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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 24
Datum: 04.04.1913
Umfang: 24
XXl. Jahrgang. ^tro!e- Bvtrsvvte« Gelbes fes Brüten, Immer rätsechafter wurde ihm der ganze Fall. Hatte Regina wirklich an ihrer gesunden Ur teilskraft Schaden gelitten? Nein, nein, sie war ja immer so klar und vernünftig gewesen. Ihr umsich tiges, kluges Schaffen deutete > auf einen starken Geist. Erst, seitdem er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte, zeigte sich die Unruhe in ihrem Wesen . .. Sollte sie ihm die Gattin vorenthalten, um selber die Bäuerin spielen zu können? Dagegen sprach

ihr Edel mut und ihr ganzer Charakter. — Aber ein Geheim nis hatte sie und dieses bezog sich vielleicht gerade auf ihre chemalige Freundin, die Margret. Offenbar wußte sie mehr von seiner Gattin, als sie verraten hatte. Doch wozu die Unaufrichtigkeit? Welche Gründe drängten sie, zu schweigen? Der Burg^ner fand aus dem Wirrsal der Gedanken und Vermutungen nicht heraus. Nach langem Sinnen beschloß er endlich, der Regina einige Tage Zeit zu- lassen und sie dann noch einmal inständig um Eröffnung

der vollen Wahrheit zu bitten. . ^ . Regina litt aber in diesen Tagen grö ßere Seelenqual als der Bauer. Auf der einen Seite fürchtete sie, der Gatte möchte hinter ihr Geheimnis kommen, auf der anderen Seite wünschte sie es. Ost schaute sie ihm heimlich mit zehrenden Blicken nach und verschlang förmlich mit den Augen seine liebe Gestalte Dann kam wieder die Angst. Es stand ja immer noch der Schatten jener nächtlichen Zusam menkunft zwischen ihnen. Sie durfte ihm nicht die Wahrheit gestehen

Ratlosigkeit brachte sie die Sttucken hin. Mächtig drängte die Sehnsucht, der Täuschung ein Ende zu Machen und sich dem Gatten erkennen zu geben; aber die Furcht vor den schlimmen Folgen war noch größer. — Nein, sich selbst verraten durfte sie um keinen Preis. Am folgenden Montag abends ging der Burg ebner etwas zeitiger vom Felde nach Hause, um eine neuerliche Aussprache mit Regina zu versuchen. Als er sich der Hofstatt näherte, kam ein fremder Mann in Bauernkleidung über den Wiesenpfad

auf ihn zu und sägte nach kurzem Grüß: ^ ^ „Ist da s hier der Burgebnerhof und gehört Ihr vielleicht zum Hause?' „Ja, ich bin der Burgebnerbauer,' erwiderte der Gefragte. „Ich bin der Seidl Änton von Glogau; Hab' ge hört, daß meine Schwester Regina bei Euch als Magd diene. Weil sie schon anderthalb Jahre nichts mehr don sich hören läßt, möcht' ich doch einmal schauen,' wie's ihr geht.' „Ja, die Regina Seidl steht bei mir in Diensten. «.. Sie ist doch nach dem Unglück einmal in der Heimat gewesen?' „Bewahre

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 40
Datum: 21.03.1913
Umfang: 40
. —- Jetzt Hab' ich noch den alten Bauern und andern Standespersonen ein Wörtl zu sagen. Dies aber nächstesmat. Ädie! Die Weiße Magd- Eine Erzählung von Reim m rch ü Nachdruck verboten. Die Neigung des Burgebners zu Regina wurde im Lause des Sommers und Herbstes zu einer tiefen, mächtigen Liebe, welche ihn antrieb, die Magd um ihre Hand zu bitten. Vorher wollte er aber doch genaue Erkundigungen über den früheren Lebenslauf und ihre Familienverhältnisse einziehen. Da es ihm pein lich war, Regina selbst über ihre Angelegenheiten

, als die Frau plötzlich ein ausfallend kühles und zurückhaltendes Wesen annahm. Jetzt schien es dem Burgebner, als ob diese hohe, stättliche Figur ihm bereits einmal vor die Augen gekommen sei und auch der harte Klang ihrer Stimme deuchte ihm so merkwürdig bekannt. Aus seine etwas plumpen Fragen äußerte die Dame kurz und Ungeduldig, sie wisse von der Regina Seidl nur Gutes. Das Mädchen sei vor zehn Jahren aus dein Unterland heraufgekommen und habe außer einem verheirateten Bruder in Glögau keine Verwandten

« In der Fabrik sei Regina immer brav, treu und flei ßig gewesen und man habe nur beklagt, daß das Mäd chen nach dem großen Unglück aus dem Betriebe ge schieden sei. Sie wäre bei Vorgesetzten und Kame radinnen beliebt gewesen und habe die Arbeit verstan den wie keine zweite. Das Madchen habe noch sechs-^ hundert Gulden Ersparnisse, welche es nebst einer silbernen Uhr und einigen Schmucksachen ihr, der Fabriksfrau, zum Aufbewahren übergeben habe, da liegen/ Es sei recht merkwürdig, ja beinähe ausfallend

, daß die Seidl, als sie fortging, ihr Eigentum nicht zu holen gekommen wäre. Da sie jetzt beim Burgebner Magd sei, könne er ihr wohl ausrichten, daß das Ka pital unverzinslich liegen bleibe, salls sie es in einem halben Jahre nicht behebe. Voll wunderlicher Gedanken kehrte der Burgeb ner heim. Am nächsten Äbend traf er mit der Haus- magd allein zusammen und nachdem er von ein paar gleichgültigen Dingen gesprochen hatte, sagte er:. „Du, Regina, ich bin draußen in Altenstadt ge- Wesen

, um wieder einmal das Grab der Margret zu besuchen. Auch in der Fabrik Hab' ich zugekehrt.' „Was, in die Fabrik hineingegangen bist? Hast Mit den Leuten^geredet auch?' rief die Magd in jähem Erschrecken; „um Gotteswillen, Bauer, meid' das Fabrikshaus!' „Aber, Regina, was hast denn?' tat der Bauer verwundert; „die Pest wird doch nicht sein in der Fabrik:' „O, ö, ö, mir schaudert's immer noch, wenn ich an das Unglück denke/' entgegnete die Magd ver wirrt, „und darum mag ich von der Fabrik nichts mehr Hörem

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Tiroler Volksbote
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Seite 10 von 24
Datum: 05.12.1909
Umfang: 24
! Du hast ein gutes Herz wie deine Mutter — gut wohl, aber schwach ist sie gewesen und das war das Unglück — still, still! Höre mich an, davon wollt' ich eigent lich nicht reden, sondern von der Swiben-Regina... Also merk' auf! Ich gib dir zwanzigtansend Gulden in die Hand und die bringst du der Stuiben-Regina — der Tochter vom Stuiben-Hias und der Mariann'; darfst aber nicht sagen, wo du das Geld her hast, sondern bloß, daß es ihr gehört.' Eine Weile, starrte der Jüngling den Alten'mit offenem Munde

als ihm der Alte den Geldhaufen zuschob, kam wieder Leben in seine Gestalt: „Und das alles gehört der Regina? Es ist rein nicht zu glauben,' rief er jubelnd; „jetzt braucht sie den Rein- prechter Philipp nicht mehr zu heiraten, jetzt kann sie tun, wie sie will . . . Ist das ein Glück! Ich kann's gar nicht fassen.'—Ist das eine Freud'!' Der Alte musterte den Jüngling mit scharfen Blicken, dann sagte er heftig: „Für wen ist's ein Glück und eine Freud' ? Für dick? Ich mein' doch wohl für die Regina

