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Schlern
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Seite 20 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Verhandlungen, die jedoch ohne Ergebnis blieben. Herzog Sigmund nahm in der Sache eine eher vermittelnde Rolle ein. Obwohl er mit Ludwig verbündet war, engagierte er sich kaum für die Wittelsbacher. Bei den Nördlinger Verhandlun gen versuchte Herzog Ludwig, die Vertreter Herzog Sigmunds mit dem Hinweis auf zukünftige Schwierigkeiten mit den Eidgenossen zu ködei'n. Sigmund „muß te nunmehr auf den Kaiser Rücksicht nehmen und konnte sich daher nicht mehr so uneingeschränkt, wie des öfteren

in früheren Zeiten, für die wittelsbachische Seite engagieren.“ 18 ) In Nördlingen versuchten die Vertreter Sigmunds auch, die Bayern zur Rückgabe der von Ladislaus Postumus verpfändeten habsburgischen Hauskleinodien zu bewegen. Die Vertreter Ludwigs versuchten wiederum, über Sigmund die Anerkennung des Kurfürsten Friedrich „des Siegreichen“ von der Pfalz von seiten des Kaisers zu erreichen. Dies verdeutlicht, wie Sigmund der Vermittler zwischen dem Kaiser und der Oppositionspartei der Wittelsbacher

im Reiche war. Auch die Verhandlungen in Donauwörth im Juni 1466 scheiterten, da die Reichsstädte gegenüber den Fürsten mißtrauisch blieben. Herzog Sigmund schickte nach dem Nördlinger Tag eine Verhandlungsdelegation zu Herzog Lud wig und dem mit Burgund verbündeten Pfalzgrafen Friedrich. Vermutlich ging es dabei um Unterstützung gegen die immer aggressiver gegen die Vorlande sich ge bärdenden Eidgenossen wie auch um eine Kontaktaufnahme zu Karl dem Küh nen von Burgund, der 1465 noch zu Lebzeiten

seines Vaters einen Staatsstreich durchgeführt und sich kurz darauf mit dem Pfalzgrafen und dann auch mit Her zog Ludwig verbündet hatte. Leider sind die Quellen zu dürftig, um den wahren Grund der Reise Herzog Sigmunds nach Basel und Straßburg im Oktober 1466 zu bestimmen. In Straßburg traf Sigmund erstmals mit dem Pfalzgrafen Friedrich dem Siegreichen zusammen; hier traf er auch Herzog Ludwig, Markgraf Karl von Baden, Graf Eberhard von Württemberg und den Bischof von Basel. Offensicht lich wurde

über die Eidgenossenfrage sowie über das Verhältnis des Kaisers zu Burgund verhandelt, in dem Sigmund eine Mittlerrolle spielte. Immerhin hatte bereits Papst Pius II. 1463 eine Vermählung des Kaisersohnes Maximilian mit Karls Erbtochter Maria angeregt. Der Friedensschluß zwischen Pfalzgraf Fried rich und dem Grafen von Lupfen, den Sigmund am 23. Oktober in Straßburg ver mittelte, wird jedenfalls nicht der Hauptgrund für die weite Reise gewesen sein. Im Herbst 1466 kam es dann zu ersten Verhandlungen zwischen Herzog

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Schlern
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Seite 23 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Georg von Metz teilgenommen hatten' 1 ), versuchte Herzog Sigmund, in Mailand, Frankreich und Burgund Verbündete gegen die Eidgenossen zu gewinnen. Er wußte dabei weder, daß alle drei Mächte bereits mit den Eidgenossen verbündet waren, noch, daß König Ludwig XI. den Eidgenossen während des „Waldshuter Krieges“ sogar militärische Hilfe angeboten hatte, noch, daß er seit der Zusam menkunft mit Herzog Karl in Peronne im Oktober 1468 tödlich verfeindet war.' 2 ) So kam es zu völligen

Fehleinschätzungen der Lage, als Sigmund den französi schen König besuchen wollte und dann in erniedrigender Weise brüskiert und ab gewiesen wurde, als er bereits bis Troyes gekommen war. Er reiste nun weiter nach Arras, wo er am 21. März mit Herzog Karl zusammentraf, mit dem er am 9. Mai 1469 den Vertrag von St. Omer schloß, in dem er dem Burgunder seine Be sitzungen im Elsaß, Südschwarzwald und die Stadt Breisach um 50.000 Gulden verpfändete und dafür in seinen Schutz genommen wurde. Karl erhielt

auch die Erlaubnis, die zum größten Teil verpfändeten Herrschaften auszulösen und diese Auslösesummen bis zu einer Höhe von 180.000 Gulden auf die Pfänder zu schla gen.") Man sieht daran, wie recht Sigmund hatte, als er dem Kaiser klagend mit teilte, daß ihm von seinen Herrschaften in den Vorlanden kaum noch etwas ge blieben sei. Als Herzog Sigmund aus Burgund zurückkam und Karl den Eidgenossen die 10.000 Gulden gezahlt hatte, schickte Sigmund dem Kaiser einen großen Rechtfertigungsbericht, der die Hauptquelle

über die Verhandlungen bietet. Er berichtete dem Kaiser, wie er die Lande Herzog Karls erkundet und dabei be dacht habe, „das er nur ain tochter hat, darauf alle seine lannd erben und gefal len mechten“.' 1 ) Sigmund wies seinen Vetter nun auf diese einzigartige Chance hin, nicht nur - durch die „burgundische Hochzeit“ die an Herzog Karl verpfän deten Gebiete - aufgewertet durch die Pfandauslösungen Karls - gratis wieder zurückzubekommen, sondern auch durch die burgundische Erbschaft zu einer Großmacht aufzusteigen

