Eine „Volksabstimmung" im Fassatal Zu einer eindrucksvollen Kundgebung des wiedererstarkten ladinischen Bewußt seins im Fassatale wurde die General versammlung der Union di Ladins am vergangenen Sonntag in einem Kinosaal in Vic. Rund dreihundert Ladiner, die aus dem ganzen Tal zusammengeströmt waren, bekannten sich einmütig zu ihrem Volkstum und wählten einen neuen Vorstand (consei) der Union, der ge stützt auf dieses Bekenntnis der Bevöl kerung zu einem harten Gesprächspart ner für Trient
werden dürfte. Die Strö mung der Kompromißbereiten mit dem ehemaligen Präsidenten der Union, dem Geistlichen Don Mazzel an der Spitze, erhielt eine klare Absage. Klarer als •erwartet ist die Entschei dung der ladinischen Bevölkerung des Fassatales über die Richtung, welche die Union di Ladins in Zukunft einschlagen soll, ausgefallen. Die 290 Ladiner, die sich am Sonntag im Kino „Crescenzia“ in Vic einfanden, bekannten sich gleich am Eingang des Saales durch ihre Un terschrift zur ladinischen Volksgruppe
, sowie die Union di Ladins und die Gemeinderäte der ladinischen Gemein den, die für die rechtliche Gleichstellung aller Ladiner eintreten, zu unterstützen. Etwa 40 bis 50 Personen, welche diese Erklärung nicht unterschreiben wollten, mußten der Versammlung fernbleiben. Die Versammlung Verlief dann ruhig und ohne die erwartete Polemik. Neben der guten Leitung der Versammlung durch Remo Localin trug dazu die Tat sache bei, daß die Anhänger der „wei chen Linie“, die mit Trient immer
noch zu einem Kompromiß kommen wollen, höchstens ein Drittel der Anwesenden ausmachten. Der erste Punkt der Tages ordnung sah einen Tätigkeitsbericht des scheidenden Präsidenten der Union, Don Mazzel, vor. Mazzel wußte jedoch nichts zu berichten, sondern beschränkte sich darauf, die Ladiner zur Einheit aufzu rufen, wobei er zu verstehen gab, daß diese Einheit nur unter seiner Führung gewährleistet sei. Nach diesem „Bericht“ wurden bei nahe einstimmig einige von Rag. Sora- ruf vorgeschlagene Änderungen
an der Wahlordnung genehmigt. So wurde be stimmt, daß der Präsident der Union nicht von der Generalversammlung, sondern vom Ausschuß gewählt wird. Gleichzeitig wurde festgelegt, daß in dem gewählten 21köpfigen Ausschuß von jeder Gemeinde des Tales minde stens ein Vertreter sein muß, anderer seits keine Gemeinde mehr als fünf Ver treter haben darf. Fünf Ausschußmit glieder werden anschließend, von den Gewählten noch kooptiert. Anschließend erfolgte sofort die Stimmabgabe, und während die Stimm zettel ausgezählt