Opfer des verhetzten „Volkswillens" ist die christlichsoziale Partei in Tirol. Sie zählt unter ihren Mitgliedern gewiß ausgezeichnete Männer reich an Er fahrung und Verdiensten, voll Einsicht und kluger Ueber- legung, deren Wahlspruch stets lautet: „Erst wiegen, dann wagen!", Männer voll Unerschrockenheit, voll Tatkraft und Prinzipientreue, die nicht willen- und widerstandslos jede Ansicht billigen, wenn sie ihrer Ueberzeugung, ihren Grundsätzen irgend widerspricht und die sich nicht scheuen
, auch einem Schraffl gegenüber ihren Standpunkt offen zu vertreten. Solche Leute müffen natürlich vor allem als „Volkeverräter" und „politische Einspänner" zum Schweigen gebracht werden und sei es der Obmann der Partei selbst. Nur einer darf seinen Willen behaupten — Schraffl, der Bauernführer. Gerade der viel zitierte und gepriesene Sterzinger „Parteitag" mit seinem rohen Terrorismus hat jene hochtrabende Resolution, daß man nur eine Partei für alle Stände, die christlichsoziale, billigen könne, untrüglichst
als das erkennen lassen, was sie in Wirklichkeit war — als hohle, eitle Phrase und jeden Zweifel darüber beseitigt, daß es in Tirol nur mehr eine Partei geben dürfe, die ebenso von jener verschieden wie einseitig ist — den Bauernbund, von dessen Herrn Schraffls Sanktion das ganze politische Leben und Weben in unserem Lande völlig abhängen soll, jenen Bauernbund, von dem es früher stets geheißen, daß er nur als ein unpolitischer Standesverein geplant sei, der das wirtschaft liche Wohl des Bauernstandes im Auge
habe. Taten, wenn auch nicht ein offenes ehrliches Eingeständnis, haben es deutlich genug gezeigt, wohinaus man will: Fort oder unter mit der christlichsozialen Partei, die auch noch andere Interessen vertritt und deren alleiniger Leiter Schraffl nicht ist; fort überhaupt mit allem, was nicht in jedem Punkte blindgehorfam mit diesem geht und wer diese Stimme noch nicht deutlich genug vernommen hat, halte einmal Rundschau über das politische Treiben in Tirol. Wird in einem Bezirke von konservativen
seiner Bauecnbundobmannsgewalt setzt er den Bauern den mit gebrachten Professor als Vertreter, den sie zu wählen haben. Doch was verschwenden wir viele Worte, das Eine sagt mehr als genug: Die Christlichsozialen in Tirol haben nicht einmal mehr eine eigene Zeitung, „Brixner Chronik". „Tiroler". „Tiroler Post", „Bötl" find ja Schraffl und Bauernbundblätter geworden, in deren Spalten die Mahnungen, Warnungen ruhiger Parteigenossen kein Plätzchen finden dürfen. Damit find wir beim zweiten Opfer angelangt, das die Schraffl