... Hoffentlich kann ich mich auf dich verlassen!' Der Bursche wurde rot bis an die Ohren und sagte im beleidigten Tone: „Ich bin immer treu und ehrlich gewesen. Lieber, als einen unredlichen Heller angreifen, tät' ich mir die Finger ab hacken . . , » Wenn's nicht für die Regina wär', würd' ich dein Geld ftisch .nimmer anrühren, könntest machen damit, was du wolltest.' „Hoho, Junge, nur nicht hitzig! . . . Aber du scheinst ein großes Interesse für das Mädchen zu haben .... Ist das bloße Nachbarschaft

oder steckt was anderes dahinter?' Der Bursche wurde noch roter und stotterte: „Ich ... ich ... die Regina... Ich gönn's halt der Regina, das Glück.' „Ich merk' was. Das Mädchen ist dir nicht ganz gleich gültig; — sag' ja oder nein!' drängte der Alte, „ich muß es wissen, damit ich mein Verhalten danach regeln kann . . . . es handelt sich um meine Ruhe.' „Ja — wenn du's schon wissen mußt — ich Hab' die Regina gern . . . brauch' mich nicht drum zu schämen.' „Und das Mädchen? Weiß es um deine Neigung

? Was sagt es dazu?' „Die Regina mag mich auch gut leiden... Wir sind eigent lich schon Handeleins miteinander gewesen; haben ausgemacht, noch ein paar Jährlein tüchtig zu sparen, bis dort wären auch die dreihundert Gulden von meiner Mutter aufs Doppelte an gewachsen und wir hätten es wagen können... Da sind aber auf dem Stuibenhof die Gelder unruhig geworden und die Regina soll auf einmal viertausend Gulden herauszahlen. Wo denn her nehmen? Der Hof war schon unter dem alten Bauer über schuldet

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Tiroler Volksbote
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Seite 4 von 24
Datum: 04.04.1913
Umfang: 24
auf die Unstimmigkeiten aufmerksam. > . . . So wie den beiden Mädchen, kann es auch Ihrer Frau gegangen fein, daß sie im ersten Ent-. setzen, keines klaren Gedankens fähig, planlos das -Weite suchte.' „Ja, es muß furchtbar gewefen sein. Unsere Magd, die Regina Seidl, zittert immer noch an allen Gliedern, so oft man das Unglück nur mit einer Silbe erwähnt/' ' ' „Die Seidl ist überhaupt ein merkwürdiges Frauenzimmer/ — ich werde aus ihr nicht mehr klar .... Sle schert sich keinen Deut um ihre Spar groschen

, welche bei mir liegen, und scheint auch ihre ^Angehörigen durchaus vergessen zu haben. Der Bru der hat sich schön mehrmals brieflich bei uns nach der ;Regina erkundigt; allein wir wußten ihm /nichts ' anderes ' als ihren Aufenthaltsort mitzuteilen/ ... Das Mädchen wird doch nicht an seinen Nerven Schaden gelitten haben?' . „Ein auffallendes Benehmen hat sie schon oft, die Regina; aber sonst ist sie vollständig bei klären Sinnen, da fehlt nichts.' „Sie müßte auch vor allen imstande fein, wenn sie angelegentlich

zu finden sein, vergällte ihm ülle Hoffnungen. In großer Aufregung kam er am nächsten Tag nach Hause und bat seine .Wirtschästerin gleich um eine Unterredung. Sie folgte ihm scheu in das Hinterstübchen, da begann er ohne jede Einleitung: . ... - „Du, Regina, ich Hab' eine große Neuigkeit. ^>7- Meine Gattin, die Margret, lebt, sie ist nicht gestor ben.' — — Die Hausmagd wurde leichenblaß, eine zeitlang starrte sie ihm wie irrsinnig in das Antlitz, dann sagte sie tonlos: „Wie ist denn d a s- möglich

? Sie liegt ja in Altenstadt begraben.' Attyrgang. „Nicht si e, eine andere hat man begraben. Es ist ein Irrtum unterlaufen.' > Jetzt färbte sich die Magd noch um einen Ton. blasser, das jähe Entsetzen schaute aus ihren Augen, die Knie wankten ihr und sie mußte sich am - Tischeck halten, um nicht umzufallen. „Um Gotteswillen, Regina, was hast denn?' schrie er, „dir wird ja übel, du fällst.' Dann faßte er sie am Arm und half ihr, sich auf einem Wühl niederlassen. . ^ - »Ich bin so erschrocken,' tat

sie matt; „Hab' mich seit dem Unglück noch nie recht erholt.' ^ Zitternd saß sie da, die Augen auf, den. Schoß gesenkt und sprach kein Wort mehr. Der Burgebner fuhr nach einer Weile fort: „So erschrecken hättest, nicht müssen, Regina; es ist ja doch eine freudige Kunde, die ich bringe, wenn, sie sich bewahrheitet. — Ganz sicher liegt de? Verhalt allerdings noch nicht, aber sehr, sehr wahrschein lich- ich zweifle gar nimmer.' ^ „Wo hast denn die Sache erfahren? Wer. weiß denn etwas von der Margret

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Tiroler Volksbote
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Seite 11 von 24
Datum: 02.01.1910
Umfang: 24
Jahrg. xVj!?. „Tiroler „Ah aar! Ich Hab' gemeint, es schafft jetzt die Regina. Warum habt Ihr sie denn sonst bei Gericht volljährig machen lassen?' spottete der Knecht. „Das ist Formsache Schassen tut, wer das Geld hat... Und ein Weib darf überhaupt nicht schassen.' „Ah ja, das Geld hat eben die Regina; sie kann die Tausender nur so vom Weg aufklauben. Und wenn's g'rad einen Mann braucht zum Schaffen, dann wird sich die Reqina schon zu helfen wissen, hihihi.' „Du alter Dachskopf, jetzt kenn

nicht mehr schmecken! — Wenn man zwanzig Jahr' in ein fremdes Nest hineinkomman diert hat und überall die Nummer eins gewesen ist, jetzt aber auf einmal wie ein alter Stecken hinausgelehnt wird und die Pappen halten muß, dann sticht einen ja der Haber. — Den Lippl Lappl Hütt' er freilich gern da. Den könnte er wohl ebenso unter seinen Hut lncken wie die Regina; aber beim Konrad pfeift ein anderer Wind. Das ist ein Selbstiger und der steht auf eigenen Füßen ... Da liegt eben der Has' im Kraut

... Aber, Hauser, wenn dn dich selber hinter die Latern' stellen tätest uud wenn die Regina am End' doch den Pleinfelder aufgibt? — Bababah, alter Hauser, laß dir keine Nebel um das Dach flattern! Das glaubst selbst nicht. — Die zwei sind ja längst schon hintereinander wie die Deichsel und der Wagen, wie der Fisch und der Köder. — Und umsonst wird sie das viele Geld auch nicht angenommen haben. — Aber hat sie's wohl vom Konrad? — Natürlich, Hauser, von wem denn sonst? Ist er ja alleweil da und das Madl

; er sei die halbe Alm aus gelaufen und habe keinen Wintersenner gefunden; aber, Häuser, glaub' mir's, es ist doch nicht richtig. Die Pleinfelderischen sind schlaue Köpfe uud lassen sich von niemand ms Blatt schauen . . . Viele Dinge sind mir verdächtig. Warum wehrt er sich auf einmal so gegen den Wintersenner'? Warum ist er ganz verloren und hintersinnig gewesen, als er am Stefanstag die Regina da aufgesucht hat? . . . Und am Stefanstag muß er ihr das Geld gebracht haben. Vom selbigen Tag

ich mir nicht abstreiten, ich Hab' schon auch meine Augen und meinen Kopf, aber sagen tn' ich nichts, zu niemand nichts! — Man braucht nicht jedem Fürwitzbeutel ein Licht vor die Nase zu hängen. Und wenn der Konrad und die Regina es heimlich halten wollen, dann kommt durch den alten Hauser auch nichts auf! ... Ich weiß eigentlich nicht, warum ich an dem Paarl so den Lappen gefressen Hab' ... Ja, ja, die Regina ist soviel ein gutes, braves, nettes Menschl und ich Hab' sie alleweil gern gehabt; aber auch der Konrad

