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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 10
Datum: 15.03.1912
Umfang: 10
, dauern wird. Der Kaiser hat gar keinen Grund, sich zu übereilen, und auch wir in Oesterreich haben gar keinen Grund, zu wünschen, daß die Dinge irgendwie über das Knie gebrochen werden. Diesmal können wir wirklich warten. Es sieht ganz danach aus, als wollte man an der entscheidenden Stelle die Ungarn, wie man so zu sagen pflegt, sich in ihrem eigenen Saft weichkochen lassen. Das kann für sie nur sehr zuträglich sein und für uns auch. Wie es scheint, geben sie es auch bereits ein wenig billiger

. Von der famosen Resolu tion oder Deklaration, durch die dem Kaiser das Recht entzogen werden sollte, Teile der Reserve oder der Ersatzreserve in Friedenszeitev, wenn nötig, einzuberufen, ist keine Rede mehr; und auch die Wiedereinsetzung des Ministeriums Khnen wird nicht mehr verlangt. Also immer hin eine gewisse Ernüchterung. Die Situation liegt im Ganzen, wenn man sie unbefangen überblickt, doch ziemlich einsach: Wollen die Ungarn die Wehrreform mit der zweijährigen Dienstzeit haben, so brauchen

, aber doch aus Liebe zum Frieden sich zu einem ein jährigen Provisorium bequemen. Nur, wie schon gesagt, dürfen die Ungarn nicht die Gelegen heit benützen wollen, um sich bei dieser Gele genheit auf Kosten der Armee und auf Kosten Oesterreichs Seperatvorteile herauszuschlagen. Für so etwas sind wir nicht zu haben. Dafür, wie es in Ungarn in den Köpfen aussieht, hat der „Pester Lloyd' einen merk würdigen Beleg gebracht. Er erzählte allen Ernstes, daß der jetzige Kriegsminister, General v. Ausfenberg, vor sieben

Jahren dem Kriegs- ministerium einen Plan vorgeschlagen habe zum 'Zwecke eines Aufmarsches und Einmarsches in Ungarn. Der „Pester Lloyd' ist das einzige in Ungarn erscheinende Weltblatt und ist jeden« falls die bestunterrichtete und ernsteste Zeitung Ungarns. Und trotzdem ist er auf ein solches Märchen hereingefallen. Ein „Einmarsch' un serer Armee in Ungarn, ja was soll denn das eigentlich heißen? In Ungarn ohne Sieben bürgen und Kroatien stehen vier Armeekorps, die zusammen 80 bis 100.000 Mann

stark sein mögen. Wozu sollen denn dann weitere Truppen einmarschieren und was sollen die Einmarschierenden dann dort tun? General von Pitreich, der vor sieben Jahren Kriegs minister war, und General von Ausfenberg selbst haben erklärt, daß an der ganzen Ge schichte kein wahres Wort ist. Aber daß sie geglaubt wurde, zeigt, daß man vielfach in Ungarn kein reines Gewissen hat. Es gibt in Ungarn Revolutionäre, und diese träumen von Staatsstreich und Gegenrevolution. Es wird aber weder

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 18
Datum: 09.05.1902
Umfang: 18
berechnet. Nr. 19 Bruneck, Freitag den v. Mai 1902 Hin oder her! (Original-Correspondenz des Pusterthaler Bote.) Wien» im Mai. Bereits in dr vorigen Woche war es meine unangenehme PjUcht Ihre Leser darauf auf merksam zu machen, daß das Verhältniß Oester reichs zu Ungarn sich in der letzten Zeit gelinde ausgedrückt nicht gerade verbessert habe. Ich muß heute das, was ich damals sagte, wieder holen und so zu sagen unterstreichen. Nichts liegt mir ferner als gegen Ungarn, wie das beliebte Schlagwort lautet

zu „Hetzen' oder auch nur gegen Ungarn Stimmung zu machen. Ich bin der Ansicht, daß es für uns und für Ungarn am besten ist, wenn wir zusammen- Wm. Ich fasse das Verhältniß auf wie das Zweier Eheleute. Auch wenn es einmal einen Verdruß gibt, soll man darüber weggehen und sich wieder versöhnen. Besser der magerste Aus gleich als der fetteste Prozeß. Aber leider gilt auch für uns das Wort des Dichters: Es kann der Beste nicht im Frieden leben, wenn rs dem argen Nachbar nicht gefällt'. Wir wollen mit Ungarn

im Frieden leben — Ungarn ist aber leider unverträglich. Wie man weiß, gilt jetzt in Sachen des Aus^ gleichs eine Art von Provisorium, die sogenannte Szell'sche Formel. Herr v. Szell hat dieses Provisorium ersonnen und jetzt bereitet er selbst 5>en Vollzug dieser Formel alle nur erdenklichen Schwierigkeiten. Diese „Formel' bestimmt, baß bis zum 31. Dezember 1902 der neue Zolltarif fertig gestellt sein soll, damit 1903 5>ie neuen Zollverträge vereinbart werden können, aber gleichviel ob der neue Zolltarif

zustande kommt oder nicht, die Zollgemeinschaft zwischen Oesterreich und Ungarn bleibt aufrecht bis 1907. Von da an, kann jeder der beiden Staaten sich Zollpolitisch, wenn es ihm beliebt auf die eigenen Hüße stellen. Der Ausgleich und der neue Zolltarif sollen also im Laufe des heurigen Jahres auf Grund der von Herrn v. Szell selbst erfundenen Formel festgestellt werden. Seit mehr als dreiviertel Jahren nun wird darüber unterhandelt und es ist nicht möglich zu einem Ergebniß zu kommen. Herr v. Szell

