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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 19.02.1907
Umfang: 4
die Frage, wie er fich dazu verhalte. Dieser verlas das Programm der konservativen Partei und wies daraus hin, daß fich beide Programme in allen wesentlichen Punkten decken und auch bei der seinerzeitigen Friedensaktion nicht die Programmpunkte es gewesen sei, welche dieselbe ergebnislos machte. Weitere Anfragen bezogen sich aus die Anerkennung oder Nichtanerkennung der bischöflichen Autorität in rein weltlichen und in gemischt kirchlich-weltlichen Fragen, aus die Haltung gegenüber den Getreide-, Eisen

zu einer befriedigenden Ueber- einstimmung gelangt. Dem von mehreren Bauernräten ausgedrückten Wunsche. Tollinger möchte sich als christlich-sozial er klären und als Christlich-Sozialer wählen lassen, konnte derselbe allerdings nicht entsprechen. Er kann und werde ein- treten für die Durchführung des christlichsozialen Programms, das mit dem seiner Partei nicht im Widerspruch sei — abgesehen von dem Passus über die Autonomiebestreb ungen einzelner Landesteile, die nicht den Re^chsrat, son dern den Landtag angehen

, den in dieser Frage die derzeitigen Führer der christlichsozialen Partei in Wien einnehmen, läßt sich aus der Haltung erkennen, die sie in einer ähn lichen Frage, welche eine Wahl in Böhmen betraf, soeben bekundet haben. Graf Ferdinand Trautmannsdorf ist einer der begabtesten, rührigster; und sympathischesten unter den jungen katholischen Aristokraten. Er hatte bisher ein Mandat aus der Großgrund- befitzerkucie inne. Vielleicht erinnert man sich noch der schneidigen Rede, die er bei der Wahlreformdebatte hielt

und die berechtigtes Aussehen erregte. Graf Trautmanns- dorf hatte nun schon zu der Zeit, da das Abgeordneten haus noch beisammen war, der christlichsozialen Partei zur Kenntnis gebracht, daß er fich im deutschböhmischen Landgemeindenbezirke Plan-Tachau, der bisher liberal ver treten war, als Agrarier um ein Mandat bewerben wolle und hatte die Christlichsozialen um die Unterstützung seiner Kandidatur ersucht. Gegen die Person des Grafen konnte weder vom katholischen Standpunkte (er ist Präsi dent der St. Michaels

-Bruderschaft und Vizepräsident der vom letzten Katholikentage ins Leben gerufenen Katholiken organisation) noch vom nationalen Gesichtspunkte (er ist ein überzeugter Deutscher) eine Einwendung erhoben wer den. Für seine Kandidatur sprachen gewisse Imponde rabilien, die auch der christlichsozialen Partei recht sehr zu Güte hätten kommen können: Der Einfluß in katho« lischer Beziehung, den der Gras auf die Partei der deutschen Agrarier ausgeübt hätte, der Anschluß, der durch ihn an den katholischen Hochadel

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Tiroler Stimmen
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Seite 2 von 4
Datum: 22.06.1891
Umfang: 4
daß die Autonomie und Gleichberechtigung nicht erwei tert, daß von der deutschen Nation keine Selbstverleug> nung erwartet werden und daß alle materiellen Errungen schaften der liberalen Partei bewahrt bleiben müssen. Nun, meine Herren, ich kann diesen Inhalt Ihres Adreß- entwurfes nur alsJhr bisherigesKampfprogramm auffassen, jedoch in negativer Fassung stylifirt. (Zustimmung rechts.) Ich kann mir eine wirkliche Mäßigung der Parteien doch nicht so vorstellen, daß blos Konzessionen

von einer Partei verlangt werden, indes die andere Partei für sich das nvli me tangere bezüglich ihrer Forderungen und Anfichten in Anspruch nimmt. (Beifall rechts.) Ich kann aus diesem Grunde nicht anders, als an der Mäßigung jener Partei einen gewissen Zweifel zu hegen. Ich will dabei durch aus nicht einen Zweifel an dm guten Absichten und dem patriotischen Gefühle jener ansehnlichen, hochacht baren Partei zum Ausdrucke bringen, ich möchte aber wünschen, daß fich die Regierung einmal, und womöglich bald

, darüber klar werde, ob sich die in Aussicht genom mene Unterstützung seitens der Linken — nach den heutigen Ausführungen Sr. Exzellenz des Herrn Mi nisterpräsidenten scheint nunmehr jene Unterstützung nicht mehr blos in Aussicht genommen, sondern feststehend zu sein — auch in der erwünschten Weise dauernd und bequem erweisen werde. Ich möchte mir noch erlauben, auf eine Stelle eines Artikels des Hauptorganes Ihrer Partei vom vorigen Sonntag hinzuweisen. Ich liebe es nicht, einer ernsten Partei

Jahrhun derten Herrscher schenkt aus einem Hause, mit besten Sein Oesterreich steht und fällt. (Lebhafter Beifall rechts ) In der Dynastie und in dem dynastischen Ge fühle der Völker — darin liegt und wird auch hoffent lich in der Zukunft der wahre Kitt für den Bestand unseres Reiches liegen. (Lebhafter Beifall rechts.) Wenn nun die Regierung solchen Aeußerungen gegenüber noch immer fich der Hoffnung hingibt, daß sie bei jener Partei den erwünschten Halt und die erwünschte dauernde Stütze finden

werde, dann mache sie vielleicht das Ex periment; es wird dadurch Klarheit in die Situation gebracht und die Regierung selbst um eine Erfahrung bereichert werden. (Lebhafter Beifall rechts.) Es bleibt noch die dritte der großen Parteien dieses Hauses übrig, welche es bisher zu vermeiden wußte und Dank ihrer Sonderstellung auch vermeiden konnte, sich in dieser oder jener Hinsicht bindend zu äußern. Gestern wurde von autoritativer Seite aus der Mitte jener Partei mit Nachdruck der Satz gesprochen

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 03.08.1905
Umfang: 4
- Vierteljahr.: ohne Zustellung L 4.—. mit Post. . . L 6.— halbjährig: ohne Zustellung K 8„— mit Post. . L10.— ganzjährig: ohne Zustellung K16.— mit Post . . . K 2a— Einzelne Nummer« 10 Heller- Reklamationen sind portofrei. Ar. 176. Jahrgang XL¥. Christlich-sozial und „Ilmtal". (Schluß.) Doch wie gesagt, es ist auch in religiöser Beziehung recht v'eles besser geworden im Vergleich zur liberalen Aera, man muß es dankbar anerkennen. Die christlich- soziale Partei hat im Wiener Gemeinderat und im nie

derösterreichischen Landtag manches getan sür die Katho liken, sreilich war man den Protestanten gegen über verhältnismäßig freigebiger. (Und in Tirol ist man so streng gegen einen Protestanten!) Die Partei wurde aber auch von den Katholiken — und da find immer die aktiven und praktischen Katholiken gemeint — aufs kräftigste unterstützt und ist erst durch fie zu ihrer heutigen Größe und Bedeutung gelangt. Sie find für die Partei auch da eingetreten, wo es ihnen nicht leicht gemacht wurde, und zwar deshalb

, weil sie von dieser Partei eine Wiedergesundung der politischen, sozialen wie auch religiösen Verhältnisse in Wien, Nieder österreich und schließlich im ganzen Vaterlande erwarteten. Man hoffte, fie werde sich immer mehr konsolidieren, von den unsicheren und ewig randalierenden Elementen befreien, den eigentlichen Radauantisemitismus ablegen und sich unter Betonung eines ganz erlaubten und er wünschten wirtschaftlichen Antisemitismus auf katholischer Grundlage einigen, ausbreiten und arbeiten zum Wohle des christlichen

