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Schlern
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Seite 6 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
dem noch die Markgrafschaft Burgau. 1456 fiel ein Teil dieser Gebiete während der Gradnerfehde wieder an Albrecht zurück. 1458, nach dem Tode des Ladislaus Postumus, erhielt Sigmund die gesamten Vorlande neben Tirol und Vorarlberg, der Kaiser Niederösterreich, die Steiermark, Kärnten und Krain und Albrecht VI. Oberösterreich. Albrecht VI. führte dann — unterstützt von Ludwig IX. von Bayern- Landshut — bis zu seinem Tode mit Unterbrechungen Krieg gegen den Kaiser. Als Herr der Vorlande

kaiserliche Partei besiegte. Trotz der Differenzen um die Landvogtei und um Burgau gehörten Sigmund der Münzreiche und Albrecht VI. zum bayerisch-pfälzischen Block der antikaiserlichen Opposition. Nach dem Tode Albrechts VI. (+ 1463) und dem Ende des Cusanus-Streites änderte sich die politische Konstellation. Sigmund der Münzreiche söhnte sich 1463/64 mit Kaiser Friedrich III. aus. Nach dem Tode Albrechts III. von Bayern- München (+ 1460) kam es unter seinen Söhnen zu langwierigen Erbschaftsauseinan

dersetzungen, aus denen schließlich Albrecht IV. der Weise (+ 1508) als Sieger hervorging, der 1465 die alleinige Macht in Bayern-München an sich riß. Die jahrelangen Wirren in Bayern-München führten dazu, daß dieses Herzogtum zunächst keine expansive Außenpolitik betreiben konnte. Die Führungsrolle in Bayern übernahm in dieser Zeit der Landshuter Herzog Ludwig IX. der Reiche, der am 30. April 1461 ein Schutzbündnis mit Sigmund auf beider Lebenszeit abge schlossen hatte. Die Achse Innsbruck—Landshut

bewährte sich auch in den jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Schweizer Eidgenossen. Im „Waldshu- ter Krieg" 1468 war Ludwig IX. praktisch der einzige Fürst, der Sigmund aktiv militärisch unterstützte. Obwohl die Beziehungen zwischen Ludwig und Sigmund in den letzten Lebensjahren des Landshuters etwas abkühlten, bestand das Bünd nis doch bis zum Tode Ludwigs im Jahre 1479. Wir sehen Sigmund den Münzrei chen in der Zeit nach seiner Versöhnung mit dem Kaiser (1463—1479), also mit Bayern-Landshut

, nicht aber mit Bayern-München verbündet. Durch den Landshu ter Herzog blieben auch die Kontakte zwischen Innsbruck und Heidelberg aufrecht. Nach 1464 brauchte Sigmund noch zehn Jahre, bis er 1474 die berühmte „Ewige Richtung" mit den Schweizer Eidgenossen abschließen konnte und damit auch an der Rheinlinie Ruhe eintrat. Auf die althabsburgischen Besitzungen im Aar- und Thurgau, Freiburg im Üchtland, Rapperswil, Schaffhausen und Stein am Rhein hatte Sigmund freilich verzichten müssen. Er versuchte

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Schlern
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Seite 22 von 65
Datum: 01.03.1988
Umfang: 65
loyal verhalten. Dafür rechnete Sigmund beim Mühlhauser Krieg mit einer Unter stützung durch Frankreich. Der König aber lehnte nicht nur jede Hilfe an Sigmund ab, sondern er bot am 20. August 1468 den Eidgenossen sogar militärische Unter stützung an. Sigmund hatte davon jedoch keine Ahnung. Als er sich nun am 31. Dezember 1468 an Ludwig XI. wandte und diesem seinen Besuch ankündigte, mußte der König die Maske fallenlassen. Als Sigmunds Gesandter Graf Hans von Eberstein etwa Ende Februar am Hofe

Ludwigs XI. eintraf, erfuhr er vom König, daß dieser mit den Schweizern in Kontakt stand und von einem Besuch Sigmunds nichts wissen wollte. Zwischen dem 5. und 10. März teilte der König dies den Eidgenossen mit, die triumphierten, daß Sigmunds Plan fehlgeschlagen war.' ) Als Sigmund im März in Troyes in der Champagne eintraf, erfuhr er die ganze Wahrheit, Er faßte jedoch Mut und ritt gleich weiter zu Karl dem Kühnen, mit dem er bereits seit Jänner verhandelte. In diesem Zusammenhang gilt

es. einen weitverbreiteten Irrtum aufzuklären: In der „Berner Chronik“ Diebold Schillings des Älteren befin det sich ein Bild, das die Begegnung Sigmunds mit Ludwig XI. darstellt. Außerdem hat sich der Entwurf einer Rede des berühmten Humanisten Peter Luder gegen die Eidgenossen erhalten, die er vor Ludwig XI. und Sigmund halten sollte. In Wahrheit aber traf Sigmund nie mit dem König zusammen! Als er in Troyes von der Sache erfuhr, ritt er sofort weiter zu Karl; am 21. März 1469 trafen beide in Arras zusammen

. Vom 24. März bis zum 15. April hielt er sich in Hesdin in Artois am Hofe Karls auf. Am 9. Mai verpfändete er in St. Omer die Grafschaft Pfirt mit allen Besitzungen im Elsaß, den vier Waldstädten am Rhein und dem südlichen Schwarzwald an Karl, der ihn in Schutz nahm und das Recht erhielt, alle verpfändeten Gebiete wieder auszulösen. Außerdem wurde über eine Heirat zwischen dem Kaisersohn Maximi lian und Maria von Burgund verhandelt. Am 17. Mai besuchte Sigmund den Nordseehafen Brügge mit dem Vorhafen Damme

. Am 21. Juni 1469 war Sigmund wieder in Thann. Am Nachmittag gab er in der Engelsburg ein Essen, über das uns die Aufzeichnungen eines französischen Diplomaten erhalten blieb.-“) Es gab mehrere Sorten Fisch, gekochte Eier. Rüben und Krapfen. Die das höfische Zeremoniell der Burgunder gewöhnten Diplomaten Karls mokierten sich über die Tischsitten der Deutschen. Sigmund wurde von Rudolf von Haehberg-Rötteln und seinem Sohn Philipp begleitet. Ein Stallknecht trug die Speisen auf, die den Burgundern höchst

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Schlern
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Seite 20 von 65
Datum: 01.03.1988
Umfang: 65
Kempten (11. Oktober) und Bregenz (15. Oktober); von dort aus nach Konstanz (25. Oktober) und Radolfzell (27. Oktober). Über Waldshut (28. Oktober), Laufenburg (30. Oktober) und Rheinfelden (2. November) ging es nach Neuenburg (4.5. November) und Breisach (6./7. November), von hier aus nach Freiburg (8.—11. November) und zurück nach Radolfzell (20. November—1. Dezember), wo Sigmund am 29. Novem ber ein Bündnis mit Graf Ulrich von Württemberg abschloß und die Lehensträger im Elsaß

für den 4. Dezember nach Ensisheim berief, um dort die Lehen zu erneuern und Privilegien und Pfandbriefe vorzulegen. 11 ) Dies zeigt, daß Sigmund trotz seiner Rückkehr von Freiburg nach Radolfzell vorhatte, das Elsaß zu besuchen. Über Engen (1. Dezember) und Freiburg (2.—4. Dezember) reiste das Herzogspaar weiter nach Ensisheim. wo es am 8. Dezember ankam. Am 10. Dezember bestätigte Sigmund die Privilegien von Pfirt, am 11. die von Altkrich, am 13. die von Dattenried. am 14. die von Ensisheim