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Tiroler Volksbote
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Seite 12 von 24
Datum: 24.04.1910
Umfang: 24
Seite 12. »Tiroler VolkSvote.' Jahrg. XVM. „Sei aufrichtig, sag' mir's klipp und klar!' drängte er. Seine Stimme zitterte. Regina glaubte jetzt wieder im Vorteil zu sein und darum bestand sie: „Ja, sürchten tu' ich mich. Ein Gruseln Hab' ich Tag und Nacht, solang' ich über deine heimlichen Geschichten im Unklaren bin.' Er knickte in sich zusammen, wurde windelweiß und flüsterte: „Jetzt Hab' ich genug.' Dann trat er zum Kasten, nahm Ueberrock und Regen schirm und aus einer Schublade ein Päckchen

, reichte der Frau seme Hand und sprach mit umflorter Stimme: „Regina, leb' wohl, behüt' dich Gott!' „Wo willst denn noch hin, mitten in der Nacht?' rief sie erschrocken. „Fort, damit du eine Ruhe kriegst.' „Ich mein', du wärest jetzt genug fort gewesen und könntest schon einmal daheim bleiben.' „Ja, ich bin viel hemmgelaufen und Hab' mich abge müht; aber es ist alles nur deinetwegen geschehen .... Jetzt bleibt mir eines noch übrig und das muß schnell getan werden. . . . Nein, nein, halt

' mich nicht! Es leidet keinen Aufschub... Heute Hab' ich die Kraft dazu, morgen wär's vielleicht anders.' „So geh' halt, wenn du meinst', tat sie schmollend. „Regina, sag' mir ein liebes Wort, g'rad' ein einziges noch!' bat er flehend. „Gehst du wieder nach Innsbruck?' fragte sie trocken. „Ja, vorerst wohl.' Er wartete eine Zeitlang. Sie sprach nichts mehr. Da trat er nahe an sie heran, fiel um ihren Hals und küßte sie stürmisch. „Regina, leb' wohl und bet' für mich. Ich dank' dir für alles!' sagte er noch; dann riß

vernahm, derselbe sei Plötzlich fortgegangen und habe schon vier Tage nichts mehr von sich hören lassen, da kam eine merkwürdige Unruhe über den alten Mann. Er zog Hauser, den Knecht, auf die Seite und redete lange Zeit mit ihm. Später machte er sich an Frau Regina heran und suchte auf alle Weise die Umstände zu er fahren, unter denen der Bauer das Haus verlassen habe. Regina sagte ihm, Konrad sei Geschäfte halber nach Innsbruck gereist und müsse jedenfalls heute oder morgen zurückkehren

zu verhüten . . . Noch ist es vielleicht Zeit.' „Um Gottes willen, lieber Herr, was ist denn geschehen?' rief die Frau in blasser Angst; „reden Sie doch — was wissen Sie denn?' „Ich weiß gar nichts, wmn S i e nichts wissen', entgegnete der Greis. Regina brach in ein leidenschaftliches Weinen aus, ließ sich aber nicht bewegen, nähere Aufklärungen zu machen.... In der Nacht Polterte der fremde Herr stark in seiner Kammer hemm und mehrmals war sein jammervolles Stöhnen deutlich zu hören. Er gedachte

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Seite 12 von 24
Datum: 02.01.1910
Umfang: 24
handelt, Hütt' ich alles gewagt.' „Und handelt es sich jetzt nicht um dein Herz, Regina?' „Wohl, wohl» Konrad... Schau', ich mag ja nur dich, dich allein! — Ich Hab' nie einen anderen gern gehabt und hoff' auch mit dir einmal glücklich zu werden; aber Geduld haben mußt und noch ein bißl warten...Mit der Zeit kann sich ja manches ändern... Den Vetter ganz abstoßen darf ich nicht, ich könnt' ihn ja noch einmal brauchen.' „Noch einmal brauchen? Wie meinst denn das?' „Du weißt doch, Konrad, ich steck

' immer noch tief in Schulden, wenn auch die viertausend Gulden abgezahlt sind.' „Zu deinem eigennützigen Vetter hast alleweil Vertrauen und zu mir hast keines, Regina.' „Zu dir Hab' ich das größte Vertrauen, Konrad,' be teuerte das Mädchen; „aber Wunder wirken kannst auch nicht.' „Wenn es sich bloß um Geld handelt, kann ich dir deinen Hof morgen blank auszahlen.' „Um Gotteswillen, Konrad, was sagst denn da?' „Ich habe soviel Geld, daß wir nie in Not kommen werden, mögen wir anch hundert Jahre lang

leben.' „Unsere liebe Frau! Konrad, wo hast denn das viele Geld her?' „Halt, Regina! Weißt, was du versprochen hast? In dieser Sache darfst du nicht fragen. Du mußt mir unbedingt vertrauen.' „Ich vertraue dir schon — es hat mich nur ganz über rascht.' „Darfst dich durch nichts überraschen lassen und mußt ein ruhiges, kluges Madl sein... Wegen der Geldangelegenheit also können wir in vierzehn Tagen heiraten. Hast du noch eine andere Einwendung?' „Konrad, ich kann das viele Geld

doch nicht von dir an nehmen. Ich weiß nicht, wie ich es dir zurückzahlen kann Geschenkt behalten darf ich es auch nicht, ich müßt' mich ja in die Seele hinein schämen.' „Regina!' sagte der Bursche schmerzlich, dann versank er in ein düsteres Grübeln. „Hab' ich ungeschickt geredet? Hab' ich dir wehe getan, Konrad?' fragte das Mädchen erschreckt. Der Bursche schwieg. Erst nach einer Weile öffnete er wieder den Mund und sprach langsam: „Regina, ich sieh' es ein, in Geldsachen muß Klarheit herrschen

. Ich will dir jetzt etwas ganz Neues eröffnen. Eigentlich sollte ich es nickt sagen, aber in diesem Punkte habe ich mich zu nichts verpflichtet . . . Regina, ich habe von irgend jemand für dich ein großes Geld bekommen — 20.000 Gulden — es ist nicht von mir, sondern von jemand anderm: es gehört dein als rechtmäßiges Eigentum und du kannst nach deinem Willen darüber verfügen. Ich habe das Kapital draußen in der Stadt unter deinem Namen in die Sparkasse getan. Das Büchl liegt droben bei mir, es ist vinkuliert

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Tiroler Volksbote
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Seite 6 von 40
Datum: 21.03.1913
Umfang: 40
Seite «. „Tiroler BolkSvote.' XXI. Jahrgang. scheu wagte« Noch längerem Schweigen machte er einen letzten Versuch. - »Regina,' sprach er fast bittend, „sag' einmal, Würdest du fortgehen oder dableiben, toenn ich Heirat'? Ach täte dich schver vermissen:' Ein wilder Schrecken rüttelte nun die Magd auf. Hatte er nicht gesagt, daß er eine andere heiraten wolle nnd sie könne fortgehen oder auch dableiben? Ja, ja, das war nicht mißzuverstehen — seine Rede hatte ja deutlich genug geklungen

Gattin, es ist nicht möglich.' „Vielleicht doch; aber gib mi-r einmal Antwort auf meine Frag'. Willst du im Hause bleiben oder fortgehen, wenn ich Heirat' ?' „Gchett, gehen, gehen! Ich könnt's nicht ansehen, dich neben einer andern, neben einem fremden-Mensch zu schauen. . . . Nein, um des Kindes willen, bleib' ich da! Das Bübl darf ich nicht verlassen - — tat' mir soviel erbarmen.' - .... In grellem Tone hatte Regina diese Worte her- vorgesprudelt. Ihre großen, schwarzen Äugen, aber hingen mit solch

leidenschaftlich zehrender Glut an dem Manne, daß der Burgebner cm ihrer Liebe nicht mehr zweifeln konnte. Er griff mit beiden Händen nach ihrer Rechten und dieselbe warnt druckend, sagte er zärtlich: - „Regina, verstehst mich noch immer nicht? Du selber bist's, die einzige, die ich zum Weibe haben möcht'. — Sei so gut, werde meine Bäuerin, Hab' mich ein bißchen lieb.' ... Sie entzog ihm rasch die Hand und 'weinte laut auf, dann stotterte sie: . ^ . „Wie kannst denn auf mich deine Augen richten

