Mayr, Irredentismus, S. 214—219. ") Der Erlaß vom 9. Juni 1861 ZI. 8563 (IStA. Geh. Präs. Akten II, Sign. XXI) sagt einleitend: „Aus dem Auszuge eines Reiseberichtes des Schulrathes Anton Stimpel ist zu ersehen

gethan, sondern daß auch dasjenige, was durch vieljährige Sorglosigkeit bereits verschuldet wurde, wieder möglichst behoben, und dem verdrängten deutschen Elemente seine Berechtigung namentlich in der Seelsorge und Schule mit allen zu Gebote stehenden Mitteln wieder verschafft werde. Man muß die k. k. Statthalterei nachdrücklichst auf fordern, die zu diesem Zwecke dienlichen Einleitungen einvernehmlich mit dem Trienter fürstbischöflichen Ordinariate ungesäumt zu treffen, und diese wichtige

12
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_183_object_3834914.png
Seite 183 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
und Mezzotedesco haben bereits diese italienische Form. Im Fleimstal werden die deutschen Gemeinden Truden und Altrei mit diesem deutschen und zugleich mit den welschen Formen Trodena und Alterivo eingetragen. In den deutschen Gemeinden des obersten Monsbergs erscheinen die Gemeindenamen (außer Lauregno für Laurein) sowie die Hof-, Berg- und Talnamen durchwegs in deutscher Form, im obersten Fersental wohl diese letzteren Namen, nicht aber die Gemeindenamen; auf der Hochfläche von Lafraun die Ge meindenamen

auch alle in welscher Form und nur einige wenige deutsche Bergnamen. Sonst ist keine einzige deutsche Namensform innerhalb Welsch tirol auf der Anichkarte angebracht. Offenbar haben auch für die deutschen Sprachinselgebiete jene ortskundigen Leute, die den Kartographen die Ortsnamen mitzuteilen hatten, nur jene Formen derselben angegeben, die bei ihren Gerichtsobrigkeiten üblich waren, und das waren eben nur die italienischen. Das besagt natürlich nicht, daß in allen deutschen Sprach inseln Welschtirols außer

den eben erwähnten die deutsche Volkssprache damals schon erloschen war, aber es zeigt jedenfalls die Zurückdrängung des deutschen Gepräges jener Gegenden durch amtlichen Einfluß an. Die erste ausführliche und zusammenfassende Darstellung der deutschen und ladinischen Bewohner der Gebirge östlich der Etsch verfaßte im Jahre 1763 S. P. Bartolomei, Rechtsgelehrter (iuris consultus) in Pergine. 2 ) *) Vgl, H. Hartl, die Aufnahme von Tirol durch Anich u. Hueber, SA. aus Mitt. d. milit.-geograph. Institutes

, Roncegnenses, Lavaronenses, Septem Pagenses et Abbatienses ufuntur , d. i. ein Wörterverzeichnis der deutschen Sprache der Bergbewohner von Persen, Rundschein, Lafraun, Sieben Gemeinden und der ladinischen Sprache im Abteital oder Enneberg. Das Werk, das dem Gouverneur der österreichischen Lombardei, Grafen Karl von Firmian, gewidmet war (im Jahre 1763), ist nur handschriftlich überliefert, und zwarinIFerd. Dipaul. Nr. 958, das Wörterverzeichnis auch Dip. Nr. 1037; letzteres wurde von M. Filzi

in der Zeitschrift Tridentum 12, 325 ff. (1910) im Druck herausgegeben. — Über das Leben Bar tolomeis, der aus alter Pergineser Familie stammte, zum Teil in Meran und Innsbruck stu diert hat, s. Ambrosi, Scrittori Trentini S. 95 f. Bartolomei hat jedenfalls selbst die deutsche Sprache voll beherrscht, er ist seiner selbst gestellten Aufgabe, die alten deutschen An siedlungen in Welschtirol zu erforschen, mit offensichtlicher Vorliebe für jene nachgekommen. Daß er sich selbst mehr als Tiroler denn als italienisch

