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Tiroler Stimmen
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Seite 3 von 6
Datum: 27.11.1912
Umfang: 6
. Mittags gibt der hochwst. Fürstbischof Doktor Franz Egger im Großen Saale der Hofburg eine F e st- tafel, wozu die hohen geistlichen und weltlichen Würdenträger usw. geladen sind. Ein Vergleich. Die Völker Oesterreich-Ungarns sind gegenwärtig dazu verurteilt, recht aufregende Wochen verleben zu müssen. Wir schweben fortwährend zwischen Krieg und Frieden. Und wenn es zum Kriege kommen sollte, dann ist es die schon lange behängende Auseinander setzung zwischen Oesterreich-Ungarn und dem ortho doxen

Slawentum. Für Oesterreich-Ungarn wäre das ein Kampf auf Leben und Tod. Am Vorabend des Krieges vom Jahre 1866 sagte ein österreichischer Staatsmann: „Wenn wir nicht siegen, dann gibt es kein Oesterreich mehr!" und tatsächlich ist das durch die Kriegs'ereignisse vom Jahre 1866 aus Italien und Deutschland hinausgeworfene Oesterreich nicht mehr das alte Oesterreich. Aber noch viel mehr müßte man von dem jetzt drohenden Kriege sagen: wenn wir nicht siegen, gibt es kein Oesterreich mehr

dieselbe am liebsten vor eine europäische Konferenz bringen. Auf diese Weise könnte diese das ganze Reich aufregende Ungewißheit noch ganz leicht bis tief in den Sommer hinein dauern. Es ist sehr zweifelhaft, ob Oesterreich-Ungarn und seine Verbün deten mit der Hafensrage vor eine europäische Kon ferenz gehen wollen. Graf Aehrenthal hat es seiner zeit entschieden abgelehnt, die Annexion Bosniens vor eine solche Konferenz zu bringen. Auch diesmal dürfte unsere Regierung es entschieden vorziehen, mit Ser bien direkt

ins Reine zu kommen, zumal ja auch die Balkanstaaten solchen Wert darauf gelegt haben, mit der Türkei direkt und ohne Vermittlung Europas über die Neuordnung der Dinge auf dem Balkan zu verhandeln. Es ist nicht das erstemal, daß die Völker Oester reichs wegen des Balkans knapp vor dem Kriege stehen und zwar vor einem Kriege mit Rußland. Im Jahre 1855, zur Zeit des sogenannten Krimkrieges, hat die Gefahr kriegerischer Verwicklungen mit Rußland sogar sehr lange gedauert. Damals hat Oesterreich eine recht

unglückliche Politik gemacht: es beobachtete ähn lich wie heute bewaffnete Neutralität. Oesterreich be setzte damals die Donaufürstentümer, nicht um sie zu behalten oder gegen Rußland Krieg zu führen, son dern um diese Länder ins Depot zu nehmen bis zur Zeit nach dem Friedensschluß. Nach dem Fall von Sebastovol zwang Oesterreich durch seine militärische Machtentfaltung an seiner Ostgrenze Rußland zum Frieden, welcher in Paris abgeschlossen wurde. Das Jahr 1855 hat uns die unversöhnliche Feind schaft

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 04.12.1912
Umfang: 6
: ohne Zustellung K 1 — mit Zustellung K 1*20 Vierteljahr.: ohne ZuftellunaL 3*— mit Zustellung K 3 60 mit Post . . . & 4*50 halbjährig: ohne Zustellung L ß — «it ZusteLung K 7*20 mit Post . . . K 9*— ganzjährig: ohne Zustellung L12 — mit Zustellung K 14*40 mit Post. * . K 18*— Einzelne Nummern IO Heller. Reklamationm sind portofrei. Ar. 279 . 52 . [ Morgen 5. Dezember Sabbas ittwoch, 4. Dezember 1912. Oesterreich-Ungarn und Rußland. Der Waffenstillstand ist geschlossen. Der Balkan- krieg scheint zu Ende

sind nach der geographischen Lage und nach der geschichtlichen Entwicklung Oester reich-Ungarn und Rußland. Diese zwei Mächte haben ans dem Balkan die größten Interessen, sie haben den bedeutendsten. Einfluß, und bei ihnen liegt auch die Entscheidung, ob der Balkankrieg in einen neuen und zwar viel größeren Krieg übergehen wird. Im Vordergrund steht zwar fortwährend der öster reichisch-serbische Konflikt. Aber alle Welt weiß, daß Serbien in seinem Trotz gegen Oesterreich-Ungarn nur der vorgeschobene Posten Rußlands

ist. Es würde, wenn M nicht gar so ernst wäre, sehr komisch zu nennen sein, wenn die russischen Offiziösen immer wieder betonen, daß zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland die besten Beziehungen bestehen, daß nichts vorkomme, was diese Beziehungen verschlechtert hätte, und daß Rußland fort und fort bemüht sei, in Bel grad müßigend zu wirken. Der „mäßigende" Ein fluß Rußlands in Serbien ist bereits' seit der Anne xionskrise zur Genüge bekannt. Auch braucht man bloß über einen gesunden Hausverstand zu verfügen, um zu wissen

, daß ein Land wie Serbien, welches eben erst einen schweren Krieg geführt und seine besten Truppen noch gegenwärtig fast vollzählig außer Landes hat, nicht eine benachbarte Großmacht mit ausgesuch ter Bosheit reizen würde, wenn es sich nicht vorher eines sehr mächtigen Protektors versichert und von diesem auch entsprechende Zusagen bekommen hätte. Die serbische Frage wäre für Oesterreich-Ungarn überhaupt keine Frage. Mit Serbien würde die Mon archie bald im Reinen sein, entweder ans gütlichem Wege

führen sie die gleiche Geschichte ln verstärkter Auflage wieder auf. Diese Erscheinung liefert den Nachweis, daß Oesterreich-Ungarn bei Ruß land und Serbien auf gütlichem Wege bloß einen Was- kenstillstand und einen faulen Frieden, nicht aber ein bleibend loyales gegenseitiges Verhältnis finden kann Das^Sewaltige russische Reich zeigt sich seit drei Jahren schon zum zweitenmale als der gefährliche und haßerfüllte Widersacher unserer Monarchie. Die rus sische Politik wandelt seit geraumer Zeit

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 20.11.1912
Umfang: 6
K 1*20 Vierteljahr.: ohneZustellmig K 3*— mit Zustellung K B*6# mit Post ... L 4« halbjährig: ohne Zustellung K 6*— mit Zustellung K 7*20 mit Post . . . L 9'— ganzjährig: ohne Zustellung K12'— mit Zustellung L 14*4$ mit Post. . . K 18*-— Einzelne Nummern Lv Heller. Reklamationen sind portofrei. r. AZ. o. -s Morgen 21. Rovrm er Mariä Opferung ißtwsch, 20 . Uovember 1912. Die Großmacht Oesterreich-Ungarn. Die europäischen Großmächte haben sich in den letztvergangenen Jahrzehnten zu Weltmächten ausge wachsen

- und Weltpolitik. Nur Oesterreich-Ungarn ist bescheiden eine kontinen tale Großmacht geblieben. Wahrend die übrigen Völker Europas sich aufgemacht, um unter sich die Welt zu verteilen, haben wir über die sprachlichen Verpflichtungen des' berühmten Nachtwächters von Leitomischl gestritten. Schon im bürgerlichen Leben sagt man: Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr! Das gilt in der Politik doppelt und dreifach, und Oesterreich-Ungarn ist mit seiner Bescheidenheit in der internationalen

Politik weit genug zurückgeblieben. Die übrigen Großmächte haben sich zur Welt macht aüfgeschwungen, und Oesterreich-Ungarn will man kaum mehr als kontinentale Großmacht gelten lassen und ernst nehmen. Das kleine Königreich Ser bien erlaubt sich gegenwärtig ganz so wie zur Zeit der Annexionskrise die ausgesuchtesten Frechheiten, und Oesterreich-Ungarn nimmt das alles ruhig hin. So schrieb erst jüngst das in Belgrad erscheinende sehr einflußreiche Organ der ehemaligen Verschwörerpartei „M a l i Journal