? Ich bin ein verschandeltes, bresthaftes Mensch und das Unglück hat mich alt gemacht. — Schau meine Haare an.' , „Du siehst trotz deiner weißen Haare nckh jung nnd frisch aus; die Narbe entstellt dich nicht im minde- sten. Auch ist et'.vas in deiner Art, tvas mich immer an meine verstorbene Frau, die Margret? erinnert, nnd darum Hab' ich dich besonders gern.' - Regina weinte noch heftiger. Als er tmeder nach ihrer Hand langte, rief sie jammernd: . „O, Konrad, — Bauer, hättest doch das Wort «zicht ausgesprochen

! Nun ist unser beider Ruhe, dahin. -— Ich kann nicht heiraten — nienrals —nieman- dem' - . , „Ja, warum denn nicht, Regina?' fragte er ent täuscht. „Bin ich dir zuwider? Hast mich kein, bißl gern?' „Von ganzem Herzen gern Hab' ich dich und ich weiß mir keinen lieberen Menschen auf Gottes Erd boden; aber ich leid' unter einem schweren Geheimnis, das ich keiner Seele verraten darf.' . „Dein Geheimnis magst für dich behalten, ich Iverd' dich nie darnm frage::; deswegen können wir doch mitsammen glücklich leben

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Tiroler Volksbote
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Seite 4 von 24
Datum: 07.03.1913
Umfang: 24
. Der klägliche Zustand des Mannest erfüllte Regina mit bitterem Wehe. Lange Zeit ivagte - sie nicht, ihm ihre Teilnahme zu äußern, aber schließlich konnte sie das Elend nicht mchr ansehen. Eines Tages, als der Mann allein in der Stube war, trat sie leise zu ihm und sagte warm: - ^ ^ - „Bauer, ich will mich. nicht itt deine Angelegen heiten mischen; aber so, wie du jetzt heruuigehst, tust mir rein erbarmen. '-— Schau', du yiußt das Un glück vergessen und die alten Wunden nicht imyM neu aufreißen

und' tief in ihre Augen. Da quollen Plötzlich die hellen. Tropfen über ihre Wangen. Sie, drehte sich um und wischte dieselben mit der Schürze ab. „Regina, du hast ein gutes, weiches Herz,' sagte er gerührt,, „du kannst es einem leichter machen, weil du auch genug Jammer erfahren hast,' „Leichter machen, Bauer, mußt es. dir selbst,' erwiderte sie heiser; „schau', so wie jetzt darf es nicht weiter gehen. Wenn du nicht aufhörst, dich zu quälen, schadest deiy^ Gesundheit und kürzest dir. das Leben

ab. — D a s wünscht deine Margret gewiß nicht. Wenn sie jetzt zu dir reden könnt', würde sie sagen, dit möch test dein ganzes Herz ihrem Bübl schenken und ihm den Vater erhalten.' . «Ja — das Konradl, unser Bübl, hat sie mir zurückgelassen, samt ihrer ganzen Liebe,' schrie der Mann aus; „Regina, ich versteh' schon, was du sagen willst. . . . Das Kind sollte öfter in freundliche Augen schauen khnnen und mehr den Vater spüren ... Ja, ja, ich will tun, was möglich ist; — es soll anders werden. — Mußt mir halt

alleweil ein bißchen Helsens Regina.' . .. . Er reichte ihr die Hand, stand auf und ging schnell hinaus, weil er die Tränen nicht mehr zu unterdrücken vermochte. ,. - . ...' .- .. IV. ' 7° ^ Zu Weihnachten hatten der Großknccht Thaddes und Stinl, die Hausmagd, das Perkhanunergütl ge kauft und nach Lichtmeß ihren Dienst am Burgebner- Hofe für den Georgitermin gekündet. Am Vorabend von St. Georgi traten die beiden zum Bauer in die Kammer und blieben dort, scheu umherblickend, eine Zeitlang stehen

sein will, heiratet er überhaupt nimmer; denn so eine. wie die Margret findet er. nirgends, ... Schau' du auf7 deine. Sachen, was der Bauer zu tun? hat« kümmert dich eine Grille. Er braucht keine FraH sondern eine. Hausmagd; und eine Hausmagd hat er schon,, er darf bloß die Regina anstellen. Die Reginq versteht das. Kochen und Wirtschaften nicht viel schlech ter fals. ich, das Kind hat D auch gern; sie kann -s leicht wagen, in meine Fußftapsen zu treten und heo BalMM.mit, ihr. dnrHaus ^versorgt,' . Der Burgebner

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Seite 6 von 24
Datum: 27.03.1910
Umfang: 24
... Nun ist er aber mals fort und schon länger als zwei Wochen. Vielleicht sitzt er anderswo hinter Schloß und Riegel. Mir ist die Sache verdächtig.' „Weißt denn gar nichts Sicheres, Schell?' fragte der Maigen; „du bist ja der nächste Mensch zu den Stnibischen.' „Die Stnibischen geh'n mich keiuen Pfifferling an, jetzt nicht mehr!' grollte der Jörg. „Aber die Regina kommt doch manchmal herauf.' „Schon lange nicht mehr. Der Spitzbnb', der Lump, hat i hr's verboten, mit ihren Vetterleuten zu verkehren, und die dumme Gans

tut ihm alles zu Willen.... Aber sie wird doch noch einmal sehen, wer es gut mit ihr gemeint hat und daß man seiner Mutter Bruder nicht ungestraft so hinauslehnen darf.' „Das Mensch, die Regina, ist doch zu erbarmen.... Wenn's einmal den großen Krach tut...' „Dann wird's mich freuen,' fiel ihm der Schell triumphierend in die Rede, „und wenn ich den Spitzbub', den Ganserer, recht tief niederdecken kann, will ich's nicht sparen ' „Sieh, sieh!' rief plötzlich der Kogl, „wenn man den Bär.nennt, kommt

er gerennt — ist das nicht die Regina? — Ja, ja, sie kommt daher zu Euch.' Alle blickten durch das Fenster. Dem Jörg schwoll die Zornesader auf der Stirn, a!s er die junge Frau, seiner Schwester Kind, durch den Vorgarten langsam auf das Hans zuschreiten sah, dann huschte ein schadenfrohes, boshaftes Lächeln über sein Antlitz. „Der muß das Wasser in den Mund rinnen, daß sie den Weg zu uns findet,' sagte er feindlich. „Sie schaut aber nicht gebeugt drein. Mir kommt sie heiter und aufgeräumt

vor gegen früher.' „Man wird ja hören, was sie Neues bringt. Bleibt da in der Stube und sprecht nicht gar zu laut. Ich will in die Küche zu meinem Weib, damit uns die Närrin nicht da herein schmeckt.' Als der Bauer zur Stubentür hinausging, trat Regina eben durch die Haustür herein. Ihren sreuudlicheu Gruß er widerte er mit einem dumpfen Knurren und schritt, ohne sie weiter zu beachten, in die Küche. Regina folgte ihm. Am Herde stand Thres, die Schellin, welche ihr Gesicht neugierig der Ankommenden zuwandte

. Dieses Gesicht mit den herein hängenden grauen Haaren, der scharf gebogenen Hakennase, dem stark entwickelten Kinn nnd den stechenden Augeu hatte etwas Boshaftes, Lauerndes und gab dem Weibe so recht das Gepräge einer alten Hexe. Als sie Regina erkannte, glitt ein Zug bitteren, grimmigen Hasses über ihr Antlitz. Sie schoß einen giftigen Blick auf die junge Frau, dann rief sie mit ihrer kreischenden Stimme: „Ah, findet gar wieder einmal das Bascle unsere Tür! Das ist was Seltsames — was recht Seltsames

