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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 14.10.1908
Umfang: 8
der Landesregierung ist Se. Exzellenz FZM. Anton von Winzor. Sein An dem verabredeten Tage, einem wunder schönen Augustmorgen, fand sich Assessor Doktor Müller H. pünktlich in der Villa seines Freundes ein. Der Wagen stand schon fix und fertig vor der Tür und, der Assessor mußte sich gestehen, daß der Preis wahrlich lockend erschien. Hastenbeck berief feinen Chauffeur Lehmann, stellte ihn dem Doktor vor und sprach die bedeu- tungsvollen Worte: „Lehmann, Sie sollen also mit diesem Herrn eine Autofahrt über Köln

und Frankfurt machen. Der Herr ist ein Vertreter der Staatsgewalt — also nehmen Sie sich doppelt in acht! In allen technischen Fragen sind Sie der Leiter, aber in allem, was Geschwindigkeit und Auswahl der Wege betrifft, solgen Sie genau den Weisungen meines Freundes. Sie sind im übrigen immer zuverlässig gewesen; nun machen Sie Ihre Sache diesmals besonders gut!' Lehmann lächelte mit jener Ueberlegenheit, die ein Meister in seinem Fach immer kundgibt, wenn ihm Anerkennung gezollt wird, und die Fahrt begann

. Es mochte gegen 10 Uhr morgens sein. Die Straßen Berlins waren fast menschenleer, und Dr. Müller, behaglich in die roten Federkissen zu rückgelehnt und seine Zigarre rauchend, freute sich an dsm ruhigen Lauf de^ eleganten Wagens, an der hellen Sonne und den schmucken Willen im Grunewald. Da tauchte — es war in der Königs allee — Plötzlich der Helm eines Gendarm auf. „Es ist doch alles in Ordnung?' fragte er, er schreckt auffahrend, den Chauffeur. „Alles!' ant wortete Lehmann und drückte auf die Hupe

, denn man befand sich vor der Kreuzung der Delbrück straße. Zu seinem Erstaunen sah Dr. Müller we nige hundert Meter weiter wieder einen Gendarm. „Das muß Zufall sein,' sagte er sich, vielleicht, daß sie in dienstlicher Angelegenheit zur Stadt müssen.' — Bald war der Wald erreicht, und der Motor holte aus. „Nur nicht zu schnell!' warnte der Assessor, „mehr als 50 Kilometer will ich auch auf frischer Chaussee nicht fahren.' Binnen kurzem erreichte man Wannsee-Beelitz- Hof. Lehmann stellte seinen Motor auf zehn

Kilo meter ein und erklärte auf des Doktors Frage: „Hier beginnt die geschlossene Ortschaft Wannsee, und hier ist eine der berühmten Autofallen. Wenn ich auch nur 15 Kilometer fahre, kriege ich un weigerlich ein Mandat. Es ahnt ja kein Fremder, daß wir uns in einem geschlossenen Ort befinden; da haben die Herren Grünröcke ein leichtes Spiel.' — Aufatmend lehnte sich Dr. Müller in seine Polster zurück. Ja, der Lehmann war ein zuver lässiger Mensch, Gott sei Dank! In gehobener Laune vertiefte

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Volksblatt
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Seite 4 von 8
Datum: 07.05.1924
Umfang: 8
dann später angezeigt, die Täterin, die an ihren ausfal lend schwarzen Haaren und Gesichtsfarbe leicht zu erkennen ist, konnte in Girlan-nicht mehr ermittelt werden; sie hatte sich bereits von ihren Genossen — den Zigeunerfamilien Herzberger und Gabriele getrennt. Verhaftung in Klausen. Am 3. Juni 1923 wurde sie jedoch in Klausen in der Person der Johanna Lehmann verhastet und bei der bald darauf erfolgten Gegenüberstellung von Anna Bauhofer mit Ausschluß jeden Zweifels als die Räuberin wiedererkannt

. Dessenungeachtet leugnete die Lehmann, die Täterin zu sein und leug net auch heute noch die Tat. Insbesondere stellt sie in Abrede, jemals in der Gegend von Girlan gewe sen zu sein. Sie will am Tage der Tat in Brixlegg, Unterinntal. gewesen und erst am 30. Mai 1923 über den Brenner nach Italien gekommen sein. Dieser Angabe steht hauptsächlich die Aussage des Zigeuners Franz Winters, des Halbbruders der Johanna Lehmann, entgegen, welcher bestimmt und klar aussagte, daß Johanna Lehmann immer

in seiner Gesellschaft war, sich in Brixlegg über haupt nie aufgehalten hat und am 24. Mai 1923 von Landeck kommend die italienische Grenze bei Neschen überschritt, und zwar in seiner Gegenwart. Der gleiche Zeuge sagte weiters aus. daß Johanna Lehmann mit in Girlan war und erzählt hat, daß sie dort ein 5 Kronen-Stück fürs Wahrsagen erhal ten habe. Der Lehmann wurden auch viele andere unwahre Angaben'' nachgewiesen, die dartun, was von ihren Aussagen zu halten ist. Bemerkt muß jedoch werden, daß das der Bauhofer

geraubte Hemd, so auch das Geldstuck nicht mehr im Besitze der Jo hanna Lehmann gesunden wurden. Allerdings hatte sie aus ihrer Flucht von Girlan nach Klausen Gelegenheit gehabt, den Raub anderweitig zu ver werten. Der vierte Freispruch. Die am Samstag, den 3. Mai, vor den Ge schworenen gestandene ZigeunerinJohannaLehmann wurde freigesprochen. Die Geschworenen verneinten mehrstimmig die erste Frage auf Raub, bejahten Jedoch ebenfalls mehrstimmig die vom Verteidiger beantragte Frage aus Gewalttätigkeit

