1.320 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_7_object_6006168.png
Seite 7 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Mulser“ vorgespielt erhielt. Sieben solcher Tänze habe er nach der Hauptstimme gesetzt. Die mit „Schuhplattltanz aus Kastelruth (Tirol)“ gegen Ende des 18. Jahrhun derts aufgekommenen (Kastelruth-Seis) bezeichneten Tänze I. II und III befanden sich im Nachlaß von Professor Wagner-Schönkirch. Ein Vergleich mit den vom „blinden Toni" vorgespielten und von Eduard Lucerna aufgezeichneten Tänzen ergab geringfügige Unterschiede. Bei der Verfolgung der Spuren der blinden Brüder Mulser in Kastelruth

konnte mir niemand auf meine Frage, ob die Melodien von irgendwem aufgeschrieben wurden, Namen nennen, bis sich der Altbürgermeister Josef Trocker in der Form: „Do woar amol a Professa" äußerte. Und jemand anderer meinte: „Der war aber nicht allein da, da war noch einer mit ihm.“ Wer war dieser zweite? War das Eduard Lucerna? Anschließend fuhr ich nach Innsbruck und ließ mir im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Liederbücher zur weiteren Spurensuche nach Mulser-Liedern geben. Bei dieser Gelegenheit

stellte es sich heraus, daß der Herausgeber F. F. Kohl am Schluß einzelner Lieder durch seine Anmerkungen auf Heinrich Mulser („blin der Heinrich") in Kastelruth als Übermittler hingewiesen hatte. Damit hatte ich den „Professor" gefunden. Dann verfolgte ich weiter die Spur nach Eduard Lucerna. die nach Gries bei Bozen führte, wo es die Apotheke, die seinerzeit ihm gehörte, schon einige Jahr zehnte nicht mehr gibt. Ein Hinweis ließ mich beim Apotheker Dr. Mayer in Klausen nachfragen, dessen Frau

in jungen Jahren in der Apotheke bei Eduard Lucerna Dienst gemacht hatte. Aber Frau Mayer wußte nicht, wo Familienangehö rige des Apothekers Lucerjia zu finden wären. Ein „Herr" des Chorherrenstifts Neustift bei Brixen meinte dann auf meine Frage nach dem Komponisten Eduard Lucerna, daß eine Familie dieses Namens in Vahrn lebe. Ob sie etwas mit dem Komponisten zu tun habe, wisse er nicht. Und sie hatte alles mit ihm zu tun! Ihr und der Familie des anderen Enkels Eduard Lucernas ist es zu verdanken

, daß ich Zugang zu den Tagebuchaufzeich nungen und zum Notenmaterial ihres Großvaters erhielt. Doch kehren wir zu F. F. Kohl zurück, der im Jahr 1904 Eduard Lucerna aufforderte, in Kastelruth Musik des „blinden Toni“ aufzuzeichnen, und der ihn später in keiner Weise erwähnte. Das Tagebuch Eduard Lucernas gibt darüber Auskunft. Am 5. August 1903 wurde Eduard Lucerna als musikalischer Leiter mit dem Titel „Sangmeister" des im Februar 1904 gegründeten Tiroler Volksliedvereins in Bozen nominiert. Fast

1
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_8_object_6006169.png
Seite 8 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Zu dem an diesem Tag von Anton Mulser vorgespielten, sehr alten sogenannten Einschritt" notierte Eduard Lucerna in seinem Tagebuch, daß dieser Tanz spaßhaft von seinen beiden Freunden, den Gebrüdern Lartschneider, und ihm als „Bären tanz“ bezeichnet wurde, und zwar deshalb, weil sie nach den Proben, „vom bärigen Rhythmus dieses originellen Stückes erfaßt, sich bei den Schultern packten und so herumtappten". Die dritte und letzte Folge transkribierte Eduard Lucerna dann am 5. Juni 1907; Mulsers

liederkundiger Bruder „Heini" war auch anwesend. Am 10. Oktober 1905 hat Eduard Lucerna bei der Innsbrucker Ausschußsitzung für das „deutsche Volkslied in Tirol und Vbg." Franz Friedrich Kohl „in bester Freundschaft getroffen". „Bald darauf waren die von mir gesetzten Kastelruther Tänze auf besonderen Wunsch zu Reiter gelangt.“ So Lucernas Eintragung in den Tagebuchblättern. Mitte nächsten Jahres (1906) wurde Eduard Lucerna von einem Freund verständigt, daß Reiter sowohl in Wien als auch in Linz Lucernas

verbunden war. Dennoch gedachte Eduard Lucerna am 13. Jänner 1921 in seinem Tagebuch des an diesem Tage 70 Jahre alt gewordenen F. F. Kohl. 1906, bei einer Forschungsfahrt ins Eggental, sang und deklamierte in seiner Gegenwart der alte Volksdichter Simon Eisat, vulgo Luk, das „Lied vom Walther fest“, das er anläßlich der Enthüllung des Denkmals „Walther von der Vogelweide“ in Bozen gedichtet hatte, sowie das „Hennenlied“. Beide Lieder sind in der Zeit schrift „Das deutsche Volkslied". Wien 1908 und 1909

, erschienen. „Die ausgespro chen edel geformten Züge des Minnesängers Walther von der Vogelweide sollen das Gesicht unseres Altmeisters F. F. Kohl als Vorlage gehabt haben", notierte Eduard Lucerna in seinen Tagebuchblättern. Nach allem, was Eduard Lucerna als Volkslied- und Volksmusikforscher sowie Sammler für das einheimische Liedgut auch als Komponist getan hat. könnte man annehmen, daß es sich um einen gebürtigen Südtiroler handelt. Im Zusammenhang mit einem Briefwechsel zwischen Eduard Lucerna

und dem Kustos des Landesmu seums Ferdinandeum in Innsbruck, Conrad Fischnaller. antwortete Eduard Lucerna am 8. April 1932, daß seine Vorfahren aus den Sette Comuni (Sieben Gemeinden, in der Provinz Vicenza gelegen; um 1100 aus Westtirol lÖtztal, Außer fern] und vom angrenzenden Oberbayern |Loisachtal| besiedelt) unter Maria There sia nach dem Egerland/Böhmen verpflanzt wurden, da sie der Seidenraupenzucht kundig waren. Von dort stammte sein Vater. Landesgerichtsrat Johann Lucerna, während seine Mutter

2
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_16_object_6006177.png
Seite 16 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
,,Göttliche Stille“. In den Jahren 1934 und 1935 wird im Hause Eduard Lucernas viel Hausmusik betrieben, wobei das „Genueser Ständchen", das „Hirtenspiel aus Tirol“ und das „d- Moll-Quartett" gern gespielt werden. Sein Schüler Carlo Giulini hatte dabei „aus seiner Bratsche ganz wunderschöne Töne herausgezogen“. Eduard Lucerna war also auch Musiklehrer, wenn auch kein professioneller, so doch ein sehr erfolgreicher. Es war immer schon sein Wunsch gewesen, seine musikalischen Kenntnisse einem begabten