": „Die Balkanstaaten kümmern sich um keine auswärtige Jntrigue; ihre Armeen schreiten unentwegt ihren militärischen Zielen ent gegen. Nach Schluß der Kriegsoperationen werden die Armeen der Balkanverbündeten der Türkei den Frieden diktieren. Jene Gebiete, die sich in diesen: Augenblicke in den Händen der Balkanstaaten befin den, werden im ewigen Besitze derselben bleiben. Bis zu diesem Augenblicke wird man die Drohungen, welche aus Oesterreich-Ungarn kommen, weder in Belgrad noch auf dem Balkan hören und niemand

wird sie beachten. Wir sind taub für alle diese Drohungen! Wenn wir einmal erreicht haben, was wir uns zu erzielen entschlossen haben, und wenn wir einmal mit der Türkei fertig sein werden, werden wir zur Genüge Zeit übrig haben, um auch mit ande ren plaudern zu können. Dann werden wir fragen können: Was wollen die Herren aus Wien? Wer fragt sie? Sie sollen die vollzogene Tatsache, die Teilung der Türkei, anerkennen. Welche Inter essen sind die Oesterreich-Ungarns? Wer ist der jenige

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Seite 1 von 6
Datum: 13.11.1912
Umfang: 6
. . . ohne Zustellung mit Zustellung mit Post . . . ohne Zustellung mit Zustellung Mit Post. . . halst jährig: AK«ZjährLgr l — 1« 3 '— 8« i‘M L 6- L 7-W L 9'~~ K 12*- L 144S & 18 '— GiuzeLae K«MMerm 10 Helle«» ReklamLLwnen sind psrisfrei. i^Ü^WtfWgaa an Kr. 261. 5^ DidnKUK swrgei- 14. Rovkin er Josaphat Mittwoch, 18. November 1912. Oesterreich-Ungarn und die Balkankrise. VIII. Beim gegenwärtigen Zusammenbruch der europä ischen Türkei wirb allgemein die außerordentliche Mäßigung und Zurückhaltung Oesterreich-Ungarns

anerkannt. Auch in England ist man voll des Lobes darüber, und sogar der russische Minister Sasonow hatte dafür ein paar notgedrungene Worte der Aner kennung, was aber die russische Politik nicht hinderte, durch den Mund be§' französischen Ministerpräsidenten Poincaree von Oesterreich-Ungarn noch mehr zu ver langen, nämlich durch die Form des „desinteresse- ment absoln" auf dem Balkan politischen Selbstmord zu begehen. Es ist nicht gerade ein gutes und be ruhigendes Zeichen, daß man in England und Ruß

land und auch in Frankreich mit uns so außerordent lich zufrieden ist. Allgemein war man bis in die neueste Zeit der Ansicht gewesen, daß Oesterreich-Un garn bei der schließlichen Teilung der europäischen Türkei sich ganz anders und zwar viel kräftiger und anspruchsvoller zum Worte melden würde. Auch die Balkanvölker hatten diese Meinung von der mächtigen Nachbarmonarchie, namentlich seit her Annexion Bos niens. Aus dem Sandschak Novibazar sind, um der serbischen Gefangenschaft zu entgehen

, zahlreiche tür kische Soldaten mit ihren Offizieren auf bosnischen Boden übergetreten. Die Offiziere erzählten, wie sie in ihrer Bedrängnis auf den Einmarsch der Oester reicher gehofft, wie aber die Oesterreicher leider nicht gekommen seien. Auch das hartbedrängte Skntari hofft noch immer ans die baldige Hilfe Oesterreichs. Oesterreich-Ungarn aber erklärte durch den Mund seines leitenden Ministers Grafen Berchtold wiederholt und erst wieder jüngst bei Eröffnung der Delegationen, daß es keinerlei

. Sie kennen im Glück selber keine Mäßigung, und die Mäßigung der Nach barn wird lediglich als S ch w ä ch e und Unve r- mögen gebucht. Nach neueren Nachrichten, welche auch im bulgarischen Amtsblatte (!) stehen sollen, will sich Zar Ferdinand in Konstantinopel zum Kai ser des Orients ausrusen lassen, während König Nikita den Titel eines Königs von Montenegro und Alb an i en, König Peter aber den Titel eines Königs aller Serben annehmen soll. Namentlich der letztere Titel ist für Oesterreich-Ungarn

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Seite 1 von 4
Datum: 06.03.1868
Umfang: 4
so wenig von Oesterreich als von Preußen wissen will, obwohl ihm sicherlich nicht entgangen ist, daß es auf sich allein angewiesen keine Aussicht hat, sein Recht zu behaupten; denn sein Recht wird durch die Macht, durch das revolutionäre Preußen, schonungslos vernichtet werden. Woher aber kommt es, daß die Sympathien des süddeutschen Volkes für Oesterreich wie erstorben sind? Es liegt auf der Hand, daß daran nicht der Prager Friede Schuld ist. Diese Thatsache erklärt sich einfach

durch die andere nicht minder traurige Thatsache, daß die gerade herrschende Partei in Oesterreich den Wahlsieg des katholischen, legitimistischen Volkes in Süddeutschland wenigstens eben so stark bedauert, als die Regierungen und Kammern in München und Carlsruhe. Dieses Reu - Oesterreich hat keinen Sinn und fühlt sich nicht berufen, für das Recht des deutschen Volkes gegen die Berliner Gewaltmänner einzustehen; dieses Neu-Oesterreich findet im Gegen theil die revolutionäre Politik Bismark's deutsch; dieses Neu

- Oesterreich läßt den preußischen Einheitsstaat, was auch das süd deutsche Volk dazu sagen mag und nicht ohne Hintergedanken in Bezug auf Oesterreich, herstellen. Dieses Neu-Oesterreich findet daher be greiflich in Süddeutschland nirgends Anklang und was Wunder! dieses moderne Oesterreich kann ja selbst nicht bestehen. Das Volk in Oesterreich ist nicht minder katholisch und dyna stisch gesinnt, als das in Süddeutschland; allein das Volk in Oester reich ist nicht in der Regierung, und nur schwach

in den Parlamenten vertreten, gerade so wie das Volk in Baiern und Baden; das Volk in Oesterreich ist kein Freund Neu-Oesterreichs, so wenig als das in Baiern und Baden ein Freund Großpreußens ist, aber leider, — es ist jenem noch nicht Gelegenheit geboten worden, in einer brennenden Lebensfrage der Monarchie seinen Willen mit Macht auszusprechen — seinem Rechtsbewußtsein mit Erfolg Ausdruck zu geben. Würde man bei uns mit der österreichischen Staatsidee Ernst machen, die Lage Europa's verlöre sofort ihren Ernst

. Oesterreich und Süddeutschland zusammen, wären die mächtigen Träger echt deutscher Politik; der Krieg Frankreichs gegen Deutschland wäre Von den Flegel- in die Mannesjahre. (Tine wahre Geschichte aus dem Volksleben in Tirol.) Von I. P. Wie, rief sie aus, die Hände über den Kopf zusammenschlagend, der soll ein Student werden, und kann nicht einmal die Hand küssen, und nennt mich Jungfrau Trude, als ob ich bloß ein Dorfmensch wäre. Das ist mir in meinem Leben nie vorgekommen. Gute Lust hätte ich, ihn gleich

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Seite 1 von 6
Datum: 12.12.1912
Umfang: 6
automatisch erfolgt, sobald keine der beteilig ten Mächte den Bündnisvertrag kündigte. Aber die Dreibundmächte wollten diesmal offenbar recht osten tativ ihre Einigkeit und ihr Zusammenwirken vor aller Welt zeigen und den Gegnern beß Friedens zu Gemüre führen, daß sie im Ernstfall auf Granit beißen werden. Deutschland, Italien und Oesterreich-Ungarn, im festen Bunde zu Schutz und, Trutz geeint, sind eine derart imponierende Macht, da^ auch die heißblütigsten Panslawisten damit werden rechnen müssen