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Seite 6 von 24
Datum: 19.12.1909
Umfang: 24
die Finger ineinander und flehte wie eine arme Seele: „Du hast ein gutes Herz, du mußt eins haben, weil deine Mutter ein solches hatte ... Ich bitt' dich, sei barm herzig, nimm das Geld — — nimm das Geld und schenk' mir Frieden!' „Aber ich begreif' rein nicht, wie du zum Frieden kommst, wenn ich das Geld nehme,' erklärte der Bursche. „Ich sag' dir's und du mußt mir's glauben.' „Wozu soll ich denn das Geld verwenden?' „Kauf' dir einen Hof . . . Aber richtig, wenn du die Regina heiratest, hast ja schon

einen Hof. — Steck' es in das Gut hinein, kauf' noch Felder dazu oder spar' es auf! Nur glücklich werden müßt ihr mit dem Geld, sonst verlang' ich nichts.' „Warum willst du gerade mir und der Regina das Geld schenken? Wie kommen denn wir dazu?' „Auf die redlichste Weise von der Welt.' „Aber vielleicht ist ein Unrecht geschehen und es haben andere Leute einen Anspruch ...' „Junge, mach' mir keine Predigten!' herrschte zornig der Greis; „ich weiß schon, was ich tue — Hab' auch mein Gewissen.' „Du mußt

aber doch einen besonderen Gmnd Habens mich und die Regina so reich zu machen.' „Den Hab' ich schon.' „Was für einen? Laff' mich's doch wissen, gib mir wenigstens eine Andeutung.' Der Alte schwieg. „Du hast meine Eltern gekannt und die Stuibenleute, den Hias und die Mariann'', forschte der Jüngling noch dringender, „und auch die Regina kennst du — nicht wahr? -Ja.' „Woher kennst du sie denn? . . . Bist du mit meinen Eltern oder mit dem Stuibenleuten befreundet gewesen? Habt ihr etwas mitsammen zu schaffen gehabt

du die Regina gewiß heiraten — bestimmt und sicher?' „Wenn sie mich mag, ja . . . Und mögm tut sie mich, das weiß ich!' erklärte der Bursche sest. „Hat die Regina auch ein gutes Herz? Ein so gutes wie du? Ist sie barmherzig?' „Ja, wie ein Engel. Die armen Leute rühmen ihr alle das Gutsein nach.' „So, so? Das liebe, brave Kind!' sagte der Greis weich, indem er sich eine Träne aus dem Auge wischte, dann fuhr er ernster fort: „Wenn wir mit unseren Sachen zu einem Ende gekommen sind, dann verlass' ich gleich

diese Gegend — falls es möglich ist, heute Nacht noch — und ich reise wieder nach Amerika; es warten meiner drüben noch Geschäfte... Vielleicht haben wir uns heute das erste und das letzte Mal gesehen. Man weiß noch nicht, was eintrifft... Vielleicht komm' ich über Jahr und Tag wieder, dann seid ihr, du und die Regina, hoffentlich ver einigt... Wenn ich merke, daß ihr glücklich seid, dann bitt' ich mir bei euch eine Herberg' aus, ein lebenslängliches Quartier, wo ich meine Tage ruhig beschließen

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Tiroler Volksbote
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Seite 6 von 24
Datum: 16.01.1910
Umfang: 24
, von der man nicht wußte, ob es seine Gattin oder seine Mutter war — zwei Söhnen, quecksilberigen, tollen Knaben, die das Schiff förmlich umkehrten — zwei blassen Fräulein (Lehrerinnen), welche die zwei Knaben erziehen sollten, aoer augenscheinlich von den Knaben „erzogen' wurden. (Fortsetzung folgt.) Der Wintersenner. Eine Erzählung von Reimmichl. (Fortsetzung.) „Regina, steht es unwiderruflich fest, daß du meine Be dingung erfüllst und daß du dein Versprechen hältst, mag kommen, was will?' drängte der Bursche

, indem er seine Hand dem Wadchen hinstreckte. Einen Augenblick zögerte dieses, dann legte es seine Rechte in die des Jünglings und sagte halblaut: „Ja, Konrad, wenn du es verlangst, tu' ich's — ganz bestimmt!' Er ließ die Hand des Mädchens nicht aus. „Und willst du mich jetzt heiraten, Regina? fragte er nvch immer ernst. „Heiraten wohl — ja freilich heiraten,' tat das Mädchen ängstlich^ „keinen andern als dich-,... aber warten wir noch ein bißchen — wenigstens bis Ostern.' ' „Warum denn warten, Regina?' „Ich muß

doch erst mit dem Vetter reden.... Wenn ich ihm alles vorstell', wird er doch seine Einwilligung geben: aber einige Zeit brauchen wird's — bis Ostern kann sich vieles ändern.' „Regina, das ist eine Sach', die nur mich und dich allein angeht. Du bist volljährig erklärt uud besitzest deinen freien Willen... Wenn du ein Vertrauen zu mir hast, dann hängst dich nicht mehr an den Vetter... Niemand auf der Welt hat dich so lieb wie ich; ich will auf dich schauen wie auf einen Schatz, wie auf meinen Augapfel

, wie auf mein Leben. — Wenn wir zwei einander haben, dann brauchen wir niemand, es darf aber auch niemand zwischen uns treten.' „Aber der Vetter tut schrecklich räsonieren — ich furcht' mich vor ihm.' „Bist schon ein furchtsames Hasl.... Regina, wenn du mir vertraust, kann dir nichts geschehen. Ich Hab' leicht so viel Kraft, daß ich dich beschützen kann... Ich fürcht' mich vor gar niemand. Mit dem Vetter will ich die Sach' schon in Ordnung bringen, laß nur mich machen! Werd' schon sorgen, daß er keinen großen

Lärm schlägt.' „Kannst nicht noch ein bißl warten, Konrad?' „Nein, Regina — weil wir keinen Grund haben, zu warten. Wenn du jetzt nicht willst, so muß ich das als Ab sage betrachte«. Dann bring' ich dir heute noch dein Spar- kassebüchl und morgen zieh' ich fort in die Fremde auf Nimmer wiedersehen.' „Um Gottcswilleu, Kourad', schrie das Mädchen, „was sagst denn? Fortgehen von mir? Was sollte dann i ch anfangen, wenn ich dich nimmer Hab'. Ich müßte sterben vor Leid und Herzwehe. Nein, nein

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Tiroler Volksbote
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Seite 10 von 24
Datum: 31.07.1910
Umfang: 24
Wochen durfte ich schon mit Erlaubnis der Aerzte ihn besuchen und von seinen Angelegenheiten mit ihm reden. Als er mich erkannte, war er anfangs sprachlos vor Erstaunen und dann etwas ungehalten. Ich teilte ihm mit, daß ich der Regina und dir mein Geheimnis geoffenbart habe. Da begann er zu weinen wie ein Kind. Aber von einer Heimkehr wollte er lange Zeit nichts wissen. Ehe das Geheimnis nicht vor der ganzen Gemeinde offenbar würde, höre die Schande und Verdächtigung nicht auf und könne er mit Regina

, „jeden Winkel der Erde muß ich ausforschen, ehevor darf ich nicht ruhen nnd rasten.' „Man tut oft leichter etwas erwarten, als erspringen.' „Aber ich kann doch nicht ohne den Bub, dm Konrad, mich vor Regina blicken lassen.' „Warum denn nicht? Hast ja alles getan, was du tun konntest. Wenn einem das Glück nicht will, kann man nichts dafür ... Immerhin wird es der Regina lieber sein, es kommt einer von euch beiden heim als gar keiner. — Und dann mußt auch ein bißchen mit dem lieben Herrgott rechnen. Derweil

wir Menschenknirpse schwanken, tut der Herrgott lenken. Er hat bis her alles so wunderbar kutschiert, wirst sehen er bringt auch das Fuhrwerk unter Dach.' »Ich getrau' mich aber gar nicht, der Regina das Verhängnis zu erzählen.' „Dafür laß nur mich sorgen. Ich bring' ihr morgen die Geschichte hübsch kleinweis' mit dem Kaffeelöffel bei, dann komm' ich in der Nacht wieder herauf und nimm dich mit hinunter. Wirst sehen, was sie für eine Endsfreud' hat und wie sie auf lebt, wenn sie den Vater wieder umarmen darf