, am 15. die des Frauenklosters Masmünster. am 20. die von Masmünster und Thann sowie die der Weberzunft zu Masmünster. Am 19. Dezember schloß er in Ensisheim ein Bündnis mit der Stadt Straß bürg. H ) Die elsässischen Ritter Hugo und Dietrich von Monistrol schickte er am 16. Dezember von Ensisheim aus zum Kurfürsten von der Pfalz, um ihn um Unterstützung gegen die Eidgenossen zu ersuchen. 1 ’) Offensichtlich hielt Sigmund sich bei seinem ersten Aufenthalt im Elsaß nur in Ensisheim auf. Den.Bewohnern der Stadt Pfirt verlieh

der Herzog die Jahreseinkunft des Ungeldes und des „Heumenin“ (Heutransports) zum Wiederaufbau der von den Armagnaken 1445 verbrannten Oberstadt. 1 ") 1460 kam es durch den Konflikt Herzog Sigmunds mit dem Brixner Kardinal Nikolaus Cusanus * * 14 * * 17 ) zur Besetzung des Thurgaues, des letzten Gebietes der Habs burger im Gebiet der heutigen Schweiz, durch die Eidgenossen. Am 30. März 1461 überließ Sigmund daher seinem Vetter Albrecht VI. noch einmal die Regierung der Vorlande. De facto wurden

die Vorlande jetzt vom Landvogt Peter von Mörsperg regiert, da Albrecht VI. selbst in Linz residierte. 1463 wurde Thüring von Hallwil Landvogt, der als fanatischer Schweizerhasser bekannt war. Nach dem Tode Albrechts VI. (+ am 2. Dezember 1463) übernahm Sigmund der Münzreiche dann endgültig die Regierung der Vorlande und Tirols, die er bis zu seiner Abdankung im Jahre 1490 behielt. Nach der Beendigung des Cusanusstreites reiste Sigmund Ende 1464 nach Radolfzell; im Jänner 1465 war er in Biberach, Ulm

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Seite 23 von 65
Datum: 01.03.1988
Umfang: 65
Volksliedern * 2 ), einer anonymen Reimchronik und in der Reimchronik des Konrad Pfettisheim niederschlug. Am 20. März 1474 verbündeten sich die Städte im Elsaß mit Herzog Sigmund zur „Niederen Vereinigung“, der sich auch die Bischöfe von Straßburg und Basel anschlossen. Sigmund kündigte am 6. April 1474 die Pfand lande Karl gegenüber auf und zog am 8. April in Zürich ein. Nach dem Besuch des Stiftes Einsiedeln (10. April) reiste er nach Zürich zurück. Am 15. April wurde der Despot Hagenbach

in Breisach verhaftet. Im Elsaß feierte man den Zusammen bruch des „welschen Regimentes“ mit starken nationalen Untertönen. Am 30. April war Sigmund in Basel, am 2. Mai in Neuenburg und am 5. Mai in Freiburg, wo er bis 8. Mai nachweisbar ist. Der Basler Geschichtsschreiber Johannes Knebel berichtet, daß Sigmund es sich in Freiburg gemütlich gemacht habe („fecit sibi bonum tempus“), während in Breisach der Prozeß gegen Hagenbach lief. Sigmund hielt sich vom 13. bis zum 14. Mai bereits wieder in Radolfzell

auf und ist am 25. Mai wieder in Innsbruck nachweisbar. Das Elsaß besuchte er also 1474 offensichtlich nicht. 28 ) Im April 1475 reiste Sigmund nach Freiburg im Breisgau. Da er am 25. März noch in Innsbruck und am 21. April bereits wieder in Innsbruck war, ist es anzunehmen, daß er auch in diesem Jahre nicht im Elsaß war. Seine letzte große Reise in die Vorlande unternahm Sigmund, der seit 1477 den Titel eines Erzherzogs trug, im Frühjahr 1478. Am 27. März 1478 war er in Ehrenberg an der Tiroler Grenze

des allmechtigen gottes von hynnen zu reiten erheben auf den nachstkunfftigen montag und mit ainem wolgerusten und treffenlichen rayssigen zeug, den wir haben werden, zu seiner lieb zu kumen, in hofnung, wir werden etwas fruchtpars für uns unnser lande leute und haus Österreich furnehmen und ausrich- ten, daz wir ewrer liebe unverkundet nit wolten lassen.“ In einem Postskriptum schreibt Sigmund weiter: „Doch haben wir ettlich unnser rete seiner lieb under äugen zu reyten gevertigt und denselben in bevelh

hatte auch Erzherzog Sigmund Druck auf den französischen König ausgeübt, dem er am 28. Mai von Freiburg aus geschrieben hatte.“) Ein weiteres Motiv für die Reise Sigmunds, die nach dem Bericht Johannes Knebels auch in den Sundgau führte"), waren Streitigkeiten mit dem Bischof Johannes von Basel, mit dem der Erzherzog ansonsten gut auskam. Die Grafschaft Pfirt war formalrechtlich ein Lehen des Basler Bischofs, der auf seiner Burg in Pruntrut (Porrentruy) das österreichische Wappen neben dem anderer Lehnsleute

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Seite 21 von 65
Datum: 01.03.1988
Umfang: 65
von Burgund über eine eventuelle Ehe zwischen Maximilian, dem Sohn Kaiser Friedrichs III., und Maria, der Tochter Karls des Kühnen von Burgund. Dann begleitete der Herzog seine Gemahlin nach Thann, wo sie am 20. Februar ankamen. Da Ensisheim vom Armagnakenaufstand her immer noch zerstört war, wurde die Engelsburg in Thann als Residenz ausersehen. Von Innsbruck aus wurde die Burg mit Waffen, Geld und Gewürzen verproviantiert. Sigmund blieb noch bis zum 2. März in Thann; am 25. Februar regelte

hatte sich — der ständi gen Angriffe des sundgauischen Adels müde— der Eidgenossenschaft angeschlos sen, die die Stadt nun gegen den österreichischen Adel in Schutz nahm. Für den 29. Juli 1467 berief die Herzogin Eleonore einen Landtag nach Thann ein, auf dem Maßnahmen bei einem etwaigen Angriff der Schweizer beraten werden sollten. Ende August 1467 verließ Eleonore Thann und kehrte nach Innsbruck zurück. Am 4. September traf sie in Villingen mit Herzog Sigmund zusammen, der gerade vom Reichstag in Nürnberg

zurückkehrte. Am 18. Juni 1468 erklärten Bern, Solothurn und Freiburg im Üchtland Herzog Sigmund den Krieg. Beim Einmarsch der Schweizer in den Sundgau fiel das Banner der Grafschaft Pfirt in die Hände der Eidgenossen; noch heute befindet es sich im Zeughaus zu Solothurn. Der Krieg endete am 27. August 1468 mit der „Waldshuter Richtung“; Sigmund sollte den Schweizern innerhalb eines Jahres 10.000 Gulden bezahlen oder die vier Waldstädte mit dem südlichen Schwarzwald abtreten. Über Villingen reiste Sigmund

gegen die Eidgenossen zu ersuchen. Damit kommen wir zur dritten Reise Sigmunds in das Elsaß. Am 2. Jänner 1469 war er noch in Innsbruck, am 28. Jänner in Freiburg und am 13. März in Beifort, von wo aus er der Stadt Mühlhausen ausweichend auf ihre Beschwerden über die fortdauernden Aggressionen des österreichischen Adels antwortete. Bereits am 11. Februar meldete die Stadt Solothurn an Bern, man habe erfahren, daß Sigmund sich zu einer Reise rüste. Am 15. Februar war Sigmund bereits in Thann, wo er der Stadt

ein neues Wappen verlieh. 22 ) Am 18. Februar berichtete der elsässische Ritter Kaspar von Regisheim den Berner Politikern Nikolaus von Scharnachtal und Nikolaus von Diesbach, Herzog Sigmund lasse seine Begleitung in Thann neu einkleiden und rüste sich, um in „welsche Lande" zu reiten. 23 ) Am 21. Februar berichtete Sigmund Herzog Ludwig IX. aus Thann, er wolle zuerst zu König Ludwig und dann zu Herzog Karl reiten. 23 ) Die Eidgenossen erfuhren nun, daß Sigmund gewillt war, das Elsaß an Karl den Kühnen