, daß im Bündnisse zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutsch land unsere Monarchie ausschließlich der gebende und zahlende Teil sei, während Deutschland der einzige Nutznießer wäre. Noch weniger Wert schrieb Doktor Kramarsch dem Bündnisse zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien zu, und in dieser Beziehung sprach, er die Gefühle und Meinungen sehr vieler Oesterreicher aus. Heute wird der tschechische Führer über den Dreibund wohl bedeutend anders denken. Schon im Jahre 1909 hat es sich gezeigt, daß im Bündnisse

zwischen Oester reich-Ungarn und Deutschland durchaus nicht immer wir der zahlende Teil sind, sondern daß auch Deutsch land Gelegenheit bekommt, den brillanten Sekundanten vollends zu honorieren. Nach 1909 kam die Marokko krise kn ihrer letzten und gefährlichsten Phase, und das ivom Grasen Aehrenthal geleitete Oesterreich- Ungarn hat damals weniger, als vielleicht -gut und billig war, während der Krise sein Pflichtbewußjtsein Oesterreichifch - ungarische Militärärzte Md Sanitätspersonal auf dein Kriegs

dischen Gegner unseres Vaterlandes einen nicht miß- zuverstehenden Wink gegeben. Ein Bündnis, das durch seine Bedeutung und Kraft beinahe alle Jahre den schwerbedrohten Wettfriedey. retten muß und bisher auch erfolgreich gerettet hat, ist alles' eher als ein über spieltes Luxusklavier oder ein Dokument für die Archive. In Deutschland ist das Bündnis mit Oesterreich- Ungarn im hohen Grade volkstümlich. Außer den Sozialdemokraten, welche überhaupt kein von Staats männern und Souveränen geschlossenes

Bündnis gut finden, gibt es in Deutschland keine Partei, welche nicht für das Bündnis mit Oesterreich-Ungarn em- stehen würde. Es war großartig, mit welcher Ein mütigkeit und mit welcher Entschlossenheit im deutschen Reichstage alle Parteiführer und sämtliche Redner mit Ausnahme der sozialdemokratischen die Erklärung ab gegeben haben, daß das deutsche Volk im Ernstfälle Schulter an Schulter mit den Oesterreichern kämpfen werde. Gin moderner Krieg kostet Zehntausende der koäftigsten Männer

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Seite 1 von 6
Datum: 05.12.1912
Umfang: 6
: ohne Zustellung K Iz mir Zustellung K 1*20 Vierteljahr.: ohne Zustellung L 3*— mit Zustellmrg K 3 60 mit Post . . . K 4-60 halbjährig: ohne Zustellung K 6*— «ft Zustellung L ^ 20 mit Post ... K 9-— Kl»- mit Post. . . K 18 — Ei«zel«e Nummer« 1v Heller- Reklamationen sind portofreie Kr. 280. 8H. IahrgKUK. Oesterreich-Ungarn und Rußland. ii. Oesterreich und Rußland haben noch niemals im Ernst miteinander Krieg geführt und noch nie ihre Kräfte im blutigen Ringen gemessen. Dagegen haben fast unzähligemale

österreichische und russische Sol daten als Kameraden auf den Schlachtfeldern ihr Blut vergossen. Es sei erinnert an den siebenjährigen Krieg, wo Oesterreich und Rußland im Bunde gegen Preußen standen, es sei erinnert an den Türkenkrieg unter Kaiser Josef II., wo Oesterreicher und Russen gemeinsam gegen die Osmanen fochten. In den Na- poleonischen Kriegen finden wir Rußland und Oester reich fast ununterbrochen als Bundesgenossen, und noch 1849 hat eine russische Armee mitgehvtsen, den Aufstand in Ungarn

niederzuwerfen. Nur zweimal be stand zwischen Oesterreich und Rußland der offizielle Kriegszustand, nämlich im Jahre 1809 und im Jahre 1812. Beidemal war es kein eigentlicher Krieg, son dern mehr der Schein eines Krieges. Im Jahre 1812 wurde Oesterreich durch Napoleon genötigt, ihm ein Hilsskorps füjr seinen Feldzug gegen Rußland zu stellen. Dieses Korps wqr verhältnismäßig klein; es hat sich zwar tapfer geschlagen, aber schon 1813 waren Rus sen und Oesterreicher auf den Schlachtfeldern Sachsens

und Frankreichs wieder innige Freunde. Im Jahre 1809 hatte Napoleon seinen Freund, den Zaren Ale xander I., bewogen, an Oesterreich den Krieg zu er klären. Der Zar tat dies mehr als ungern, und er ließ den Krieg in Galizien auch nur zum Schein Uhren. Hatte doch Alexander I., als Oesterreichs Botschafter Fürst Schwarzenberg St. Petersburg ver ließ, dem scheidenden Botschafter erklärt, er wünsche Oesterreich Erfolg im Kampfe gegen Napoleon, er habe seinen Truppen befohlen, einen Zusammenstoß mit Oesterreichern

zu vermeiden, und er werde auch dafür sorgen, daß seine Soldaten den Feldzug so spat als möglich beginnen! Der Krieg der Russen"gegen Oester reich im Jahre 1809 war auch tatsächlich nur ein Scheinkrieg, was aber Rußland allerdings nicht hin derte, im Frieden von Schönbrunn ein großes Stück Altgaliziens auf Kosten Oesterreichs aus der Hand Na poleons in Empfang zu nehmen. Oesterreich und Rußland sind also in vergangenen Jahrhunderten fast ununterbrochen Freunde und Ver bündete gewesen. Wie konnte es kommen

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Seite 1 von 6
Datum: 27.03.1913
Umfang: 6
: ohne Zustellung K 1.50 mit Zustellung K 1.70 mit Post . , . . K 2 . ~ »i«rtelZähr.:ohne Zustellung K 4.50 mit Zustellung K 5.10 mit Post . . . . K 6 — halbjährig: ohne Zustellung K S.— mit Zustellung K 10.20 mit Post . . . . K 12 — ganzjähr.: ohne Zustellung K 18.— mit Zustellung K 20.40 mit Post . . . . K 24.— Einzelne Nummern 10 Heller. Reklamationen sind portofrei. 3 k Mit KW \ Borgen ä März GrrnLvüm 27 . War§ 1913. Zum Konflikt zwischen Oesterreich-Ungarn und Montenegro. Schon die Tatsache

, daß es? zwischen einer Groß macht wie Oesterreich-Ungarn und dem kleinsten Nach barn dieser Großmachit, dessen Land nur eine Viertel million Einwohner zählt, zu einem so lang andauern den Konflikt kommen konnte, ist nicht besonders schmeichelhaft für unsere Diplomatie. Die Haltung unserer Monarchie wird immer mehr rätselhaft. Vor Beginn des Balkankrieges waren wir unbestritten die erste Balkanmacht. Unsere patriotischen Südflawen warteten mit Sehnsucht ans den Augenblick, wo in Oesterreich-Ungarn jettier Magnet

seine Anziehungs kraft entfalten würde, welcher die Ballänslawen zur Monarchie der Habsburger mit unwiderstehlicher Ge walt hinziehe.r müßte. Anstatt dessen kam das Ge waltregime in Kroatien und zertrat mit brutalen Schritten die so hoffnungsvoll aufkeimenden Saaten. Als der Verlauf des Balkankrieges keinen Zweifel mehr darüber ließ, daß die Stunde der Liquidierung der europäischen Türkei geschlagen, richteten sich aller Augen auf Oesterreich^Ungarn. Denn niemand konnte leugnen, daß. bei der Lösung

des Balkanproblems die erste Balkanmacht und die meistinteressierte Groß macht das entscheidende Wort haben müsse. Man wußte, daß Oesterreich-Ungarn sich an der Verteilung der Welt bisher nicht beteiligt, und hatte diese Zurück haltung dahin gedeutet, daß die Monarchie ihre Zu kunft und ExpänsionsMoglichkeit auf dem Balkan sieht und daß Oesterreich-Ungarn bisher seine Kräfte ge schont und zusammengehalten für die Stunde der Aufteilung des Balkans. Tatsächlich begann Oesterreich-Ungarn bald nach Ausbruch

des Krieges weitläufige „militärische Vor sichtsmaßregeln". Minister Graf Berchtold gab in den Delegationen die feierliche Versicherung, daß. die Lebensinteressen Oesterreich-Ungarns unter allen Um ständen gewahrt werden würden. Der damalige Ge- neralstabsch-es Blasius Schein»a ging nach Berlin, und Freiherr Franz Conrad von HöHendorf ging nach Bukarest. '($$ fehlte nicht an Mahnungen und War nungen, e£ ja nicht so zu machen wie während des Krimkrieges, wo Oesterreich für seine Rüstungen un geheure Summen