Jungen zu übermitteln, und als er 1929 von Signora Giulini gebeten wurde, ihrem Sohn Carlo Geigenunterricht zu erteilen, so tat er dies gerne. Ein Jahr später veranstaltete er ein Concerto domestico, bei dem er hervorhob, daß Carlo Giulini glänzend spielte, und doch waren sie erst am Anfang. Wenig später notierte Eduard Lucerna, daß er eine Geigenstunde mit Carlo Giulini hatte, der so ausgezeichnet spielte, daß er als Partner alle Mühe hatte, einigermaßen mitzukommen. 1939 hatte Carlo Giulini in Rom

seine Prüfungsarbeit im Kontrapunkt beendet. Er war „ein absolvierter Maestro“ geworden und dankte seinem Lehrer für dessen Wissensvermittlung. Aber auch seinen Enkeln war Eduard Lucerna ein guter Lehrmeister. So forderte er seinen Enkel Albrecht auf, die erste und zweite Stimme aus dem von F. F. Kohl aufgezeichneten Volkslied „Wann der Gugg schreit" zur Übung getrennt herauszu schreiben. Eine kritische Beobachtung Lucernas, am 14. Mai 1941 im Tagebuch notiert, hat an Aussageintensität Gegenwartsbezug: „Albrecht

hat Rhythmik in sich. Ich führe die Mängel auf das häusliche Radiogeplärr zurück, welches die Musik bei jungen Leuten zu einem .reinen’ verunreinigten Geräusch erhebt oder heruntersetzt, dem jede Offenbarungskraft fehlt. Höchstens die große Trommel hat auf sie Wirkung wie bei Wilden." Für Familienfeiern und besondere Anlässe verfaßte Eduard Lucerna für seine Enkelkinder Kasperlespiele mit den dazugehörigen Programmzetteln. Dazu spielte seine Frau Rose, die musikalisch begabt war und in jungen Jahren

eine schöne Singstimme besaß, auf dem Kamm ihre Weisen, während sie ihr Mann auf der „Münchner" Mundharmonika begleitete. Für das in der Familie befindliche Puppentheater verfaßte 1941 Eduard Lucerna das Theaterstück „Heribert, das Findelkind“, dessen feierliche Aufführung vor Gästen fünfeinviertel Stunden dauerte. Ebenfalls aus dem Jahr 1941 stammte das Märchen „Lebrecht. der eingebildete Waldkönig". Es kamen die Jahre der „Rückschau“, wie Eduard Lucerna seine Tagebuchauf zeichnungen für die Jahre 1869

3
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_19_object_6006180.png
Seite 19 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
verstarb Eduard Lucerna in Bozen, wo er in einem Ehrengrab bestattet wurde. Kurze Nachrufe in der Südtiroler Zeitschrift „Der Schiern“ im März 1946 und in der Zeitschrift „Volkslied. Volkstanz, Volksmusik“, 50. Jg.. 1949. S. 69, besagen, daß „sein Name den guten Klang eines schaffenden Musikers hatte, da er sich auch viel mit dem bodenständigen Volkslied in Südtirol befaßte“. Zu seinem 10. Todestag würdigten die „Dolomiten“ sein kompositorisches Werk und sein Wirken als Chormeister des Volksliedvereins

. Zum gleichen Anlaß brachte der ORF Tirol drei seiner Werke zur Aufführung. Die RAI - Sender Bozen gedachte des 30jährigen Todestages durch einen Vortrag von Frau Dr. Johanna Blum, und auch die „Dolomiten“ widmeten ihm einen Artikel. Seit 1985 verfolge ich Eduard Lucernas Spuren, angefangen von einem Kanoni kus Heinrich Lucerna, verstorben 1325, dann die eines Ahnen aus den Sette Comuni. der zu Maria Theresias Zeiten als Kundiger der Seidenraupenzucht ins Egerland verpflanzt wurde

, und weiter dann zu seinem Vater, der sich letztlich nach vielen Stationen in der österreichischen Monarchie in Kärnten, in der Heimat seiner Frau, niederließ. Obwohl Eduard Lucerna in Klagenfurt geboren wurde — seine Geschwister wurden an anderen Orten der österreichisch-ungarischen Monarchie geboren —, wurden seine Kompositionen mit der stärksten Ausstrahlung von der im Südtiroler Raum bodenständigen Volksmusik beeinflußt. Eduard Lucerna hat erstmalig mit genauen Orts- und Datumsangaben, verbun den mit Aufzeichnungen

, hat seine Wurzeln in den Tanzweisen der blinden Brüder Anton und Heinrich Mulser aus Kastelruth, die im „Hirtenspiel aus Tirol", in den „Castelruther Tänzen“, dem „Streichquartett in H" und in den „Sinfonischen Tänzen aus Tirol“, erste und zweite Folge, ihre komposito rische Vollendung finden. Seit 1985 ist eine beginnende Renaissance des Schaffens Eduard Lucernas im konzertanten Leben Südtirols festzustellen, die in Rezensionen der Zeitung „Dolo miten“ ihren Niederschlag findet. Auch Maestro Carlo Maria

Giulini erinnerte sich in einem Interview, das er anläßlich seines Konzerts in Bozen im Oktober 1985 der Zeitung „Dolomiten“ gab. an Eduard Lucerna. der ihm Violinunterricht erteilte. Schon vorher befaßte sich aber der Bozner Musikrezensent der „Dolomiten", Karl H. Vigl, mit dem Gedanken, das „Quartett in H“ aufzuführen, was dann auch im Rahmen der „Musica Tyrolensis" 1986 verwirklicht wurde. Nikolaus Simrock hatte über Empfehlung von Johannes Brahms — der übrigens der Lieblingskomponist von Eduard

4
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_6_object_6006167.png
Seite 6 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Mulser in einer ruhigen, gedeckten Kegelbahn beim „Turmwirt“ ober der Kirche trafen. Der „blinde Toni“ spielte nach einer Stärkung und einem Glas Wein einen Tanz nach dem andern dem Gehör nach auf seiner Es-Klarinette, wobei Eduard Lucerna dessen gutes Gedächtnis bewunderte. Noch mehr aber erstaunte ihn das feine Gehör des ebenfalls erblindeten Bruders „Heini“, der beim Nachpfeifen der Niederschrift durch Eduard Lucerna jede geringste Abweichung richtigstellte. Als nähere Erklärung gab

Naturhörner (F), einer Baßgeige. Gespielt wurden u. a. folgende Musikstücke: „Teutsche", „Schuhplattler" (schneidig, rasch), „Walzer“, „Polka" und „Mazurka". Letztere erst etwa um die Jahrhundertwende. In einem Artikel in der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied", Jg. 1906. Heft 8, S. 130, veröffentlichte Eduard Lucerna einen Tanz unter dem Titel „Ein Teutscher“. Es handelt sich um einen Tiroler Volkstanz aus Kastelruth für Violine und Klavier. Eine Anmerkung Eduard Lucernas dazu lautete: „Überliefert

von dem blinden Spielmann Anton Mulser in Casteiruth, 1904 — bearbeitet von Eduard Lucerna in Gries bei Bozen." Den Abschluß seines Artikels bilden Partituren einiger Tänze, wobei Eduard Lucerna darauf hinwies, daß hier nur Melodien angeführt werden. Es handelt sich um I. Ein altes Stückl II. Schuhplattler III. Der Ebnerwalzer IV. Ein altes Stückl unter der Bezeichnung „Einschritt“ V. Schuhplattler Insgesamt hat Eduard Lucerna nach seinen Angaben 88 Nummern in Kastelruth und Nals gesammelt

in H". In der Österreichischen Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung, fand ich einen Brief Eduard Lucernas vom 11. Oktober 1905 an Herrn Professor Hans Wagner-Schönkirch. Wien III., Sofienbrückenstraße 12, wonach ihn dieser um die Überlassung von Tiroler Schuhplattlern (von [Anton] Rauch in Kastelruth instru mentiert) bittet, da ihm Herr Custos F. F. Kohl aus Wien mitteilte, daß er sie Wagner- Schönkirch überlassen hätte. Am 22. Oktober 1905 bedankte sich dann Eduard Lucerna für die Überlassung der Castelruther Tänze