. Ihm gebührt damit das Verdienst, den Kaiser auf diese „Jahrhundertperspektive“ aufmerksam gemacht zu haben. Friedrich III. hinge gen war langsam und zäh; es war wiederum Sigmund, der mit Hartnäckigkeit dieses Ziel verfocht, das letzten Endes zum Erfolg führte. Kurz nach Sigmunds Abreise erschien Georg vom Stein, der Gesandte Podie- brads und frühere Kanzler Albrechts VI., bei Herzog Karl, um ihm die römische Königskrone anzubieten. Am 3. September schickte dieser ihn zu Herzog Sig mund, um weiter wegen

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Seite 25 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
den Eidgenossen zu verhandeln, die an diesem Reichstag teilnahmen. 44 ) Die Verhandlungen scheiterten jedoch an der Weigerung des Kaisers, den Eidge nossen die Privilegien zu bestätigen. Im Herbst 1471 nahm Herzog Sigmund die Verhandlungen mit Karl dem Kühnen wieder auf und schickte Dietrich von Rumlang nach Flandern. Über das Ergebnis der Gesandtschaft ist nichts bekannt. Der Kaiser indes schickte eine Delegation unter der Leitung von Bischof Ortlieb von Chur zur Züricher Tag satzung

die Vorschläge des Kaisers ab, ebenso aber auch den Antrag Herzog Karls zur Ausweitung des Neutralitätsbündnisses von 1467. Gleichzeitig erarbeiteten Vertreter Herzog Sigmunds und der Eidgenossen einen Kompromißvorschlag - den „Abschied von Einsiedeln“ vom 12. Oktober 1471 - , der 1474 dann als Ausgangsbasis für den Abschluß der „Ewigen Rich tung“ diente. Herzog Sigmund ließ Ende 1471 ein „Memorial an unnsern herren kayser“ 46 ) ausarbeiten, in dem Sigmund den Vetter darauf hinwies, daß die Hoffnungen

mit den Eidgenossen in dieser Form zuge neigt. Das Vorgehen der beiden Fürsten entsprach ihrem Wesen. Der Kaiser zähe, bedächtig, mißtrauisch, Sigmund rasch gewonnen, leichtgläubig, vertrauensselig. Das waren seine Schwächen, machten ihn aber menschlich zugänglich und ge wannen ihm Freunde.“ 47 ) Im Frühjahr 1472 unternahm Herzog Sigmund einen neuen Vorstoß in Rich tung Burgund, ohne jedoch die Verhandlungen mit den Eidgenossen abzubre chen. Aber auch Karl verhandelte mit beiden Seiten gleichzeitig. Am 12. April

1472 wurde zwischen den Vertretern Herzog Sigmunds und dem Bischof von Konstanz als Vermittler die „Konstanzer Richtung“ besiegelt, die im Kern die „Ewige Richtung“ von 1474 beinhaltete. Karl der Kühne war durch die Ablehnung seines Bündnisantrages durch die Eidgenossen verstimmt und wollte ein Zusammengehen Österreichs mit der Schweiz verhindern. Im Juli 1472 erschien der Landvogt Peter von Hagenbach in Bregenz bei Herzog Sigmund und erweckte den Anschein, als sei Karl nun bereit, mit Österreich

gegen die Eidgenossen zu ziehen. Daraufhin brach Sigmund die Verhandlungen mit den Eidgenossen ab. In der Folge vertröstete Karl seinen Bündnispartner aber wie bisher, daß der Feldzug gegen die Eidgenossen vorerst aufgeschoben werden müsse. Die unkoordinierten Verhandlungen des Kaisers und seines Vetters mit den Eidgenossen verdeutlichen, daß die Kommunikation zwischen beiden in dieser Zeit nicht besonders gut war. Herzog Sigmund ließ den Kaiser Ende September 1472 durch seinen Kanzler Benedikt Fueger

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Seite 28 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
teidigung gegen die habsburgische Willkürherrschaft in die Hände gefallen. Auch Hagenbach kam nach Basel, um mit dem Kaiser zu verhandeln. Die Eidgenossen erklärten dem Kaiser, sie seien bereit, mit ihren Kräften dem Hause Österreich zur Seite zu stehen, wenn er auf die verlorenen Gebiete verzichte. Friedrich aber antwortete wie üblich ausweichend und verwies sie auf den nächsten Reichstag in Augsburg. Etwa im April 1473 entschloß sich Herzog Sigmund, sich endgültig von Her zog Karl abzuwenden

, der ihm vier Jahre hindurch immer wieder Hilfe gegen die Eidgenossen in Aussicht gestellt hatte. Er schickte den Grafen Eberstein zu Kö nig Ludwig XI. von Frankreich und schlug ihm vor, Frankreich solle ihm das Geld für die Rücklösung der Pfandgebiete leihen; er werde dann bei einem Krieg zwischen Ludwig und Karl den Burgunder angreifen. Am 12. März meldete der mailändische Gesandte, daß Sigmund seine Bündnispartner wechseln wollte. Der König aber wies den Antrag Sigmunds zunächst zurück und teilte

dies den Eid genossen Ende Mai mit. Ende Juli schickte er Jost von Silenen jedoch als Gesand ten zu den Eidgenossen und bot ihnen seine Vermittlerdienste im Konflikt mit Herzog Sigmund an. Aber auch Herzog Karl bemühte sich um die Eidgenossen und bot ihnen die Waldstädte am Rhein an. Somit sahen sich die Eidgenossen von allen Seiten umworben. Während sich Friedrich III. im Sommer 1473 also mehr und mehr Karl dem Kühnen zuwandte - was sich auch darin zeigt, daß er Hagenbach, der die Reichs stadt Mühlhausen

bedrohte, gestattete, das Schultheißenamt von Mühlhausen aus der Verpfändung zu lösen -, setzte Herzog Sigmund sich mehr und mehr von die sem ab und wandte sich den Eidgenossen zu. Der Kaiser verschob weitere Ver handlungen mit den Eidgenossen auf den nächsten Reichstag und reiste nach Trier, wo er Ende September 1473 mit Karl dem Kühnen zusammentraf, den er mit dem Herzogtum Geldern belehnte. Herzog Sigmund hatte seine Räte nach Trier geschickt. Als diese in einer ersten Audienz bei Karl die Loyalität

ihres Herrn bekundeten, erklärte Karl ironisch, er sei sehr wohl über die Verhandlungen Sig munds mit Frankreich informiert, worauf die Gesandten erklärten, der Kontakt sei von König Ludwig ausgegangen - was natürlich nicht stimmte. In der zweiten Audienz verlangte Karl von den Gesandten Sigmunds, daß dieser seine Kontakte mit Frankreich abbreche.“ 2 ) In der Abschiedsaudienz für die Gesandten erklärte Karl frostig, er wisse genau, daß Herzog Sigmund die Pfandlande in andere Hän de geben wolle

