Geschichte der österreichischen Verwaltungsorganisation bis zum Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts : Rede bei Gelegenheit der Kundmachung der gelösten Preisaufgaben, gehalten am 13. December 1883
— 19 behielten ihre früheren Einrichtungen. So thätig auch Karl VI. für die Hebung seiner Länder in ma terieller Beziehung war, so sehr er den Handel und die Industrie zu fördern suchte, für eine Reform der politischen und administrativen Verhältnisse ist wäh rend seiner langen Regierung nichts geschehen. So war Oesterreich beim Regierungsantritte Maria Theresias in seinen äußeren Formen noch ein wesent lich mittelalterlicher Staat, ein lockerer, nur durch die Dynastie zusammmgehaltener Bund
verschiedener Länder, von welchen jedes seine noch aus dem Mit telalter stammende ständische Verfassung und Ver waltung hatte. Die vier verschiedenen Hofkanzleien und der neben ihnen bestehende italienische und nie derländische Rath, welche die Verwaltung und Justiz in ihren Ländern unter sich hatten, betrachteten sich nicht als. Theile eines einheitlichen Organismus, welche, von einem Geiste geleitet, auf dasselbe Ziel hinarbeiten sollten, sondern als Vertreter verschiede ner, ja entgegengesetzter