5
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_11_object_6006172.png
Seite 11 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Ein Pharmazeut mit derartigen Ambitionen und Interessen mußte auffallen. Ein Wiener Kollege, der Eduard Lucerna 1893 in Admont/Steiermark kennenlernte, vermittelte die Bekanntschaft zwischen dem damals sehr bekannten Volksliedfor scher Prof. Dr. Josef Pommer aus Wien und Eduard Lucerna, welcher ihn zum „Aufsammeln von Jodlern, Liedern und Tänzen“ aufforderte. Seine schon vorhan dene Neigung zur alpenländischen Musik bekam dadurch eine bestimmte Rich tung. Zunächst entstehen an Kompositionen

1898 — einige südslawische Themen in der Oper „Zlatorog". Den Text zu dieser Oper erarbeitete seine Schwester Camilla nach einer Alpensage, die auf Rudolf Baumbach zurückgeht. 1898 — „Erste Kärntner Liederserenade“, Improvisation für Streichquartett, in denen Eduard Lucerna auch einige Koschatlieder verwendet hat. 1900 — „Zweite Kärntner Liederserenade für Streichquartett (nur echte Lieder)." 1901 — „Dritte und vierte Kärntner Liederserenade für Streichquartett" - „Erste italienische Serenade

für Streichtrio“; darin verarbeitet Eduard Lucerna die Melodie einer Frau „im Zaffoni". Im Mai 1900 kaufte Eduard Lucerna die „Kurapotheke“ in Gries bei Bozen und eröffnete sie am 17. Juni 1900. Um diesen Kauf finanziell zu verwirklichen, trennten sich seine Mutter und seine Geschwister — der Vater war 1899 verstorben — von dem seit Generationen im Besitz der Familie gewesenen Schlößchen Falkenberg im Wölfnitztal bei Klagenfurt und gaben damit Eduard Lucerna auch die Möglichkeit, eine Familie zu gründen

. Mit Klagenfurt, wo er am 11. November 1869 geboren wurde, und Graz, wo er studierte, war er durch lebenslange Freundschaften eng verbunden. In Klagenfurt wurden 1898 im Musikverein seine Dritte und 1912 seine Sechste Sinfonie aufge führt. In einer Rezension der Klagenfurter Zeitung vom 26. November 1913 hieß es, daß Eduard Lucerna „auf dem Boden der Moderne stehe, allerdings jener Moderne, die uns eine aufrichtige Freude bereite. Seine Tondichtungen gehören hinaus aus den engen Grenzen seiner Heimat“. Damals

wurde aus Tradition viel alte Musik gespielt, jedoch war man dem Neuen und Umstürzlerischen ebenso aufgeschlossen, das mit geschichtlicher Notwendig keit daraus hervorging. In den folgenden Jahrzehnten wurde Südtirol sein Forschungsgebiet, doch am 27. März 1939 schrieb er bedauernd in sein Tagebuch, daß sein Freund. Dr. Edwin Komauer, in der „Grazer Tagespost“ bei der Aufzählung der Kärntner Komponisten genannt, sein Namen jedoch verschwiegen wurde. Eduard Lucerna war inzwischen weiten Musikkreisen

6
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_9_object_6006170.png
Seite 9 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Die starke Persönlichkeit der Mutter war es vor allem, die durch die Vermittlung vieler Arten von Kunst, Wissenschaft, Sport sowie diverser schöngeistiger Aktivitä ten sein Wesen prägte. Durch ihr ausgezeichnetes Klavierspiel, ihre guten eigenen Kompositionen, darunter ein ihrem Sohn Eduard gewidmeter „Gaudeamus-Wal zer“, wurde seine Musikalität gefördert. Bereits in seiner Gymnasialzeit begann er, leichte Serenaden zu schreiben, die mit einem kleinen Orchester des öfteren bei Hausmusikabenden

im elterlichen Haus aufgeführt wurden. Später, als Familienva ter, setzte er diese Tradition fort, wobei größere und kleine Ensembles fremde und eigene Werke aufführten. So gelangte im Jahr 1911 die F-Dur-Messe von Karl Pembauer in seinem Heim in Bozen zur Aufführung. Für diese Darbietungen wurden Programmzettel angefertigt, die neben der Kurzfassung der angekündigten Werke auch Zeugnis von der großen Handfertigkeit Eduard Lucernas gaben. So hat er die Schuber seiner mehrbändigen

Tagebuchaufzeichnungen in meisterhafter Buchbinderarbeit unter Mithilfe seiner Frau in seinen späteren Lebensjahren selbst angefertigt. Nach der 5. Klasse Gymnasium verließ Eduard, der ältere der beiden Söhne, die Schule und absolvierte seine Praktikantenzeit in einer Apotheke, studierte Pharma zie und schloß seine Ausbildung mit dem Magisterium ab. Noch zu Hause erlernte er Geigen- und Klavierspiel. 1912 in Bozen Bratsche und 1928 Pauke. Seinem Bruder Roman gab er Unterricht in Bratsche. Er vertonte auch einige Gedichte

seiner Schwester Camilla, von denen später „Hast Du die Heimat lieb?“, „Nebelwallen“ und „Undinenlied“ im Verlag Walther Schroeder, Berlin, erschienen sind. Das physische und geistige Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie ent sprang dem Gerechtigkeitssinn der Mutter, die alle ihre Kinder „mit der gleichen Liebe umfangen hielt“. In seinen Tagebüchern weist Eduard Lucerna darauf hin, daß seine Erziehung und die seiner Geschwister durch deren Eignung von selbst geschehen ist. Sie genossen die größte Freiheit

, und wenn diese nicht mißbraucht Wurde, so ist dies auf die von seiner Mutter vererbte gute Anlage zurückzuführen. Mit „unendlicher Güte, Geduld und unerschütterlichem Vertrauen“ zu ihren Kin dern legte sie den Grundstein zu einem engen Familienleben mit herangereiften Persönlichkeiten, die über den Tod der Mutter hinaus in geschwisterlicher Liebe und Achtung voreinander waren. Eduard Lucerna war kein Freund leicht spielbarer Musik. Für diese Art Musik fand er jedoch wenig brauchbaren Stoff vor. So begann er zunächst

7
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1966/01_04_1966/Schlern_1966_04_01_35_object_6024395.png
Seite 35 von 65
Datum: 01.04.1966
Umfang: 65
Eduard Thöny (1866 —1950) ein begnadeter Zeichner Südtirols Dr. Franz Hieronymus Riedl Wie in unseren Tagen Paul Flora aus Glurns, so hat durch ein halbes Jahrhundert Eduard Thöny aus Brixen als Zeichner allwöchentlich die deut schen Leser mit Zeichnungen erfreut, die ebenso durch ihre schmissige Cha rakterisierung der Erscheinungen und Zustände, der Personen und Typen der Zeit wie durch ihre künstlerische Qualität als Glossierung des Zeitgeschehens über die Kurzlebigkeit des periodischen