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Seite 11 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
Tölz und Wolfratshausen. Am 25. Juli 1479 „landete Albrecht sodann seinen bisher größten Coup“ 22 ); Sigmund verschrieb ihm 100.000 Gulden auf Freundsberg und Schwaz mit den Silberbergwerken. Im Gegensatz zu den bisherigen Verschreibun gen wurde nun vereinbart, daß Sigmunds Erben nicht das Recht hätten, nach dem Tode des Erzherzogs diese wichtigste Geldquelle des Landes sofort zurückzulösen, sondern erst nach vier Jahren, in denen Albrecht selbst die Summe aus den Bergwerken herauswirtschaften

konnte. Bezeichnend für die Intrigen Albrechts war es auch, daß der Vertrag vorsah, daß Albrecht Sigmund unterstützen sollte, wenn irgend jemand versuchen sollte, ihn von seiner Herrschaft zu verdrängen und aus Tirol zu vertreiben. 23 ) Mit „irgend jemand“ konnten nur Friedrich III. und Maximilian gemeint sein; offensichtlich machte der durchtriebene Münchner Her zog sich seinen Partner gefügig, indem er ihm einredete, seine Verwandten wollten ihn verdrängen. Recht abenteuerlich wirkt

auch der Vertrag vom 20. August 1479. in dem Albrecht Sigmund eine Jahresrente von 50.000 Gulden für den Fall in Aussicht stellte, daß er das Herzogtum Mailand in seine Gewalt bringe, auf das er Erbansprü che zu haben glaubte, da seine Großmutter eine Visconti war. Nach der Ermordung Herzog Galeazzos (1476) glaubte Albrecht wohl, auch hier zum Zuge kommen zu können. Im Sommer 1479 setzte Albrecht in Innsbruck seine Aktionen fort; am 23. August 1479 ersuchte Sigmund Kaiser Friedrich III., entweder

ihn oder Maximilian oder aber Albrecht IV. zum römischen König wählen zu lassen. Albrecht IV. suchte sich bei seinem gewagten Spiel politisch abzusichern. Am 6. Jänner 1480 schloß er mit Herzog Georg von Landshut einen Vertrag, das „löblich Haws“ Bayern „zu erweytern, zuvor an den ennden, da es vormals darzuegehort hat“ (Dokument II). Damit hatte Albrecht seine politischen Ziele klar ausgesprochen. Systematisch wurde nun der Ring um Sigmund enger gezogen. Durch ständige kleine und größere Kredite versuchte

der ansonsten ob seines Geizes verschriene Herzog, seinen südlichen Nachbarn von sich abhängig zu machen und weiter gegen seine Verwandten aufzuhetzen. Aufgrund der schlechten Erfahrungen in der Zeit seiner Unmündigkeit „ließ er sich von den in ihm geweckten Emotionen fortreißen und handelte aus einem Gefühl fast infantilen Trotzes heraus. So lange er lebte, so mag Sigmund gedacht haben, brauchte er ja nichts von seinem Besitz an Albrecht herauszugeben, er wurde im Gegenteil von diesem im Sattel gehalten

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Seite 12 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
mit Erzherzog Sigmund eine Einigung auf Lebenszeit. Es ist bezeichnend, wen beide Fürsten von ihren Bündnisverpflichtungen ausnahmen: Kurfürst Philipp nahm neben Kaiser und Papst sowie den Kurfürsten die Herzoge Georg, Johann und Otto von Bayern, die Bischöfe von Straßburg, Würzburg, Bamberg, Worms und Speyer, die Grafen Heinrich von Hessen und Eberhard den Älteren und den Jüngeren von Württemberg sowie die Städte Straßburg, Wimpfen und Heilbronn aus; Erzherzog Sigmund nahm hingegen neben Papst

kam es dann am 27. Dezember 1482 zu einem Ausgleich zwischen Herzog Georg und Sigmund. Beide schlossen ein Bündnis auf Lebenszeit und versprachen einander bei einem Angriff Hilfe mit 300 Reisigen und 100 Fußkneeh- ten. Hierbei zählte Sigmund den Pfalzgrafen Philipp neben Maximilian. Albrecht IV., Eberhard dem Älteren, Bischof Johann von Augsburg, der Niederen Vereini gung und den Städten Lindau, Biberach und Kempten zu den Verbündeten, die von der Beistandspflicht ausgenommen wurden, Georg

hingegen u. a. die Eidgenossen und König Mathias Corvinus von Ungarn.“) Gleichzeitig wurden auch die Streit punkte um die Kompetenz des Landesgerichtes Weißenhorn geregelt, freilich ohne bleibenden Erfolg. 2 * * * 29 ) Mittlerweile hatte auch Kaiser Friedrich III. von den Ver schreibungen Sigmunds erfahren und suchte seinen Vetter vergeblich davon abzubringen. Am 3. Februar 1483 kam es zu einem noch engeren Bündnis zwischen Sigmund und Herzog Georg, der nun die Taktik Albrechts IV. übernahm

: Er versprach Sigmund Beistand für den Fall, daß jemand es versuchen sollte, ihn von seiner Herrschaft zu verdrängen, und sagte zu, auch Sigmunds etwaige Söhne zu unterstützen.“) Da Albrecht IV. diese Verträge zuwege gebracht hatte, schlug Sigmund ihm am 23. Februar 1483 noch weitere 32.000 Gulden auf die Schwazer Silberbergwerke, die nun von Sigmunds Nachfolgern nur mit 132.000 Gulden in der erwähnten Weise gelöst werden konnten.") Mit diesem Vertrag ging die erste Phase der Beziehungen Sigmunds

und Maximilian dabei um Unterstützung. Die Politik der Nadelstiche gegen Burgau ging unterdessen weiter. So kam es 1484 und 1485 zu einer starken Abkühlung der Beziehungen des Innsbrucker Hofes zu den Bayern, die sich weigerten, die Ver schreibungen herauszugeben. Im Frühjahr 1485 schickte Sigmund den Brixner Domdechant Benedikt Füeger und Jakob von Spaur in dieser Frage nach Landshut und München. Die Gesandten hatten jedoch keinen Erfolg, denn am 4. Mai 1485 schickte Sigmund den Haller Salzmair Hans Ramung

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Seite 17 von 60
Datum: 01.01.1989
Umfang: 60
Wilhelm Baum Sigmund der Münzreiche in Einsiedeln Der Besuch des Tiroler Landesfürsten in Zürich und in Stift Einsiedeln (1474) Der Tiroler Landesfürst Sigmund der Münzreiche (1446-1490)‘Regierte bekannt lich über eine große Ländergruppe von den Vogesen bis zum Gardasee; in Tirol entstand häufig der Eindruck, als hätte sich die Tätigkeit des Fürsten, der bisweilen fälschlich als „Herzog von Tirol“ bezeichnet wird, in diesem Lande erschöpft. In Wirklichkeit war Tirol zwar die Ausgangsbasis

für die leopoldinischen Habsburger im 15. Jahrhundert, bildete aber in deren Herrschaftsgebiet nur einen Teil. Die später „Vorderösterreich“ genannten habsburgischen Gebiete im Elsaß, im Breis gau, am Neckar in Oberschwaben und insbesondere auch in Vorarlberg spielten in der Politik Friedrichs IV. und seines Sohnes Sigmund eine zentrale Holle. Es ist daher zu bedauern, daß bei der Landesausstellung über Sigmund den Münzreichen im Sommer 1987 in erster Linie nur Exponate aus Innsbruck, Hall und Umgebung zu sehen