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Seite 1 von 6
Datum: 21.11.1912
Umfang: 6
- und Kriegsflotte werden, für welch letztere serbische Ma trosen bereits' 15 Franken gezeichnet haben. Gegen die Absichten Serbiens auf albanesisches Gebiet und namentlich auf alb'anesische Adriahäfen sind Oesterreich-Ungarn und Italien aufgetreten und haben sowohl in Belgrad als auch in Cetinje gegen diese Pläne Einsprache erhoben. Es hat aber bis jetzt nicht den Anschein, daß Serbien diesen bestimm ten Willen zweier Großmächte respektieren würde. Die Serben drohen vielmehr mit Krieg und lassen

die militärischen Operationen zur Erwerbung Albaniens und der Adriahäfen unentwegt fortsetzen. Diese Hal tung Serbiens möchte rätselhaft erscheinen. Denn wie kann dieses Keine Königreich dem ausgesprochenen und begründeten Willen zweier Großmächte trotzen? Der Trotz scheint ebenso unsinnig als aussichtslos. Wer bei näherem Zusehen findet man, daß im rätselhaften Verhalten Serbiens sehr viel Methode liegt. Serbien vertraut darauf, daß weder Oesterreich- Ungarn noch Italien losschlagen werden. Es ist überzeugt

wollte, und daß'angesichts! dieser Gefahr von Paris aus in Wien gebeten wurde, man möge einen solchen Schrill doch um Gotteswillen nicht unternehmen, da sonst alle Großmächte in den Krieg hineingezogen werden würden; man werde ja schauen, Serbien zur Ver nunft zu bringen. Serbien weiß also, daß & eine Kriegserklärung Oesterreich-Ungarns nicht so bald zu befürchten habe, und daß es deshalb weitere Pr -^- heiten und Ueb er griffe getrost wagen kann. Ein anderer Grund für die gegenwärtige Haltung Serbiens

ist d!ie Ueberzeugnng der serbischen Staats männer, daß im schlimmsten Falle, wenn nämlich die österreichischen Kanonen wider Erwarten doch los gehen sollten, ihrem Lande nicht viel Böses geschehen könne. Denn der Balkanbund und Rußland werden wohl vielleicht -eine Besiegung, niemals aber eine aus giebige Demütigung und Schädigung Serbiens zu lassen. Das würde weder das Prestige Rußlands noch das Interesse der Balkanstaaten vertragen. Also im schlimmsten Falle würde Oesterreich-Ungarn wohl einen Sieg

, aber keine Siegesbeute erringen. Serbien glaubt darum, Oesterreich-Ungarn Hin halten zu dürfen. Unterdessen hofft man,' möglichst viele vollendete Tatsachen zu schaffen und ein tunlichst großes E Stück von Albanien militärisch zu besetzen. Der militärische Besitz ist immer ein guter Trumpf für die abschließenden Verhandlungen. Besitzen die Serben einmal-vier Adriahäfen, so sieht es schon sehr entgegenkommend und friedlich aus, wenn sie drei davon wieder herausgeben und bloß einen behalten. Serbien

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Seite 1 von 8
Datum: 05.01.1912
Umfang: 8
. Auch die Bolksmassen wittern mit dem ihnen eigenen Instinkt nichts Gutes und rechnen mit einem nahen Kriegsausbruch wie mit einer unabänderlichen Tatsache. Die Meinungen überstürzen sich Ähnlich, wie man glaubt, daß sich auch die Ereignisse überstürzen werden, und so meint man vielfach, daß schon das kommende Frühjahr blutige Zusammenstöße bringen werde oder leicht bringen könnte, in deren Mittel punkt unser liebes Oesterreich stehen soll. Eine Be stätigung solch trüber Vorahnungen scheint in der Tat sache

unterliegt es keinem Zweifel, daß Oesterreich sehr stark im Mittelpunkte aller aktuellen Fragen steht, teils als Bundesgenosse Deutschlands, teils als national nicht homogener Staat, und nicht zuletzt wegen seiner zentralen geographischen Lage. Nationalitätenprinzip ist noch immer die staaten bildende und staatenzerstörende Idee unserer Zeit und bedroht Oesterreich mit den größten Gefahren im Innern und von Außen. Darauf hatten Oesterreichs Feinde durch einige Zeit spekuliert

auf die „schimmernde Wehr" des verbündeten Deutschland alle Gegner in Schach zu halten. Sie mußten alle nachl einander einlenken, und Oesterreich stand damals im Zenith feines internationalen Ansehens. Seitdem sind erst drei Jahre vergangen, und doch ist sehr vieles anders geworden. Der Gang der inneren Politik wurde immer trostloser, die finanzielle Bereitschaft verminderte sich in beunruhigender Weise, der Aus bau der Wehrmacht erfolgte nicht mit der nötigen Beschleunigung. Im gleichen Maße sank

auch wieder das internationale Ansehen des Reiches. Es ist sehr wohl möglich, daß die alten. Gegner Oesterreichs darauf neue Hoffnungen bauen wollen. Es ist ganz gewiß, daß Oesterreich keinen Krieg , anfangen wird. „Wir sind", sagte kürzlich der ! Kriegsminister, „friedlich bis in die Knochen!" Weni- , ger gewiß ist es, ob Oesterreichs Nachbarn keinen Krieg anfangen werden. In dieser Beziehung kämen hauptsächlich in Betracht Italien, Rußland und die Balkanstaaten. Besonders ist die österreichische öffent liche Meinung

beunruhigt über die Entwicklung der Dinge in Italien. Beim italienischen Volke ver mochte Oesterreich trotz bald dreißigjähriger Allianz nie beliebt zu werden. Jener Haß, '-welcher gegen Oesterreich entfacht worden ist, um 'das geeinigte Italien zu zimmern, ließ sich bis heute nicht mehr auslöschen. Gegenwärtig brennt dieser Haß wieder lichterloh. Man befürchtet, daß die italienische Re gierung trotz des bei ihr vielleicht vorhandenen guten Willens durch die Volksleidenschast fortgetrieben

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Seite 5 von 7
Datum: 26.02.1898
Umfang: 7
" (III. Jahrg., 3. Heft, Dec. 1897) enthalten. An ihrer Hand soll in den folgenden Ausführungen eine Charakter isierung der österreichischen Tabakregie versucht werden. Die erwähnte offizielle Arbeit bezieht sich auf die Tabakmonopole in Oesterreich-Ungarn, Bosnien, Frank reich und Italien im Jahre 1895. Es dürfte angemessen sein, das österreichische Tabakmonopol vorerst mit dem französischen und italienischen zu vergleichen und nicht mit dem ungarischen und bosnischen, welch' letztere schon wegen

des gemeinsamen Handels- und Zollgebietes vielfach ähnliche Erscheinungen aufweisen. Trotz der starken Con- zentration in einigen wenigen Fabriken, welche die Tabak erzeugung in allen biejen Staaten erfahren hat, ist die Zahl der beschäftigten Arbeiter eine sehr bedeutende, wo bei Oesterreich sowvhl absolut, als auch im Verhältnis zur Größe seiner Bevölkerung an der Spitze steht. Es zählt nämlich bei rund 24-7 Millionen Einwohnern 35.164 Arbeiter mit einer Gesammtleistung von 319.687 Meterzentner

