5M Friedens. Der Wiener Hof war überzeugt, daß der Friede faul war, daß der Kern der Frage nicht entschieden, daß der Friede in seinem Sckooße Unheil trage für die Gegenwart und sur die Zukunft. Die österreichische Diplomatie war von der russischen überflügelt, größten- theils deßwegen, weil Oesterreich mit seinen Tendenzen gegen Rußland in ganz Europa allein stand. Es mußte sich begnügen, daß die Mol dau und Walachei nicht ruffisch wurden, es mußte seinen Einfluß in jenen Ländern, den Prinz
Eugen vorgezeichnet hatte, an Rußland über gehen sehen. Bei jedem Schritte, den Rußland auf jenem altberühm ten Boden unternahm, mußte Oesterreich verlieren; der Vortheil eines so schwachen ohnmächtigen Nachbars wie die Pforte wurde geringer, und die Gefahr, welche von einem so unternehmenden Reiche wie Ruß land ausging, bedeutender. Die Regierung Maria Theresia's ging von diesem Princip aus. Als wenige Jahre nach dem Frieden die Strei tigkeiten zwischen Rußland und der Pforte abermals begannen
darüber den englischen Gesandten und drückte sich mit den Worten aus: „Wir können un möglich zugeben, daß Rußland Konstantinopel wegnehme, und England muß gegen seine eigenen Interessen blind sein, wenn es das duldet. Jedenfalls werden wir es nicht leiden. Solche Revolution würde das ganze Gleichgewicht Enropa's zerstören.' Nur eine Frucht erblühte für Oesterreich aus jenem Streit Ruß lands mit der Türkei. Maria Theresia hatte während der Friedensun terhandlungen in Folge einer Convention
mit der Pforte, unter deren Schutzhoheit die Bukowina stand, dieses Land besetzen lassen als stra tegischen Stützpunkt gegen Rußland, um die Rückgabe der Moldau und ') Räumer s Beiträge. II. Sài. Vergi, ferner Hammer. Gesch. d. osmau. R. IV, B. Wiener Lloyd 1851, Nr. 19 ff.