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Volksblatt
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Seite 1 von 10
Datum: 17.10.1908
Umfang: 10
. Ihn quälte nur die Sorge, wo denn die „geschlossenen Ortschaften' anfingen und wo sie aushörten. Hier ein paar Häuser, da wieder ein GeHöst, aber Schilder, nach denen man sich hätte richten können, fanden sich herzlich wenig. Da mußte Lehmann in wahrem Schneckentempo fahren, denn man konnte doch nie wissen ! — Schließlich konnte dieser seinen Zorn nicht mehr zügeln. „Aber, Herr Doktor,' sagte er im Tone des gekränkten Besserwissers, „hören Sie doch end lich auf! Wenn ich einen Ort sehe, fahre ich schon

von allein langsam, aber wozu ich auf freier Chaussee kriechen soll, das weiß ich nicht. Seien Sie doch nicht so bange wegen ein paar Straf mandaten. Herr Hastenbeck hat .sie schon zu Dutzenden bekommen, und bezahlt sie, ohne zu zucken; ,das sind die indirekten Steuern/ sagt er, oder: .das ist die gerechte Strafe für alles Ver gnügen: nach einer ordentlichen Kneiperei gibt's einen Kater, und nach einer Autofahrt Strafman date, nix zu machen'.' „Aber, liebster Lehmann, ich darf keine Man date bekommen

; es handelt sich doch um eine Wette,' rief Dr. Müller. Lehmann zog sein Ge sicht in bedenkliche Falten. Wie er aber die kläg liche Miene seines Fahrgastes sah, tröstete er ihn in selbstbewußtem Ton: „Verlassen Sie sich nur aus mich! Was gemacht werden kann, wird ge macht!' Und Lehmann hielt Wort. Das denkwürdige Ereignis an das Porta blieb das einzige seiner Art. Aber der Doktor hatte doch gar manchesmal Ge legenheit, die Klagen seiner Freunde über ungb- zogene Kinder, unvernünftige Kutscher, mangelnde

Beleuchtung der Wagen in der Dunkelheit usw. auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Und Lehmann, der bald merkte, wie eigentlich der Hafe lief, versäumte keine Begebenheit, um dem Doktor eine zwar recht unwissenschaftliche, dafür aber um so nützlichere Vorlesung, über Verkehrsfragen zu halten.

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Volksblatt
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Seite 2 von 10
Datum: 17.10.1908
Umfang: 10
er einen Korpsbruder ein, ihn ein Stückchen zu begleiten. Und nun folgte der Teil der Fahrt, der auch dem wackeren Lehmann am meisten Freude machte. Die beiden Herren schwelgten in Erinnerungen; in Godesberg mußte der Lindenwirtin „Guten Tag' gesagt werden; in Remagen lag eine stille Weinstube, die so viel an freudigen Erinnerungen barg, und in Andernach endlich wurde das Auto eingestellt, um auf der Krahnenburg Abschied zu feiern. Nachdem sich der Freund von ihnen getrennt hatte, befanden sich Dr. Müller sowohl

wie sein Mentor Lehmann in jenem Zustand gesteigerter Lebensfreude, den man nur am Rhein wirklich ausleben kann. Es war ja auch zu prächtig! Nun freilich galt es, die verlorene Zeit durch Anspannung des Motors ein zuholen, wenn man vor Abend in Bingen sein wollte. So eilte das Auto unermüdlich von Dorf zu Dorf (immer selbstverständlich im Rahmen der Ortschaft nur mit 15-Kilometer-Geschwindigkeit) an Burgen und rebumkränzten Höhen vorbei, und als man heil und ohne Behelligung in Bingen an langte, ward

Schriftstück. „Das ist das erste,' sagte er dumpf. Der Assessor wurde bleich, als er las: „Strasbesehl über 30 Mark wegen zu schnellen Fahrens und Unterlassung des Hupenzeichens vor der Kreuzung des Weges zum ,Hasensprung' in der Königsallee. Kolonie Grunewald.' Dem armen Assessor wurde grün und gelb — eine Viertel stunde nach der Abfahrt! Die zwei Gendarmen der Königsallee! Aber Lehmann hatte doch ge sagt, daß alles in Ordnung sei — er ließ sich schleunig einen Plan Gro^berlins geben und ent deckte

. Nach einigen Tagen kam Freund Hastenbeck mit einem weiteren Bündel. „Ich glaube, ihr habt am Rhein wohl etwas toll gewirtschaftet, es sind neun Mandate.' — „Neun!' schrie der Doktor auf. „Ich schwöre dir, wir sind nie mehr als 15 Kilometer gefahren, meistens sogar noch lang samer.' „Das sagt Lehmann auch, und das wird ja wohl stimmen, aber was hilft dir das? Den Rekord hast du übrigens noch nicht geschlagen, denn vor kurzem soll ein Fahrer, der wußte, daß man am Rhein autofeindlich ist, und der infolge

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