Volkes. Was bisher getan wurde, ließ die Hoffnung auf eine große christlichsoziale Reichspartei auf dieser Grundlage, verbunden mit den Konservativen, immer noch fortleben. Diese wäre berufen, die Geschicke Oesterreichs — ähnlich wie das Zentrum die Deutsch lands — maßgebend zu beeinflussen und das arme Vaterland aus dem chaotischen Sumpfe zu reiten. Bon einer solchen Partei, der sich, wenn auch in loserem Ver bände, die ehrlichen christlichen Elemente der nichtdeutschen Nationalitäten Oesterreichs

werde, daß immer mehr eine Schwenkung von rechts nach links ein trete. Anzeichen dafür find genug vorhanden und die Nur.Antisemiten mit Vergani und seinem Blatte an der Spitze,^ sowie jene Elemente, welche noch immer mit der „Deutschen Volkspartei" liebäugeln und bei den Christ- üchsozialen nur ihr Privatsüpplein kochen, wachen vor sichtig und setzen alle Hebel in Bewegung, daß die Partei nicht „verklerikalisiert" werde. Selbst der Name „christ- lichsozial" ist ihnen noch zu „klerikal" und wo es nur angeht

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 24.03.1914
Umfang: 6
, «fr bei einer Mit. Partei der polfti-, Me Slaüdpunkt mit d>eM konfessionellen vereinbar sei, ist durch die beiden Broschüren über das Zentrum — Roeren: „Zentrum und Kölner-Richtung" und Bachem ,,D-as Zentrum wie es war, ist und bleibt" —. wieder in den Vordergrund gerückt worden. Dies iist nur zu ibiegrWen, denn diese wichtige prinzipielle Fpagei Müß ihre Antwort Anden. Bachem kommt zum Schluß, das Zentrum sei eine politische Partei, die Konfessionalität müsse ihm! Arne liegen; und durch seine Ausführungen zieht

sich! wie ein roter Faden der unausgesprochene Gedanke, daß die Konsessionalität mit der politischen Eigenschaft einer Partei unvereinbar sei. Roeren steht aus dem' Wandpunkt, ddß der politische Charakter einer Partei Mit ßtzremr konfessionellen Charakter wohl vereinbar sei, und daß diese beiden Eigenschaften sich nicht gegen?» fettig Msschlössen. Wer hat recht? ' Im solgiMden möchten wir ,als objektiver Ans-, länder diese FmAe erörtern und beantworten, und so wenigstens ein Nein wenig Zur Klärung beitragen

. Nicht erörtert soll werden, welche Beweiskraft die in dm bleiben Broschüren je ausgesührten Gründe und! Tatsachen WM. Zunächst ist wohl der Begriff festzustell-en, Ms! unter einer politischen Partei verstanden werden muß, und welches die essentiellen -Eigenschaften einer polWi schon Partei sind. Der Begriff „Partei" ist, wie der Name sagt, ein' Teil und zwar ein Teil des Volkes, der gemeinsame Ziele und igSMeinsame Grnndanschauungen hat. Seinen prägnantesten Ausdruck findet dieser Bolksteil ^ bei Wahlen

für eineu Vertretnngskörper, obwohl es irre führend wäre, alle für eine Partei abgegebenen StimI-, Men für die von der Partei vertretenen Grundanschau--, nngm zu zählen. Beim Zuftartdekommen eines Wahil-j resultats spielen nämlich! eine Menge von.Einflüssen eins gewaltige Rolle, die mit Ueberzengungen oft wenig oder nichts Hn tun haben: persönliche Symh paHien und Antipathien, lokale Interessen, falsche In-; formalionen, Unkenntnis der Lage, Terrorismus und jAgitation bis herab' zum blinden Zufall

. Trotzdem! wird Man aber gemeinsame Grundanschauung und ge- MeinsaMes Ziel als' notwendige Eigenschaft einer Par-, tei -gelten lassen müssen, weil darin der Grund und der Zweck dieses' Gebildes' gelegen ist. Die 'Eigenschaft einer Partei, nur einen Teil des Volkes auszu-machen, verliert die Partei auch nicht durch einen bei Wahlen davongetragenen^ Sieg. Ja, ioft ist die siegende Partei nicht einmal gleichbedeutend' mit der Mehrheit der Bevölkerung! eines Wahlkreises'; die Summe aller für andere Parteien

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Seite 1 von 4
Datum: 13.03.1907
Umfang: 4
r alle» Vierteljahr. halbjährig: ganzjährig: 1.» 1.7* 4 .- b.— ohne Zustellung K mit Post. . . K ohne Zustellung K mit Post . . . K ohne Zustellung K 8.— mit Post. . . L1O.— ohne Zustellung L 18.— mit Post. . . K 80.— Eiazelue Nummern 10 Heller. Reklamationen sind portofrei. Nr. 60 . Jahrgang XLV 1 I Cuphrasia [ ■XÄ “ 1 ] Mittwoch, 13. März 1907 Die Bedeutung des christlichsozialen Partei tages in Sterzing. Der Sterzinger Parteitag hat der Hoffnung auf friedliche Wahlen ein jähes und wildes Ende bereitet

. Der Parteitag war die feierlichste Kriegserklärung an die konservative Partei. Man kann mit vollem Rechte sagen, daß dieser Parteitag, feine Borgefchichte und seine Begleiterscheinungen das b deuten-ste Ereignis der heurigen Wahlkampagne bleiben dürfte. Denn der Sterzinger Parteitag drückt den kommenden Wahlen seinen Stempel aus. Damit ist aber die Bedeutung der Sterzinger Ver anstaltung noch lange nicht erschöpft. Der Parteitag bildet vielmehr einen höchst bedeutsamen Wendepunkt im gesamten tirolischen

Parteileben. Die christlich-soziale Partei hatte lange als jugendlich aufstrebende und aus allen Linien siegreiche Partei lebhafte Sympathien auch außerhalb des Kreises ihrer unmittelbaren Anhänger ge nossen. Die christtichsoziale Partei in Tirol galt ob mit Recht oder mit Unrecht sei heute ganz außer Betracht gelaffen — vielen als eine gut geführte und ähnlich der Wienerpartei hauptsächlich auf die Laienintelligenz spekulierende Partei. Der Sterzinger Parteitag hat diesen Sympathien und guten Meinungen

ein gleich wildes Ende bereitet, wie den Friedenshoffnungen. Denn der Parteitag war, man ent schuldige den harten aber wahren Ausdruck, eine ver hetzte Bauernversammlung, von bedächtiger und vornehmer Behandlung der vorliegenden Fragen und der politischen Gegner keine Spur. Die Tätigkeit der Führer aber be stand darin, den Radikalismus der Menge noch zu über bieten. Deshalb hat auch das moralische Ansehen und das politische Prestige der christlichsozialen Partei in Sterzing unheilbaren Schad.n gelitten

. Der Sterzinger Parteitag bedeutet eine vollständige Jgeijdjiebung im tirolischen Pizrteilebm. .Den» die ch"-stl'ch- soziale Partei von ehemals existiert in Tirol eigentlich nicht mehr. Die christlichsoziale Partei in Tirol hatte bisher ihre Hauptverbände in den politischen Vereinen der Städte und in den Vertrauensmännern auf dem Lande. Diese politischen Organisationen funktionieren nicht mehr, oder sie sind bei den entscheidenden Fragen politisch macht los. Der schnell zum Riesen erstarkte Bauernbund