Erscheinungsortes einer Zeitung oder Wochenzeitung hinaus Bedeutung haben. Der Alltag wurde in den Zeichnun gen von Thöny zum historischen Dokument, die vergängliche Erscheinung durch Auge und Zeichenstift unvergänglich für die Zukunft bewahrt. Eduard Thöny verdanken wir es, daß die kennzeichenden Gestalten der deutschen Gesellschaft der ersten Jahrhunderthälfte in ihren so verschiedenen Abstufun gen und Elementen nicht mit ihrem Zeitalter vergangen sind, sondern im Bilde aufbewahrt bleiben. Am 9. Februar 1866

, in diesem Schicksalsjahr, das so viel veränderte und den Keim so vieler Veränderungen in sich barg, wurde Eduard Thöny in Brixen am Eisack geboren. Sein Vater Christian Thöni, ein Vinschgauer, wie der Name untrüglich erweist, lebte in der alten Tiroler Bischofsstadt, im „Rom der Räter“, als Bildhauer und Herrgottschnitzer; die Mutter war eine Bauerstochter aus dem Vinschgau. Der berühmte Franz von Defregger, ein Freund der Familie Thöni, überredete Christian Thöni, mit seiner Familie ins lebendige, für begabte

Menschen offene München, ins „Athen an der Isar“ zu ziehen. So übersiedelte die Familie Thöni mit dem 15jährigen Eduard 1881 und Defregger ermunterte den talentierten Jüngling zum Studium an der Münchner Akademie der bildenden Künste. Nicht weniger als neun Jahre lang studierte Eduard Thöni dort bei Defregger, der ihn später häufig als seinen „begabtesten Schüler“ bezeichnete, und bei den Professoren Hackl, Kaulbach, Löfftz und Piloty, unter denen Gabriel Hackl den entscheidenden Einfluß

auf die Formung seiner zeichnerischen Begabung genommen hat. Mit ihm genossen damals auch andere Tiroler, ungefähr im gleichen Alter, ihre Ausbildung an der Münchner Akademie: der Meraner Leo Putz, der Osttiroler Albin Egger-Lienz, der Innsbrucker Thomas Riss und der Bozner Ignaz Stolz. Nicht leicht schlug sich der junge Eduard Thöni, der sich in München in Thöny verwandelte (ähnlich wie in früheren Zeiten nach Mode der Zeit etwa aus einem Hohenberg ein Altomonte oder aus einem Lamp ein Lampi wurde), durchs

8
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_10_object_6006171.png
Seite 10 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
1894 — „Volkstöne“, vier Sätze für Klavierquartett (deutsch, ungarisch, ruthe- nisch, italienisch) 1889 — „Faustsinfonie“, ein Studentenulk aus Graz. Es sind kleinere Stücke nach Volks-, Studenten- und Kärntner Liedern für Flöte, Geige und Bratsche. Die von Lucerna geblasene Flöte ersetzte er nach Bedarf mit der Geige. Neben seinen Melodieaufzeichnungen hat Eduard Lucerna immer wieder seine Beobachtungen und Eindrücke vom Volksleben seinen Tagebüchern anvertraut. Wir erfahren

von einem Musikantenbrauch in Kastelruth: „In der Nacht am letzten April ziehen die Musikanten von Haus zu Haus und bekommen überall Eier von den Bauern (bis zu 300 Stück!). Die werden dann in einem Gasthaus in Butter .gebochen’ (= Oarnschmalz). Dann wird getanzt und gezecht." Es ist der Brauch des Mai- einpfeifens. Am 11. Juli 1904 kehrt Eduard Lucerna beim „Gampenwirt" ein: „Mit dem Prachtkerl von einem Tiroler Wirt (in schwarzer dicker Tuchhose und Weste, schneeweißem Leinenhemd) ließ sich gut reden; er gab

gut geschriebener Artikel über diese volkskundliche Besonder heit..." Im gleichen Jahr hörte Eduard Lucerna in Matsch vom „alten Tiroler Wirt zum ersten und einzigen Male die Schlagzither spielen. Sie wird meist von den Bauern selbst angefertigt, hat vier Saiten, je zwei im Einklang gestimmt, so daß man leicht mit zwei Fingern in großen und kleinen Terzen auf- und abgleiten kann; mit Begleitung der Gitarre gibt es eine unerwartet feurige und aufreizende Musik...“ 1908 zeigte ihm die musikliebende

Familie Gansner in Kardaun eine selbstge machte Strohfidel (Xilophon) und „andere Instrumente". Die Volksmedizin, die Ende des 19. Jahrhunderts volkskundlich kaum erforscht war, wurde von Eduard Lucerna als altes, erprobtes Wissen erkannt, da ihm als Pharmazeut die heilsamen Kräfte der Naturprodukte ein besonderes Anliegen waren. Auch darin — und nicht nur in der Musik — war er seiner Zeit weit voraus. Heute greift die moderne Heilkunde auf so manches Alte der Ethnomedizin zurück, das nach exakter

Überprüfung der Wirkung althergebrachter Heilpflanzen keines falls bedeutungslos ist. Eduard Lucerna hat seine biologischen Produkte aufgrund von Nachfragen bis nach Berlin versendet. Eine köstlich humorvolle Eintragung findet sich 1904 in seinen Tagebuchauf zeichnungen: „Grieser Mittel gegen rote Nasen: .Abends mit nüchternem Speichel einreiben!’" Eduard Lucerna ist aber auch für andere Überraschungen gut: Er läßt sich „Sky" (Ski) aus echtem Eschenholz aus Norwegen kommen und — schert sich den Kopf kahl

9
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/2009/01_02_2009/Schlern_2009_02_01_85_object_6019857.png
Seite 85 von 86
Datum: 01.02.2009
Umfang: 86
Universität Hildesheim Tilsiterstraße 1 D-31141 Hildesheim 1 Der Verfasser dieser Replik konnte in der For mationsphase dieses Periodikums einen Bei trag zur regionalen Zeitgeschichte beisteuern: Michael Gehler, „Regionale" Zeitgeschichte als „Geschichte überschaubarer Räume'.' Von Grenzen, Möglichkeiten, Aufgaben und Fra gen einer Forschungsrichtung, in: Geschichte und Region. Storia e Regione 1 (1992), Heft 2, S. 85-120. 2 Siehe die Besprechung Michael Gehler, Eduard Reut-Nicolussi und die Südtiro

" (1999-2003) hat er wie der Verfasser auch mitgewirkt. Unmittelbar nach Erscheinen der Besprechung ist mir von Dr. Irmgard Flies (Redaktion des Schiern) im Rahmen einer Buchpräsentation in Bozen die Möglichkeit einer Gegendarstellung im vorerwähnten Or gan angeboten worden, was ich nach einigem Zögern angenommen habe, zumal anlässlich des 50. Todestages im Gedenken an Eduard Reut-Nicolussi ein Sonderbeitrag von Der Schiern 82 (Juli 2008), Heft 7, S. 46-65, unter dem Motto „Mit allen Waffen

des Geistes" er schienen war und es vor diesem Hintergrund passend erschien. Außerdem bot sich der öfter erscheinene Schiern als rezentes Perio dikum für eine zeitnahe Reaktion an. 3 Siehe die Besprechung von Hillebrand, S. 216. 4 Siehe auch die Selbsteinschätzung in: Dok. 584 Betr. Prof. Dr. Reut-Nicolussi: politische Haltung, in: Gehler, Eduard Reut-Nicolussi, Teil 2: Dokumentenedition, S. 947/948. 5 Michael Gehler, Vergangenheitspolitik und Demokratieentwicklung südlich des Brenners. Überlegungen