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Seite 21 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
sich in den Konflikt ein und verbot den oberdeutschen Reichsständen jede Ge waltanwendung gemäß dem Nürnberger Landfrieden und forderte sie auf, alle Streitpunkte vor einem kaiserlichen Schiedsgericht vorzulegen. 2 “) Den ständigen Unruhestifter Bilgeri von Heudorf, der zeitweise seine Gunst genossen hatte, for derte er auf, sich zurückzuhalten und ebenfalls vor dem Gerichtstag zu erschei nen. * 21 ) Herzog Sigmund ließ für den geplanten Gerichtstag Material sammeln, aber es kam

nicht dazu, weil die Eidgenossen Herzog Sigmund am 4. Juni den Krieg er klärten. Dieser fand auf zwei Schauplätzen statt. Etwa 1400 Eidgenossen fielen ins Elsaß ein, und eine zweite Streitmacht schloß am 22. Juli die Rheinfestung Waldshut ein. Friedrich III. erklärte dem Vetter, ihm wegen der Bedrohungen von seiten der Türken, Venedigs und Böhmens keine Hilfe schicken zu können. Er wandte sich jedoch an die Reichsstände und an die Eidgenossen und befahl ihnen, innerhalb von 15 Tagen die Eroberungen herauszugeben, die Fehde

abzustellen und sich vor dem kaiserlichen Gericht zu verantworten. 22 ) An sich konnte der Kaiser nach diesem Reichsgesetz aufgrund des „crimen laesae maiestatis“ gegen jeden Friedbrecher ohne weiteres Verfahren sofort die Reichsacht verhängen. Die neue Rechtslage war jedoch für die Kanzleien ungewohnt und wurde zunächst auch nicht konsequent angewandt. Herzog Sigmund, der etwa 200 diesbezügliche Mandate erhalten hatte, berief sich am 5. August 1468 von Singen aus sofort dar auf und verlangte von Albrecht

Achill, den Grafen von Württemberg und der Stadt Basel unverzügliche militärische Unterstützung. 22 ) Die Eidgenossen erhiel ten die Mandate jedoch erst am 16. August vor den Mauern Waldshuts zugestellt. Das Ende des „Waldshuter Krieges“ konnten die Mandate des Kaisers nicht mehr beeinflussen. Herzog Sigmund verpflichtete sich in der „Waldshuter Rich tung“, den Eidgenossen innerhalb von 10 Monaten 10.000 Gulden Kriegsentschä digung zu zahlen oder ansonsten Waldshut, die Waldstädte und den Schwarz

wald an die Eidgenossen abzutreten. 22 * ) Der Landshuter Kanzler Martin Mair hat te Herzog Sigmund mittlerweile einen „Ratschlag“ zukommen lassen, wie man in der Sache weiter verfahren solle. Er kritisierte das kaiserliche Vorgehen und er klärte, man könne nicht gleichzeitig mit der „Goldenen Bulle“ - die die Fehde zu ließ - und mit dem neuen Reichsgesetz argumentieren. Er empfahl, konsequent nach dem neuen Reichsgesetz vorzugehen, nach dem die Eidgenossen ohnehin be reits der Reichsacht verfallen

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Seite 32 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
mußte, war die Tatsache, daß sein kaiserlicher Vetter ihn im Frieden von Nancy fallenließ. Der Kaiser übernahm dabei die Verpflichtung, die Frage der Pfandlan de innerhalb von sechs Monaten zu klären, und wenn er nichts erreicht hatte, dies Karl selbst zu überlassen.“) Der Kaiser hatte sich also entschlossen, die Erobe rung Lothringens durch Karl von Reichs wegen zur Kenntnis zu nehmen „und so gar den Vetter Sigmund, dessen Vorlande und die Eidgenossen im Stich zu las sen“. 83 ) Das Makabre

daran war, daß der Kaiser wenige Tage vor diesem Verrat beim fünften Wiedersehen seit der Entlassung aus der Vormundschaft auf der Landshuter Fürstenhochzeit noch mit Sigmund an einem Tische gesessen hatte. Kein Wunder, daß der Herzog in den nächsten 13 Jahren kein Interesse verspüren sollte, den Vetter wiederzusehen! Karl der Kühne erlitt am 2. März 1476 in der Schlacht bei Grandson seine er ste schwere Niederlage. Als der kaiserliche Legat Georg Heßler Karl Ende April in Lausanne besuchte

, beurkundete der Herzog, daß Friedrich III. ihn durch den päpstlichen Legaten und Heßler gebeten habe, einem sechsmonatigen Waffen stillstand zwischen Herzog Sigmund und ihm zuzustimmen, in den auch die Pfandlande einbezogen sein sollten. 8 ') Auf diese höchst wichtige und bisher völlig unbeachtete Urkunde bezieht sich wohl die ansonsten völlig unverständliche Äußerung von Karls Rat Rochefort vom 15. April 1476 an den Gesandten des Her zogs von Mailand, Herzog Sigmund werde in den Frieden eingeschlossen