waren; vorländische Erinnerungsstücke, die in großer Zahl vorhanden und nur wenig bekannt sind, spielten dabei so gut wie keine Rolle. Auch die Beziehun gen des Erzherzogs zur Schweizer Eidgenossenschaft, in der sich noch manche „Sigmundiana“ erhalten haben, wurden praktisch überhaupt nicht berücksichtigt. Dabei hätte gerade das Jubiläum des 500. Todestages des Schweizer Nationalheili gen Nikolaus von Flüe Anlaß geboten, auf diese Beziehungen einzugehen. * 2 ) Herzog Sigmund, der sich stets bemühte

der Artes begonnen hatte, wurde 1470 Dekan des Stiftes Einsiedeln.’) 1477 widmete er Herzog Sigmund das Werk „Germania prelia Karoli quondam Burgundiae ducis et finis eius“, das er auch ins Deutsche übersetzte. 1491 widmete er dem gleichen Fürsten die bis heute noch nicht vollständig edierte „Historia Domus Austriae“, die er 1492 ins Deutsche übersetzte. Er stand auch mit dem Brixner Domherrn Dr. Achaz Mornauer, dem Kanzler Sigmunds, in Kontakt. Wann und wie die Beziehungen zwischen Bonstet ten

und Sigmund entstanden, läßt sich nicht sicher sagen. Es dürfte dabei jedoch das Stift Einsiedeln eine wichtige Rolle gespielt haben. ') Wilhelm Baum: Sigmund der Münzrei che. Zur Geschichte Tirols und der habs burgischen Länder im Spätmittelalter (= Schriftenreihe des Südtiroler Kulturin stitutes 14), Bozen 1987. 2 ) Wilhelm Baum: Nikolaus von Flüe und Sigmund der Münzreiche von Österreich. Zur Geschichte der Überwindung der „Erbfeindschaft“ zwischen Österreich und Schweizer Eidgenossen, in: Zeit schrift

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Seite 576 von 668
Datum: 01.03.1986
Umfang: 668
Bruno Mahlknecht Meister Sigmund von Völs In seinem sehr gut belegten und interessanten Aufsatz „Der Zoll am Kunters- weg“ (Der Schiern, 1986, S. 88 ff.) erwähnt Dr. Josef Nössing auch einen Baumeister oder Steinmetz des Namens Meister Sigmund. Als nämlich im Jahr 1518 das landesfürstliche Zollhaus in Kollmann abgebrannt war und die Tiroler Landesregie rung auf einen möglichst raschen Wiederaufbau drängte, empfahl der damalige Zöllner am Kollmann, Barthlme Prantl, der Regierung in Innsbruck

, den Wieder aufbau dem genannten Meister Sigmund anzuvertrauen. Das Schreiben Prantls trägt das Datum vom 31. August 1518 und hat sich im Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Abteilung Maximiliana (XII, 83), erhalten. Die auf Meister Sigmund bezügliche Stelle darin lautet: „Gnädig Herren. Als das Zolhaus verprunnen und E(uer) G(naden) dem wolge- bornen Herrn Wilhalm Freyherren zu Wolkenstain, auch mir daselbst befohlen, einen Überslag zu tun mit verständigen Werchleuten, Maurern und Zymerleuten, wie dasselb Zolhaus

aufs förderlichst widerumb aufzupauen seye, darzue ich einen Maurer, genannt Maister Sigmund, auf Veils gesessen, erfordert und gepraucht. der zu Trens den Kor und Porkirchen, auch im Etschland vil schöner Kirchengepeu und sonderlich jetzt auf Veils an der Pfarkirchen ein trefflichen Pau macht und gefertigt hat. Derselb erpeut sich, auch in dem Sold und Lohn, wie andere, am Zolhaus zu arbeiten, und bittet mich um Fürdrung an E. G. Dieweil ich ihn lang ehrlich, frum und künstlich erkenne

und er auf Veils und der Arbeit, auch dem Kuntersweg gesessen ist, auch wenn es in einer Eil oder Wassernot an den Pruggen oder Gemeur im Kunstersweg not sein würde, nächner anzukummen wär als der andere, der sich meines G(nädigen) Herren von Brixen obristen Werehmaister geschrieben, der er nit ist, sondern — als ich hör — sunstein gemainer Maurer ist. Langt mein untertänig Pit an E. G., wollen bemeldten Maister Sigmund vor anderen zu der Arbeit kumen lassen, der ein Teutscher ist und nur teutsch Knecht

und Volk hat. So verhoffte ich mich, mit ihm viel Ziegel und mehr Kosten als mit einem Fremden zu ersparen.'“) Ob Sigmund dann wirklich die Arbeit bekommen hat, geht aus dem Aufsatz und den dort gebrachten archivalischen Hinweisen nicht hervor. Fast scheint es, als ob dies nicht der Fall gewesen wäre, jedenfalls schrieb die Landesregierung am 30. September 1518 an einen gewissen Hans Kugler und teilte diesem mit (TLA, Entbieten und Bevelch 1518, fol. 300, zitiert nach Nössing, Anmerkung 17): Barthl

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Seite 62 von 65
Datum: 01.06.1987
Umfang: 65
ist interessant, daß Karl der Kühne Habsburg als den „Erbfeind“ der Schweiz bezeichnete und versuchte, die Annäherung der Gegner zu verhindern. Zunächst verhandelte Sigmund noch gleichzeitig mit den Eidgenossen und Burgund. Eine entscheidende Rolle im Annäherungsprozeß der Erbfeinde spielten die Bischöfe von Basel und Konstanz, Johannes von Venningen und Hermann von Breitenlan- denberg. Wo es Schwierigkeiten gab, versuchte Sigmund mit einem Mittel nachzu helfen, für das die Eidgenossen schon

etwas von einer Versöhnung mit Österreich wissen. Herzog Sigmund versuchte nun, den Widerstand der Unterwaldner gegen die „Ewige Richtung“ zu paralysieren. Der Konstanzer Bischof Hermann, der bereits im April 1469 die Lebensumstände des Eremiten Nikolaus von Flüe untersuchen ließ, dürfte den Herzog über den Einfluß des Klausners auf seine Landsleute informiert haben. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, daß zwei Provisionäre des Herzogs zu den ältesten Autoren gehören, die über Nikolaus berichteten

: Sein Hofkaplan, der Einsiedler Dekan Albrecht von Bonstetten, besuchte den Eremiten am 31. Dezember 1478 und verfaßte darüber eine kleine Schrift. Ein anderer Kaplan des Habsburgers, Heinrich von Gundelfingen, schrieb 1488 die erste Biographie des Einsiedlers. Es ist anzunehmen, daß beide bereits früher Kenntnis vom schon zu Lebzeiten berühmten Leben und Fasten des Eremiten hatten. Herzog Sigmund schickte nun im Herbst 1473 seinen Leibarzt Dr. Burkhard von Horneck zu Nikolaus, um diesen zu ersuchen

1474 in erster Linie auf den Einfluß des Heiligen zurückzuführen, dürfte es doch mit auf seine Intervention zurückzuführen sein, daß die Unterwaldner schließ lich nachgaben. Es wurde vereinbart, daß der Rat von Luzern einen „Prozeß" über die Klage Kollers gegen Sigmund führen sollte; der Streit dauerte noch bis 1484, dann befanden die Luzerner, daß die Klage des Raubmörders und Hochstaplers abzuweisen und Sigmund im Recht sei. Bei seiner Mission hatte Burkhard von Horneck dem Eremiten Geschenke

des Herzogs und seiner Gemahlin Eleonore mitgebracht: Geld für eine Meßstiftung, ein prachtvolles Meßbuch und einen goldenen Kelch mit dem österreichischen und tirolischen Wappen und der Jahreszahl 1473. Noch im Seligsprechungsprozeß wurde der Kelch später als Beweis für den Einfluß des Heiligen schon zu Lebzeiten angesehen. Nach dem Abschluß der „Ewigen Richtung“ konnte Sigmund zu Ostern 1474 feierlich in Zürich einziehen, wo er im „Einsiedlerhof' (später Gasthof „Meise“) Wohnung nahm. Unter dem Jubel