mit einem Ta bu: Eduard Reut-Nicolussi, Gauleiter Franz Hofer und die Südtirolfrage 1939-1944 (mit einem Ausblick auf die Zeit nach 1945), in: Tiroler Heimat 57 (1993) (= Festschrift für Jo hann Rainer zum 70. Geburtstag), S. 225-254; Michael Gehler, Die Südtirolfrage als poli tisches Leitprinzip: Aspekte zur Biographie von Eduard Reut-Nicolussi (1888-1958), in: 10 Jahre Südtiroler Freundeskreis für die Universität Innsbruck, Bozen 1995, S. 23-50; Michael Gehler, „Ich bin frei, frei für mein ganzes Leben." Die Flucht

von Eduard Reut- Nicolussi aus Südtirol im Jahre 1927, in:Tiro- ler Heimat Bd. 61 (1997), S. 251-259; Michael Gehler, Reut-Nicolussi, Eduard, in: Neue Deutsche Biographie, hrsg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 21, Pütter-Rohlfs, Berlin 2003, S. 460/461; Michael Gehler, Una vita da politico per il Sudtirolo/Ein Leben als Politiker für Südtirol, a cura di Nino Forenza/ Anmerkungen CN zu DERSCHLERN 83

10
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_18_object_6006179.png
Seite 18 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
auch konzertfähige Partien. 1936 wurde das IV. Bild von Camilla Lucerna ins Kroatische übersetzt und ist von Absolven tinnen der Musikakademie in Agram einstudiert worden. Aufgeführt wurde es bei einem Vereinsabend der „Hrvatska zena“ in einheimischer Tracht. Eine Wiederholung fand 1937 statt. Eduard Lucerna hat sich aber nicht nur als Autor von Kompositionen, sondern besonders als Sammler und Bearbeiter alpenländischer Volksmusik einen Namen gemacht, ist das abschließende Urteil der „Grazer Tagespost

“. Zum 70. Geburtstag würdigt die „Allgemeine Musikzeitung", Jg. 66, Nr. 50. vom 15. Dezember 1939 Eduard Lucerna mit folgenden Worten: „Der aus Kärnten gebürtige Komponist Eduard Lucerna feierte vor kurzem seinen 70. Geburtstag. Auf fast allen Gattungen der Tonkunst hat Lucerna Beachtliches geleistet, wenn auch die Anerkennung durch die Mitwelt nicht das verdiente Maß erreicht hat.“ Lucerna schrieb u. a. sechs Symphonien, viele bedeutsame Kammermusikwerke, eine Oper, ein „Hirtenspiel in Tirol“ und zahlreiche

Werken von Mozart, Haydn und Beethoven Eduard Lucernas erste italienische Serenade und die Fuge in c-Moll gespielt. Im Auftrag Dieffenbachs setzt er zu 23 Volksliedern den Baß. Einen wichtigen Hinweis auf eine Volksliedquelle erhalten wir durch folgende Eintragung im Tagebuch: Am 13. Jänner 1941 werden im Rahmen eines Vortrags der A.D.O. (Arbeitsge meinschaft der Optanten für Deutschland) „Magnetophonbänder“ vorgeführt. „Sehr interessant", notiert Eduard Lucerna und fügt hinzu: „Meraner Raffltrio

, Durnholzer Sachen, die alten Weiber Mulser aus Kastelruth krächzten naturwahr, aus dem Kanaltal ein Dreikönigslied usw.“ Am 15. November 1941 wurde Eduard Lucerna wieder zu einer Magnetophonvorführung eingeladen und setzte seine Eintragungen im Tagebuch fort: „Sternsingerlied", ein alter Landsknechtmarsch mit Trommeln und Schwegelpfeifen, ein Spottlied auf die Schneider. (...) Dann eine Spottpredigt von einem Krautwalschen; wir sahen auch die Lichtbildersammlung der Sänger aus dem TaufererTal

lebenden Komponisten und Volksliedforscher Eduard Lucerna... verliehen worden.“

11
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_15_object_6006176.png
Seite 15 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
gespielt wurden. Gedichte trug der aus Neutitschein stammende und später in Wien wirkende Burgschauspieler Fred Liewehr vor. 1925 — „Streichsextett" in Variationenform über ein schwedisches Thema (Friare Visa). Eduard Lucerna erhielt von einer Volksliedfreundin ein Liederheft mit schwedischen Volksliedern, das sie gelegentlich einer Reise in Schweden als Volksliedsammlung gekauft hatte. Noch im gleichen Jahr kam es zu einer Probe seines Streichsextetts in Selztal in der Steiermark

zeichnete Eduard Lucerna einen Hahnenruf auf und nannte ihn „Schladminger“. Am 9. November 1925 wird Gries in die Stadt Bozen eingemeindet und die Apotheke mit ihrem Laboratorium in Gries immer häufiger für Musikproben und Hausmusikabende verwendet. Am 23. März 1926 notiert er ein dortiges Musizieren mit Dr. P. von Aufschnaiter und seinem Sohn Hans. 1927 — „Sinfonietta“ für kleines Orchester nach alten deutschen Weisen. Sie wird von Maestro Mario Mascagni am 12. 5. 1931 in Bozen uraufgeführt. 1932

wird sie im Stuttgarter Rundfunk übertragen und in Meran gespielt. 1929 — Eduard Lucerna wurde in das Musiklexikon Hugo Riedmanns aufge nommen. 1930 — In der Solosonate für Geige: „Das nächtliche Geigenspiel", einige Themen aus Malcesine und Ledro im Gardaseegebiet. 1932 — Eduard Lucerna setzte als kurioses Kammerstück die Völser Hirten- schalmey „Pastorale“ für Oboe, Klarinette, Fagott und Horn. Viola. Cello und Baß. Ein weiteres Kammerstück war ,,Werkelmanns Werkeltag". - Eduard Lucerna komponierte „bei der Nacht

" das zweite der Schlernlie- deridas erste war „Der Falke“), „Kukuk am Schiern", für mittlere Singstim me und Klavier. 9. August 1932: Unter diesem Datum verzeichnet Eduard Lucerna folgen des: „Meine beiden .Schlernlieder' hätten einmal als musikalische Beilage in ein Schlernheft gut gepaßt. Freund Dieffenbach schrieb von .Der Falke' und .Kukuk am Schiern - sehr gute, knappe Vorlagen, die Redaktion war damit einverstanden, nur das Format machte Schwierigkeiten. Der Schrift leiter Junger schrieb

, auch noch andere Teile aus der Geiger-Bibel.“ Am 12. Jänner ist im Tagebuch zu lesen: „Die Sternsinger singen heuer mehr hochdeutsch als völkisch!" Und am 25. Juli 1935 gibt Eduard Lucerna ein Stim mungsbild zum besten: „Was man nicht einmal in der Jugend gewünscht hat, .den Himmel voller Geig'n', das hat man jetzt im Alter: Nebenan singen zwei Leute mit Zither und Gitarrenbegleitung, im Hof bläst der Gärtner Flügelhorn. Seit kurzer