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Tiroler Stimmen
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Seite 2 von 8
Datum: 13.05.1911
Umfang: 8
liken sind, wird der Episkopat in religiösen Fragen auf die Partei einen Einfluß üben können. Wenn aber heute, was ja ganz dem Charakter der nicht konfessionellen Partei entspräche, zwanzig bis dreißig Protestanten einträten, so würden sie im Verein mit den bereits vorhandenen religiös indifferenten oder gar antiklerikalen Mitgliedern die katholischen Mitglieder m a j o r i s i e r e n und mit dem Einflüsse der Bischöfe in religiösen Fragen wäre e s v o r b e i. Die Partei könnte dann ebensogut

zum Beispiel den Duellunfug sanktionieren oder die Auf lösbarkeit der katholischen Ehe beschließen, ohne daß die Bischöfe dagegen etwas tun könnten. Eine weitere Unklarheit mit einem wahren Ratten könig von Widersprüchen liegt darin, daß in Wirk lichkeit eine reinliche Scheidung der Begriffe: „Poli tisch ist die Partei frei, religiös den Bischöfen unter worfen," kaum möglich ist. Wie schwer, ja in den meisten Fällen unmöglich läßt sich da eine Grenze ziehen, die beide GMete reinlich scheidet. Gerade

die wichtigsten Fragen der Politik greifen heute tief ins religiöse Gebiet hinein, so daß eine Partei, die sich in religiösen Fragen der kirchlichen Autorität unterwirft, damit auch politisch sehr stark gebunden ist, und zwar gerade auf jenen Gebieten, auf welchen ihr dre Abhängigkeit von der Kirchenregierung am me rsten übel genommen und am bitter- si e n v o r g e w o r f e n wird. Den Feinden der Kirche würde zum Beispiel sehr wenig daran liegen, wenn die Bischöfe — setzen wir den unmöglichen Fall

— in Eisenbahnfragen ihre Autorität geltend machen würden; aber es liegt ihnen sehr viel daran, wenn diese Autorität in Schul-, Ehe-, Vereins-, Preß- fragen usw. geltend gemacht wird. In diesen Fragen, die nur zum Teil vom politischen, in erster Linie vom religiösen Standpunkt zu beurteilen sind, muß sich also nach dem Ausspruche des Delegierten Hauser die Partei den bischöflichen Weisungen unterwerfen. Damit ist es aber für die Feinde der Kirche bomben fest ausgemacht, daß die Partei eine klerikale

ist. Was ist also mit der ganzen Konfessionsloserklärung gewonnen? Gar nichts, als Verwirrung und Uneinigkeit int eigenen Saget:. Die beste Probe auf die Richtigkeit gewisser Theo rien ist die, daß man die Theorie wenigstens im Geiste bis zu den letzten und äußersten Konsequenzen, die sich in der Praxis nicht immer gleich! einstellen, durchführt. In unserem Falle wirkt diese Methode geradezu Wunder. Nur deshalb können in bezug auf den religiösen Charakter der christlichsozialen Partei foviele Unklarheiten und Zweideutigkeiten

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Seite 1 von 6
Datum: 08.05.1911
Umfang: 6
Zusteymrg K mir Zustellung K c hae Zustellung X mit ZufLchuus L MN Post . . . K ohne Zustellung K mit Zustellung L mit Pch . .. X ohne Zustellung X mit Zustellung X mit Post . . , k (Mm 1 .— vm 3 ,— 3 m 4M 6 ,— 7 W 9 .— 12 .— 14*43 iS.— Einzelne NumMern jU) Heiter. Reklamationen sind psrtsfrsi. ontag, 8. War 1911. Die bischöfliche Partei. ii. Die „Neuen Tiroler Stimmen" haben in ihrer Jubelnummer geschrieen: „Die „Stimmen" sahen im modernen öffentlichen Leben zu einem guten Teile einen Kampf

, mit der kirchlichen Obrigkeit Wer die Grenzen ihrer Kompetenz zu rechten und ängstlich zwischen Wunsch und Befehl zu unterscheiden."' Die katholisch-konservative Partei schämt sich eben nicht, eine klerikale Partei zu sein und sie hat darum in ihrer ganzen Vergangenheit nicht bloß programm gemäß die Anordnungen der Bischöfe, sondern auch über das Programm hinaus sogar die Wünsche derselben hochgehalten. Dabei muß die Partei allerdings beachten, daß sie es im gegenwärti gen Kampfe mit einem rücksichtslosen Gegner

abgelehnt. Dies hindert aber nicht, daß die Bischöfe, wenn es gerade bequem wäre, für den Staat politische Geschäfte besorgen sollten. Die katholisch-konservative Partei muß darum unter genauestem Festhalten an ihrem Pro gramm nach Inhalt und Sinn, dafür sorgen, daß es ihr im Kampfe mit einem rücksichtslosen Gegner nicht lo ergehe, wie den Juden in der Makkabäerzeit, EM „aus übergroßer Gewissenhaftigkeit am Sabbat nicht kämpfen wollten, dafür aber von ihren weniger gewissenhaften Gegnern zusammengehauen

wurden. Die Christlichsozialen haben sich auf der Kon ferenz um die Ansichten und Wünsche der Landes- bychose nicht besonders gekümmert, aber sie Wersen sich jetzt zum Wächter dafür auf, ob wohl die Konser- vatwen genügend bischöflich sind. Sie messen also sich selber und uns nach sehr verschiedenem Maststab. Ganz die gleiche Bewandtnis hat es mit dem Klerikalismus, welchen die Partei mit solcher Entschiedenheit ablehnt. Tre Partei will nicht klerikal sein, hat aber trotzdem XI \ ^ re gißten Erfolge

Partei von ihren Gegnern m empfindlichsten geschädigt wird durch die Anwen- S 1 ” 8 , katholisch-konservativ er Grundsätze £Lr r f l ^° ätale Zwecke. Die Christlichsozialen fnA 1 e \ n l ^ re Suppen am konservativen Feuer zu Weh r' wan schon grundsätzlich als Partei noch bischöflich sein will, warum hat KbfiJ ?t ^ Pr??"mmatische Grund satz- er«f S ? wirst man dem Gegner vor, daß r ü b wenig brschosi^ fei, nachdem man selber sich und * Partei gar nicht bischöflich zu sein, das, geistliche Ansehen

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 01.02.1908
Umfang: 4
bezw. Post K 3.— h«lbjähkig: ohne Zustellung K 4M mit Zustellung bezw. Post K ö.— K««zjähvig: ohne Zustellmrg K S.M mit Zustellung bezw. Post.L 18,— Ei«Ze!rre fflnmmttn IO Helle«. NeklaMatiouen find porwfrei. Ar. 2 v Jahrgang XIVUI. Me lach. Ciuadlagt. Obwohl man sich auf christlichsozialer Seite bereits darüber lustig gemacht hat, daß die konservative Partei „bloß aus e in polnisches Krlkerium: Katholisch oder nicht katholisch eingk schworen fei" und daß .das um und auf ihrer Parteipoiitik

katholisch, katholischer, am katho lischesten sei". (Siehe „Von den Ehristlichsozialen in Oesterreich," Kölnische Volkszeitung), find wir es dem katholischen Charakter des Landes und unserer Grund- fatztreue schuldig, anläßlich der Landtags-Wahlbewegung neuerdings aus jene wichtigen programmatischen Unter schiede hinzuweisen, weiche die katholisch-konservative Landes- Partei von der christlichsozialen Reichspartei trennen. Es ist unsere Pflicht, auf gewifie Verwandlungen und Verwechslungen hinzuweisea

, welche in dieser Beziehung anläßlich der Landtagswahlen manchem christlichsozialen Politiker, vicllncht ganz unhewußt, mitunterlausen. Es ist bekannt, daß die christlichsoziale Reichspartei eine katholische Partei weder ist, noch auch sein will. Die führenden Organe der Partei haben diese Tatsache einmütig zugegeveu und haben darin konsequent einen großen Vorzug der Reichspartei gesehen. Das Pro- gra. m, womit die neukonstituierte Reichspartei in den Wahlkampf um die Reichsratsmandate eintrat, weiß

nichts von einer „katholischer Grundlage.* Als rm Parlamente die Kultmkampfdebatte abgeführt wurde und die Reichs- Partei durch d-esen Anlaß förmlich g zwungen war. vor Freund und Feind mit ihren kirchsnpolitischen und kon fessionellen Grundsätzen herauszurücken, schickte di? Reichs pariei als ihren Hauptredner einen katholischen Priester aus Vorarlberg, also einen Vertreter des rechten Flügels der Reichspartei ins Treffen. Abgeordneter Dr. D r e x e l begann seine Rede laut stenogr. Protokoll mit folgenden Worten