13
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_156_object_3834860.png
Seite 156 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
138 Vorgehen gegen deutsche Bücher, wenden konnten. 1 ) Andrerseits erhielt in deutschen Gemeinden, in denen ein italienischer Geistlicher im Amte war und auch Zuzug an italienischer Bevölkerung herrschte, diese an den italienischen Geistlichen gerade in den Belangen des geistigen Lebens, die für die Bestimmung des nationalen Bewußtseins sehr wichtig sind, nämlich in Kirche und Schule einen starken Rückhalt. Freilich haben sowohl die Tiroler Landschaft im allgemeinen, wie einzelne Gemeinden

des deutschen Etschtales mehrfach gegen die Anstellung italienischer Geistlicher in ihren Kirchen Einspruch erhoben, einerseits gewiß aus praktischen Rücksichten der Seelsorge, andrerseits wohl auch deshalb, weil sie daraus eine Gefährdung ihrer angestammten Volksart befürchteten. 2 ) Erst viel später, etwa im 19. Jahrhundert, hat für den deutschen Anteil des Bistums Trient das bischöfliche Ordinariat, offenbar über Einfluß der Staatsgewalt, auf die deutsche Volkszugehörig keit der Geistlichkeit genauer

geachtet. 3 ) Als im Jahre 1612 Kommissäre des Tiroler Landesfürsten und des Bischofs von Trient gemeinsam die religiösen Zustände der Gemeinden des deutschen Anteils der Diözese Trient, insbesondere des Etschtales von Bozen bis Salurn und St. Michael untersuchten, wurde überall der empfindliche Mangel an deutschen Geistlichen festgestellt. Der Generalvikar des Bischofs, der kein Wort Deutsch verstand, wütete gegen alle deutschen Bücher, die vor die Kommission gebracht wurden und verlangte

unter schiedslos deren Vernichtung, sowie die Abschaffung aller deutschen Gesänge in der Kirche und bei den Prozessionen. Gegen beide Forderun gen haben aber der Landesfürst und seine Vertreter Einspruch erhoben, sie erklärten „überall in Deutschland seien die gerechten und bewährten Bibeln erlaubt“, und auch die deutschen Kirchenlieder nahmen sie in Schutz, wobei sie die Vorliebe des Volkes für diese in seiner Muttersprache gehaltenen Gesänge besonders betonten. 4 ) Der italienische Geistliche

aber 9 Bidermann I, S. 61. Auch für Folgaria (Filgreit) wird mir solches aus der Über lieferung einer dortigen Familie berichtet. Auf solche Zustände bezieht sich wohl die Äuße rung des Franziskanerpaters Straganz a. O., S. 56: „In den Kampf gegen das deutsche Element hat der italienische Seelsorgsklerus oft in einer Weise eingegriffen, die mit den erhabenen Pflichten seines Amtes ganz und gar unvereinbar ist." Neuerdings (1927) teilt Athanasius a. a. O. S. 31 mit, daß der gegenwärtig in der deutschen

14
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_198_object_3834944.png
Seite 198 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Tramin gewirkt. 1 ) So war es gewiß richtig, wenn Reisende des 17. und 18. Jahrhunderts hier auf der großen Straße von Trient nach Bozen welsche Leute unter dem Groß der deutschen Bevölkerung feststellten, oder den Gebrauch beider Sprachen, da ja von den Deutschen hier jedenfalls viele mehr oder weniger des Italienischen mächtig waren. 2 ) Wie in den Orten des Gerichtes Enn (Neumarkt) zu Anfang des 19. Jahrhunderts das zahlen mäßige Verhältnis zwischen den Familien mit unverändert italienischen

Namen (Spalte III) zu jenen mit deutschen und verdeutschten Namen (Spalte I und II) beschaffen war, zeigt die unten S. 235 mitgeteilte Tabelle. Danach machen die ersteren kaum ein Neuntel der letzteren aus. Dabei muß aber beachtet werden, daß sicherlich lange nicht alle Träger italienischer Namen die italienische Sprache als ihre gewöhnliche Umgangs-, Haus- und Muttersprache gebraucht und gefühlt haben werden. Die zahlreichen Hei raten zwischen den Leuten beider Gruppen, die sich aus jener Tabelle

er geben (Spalte IV), zeigen ja auch die starke Untermischung beider und damit die Gelegenheit rascher Eindeutschung etwaiger welscher Zuzügler in die weitaus überwiegende Schicht der eingesessenen Deutschen. Immerhin zeigt aber auch diese Tabelle, daß in Branzoll bereits damals die Zahl der Leute mit italienischen Familiennamen gegenüber jenen mit deutschen verhältnismäßig am stärksten war und auch die Zahl von Mischehen ver hältnismäßig am niedrigsten. Hierin erweist sich eben die Tatsache