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Seite 60 von 65
Datum: 01.07.1988
Umfang: 65
Stellung an. Der Tiroler Historiker Hans Kra mer untersuchte die verschiedenen Fassun gen der „Historia Austrialis“: Je mehr sich Piccolomini vom Kaiser entfernte — 1458 wurde er als Pius II. Papst —, desto schärfer wurde sein Urteil über ihn. Die Geschichts schreiber Thomas Ebendorferund Jakob Un rest kommen ein wenig kurz weg; immerhin bilden sie neben Piccolomini die wichtigste erzählende Quelle zur Biographie des Kai sers. Daß der Rezensent sich den Urteilen des Verfassers über Sigmund

VI. war nicht der Bruder, sondern der Sohn von Her zog Ernst (S. 22). Auf der Krönungsreise (1440) wurde Friedrich III. nicht von Albrecht VI. und Sigmund begleitet (S. 45 f.); Albrecht bekämpfte den Bruder sogar in seiner Abwe senheit. Auf S. 65 wird behauptet, Friedrich III. hätte die Zeitenwende und den Humanis mus nicht wahrgenommen; man weiß heute, daß der Kaiser sich z. B. sehr genau über den Fortschritt bei Gutenbergs Druckversuchen informierte! Bei seinem Besuch in der Schweiz erreichte Friedrich 1442

, den Wahrheitsbeweis anzutreten. Die erste Universität Ungarns wurde nicht 1467 in Preßburg, sondern vor 1418 von König Sig mund von Luxemburg in Ofen (= Budapest) gegründet (S. 194). Als oberstes Limit für In vestitionen bei der Auslösung verpfändeter österreichischer Besitzungen im Elsaß wur den 1469 zwischen Sigmund und Karl dem Kühnen 180.000 Gulden festgelegt (S. 197). Ein Geheimabkommen zwischen beiden gab es wohl nicht (S. 198), sonst hätte man sich später darauf berufen. Karl der Kühne er weckte lediglich

den Eindruck, als ob er Sig mund gegen die Schweizer unterstützen wür de. Sigmund hatte in Tirol in seinen ersten Jahren keineswegs die Stände regieren las sen (S. 205); hier wie in Vorarlberg zeigt sich sogar, daß er den Einfluß der Stände zurück drängen wollte. Nur in den letzten Jahren seiner Regierung gewannen die Stände einen großen Einfluß, den er jedoch immer wieder auszuschalten versuchte. Ein großes Pro blem blieb nach 1474 bei den Verhandlungen zwischen Friedrich III. und Karl dem Küh nen

die gewaltsame Besetzung der Pfandlan de, die 1474 von Karl abgefallen und unter die Herrschaft Sigmunds zurückgekehrt waren. Zeitweise kämpfte Sigmund mit den Schwei zern gegen Karl, während dieser mit Fried rich III. verbündet war. Weder Sigmund noch Karl waren jedoch bereit, auf das Elsaß zu verzichten (S. 214). Gewaltig übertrieben ist schließlich die Summe der Schulden Sig munds bei Albrecht dem Weisen von Bayern, die mit „1 Million Gulden“ (S. 283) angegeben wird. Auf gar keinen Fall dürften

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Seite 9 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
Leonhard und Paula von Görz (Lienz. Burgkapelle) halten, suchte Albrecht IV. seine Verwandten, Kurfürst Philipp von der Pfalz und Herzog Ludwig IX. sowie nach dessen Tode seinen Sohn Georg den Reichen (t 1503), für seine Expansionspolitik zu gewinnen. Dieser geriet jedoch zusehends in Konfrontation mit Erzherzog Sigmund. 1475 hatte Ludwig IX. die verpfändete Herrschaft Weißenhorn in Schwaben zurückgelöst und das mit dieser verbundene Landgericht Marstetten nach Weißenhorn verlegt

. Der Landrichter und Pfleger Ludwig von Habsberg zitierte nun ständig österreichische Untertanen der Mark grafschaft Burgau vor sein Gericht, obwohl mehrere Kaiser den Habsburgern das Privileg verliehen hatten, daß ihre Untertanen vor kein anderes Gericht zitiert werden dürften. Georg schlug nun eine völlig neue Tonart an; er duldete und förderte die ständigen Übergriffe von Weißenhorn auf österreichisches Gebiet und versuchte, Erzherzog Sigmund durch ständige Nadelstiche so lange zu zermürben

, bis dieser die an das Bistum Augsburg verpfändete Markgrafschaft an Bayern- Landshut verkaufte. Noch im Jahre 1473 war es zu Auseinandersetzungen zwischen Sigmund und Albrecht IV. gekommen, als dieser die Landvogtei in Schwaben von den Truchses sen von Waldburg auslösen wollte. Sigmund hatte dies mit einer Scheinauslösung verhindert, durch die er nominell Landvogt wurde, während sich an den tatsächli chen Verhältnissen nichts änderte. Zu Beginn des Jahres 1477 waren die Beziehun gen aber wieder freundlich, als Albrecht

IV. Sigmund in Innsbruck besuchte. Leider sind wir über die Details der Annäherung zwischen Sigmund und Albrecht IV. nicht näher unterrichtet. Zum ersten Mal erfahren wir davon, als Sigmund am 1. März 1478 in München ein Bündnis mit Albrecht IV. abschloß. Der Herzog „verzich tete“ auf Ansprüche auf einzelne Tiroler Gerichte aus der Zeit der Margarethe Maultausch und erklärte sich bereit, Sigmund im Bedarfsfall mit 300 Reitern zu unterstützen. Ein Punkt des Vertrages weist bereits in die Richtung der Pläne

Albrechts; er erbot sich, Sigmund in politischen Fragen zu beraten und Gesandt schaften an den Kaiser oder an andere Herrscher für ihn zu übernehmen. 1 “) Offen- "') Chmel: Monumenta Habsburgica 1/2 (1855), 469 f„ Nr. 117.

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Seite 60 von 65
Datum: 01.06.1987
Umfang: 65
Wilhelm Baum Nikolaus von Flüe und Erzherzog Sigmund von Österreich Der Beitrag des Eremiten zur Überwindung der „Erbfeindschaft“ zwischen Österreich und den Eidgenossen Zum 500. Todestag des Schweizer Nationalheiligen am 21. 3. 1987 Für die Geschichte der Schweizer Eidgenossen bedeutet das 14. und 15. Jahrhun dert eine Glanzzeit, in der die acht alten Orte sich den Rang einer militärischen Großmacht erkämpften. In zahlreichen Auseinandersetzungen wurden die Habs burger allmählich

aus ihren Stammlanden südlich des Rheins verdrängt. Der in der Geschichtsschreibung zu Unrecht stiefmütterlich behandelte Albrecht VI. unter nahm zwischen 1444 und 1449 im „Zürichkrieg“ den letzten ernsthaften Versuch, die Eidgenossen wieder der habsburgischen Herrschaft zu unterwerfen. Nach seinem Scheitern übernahm 1450 der junge Herzog Sigmund „der Münzreiche“ die gefähr deten Gebiete an der Peripherie der Eidgenossenschaft. Aber auch er konnte nicht verhindern, daß die Schweizer 1452 Freiburg im Üchtland, 1454