: „Vor allem, meine Herren, muß ich einen Irrtum be sprechen und teilweise wohl auch zuruckweisen, der in der letzten Zeit in der Debatte öfters zum Ausdrnck gekommen ist. Wir Christiichso liefen sind eine politiiche Partei (Zusiimmnag) und wir wollen auch, daß alle anderen Parteien uns als eine solche anerkennen. Wir sind damit keine konfesiionelle Partei. (Sehr richtig!) Wir haben ein politisches Programm und es ist ein Unrecht, wenn man uns bald als eine klerikale und bald als eine konfessionelle Partei hinzustelleu

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Tiroler Stimmen
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Seite 4 von 8
Datum: 27.11.1909
Umfang: 8
diese haben j sich untereinander in verschiedenen Parteigruppen und ! Klubs zusammengefunden. Aber, was sind die I Bindemittel, die die meisten dieser Parteien vereint j halten? Großenteils Schlagworte und hauptsäch- j lich wieder nationale Schlagworte. Gerade die ! einflußreichsten, bedeutendsten Gruppen haben sich viel- ; fach nach solchen Gesichtspunkten gebildet. Da gibt es ! eine deutsche Fortschrittspartei, deutsche Volkspartei, jungtschechische Partei, tschechische Nationalpartei einen Klub der Südslowenen usw

, das nationale abschließende Band zu durchreißen, — die gähnende Kluft zwischen den Nationalitäten zu schließen und bleibende Brücken zu schlagen auch zum nationalen Gegner. Das haben wir gerade in den letzten Jahren oft erlebt. Nicht einmal die Sozialdemokraten, deren Verband doch eigentlich auf der Negation des Natio nalismus beruht, haben sich von den Wirkungen dieses Schlagers ganz emanzipieren können, selbst sie mußten den nationalen Differenzen innerhalb ihrer Partei gehörig Rechnung tragen

. Um die Uebermacht des einseitigen Nationalismus zu brechen, der Oesterreich aufzulösen droht, bedarf es also der universellen Gewalt des katholischen Glaubens, der katholischen Lehre. Darum ist, was wir missen und was wir brauchen, unbedingt brauchen, daß endlich wiederein mal die katholischen Grundsätze in unse rem Volks hause zu Geltung und Einfluß ge langen und daher wünschen und wollen wir, daß endlich wieder eine Partei in unserem Abgeordneten hause diese Grundsätze offen und feierlich auf ihre Fahne

schreibe. Damit dies eintreffe und Wirklich keit werde, braucht es vor allem eine Partei mit katholischem Programm, deren Haupt- und erste Auf gabe es ist, für die Durchführung der katholischen Grundsätze sich einzusetzen. Eine solche Partei hätte den Beruf, eine wahre Reichs- und darum öster reichische Partei zu werden, denn sie würde und könnte sich nicht auf den nationalen Jsolierschemel stellen, sondern, was im weiten Oesterreich katho lisch heißt und sein will, müßte in ihr Aufnahme finden

das Ein treten für die katholischen Grundsätze als Erstes und Wichtigstes auf ihr Banner geschrieben. Sie haben an diesem Ideale von jeher festgehalten, und solange es im Abgeordnetenhause die konservative Partei ge geben, hat es auch stets eine Partei gegeben, die die katholischen Grundsätze hochgehalten hat. Durch Jahr zehnte hindurch hat die konservative Partei als ka tholische Partei die katholischen Interessen nicht un rühmlich vertreten und die katholische Fahne ent faltet. Sie hat es immer abgelehnt

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 14.07.1911
Umfang: 6
ein Artikel, der wohl geeig- rikt ist bei Freund und Gegner Aufsehen zu erwecken und LU ernstem Nachdenken anzuregen. Der Artikel ist um so bedeutsamer, als er von einer Seite herrührt, L <rf, e die Entwicklung der christlichsozialen Partei an der Quelle und in ihrem Mittelpunkt zu beobachten Geleaeuheit hatte. Wir würden uns nie herbeilassen, solche Sachen von der chrisüichsozialen Partei zu schreiben und solche Dinae zu behaupten, wie sie da m diesem Artikel vor- aebracht werden. Doch glauben wir unfern

der ob jektiver gehaltenen Blätter leuchtet ein Gesichtspunkt allenthalben hervor: die christlichsoziale Partei ist daran gescheitert, daß ihr Bestand aufgebaut war auf zu vielerlei Konzessionen an die verschiedensten Seiten und daß der aus einem momentanen Zeitbedürfnis geborene Kraftmensch tot war, der diesen lockeren Bau mit efferner Energie ad hoc zusammenhieli. Was nun? Der Augenblick ernstester Gewissens- ersorschung ist gekommen. Der Wahlkampf liegt hinter uns und kein neuer steht in unmittelbarer Nähe

. Die Wahrheit kann also jetzt nicht mehr „schaden", sie allein wird uns, wenn sie auch schmerzlich ist, frei machen.' Es ist unsere harte Gewissenspflicht, in katho lischer und patriotischer Pflichttreue sie auszusprechen, trotzdem wir wissen, daß viele unserer guten und sehr guten Freunde sich dagegen aufbäumen werden. Der Mißerfolg, soweit er die unmittelbaren tat sächlichen Folgen betrifft, ist in Wirklichkeit noch keine Vernichtung der Partei. Im Hinblicke aber auf die Wellenbewegung

jeder Parteigeschichte können wir mit Recht die Frage stellen: Wird die christlich- soziale Partei sich aus dieser Nieder lage wieder erheben? Wir antworten mit ruhi ger, leidenschaftsloser Ueberzeugung: Nein. Das große Werk der Befreiung Wiens vom Ju denliberalismus war Luegers Werk und die christlich soziale Partei war dieses Werkes und dieses Mannes Werkzeug. Nach dem Tode Luegers war keine ähnlich! kraftvolle Hand da, die das Vielgespann halten und zügeln konnte. Nicht unrichtig hob es in Reichsdeutsch land

die „Kölnische Volkszeitung" hervor, daß die Partei nur allzusehr auf den einen Namen Lueger gebaut war. Kein einheitlicher Gedanke, keine „unsterb liche christlichsoziale Idee" hat diese divergierenden Ele- Das Oetztal. Kein Tal Tirols übt auf den Wanderer einen so nachhaltenden^ Eindruck aus, keines bietet einen solchen Wechsel der Szenerie, von der sonnenhellen, fast süd lichen Idylle der vorderen Hälfte angefangen bis zur hehren Majestät des eisgepanzerten Hintergrundes, wie die gewaltige Quersürche

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Seite 1 von 6
Datum: 12.05.1911
Umfang: 6
: Ist es klug, die Partei, der du angehörst, an deren Gründung und Ausbreitung du nach dem Maße deiner Gaben mitge arbeitet hast, für deren Bestand und machtvolle Fort entwicklung du noch heute deine Kräfte einsetzest — ifi es klug, diese Partei in wichtigen, grundlegenden, programmatischen Fragen öffentlich der Inkonsequenz zu zeihen? Wirst du damit nicht mehr schaden als nützen? s Nach reiflichem Nachdenken über diese Frage bin ich zu dem Ergebnisse gekommen: Sind Widersprüche, Unklarheiten

in grundlegenden Fragen des Partei programms wirklich vorhanden, so ist die öffentliche Erörterung dieser Widersprüche geradezu eine Not wendigkeit, weil dies der einzige Weg ist, sie aus der Welt zu schaffen. Daß sie aus der Welt geschafft werden, ist aber e i n e L e b e n s f r a g e für die christ- lichsoziale Partei, denn gerade diese Unklarheiten bieten den fruchtbarsten Boden für die Entwicklung gefährlicher Mißverständnisse und auseinanderstreben der Kräfte, die eine immerwährende und stets wachsende