, sowie durch die Teilbarkeit des Grundbesitzes gefördert werde. ,, Wirklich sehr eitet, “sagt er weiter, „schon seit ein paar Jahrhunderten die italienische Sprache sichtbarlich gegen Norden vor, wie so manche in ihrem Ursprünge deutsche Ortsnamen, die man jetzt nur mehr italianisiert kennt, bezeugen.“ Diese Angabe kann sich nur auf die Gegend südlich Salurn beziehen, denn nördlich davon hat ja kein Ort seine deutsche Namens-. form abgelegt. „Die deutschen Einwohner mancher an der deutschen

Sprachgrenze gelegenen Dörfer sträuben sich gegen die Aufnahme italie nischer Familien aus dem nämlichen Grunde, aus denen die Städte die Ansiedlung von Judenfamilien verweigern, weil sie nämlich, durch die Erfahrung belehrt, besorgen, daß in einem halben Jahrhunderte zwei Drittelte des Dorfes mit Italienern besetzt und ihre ungelenkigeren deutschen Nachkommen daraus verdrängt sein möchten.“ Solche Maßregeln sind ß Bidermann I, S. 32—35. 2 ) S. oben S. 96, 99 und 146 Anm. 2.

15
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_72_object_3834700.png
Seite 72 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
54 Geltung des deutschen Rechtes in Südtirol. denen Gebrauch finden wir nun in den Traditionsbüchern bei den ein zelnen Akten überaus häufig bei Anführung der Namen der Zeugen eigens vermerkt mit der Formel „testes per aures tracti“, und er dient uns als ein besonderes Merkmal der bayerischen Stammeszugehörigkeit der betreffenden Leute. Auch die Traditionen des Hochstiftes Brixen bringen diesen Zusatz sehr häufig, wir finden ihn bei Traditionsakten, die in der Gegend von Bozen oder im östlichen

bücher des 13. Jahrhunderts, den Spiegel deutscher Leute und den Schwabenspiegel, sind aus Südtiroler Klosterbüchereien, Neustift bei Brixen und Schnals oberhalb Meran, Abschriften erhalten, für den Deut schenspiegel bekanntlich die einzige überhaupt, und auch das erweist Ansehen und Geltung des deutschen Rechtes im Lande. 3 ) Auch die im Lande selbst entstandenen Rechtsschöpfungen, Weistümer, Gerichts urteile, Gesetze und Ordnungen zeigen die durchgängige Herrschaft deut scher Rechtsanschauungen

. 4 ) Wenn also ausdrückliche Bekenntnisse zu einem deutschen Stammesrechte aus dem deutschen Etschgebiete nicht vorliegen, so dürfte das lediglich damit zu erklären sein, daß sie hier selbst verständlich und daher überflüssig waren. Immerhin sind aber einzelne bemerkenswerte Zeugnisse aus dem späteren Mittelalter dafür erhalten, daß sich die maßgebenden Bevölkerungs kreise aus Tirol, und zwar ausdrücklich aus dem deutschen Südtirol, das Recht, nach dem sie normalerweise lebten, als ein deutsches Recht empfanden

. Doch ist da nicht mehr von einem bestimmten Stammesrecht die Rede, sondern von einem allgemein deutschen Rechte, was nach der Entfaltung der großen deutschen Rechtsbücher des 13. Jahrhunderts und der Gesetzgebung des deutschen Reiches ja nur erklärlich ist. So sagen Graf Meinhard II. von Tirol und Bischof Heinrich von Trient in einem Vertrage vom Jahre 1276, daß in ihrem Streite König Rudolf durch Einzel spruch entscheiden solle, nicht nach dem Urteil eines ganzen Gerichts hofes, was— offenbar hach ihrer Annahme