Schaffhausen, 1458 Rapperswil und 1460 den Thurgau besetzten. Bis zu seiner Abdankung (1490) beschäftigte Sigmund sich immer wieder mit dem Gedanken einer Revanche; aus den in Innsbruck erhaltenen Listen der „entfremdeten Gebiete“, die fast die gesamte damalige Schweiz umfaßten, ist dies eindeutig ersichtlich. Nicht Kaiser Maximilian, sondern Sigmund war in einem gewissen Sinne „der letzte Ritter“, der von einem Sieg des Adels über die eidgenössischen „Puren“ träumte; in einem Brief an seinen Vorarlberger

und österreichische „Staatsfeinde“ jederzeit in der Schweiz Asyl finden, wenn sie genügend Geld besaßen, um das Bürgerrecht zu erkaufen. So waren 1457 die berüchtigten Brüder Bernhard und Wigoleis Gradner in die Schweiz geflüchtet, wo sie sogleich Aufnahme und Unterstützung gegen Österreich erhielten. In ihrem Kampf gegen Herzog Sigmund machten sich Papst Pius II. und der nach Rom geflüchtete Brixner Bischof Nikolaus von Kues das zunutze; 1461 forderten der Papst und sein Kardinal den bekannten Raubritter Hans

von Rechberg auf, als „weltlicher Arm der Kirche“ österreichische Kaufleute zu überfallen und den Handel zu stören; die Schweizer konnten sich bei ihrem Einfall in den Thurgau 1460 sogar auf den Auftrag des Papstes berufen. Diese Situation benutzte auch der Raubmörder Kaspar Koller aus Brixen; der Fluchtweg des wegen zahlreicher Verbrechen gesuchten Wegelagerers führte über Villach nach Krain und von dort über Belluno nach Unterwalden, wo er 1466 das Bürgerrecht erhielt. Um Herzog Sigmund die Fehde

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Seite 4 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
IX. der Reiche den größten Teil des Ingolstädter Erbes annektiert hatten. In seinem Streit mit Herzog Sigmund von Österreich suchte der Brixner Bischof Nikolaus von Kues sowohl Albrecht III. als auch Ludwig IX. einzuschalten/) Der Versuch des Kardinals, einen Keil zwischen Sigmund und die bayerischen Herzoge zu treiben, schlug jedoch fehl, wie besonders das „Freisinger Bündnis" der drei Fürsten vom 5. Augus{ 1455 zeigt. Neben den beiden Herzogen von München und Landshut dürfen jedoch zwei

weitere Linien der Wittelsbacher nicht übersehen werden, die in den 1450er Jahren sowohl von Herzog Sigmund wie auch von Cusanus umworben wurden. In erster Linie sind hier die in Heidelberg residierenden Kurfürsten von der Pfalz zu nennen, die viel bedeutender waren als die oberpfälzische Linie der Herzoge von Pfalz- Mosbach. Cusanus hätte es gerne gesehen, daß ein Sohn Albrechts III. oder Ruprecht, der Bruder des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen, Bischof von Brixen geworden wäre; daneben stand

sich auch mit seinem Onkel Otto I. von Pfalz-Mosbach."’) Der auf diese Weise entstandene Block aus den bayerischen und pfälzischen Wittelsbachern wurde nicht nur für die nächsten Jahre zu einem Zentrum der Fürstenopposition gegen Kaiser Friedrich III., sondern bot auch Herzog Sigmund einen starken Rückhalt gegen die Ausbeutungsversuche seiner Familie. Bis 1463 blieb diese Konstellation im wesentlichen erhalten. Die Existenz dieses antikaiserlichen Blocks von 1451/52 bis 1463/64 bedeutet natürlich

nicht, daß das Verhältnis zwischen den Verbündeten immer spannungs frei gewesen wäre. Die Politik der Fürsten kann insofern „konservativ“ genannt werden, als sie über Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte hinweg gleiche oder ähnliche Ziele verfolgten. Dazu gehörte z. B. seit dem Ende der Stauferzeit die Erneuerung des Herzogtums Schwaben, die von Rudolf I. bis zu Sigmund dem Münzreichen") immer wieder konsequent verfolgt wurde. Seit Ludwig dem Bayern aber hatten auch die Wittelsbacher ihren Blick auf Schwaben gerichtet

. Weil das große Ziel unerreichbar war, versuchte man es mit einer „Politik der kleinen Schritte“: Rudolf I. hatte aus Resten des Reichsbesitzes die „Reichslandvogtei in Schwaben“ geschaf- 7 ) Baum: Nikolaus Cusanus in Tirol (1983), 328—344. B ) Baum: Sigmund der Münzreiche (1987), 146. 9 ) Menzel: Regesten (1862), 231. ,0 ) Ebenda, 232 f. ") Vergt. dazu Gismann (1976), 442 f.: Hofak ker (1980). Maurer: Der Herzog von Schwaben (1978), 300, u. Baum: Sigmund der Münzreiche (1987). 398 f.

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Seite 20 von 60
Datum: 01.01.1989
Umfang: 60
L , 1 '■( ° r r (,‘“'0 W ' . O'toitpm’n tiperot &cn3CiwtOCf ]*Y ^ ui •’ ^'' V vC t\' y y -V~ lL ~~ t rrv -r i vptuj v^* -j L ^*#,v § i* *> "THVv»'”*' -t*p” *j Eintrag über den von Herzog Sigmund 1472 dem Stift Einsiedeln gestifteten Leuchter im Inventar des Stiftes Einsiedeln von 1598 (Einsiedeln, Stiftsarchiv, A. CB 4) Herzog Sigmund wurde also in Einsiedeln, wo er aas (Jsterfest feierte, feierlich mit einer Prozession, bei der man die Heiligtümer mit im Umzug trug, empfangen und in das Stift

geleitet. Nach dem Empfang auf dem Brüel am 9. 4. 1474 wurde er in das Stift geleitet, wo ihm Abt und Konvent sowie die Vertreter des Kantons Schwyz und der übrigen Waldstädte die Gastfreundschaft erwiesen. Leider haben sich im Stift selbst keine weiteren Aufzeichnungen über diesen Besuch erhalten. An Herzog Sigmund erinnerten noch später zwei silberne Leuchter, die er bereits im Jahre 1472 gestiftet hatte. Im Inventar „Kürtze beschreibung was für kostbarli- ches unnd ansehenliches Heilthümb alhie

sind, die in irgendeinem Zusammenhang mit Sigmund stehen 21 ), kommt dem Einsiedler Codex eine besondere Bedeutung zu. Durch Spenden an Eremiten wie Nikolaus von Flüe (oder in Tirol an Hans Frankenfurter im Halltal) 22 ) oder an Klöster und Kirchen wie in Einsiedeln, Zug oder an die Stadt Zürich hoffte der Herzog, endlich zu einem Frieden mit den Eidgenossen zu kommen und dort Freunde zu erwerben. In Tirol richtete sich die Forschung bisher nahezu ausschließ lich auf „Sigmundiana" im eigenen Land. 23 ) Es gilt jedoch

nicht verzichten. Der Verfasser ge denkt, weiter Erinnerungsstücke an Her zog Sigmund aus der Schweiz und den Vorlanden im „Schiern“ dem Tiroler Pu blikum vorzustellen. Schließlich sei noch auf ein hervorragendes Erinnerungs stück an Sigmund verwiesen, das eben falls auf der Landesausstellung fehlte: der Sigmundskelch im Frauenmünster von Radolfzell am Bodensee, abgebildet ebenfalls in meinem Buch, S. 448, Tafel XVI.