Elemente ist Hanz klar. Augenblicklich steckt Ungarn finanziell und wirthschaftlich in einer schlechten Haut; seine hinaufgeschwindelte Industrie hat mit einer argen Krise zu kämpfen, und während man mitten im Uebergang zur Goldwährung und mitten in einer großen Staatsschulden-Conversion begriffen ist, nimmt man ja nicht gexne eine gewichtige Aenderung vor. So möchte man Denn, gerne die ganze Geschichte, den Ausgleich, den Zoll tarif und Alles Andere bis 1907 verschleppen. Bis dahin hofft

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 16
Datum: 14.04.1893
Umfang: 16
Politisches Lokcrt- und Wrovinzbtatt 43. Jahrgang. Mtt den Keilage«: „Ha«sfrennd' «nd „Jedem Etwa» preise: Loco Bruneck und Umgebung ganzjährig 3 fl. 40 kr. — Mit Postbezug 4 fl., halbjahrig die Hälfte. Bestellungen sind zu richten au die I. G. Mahl 'jche Buchdruckerei in Bruneck. Anzeigen aller Art finden die lohnendste Verbreitung und werden nach Tarif berechnet. Nr. 15 Bruneck, Freitag deii l4. April 1893 Die Vorgänge in Ungarn. (Original-Korrespondenz.) Wie«. Mitte April. Man erinnert

sich, daß Se. Majestät der Kaiser kurz nach den letzten Ver drießlichkeiten wegen des sogenannten Na- tional-Denkmals in Ungarn (zu deutsch: Revolutions-Denkmal) und wegen der HentziMonnment-Affaire Ungarn verlas sen und seither nicht wieder betreten hat. Vielfach wird in der Presse behauptet, daß Se. Majestät gegen Ungarn ver stimmt sei. Wäre es der Fall, so könnte man es sehr gut begreifen, denn in der letzten Zeit sind in Ungarn eine Menge von Dingen vorgekommen, die man nicht mehr bloße „Taktlosigkeiten

und ritterlich mit dem un garischen Volke einen wahren Herzens bund geschlossen. Leider scheint dieser einseitig geblieben zu sein. Die Ungarn nehmen die Conzessionen an, erwidern sie aber nicht; sie können oder wollen nicht vergessen. In der letzten Zeit hat man auch wie der allerlei Armeefragen aufgeworfen. Man sollte meinen, daß Ungarn doch auch einiges Interesse daran hat, daß die Monarchie ein schlagfertiges Heer habe, und daß ein Heer ohne, eine ein heitliche Dienstsprache nicht existiren kann, steht

außer Frage. Trotzdem verlangt^ man bald im Reichstage, bald in Par-'z teiversammlungen jeden Augenblick irgend! eine Extrawurst für die magyarische Sprache, irgend ein Privilegium bei dem die Armee nicht bestehen könnte. Man könnte es angesichts dieser Vor kommnisse wohl begreifen, wenn Se. Ma jestät verstimmt sein sollte. Man sollte in Ungarn nicht zu weit gehen. Man irrt sich jenseits der Leitha über die Stimmung in Oesterreich. Hier ist man auch gerecht und verstimmt darüber, daß Ungarn

jeden Augenblick an der Einheit der Monarchie und an den Armeen rüt telt. Es gab eine Zeit in der alle Li beralen in Oesterreich Sympathien für Ungarn hatten, diese Zeit ist längst vor über. Heute hat Ungarn in Oesterreich nicht mehr so viel Freunde als es einst zählen mochte. Es ist gegen uns alle zeit zu schroff, zu egoistisch, zu rücksichts los aufgetreten, es sollte aber den Bo gen nicht noch weiter anspannen. Die Ungarn sollten sich bei ihren Akten der Undankbarkeit gegen den Monarchen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 16
Datum: 05.10.1906
Umfang: 16
, Freitag dm 5, Oktober 1906 tt 1. Oktober begam» ei» neues Abonnement ans den Pustertaler Kote«, samt alle» KeUageu Me da» viert» Uaartal. preis pro Isartal loko Krnneck 1K. 70 h« (85 kr.) Mit postbezvg S K. (1 st.) Bestellungen au die K. MaMche . Buchhandlung und Buchdruckerei in Bruneck. DieVerhandlungen mit Ungarn. (Original-Korrespondenz des Pustertal« Bote) : Mie«, Ende September Die Besprechungen der beiderseitigen Fachreferevten in Sachen des neuen „Aus gleichs' dürsten noch eine Weile fort

dauern. Die Herren haben die Aufgabe sozusagen den Tanzboden Herrichten, auf dem dann der große österreichisch - ungarische Tanz abgehalten werden soll. Wenn die Sektionschefs, Staatssekretäre und Hofräte fertig sein werden, dann werden die Minister an die Reihe kommen. Wir waren in Oesterreich bereit uns mit dem Körber - Szell'schen Ausgleich zu begnügen, nachdem aber die Ungarn ein Loch hineingerissen haben, so haben wir das volle Recht, haben wir die Pflicht gegen uns selbst dafür zü sorgen