16
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_25_object_3834615.png
Seite 25 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Verteidigung des Deutschtums in Südtirol. 7 Richtung habe ich bereits vor einigen Jahren gearbeitet, seitdem ich literarisch für die Belange Deutsch-Südtirols tätig bin. 1 ) Ich versuchte da zuerst die subjektiven Äußerungen des deutschen Sprach- und Volks bewußtseins in Deutsch-Südtirol im Ablaufe der Geschichte zu sammeln und dadurch den Beweis zu liefern, daß die Bevölkerung jenes Landge bietes sich schon längst als ein Teil des deutschen Gesamtvolkes gefühlt und betrachtet

hat. Aber so merkwürdig diese subjektiven Stimmen des Deutschtums aus Südtirol auch sind, so geben sie doch nur nach einer Seite hin eine Vorstellung von der deutschen Eigenart des Landes in den vergangenen Zeiten. Noch weit umfangreicher sind die objektiven Zeug nisse, die uns über die Ausbreitung des Deutschtums in Deutsch-Südtirol allenthalben entgegentreten. Diese Zeugnisse nach gewissen Gesichts punkten zusammenzustellen und zu eindringlicher Anschauung zu bringen, erscheint mir als eine der wichtigsten Aufgaben

der geschichtswissenschaft lichen Verteidigung des deutschen Rechtes auf Deutsch-Südtirol und eben diesem Zwecke soll die vorliegende Arbeit als ein Anfang gewidmet sein. § 2. Das Ziel dieser Arbeit: die Geltung der deutschen Sprache und des deutschen Volksbewußtseins in Südtirol geschichtlich festzusteifen. Unter Deutschtum fasse ich hier einerseits die deutsche Volksart (Volkstum oder Nationalität) im objektiven Sinne, in ihrer wesenhaften Erscheinung unter und neben anderen Volksarten, andrerseits auch das Bewußtsein

, in Arbeitsweise und Arbeitsgerät; daher hat auch jener Stand, der am wenigsten von den Veränderungen der 1 ) An Aufsätzen, die allgemein über die Stellung des Deutschtums in Südtirol und die deutsche Eigenart seiner Bevölkerung unterrichten sollen, habe ich u. a. veröffentlicht.,,Tirols Stellung in der deutschen Geschichte“ in der Zeitschrift des D. u. ü. Alpenvereins i0 1 3. „Das staatliche Selbstbestimmungsrecht in der Geschichte Tirols in der Innsbrucker Zeitung „Alpenland“ v. 24. Mai 1921

“ v. Aug. 1923; „Das deutsche Südtirol, eine Verwahrung und Berichtigung“ in Mitteilungen des D. u. ö. Alpenvereins v. 30. Sept. 1924; „Tirol als deutsche Südmark" ebenda v. 31. Aug. 1925; „Herkommen und Geschichte der Deutschen in Südtirol“ in „Alpenländ. Monatshefte" 1925/26, Heft 7; „Tirols Geschichte als deutsches Grenzland" in „Volk und Reich“ 1926, Heft Juni.

17
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_101_object_3834752.png
Seite 101 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
, wo eine solche damals stattfand, das war so ziemlich an allen Rändern des deutschen Wohnraumes. Ohne Härte und unbeugsame Willenskraft auf Seite der Deutschen wäre dies nicht möglich gewesen, und dessen waren sich tieferblickende Beobachter jener Zeit selbst bewußt, wie ja auch die andere hierzu nötige Eigenschaft, die unermüdliche Ar beitsamkeit der Deutschen, neben der Treue als eine Nationaleigenschaft gegenüber anderen Völkern schon im 13. Jahrhundert von deutschen Schriftstellern erkannt und ausgesprochen

wurde. 1 ) Daß die Ausdehnung der Deutschen gerade im Etschtal mit Mitteln der Gewalt und unter grau samer Ausrottung älterer Bewohner vor sich gegangen wäre, wird durch nichts auch nur angedeutet. Aber das Verfügungsrecht über den Boden, das mit der politischen Herrschaft verbunden war, haben die Deutschen auch hier tüchtig ausgenutzt, um der Arbeit und dem Wachstum ihres Volkes neue Gebiete zu erschließen. § 9b, Die Ausbreitung des Deutschtums südlich vom Avisio, im Trienter Btsditale

Gemeinden begründet, teils haben sie sich als Minderheiten in romanischen Gemeinden oder sonst in Streulage im Gebiete des alten Herzogtums, nun Hochstiftes „Homines laboris“ Michael, Gesch. d. deutschen Volkes i, 3 aus Mon. Germ. Script. 17, 238 (Annalen von Kolmar in Elsaß).