und den Schweizern keine Hilfe leisten; er gebe die Pfandlande auf und überlasse sie Karl. 85 * * * ) Die Initiative zur Einbeziehung Sigmunds in den Frieden zwischen Karl und dem Kaiser scheint von diesem ausgegangen zu sein. Herzog Sigmund ließ sich jedoch nicht von seinen Verbündeten trennen. Herzog Karl bestätigte dem kaiserlichen Gesandten Heßler am 6. Mai 1476 in Lausanne das Ehegelöbnis, wie er dies bereits mündlich in Neuß und schriftlich in Nancy vereinbart habe.““) Kurz darauf erlitt er in der Schlacht

bei Murten sei ne zweite schwere Niederlage. Im November erklärte er gegenüber Heßler, der Kaiser solle den Hochzeitstermin bestimmen, und am 26. November dankte Maria selbst ihrem Bräutigam Maximilian für übersandte Geschenke. Unterdessen waren die Friedensbemühungen weitergegangen. Auf der Rückreise von Rom, wo Heßler die Dispens des Papstes für die burgundische Hochzeit einholen sollte, kam er am 5. September 1476 nach Innsbruck, wo er im Aufträge des Papstes und des Kaisers mit Herzog Sigmund

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Seite 26 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Regensburger Reichstag verordneten Landfrieden zu bewahren, und forderte die Bischöfe von Straßburg und Konstanz auf, den Herzog dabei zu unterstützend' 1 ) Der Kaiser nahm nun im Frühjahr 1472 selbst direkten Kontakt mit Karl dem Kühnen auf, nachdem die Verhandlungen bisher über Herzog Sigmund gelaufen waren. Am 28. April 1472 war die kaiserliche Gesandtschaft am Hofe Karls. In ei ner vom Herzog zurückgehaltenen Instruktion für Verhandlungen mit Herzog Sigmund verlangte Karl jetzt die römische

. Der Abt von Casanova, der noch beim Kaiser in Graz war, sollte ihn beim Kaiser unterstützen. ‘) Herzog Sigmund, der am 18. Februar 1473 Jakob Trapp zum Kaiser schickte, war zweifellos über die Direktverhandlungen zwischen dem Kaiser und Burgund informiert. Mitte Februar kam es dann zur „Sonnenberger Fehde“, in der Herzog Sigmunds Truppen die Grafschaft Sonnenberg in Vorarlberg eroberten, was bei nahe zum Ausbruch eines neuen Krieges mit den Eidgenossen führte. Herzog Sig mund beauftragte seinen Rat

Konrad Wenger, der auf dem Wege nach Baden war, einer erwarteten burgundischen Gesandtschaft entgegenzureiten und diese um Hilfe zu ersuchen. Am 16. März ersuchte Sigmund auch den Landvogt Hagenbach um unverzügliche Hilfe.") Konrad Wenger eri’eichte die burgundische Gesandtschaft, die sich in Basel recht kriegerisch artikulierte, so daß die Eidgenossen sich zurückhielten und nicht in die „Sonnenberger Fehde“ eingriffen. Dies war der erste eigentliche Pro fit, den Herzog Sigmund seit dem Vertrag

von St. Omer aus dem Bündnis mit Karl dem Kühnen zog; die Grafschaft Sonnenberg blieb fortan bei Österreich, und auch die von einem Schiedsgericht vereinbarte Entschädigungssumme von 34.000 Gulden wurde von Sigmund niemals bezahlt. Herzog Sigmund sandte den Bericht Konrad Wengers seinem in Graz mit dem Kaiser verhandelnden Hofmeister Jakob Trapp nach. Am 25. März bevollmäch tigte Friedrich III. Bischof Hermann von Konstanz, mit den Eidgenossen zu ver handeln, die Entscheidung ihres Streites mit Sigmund

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Seite 22 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Herzog Sigmund versuchte nun, eine große Fürstenkoalition gegen die Eidge nossen zustande zu bringen. Kanzler Martin Mair schlug Herzog Sigmund eine Doppelstrategie vor. Er sollte offiziell eine Gesandtschaft zum Kaiser schicken, den Abschluß der „Waldshuter Richtung“ rechtfertigen und den Kaiser ersuchen, den Prozeß gegen die Eidgenossen einzustellen. Darüber sollte ein Notariatspro tokoll angelegt werden, das man bei Bedarf vorzeigen konnte. Inoffiziell aber sollte der Kaiser ersucht

zu seiner zweiten Romreise. Gemäß dem Ratschlag des Kanzlers Mair wandte sich Sigmund auch mit der Bitte an Papst Paul II., die „Waldshuter Richtung“ nicht anzuerkennen; der Ge sandte nahm entsprechende Konzepte für päpstliche Schreiben mit. Der Papst er füllte den Wunsch des Herzogs, der noch wenige Jahre zuvor von der Kurie als Ketzer exkommuniziert worden war, und teilte am 13. März 1469 den Eidgenos sen mit, er habe Sigmunds Bitte um die Bestätigung der „Waldshuter Richtung“ nicht nachkommen

können.' 7 ) Der Prozeß am kaiserlichen Hofe ging mittlerweile weiter. In einem weiteren „Ratschlag“ empfahl Martin Mair dem Herzog die Ungültigkeitserklärung der „Waldshuter Richtung“ („deelaratio“) und eine Bestätigung durch den Papst („confirmacio") und durch den Kaiser und legte gleich entsprechende Konzepte, auch für den Gebotsbrief an die Eidgenossen („inhibicio“), vor. Er riet, dies alles sollte noch vor dem 23. Juni 1469 geschehen, damit Sigmund den Eidgenossen die 10.000 Gulden gar nicht mehr zu zahlen

brauche. Am 25. Mai 146.9 erklärte der Kaiser daraufhin die Richtung für ungültig, forderte die Eidgenossen auf, sich wegen des Friedbruches vor ihm zu verantworten, und „verbot“ Sigmund und der Bevölkerung von Waldshut und im Schwarzwald, der Richtung nach zukommen. 2 ") Als Herzog Sigmund die Mandate Ende Juni 1469 erhielt, hatte die ganze Angelegenheit durch sein Bündnis mit Karl dem Kühnen bereits eine ganz andere Wendung genommen. Die Ungültigkeitserklärung kam zu spät; auch hatte Sig mund

soll ten auch an Frankreich, Burgund, Savoyen und Lothringen gehen. Die Originale blieben jedoch im kaiserlichen Archiv liegen und wurden nicht expediert. Da Herzog Sigmund mitterweile einen anderen Weg beschritten hatte, erfuhr nie mand von der Ächtung, die ein papiernes Mandat blieb. In den entscheidenden Monaten vom August 1468 bis zum Mai 1469 funktio nierte die Kommunikation zwischen Friedrich III. und Herzog Sigmund so gut wie nicht. Gerade in diesen Verhandlungen mit den auswärtigen Mächten