: in Oesterreich 1256 Arbeiter (28 Fabriken), in Italien 899 (16 Fabriken), in Frankreich 750 (21 Fabriken). Auf den ersten Blick möchte es scheinen, daß in Oesterreich die Arbeitskraft der Bediensteten in unökono mischer Weise ausgenützt wird, denn im Durchschnitte beträgt die Leistung eines Arbeiters: In Oesterreich 904, in Italien 1265, in Frankreich sogar 2294 Kilogramm Fabrikate. Aber diese auffällige Differenz ist in dem ver schiedenen Antheile begründet, welcher in den einzelnen Ländern

(= 29.141 Meterzentner); Oesterreich bloß 16.138 Meterzentner Schnupftabak, 231.137 Meterzentner Rauchtabak, aber 1128 Millionen Stück Zigarren (= 53.892 Meterzentner). Demnach ist das Verhältnis der Zigarrenproduktion zur Rauch- und Schnupftabakerzeugung in Oesterreich 1 : 4.55, in Frank reich 1 : 11. Ein ganz besonders wichtiges Merkmal zur Beur theilung der Leistungen einer Monopolverwaltung ist wohl die Sorgfalt und der Kostenaufwand, die an die Er werbung guter ausländischer Tabaksorten gewendet

werden. In dieser Hinsicht geht Oesterreich allen anderen Staaten voran, und zwar nicht durch die Menge der aus dem Ausland erworbenen Rohstoffe —• hierin wird es sowohl von Frankreich, wie von Italien übertroffen — sondern durch die ihrer besseren Qualität entsprechende Kostspielig keit. Es wurden nämlich 1895 in Oesterreich 85.762, in Frankreich 161.144, in Italien 126.043 Meterzentner ausländischer Rohstoffe verwendet und zu diesem Zwecke in Oesterreich 12,109.570 fl., in Frankreich 10,128.378 fl., in Italien

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Seite 1 von 6
Datum: 14.11.1912
Umfang: 6
. . , Zsuzjährigr ohne Zustellung mit Zustellung mit Post. . < Aiuzelue Nummern 10 Helle». E K K K K K K K !•— i m 3'— 3« 4 « 6'— 7« 9 *-~ K 12’— L 14 - 4 O E 18 - ReklamaLioneu find p-rtofrei. WE Ar. 262. 82. Jahrgang. borgen 15. November Leopold Donnerstag» 14. Uonemver 1912. Oesterreich-Ungarn und die Balkankrise. ix. der Annexion Bosniens wollte uns Serbien den Krieg machen. Das kleine Königreich hatte damals einen Tobsuchtsanfall nach dem andern und schlug blindwütig um sich. Da aber der russische

Protektor damals -für einen großen Krieg gar nicht gerüstet war und die von den Japanern so gräßlich zugerichteten Armeen nicht ins Feld gestellt werden konnten, hat Jswolsky, als er den Ernst des bereits mobilisierenden Oesterreich sah, in Belgrad abge winkt, und sofort ist in Serbien eine leidliche Ruhe eingekehrt. Prinz Georg, der wütendste Feind Oester reichs- verzichtete aus seine Rechte als Kronprinz zu Gunsten seines Bruders Alexander und Serbien er klärte bezüglich der annektierten Länder

sein des- interessement absolu. Die serbische Wut über die erfolgte Annexion wurde hauptsächlich damit erklärt, daß Serbien als Binnenstaat verdorren und verarmen müsse, daß es also notwendig einen „Korridor zum Meere" brauche. Diesen Korridor hätte Bosnien oder wenig stens ein Stück davon bilden sollen. Serbien hat damals beit vielbegehrten Korridor zum Meere nicht bekommen, und darob ist über das ganze serbische Volk ein unheimlicher Haß gegen Oesterreich-Ungarn gekommen, welcher so groß ist, daß beispielsweise

zum Meere soll aber aus' dem bereits eroberten Altserbien über Nordälbanien geführt werden. Serbien verlangt die Küste von Nordalbanien mit den.Häsen von San Giovanne di Medua und Durazzo. Das Hinterland dieser Küste wird hauptsächlich von katholischen W- banesen bewohnt, über welche Oesterreich seit Jahr hunderten das Protektorat besitzt mtb in Ausübung desselben bereits zahlreiche Millionen für kulturelle Zwecke geopfert hat. Serbien begründet seinen Anspruch auf diese Ge biete durch die absolute

das Herz wehe, welch blühende Ländereien würden diese Gebiete werden, wenn ein- Albanien wäre eine Quelle fortwährender Unruhen auf dem Balkan, sagen die Serben, und darum müsse Albanien schon aus diesem Grunde zwischen Griechen- und Serben ausgeteilt werden. Dr. Kramarz hat diesen von Serbien vorgebrachten Gründen noch aus Eigenem einen weiteren Grund hinzugefügt. Doktor Kramarz sagte in den Delegationen: Ein serbisches Albanien sei für Oesterreich-Ungarn nicht zu fürchten, vorausgesetzt

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 04.09.1912
Umfang: 6
der österreichischen Balkanpolitik. ii. Die Balkanpolitik Oesterreich-Ungarns war bisher fast ausschließlich eine Politik von Kabinett zu Kabinett. Sie suchte ihre Stutzen an den Höfen und in den Ministerien der verschiedenen Balkanstaaten, und viel zu wenig bei den verschiedenen Völker schaften des Balkan. In Serbien baute Oesterreich- Ungarn einstmals seine Politik auf König Milan und dessen Minister Garaschanin. Oesterreichs dominieren der Einfluß schien felsenfest begründet und die Freund schaft beider Staaten

schien keine Grenzen zu haben, W eines schönen Tages' die ganze Herrlichkeit wie ein Kartenhaus' zusammenbrach. Denn während König Milan mit Ödsterreich-Ungarn liebäugelte und im An schluß an die Donaumonarchie seinen wackeligen Thron zu stützen suchte, wuchs die serbische Hochschuljngend unter russischem Einfluß in extrem großserbischen Ideen heran und gewöhnte sich daran, in Oesterreich-Ungarn den Erbfeind zu erblicken. Von den gebildeten Klassen sickerten dann diese Ideen immer tiefer hinab

in die Masse des serbischen Volkes. Und heute sind wir in Serbien mindestens ebenso gehaßt, wie vor 1859 in Piemont. Die glänzende Kabinetts Politik, welche Graf Kalnoky in Serbien einstens gemacht, hat kläglichen Schiffbruch gelitten. Es hat auch nichts geholfen und ist schon längst vergessen, daß Oesterreich-Ungarn es gewesen ist, welches Serbien vor der Zermalmung von Seite des! siegreichen Bulgarien rettete. Das gleiche Fiasko erlebte die Kabinettspolitik Oesterreich'-Ungakns erst jüngst

-mit der Türkei. Das Wiener Kabinett suchte sich unter Aehrenthals Leitung fast um jeden Preis gut zu stellen mit den Jung- türken, deren Parteiherrschaft auf lange Zeit hinaus gesichert schien. Um es bei den Fnngtürken nicht zu verderben hat es Oesterreich-Ungarn im vergangenen Jahre unterlassen, den schwerbedrückten und von -den Jungtürken grausam betrogenen 'Albanesen offen und ehrlich wirksame Hilfe zu bringen. Man scheute sich am Wiener Ballhausplatze, durch eine energische Inter vention

die jungtürkischen Machthaber zu reizen und fand wohl auch die Forderungen der Albanesen allzu radikal. Ueberaus wertvolle Sympatien sind damals .in Albanien für Oesterreich-Ungarn vielleicht für immer verloren gegangen . Denn Oesterreich-Ungarn versagte damals als Freund in der Not, während der Sohn Garibaldis alle Anstrengungen machte, um durch italienische Freischaren den Albanesen Hilfe zu bringen, und das italienische Volk erfolgreich um die Gunst dieses naiven Bergvolkes warb. Die Politik Aehren thals

