, dauern wird. Der Kaiser hat gar keinen Grund, sich zu übereilen, und auch wir in Oesterreich haben gar keinen Grund, zu wünschen, daß die Dinge irgendwie über das Knie gebrochen werden. Diesmal können wir wirklich warten. Es sieht ganz danach aus, als wollte man an der entscheidenden Stelle die Ungarn, wie man so zu sagen pflegt, sich in ihrem eigenen Saft weichkochen lassen. Das kann für sie nur sehr zuträglich sein und für uns auch. Wie es scheint, geben sie es auch bereits ein wenig billiger
. Von der famosen Resolu tion oder Deklaration, durch die dem Kaiser das Recht entzogen werden sollte, Teile der Reserve oder der Ersatzreserve in Friedenszeitev, wenn nötig, einzuberufen, ist keine Rede mehr; und auch die Wiedereinsetzung des Ministeriums Khnen wird nicht mehr verlangt. Also immer hin eine gewisse Ernüchterung. Die Situation liegt im Ganzen, wenn man sie unbefangen überblickt, doch ziemlich einsach: Wollen die Ungarn die Wehrreform mit der zweijährigen Dienstzeit haben, so brauchen
, aber doch aus Liebe zum Frieden sich zu einem ein jährigen Provisorium bequemen. Nur, wie schon gesagt, dürfen die Ungarn nicht die Gelegen heit benützen wollen, um sich bei dieser Gele genheit auf Kosten der Armee und auf Kosten Oesterreichs Seperatvorteile herauszuschlagen. Für so etwas sind wir nicht zu haben. Dafür, wie es in Ungarn in den Köpfen aussieht, hat der „Pester Lloyd' einen merk würdigen Beleg gebracht. Er erzählte allen Ernstes, daß der jetzige Kriegsminister, General v. Ausfenberg, vor sieben
Jahren dem Kriegs- ministerium einen Plan vorgeschlagen habe zum 'Zwecke eines Aufmarsches und Einmarsches in Ungarn. Der „Pester Lloyd' ist das einzige in Ungarn erscheinende Weltblatt und ist jeden« falls die bestunterrichtete und ernsteste Zeitung Ungarns. Und trotzdem ist er auf ein solches Märchen hereingefallen. Ein „Einmarsch' un serer Armee in Ungarn, ja was soll denn das eigentlich heißen? In Ungarn ohne Sieben bürgen und Kroatien stehen vier Armeekorps, die zusammen 80 bis 100.000 Mann
stark sein mögen. Wozu sollen denn dann weitere Truppen einmarschieren und was sollen die Einmarschierenden dann dort tun? General von Pitreich, der vor sieben Jahren Kriegs minister war, und General von Ausfenberg selbst haben erklärt, daß an der ganzen Ge schichte kein wahres Wort ist. Aber daß sie geglaubt wurde, zeigt, daß man vielfach in Ungarn kein reines Gewissen hat. Es gibt in Ungarn Revolutionäre, und diese träumen von Staatsstreich und Gegenrevolution. Es wird aber weder