Gefahr für die Einigkeit und somit für den Bestand der Partei bilden. Die in „Oesterreichs katholischem Sonntagsblatt" begonnene klärende Diskussion über den Gebrauch, des Wortes „klerikal" bietet die allerbeste Gelegenheit, aus einige unlösbare Widersprüche in den programma tischen Erklärungen und Feststellungen der Führer der christlichsozialen Partei hinzuweisen. Gerade aus diesen Widersprüchen stammen die unhaltbaren Situa tionen, in die jetzt die führenden Männer der Partei so oft

mit jener unwiderstehlichen Macht der Logik der Tatsachen hineingedrängt werden, die aus un haltbaren Voraussetzungen ebenso unhaltbare Folge rungen entstehen läßt. Vielleicht werden die nach folgenden Erwägungen auch'dazu dienen, die führen den Männer der Partei von der persönlichen Verant wortung für manches, was uns eine Entgleisung dünkt, zu entlasten. Der Fehler liegt eben nicht tn dm Personen, er liegt tiefer, er liegt in gewissen umlarheüen, die im politischen Credo, also im Pro gramm der Partei sich eingenistet

haben und mit Notwendigkeit Unklarheiten und Widersprüche in den Kundgebungen der Partei und in den Reden der Führer Hervorbringen. selten findet man diese Widersprüche schöner behammen als in den Reden, die der Delegierte Hauser in den Plenarsitzungen der österreichischen Delegation am 24. und 25. Februar zur Abwehr ber Beschuldigung des „Klerikalismus" gehalten hat. üme weniger ehrliche und offene Natur, als dieser verdienstvolle volksfreundliche Priester, h ätte die Österreichische Eisenbahnstatistik für das Jahr 1909

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Seite 1 von 6
Datum: 03.04.1911
Umfang: 6
, zu dessen Durchsetzung alles aufgeboten werden muß. Das „Proletariat" ist der program matische Rekrutierungsbezirk der sozialdemokratischen Partei. Der Name „Proletariat" wird als identisch mit der Partei von den hervorragendsten sozialistischen Publizisten gebraucht. „Organisation und Kampf fähigkeit" sind die Eigenschaften einer Partei; sie sind das, was eine Partei äußerlich darstellt, nicht ein Endziel. Wenn aber die sozialdemokratische Parte» notwendige Parteieigenschaften als das eigentliche Pro gramm

hinstellt, wenn sie in dieser äußeren Form das Ziel sieht, so ist eben das oberste sozialdemokratische Prinzip die Partei selbst, da in ihr das Ziel sich er schöpft. Damit ist der Grundsatz anerkannt, daß die Partei der Partei wegen bestehe, d. h., daß sie Selbst zweck sei. Nach den Beispielen, die wir vom Natio nalismus und von der Tätigkeit des Parlamentes nahmen, gilt dieser im sozialdemokratischen'Programm niedergelegte Grundsatz bei den übrigen Parteien eben falls; er gilt bei der einen mehr

, bei andern weniger, aber er gilt bei allen. Das Prinzip, „die Partei der Partei wegen" klärt nun sehr einfach auch die Frage auf, warum die Wahlreform außerstande war, Natio nalismus und Obstruktion zu brechen. Es klärt ebenso einfach die Frage auf, warum die Verfassungsänderung von 1907 den Sozialdemokraten keinen Wind aus den Segeln nehmen konnte, deckte es sich doch mit ihren Bestrebungen. Der Grundsatz, die Partei als Selbst zweck anzusehen, ist auch die Lösung und Klarlegung einer Reihe

anderer sonst unverständlicher Erschei nungen. In diesem Prinzipe liegt der Grund, warum das Lolkshaus nicht besser funktionierte als das Kurien parlament; ist doch die Obstruktion nichts anderes als eine Konsequenz dieses Prinzipes. In der Obstruk tion wird ja das Parteiinteresse über das.allgemeine Interesse gesetzt, denn die Partei ist Selbstzweck, ist die Hauptsache. Einer solchen Partei aber, die nur sich sucht, muß die Arbeit im Hause, ja alles gleiche- gültig werden; ihr liegt nur daran, die Massen durch Schlagworte

. Mit allen diesen „Gefahren" bemäntelt man die Tatsache, daß man selbst nichts geleistet hat und erringt den Dank ungläubiger Wähler, denn man hat sie vor etwas Schrecklichem bewahrt und wäre es auch bloß das Gespenst einer „toten Partei", in der sich solche Schreckbilder vereinen. Zur Schilderung dieser Gefahren braucht es kein großes Wissen, kein tiefes Denken, höchstens etwas Phantasie und — ein gutes Mundstück. Der Hauptvorteil dieser „Gefahren" liegt aber darin, daß der Wähler sie nicht kennt. Der Abgeordnete

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Tiroler Stimmen
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Seite 2 von 6
Datum: 15.10.1909
Umfang: 6
daran erinnert werden, daß die ganze christlich soziale Presse der Monarchie mit Ausnahme des einzigen „D. 53." eben dieser klerikalen Partei an gehört und daß sie eine katholische Presse ist. Im eigenen Interesse, sowie im Interesse der katho lischen Kirche und zur Erhaltung der christlich sozialen Partei haben wir die Pflicht, derartigen Insulten gegenüber uns einmütig zu erheben und eventuell die Parteileitung zu zwingen (!!!), diesen Schmähreden osfiziell ein Ende zu bereiten. Redaktion

der „P.-V.-K."" Wenn wir auch nicht zur christlichsozialen Presse gehören, so ist diese vertrauliche Mitteilung uns doch zugekommen, wie wohl allen Blättern, welche die Piusvereins-Korrespondenz beziehen. Die Mitteilung läuft im Schlüsse darauf hinaus, durch energische Stellungnahme zu den Insulten der Wiener Antise miten gegen die „Klerikalen"" eine klare Politik der christlichsozialen Parteileitung zu erzwingen. Wenn die „Piusvereins-Korrespondenz"" diese Stellungnahme im Interesse der christlichsozialen Partei findet, so brauchen

wir ihr nicht zu widersprechen und es freut uns, hier einmal anerkennt zu sehen, wie selbstlos wir arbeiten und bereits tätig waren, als die eigenen Organe der christlich sozialen Partei erst noch der Aufforderung hiezu bedurften. Diese vertrauliche Mit- durch einen Vertrauensbruch in die Oeffentlichkeit ge- durch einen Vertrauensbruch in die Oesentlichkeit ge kommen. Unter der Aufschrift: „Eine Drohung des Piusvereines"" brachte sie das „Deutsche Volksblatt"". Ein Freund dieses Blattes in der Provinz

zu dem christlichsozialen Parteipro gramme und den p r o g r a m m a t i s ch e n Aeuße- r u n g e n des Führers der Christlichsozialen Doktor Lueger, daß christlichsozial und katholisch identisch seien, die christlichsoziale Partei also eine konfessio nelle Partei sei und gibt an die von ihm abhän gigen Blätter die Parole aus, die christlichsoziale Parteileitung zu „zwingen"", diese Verfälsch ung des christlichsozialen Parteiprogrammes durch den Piusverein zu sanktionieren. — Wir überlassen es unseren Lesern

herausgeschleudert wurden; diese Klerikalen werden gekennzeichnet als solche, welche Verräter usw. an der Partei seien — um beleidigendere Ausdrücke nicht zu wiederholen — als Menschen, mit denen man sich „nicht mehr ver stehen kann"", „well man sie nicht mehr ausstehen kann"", die durch „eine ganze Weltanschauung ge trennt"" seien usw. Da nun aber die christlichsoziale Partei nur dadurch die stärkste Partei in Oesterreich ist, weil diese so verhöhnten und verspotteten Kleri kalen ihr angehören, für sie tätig