12
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_3_object_6006164.png
Seite 3 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Gertrud Henisch-Komma Eduard Lucema und die Tiroler Volksmusik Auf der Suche nach Spuren der blinden Brüder Anton und Heinrich Mulser aus Kastelruth stieß ich bei der Durchsicht der Zeitschrift „Der Schiern" auf den Artikel „Der Komponist Eduard Lucerna" von Egon Ilmer aus dem Jahr 1924, der mir den Hinweis gab, daß Eduard Lucerna unter Führung des bekannten Sammlers Tiroler Volkslieder, Franz Friedrich Kohl, im Jahr 1904 von zwei blinden Brüdern in Kastelruth, dem Klarinettenbläser Anton

und dem Sänger Heinrich Mulser, „Melo dien zur späteren Verwertung" aufgezeichnet hat. Als Früchte dieser Aufzeichnun gen waren „Das Hirtenspiel aus Tirol" und die „Sinfonischen Tänze aus Tirol“ bezeichnet worden. Einem weiteren Hinweis von Egon Ilmer im oben erwähnten Artikel auf eine Veröffentlichung von Eduard Lucerna in der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied", Jänner 1909, verdanke ich es, daß ich außerdem auf eine Verwertung der Melodien von Anton und Heinrich Mulser durch Eduard Lucerna

in dessen „Tiroler Volks tänze" aufmerksam wurde. Wer war dieser Eduard Lucerna? Ein Komponist, wie Egon Ilmer schrieb, oder Sangmeister (Chorleiter) eines Gesangvereins in Bozen, wie er sich selbst in seinem Artikel vorstellte. Mehr konnte ich nicht entnehmen. Noch interessierten mich in erster Linie die beiden blinden Brüder Mulser aus Kastelruth. Ausgehend von einem antiquarisch erworbenen Buch, dessen Verfasse rin romanhaft die Chronik eines Südtiroler Bauerngeschlechts erzählte und deren Geschehnisse

14
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_13_object_6006174.png
Seite 13 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
Tagblatt“ berichtet, daß im Ursulinenwaisenhaus in Klagenfurt am Neujahrstag 1920 und am 3. Jänner das „Hirtenspiel aus Tirol“ mit Gesang und Orchesterinstru menten von heimischen Kunstkräften vorgeführt wurde. „Dieses Tiroler Hirten spiel, überliefert von Anton Mulser aus Kastelruth, wurde von dem Klagenfurter Tonkünstler Eduard Lucerna (derzeit in Gries bei Bozen) in Musik gesetzt.“ Aus dem Tagebuch Eduard Lucernas ist zum Hirtenspiel am 6. Jänner 1932 folgende Eintragung zu entnehmen

. Die zweite Folge beendete Lucerna 1916. Beide Folgen sind auch ein Ergebnis des Anton-Mulserschen Rohmaterials. Am 22. November 1915 schrieb Eduard Lucerna in sein Tagebuch: „Beginn der Partitur des 1. Satzes .Alter Einschritt’. Mein Ideal wäre, ,so nebenbei’, der .Alpenmusik’ den gebüh renden Platz anzubahnen.“ Handschriftliche Notenbeispiele Die erste Folge wurde wiederholt in Karlsbad, Bad Kissingen, Franzensbad und Bad Teplitz-Schönau aufgeführt, die zweite mit noch größerem Erfolg

, und zwar als Uraufführung, in Bad Kissingen am 20. August 1917, 1940 in Bad Teplitz-Schönau und Aussig. Der Radiosender Prag brachte die zweite Folge am 31. Jänner 1941 mit 14 angeschlossenen Sendern. Die Rezension im „Franzensbader Tagblatt“ vom 19. Juni 1913 über die „Sym phonischen Tänze aus Tirol“ stellt die Frage: „Wer ist nun Eduard Lucerna?“ Sie fährt fort: „Ein bescheidener, schlichter, für die edle Musik jedoch hochbegeisterter Mann... Apotheker Lucerna ist Autodidakt... Als Forscher auf dem Gebiet deut scher

... Von den drei leicht beschwingten Sätzen ist der Mittelsatz der beste, der reizvollste in jeglicher Beziehung und eilt den übrigen beiden Teilen, hauptsächlich dem ersten, um ein gutes Stück voraus... Glänzend dankbar sind die Schlußpartien geraten, die gleich schön und sorgfältig im Streicher- wie im Bläserchor sich melden. „Der Merkur“, 4. Jg., 1913, Heft 16, in Franzensbad urteilt im gleichen Sinne. 1908 — Eduard Lucerna notiert in seinem Tagebuch: „Quartett in H. Scherzo Saitensatz

des vom Kulturamt betreuten VI. Zeitgenössischen Kammermusik abends. Der betagte Bozner Eduard Lucerna, ein gebürtiger Kärntner, mit seinem Schaffen noch in der nachromantischen Richtung wurzelnd, hat sich auch in der alpenländischen Volkslied bewegung sehr verdient gemacht. Es darf nicht wunder nehmen, wenn manches von diesem schönen Gut in die Thematik seines H-Dur- Werks geflossen ist, das einen mit Geschmack behandelten, klingenden Satz und in seiner breiten formalen Anlage auch verhaltene, warme Empfindung

15
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1950/01_08_1950/Schlern_1950_08_01_30_object_5989365.png
Seite 30 von 68
Datum: 01.08.1950
Umfang: 68
ln memcriam Eduard Thöny Unsere an künstlerischen Begabungen so reiche Heimat hat seit den Zeiten Michael Pachers immer wieder Persönlichkeiten her vorgebracht, die durch ihr schöpferisches Wirken den Rang und Ruhm südtirolischer Kunst in der weiten Welt verbreiteten. Zu diesen Großen zählt auch ein Mann, dessen Name in den ersten Jahrzehnten un seres Jahrhunderts wohl weiter bekannt und geschätzt war als der irgend eines anderen modernen Künstlers. Denn Eduard Thöny gehörte

zu den hervorragendsten Mitarbeitern der Münchner Wochenzeit schrift «Simplicissimus», die bis zum Ende des ersten Weltkrieges nicht nur im ganzen deutschen Sprachgebiet, sondern auch im Ausland ungezählte Leser fand. Einem uralten Vintschgauer Geschlecht entsprossen, wurde Eduard Thöny zu B r i- xen am 9. Februar des Kriegsjahres 1866 als Sohn des Bildhauers Christian Thöny geboren; er übersiedelte schon als sieben jähriger Knabe mit seinen Eltern nach München, das ihm zur zweiten Heimat und zur Stätte

Auf geschlossenheit Gelegenheit zu freier Ent wicklung suchte, kam die Gründung des «Simplicissimus» im Jahre 1896 durch Albert Langen gerade recht. Das war ein Feld, wo sich Eduard Thönys geistreiche und humorvolle Kunst ungehemmt entfalten und ausbreiten konnte. Durch die Blätter des «Simplicissimus» wehte ein frischer Wind, manchmal sogar ein satirischer Sturm, der über die Verkehrtheiten und Verlogenheiten, über das phrasenreiche, säbelrasselnde Re gime und die spießbürgerliche Enge der Wilhelminischen Aera

des gebürtigen Tirolers beherrschend durch brach. Bis ins hohe Alter schuf Thöny mit besonderer Vorliebe solch bäuerliche Cha rakterköpfe, die auf dem Markt, im Wirts haus oder auch als Tiroler Kaiserjäger bzw. Landesschützen die unverkennbaren Zei chen ihrer Rasse und ihrer dörflichen Um welt trugen. Eduard Thönys tiefdringende männliche Kunst sprach sich am stärksten in seinen Bildern aus der Zeit des ersten und zwei ten Weltkrieges aus. Da wandelte sich der Humor des Karikaturisten in die bildne rische