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Seite 14 von 58
Datum: 01.05.1991
Umfang: 58
gegen Friedrich IV. anzuzetteln, scheiterte wie die früheren Versuche im Jahre 1417. Es nützte nichts, daß der König am 16. Juli 1423 Tirol formal an das Reich nahm und den Starkenbergern verlieh. 41 * * ) Es fehlten ihm die Mittel, den Angriff, dessen Leitung er dem Reichsmarschall Haupt von Pappenheim übertra gen hatte, durchzuführen. Der Züricher Bürgermeister informierte die Tagsatzung darüber, daß Sigmund sie um 500 Mann für den Feldzug gegen Tirol ersucht habe. 41 ') Das Scheitern seiner Pläne

gegen Friedrich IV. veranlaßte König Sigmund dann, seinen Schwiegersohn Albrecht V. mit der Einleitung von endgültigen Frie densverhandlungen zu betrauen, die dann 1425 zum Abschluß des „Hornsteiner Vertrages“ führten, durch den der Konflikt zwischen dem König und dem Herzog endgültig beigelegt wurde. Sigmund hatte seinen Plan, in die Verhältnisse in Italien einzugreifen und sich zum Kaiser krönen zu lassen, noch nicht aufgegeben. Ende 1423 verhandel ten seine Gesandten mit den Eidgenossen über ein neues

Bündnis gegen Mailand. Dazu kam es jedoch nicht, weil die Schweizer verlangten, daß der König selbst den Feldzug leite. Nun suchte Sigmund Zürich durch neue Zugeständnisse noch fester an sich zu binden. Die Grafschaft Kyburg war 1384 als habsburgisches Pfand an die Toggenburger gekommen und dann an Kunigunde, die Schwester Friedrichs VII. und Gemahlin Wilhelms VII. von Montfort-Bregenz, übergegan gen. Zu Beginn des Jahres 1424 bewilligte Sigmund nun Schwyz und Zürich, die beide an einer Expansion

bei Eisenstadt zum Abschluß des endgültigen Friedensvertrages zwischen König Sigmund und dem Herzog. 4 ") Der König gab dem Herzog alle Gebiete wieder zurück. Die 39 41 ) Regesta Imperii XI, s. Anm. 23, hier 393, Nr. 5565 4 -) Amtliche Sammlung, s. Anm. 342, hier 23 f. Nr. 39 u. Berger, s. Anm. 35, hier 20 4:l ) Regesta Imperii XI, s. Anm. 23, hier 408, Nr. 5779 f.; vergl. dazu: Karl Mommsen: Eidgenossen, Kaiser und Reich (= Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 72), Basel-Stuttgart 1958, 202

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Seite 10 von 58
Datum: 01.05.1991
Umfang: 58
Sigmund belehnen zu lassen und dem König dann ein Bündnis gegen die Eidge nossen angeboten, die den 50jährigen Frieden gebrochen hätten. Der König über spielte ihn aber und forderte ihn öffentlich auf, dies zu konkretisieren. Daraufhin wich Friedrich zurück und erklärte, er müsse sich erst bei seinen Vögten er kundigen. „Und also erfand sich vorm küng und vor allen fürsten, daz die klegde gar und gentzlichen erlogen waz.“ 22 ) Sigmund hatte die Eidgenossen bereits Anfang 1415 um Unterstützung

verkündete der König die Reichsacht gegen Friedrich IV., die er einmal mit der Fluchthilfe für den Papst, dann jedoch wieder mit dem Vorgehen Friedrichs gegen die Bischöfe von Chur und Trient begründete. Das Verfahren war rechtlich durchaus anfechtbar, aber Sigmund nutzte nun entschlossen die Gunst der Stunde, um vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor sich die fürstliche Solidarität regte. Die Eidgenossen formulierten am 3. April 1415 ihre Bedingungen für eine Hilfe. Zwei Tage später erklärte das Konzil

, sei für alle Zeiten aufgehoben. 24 ) Der König verfolgte jedoch nicht bei allen Eidgenossen die gleiche Taktik. Bern besetzte sogleich mit großem Aufgebot die Städte Zofingen, Aarau, Lenzburg und Brugg und eroberte den Aargau ohne jede Kontaktnahme mit den übrigen Eidgenossen bis zur Reuß. Es schuf damit vollendete Tatsachen, die von Sigmund auch anerkannt wurden. Eine Rückgabe dieser Städte an Österreich stand zu keiner Zeit zur Debatte. Ähnlich erging es Luzern nach der Eroberung von Sursee

. Das übrige Aufgebot der Eidgenossen im östlichen Aargau unter der Führung von Zürich war jedoch weniger erfolgreich. Sigmund schickte nun seinen Hofmeister Konrad von Weinsberg dorthin, um eine Huldigung zugunsten des Reiches durchzusetzen. Dies gelang ihm nach der Ein nahme von Mellingen bei der Stadt Bremgarten und bei einigen Adelsburgen. Als Friedrich IV. sich am 7. Mai 1415 dem König unterwarf, belagerte das eidgenössische Aufgebot noch die Hauptfeste Baden. Hier versuchte der König vergeblich

!:l ) Heidi Schuler-Alder: Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König Sigmund 1410-1437 (= Geist und Werk der Zeiten 69), Bern- Frankfurt-New York 1985, 26 24 ) Regesta Imperii XI: Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410-1437), Neudruck 1968, Bd. 1, 99, Nr. 1560 f.

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Seite 11 von 58
Datum: 01.05.1991
Umfang: 58
nige Grund von Friedrichs Verderben war, daß er gerade in der entscheidenden Zeit, ohne Grund die Besinnung verlor und sich zur Unterwerfung unter Fried richs Machtspruch entschloß.“ '') In vier Wochen konnte man keine Koalition gegen den König zusammenbringen. Wieder einmal hatte Friedrich unüberlegt eine gefährliche Konfrontation begonnen und in der Stunde der Bewährung den Mut verloren. König Sigmund und die Eidgenossen nutzten die Gunst der Stunde und schufen vollendete Tatsachen

, später auch Rapperswil und Winterthur. Am 22. Juli 1415 verpfändete Sigmund um 4500 Gulden den östlichen Teil der Grafschaft Baden mit den Städten Mellingen, Bremgarten und Baden an Zürich. 26 ) Ende 1415 beteiligte Zürich alle übrigen Orte der Eidgenossenschaft außer Uri an der Pfandschaft, die zur „ge meinen Herrschaft“ wurde. Diese gemeinsame Pfandschaft trug dann sehr zum Zusammenwachsen der einzelnen Orte bei. Bern, das sich selbst und dem Reiche huldigen hatte lassen, erhielt das eroberte

Gebiet am 1. Mai 1418 als Pfand um 5000 Gulden. 27 ) In Vorarlberg behaupteten sich zunächst eine österreichtreue Besatzung in der Schattenburg zu Feldkirch sowie die Stadt Bludenz. Herzog Ernst, der Bruder Friedrichs IV., kam nun nach Tirol und übernahm dort die Verwaltung. König Sigmund begab sich nun auf eine lange Reise nach Westeuropa, um dort über eine Konzilsbeteiligung zu verhandeln. Erst Anfang 1417 kehrte er wieder nach Konstanz zurück. Ende März 1416 gelang Friedrich IV. die Flucht

an Venedig verpfänden wollte, um Mittel für einen Krieg zu beschaffen, hatte er der Signoria geschrieben, sein Bruder könne weder sich selbst noch andere beherrschen und habe kein Recht, österreichische Besitzungen zu veräußern, weil alle Habsburger ungeteilte Erben seien. 29 ) Dieses Schreiben dokumentiert, wie man in der eigenen Familie über Friedrich IV. dachte! König Sigmund inszenierte nach seiner Rückkehr nach Konstanz neue Aktionen gegen Herzog Friedrich, der am 3. März 1417 vom Konzil

exkommuniziert wurde. Am 27. Februar 1417 verpfändete er den größten Teil der Grafschaft Feldkirch an Graf Friedrich VII. von Toggenburg, dem die Bevölkerung jedoch nur als Reichsvogt zu huldigen bereit war. Mit militärischer Unterstützung Zürichs gelang es ihm im Juni 1417, die Schattenburg einzunehmen. Eine neue Flut von Fehdebriefen gegen Herzog Friedrich blieb jedoch zum Teil eine papierne Aktion. Auch den mehrfach verschobenen Reichskrieg gegen Tirol mußte König Sigmund schließlich ganz aufgeben