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 03.04.1913
Umfang: 6
: monatlich: ohne Zustellung K 1,50 mit Zustellung K 1.70 mit Post . , , . K 3.— Vierteljahr.: ohne Zustellung K 4.50 mit Zustellung K 5.10 mit Post .... K 6.— halbjährig: ohne Zustellung K 9.— mit Zustellung K 10.20 mit Post , . . . K 12.— ganzjähr.: ohne Zustellung K 18.— mit Zustellung K 20 M mit Post . . . , K 24.— Einzelne Nummern 10 Heller. Reklamationen sind portofrei. J U 3* $üp. pMturl Morgen 4. April Isidor -Ungarits Orlcntpülitit L ii. Oesterreich-Ungarn hat das größte Interesse daran

zu können, und Oesterreich-Ungarn kann diese Forderung unmög lich konzedieren. Serbien erklärt, ein Küstengebiet an der Adria besitzen zu müssen und Oesterreich-Un garn kann das gleichfalls nicht zugestehen. Monte negro, Serbien und Griechenland hätten gerne Alba nien unter sich ausgeteilt, und Oesterreich-Ungarn mußte dagegen entschieden Einsprache erheben. Das Serbentum «Echte überdies ein großserbisches Reich gründen auf Kosten Oesterreich-Ungarns, und unsere Monarchie muß alles daransetzen, diese Pläne

zu sein. Offenbar lebt man der Hoffnung, auch den Gegensatz zwischen Serbentum uub Oesterreich-Ungarn einmal zur beiderseitigen Zufriedenheit ausgleichen zu Wunen. Und tatsächlich wäre dieser Ansgleich nicht so unmöglich, als er heute hersieht. Oesterreicki-Un- garn braucht bloß die Lösung der südslawischen Frage in seine Hand zu nehmen. In dem Augenblicke, wo die Südslawen Oesterreich-Ungarns ein gemeinsames Zen trum erhalten, dürfte dieses Zentrum auch auf die Serben außerhalb der Morrarchie zu wirken

. Tr. Kramarz hat in den Delegationen vorausgesagt, daß Oesterreich-Ungarn mit seiner albanesischen Po litik alle Slawen beleidige und für das Königreich Italien einen sehr fetten Bissen herrichte. Der tsche chische Führer ließ dnrchblicken, daß er die Kooperation Italiens und Oesterreich-Ungarns in Albanien auffasse 3. wie die Kooperation Preußens und Oesterreichs in Schleswig-Holstein, wo ans der Kooperation ein großer Krieg hervorgewachsen ist, während eine sla wische OstWste der Adria für Oesterreich

zu erschüttern und avzuwchren. Oesterreich-Ungarn muß gegenüber der drohenden großserbischen Gefahr alle Möglichkeiten ins Auge fassen, und kann ans den albanesischen Bun desgenossen an der Flanke des Serventums nicht ver zichten. Oesterreich-Ungarn hat neuerdings seinen historischen Beruf erfüllt, die Zuflucht und der Be schützer kleiner und hartbedrängter Volkssplitter zu sein. Die Schöpfung des all arresischen Staates bereutet einen großen Erfolg der österreichischen Orientpolitik, und daß dieser Erfolg

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 18.02.1913
Umfang: 6
und Zar Nikolaus II. vorläufig nichts geändert. Die bezüglich sagt eine andere hvchoffiziöse Vmlautbarmig daß durch den Briefwechsel das Hin übergreifen de/ Wirkungen politischer Meinungs-Ver schiedenheiten aus die Beziehungen zwischen den beiden Höfen verhindert worden sei. Das ist wohl ein recht mageres Resultat des ganz außergewöhnlichen Schrit tes, den Oesterreich-Ungarn zum Zwecke einer raschen Entspannung der Lage unternommen hat. Die offi ziösen Mitteilungen, welche in Wien und St. Peters burg

. Die zwischen Oesterreich - Ungarn und Rußland schwebenden Meinungsverschiedenheiten beziehen sich auf zahl reiche Städte und Landschaften und auf einen ganzen Komplex höchst wichtiger Fragen. Es handelt sich um das Schicksal von Skutari, Janina, Jpel, Djakowa, Prizrend, Silistria, Baltschik usw. Es handelt sich darum, ob dem künftigen albanesischm Staate seine fruchtbarsten Gebiete und Kornkammern erhalten blei ben sollen, es handelt sich darum, ob die Freund schaft und der Schutz Oesterreich - Ungarns für Albanesen

geför dert. Der theoretische Beschluß, ein autonomes! Albanien zu schaffen und einen serbischen Adriahasen gen 19, Jyebxuor Korirad j nicht zuzulassen, sind bis jetzt so ziemlich die ein zigen Ergebnisse der Botschasterreunion. Mer das autonome Albanien hat außer auf der Seeseite noch immer keine Grenzen, und die Serben stehen immer noch mit Hemesmacht in Durazzo. So lange der Krieg zwischen der Türkei und den Balkanstaaten an dauert, besteht keine unmittelbare Gefahr, daß es zwischen Oesterreich

-Ungarn einerseits und Rußland und seinen Schützlingen auf dem Balkan anderseits zu Weiterungen kommen wird. Denn Oesterreich-Un garn hat sich das vielleicht nicht besonders vorteil hafte und auch nicht ganz ungefährliche Prinzip zurechtgelegt, im Sinne seiner Neutralität die kriegeri schen Operationen in keiner Weise behindern zu wollen. Und so hat Oesterreich-Ungarn ruhig zugeschaut, als die Albauesen zu Tausenden vor: den Serben hinge- schlachtet worden sind, es schaute ruhig zu, als Priz rend

, Jpek und Djakowa von den Serben besetzt wur den, und es schaut heute ruhig zu, wie Serben und Montenegriner Skutari, und die Griechen um jeden Preis Janina erobern wollen. Der griechische Mi nisterpräsident Venizelos hat über Befragen erklärt, er hoffe, daß die Griechen Janina bald erobern wür den, und er wüßte nicht, wer es dann den Griechen noch nehmen könnte. Aehnlich scheint König Nikita bezüglich Skutari zu kalkulieren. Indem Oesterreich-Ungarn dem Laus der kriegeri schen Ereignisse Gewehr

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 24.01.1913
Umfang: 6
0.— 9- Mr Gott, Kaiser und Vaterland! Inserate nehmen alle Inseratenbureaux des In- und Auslandes entgegen. mr Post k halbjährig: ohne Zustellung K mit Zustellung K 10.20 mit Post .... K 12.— ganzjähr.: ohne Zustellung K 18.— mit Zustellung R 20.40 mit Post . , . . K 24v— Einzelne Nummern lö Heller. Reklamationen sind portofrei. Die Rückwirkungen des Balkankrieges auf die nationalen und staatsrechtlichen Kämpfe in Oesterreich-Ungam IV. Wenn von den Rückwirkungen des Balkankrieges : lauf die inneren

Verhältnisse Oesterreich-Ungarns die ! Rede geht, lautet die für uns wichtigste Frage: Wie : wird von den Resultaten des Balkantrieges die Stellung der Deutschen in Oesterreich be- ; rührt, und wie fassen die Deutschen die durch den Krieg geschaffene Situation aus? Die Deutschen haben den österreichischen Staat gegründet, und sie hauptsächlich haben ihn bis heute zusammengehalten. Die Deutschen Oesterreichs sind die verläßlichsten Stützen des deutschen Bündnisses und damit der aus wärtigen Politik unseres

heraus gefühlt, daß in der Freude der Slawen über die Siege ihrer Volksgenossen aus dem Balkan auch sehr viel Schadenfreude gegenüber den Deutschen mitgeschwungen hat, als ob nun endlich der Drang der Deutschen nach dem Osten zum Still stand gebracht und die Führrvlle der Deutschen -m Oesterreich für immer abgetan wäre. Es ist darum begreiflich, daß die Deutschen Oesterreichs das Ver hallen ihrer slawischen Mitbürger während des Bal kankrieges mit einem gewissen Mißtrauen beobachtet

haben und daß sie namentlich den trialistischen Plänen der Südslawen entweder schroff ablehnend oder mit eisiger Zurückhaltung gegenüberstehen. Die Deutschen Oesterreichs sind ähnlich wie die _ garen in Ungarn durch das Ergebnis des Balkan krieges in eine recht schwierige Situation geraten. Sie haben das deutsche Bündnis zu hüten und die Ver suche einer Slawisierung Oesterreichs abzuwehren. An das staatsmännische Können des deutschen Volkes in Oesterreich wurden dabei die allergrößten Anforde rungen gestellt.. Das Bündnis

zwischen Oesterreich- Ungarn und Deutschland ist nicht bloß notwendig für den Bestand unserer Monarchie, es ist vielleicht noch notwendiger für die Machtstellung der Deutschen in Europa. Die Mächte der Tripelentente haben es be sonders jaus diese Machtstellung der Deutschen abge sehen und wollen durchaus das Deutsche Reich ein kreisen und isolieren. Diese Einkreisnngsplane sind- bisher nur durch Oesterreich-Ungarn verhindert worden, dessen ritterlicher Herrscher für solchen Treu bruch

