heranZutreten. Regina gehorchte, innerlich wider strebend. Bedienstete kamen und trugen grüne PflanZen- stöcke in die Kirche, so daß die fremde Frau nun wie in einem Haine lag. Die schweren Schritte der Männer hallten laut durch den gewölbten Raum. Professor Hochgruber hatte Reginas Hand ge faßt und sie durch die Sakristei hinauf zu der Em pore geführt. „Du sollst dein Ave Maria singen— Regina!' flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Wie da mals/' Er beugte sich tief zu ihr herab und schaute
ihr mit einem Ausdruck in die Augen, den sie nicht zu deuten vermochte. „Deine Stimme war ein Ge bet für mich, Regina!' flüsterte er. Und geheimnis voll hob er seine Hand empor. „Du darfst nun für die Tote singen, Regina!' sagte er freundlich und in dem Tone, mit dem man zu einem Kinde spricht. Regina überkam ein ängstliches Gefühl, und sie bereute es, daß sie hierhergekommen war. Norbert Hochgruber war krank. Das erkannte sie. Aber er war anders als sonst. Nicht schwermütig und von Angst gefoltert. Etwas Fremdes
lag in feinen Zü gen, das sie erschrecken machte, und sie war froh darüber, daß sie vom Kirchenschiff herauf die un terdrückten Stimmen der Männer vernahm, welche die Pflanzen gebracht hatten. Sie wollte nun singen. Singen für Norbert Hochgruber, aus den ihre Stimme, wie sie ja wußte, stets einen wohltuenden Einfluß gehabt hatte. Und Regina setzte sich ans Harmonium und sang. Sang