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 11.12.1900
Umfang: 4
wir einig sein müssen, um uns der zahlreichen heftigen Feinde zu erwehren, keines Beweises mehr. Die nächste Frage ist naturgemäß: Wer stört denn den Frieden unter den Katholiken Tirols? Das thun die sogenannten Christlich-Socialen. Diese Parteibezeichnung ist aus Wien genommen, sie bedeutet aber bei uns etwas ganz anderes als in der Reichs hauptstadt, ja sie ist vielfach geradezu ein Gegensatz dazu. In Wien entstand die christlich-sociale Partei als Reaction gegen den verjndeten Liberalismus, den sie ent thront

hat. Bei uns hat diese Partei bisher nur gegen die katholische Partei einen fast erbitterten Kampf geführt und gegen den Liberalismus gar nichts geleistet. Ja sie stützt sich auf die liberale Presse im Kampfe gegen die alte conservative Partei. Wer die Blätter des Landes und außerhalb desselben kennt, wird nicht wagen, diese Behauptung zu leugnen, so sonderbar sie klingt. Während die christlich-sociale Partei in Wien wüthend bekämpft wird von der liberalen Presse aller Schattierungen werden unsere tirolischen Nachäffer

dieser Partei in auffälliger Weise gehätschelt und geliebkost, ihre Angriffe durch die selbe verbreitet, für sie Reclame gemacht. In Wien war die christlich-sociale Partei zwar keineswegs das erste Erwachen des christlichen Geistes, wie oft verkündet wird; denn ältere Leute wissen, dass die Katholiken in Wien längst vorher da waren und gekämpft Haben. Aber die christlich-sociale Partei bedeutete dort die Einigung aller christlichen Fractionen. Bei uns hat diese Partei das directe Gegentheil geleistet

auf Dankbarkeit und Anstand. In Wien thut man das gerade Gegentheil, man sucht zu sammeln, nicht zu zerstreuen, anzuziehen, was christlich ist, nicht abzustoßen. Das hat die Wiener Partei groß und stark gemacht. Die Thätigkeit unserer sogen. Christ lich-Socialen schwächt uns und stärkt dem Liberalismus. In Wien ist die christlich-sociale Bewegung eine aufsteigende, von einem verschwommenen Christenthum oder von bloßer Judenfeindschaft zum positiven Christen thum, zum Katholicismus führende. Wir berufen

nur die Verwirrung und den Triumph des Liberalismus. Dr. Lueger har ähnliche Gedanken auch den Vorarl bergern gegenüber offen ausgesprochen auf einer Ver sammlung in Bregenz. Er betonte die Verschiedenheit der Verhältnisse und beneidete die Partei, welche ganz aus überzeugten Katholiken besteht. Ein Journalist, der von Schöpfer nach Tirol be rufen wurde und hier die ganze Wirtschaft sah, erklärte neulich offen, wenn man in Tirol wirklich christ lich-social wirken wolle, müsse man zu den K atho lisch - Con

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 16.11.1901
Umfang: 6
Neue Tiroler Stimmen. Im Hott, Aaiser und Waterlmd. -CO«- |ä!H W E, - MLU^flchLk Arifnahme L^Leptzsrr-Nr^ 47. ALRomkLMifttEhMe für Auswärts durch H. AriedL'S AnNsrreerrb^esrr.«- Wierr V/I, MatzleinSdorserstrahr 7 . LeLephsV Ne. £7. Nr. 264. Jahrgang XU. Gertrud [® 0lfl %£*;r 6er ] Samstag, 16. November 1901 Zur Agitationsreise des Wiener Bürger meisters in Tirol. Von Seite der katholisch - conservativen Partei in Brixen geht uns telegraphis ch folgende Erklärung zu: Brixen, 16. Nov

Volkes in Oesterreich an, wie er auf den Einladungskarten genannt wird. Das katholische Volk in Tirol hat keine anderen Führer als seine Bischöfe. ^natürlichen Zustand der Schwäche befanden, der für die conservative Partei Tirols noch dadurch verschärft wurde, dass dieselbe um diese Zeit zwei ihrer hervorragendsten und thätigsten Politiker und Redner verlor. Der Umstand, dass die conservative Partei Tirols es damals auch unter ließ, activ in den politischen Kampf einzutreten, erweckte bei vielen

, zu einer neuen Partei zu sammenzuschließen. Logischer Weise konnte dies nur im Anschlüsse an eine im heftigen Kampfe mit dem Radica lismus und Liberalismus erprobte und siegreich hervor gegangene Partei geschehen, auf deren Unterstützung man zugleich rechnen konnte. So entstand die christlichsociale Partei Tirols. Die Monstreversammlung in den Stadt sälen kann als Beweis angesehen werden, dass für den augenblicklichen Erfolg die Rechnung keine unrichtige war. Das Eine sei hier feierlich betheuert

: Die bei dieser Gründung in erster Linie thätig gewesenen Personen 3. Dr. Lueger wurde vor'drei Wochen als Vertreter »«m von dem Ehrgeize eine politische Rolle zu spielen Z c JT v 7 JL'Z r . 7lfm; es lag ihnen wirklich nur die katholische Sache, ihre der Stadt Wren bei unserer Mrllemumsferer mit allen wirksame Vertheidigung, ihr Sieg am Herzen. Dass Ehren ohne Partei-Unterschied in Brixen empfangen. Es t sich dann in der Folge, als ein erbitterter Kampf zwischen widerstrebt daher unserm Anstandsgefühl

Antwort auf die Frage: Was ist sein Ergebnis? Zunächst hinsichtlich der christlichsocialen Partei: Diese Partei hat ihren von vielen serhofften und erwarteten Siegeslauf nicht genommen. ' Im Gegentheile, sie befindet sich nach einem mehrjährigen Bestände in einem, sagen wir es offen, nicht beneidens werten Zustande, in einem Zustande geringerer Stärke und In rwöttter Stunde Kraft als am Tage ihrer Geburt. Nach allem, was die ^ $UWl|Ul HU • ) Geschichte der Politik aber lehrt, ist eine politische

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 12.11.1901
Umfang: 4
vom 30. October 1901 unter der Ueberschrift „Katholisch conservativer Parteitag in Sterzing am 28. October 1901" einen Wahlaufruf „An die geehrten Landtagswähler", worin über die christlich- sociale Partei in Tirol Folgendes behauptet wird: 1. „Diese Partei hat bisher dem Liberalismus gegen über Gewehr bei Fuß gestanden und gar nicht den Ver such gemacht, seine Position anzugreifen. Sie hat beson ders bei Wahlen fast nur gegen die kathol. Volkspartei gekämpft, nur auf unsere Kosten sich auszubreiten gesucht

. Selbstverständlich hat sich die christlichsociale Partei in diesem Kampfe des Beifalls der kirchenseindlichen Parteien erfreut. 2. Die Versuche, vor den Wahlen einen Ausgleich zu erzielen, sind trotz unseres selbstlosen Entgegenkommens gescheitert und sie mussten scheitern; denn unsere christlich socialen Gegner sind auf eine sachliche Einigung nicht eingegangen/ sie wollten nur nehmen, aber nichts geben. Sie verlangten, dass man ohne Rücksicht auf die Wähler ihnen Wahlkreise zusichere, welche noch vor wenigen

Monaten ihre conservative Gesinnung bei den Reichsrathswahlm unzweideutig bekundet haben." Demgegenüber berichtige ich thatsächlich: 1. Es ist unwahr, dass die conservative Partei von der christlichsocialen Partei im Lande heftig bekämpft wird. Wahr ist vielmehr, dass die christlichsociale: Partei am Zustandekommen der Verständigungs- conserenzen redlich mitgearbeitet und dass der Ge fertigte als Obmann der Parteileitung wiederholt Schritte unternommen hat, um die Einberufung des vom conservativen