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Seite 16 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
solle sofort nach dem Tode des Grafen die Grafschaft Görz „auf unsers und unsers vettern hertzog Jorgen gerechtigkait“ einnehmen. Weiter schrieb Albrecht, er habe darüber mit Georg geredet, der eingewilligt habe, „das ewr liebe von solichen lannden der drittail werden und zusteen sull". * 4 ") Kannte Albrecht IV, die Erbvereinbarungen zwischen Sigmund und Leonhard von 1462 nicht? Wie reagierte Sigmund auf das Angebot? War der Venezianerkrieg, bei dem die bayerischen Herzoge Erzherzog Sigmund

militärisch unterstützten, eine Art „Probegalopp'' für die Wittelsbacher, die auf diese Weise die Widerstandskraft der Markusrepublik bei einem etwaigen Tode Leonhards testen wollten? Diese Fragen müssen vorerst offenbleiben. Klar ist jedoch, daß die bekannte These, Albrecht IV. und Georg von Bayern hätten Sigmund in das venezianische Aben teuer getrieben, um ihn damit völlig von sich abhängig zu machen, nur eine mögliche Erklärung iät. Noch während des Venezianerkrieges kam es dann zu den beiden

Verschreibun gen. die für den Kaiser, die Tiroler und vorderösterreichischen Stände und die Reichsstände in Schwaben das Maß voll machten: Am 19. Mai 1487 übertrug Sigmund dem Münchner Herzog für sechs Jahre die Verwaltung der Vorlande (Dokument IV). Nur kurze Zeit später, vor nunmehr 500 Jahren, verkaufte der Erzherzog den beiden bayerischen Herzogen dann um lächerliche 50.000 Gulden die gesamten Vorlande (Dokument V). Wie die Mitteilung an Mathäus von Castelbarco, den Vogt der Landgrafschaft Nellenburg

aller Verschreibungen mit Erzherzog Sigmund zwang. Bevor es dazu kam, suchte die Hofclique um Georg von Werdenberg-Sargans im August 1487 ein Bündnis zwischen den Eidgenossen und Bayern zu erreichen? 1 ) Diese bildeten gewissermaßen das Zünglein an der Waage, denn auch König Maximilian verhandelte mit ihnen überein Bündnis. Am 14. September 1487 konnte Georg von Werdenberg-Sargans an Albrecht IV. berichten, Maximilian hätte den Schweizern als Preis für ein Bündnis Vorarlberg und die vier Waldstädte Waldshut

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Seite 14 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
Hinweis darüber, daß Sigmund von den Abmachungen erfuhr oder sogar daran beteiligt war. Es scheint, daß die bayerischen Herzoge den Vertrag geheimhielten. Mittlerweile waren die Verschreibungen Sigmunds auch in Tirol selbst bekannt geworden und erregten einen Sturm der Entrüstung. Anläßlich der Versorgung der neuen Erzherzogin Katharina, für den Fall von Sigmunds Tod, kam es auf dem Landtag vom März 1484 in Hall bereits zu Kritik über das Verhalten des Landesfür sten. Im Frühjahr 1485

, der entscheidend zum Sturze des Erzherzogs beitrug. Zunächst nahmen die Aggressionen der Leute Herzog Georgs gegen Burgau wieder zu, der in skrupelloser Weise durch ständige Querelen den Widerstand Sigmunds gegen einen Übergang Burgaus an Landshut zu paralysieren suchte. Vorüberge hend tauchte bei Sigmund auch der Gedanke an einen Tausch der Markgrafschaft gegen die Gerichte Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein auf. Immer wieder ersuchte Sigmund den Kaiser um Hilfe gegen Georg. Friedrich III. aber war 1485

von König Mathias Corvinus aus Wien vertrieben worden und lebte nun als Flüchtling im Reiche. Als der Kaiser Sigmund schließlich mitteilte, er könne ihm nicht helfen, dürfte der Widerstand des Erzherzogs erlahmt sein, der schließlich am 28. Novem ber 1486 Herzog Georg erlaubte, die Markgrafschaft um 37.000 Gulden von Augs burg auszulösen und ihm diese dann gegen einen Aufpreis von 15.000 Gulden verkaufte. Der zweite Faktor, der 1486 zu einem neuerlichen Kurswechsel Sigmunds führte, war vermutlich

im Thurgauer Krieg gegen Sigmund gekämpft hatte und über beste Beziehungen zu den Eidgenossen und zum Münchner Hof verfügte. Leider fand diese schillernde Persönlichkeit noch keinen Biographen; Material über sein intrigenreiches Leben gäbe es dazu genug. Ende 1485 kam er an den Innsbrucker Hof und erhielt die Burg Landeck zur Pflege. Nach dem Sturz der „bösen Räte“ fand man in der Landecker Burg einen Teil der hochverräterischen Korrespondenz Georgs, die in den Intrigensumpf um den Münchner Hof führte

von Jenatz, ein Vertrauens mann des Gaudenz von Matsch. Der dritte Faktor, der zum Umschwung in der Politik Sigmunds führte, war die Affäre um die Kaisertochter Kunigunde, die Friedrich III. nach seiner Vertreibung aus Wien am Innsbrucker Hof zurückgelassen hatte. Sigmund wollte sie mit dem ■'■) Jäger: Landständische Verfassung II (1885). 295. Köfler-Caramelle (1982). 153, Anm. 183.

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Seite 5 von 65
Datum: 01.09.1987
Umfang: 65
fen. Allein das Tauziehen um diese Landvogtei wäre Stoff für ein Buch; Jahrzehnte hindurch bekämpften Habsburger und Wittelsbacher hier einander; der „lachende Dritte“ waren die Truchsessen von Waldburg, bis Erzherzog Sigmund den Kampf 1486 endgültig für das Haus Österreich entscheiden konnte, dem die Landvogtei bis 1805 verblieb — einer der größten Erfolge in der Expansionspolitik Erzherzog Sigmunds! Andere Streitpunkte betrafen die österreichische Markgrafschaft Bur gau mit Günzburg

an Bedeutung, als Leonhard auch nach seiner Vereheli chung mit Paola Gonzaga von Mantua (1478) kinderlos blieb. 15 ) In der Münchener Kanzlei wurden Stammbäume erstellt und Archivmaterial gesammelt, um die Erbansprüche legitimieren zu können. Auch von dieser bisher kaum beachteten Fragestellung her ergaben sich Komplikationen mit Herzog Sigmund, der 1462 einen Erbvertrag mit dem Grafen Leonhard über die später so genannte „vordere Grafschaft Görz“ abgeschlossen hatte. Wie bewußt den Wittelsbachern

ihre dynastisch begründeten Erbansprüche waren, dokumentiert z. B. die Tatsache, daß der abgesetzte Herzog Sigmund von Bayern-München 1488 bis 1497 in seiner Residenz Menzing (Blutenburg) bei Mün chen bei den Kirchenfenstern die Wappen der Pfalz, der Grafschaft Görz und der verlorenen Gebiete in Holland und Seeland anbringen ließ. Diese dynastisch genealogischen Zusammenhänge bildeten die Legitimation der bayerischen Expansionspolitik, wie dies etwa 1477 nach dem Tode Karls des Kühnen von Burgund hinsichtlich

der früheren Wittelsbachischen Gebiete in den Niederlanden versucht wurde. Auch hinsichtlich Tirols, der Grafschaft Görz und der Reichsland vogtei in Schwaben warteten die Bayern geduldig auf ihre Stunde. Zu Beginn der Regierungszeit Sigmunds des Münzreichen standen den Wittels bachern vier Habsburger entgegen: König Friedrich III. regierte aus eigener Gewalt in der Steiermark, in Kärnten und Krain. Österreich verwaltete er bis 1452 als Vormund für seinen Vetter Ladislaus Postumus. Sigmund verwaltete Tirol

und die habsburgischen Besitzungen im heutigen Vorarlberg. Des Königs Bruder Albrecht VI. verwaltete die habsburgischen Vorlande in Schwaben, Schwarzwald, Breisgau und Elsaß. Er residierte in Rottenburg am Neckar und in Freiburg im Breisgau. 1450 trat Albrecht VI. einen Teil seiner Gebiete an Sigmund ab: Es waren dies die habsburgischen Restbesitzungen in der heutigen Schweiz und in Schwaben; außer- l2 ) München, Bayerisches Hauptstaatsar chiv, Kurbayern, Äußeres Archiv, Österr. Korrespondenzen, Nr. 4463: Burgau

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