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Seite 1 von 6
Datum: 25.10.1913
Umfang: 6
Frist ab, welche Oester reich-Ungarn der serbischen Regierung zur Räumung Albaniens gesetzt hatte. Änt 18. d. Mi um die Mit-, tagsstunde' war das österreichische Ultimatum in Bel grad überreicht worden, am 19. Oktober wurde nach längeren Beratungen von der serbischen Regierung beschlossen, den Forderungen Oesterreich-Ungarns be dingungslos nachzukommen, und am 20. Oktober früh wurde bereits der Befehl an die Kommandanten zum Rückzug aus Albanien telegraphisch übermittelt. Oesterreich-Ungarn

verdanken, und daß die Gründung des albanesischen Staates' nie durchznsetzen gewesen wäre, wenn nicht unsere Monarchie dieselbe durch die Ein setzung ihres machtvollen Schwertes erzwungen hätte, Serben und Griechen, sowie Franzosen und Russen wollen von einem neuen und noch dazu albanischen Staatswesen aus dem- Balkan nichts wissen, und nur die Tatsache, daß Oesterreich-Ungarn sich entschlossen zeigte, auch vor einem Weltkriege nicht zurückzu-, schrecken, um die Autonomie Albaniens zu erzwingen, machte

schließlich die Protektoren der Serben und Griechen nachgiebig, so daß sie der Gründung des neuen Staates wenigstens im Prinzips znstimmten. Dann hat es gegolten, dem ueuzugründenden Staate die Lebensmöglichkeiien zu sicherst, es hat gegolten, die Serben von der Adriaküste und die Montenegriner aus Skutari zu vertreiben. Wieder war es Oesterreich- Ungarn, welches dem Albanesenvolke die schon unter bundenen Lebensadern wieder frei machte. Und heute ist es wieder unsere Monarchie, welche das östliche Dritte

! des neuen Mbanien vor der serbischen Ver gewaltigung und dauernden Okkupation gerettet hat. IM Laufe eines Jahres mußte also Oesterreich- Ungarn nicht weniger als dreimal aus sein gutes Schwert schlagen und eine Art Ultimatum stellen, um die 'Existenz eines' selbständigen Albanien zu retten. Diplomatische Siege über Kleinstaaten wie Montene gro und Serbien sind allerdings wenig geeignet, be sondere Befriedigung zu erzeugen, und dies auch dann nicht, wenn man weiß, daß diese Erfolge nicht bloß den zwei

serbischen Königreichen, sondern vor allem deren mächtigen Hintermännern abgerungen werden mußten. Serbien und Montenegro sind unsere Nach barn, und ein sremrdschaftliches Verhältnis zwischen diesen zwei Staaten und unserer Monarchie wäre im beiderseitigen Interesse gelegen. Der größere und kul turell höher stehende Teil des serbo-kroatischen Stam mes wohnt in Oesterreich-Ungarn, und es wäre so natürlich, daß 'Serbien und Montenegro, anstatt der Nachbarmonarchie fortwährend Verlegenheiten zu be reiten

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 02.04.1913
Umfang: 6
: ohne Zustellung K 1.50 mit Zustellung K 1.70 mit Post . . . . K 2.— »ierteljähr.rohne Zustellung K 4.50 mit Zustellung K 5.10 mit Post .... Z 6.- halbjährig: ohne Zustellung K 9.— mit Zustellung K 10.20 mit Post . . . . K 12.— ganzjähr.: ohne Zustellung K 18.— mit Zustellung K 20.40 mit Post . . . . K 24 — Einzelne Nummern 10 Heller. : /Reklamationen sind portofrei. Ur. 74. A3. JahrMttS. Franz V. Pmrl§r Morgen 3 April ~ l Richard J Mwoch, 2 , April lMZ. Oesterreich-UngaMs Orientpolitik. Tief drunten am Balkan

-politische iApansionsmöglichkeill Nach dem Oesterreich-Ungarn nach einem Ausspruche Bis marcks seinen Schwerpunkt hatte nach Osten ver schieben müssen, hat der Balkan allgemein als das Gebiet gegolten, wo Oesterreich-Ungarn seine Zu kunst zu suchen hatte. Wiesehr die Ereignisse auf dem Balkan uns nahe gehen, ergibt sich auch daraus, daß unsere Monarchie durch den Gang der Balkankrise zu ausgedehnten militärischen Vorsichtsmaßregeln ge zwungen worden ist, und daß das noch nicht gelöste Balkanproblem schon

seit Monaten wie ein schwerer Alp auf dem ganzen Geschäftsleben des Reiches lastet. Oesterreich-Ungarn hat wiederholt erklärt, daß es nach der Annexion Bosniens und der Herzegowina keinerlei weiteren Landerwerb auf dem Balkan an strebe. Schon auf dem Berliner Kongresse gab An- drassy die Erklärung ab, daß, Oesterreich-Ungarn über das ' Limgebiet nicht hinauszugreifen gedenke, und Graf Aehrenthal hat das Besatzungsrecht im Sandschak Novibazar freiwillig aufgegeben. Graf Kalnoky ver sicherte

wiederholt in der bestimmtesten Form vor den Delegationen, daß Oesterreich-Ungarn auf dem Balkan nichts anderes wolle, als die freie und kräftige Entwick lung der jungen Balkanstaaten mit Ausschluß jedes vorherrschenden fremden Einflusses. Um die freie Entwicklung des Fürstentums Bulgarien vor russischer Vergewaltigung zu sichern, hat unsere Monarchie in den Zeiten des Generals Kaulbachs sogar vor bet Gefahr eines' Krieges mit Rußland im Jahre 1888 nicht zurückgeschreckt. Immer wieder hat unsere

keinen großen Zuwachs an Macht und Einfluß, vielleicht sogar eine große und bleibende Verlegenheit bedeutet hätte. Die Interessen Oesterreich-Ungarns aus dem Balkan liegen auf national-militärischem und poli tisch-wirtschaftlichem Gebiete. Oesterreich-Ungarn muß darüber wachen, daß es nicht vom Balkanbund und dessen Hintermännern an seiner ganzen Südgrenze militärisch umklammert, wirtschaftlich behindert und ausgesperrt und durch die Schaffung einer vielgestaltigen Jrre- b ent a ins einer Exist enz