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Seite 24 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Rotteln nach Innsbruck zu weiteren Verhandlungen. Diese erklärte, daß Karl der Heirat nur zustimmen werde, wenn er vorher zum römischen König erhoben wer de. 37 ) Die Gesandten hatten auch den Auftrag, die Verhandlungen sofort ab zubrechen, wenn der Kaiser zur Gewährung des Königtums nicht bereit sei. Um die Verhandlungen nicht scheitern zu lassen, reiste Herzog Sigmund Ende Juni 1470 nach Villach, wo er erstmals seit 1458 mit dem Kaiser zusammentraf. Leider sind uns von diesem „Kärntner

Fürstentag“ so gut wie keine Quellen überliefert. Friedrich III. lehnte die Rangerhöhung Karls ab, zumal diese nur mit Zustimmung der Kurfürsten möglich gewesen wäre. Er erteilte Sigmund die In struktion, Karl eine Belehnung mit den Reichslehen und ein territoriales König tum anzubieten. Maria von Burgund sollte die „obern lannd“ (die Pfandgebiete) als Mitgift erhalten, die Herzog Sigmund jedoch auf Lebenszeit zur Verwaltung erhalten sollte. Schließlich sollte Karl den Habsburgern helfen, die 1452

verlore ne Stadt Freiburg im Üchtland von Savoyen zurückzuerobern.™) Beim Kärntner Fürstentag kamen auch noch andere Differenzpunkte zur Sprache. Sigmund erreichte, daß der Vetter den von ihm gemäß dem Konkordat von 1448 zum Bischof von Brixen ernannten und vom Papst bestätigten Leo von Spaur zurückzog und seinen Kandidaten Golser akzeptierte." 1 ) Da sich die Kon flikte zwischen Eberhard im Bart und seiner Mutter Mechthild, der Witwe Al- brechts VI., einerseits und den österreichischen Vorlanden

andererseits häuften, befahl der Kaiser am 1. August 1470 den Einwohnern der Grafschaft Hohenberg, Herzog Sigmund - an den die Grafschaft nach Mechthilds Tod vertragsmäßig fal len sollte - schon jetzt zu huldigen. 4 “) Am 26. September 1470 teilte Sigmund Herzog Karl das Ergebnis der Villa cher Verhandlungen mit und schickte Dietrich von Rumlang an seinen Hof. Als der Burgunder jedoch erfuhr, daß der Kaiser der Rangerhöhung nicht zustimmen wollte, brach er die Verhandlungen ab. Damit endete Anfang 1471

die erste Verhandlungsphase, in der Herzog Sigmund allein mit dem Burgunder in dieser Sache verhandelt hatte und der Kaiser nur mittelbar daran beteiligt war. Friedrich III. hatte mittlerweile einen Einfall der Türken in die Steiermark hinnehmen müssen. Der Tod Podiebrads am 22. März 1471 befreite ihn von einer großen Sorge. Am 11. Februar 1471 besuchte Mathias Corvinus, der 1469 in Ol- mütz zum König von Böhmen ausgerufen worden war, den Kaiser in Wien und ersuchte ihn um die Hand seiner Tochter

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Seite 31 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
das hertzogtum in Swaben mit seiner zugehorung in lehensweis verlihen hette“. 77 ) Der Kaiser, der in keiner Gegend des Reiches so viele Rechte besaß wie in Schwa ben, wurde hier zum Konkurrenten des Vetters. Sigmund dachte hier in althabs- burgischer Hausmachtsperspektive, der Kaiser aber aus der Perspektive des Reichsoberhauptes, der betonte, daß Schwaben keinen Herzog mehr habe und daß das Land „ohn alles Mittel“, also ohne jede weitere Zwischeninstanz, unter dem Kaiser stehe. Als der Papst

, daß die Kaiserwürde in der Hand eines Habsburgers den Ausbau der landesfürstlichen Hausmacht be hindern konnte - was sich auch an anderen Beispielen wie Zwiefalten usw. auf zeigen läßt! Herzog Sigmund befürchtete Anfang 1475 nicht zu Unrecht, der Kaiser könn te sich auf seine Kosten mit Herzog Karl arrangieren. So schickte er den Brixner Domherrn Achaz Mornauer an den Rhein, der in einem Schreiben über ein gehei mes Gespräch mit dem Kaiser berichtete. Er habe Friedrich gegenüber die Be sorgnis geäußert, ob Herzog

Sigmund wohl in einen Friedensvertrag eingeschlos sen werde. Der Kaiser habe ihm darauf geantwortet, er werde sich von Sigmund nicht „seperiern lassen“. Sigmund solle dafür Sorge tragen, daß der französische König ihn aktiv unterstütze. Mornauer gab dem Kaiser dann die Versicherung, daß sein Vetter ihn auch für den Fall, daß die Eidgenossen ihn zuwenig unter stützten, nach seinem Vermögen „als ein gehorsamer Fürst des Reichs und als ein Vetter und Frunde“ helfen werde. 79 ) Die Befürchtungen Sigmunds

, bis zum 1. Jänner 1476 sollten die Verbündeten Frankreichs dem Vertrag beitreten können. Es existiert nun ein unbesiegeltes Konzept eines Waffenstill standes zwischen Karl und Herzog Sigmund vom 1. Jänner 1476, das zu dem Mißverständnis und der Annahme führte, daß es wirklich zu einem Waffenstill stand gekommen sei. 8 ') Die bittere Pille, die Herzog Sigmund jedoch schlucken ') Fürstenbergisches Urkundenbuch, Bd. 7, Tübingen 1891, 102f„ Nr. 49; vergl. da zu: Baum, s. Anm. 2, 398 u. 555, sowie Hans Georg