Kraft eines Sittenschilderers, der Be geisterung und Opfermut, aber auch das tiefe Leid des Volkes zu ergreifendem Aus druck brachte. Wenn auch ein großer Teil der künst lerischen Lebensarbeit Eduard Thönys das kurzfristige Dasein einer illustrierten Zeit schrift teilte, die mit dem Tag kommt und geht, so schuf der Maler Thöny in seinen Musestunden auch ein reiches künstlerisches Gut von dauerndem Wert. Das konnte die Oeffentlichkeit mit Staunen aus der ersten großen

16
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/2013/01_09_2013/Schlern_2013_09_01_31_object_6038661.png
Seite 31 von 100
Datum: 01.09.2013
Umfang: 100
-Baierischen Regierungsblatt von 1808, S. 161, 163 und 864, dieses Bataillon fälschlicherweise einige Male als Bataillon Wrede angegeben wird. 55 Königlich-Baierisches Regierungsblatt, München 1808, Bd. 2, L Stück S. 2022. 56 Hirn, Josef: Tirols Erhebung im Jahre 1809, S. 168. 57 Königlich-Baierisches Regierungsblatt, München 1808, Bd. 2, LVIII Stück, S. 2294. 58 Königlich-Baierisches Regierungsblatt, München 1808, Bd. 2, LXIX Stück, S. 2771. 59 Völderndorff und Waradein, Eduard Freiherr

von: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., Band 2, Fünftes Buch: Zeitraum von Jahre 1808 bis zum Ende des Jahres 1809, München 1826, S. 25. 60 Augsburgs Geschichte von Erbauung der Stadt bis zum Tode Maximilians Josef, erster König von Bayern, 1825. Band 2, Franz Eugen Joseph Anton von Seida und Landensberg: Augsburg 1826, S.912/913. 61 Völderndorff und Waradein, Eduard Freiherr von: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., Band 2, Fünftes Buch: Zeitraum von Jahre 1808

bis zum Ende des Jahres 1809, München 1826, S. 25-27. 62 Schemfil, Victor: Der Tiroler Freiheitskrieg 1809, Innsbruck 2007, S. 45. 63 Schennach, Martin: Revolte in der Region. Zur Tiroler Erhebung von 1809, Innsbruck 2009, S. 112/113. 64 Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine, Band 68, Berlin 1888, S. 23. 65 Völderndorff und Waradein, Eduard Freiherr von: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., Band 2, Fünftes Buch: Zeitraum von Jahre 1808 bis zum Ende des Jahres 1809, München

1826, S. 42, 51, 55, und 59. 66 Völderndorff und Waradein, Eduard Freiherr von: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., Band 2, Fünftes Buch: Zeitraum von Jahre 1808 bis zum Ende des Jahres 1809, München 1826, S. 94, und Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Mit Karten und Plänen nach österreichischen Originalquellen. Von Innübergang bis zur Schlacht bei Aspern. Aus der österreichischen militärischen Zeitschrift, Jahrgang 1862 und 1863, Wien 1865, S. 408. 67 Königlich

-Baierisches Regierungsblatt, München 1809, S. 779. 68 Völderndorff und Waradein, Eduard Freiherr von: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., Band 2, Fünftes Buch: Zeitraum von Jahre 1808 bis zum Ende des Jahres 1809, München 1826, S. 144/145. 69 Schemfil, Victor: Der Tiroler Freiheitskrieg 1809, Innsbruck 2007, S. 100-114. 70 Picket, hier in der Bedeutung eines militärischen Feldlagers. 71 Die Geschichte meines früh verstorbenen Vaters, Herrn Cornel Schwarz, weil. Pflegers

17
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/2004/01_07_2004/Schlern_2004_07_01_71_object_6032141.png
Seite 71 von 132
Datum: 01.07.2004
Umfang: 132
in einer Pfarre tätig war. Das Phänomen ist auf Zeiten be schränkt, die besonders viele geistliche Beru fen aufweisen. 78 Eduard Scheiber (wie Anm. 61), S. 409. 79 Kaplan: ursprünglich Kleriker der fränkischen Hofkapelle, an deren Spitze der Erzkaplan stand. Im späten Mittelalter Bezeichnung für den Inhaber einer der häufigen an Kapellen oder Altären gestifteten Messepfründen. Der Ausdruck Manualkaplanei für Steinhaus drückt aus, dass die Kaplanei zu Händen von jemandem war, der berechtigt war, den Kap lan

zu bestellen und auch zu entlassen. Das waren in diesem Falle die Gewerksherren des Bergwerkes. Zu Kaplan siehe: Lexikon für Theologie und Kirche, 5. Bd., S. 1327, hrsg. von Josef Höfer und Karl Rahner, Freiburg 1960. 80 Eduard Scheiber (wie Anm. 61), S. 409: Franz Xaver Spreng stand 1697 als Kooperator in Ahrn ein und kam 1701 als erster Kurat nach St. Jakob. Was die Liste der in Steinhaus täti gen Seelsorger angeht, sei auf den Aufsatz von Eduard Scheiber verwiesen und auf je nen von Josef Innerhofer

Matrikelführung (mit Abschrift an das Pfarramt). Zu Expositur siehe: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Bd., S. 1318, hrsg. von Josef Höfer und Karl Rahner, Freiburg 1959. 93 St. Jakob wurde 1745 zur Kuratie erhoben und 1891 zur Pfarre (Josef Innerhofer, wie Anm. 10), S. 401 und 403. 94 St. A. Nr. 184.166, Abschrift des Abkommens der Steinhäuser Nachbarschaft mit dem AH, 18. 2. 1848. 95 Siehe dazu den Abschnitt auf S. 71 im Kapitel Auszüge aus den Steinhäuser Kirchenrech nungen. 96 Eduard Scheiber (wie Anm

. 61), S. 415 f. 97 Eduard Scheiber (wie Anm. 61), S. 416 f. 98 St. A. Nr. 184.166: Stiftsbriefentwurf zur Expo situr in Steinhaus imThale Ahrn, 24. 9. 1860. Er ist unterschrieben von Josef Seyer, Dekan von Täufers, Christoph Elzenbaum, Pfarrer von Ahrn, Jakob Sinner, Kurat von St. Jakob, Georg Fulterer, Faktor, Jakob Feichter, Schulaufseher, Paul Pipperger. 99 Mit Gewerkschaft ist hier die Gesamtheit der Bergwerksbelegschaft gemeint, die Arbeiter schaft genauso wie die Beamten und die Ge werkherrschaft

18
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/2000/01_06_2000/Schlern_2000_06_01_24_object_6014534.png
Seite 24 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
(* am 11. April 1845 in Gal tür. Priesterweihe am 23. Juli 1871, t am 21. April 1880) mit dem Lehrfach Kir chengeschichte beauftragt wurde. Nach dem aber Lenz so früh gestorben war, übernahm Franz Schmid die Kirchenge schichte, den am 30. September 1882 Eduard Stemberger ablöste, auf den dann am 15. September 1883 Johannes Freiseisen folgte. - Zu Johannes Zobl, * am 23. Jänner 1822 in Schattw’ald, Priesterweihe am 27. Juli 1845, er lehrte im Priesterseminar außer Kirchenge schichte und Patrologie zeitweise

