Jahrg. XIV. »Tiroler Volksboke.' Seile 3. ihn dir, dm Loisl, und sein Lebtag soll er dein gehören, aber g'rad' sehen mußt ihn lassen ... er wird schon gut und fromm bleiben — ganz gewiß!' „Gelt, Loisl,' wandte sie sich an den Knaben, „du tust alleweil die Himmelmutter gern haben und unschuldig und brav sein, auch wenn du einmal groß bist?' „O ja, wohl brav,' versicherte der Knabe, „dann flieg' ich hinauf zum Schutzengel in den Himmel und die Himmelmutter hat mich gem.' Die Rosl fingerte
des Augenlichtes ent schädigen. „Loisl, lieber Loisl,' sagte sie, „es wird wohl so uuserm Herrn der Will' sein.... tust nicht weinen, gelt, Loisl?... Wenn dir unser Herr die Welt nicht anschauen laßt, so wird er dir im Himmel droben deine Aeuglem doppelt weit aufmachen, daß d' viel mehr siehst und viel Schöneres als die andern Leut'... da wirst schauen, Loisl — o im Himmel wird's schön sein, Loisl!.. Da ist alle Schönigkeit der Welt nichts dagegen!' Weiter drinnen im Tal nahm die Frau den Knaben
!' „Wenn mich unser Herr fortnimmt in den Himmel hinauf zum Vater ...' „O Muetterle, dann geh' ich mh' fiel der Knabe ein; „gelt, Muetterle, du trägst mich schon mit?' „Ja, Loisl,' schluchzte die Frau, „unser Herr wird's schon machen, wie's recht ist.' Sie kamen hinauf zu dem Plätzchen, wo man das letzte Mal die Kirche von Trens sieht. — Die Mutter stellte den Korb nieder und sagte: . „Loisl, bet' noch einmal hinunter zu Unser' Frau — da sieht man das letzte Mal ihr Haus.' ' „O Muetterle, ich bin soviel durstig
: „Bist dn's, Muetterle? — Bist wohl da? - O — o — o — o! Was ist denn jetzt gewesen? . . . Was ist denn das? — Etwas Großes, etwas Liebes, etwas Gutes steht da auf mir ... Heb' mich,, heb' mich, ich fall' hinunter!' Sprachlos vor Schrecken drückte die Mutter den Knaben an sich. Sie wußte nicht, was dem Kinde passiert war, und suchte es mit liebkosenden Worten zu beruhigen. Der Knabe jedoch schrie wieder: „O Muetterle, wo sind wir denn? — Sind wir im Himmel? ... Das da, das Große, das Liebe, das Warme
. Da schrie das Weib in wahnsinniger Freude auf: „O mein lieber Loisl — du siehst — du siehst! — Du bist nicht mehr blind!... Unsere Liebe Frau hat geholfen!' „Wo ist denn Unsere Liebe Frau?' forschte das Kind. „D i e ist im Himmel droben, d i e kann man nicht sehen,' erklärte die Mutter, „da drunten aber ist ihr Haus, die Kirche von Trens — schau' das Weiße da, wo ich hinzeig'.' „Das Kleine, das Weiche? — Darf ich's angreifen?' fragte der Knabe, indem er unbeholfen mit dem Blicke dem Arm > ^er Mutter