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Seite 17 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Wilhelm Baum Kaiser Friedrich III. und Sigmund der Münzreiche Ihre Beziehungen vom Frieden von Wiener Neustadt bis zum Frieden von Zürich (1464-1478) Für Heinrich Koller (Salzburg) Heinrich Koller hat der Erforschung der Wirksamkeit Friedrichs III. in unse rer Zeit wesentliche neue Impulse gegeben. 1 ) Wohl mit keinem Fürsten hatte der Kaiser über ein halbes Jahrhundert hinweg so intensive Beziehungen wie zu sei nem Vetter Sigmund dem Münzreichen. 2 ) Der Verfasser widmete Heinrich Koller

zum 65. Geburtstag eine Untersuchung der Beziehung der beiden Vettern bis zum Tode Albrechts VI.'), der in wechselnden Verhältnissen mit seinem Bruder und Vetter lebte und dessen historische Bedeutung wohl bisher zuwenig gewürdigt wurde/) Da sich die Herausgabe der Festschrift verzögerte, sei dem Jubilar daher eine Fortführung der Untersuchung der Beziehung zwischen Friedrich III. und Sigmund dem Münzreichen gewidmet, die neue Aspekte dieser historisch bedeut samen Beziehung aufzeigen soll. Es sei zunächst

gestattet, einige methodische Bemerkungen vorauszuschicken. Nach seiner endgültigen Entlassung aus der Vormundschaft im April 1446 hatte Sigmund, der von dieser Zeit her ein nie völlig zu beseitigendes Mißtrauen gegen den Vetter bewahrt hatte, diesen erstmals im März 1458 in Wiener Neustadt wie dergesehen, also nach genau zwölf Jahren. Der Verfasser der vorliegenden Studie hat die nahezu vollständigen Itinerare der Regenten vor sich und kann daher alle weiteren Begegnungen zwischen den beiden Vettern

auflisten. Bis zur Versöh nung zwischen dem Kaiser und Sigmund nach dem Tode Albrechts VI., Pius’ II. und des Cusanus im Mai 1464 kam es zu keinem weiteren Treffen; erstmals seit 1458 sahen die beiden Vettern sich bei dem in der Literatur so gut wie nirgends erwähnten „Kärntner Fürstentag“ im Juli 1470 wieder, wo Sigmund sich mit Friedrich III. traf, um ihm über seine Verhandlungen mit Karl dem Kühnen von Burgund zu berichten. Drei Treffen innerhalb von 24 Jahren zeugen in der Tat von keinem besonders

(= Vorträge u. Forschungen XXXII), Sigmaringen 1987, 425-464 (dort auch weitere Litera tur); vergl. dazu auch: Peter M. Lip- burger: Über Kaiser Friedrich III. (1440-1493) und die Regesta Friderici III., in: Jb. der Univ. Salzburg (= Veröff. d. Verb, österr. Geschichtsvereine 23), 1984, 42ff. ') Wilhelm Baum: Sigmund der Münzrei che. Zur Geschichte Tirols und der habsburgischen Länder im Spätmittel alter (= Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes 14), Bozen 1987. - 1 ) Wilhelm Baum: Albrecht

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Seite 33 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Zustimmung der Verbündeten, daß man Ende Jänner 1477 in Basel über den Frieden verhandeln wolle. 9 ") Dazu kam es jedoch nicht mehr, da Karl am 5. Jänner 1477 in der Schlacht bei Nancy fiel. Die Stimmung Herzog Sigmunds bei Erhalt der Nachricht davon wird durch einen Raitbucheintrag deutlich. Als ein Schweizer kam und ihm erzählte, er sei es gewesen, der Karl den Kühnen erschlagen habe, ließ Sigmund ihm voller Freude zwei Gulden auszahlen. 9 ') Dabei fiel der Herzog wohl seiner Leicht

ihrer Reichslehen. 92 ) Und Herzog Sigmund? Nach der Ermordung Herzog Galeazzos von Mailand ersuchte er den Kaiser um die Belehnung mit Mailand. Er erhielt vom Kaiser aber weder Mailand noch einen Teil Burgunds, sondern wurde vom Kaiser mit dem Ti tel eines „Erzherzogs“ abgespeist, was den geizigen Vetter nichts kostete. Am 13. Oktober 1477 schloß Sigmund eine „Erbeinigung“ mit den Eidgenossen. Er be mühte sich bei seinen Verbündeten darum, einen Friedensvertrag zwischen Ma ximilian und den Verbündeten zustande

zu bringen. Dieser wurde am 24. Jänner 1478 in Zürich besiegelt. Die Verbündeten traten ihm um 150.000 Gulden - zahl bar in drei Jahresraten zu 50.000 Gulden - die Freigrafschaft Burgund ab, die Sigmund selbst gerne gehabt hätte.“) Es ist geradezu unglaublich, wie leichtsin nig und unwürdig Maximilian diese Chance verspielte; er zahlte weder die Ent schädigung noch ratifizierte er den Friedens vertrag, um den er doch so froh sein konnte! So wandten sich die Eidgenossen Frankreich

, das reiche burgundische Erbe seinem Sohn zu sichern, ohne den burgundischen Staat vom Reiche loslösen zu müssen. Daß er auf keine Rechte explizit verzichten wollte, zeigt auch sein Verhalten gegen die Eidgenossen, die eine Schlüsselrolle einnah- men. „Die Burgunderkriege können ... auch als Krieg der Eidgenossen für die In teressen des Reiches betrachtet werden.“ 95 ) Herzog Sigmund vollzog den „histo rischen Kompromiß“ mit den Eidgenossen in der „Ewigen Richtung“. Ihm ging es um den Ausbau

. 79, hier 138) gegen Her zog Sigmund, er habe „eben kein Gefühl für Ehre“ gehabt, aus der Luft gegrif fen. Sigmund unterstützte Maximilian gerade zum Zeitpunkt der größten Ge fährdung des burgundischen Erbes in tensiv, wofür er freilich weder von die sem noch von Friedrich III. Dank er hielt! “) Karl Mommsen: Eidgenossen, Kaiser und Reich (= Basler Beiträge zur Ge schichtswissenschaft 72), Basel-Stutt gart 1958, 268.