18
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_110_object_3834768.png
Seite 110 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
Jedenfalls haben aber diese Volksbewegungen innerhalb zweier Jahr hunderte einen bedeutenden Erfolg gehabt: Von dem geschlossenen deut schen Siedlungsbereich im Etschtal nur durch die verhältnismäßig schmale Furche des unteren Avisiotales getrennt (s. oben S. 79), umfaßte die deutsche Siedlung zuerst den in sich geschlossenen Gebirgsstock Pine— Fersental—Roncegno, darauf folgt gegen Süden die Furche der Val- sugana, deren romanische Grundbevölkerung auch stark mit deutschen Siedlern durchsetzt

war, dann beginnt die geschlossene deutsche Sied lung wieder mit der Hochfläche von Lafraun, von dieser reicht sie un unterbrochen über Lusern mit einem großen Flügel ostwärts in die Sieben Gemeinden ober Vicenza und ebenso südwärts über Filgreit (Folgaria) und Vallarsa an die Dreizehn Gemeinden ober Verona. Die ganzen Höhen östlich der Etsch vom Avisio südwärts waren also mit deutschen Siedlungen be deckt, die in der Höhe auch räumlich unmittelbar zusammenhingen, längs der Tiefenlinien aber von der Flut

der älteren romanischen Siedlung um brandet waren. Im ganzen ist die Lage dieser deutschen Hochsiedlungen zu vergleichen mit langgestreckten Inseln, die dem Kontinent vorgelagert und von ihm nur durch schmale Wassemnnen getrennt, mit ihm aber durch den Bau des Gebirges verbunden sind. So hatte sich hier die Wachs tums- und Arbeitskraft des deutschen Volkes von seinem geschlossenen Festlande aus bis tief ins Meer des romanischen Volkstums vorgebaut. Ganz anders war die Volkstumsverteilung im Trientner

Gebiete west lich der Etsch. Hier entwickelten sich nur die vier deutschen Gemeinden am obersten Nonsberg zu dauernden deutschen Siedlungen, die aber keine eigentlichen Sprachinseln sind, da sie rückwärts breit an das deutsche Meraner Gebiet, wenn auch längs Bergrücken anstoßen. 1 ) Ferner war nach der Angabe Wolkensteins noch um 1600 in den Bergdörfern Garniga und Limone südwestlich Trient die deutsche neben der welschen Sprache einsässig. 2 ) Sonst sind westlich der Etsch, im übrigen Nons

, weil jenes in der Hauptsache stets eine romanische Bevölkerung gehabt hat (s. oben S. 78). Manche Gelehrte des 19. Jahrhunderts stellten übrigens die Vermutung auf, daß der Name dieser ,,Cimbern‘' mit dem alten ger manischen Volksnamen nichts zu tun habe, sondern ..Zimmerleutc“ bedeute, weil diese Deutschen die Wälder im Berglande rodeten und Holzhandel betrieben. 9 Näheres über die volklichen Verhältnisse am Nonsberg s. unten S. 152. *) S. unten § 15b S. 160. 3 ) Bidermann I. S. 457 f. — In einer Urkunde, die im Jahre

19
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_122_object_3834792.png
Seite 122 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
104 Dis politische Südgrenze des Deutschen Reiches seit 1518. überschneiden können. 1 ) Daß dieser Gegensatz, abgesehen von den bereits erwähnten amtlichen Stellen, auch sonst gefühlt wurde, zeigt die Be merkung des Apuliers Beatis beim Überschreiten der deutschen Reichs und Tiroler Landesgrenze bei Borghetto südlich Ala im Jahre 1517: Hier beginne das Hoheitsgebiet des römisch-deutschen Kaisers, wenn auch die Bewohner noch Italiener seien 2 ); damit will er natürlich sagen Ita liener