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 19.12.1911
Umfang: 6
am Webstuhl der Zeit be tätigt haben. Soviel Scharfsinn und politischer Fern blick den Beiden auch zu Gebote stand, sie haben es dennoch nicht vermocht, auch- nur ein Vierteljahrhundert vorauszublicken. 'Und so findet sich in ihrer Unter haltung keine Spur von einem möglichen italienisch türkischen Konflikt, aber auch keine Spur von einem deutschenglischen Gegensatz. Daß der Dreibund nach einem Vierteljahrhundert in allen Fugen wackeln würde, und Deutschland-Oesterreich der Gefahr, einer Koalition

von ganz Europa gegenübertreten zu müssen, je ausgesetzt sein könnte, scheinen Beide für unmöglich gehalten zu haben. Von besonderem Interesse für uns Oesterreicher ist der Absatz, in welchem Crispi sich über die Lage der Italiener in Oesterreich verbreitet und über die Rückwirkung dieser angeblich traurigen Lage auf die Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien. ) Dieser Absatz hat gegenwärtig, wo die Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich zwar nicht von Regie rung zu Regierung, wohl

aber von Volk zu Volk manches zu wünschen übrig lassen, und überdies die italienffche Rechtsfakultät in Diskussion steht, für uns Oesterreicher doppeltes Interesse. Der betreffende Ab satz in den Tagebüchern Crispis lautet wörtlich: „Oesterreich, fügte ich (Crispi) hinzu, ist das, was es ist: ein vielsprachiges Reich, aus verschie den Nationalitäten zusammengesetzt. Ich achte es, wen ich die Verträge achte und achter: muß. Oester reichs Bestehen ist notwendig für das Gleichgewicht Europas. Ich erkenne

dies an ustd Italien wird dem Nachbarreiche ein treuer Vebbündeter sein, n n daran, dies auszüsprechen, weil ich Oesterreichs Feind war und gegen Oesterreich konspi- riert habe, solange es italienische Provinzen besaß, vm m meinen Erklärungen aufrichtig, und Aus Hermann v. Gilms Wiener und Linzer Zeit. Von F. Sch. II. fbf P Srr 23 x?l nner 1853 schrieb V. v. Ehr hart M den sch avgedruckt in Zingerle's Vorwort SU den Khrhartschen Gedichten): nen ^dienst, als durch meine eige- haben £ 'a ^ mit dadurch

Anregung verwirklicht Zu sehen. Druck zu Gedichte bald in ist m die M IbaÄ % lbc l vereitelt werden. Er vermag nichts mehr- selbst"^^' Ml' mein Zureden dicht von mir tüLtJ t * em aufmunterndes Ge- TOlr ' "uhrte ihn zwar, wie er sagte, zu DieMag, 19.. DereMbtr 1911, daher niuß ich Sie bitten, beim Kabinett in Wien in einer Frage einzugreifen, deren Lösung uns alle, Oesterreich ebenso wie uns, interessiert. Im österreichischen Staate lebt eine in jeder Beziehung wichtige zahlreiche italienische Bevölke

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 6
Datum: 23.10.1911
Umfang: 6
: ohne Zustellung K 1 — mit Zustellmrg K 1'Rk Mtfieliü^s ohne Zustellung & 3'— mit ZEellLUA K K W mit Post . .. K 4 M halbjährig: ohne Zustellung K 6 s — nrit Zustellung K "IW mit Post . . * K 9*— T^rrMhrtg r ohne Zustellung K 12'-- mii Zustellung K 14*40 mit Wost, . . K 18 »— MsßelNe Iwsuk IO Hellem ReklaWLtisnem sind portsfrei 1 j 21 Oktober i L Raphael j UMrlü» 23. OK-oder 1911. Oesterreich und Italien. i. ^ Oesterreichs-Ungarn steht mit Italien und Deutsch- ; land im Bundesverhältnis. Für die Völker

Oesterreichs j und ihren ritterlichen Kaiser war es eine Tat edlen Ver- \ aessens, dem italienischen und deutschen Nachbarn bie—I Kund zum Bunde zu reichen. Denn diese zwei natio- i uatert Großstaaten waren hauptsächlich, auf Kosten Oesterreichs entstanden und hatten bis zum Jahre 1866 miteinander über die „Stoß ins Herz"-Politik gegen Oesterreich verhandelt. Unser hochbetagter Kaiser hat in seinen jungen Jahren über ein Oesterreich! geherrscht, welches sowohl in Deutschland wie in Italien die Vor macht

gewesen ist. Oesterreich hätte seine Weltstellung in Deutschland und Italien retten Wunen, wenn unser Kaiser seine Aufgabe als deutscher Fürst nicht so ge wissenhaft genommen hätte. Napoleon III. war 1859 bereit, die Früchte seiner Siege bei Magenta und Sol- ferino preiszugeben, wenn ihm Oesterreichs freie Hand ließ für die Eroberung des linken Rheinufers. Unser Kaiser hatte für dieses verlockende Ansinnen die schöne Antwort: „Sire, ich! bin ein deutscher Fürst!" Der Dank für diese deutsche Heldentat unseres Kaisers

war der Bund Preußens mit dem piemontesischen Ita lien und der Krieg vom Jahre 1866, in welchem Ita lien trotz seiner Niederlage zu Wasser und zu Lande Benetien gewann. Als der Krieg des Jahres 1866 ausgebrochen war, sagte ein österreichischer Staatsmann: „Wenn wir nicht siegen, dann gibt es kein Oesterreich mehr!" Tatsächlich ist auch das Oesterreich Nach dem Fahre 1866 !ein wesent lich anderes- als das Oesterreich vor 1866. Die durch soviele Jahrhunderte behauptete Weltstellung in Deutsch land

und Italien ist verloren, die Hegemonie der Deutschen unter den Völkern Oesterreichs für immer er schüttert, und dafür haben wir die Aufgabe übernom- ! mm, uns mit den halbwilden Völkern des Balkan! herumzubalgen. Die Politik Bismarcks und Cavours ! hat Oesterreich aus Deutschland und Italien hinaus geworfen und den Schwerpunkt Oesterreichs nach Osten ! geschoben. Aber auch die zwei neuen nationalen Ein- j heitsstaaten hatten ihre Feinde und sahen sich großen ! Gefahren .ausgesetzt. Alle Gegner

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Seite 2 von 6
Datum: 10.04.1909
Umfang: 6
saftigsten Wiesenteppiche, die herzlichsten Blumenge- fildc und wogende Kornfelder hervor, während sich die Lüste mit den wiedergekehrten Singvögeln und tausenderlei zu neuem Leben erwachten Insekten be völkern. Die Osterglocken Hallen durch das Land und verkünden den Sieg des Auferstandenen über Tod und Hölle, sie verkünden aber auch den Sieg des Frühlings über die Todesstarre des Winters. Auch unser liebes Oesterreich kann heuer freudige Ostern feiern. Denn das alte Reich

Orkane vergleichbar, ist durch den Zauberstab der Diplomaten fast unvermittelt in mildes Frühlings wehen übergegangen. Die Angst, daß wilde Kriegs rosse, platzende Bomben, große Schlachten und wütende Bandenkämpfe die Kulturarbeiten langer Jahre vernichten und das Blut der kräftigsten Söhne des Vaterlandes vergießen werden, ist gewichen, und Gottes Ostersonne strahlt im Frieden auf ein glück lich Oesterreich. Oesterreich-Ungarn ist auferstanden ans drohender Kriegsgefahr zu vollbegründeter Frie

denszuversicht. Die Feinde Oesterreichs bauten auf dessen innere Schwäche und hofften seinen baldigen Zerfall. Die Kämpfe der Nationalitäten des Reiches sollten den Kitt, welcher das Reich der Habsburger durch Jahr hunderte so fest zusammengehalten hat, sprengen. Schon meinte man die Klammern des Reiches so weit gelockert zu haben, daß der ganze gewaltige Bau ins Wanken geraten müßte, sobald von außen ernstliche Gefahren herankämen. Man betrachtete Oesterreich als vollständig aktionsunfähig. So meinten

und glaubten die auswärtigen Feinde unseres Reiches, denn so hatten sie es von den professionellen Hetzern im Innern gehört und gelernt. So oft wurde die Lehre, daß Oesterreich im Zerfall begriffen und darum nach Außen vollkommen aktionsunfähig sei, in Zeitungen, Büchern und Broschüren verkündet und wiederholt, daß auch die treuen Völker Oesterreichs ein gewisses Bangen beschlichen hatte, wie es wohl ums teuere Vaterland im Ernstfälle bestellt sein würde. Zahllose biedere Oesterreicher jedes Standes

Gefahren erzeugen schon im privaten Leben innige Freundschaft und das Gefühl der Zusammen gehörigkeit, um so mehr gilt dies im Leben der Völker. Soeben hatte man die Absicht, Oesterreich aus den Angeln zu heben und dessen Völker wild durcheinander zu hetzen, während auswärtige Feinde die Grenzen des Reiches überschreiten. Und nun sind die Feinde Oesterreichs mit Beschämung heim geschickt worden und durch Oesterreichs Gaue flutet ein mächtiges Gefühl der eigenen Kraft und der innigen Zusammengehörigkeit

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