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Seite 29 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
ten Male mit Karl, der ihnen erklärte, er wisse sehr wohl, daß Sigmund mit Frankreich und mit dem Kaiser über eine Auslösung der Pfandlande verhandelt habe. Als die Gesandten Karl vorhielten, er habe doch selbst auch hinter Sig munds Rücken mit den Eidgenossen verhandelt, neigte er den Kopf und lächel te.“) Damit endeten die letzten Verhandlungen zwischen Karl und Herzog Sig mund. Dieser schloß nun am 4. April 1474 das Bündnis mit der „Niederen Verei nigung“, die sich wiederum

mit den Eidgenossen verbündete. Herzog Sigmund verzichtete nun in der „Ewigen Richtung“ feierlich auf alle Gebiete, die die Eidgenossen dem Hause Habsburg entfremdet hatten, um mit deren Hilfe wenig stens die Pfandlande zurückzugewinnen. Für ihn war Karl der Kühne fortan der Todfeind, den es zu vernichten galt. Herzog Sigmund zog nach dem Abschluß der „Ewigen Richtung“ wie ein Tri umphator in Zürich und Basel ein. 67 ) Hagenbach wurde gestürzt, vor ein Gericht gestellt und hingerichtet. Die Pfandlande fielen

, daß die Pfandgebiete bei einer eventuellen Rücklösung nicht weiterverpfändet würden, sondern bei Sigmund blieben. Friedrich III. blieb seinem Vetter gegenüber skeptisch und zeigte wiederum die altbekannte Unent schiedenheit, mit der er seine Partner nervte; er sagte weder ja noch nein, sah wohl innerlich ein, daß die Reunionspläne zum Scheitern verurteilt waren, und wollte als Oberhaupt des Hauses Habsburg nicht selbst den „historischen Kom promiß“ besiegeln. Als Sigmund die „Ewige Richtung“ dann abgeschlossen

des Kühnen. 7 ") Der Reichslandfriede von Regensburg wurde auf weitere sechs Jahre verlängert. Ende Juli 1474 begann Karl der Kühne mit der Belagerung der kölnischen Rheinfestung Neuß. Das Erzstift Köln ersuchte den Kaiser um Hilfe, der Ende August von Augsburg aus das Reichsaufgebot erließ und dem Burgunder am 7. Jänner 1475 von Andernach aus den Reichskrieg erklärte. 11 ) Nachdem dem fran- **) Bittmann, Bd. II/l, s. Anm. 32, hier 554-558. ”) Wilhelm Baum: Sigmund der Münzrei che in Einsiedeln

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Seite 18 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
. In der ersten Phase der Beziehungen zwischen Friedrich III. und Sigmund nach der Versöhnung durch den Vertrag von Wiener Neustadt vom 3. Mai 1464, die bis zum Abschluß der „Ewigen Richtung“ (1474) dauerte, gab es nur wenig Kontakte, aber auch wenig Streitpunkte zwischen den beiden Vettern. In den Jahren 1465 bis 1470 kümmerte Friedrich III. sich nur wenig um das Reich; die Reichsstadt Frankfurt erhielt in dieser Zeit etwa 140 Schreiben, also etwa 20 im Jahr. ) Für Herzog Sigmund war dies die letzte Phase

1452 - hinter ihm der Aufstand ausbrach.') Erst mit dem Beginn der intensiven Verhandlungen Sigmunds mit Karl dem Kühnen von Burgund, bei denen Sig mund 1469 die Vermählung von Friedrichs Sohn Maximilian mit Karls Erbtoch ter Maria anregte, wurden die Beziehungen zwischen den Vettern wieder lebhaf ter. Betrachtet man die Kontakte Friedrichs III. zu Herzog Sigmund seit dem Wie ner Neustädter Frieden im Sommer 1464 im einzelnen, läßt sich jedoch nicht übersehen, daß der Kaiser den Vetter zunächst

politisch unterstützte. Während er noch während des Krieges mit seinem Bruder Albreeht ausgerechnet die Eidge nossen aufgefordert hatte, ihm gegen seine Verwandten zu helfen, fand er am 3. Mai 1464 wieder zu einer alten Einstellung zurück, als er die Eidgenossen auffor derte, Sigmund nicht weiter zu behelligen. 7 ) Er befahl den Fürsten und Unter tanen des Reiches, Sigmund gegen seine Feinde zu unterstützen, und erlaubte diesem, die strategisch wichtige Landvogtei in Schwaben aus der Verpfändung

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Seite 19 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
zum Reichshauptmann in Süddeutschland ernannt werde und das Ehrenamt eines Reichshofmeisters erhalte. Friedrich III. aber war mißtrauisch, denn er wollte selbst in Schwaben eine führende Rolle spielen, weil dem Kaisertum hier mehr Machtbefugnisse verblieben waren als in allen übrigen Gebieten des Reiches. Herzog Ludwig aber bemühte sich weiter um eine Landfriedensordnung und verhandelte darüber mit Herzog Sigmund, mit dem er 1461 ein Bündnis auf Lebenszeit geschlossen hatte. Ende 1464 verließ Herzog Sigmund