der Nationalität und Sprache nach, die aber unter deutscher Staatshoheit stünden. Ist also eine genauere begreifliche Scheidung schon für die frühere Zeit denkbar, so kann sie nur folgendermaßen angenommen werden: die Grafschaft Tirol gehörte bis zum Avisio national und politisch zu Deutschland, südlich davon mit den welschen Konfinen und mit dem Fürstentum Trient, letzteres übrigens auch allein für sich, nur politisch, wobei natürlich von den deutschen Sprachinseln in diesem Bereiche ab gesehen

von Tirol und bis 1797, dann wieder von 1859 bzw. 1866 bis 1918 auch als österreichische Staatsgrenze. Seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts wiederholen sich immer wieder die ausdrücklichen Hinweise, daß die Grafen von Tirol und ihr Land zum Deutschen Reiche im engeren Sinne gehörten, d. i. zum deutschen König reich im Gegensatz zum Königreich der Lombardei oder Italien, das ja auch mit ersterem im Verbände des römischen Kaiserreiches deutscher Nation gestanden ist. Daneben kommen natürlich

Studenten stellten sich (im 16. Jahr hundert) in Bologna zur italienischen, nicht zur deutschen Ration. Hingegen wurden die Kardinale Madruzz und Cles von der deutschen Nation zu Siena als Landsmann und Pro tektor angesehen. (Bidermann I, S. 63 Anm.) 9 ..Et dal Borghettö incominca la jurisdictione de la Maestä Cesarea, etiam che siano Italiani." (Wie oben S. 94 Anm. 3.) 9 Bei Voltelini a. O. I und auf den Kartenblättern des Histor. Atlas der österr. Alpen länder Bl. 28—33 ist die geschichtliche

20
Bücher
Jahr:
1927
Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ADS_01/ADS_01_97_object_3834745.png
Seite 97 von 263
Ort: München [u.a.]
Verlag: Oldenbourg
Umfang: XVII, 243 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-25.025/1
Intern-ID: 501858
auch in romanischen Ge meinden des Bistums Trient Deutsche als Pfarrer auf treten. Die von Merkh a. O. S. 263 gezogene Schlußfolgerung, weil zu jener Zeit in Zimers lauter deutsche Pfarrer waren, muß auch die Bevölkerung dieser JPfäfre, zu der auch Grumes (Grameis) gehörte, damals deutsch gewesen sein, trifft eben hier nicht zu. Es ist das wichtig festzustellen, weil nach einer Meinung die „Zimbern“ in den deutschen Gemeinden im Berglande von Verona und Vicenza von Cembra (Zimmers) ihren Ausgang und Namen

genommen hätten; es ist dies eben deshalb nicht denkbar, weil die bäuer liche Bevölkerung des Val Cembra immer stockromanisch gewesen ist. 2 ) Noch bedeutsamer ist diese Feststellung auch von einem anderen Gesichts punkt: Ware Cembra-Zimmers einmal eine vorwiegend deutsche Siedlung gewesen, dann wäre die Landverbindung vom deutschen Etschtal (Ab schnitt Salurn-Neumarkt) nach der alten deutschen Volksinsel Pine-Fersen- tal-Roncegno geschlossen, letztere mithin dann eigentlich eine Halbinsel

gewesen. Da aber erstere Voraussetzung, wie gesagt, nicht zutrifft, kann auch das letztere nicht behauptet werden, vielmehr hat stets, auch in den Zeiten der stärksten Ausdehnung des Deutschtums, längs des unteren Avisiotales dessen Furche die deutschen Volksinseln im Ost-Trientiner Berglande von der geschlossenen deutschen Landzunge im Etschtale ge trennt. Diese Trennungsfurche ist ungefähr acht Kilometer breit, ein geringer Betrag im Vergleich zu den Ausdehnungsmaßen des geschlossenen deutschen Volksgebietes

, aber ziemlich beträchtlich im Verhältnisse zur Größe jener Volksinseln selbst. Wenn schon ein älterer Schilderer der deutschen Sprachinseln in Welschtirol im Jahre 1867, Fr. Attlmayr (ZFerd. 13,5!) meinte, daß diese über Pine und La vis mit dem deutschen Gesamtkörper in Verbindung gestanden haben, so ist das streng wört- 1 ) Schneller, ZFerd. 40, 265. 2 ) Vgl. dazu Äußerer ln ZFerd. 54, 206; zur Zimbernfrage s. unten S. 92.

21