Landtagsclub eingesetzten Ber- ständigungscomitös zu betreiben; wahr ist ferner, dass in dieser Conferenz die Vertreter der christlich- socialen Partei ganz entschieden für ein friedliches Einvernehmen zwischen beiden Parteien eingetreten sind und hiefür auch bestimmte Vorschläge ge macht haben 2 . Es ist unwahr, dass die christlichsociale Partei in Tirol dem Liberalismus gegenüber Gewehr bei Fuß gestanden ist und gar nicht den Versuch gemacht hat, seine Positionen anzugreifen; wahr ist vielmehr, dass

die christlichsociale Partei in Tirol den Liberalismus in feinen verschiedenen Phasen, besonders auch, wo er im Gewände der Socialdemokratie und des Radicalismus aufgetreten ist, in der Presse sowohl, als auch in Versammlungen, auch in gegnerischen, oft bekämpft hat. Wahr ist ferner, dass die christlichsociale Partei diese ihre gegnerische Stellung zum Liberalismus auch in ihrem Pro gramm sehr deutlich ausgesprochen und darin auch grundsätzlich eine programmatische Verbindung mit Pariere», die auf liberalem Boden

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Tiroler Stimmen
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Seite 3 von 8
Datum: 07.03.1891
Umfang: 8
haltenen Aufruf auch nur gewußt und es fällt den maßgebenden Herrn der konservativen Partei gar nicht ein. verschiedene darin enthaltene Behauptungen zu ver treten. Der Kufstciner Liberalismus in der Noth. ES geht uns folgender Aufruf zu: „An die Rcichsrathswähler von Kufstein! Der hochwichtige Augenblick naht, in welchem wir durch unsere Wahlstimmen mitzuwirken haben an der großen Entscheidung über unser Wohl und Wehe in der kommenden Zeit. Wäre noch einer von uns im Zweifel, wie er zu wählen

habe, so möge er zurückblicken auf das, w^s unS die klerikale Partei im Vereine mit ihren Parlaments - Bundesgenossen in den zwei abgelaufenen Reichsraths - Perioden beschert hat; dem Verblendetsten müßten da die Schuppen von den Augen fallen. (Ja gewiß, die „klerikale" Partei hat im Dercine mit andern trotz der liberalen Schulden das in Europa sprichwört liche österreichische Defizit beseitigt und denStaats- kredit in ganz ungeahntem Maße gehoben — eine solche Partei muß Jeder verabscheuen. Die Red

.) Wählcr von Kufstein! Laßt Euch nicht bethören durch die gleißnerischen Worte des klerikalen Wahlaufrufes! Glaubt Ihr denn, der klerikale Kandidat werde das gut machen, was seine Partei durch 12 Jahre am Volke verbrochen hat ? (Zum Bei spiel den Bau der Arlbergbahn! Die Einführung der Postsparkassen, des Chekverkehrs u. s. w. Die Red.) Glaubt Ihr, er werde ein weißer Rabe sein? (Gewiß nicht! Ileberhaupt kein Vogel und jedenfalls schwarz! Die Red.) Die klerikale Partei hat bewiesen

(Wo denn? Hat sie die Gewerbefreiheit und ähnliche Freiheiten bis zu der zu verhungern dem Gewerbestande gebracht? Die Red.), daß sie nicht Sinn und Herz hat für die be drängte Lage des Gewerbes und für die Noth des klei nen Mannes, und nun soll dem klerikalen Wahlaufrufe geglaubt werden, daß der klerikale Kandidat diese Eigen schaft besitze! Glaubt es nicht, daß bief j Partei in Zu kunft anders handeln würde, als sie cs bisher getrieben. Aus ihrem Wahlaufrufe ist e» schon zu lesen, daß es bei dem alten Treiben bleiben

soll. Denn vom kleri kalen Kandidaten wird darin verkündet, daß er keine Gelegenheit versäumt, die Schulfrage wieder aufzu wühlen, daß er also das nämliche treiben will, womit feine Partei bisher die kostbare Zeit vergeudet und die Gelegenheit versäumt hat, dem Volke wirklich zu nützen. (Die Zeitvergeudung ist nicht schlecht bei einer Frage, welche in ganz Europa verhandelt wird und wo es sich um die Seelen unserer Kinder handelt. Die Red.) Wähler von Kufstein! Die Vorsehung ist mit uns. (Welche Vor sehung

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 05.05.1908
Umfang: 4
K 5*—» haLdjährig r ohne Zustellung K 4M mit Zustellung bezw. Post L 6.— Ea«zjährig: ohne Zustellung L SM mit Zustellung bezw. Post K 18,—- Eirrzelrrr Nu WM er« 10 Heller. MeLürmatLonm find portofrei Sr. 103 Jahrgang Xl.Vtt!. Zur Lage in Tirol. ^Fortsetzung.) Der Kamps der „scharfen Tonart" gegen die in der „Volksportei" gesammelten Katholisch-Konservativen wurde sehr erleichtert durch die Entwicklung, welche in der konser vativen Partei Deutschtirols mehr und mehr zu Tage trat. Die Partei hatte im Reichsrate

der parlamentarischen Engpässe zu vertreten verstanden, so glänzend und erfolg reich sie das Tiroler Volk dem Throne und der Regierung gegenüber repräsentierten — fast ebenso verlor die Partei die Wurzeln und die Fühlung nach — Unten. Die führenden Kreise der katholisch-konservativen Partei zählten nicht wenige Männer, welche das Bewußtsein hatten, ein Mandat weder zu suchen noch zu brauchen, und welche überdies meinten, wenn das Volk ihnen das Vertrauen durch die Wahl geschenkt, so soll dieses Vertrauen

arbeiteten still und unver drossen, häufig auch sehr ersolgreich, aber die Wähler wußten vielfach nichts von dieser Tätigkeit ihrer Vertreter, weil es ihnen — niemand sagte Die konservativen Ab geordneten waren fast ausnahmslos abgesagte Feinde jeg licher Selbstanpreisung, sie verabscheuten jede Art von Demagogie derart, daß sie auch vielen berechtigten demo kratischen Rücksichten aus dem Wege gingen. Diese große Blöße hat die Partei Dr. Schöpfers sofort erkannt und weidlich ausgenützt. Die „scharfe

Tonart" betonte recht eindringlich den Grundsatz, daß der Abgeordnete feinen Wählern Rechenschaft schulde und von deren fortdauerndem Vertrauen abhängig bleibe. Je mehr die konservativen Abgeordneten die Fühlung mit dem Volke verloren, um somehr entfaltete die Partei Dr. Schöpfers die demo kratische Fahne, und es gelang letzterer, sich zwischen Ab geordnete und Wähler wie ein trennender Keil hinein zuschieben. Das demokratische Prinzip, das regere poli tische Leben, die unbeugsame katholische

Grundsatztreue, welche die Richtung Dr. Schöpfers auszuzeichnen schien, führten zahlreiche politische Talente und namentlich die arbeitsfreudige und begeisterte Jungmannschaft in das Lager Dr. Schöpfers. Schon damals zeigte sich die große innere Wahlverwandtschast zwischen der Richtung Doktor Schöpfers und der mächtig aufstrebenden christlichsozialen Partei in Wien. Ein sehr wesentliches Moment bei Entstehung der christlichsozialen Partei in Tirol bildete das Verhalten der katholisch-konservativen Presse

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 17.08.1907
Umfang: 4
, einem liberalen Tiroler. Und da wendeten sich die Wechselwoite unwill kürlich der politischen Lage des Landes zu und ihrer ge waltigen Veränderung. Mein Freund meinte: „Bei aller Gegensetzlichkeit meiner politischen und meiner Weltan schauung muß ich doch unumwunden gestehen, daß mir und meinen Parteifreunden die konservative Partei mit ihren wahrhaft groß angelegten und durchaus gediegenen Charakteren stete Anerkennung und ungeteilte Bewun derung abgenötigt hat". Und gewiß! Die ruhige Entschiedenheit