: „Wenn er gestorben ist, der Konrad, oder endgültig ver loren, dann treibt's die Regina auch nicht mehr lange. Sie welkt zusammen wie ein Nagelstock im Reif — es ist schade um das liebe, gute Kind .... Hauser, bringst selbst keinen Mut mehr auf und dem Alten hast doch Hoffnung gemacht Hoffen und Tappen macht viele zu Lappen. — Es ist auch recht so. Solange man dem Menschen ein Tröpflein Hoffnung einzugießen vermag, geht er nicht unter, ebenso wie die Laterne nicht aus lischt, wenn sie ein Oel hat... Ich will's

auch bei der Regina versuchen, ob sich nicht doch ein Hoffnungsfaden anknüpfen läßt.... Da mußt aber selbst Mut haben, Hauser, und den Kopf hoch tragen, wenn's dir auch die Nase immer wieder zum Boden reißt.' Das Sternbild „des Rechen' war tief nach Westen ge sunken und die Kirchenuhr schlug zwei, als der Knecht müde und matt am Stuibenhof einlangte. Er schlich lautlos gegen das Scheunentor, welches er vor seinem Weggang aufgeschlossen hatte, um unbemerkt wieder ins Haus zu kommen. Wie er sich demselben näherte

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Tiroler Volksbote
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Seite 11 von 24
Datum: 27.02.1910
Umfang: 24
gegen mich eingenommen, so daß ich nicht einmal für mein Kind einen Taufpaten bekommen konnte.' „Das ist eine Schurkerei, eine Niederträchtigkeit!' „Ich wollte von dem allen nichts sagen und könnte mich leicht darüber Hinanssetzen, wenn nur mein Weib, die Regina, mir glauben würde.' „Was, auch sie zweifelt an'dir?' „D a s ist's eben ... Als ich die langen Wochen in Unter suchungshaft war, da ist immer der Scheller-Jörg hinter ihr gesteckt und hat mich bös verdächtigt... Der giftige Same ist aufgegangen und groß

nur das verdächtige viele Geld schuld, es liege ein Fluch darauf, der uns alle Kinder nehmen würde. Leider glaubt mir Regina nicht so viel als der alten Hexe und jetzt haben wir die offenen Näßhelligkeiten. Ich habe dutzendmale versucht/ es ihr in Liebe und Güte auszureden. Als dies nicht helfen wollte, Hab' ich am letzten Montag ein mal streng und ernst mit ihr geredet. Nun greint und schmollt sie, wie du wohl bemerkt haben wirst.' „Armer Junge, armer Junge!' stöhnte der Greis, „auf dem Gelde liegt ein Fluch

? — Und doch, ich kann es nicht ändern. Ich brächte es nie und nimmer über mich, meine Schuld, meine Schande vor diesen schmähsüchtigen, schadenfrohen, mißgün stigen Hollensteiner Bekannten aufzudecken. Das Aller- schwerste, das Menschennnmvglichste wäre es, wenn ich vor Regina entlarvt dastehen sollte... Nein, sie darf es nie erfahren, nie, nie — auch nach meinem Tode nicht... Ooooh — Gott. Gott, wie strafst du mich schwer! Jetzt Hab' ich gemeint, es wäre hinreichend gebüßt und ich hätt' alles gut gemacht — nun fängt's

' mit Regina fort in eine andere Gegend... Drunten im Unterland gibt es prächtige Höfe. — Du kannst dir den größten und schönsten aussuchen und wirst ganz ein anderer Bauer als da in dem armseligen Höllenstein.' Ein eigenartiges Leuchten huschte über Konrads Gesicht, das aber bald einem trüben Schatten wich. „Das würde sich ja ausnehmen wie eine Flucht', sagte er halblaut, „und fliehen mag ich nicht, dieses Vergnügen will ich meinen Feinden nicht machen. Viel lieber zeig' ich ihnen meine Kraft.' „Man darf

betten. Geld und Tüchtigkeit mitsammen aber verschaffen Ansehen — das Ansehen gibt Lebensfreude und Kraft.... In der Fremde weiß niemand etwas von deinen früheren Verhältnissen, man tritt dir überall freundlich entgegen und du kannst erst einmal richtig aufleben. — Bei Regina dürfte sich der Wechsel noch vorteilhafter gestalten. Wenn sie einmal aus dieser Umgebung fortkommt, nichts mehr davon sieht und hört, werden sich die alten Eindrücke bald verwischen und sie denkt nicht mehr an das Gequatsche

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Tiroler Volksbote
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Seite 6 von 24
Datum: 13.02.1910
Umfang: 24
haben. Mir wird das Küchenzimmer schon passen. Zeigen Sie mir einmal das Logis.' „Nein, nein,' wehrte Regina, „es ist nicht aufgeräumt und ich müßte mich schämen.' Aber der Herr gab nicht nach, bis ihn die Frau über die Stiege hinauf in das Küchenzimmer führte. Wiederum schaute er neugierig in allen Winkeln herum, dann sagte er, die Ent schuldigungen der Frau abschneidend, gerade ein solches Quartier habe er sich immer gewünscht; es sei ein nettes, lauschiges Plätzchen, wo es ihm sicher behagen werde. Vielleicht bleibe

er hier länger als einige Wochen, namentlich wenn man ihm ein bißchen gut sei, denn er habe keine einzige Seele auf der weiten Erde, die irgendwie an ihm Anteil nehme. Regina merkte nicht den raschen, zehrenden Blick, den der Fremde bei diesen Worten auf sie richtete. Bloß der traurige Ton seiner Sprache ging ihr tief zu Herzen und sie konnte nicht umhin, zu fragen: „Haben Sie keine Heimat?' „Nein, ich bin ein ruheloser Wanderer wie der ewige Jude,' entgegnete er dumpf. „Sind Ihre Anverwandten alle gestorben

ist, benach richtigen Sie mich. Ich wohne einstweilen beim Nagelwirt.' Die beiden Männer reichten sich die Hände, jedoch ohne wärmeren Druck, und gingen auseinander. Acht Tage später bezog der Amerikaner sein neues Quartier beim Stuibeubauer. Als ihn Regina in das für ihn zugerichtete Küchenzimmer führte, staunte er über die Veränderung. Das blankgescheuerte Getäfel, die blühweißen Vorhänge an den krystall- klaren Fenstern, die Nelken- und Geranienstöcke auf dem Sims, die hübschen neuen Möbel

, der geblümte Teppich am Boden, die klingende Pendeluhr, das duftige Bett und ein goldumrahmter Spiegel hatten aus dem unfreundlichen Gemach ein trauliches, überaus anheimelndes Wohnzimmer geschaffen. Damit war aber Regina noch nicht zufrieden gewesen; sie hatte an den Wänden auch ein paar schöne Heiligenbilder aufgehängt, von dmen ein Bild Maria, der immerwährenden Hilfe, besonders auffiel. Es hing im Lichtwinkel, war von einem Edelweißkranz umrahmt und auf einem schmalen Untersatz stand zwischen zwei

Regina etwas verschämt. „Und wie es mir gesällt! — Die Bilder hier, nament lich das von der ,immerwährenden Hilfe' — Frau, ich kann Ihnen sagen, daß Sie mir damit etwas Seelengutes, etwas Liebes erwiesen haben.' „Sind Sie ein Christ?' fragte Regina allzu stürmisch. „Ja, freilich bin ich ein Christ,' erwiderte der Amerikaner lächelnd, „ich bin katholisch wie Sie.... Namentlich die Gottes mutter ist mir immer eine Hilfe und ein Trost gewesen . . . Wenn ich die nicht gehabt hätte, dann hätte