Fürstenbundes aus. Daraufhin forcierte Al brecht Achill den Ulmer Tag von Februar 1466, um einen Gegenbund zu initiie ren. Ludwig von Landshut war nicht eingeladen worden. Zu diesem Ulmer Tag kamen Herzog Sigmund, die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg, Markgraf Karl von Baden, die Vertreter der kleineren Reichsstände und elf Bischöfe. Der Ausschluß der bayerischen und Pfälzer Wittelsbacher erregte je doch Widerspruch. Es kam daher in Nördlingen und Donauwörth zu weiteren ") Ebenda, 442, Nr. 4273

. ' ) Innsbruck, TLA, Cod. 195, fol. 125v-133r, u. Baum, s. Anm. 2, 276. ") Karlsruhe, GLA, Urk. D 886; ediert in: Wilhelm Baum: Die Habsburger und die Grafschaft Nellenburg bis zu deren Übergang an Österreich (1275-1465), in: Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees, 110, 1992, 73-94, hier 92-94, Nr. Vllf. ") Robert Gismann: Die Beziehungen zwi schen Tirol und Bayern am Ausgang des Mittelalters. Herzog Sigmund der Münzreiche und die Wittelsbacher in Landshut und München von 1439 bis 1479, phil

. Dissertation. Innsbruck 1976, 227 f. IS ) Wilhelm Baum: Nikolaus Cusanus in Ti rol. Das Wirken des Philosophen und Reformators als Fürstbischof von Bri- xen (= Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes 10), Bozen 1983. '“) Sigmund Riezler: Geschichte Baierns (= Allgemeine Staatengeschichte,1/20), Bd. 3, Gotha 1889, 429. ") August Kluckhohn: Ludwig der Reiche, Herzog von Bayern. Zur Geschichte Deutschlands im 15. Jahrhundert, Nörd lingen 1965, 250f.

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Seite 27 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
Ende April nach Konstanz. Während die Burgunder den Vertrag von St. Omer bisher gegenüber den Eidgenossen immer eher heruntergespielt hatten, ließ Hagenbach jetzt starke Worte hören und erklärte, Karl müßte Sigmund helfen, wenn die Eidgenossen ihn angriffen. Diese sahen sich durch die Zweigleisigkeit der burgundischen Politik getäuscht und wandten sich von Herzog Karl ab. Der Kaiser, der Ende April 1473 nach Augsburg gekommen war, lud die Eid genossen zu einer Beratung nach Konstanz

, sondern nur die jener Gebiete, die die Eidgenossen Albrecht VI. und Sigmund abgenommen hatten. Die Privilegien, die er bisher den Eidgenossen bestätigt hatte, wollte er dafür jedoch erneuern. Bubenberg, der den Kaiser von Augsburg nach Baden be gleitet hatte, sah nun ein, daß die „Ewige Richtung“ mit einer Anerkennung des Status quo vom Kaiser nie zu erreichen sei, und kehrte nach Bern zurück. Herzog Sigmunds Gesandte berichteten ihrem Herrn, der Kaiser habe den Eidgenossen befohlen, wieder unter die Herrschaft Österreichs

zu treten. 59 ) Auf diese Weise war an eine Aussöhnung zwischen den „Erbfeinden“ natürlich nicht zu denken. Herzog Sigmund hingegen war diesbezüglich doch wesentlich kompromiß bereiter. Als der Kaiser zu dieser Zeit die Reichslandvogtei in Schwaben auf dem Augsburger Reichstag Mitte Juni 1473 Herzog Albrecht IV. von Bayern-München zu lösen geben wollte und ein diesbezügliches Mandat an den Truchsessen Jo hann erließ, begab dieser sich unverzüglich nach Innsbruck zu Herzog Sigmund, wo die Sache

durch eine Scheinverpfändung vereitelt wurde. Herzog Sigmund lö ste unter Berufung auf das Mandat des Kaisers von 1464, das ihm die Pfandlö sung gestattete, Ende Juni die Landvogtei zurück und gab sie ihm einige Tage später um die Pfandsumme als Afterpfand wieder zurück.“) Dies verdeutlicht, wie es immer wieder Interessenskonflikte zwischen den beiden habsburgischen Vettern gab. Der Kaiser war Ende 1472 in eine gefährliche Isolation geraten. Mathias Cor- vinus unterstützte aufständische österreichische Adelige. Seit 1469

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Seite 30 von 66
Datum: 01.04.1995
Umfang: 66
zösischen König in der „Ewigen Richtung" in einigen Einzelfragen das letzte Wort Vorbehalten worden war und dessen Entscheid von Herzog Sigmund abge lehnt wurde, kam es Anfang Oktober 1474 zu einer letzten Konferenz in Feld kirch. Auch zu dieser Konferenz schickte der Kaiser keinen offiziellen Vertreter; er ließ sich jedoch von dem Konstanzer Dompropst Thomas von Cilli über die Verhandlungen und die Aufmarschpläne der Verbündeten gegen Herzog Karl be richten. 7 ) Mit großer Befriedigung nahm

der Türken auf dem Balkan. Er bevollmächtigte den Bischof Alexander Forli mit der Friedensstiftung. Bei Friedrich III., der den Herzog nur schwächen und zum Abschluß des Heiratsvertrages bringen wollte, hatte der Legat ein leichtes Spiel. Ihm ging es um das Erbe Karls. Herzog Sigmund hingegen haßte Karl und hegte Mißtrauen gegenüber dem Vetter - der im „Konstanzer Bistumsstreit“ den Truchsessen Otto von Waldburg favorisierte, während Sigmund selbst seinen Rat Ludwig von Freiberg unterstützte

. 7 “) Eine weitere Verstimmung zwischen Sig mund und Friedrich III. ergab sich durch ihre Konkurrenzsituation in Schwaben, die sich bis zum Ende der Regierungszeit des Herzogs immer mehr zuspitzen soll te. Sigmund erstrebte - die Politik der früheren Habsburger wiederaufnehmend - die Erneuerung des Herzogtums Schwaben. Am 10. August 1474 schrieb er dem Kaiser in einem verfassungsrechtlich höchst bedeutsamen Schreiben, die Grafen und Herren in Schwaben ließen sich in drei Kategorien einteilen. Die Grafen

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