, die starke Entschlossenheit, das treue Festhalten der alten Fahne, als alles wankte und wich, diese wahrhafte Größe hat die konservative Partei auch dann bewahrt, als die Tage des Glanzes den Tagen des Dunkels gewichen waren, als die politische Konstellation die Partei in eine Stellung drängte, in welcher nur Niederlagen zu holen waren und in welcher sie doch ausharren mußte, um größeres Uebel abzuwehren. Wen nennen wir denn einen großen Mann? Ich denke jenen, der in einer Schicksalsstunde

für die Kraft und Größe einer politischen Partei, die, erfüllt vom tirolischen Altruismus, die großen Ziele des edelsten und wahrsten Konservatismus verfolgte. Der leichtfertige Graf mit dem irischen Namen*) zertrümmerte in der Folge das Instrument, das ihm Stellung und Macht ge währt hatte und wie es in solchen Fällen stets geschieht, wenn der Konservatismus das Harakiri vollzieht, dann bricht ^unaufhaltsam dir Hochflut der Demorr-irre herein. Die Verlegenheiten des Staates wuchsen immer drohender

und unheilvoller empor und das Ende war — das all gemeine, gleiche (?) und direkte Wahlrecht. Dem Wandel der Dinge war die konservative Partei ihrem ganzen Gepräge und ihrer natürlichen Veranlagung nach nicht mehr gewachsen, aber ihr letzter Ruhm ist es, daß die robuster angelegte neue Partei das alttirolische Programm der Greuter und Moriggl, der Vinzenz Gaffer und Albert Jäger übernahm. Und damit kann und soll die konservative Partei zufrieden sein — Was vergangen, kehrt nicht wieder, Ging es aber leuchtend

nieder, Leuchtet'S lange noch zurück. So begeistert und so begeisternd wie in der großen Zeit der konservativen Partei wird das politische Leben in Tiro! wohl nie mehr wieder werden, aber der Abglanz dieser Größe wird dauern, wie jener andere von anno neun. Der Wandel der Zeit und ihre Hinwendung zum Materialistischen hat die Innenpolitik unseres Kaiserstaates mächtig eigriffen und der Nivellierung und Gleichmacherei, wenigstens dem Namen und der Phrase nach, argen Vor schub geleistet

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Tiroler Stimmen
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Seite 4 von 6
Datum: 28.04.1911
Umfang: 6
berichten anzuschwefeln vermögen, einen sehr schlech- ten Eindruck gemacht. Man hat gesehen, wo die Unversöhnlichen, die Justamenter und die Friedens feinde sind. Man hat'gesehen, wer den andern unter drücken und vertilgen will. Dieses protzige Verlangen, daß die konservative Partei einfach zu verschwinden habe und abdanken müsse, diese .starrköpfige Ver weigerung jeder selbständigen Vertretung hat einen peinlichen Eindruck gemacht bei allen billig Denkenden. Wo behandelt

man ein übelberüchtigtes Gesindel, aber nicht die katholisch-konservative Partei von Tirol, deren Verdienste in derselben Konferenz von bischöf licher Seite anerkannt wurden, während derselbe Kirchenfürst gleichzeitig von der christlichsozialen Par tei —- laut „Anzeiger" — sagte, daß, sie die Mit wirkung der Konservativen gut brauchen könnte zu ihrer vollkommenen Ausbildung. Um den schlechten Eindruck zu verwischen, den die christlichsoziale In toleranz überall auslösen mußte, machen die Herren jetzt krampfhafte

, sie möchten sich doch überlegen, ob sie nicht ihren ablehnenden Standpunkt aufgeben und sich erklären könnten, der christlichsozialen Partei beizutreten. Die Konservativen sollten doch das Opfer bringen und die Sache weiter besprechen und es sollte nicht unmöglich sein, daß die Kandidaten auf einem gemeinsamen Programm aufge stellt werden und ihre Kandidaten mit den anderen Brüdern, die auch katholisch sind, Mitarbeiten. Und wenn sie es nicht vorher erklären, so sollten sie wenigstens den guten Willen

haben, danach einzu treten. Aus diesen Worten des Fürstbischofs von Trient gedenkt Herr Dr. Schöpfer einen Spieß zu schmieden, um damit die konservative Partei an den Pranger zu nageln. Eitles Beginnen! Alles, was der hoch würdigste Fürstbischof von Trient den Konservativen sagte, haben diese mehrmals schon getan. Das An gebot, mit den Christlichsozialen zu einer Verständigung zu kommen, ist doch von den Konservativen schon gestellt worden in der Kundgebung der sogenastnten 848 Vertrauensmänner

, dann wieder im Friedens angebot der Parteileitung 1910, dann voriges Jahr im November, wo nur die programmatische Ver ständigung über das Reichsprogramm im Sinne des christlichsozialen Landesprogramms als Bedingung ge stellt wurde. Diese Verständigung wurde, wie die christlichsozialen Blätter selbst zugeben mußten, von der ReilWpartei rundweg abgelehnt. Und auch unserem letzten Angebot setzten die christlichfozialen Führer einfach die Forderung unserer Abdankung und der Auflösung der konservativen Partei entgegen

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 06.08.1900
Umfang: 4
ein mal die „Clericalen" zu Einfluß im Staate gelangen sollten." Nach dieser sehr berechtigten Bemerkung erörtert der Herausgeber der „Reichswehr" die wenigen sachlichen Ein wendungen. Er beweist an der Hand der Thatsachen, dass vor den Wahlen das racenantisemitische Programm nicht allein oder auch nur vorherrschend auf der Partei fahne gestanden ist. Dann beleuchtet er das Dictum der „Reichspost", welches bekanntlich auch uns gegenüber sehr oft in's Feld geführt wurde: „Nirgends behauptet

die christlichsociale Partei, es sei glei ch giltig, welches Christenthum man be kenne, gleichgiltig, ob man Katholik oder Protestant üsw. sei; nirgends plaidiert die christlichsociale Partei, oder plaidieren gar christlichsociale Wortführer für für ein verschwommenes Christenthum". „Das ist deshalb so kühn, weil sich die Aeußerung direct gegen den Führer der Christlichsocialen, gegen den Bürger meister Dr. Lueger richtet, der vor einiger Zeit in Klosterneuburg eine Rede hielt und dabei erklärte

, in der christlichsocialen Partei mache man niemanden aus seiner Religion einen Vorwurf, es sei „dies gleich giltig, insofern wir der Meinung sind, dass nicht wir, sondern der Herrgott einst darüber entscheiden wird, wer auf der Erde Recht oder Unrecht gehabt hat". Es ist gewiss das allerverschwommenste Christenthum, wenn es überhaupt noch ein Christenthum ist, für welches Dr. Lueger so plaidierte, und Dr. Lueger ist zweifellos ein „Wortführer" seiner Partei. Dieselbe lapidare Deut lichkeit, welche die Erklärungen

des „Deutschen Volks blattes" auszeichnet, ist auch den programmatischen Aeuße rungen der „Reichspost" eigen, und so stehen sich in vollster Klarheit und Schroffheit zwei Meinungen ent gegen, das racenantisemitische und das katholische Motiv. Angesichts solcher Gegensätzlichkeit ist es ganz unnöthig, erst den Beweis dafür antreten zu wollen, dass es inner halb der christlichsocialen Partei wirklich „Fractionen" gibt, und dass es wirklich eines „Compromisses" bedurfte, um den allumfassenden „christlichen

" Sammeltopf fertig zu bringen, den Dr. Lueger in Klosterneuburg so feierlich enthüllte." Nachdem der Einwand, dass die christlichsociale Partei in Wien den Katholizismus wachgerufen habe, beleuchtet worden, fährt der Artikel fort: „Nun zu dem dritten, mir gemachten Einwand, dass ich Christenthum und Katholicismus mit der pol i- tischenPartei verwechsle, die sich christlichsocial nennt. Dass ich über das Alpha praktischer Politik im Klaren bin, kann man mir ruhig zumuthen. Ich weiß

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