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
um ihre Schulter und eine tiefe Stimme sagte im weichen Klang: „Regina -- Margret, mein liebes, liebes, lang vermißtes Weib!' Sie sagte kein Wort, preßte ihre Finger noch hef tiger vors Antlitz, während ein krampfhaftes Schluch zen durch ihren Korper ging. Da griff er. nach ihren Händen, zog sie mit sanfter Gewalt vom Gesichte weg, küßte ihre Haare, ihre Augen, ihren Mund, sank dann in die Knie nieder' und barg sein Haupt in ihrem Schöße, indem er beinahe weinend rief: „Margret, kannst mir verzeihen

hatte, um das erste Glück der Wiedervereinigten nicht zu stören, herein und sagte hastig: V „Es kommt jemand auf das Haus zu, drum muß H fort. Lebt wohl, morgen besuch' ich euch auf eurem Hofe.' 'c ^ erwidern konnten, drückte er Men die Hand und eilte durch die Tür hinaus, dem Walde zu. - Auf der anderen Seite kam die Stinl. Sie er- M Aq dj^ KMtüre. Wie sich aber plötzlich die Stübentür öffnete und der Burgebner mit Regina Arm in Arm heraustrat, wollte Stinl ihren Augen nicht. trauen. Länger als eine Minute

brachte das sonst so redselige Menschlein kein Wort heraus. Margret aber sagte: „Stinl, jetzt ist das Glück gekommen; wir haben uns gefunden und alles ist gut.' Ein Ruck ging durch Stinls Körper und nun brach der Redestrom los. „Siehst es, siehst es, Regina,' schrie das Weib lein, „ich hab's ja alleweil gesagt, nach Regen und Hagel kommt Sonnenschein und die ganze Geschichte richtet, sich noch zum Besten. Gott sei Lob und Dank unserm lieben Herrn! — Schau, Burgebner, hast alle- Mil.Mmeint, das Stinl

wär' ein nichtsnutziges, zu- Jideres Mensch; aber das sollst jetzt wissen, wenn M- nicht gewesen wär und unsere liebe Frau in Karia-Bergl, dann hättest jetzt die Regina, will sagen deine Margret, nicht. I ch und unsere liebe Frau haben den, flüchtigen Vogel eingefangen, i ch habe die Re- 'Ana in dein Haus geschmuggelt und dort eingenistet. Ohne m i ch wär' die Regina, sag' ich die Margret, über alle Berge dahin, vielleicht gar ins Amerika, und am jüngsten Tage vor der Jause hättest

sie durch die Felder hinab und in einer halben. Stunde, war sie mit dem Büblein schon,,dcu -Ms das Kind die Weiße MaA erblickte, flog es mit ausgespannten Armen auf dieselbe zu, kletterte auf ihren Schoß hinauf, umhalste sie und wollte nicht mehr auslassen, indem es schrie: „Reginele, Reginele! Wieder zu uns kommen, gelt! Und nimmer fortgehen, gar nimmer, gelt!' „Schau, Konrädl,' sagte der Vater, „die Regina ist deine Mutter. Wir haben gemeint, sie wär' gestor- bn, aber sie ist nur lang fort

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 28
Datum: 10.03.1910
Umfang: 28
. (Fortsetzung.) „Warum denn zu schwer, Regina?' fragte er bitter, „hängst du denn gar so stark an diesem elenden Winkel, wo wir nichts gehabt haben als Jammer nnd Elend und Aufregung!' „Konrad, hier sind wir daheim und eingewohnt, droben im Friedhofe liegen unsere Eltern und unser Kind begraben,' ent gegnete die Frau, in Tränen ausbrechend; „ich kann mich nicht losreißen, es täte mir das Herz zersprengen. Draußen in der Fremde müßte ich mir vorkommen, als wäre ich ausgestoßen und verbannt

.' „Aber die Menschen hier lassen uns keine Ruhe und stören unser Glück.' „Menschen sind Menschen und im Unterland wird's auch keine Engel geben.' „Drunten kennt man uns nicht, niemand spricht über nnsere Verhältnisse und wir finden wieder Ruhe und Glück.' „Ruhe uud Glück, wenn uns das Heimwehe umbringt!... Konrad, nein, von Hollenstein weg ziehe ich nicht, um alles in der Welt nicht!' Er ließ ihre Hand sinken und verfiel in ein düsteres Grübeln. Nach einer Weile sagte er ernst: „Regina, ich gehe ebenfalls

nicht gern fort, aber aus einem anderen Grunde, weil mir nämlich die Sache wie eine Flucht erscheint, aber ....' „Siehst du, Konrad, das ist auch eine Nummer. Wenn wir fliehen, dann werden uns die Leute erst recht Steine nach werfen,' unterbrach ihn Regina. „Was kümmern mich diese elenden Menschen! Wenn wir einmal fort wären, dürften sie meinetwegen reden, was sie wollten.... Nnr meinem Charakter ist das Davonlaufen zu wider — jedoch, wenn du um keinen Preis von Hollenstein fort gehen willst

, dann hat es keinen Zweck, daß wir weiter davon sprechen. Zwingen tu' ich dich nicht, nein, gewiß nicht. — Aber jetzt weiß ich, daß der letzte Rettungsfaden, an den ich unser Glück Hab' anbinden wollen, abgeschnitten ist.' „Konrad, bist du denn so unglücklich?' „Geh', geh' — machen wir uns keinen blanen Dunst vor. — Du weißt so gut wie ich, daß wir beide nicht glücklich sind ... Es steht etwas zwischen uns und es ist schon lange nicht mehr so, wie es sein sollte . . . Regina, ich Hab' mir unsere Ehe ganz

. „Regina, merk' auf, was ich dir sag'', sprach er mit scharfer Betonung: „ich liebe dich heute noch ebenso stark uud so heiß wie am ersten Tage . . . Und wenn mich heute kein Schwur binden würde, so täte ich dir mein Geheimnis doch nicht offenbaren, eben weil ich dich so gern habe. — Regina, du verstehst nicht, was in diesem Worte drinnen liegt, aber eS liegt etwas Großes, etwas Schweres drinnen, das nur die Liebe über sich bringt. Lieber würde ich meine Unschuld, meine Ehre, mein Leben zum Opfer

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 40
Datum: 21.02.1913
Umfang: 40
nicht erfriert . . . Also, Stinl, wir sind jetzt einig. In vierzehn Tagen läuft mein« Zeit bei dem jetzigen Dienstgeber ab; dann komm' ich . . . Paß' gut auf. daß du mich als Fremde behandelst, wenn ich erscheine, und vergiß keineswegs, baß ich jetzt Regina heiße, nicht mehr Margret.' . - „Kannst dich auf mich verlassen; cher beiß' ich mir die Zunge ab, als daß ich mich verschnapp'.' An diesem Abende blieben die zwei FrauenS? leute beisammen, sie hatten noch so vieles zu bespre chen, am nächsten Morgen

lich das Herz zusammen. Aber nach und nach wurde sie'ruhiger, denn niemand verriet durch das leiseste Zeichen, daß ihm etwas auffallend wäre. Ein Erken nen blieb auch vollkommen ausgeschlossen, denn die breite Narbe hatte ihrem Gesicht einen gänzlich frem den Ausdruck verliehen.— Während des Essens sprach man wenig. Nur einmal fragte der Bauer: „Wie heißt denn, daß wir dich bei einem Na men rufen können?' „Regina heiß ich, Regina Seidt,' erwiderte be bend die Frau. Konradl, ihr Söhnchen

schnell gewonnen; das Büblein wollte nachgerade bei niemand anderem mehr bleiben als bei der neuen MaK und rief wohl vielhundertmal des Tages mit dem Namen: „Regina' —. „Regina' nach ihr. So vergingen ein paar Monate. Zu Ende Februar wurde das Kind von einem bösen Keuch husten ergriffen. Nun hatte die Frau Tag und Nacht keine Ruhe mehr und sie rieb sich firmlich auf in der Pflege des BübleinS. Einmal spät in der Mitternacht als der Husten dem Kilcke besorckers stark zusetzte, trug