.: Generalvikar und Dompropst Dr. Franz Schmid in Brixen t, in: Tiroler Anzeiger vom 21. September 1922 = Nr. 215, S. 5. - Zu Eduard Stemberger, * am 18. März 1853 in Bruneck als Sohn des Josef Jo hann Stemberger und der Anna Maria Katharina Kirchberger. Priesterweihe 'am 23. Juli 1876, seit dem 23. Juli 1918 Dekan von Täufers, Ehrendomherr, im Jahre 1926 zum Domkapitular ernannt, aber noch vor der Übersiedlung nach Brixen tarn 25. Mai 1927, vgl.: Josef Liensberger, Dekan und Kanonikus Dr. Eduard Stemberger

t, in: Priester- Konferenzblatt 39 (1927), S. 121-124. - Maria Veronika Rubatscher, Dekan Dr. Eduard Stemberger, in: St. Antoni usblatt 14 (1947), S. 112 ff. - Johannes Baur, Das Brixner Priesterseminar. Ein Blick in die Geschichte, Brixen 1975, S. 61 f. - Ein Priester des Herrn. Dekan Dr. Eduard Stemberger, in: Johannes Baur, Vierklee aus Südtirol. Lebensbil der gottfroher Menschen, Wien-Linz- Passau o. J., S. 22-37. - Robert Bertel. Geistliche Berufe aus der Pfarre Brun eck, in: Unsere Liebfrauenkirche

19
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1986/01_03_1986/Schlern_1986_03_01_16_object_6004915.png
Seite 16 von 668
Datum: 01.03.1986
Umfang: 668
ihre Tore. '-) Philipp Eduard Fugger, Freiherr von Kirchberg und Weissenhorn (1546 bis 1618) entstammt, wie sein Bruder Octavia nus Secundus (1549—1600). der nach sei nem Großvater benannten „Raymundi- schen Linie" und gründet als einer der beiden älteren Söhne von Georg II. Fug ger (1518—1569) nach Auszahlung der auf grund schwieriger Auseinandersetzungen mit seinem Onkel Markus III. Fugger li quidierten Beteiligung an dem alten Fug- gerschen Handelshaus seine eigene Firma unter der Bezeichnung „Georg

lag. die sich vom Handelsgeschäft entfern te. der humanistischen Bildung aufgrund ihrer Studien an den ausländischen, ins besondere italienischen Universitäten zu wandte und eigentlich nur noch Geldge schäfte, nicht mehr Warenhandel als „standesgemäß“ für ihre geadelte Familie und deren Nachkommen betrachtete. Die se Entwicklung galt durchaus auch für Georgs II. Sohn Philipp Eduard, der nach einer „Vorschule“ im Alter von etwa zehn Jahren an der Universität Ingolstadt die Universitäten Dole, Basel

, der zweite Gewährsmann für Hans Trapps Ahnennachweis, war ein Sohn von Anton I. (1492—1560) und der Anna Rehlingen von Horgau, der nach dem Tod Jakobs des Reichen 1525 die kaufmännische Führung der Firma übernommen und erfolgreich gestaltet hatte. Hans selbst war (1560) mit Elisabeth Nott- hafft von Weissenstein verheiratet und hatte seinen, der Generation von Philipp Eduard angehörigen Sohn Hans VII., der Tendenz der Familie folgend, mit dem Hochadel durch die Ehe mit Maria Eleo- nora Gräfin

von Hohenzollern verbunden. Trotz der Trennung der beiden Fugger- schen Linien hat offenbar zwischen dem so viel älteren Hans und Philipp Eduard eine engere Beziehung bestanden, denn ersterer war der Vormund dieses Neffen. Auch Hans besuchte die oberitalienischen Universitäten, die — ebenso wie das Ger- manicum in Rom — ein Treffpunkt zwi schen der Jugend des Patriziats (auch der deutschen Hansestädte) und dem Adel waren und zu lebenslangen Freundschaf ten wie zu Eheschließungen mit den weib lichen Angehörigen

ein standesgemä ßes Leben zu führen und im übrigen das Vermögen in Grundbesitz anzulegen. So auch bei Philipp Eduard, der seinen An teil am Handelshaus bis zu seiner Auszah lung in einer Art „stiller Einlage" mit fe ster Verzinsung hielt. Die Fugger waren ja

20
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_10_1987/Schlern_1987_10_01_14_object_6006175.png
Seite 14 von 65
Datum: 01.10.1987
Umfang: 65
.“ 1913 — „In der sinfonischen Dichtung .Quarnero' für großes Orchester südsla wische und italienische Motive“. Wiederholt besuchte Eduard Lucerna die beiden blinden Brüder Heinrich und Anton Mulser in Kastelruth. Am 28. August 1914 erfolgte folgende Eintragung in seinem Tagebuch: „Mobilisierung auf der Seiser Alm: während des hastigen Mähens der Burschen spielte noch die Castelruther Musik, daß es nur so von den Wänden hallte. Tanzen. Paschen, Schnalzen und Trinken.“ 1914 — „Italienische Motive

“ in der sinfonischen Ballade „Theoderieh". 1915 — „Sinfonische Tänze aus Tirol“, zweite Folge, für großes Orchester (bereits bei der ersten Folge aus dem Jahr 1907 vorgestellt). 1916 — „Zweite Sonatine“ für Geige und Klavier über deutsche Volkslieder. - „Solosonate für Geige“ nach Adalbert Stifters Studie „Zwei Schwe stern". Im Mittelsatz und Finale Motive vom Gardasee (Malcesine und dem Ledrothale). Zur Bearbeitung von Volksliedern legt Eduard Lucerna am 1. Jänner 1916 seine Gedanken im Tagebuch wie folgt nieder

: „Volksliedweisen zu setzen und zu neuen Gebilden zusammenzusetzen, ist ähnliche Arbeit wie jene des Dramatikers und Dichters, welcher seine Stoffe aus der Geschichte seines Volkes nimmt — also durchaus edel —, daher unverstanden bei der Masse der Vielzuvielen.“ Eduard Lucerna ging ähnlich vor wie Ludwig van Beethoven, der mehr als 200 Volksweisen verschiedener Nationalitäten bearbeitete, Johannes Brahms bei sei nen ungarischen Tänzen, Franz Liszt bei seinen fünf ungarischen Volksliedern, die er für Klavier

transkribierte. Antonin Dvorak bei seinen mährischen Volksliedern, Kärol Szimanowsky, der die alten Volkstänze seiner Heimat, Mazurka und Krako wiak, aufgriff, Bela Bartok, der Vorkämpfer der neuen Musik, der in seinen „Bildern aus Ungarn“ einen Bärentanz — Eduard Lucerna nannte den alten „Einschritt“ von Anton Mulser ebenso — und einen Hirtentanz orchestral aufbereitete, und schließ lich Zoltan Kodäly, der ungarische Volkslieder sammelte und sie traditionell verarbeitete. Man nannte ihn den „Vater

der ungarischen Musik“. Am 15. August 1917 schreibt Eduard Lucerna in seinen Tagebuchblättern: „Ich suche den blinden Musiker Heinrich Mulser auf, der mich gleich an der Stimme erkannte. Beim .Turmwirt’ begrüßten mich alle Leute gleich und erinnerten sich an die Zeiten, als wir drei mit dem leider heuer verstorbenen (20. Februar 1917) Mulser- Tonl in der Kegelbahn an dem Aufschreiben der alten Volksweisen gearbeitet haben. Der Heini versprach mir Lichtbilder von den zwei originellen Brüdern, da ich gerne

21