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Seite 13 von 24
Datum: 30.01.1910
Umfang: 24
Jahrg. XVIII. „Tirol er Volks böte.' Seite-13. entzückte durch sein munteres Wesen die jungen Eltern. Regina war ganz vernarrt in das Kind, ja sie betete es sorm- lich an. Wochen- und monatelang kam jcht nie mehr eine Klage über ihre Lippen. Sie hatte ja ein großes, unsagbares Glück an ihrem' Kind. Und plötzlich war alles zu Ende. Zu Ostern fiel das Kind in eine tückische Kraultici:, von der es ungeahnt jchnell dahingerafft wurde. Es ist nicht v.l beschreiben, wie nieder schlagend der Tod

des Kindes auf die a:'me Frau wirkte. Sie aß nichts mehr, sie sprach nichts nud weinte nur immer still in sich hinein. Dem Konrad und Hanser wollte es trotz aller Be mühung.n nicht gelingen, sie nur einigermaßen zu trösten. Aber das Schlimmste kam hinterher. Eines Tages ging Regina ins Dorf, wo sie der Schellin, dem Weib vom Heller Jörg, be gegnete. Diese Frau war eine alte Hexe, die nebst ihrer Bos heit anch allerhand abergläubische Sekten im Kopfe trug. Regina ließ sich von der Schellin böse Dinge

.... Wenn mit dem Sündengeld nicht Ordnung wird, sterben uns alle Kinder.' Lange Zeit sprach der Mann kein Wort und ließ die Frau toben. Als sich dieselbe endlich etwas beruhigt hatte, wandte er sich mit Ernst an sie und sagte mit scharfer Be tonung: „Es ist kein Sündengeld, Regina, sondern rein wie der Tag! . . . Aber du vertraust mir nicht und glaubst anderen Leuten, namentlich deinen Feinden mehr als deinem Manne . . Dein Mmtrauen bringt uns noch ins Unglück — in ein fürchter liches Unglück — ganz gewiß! Ich seh's

voraus . . . Aber ich lag' jetzt nichts mehr, Regina.' Am selben Tage ging der Stuibenbaner ans Gericht, um die Schellin zu verklagen. Dieselbe bekam drei Tage Arrest. )n das Verhältnis der jungen Ehelente auf dem Stnibenhof Me sich aber ein Mißklang eingeschlichen, der n cht mehr zu Mannen war. V. - AnkangS Juni erschien in Hollenstein ein merkwürdig r Gast, war ein alter Mann in feiner städtischer Kleidung mi' langeni schneeweißen Bart, vollständig überrunzettem Gesicht, scheu und mißtrauisch

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Seite 4 von 20
Datum: 07.11.1909
Umfang: 20
mit einander. Ihr Weg führte sie auf die linke Talseite. Eine Zeitlang schritten sie schweigend über die sestgesrorene, knirschende Schneebahn. Dann blieb der Knecht stehen und sagte unvermittelt: „Gelt, Konrad, zum Wintersenner gehst wegen der Regina Aber ich, wenn ich du wär', tät's doch nicht.' „Was fällt dir ein?' erwiderte der Bursch heftig, während ihm ein jähes Rot über die Wangen schoß; „wegen der Regina geh' ich nicht mehr vor die Tür.... Sie ist doch schon mit dem Reinprechter-Philipp soviel

! Wenn sie den Reinprechter nimmt, fällt's ihr gewiß nicht allzu schwer. — Die Mädchen sind unbeständig — alle!' „Konrad, da tust der Regina bös unrecht. Sie mag den Philipp nicht — er ist ihr zuwider bis ins Herz hinein;... solltest g'rad' sehen, wie sie blaß ausschaut und verweint her umgeht .... Kannst mir's glauben, im Herzen gern hat sie nur d i ch und all ihre Gedanken sind bei dir. — Aber der Zwang, der bittere Zwang! ... Um Lichtmessen sind die aufgekündigten viertausend Gulden fällig. Wenn sie das Kapital

, wie es will! Jetzt weißt es.' „Konrad, ich merk', die Geschichte mit der Regina geht dir schwer zu Herzen .... Aber warum gehst denn nicht herunter zu uns und läßt dich bei der Regina nicht mehr blicken? Mit dem Wegbleiben verspielst allemal... Heute kommst mit — geh'!' „Auf den Stuibeuhof komm' ich nimmer. Lieber geh' ich zum Wintersenner und bleib' bei ihm, daß niemand mehr etwas sieht von mir.' Mit diesen Worten stürmte er in einen Seitenweg hinein. „Mir erbarmt der arme Kerl; wenn ihm nur nichts passiert

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Seite 7 von 24
Datum: 19.12.1909
Umfang: 24
wmde mauerweiß. Er ließ das Papier auf den Tisch fallen und schaute den Alten halb ungläubig, halb entsetzt an. Dieser haschte aber schnell nach dem Zettel, rollte ihn zusammen und verbrannte ihn an dem Lämpchen. Stockstill und wie betäubt saß der Jüngling da, während der Greis angstvoll keuchte. Endlich brach letzterer das Schweigen. „Willst du jetzt das Geld nehmen?' fragte er düster. „Ja', entgegnete der Bursche tonlos und nach kurzem Zögern. „Wirst du die Regina heiraten?' Wiederum ein kurzes

mit dir!' „Willst du nicht die Regina sehen?' fragte der Jüngling. „Nein, nein — es ist nicht möglich, es geht nicht, es könnt' gefährlich werden — vielleicht später... Gott sei Lob und Dank, daß ich endlich Ruhe sind'!' Er packte das Geld zusammen, schlug es in ein Leder und steckte es dem Burschen vorsichtig in die Rocktasche; dann schüttelte er ihm stürmisch die Hand und sagte: „Jetzt geh', mein Junge, und denk' deines Schwures. Leb' wohl und vielleicht, vielleicht auf Wiedersehen.' Mit diesen Worten schob

Rauchwölkchen aus seiner Pfeife blies, „woher sie das Geld hat, weiß kein Mensch; aber auf das kommt's nicht an. Die Hauptsach' ist, daß mau's 'kriegt hat und daß die Dränger quitt ausgezahlt sind und daß die Regina den Lippl Lappl, heißt das, den Reinprechter, los ist.' „So? Los ist?' brauste der andere auf. „Und wen soll sie denn sonst heiraten? Mit den viertausend Gulden ist der Hof noch lange nicht ausgezahlt. Wenn sie nicht einen reichen Mann nimmt, bleibt sie alleweg erschossen.' „Hihihi

; ich mein', wo die viertausend Gulden gewachsen sind, da ist ein guter Boden — wächst schon noch mehr.' „Hauser, ich kenn' mich aus, du weißt die Geldquelle.' „Keinen Tau, keine Spur! Ich weiß nur, daß die Regina den Reinprechter Philipp nicht mag.' „Und wen mag sie denn nachher? Etwa den jungen Pleinfelder Lassen — weiß schon, daß du dahinter steckst.' „Der Konrad ist kein Laff, sondern ein fleißiger und ge scheiter Bursche — braucht sich niemand mit ihm zu schämen.' „Gib dir keine Mühe. Ich Hab' schon einen Riegel

... Er müßt' sich doch im Grab' umkehren, der Hias, wenn jetzt der Feindesbub als Bauer auf seinen Hof käm' . . . Hab' der Regina heute die ganze Geschichte haar klein vorgelegt und da sie jetzt alles weiß, mag sie von dem Pleinfelder Lassen nichts mehr hören ... Sie gibt ihn her wärts auf.' (Fortsetzung folgt.) Nachrichten aus Äadt und Land. Nun ist der Winter wahrhaft und wirklich' im Land. Unsere liebe Frau hat ihren weißen Gilgenmantel über das Land gebreitet. Bis Trient hinein hat der Schneefall

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