, daß wir bei den neuen Vereinbarungen nicht Au Schaden kommen. Die zwei Haupt punkte find für uns die der Gemeinsam keit der Zolleinkünfte und die derQuote. Die Zölle fließen bekanntlich in die ge meinsame Kasse. Das ist sehr vorteilhast sür Ungarn, aber sehr nachteilig für uns, denn in Wahrheit zahlen wir von den Zollen über 80^, die Ungarn knapp 20'/g. ^le österreichische Regierung muß daher verlangen, daß die Zölle- nicht mehr in ^ gemeinsame Kasse fließen, sondern ^ch dem wirklichen Eingang aufgeteilt erden

. Ebenso verlangt die österreichische Regierung eine gerechtere Quote als die bisherige. Wie wir Hören, begehrt-das Ministerium Beck auch die Trennung der Bank. Der Umstand, daß die Dank ge meinsam ist, ist vom größten Horteil für Ungarn. Oesterreich.ist Kapitalreicher als Ungarn, folglich ist der. Zinsfuß von Haus aus bei uns billiger als in Ungarn. Da die BankLemeinsam ist, Profits Ungarn von dem billigeren österreichischen Zinsfuß^ Würde die Bank getrennt sein, ^. h. hätte Oesterreich seine Bank

in WieM Ungarn die seinige in Budapest,. so würde aller Wahrscheinlichkeit, da dann WS öster reichische Gold Mugarn nicht mehr so zur Verfügung stünde une bisher, ->as'GM bei uns immer billiger sim'als in Ungarn. Jetzt fließt österreichisches' Gold nach Un garn, dann würde das aufhören und das österreichische Gold würde jeine Verwen dung bei uns selbst finden. - Ursprünglich haben die Ungarn die Banktrennung selbst verlangt, jetzt, da sie ansangen zu erkennen, was diese für fie bedeuten

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 27.08.1886
Umfang: 12
und werden billigst berechnet. Nr. 35. Bruneck, Freitag am 27. August 1886. Kehrt vor Euerer Thüre! (Original - Correspondenz.) Wien, 24. August. Die „Revindicationsfeier', die aus Anlaß der vor zwei hundert Jahren erfolgten Befreiung Ofens vom Türkenjoch stattfindet, hat zu einem merkwürdigen und gerade nicht er quicklichen Zwischenfall geführt. In Deutschland draußen ist man derzeit auf Ungarn nicht gut zu sprechen./ Das bat sich schon vor kurzem genügend gezeigt, als die Uni versität Heidelberg

ihr fünfhundertjähriges Jubelfest beging. Alle Universitäten Europas wurden geladen nur die von Budapest und Klausellburg / wurden .übergangen. Nun hat die Stadt Budapest Böses .mit Gutem vergeltend zu ihren Festen die Städte Berlin und München eingeladen, einge denk des Umstandes, daß 1686 bayerische und chur-bran- denburgische Contingente in dem Heere standen, das Ofen» befreite. Was geschieht nun? Die beiden Städte lehnen die Einladung ab. Motivirt wird dies mit der Feindselig keit der Ungarn gegen das Deutschthum

, die Verfolgung des deutschen Elements in Ungarn, insbesondere der Unter drückung der Siebenbürger Sachsen. Man kann den Zwischenfall nur bedauern; die Allianz Deutschlands und Oesterreich-Ungarns ist für beide Theile so segensreich, für beide Theile so nothwendig, daß man al les beklagen muß, was sie auch nur scheinbar und für einen Moment trüben kann. Gewiß: Berlin und München sind nicht das deutsche Reich und Fürst Bismark wird die Allianz mit Oesterreich-Ungarn nicht auflösen, weil Berlin und Mün chen

mit Ungarn schmollen, aber Berlin und München sind die beiden ersten Städte Deutschlands und es ist ein pein liches Symptom, wenn diese gegen Oesterreich-Ungarn demon- ^nren. Wir müssen offen gestehen, daß unsere Czechen und Polen in ähnlicher Lage mehr Takt gezeigt haben, als die Herrschasten in Berlin und München. Bon . ganz unbedeu tenden Ausnahmen abgesehen, hat noch kein czcchischer oder Polnischer Politiker, trotz der geringen Sympathie, die manche von ihnen für das deutsche Reich im geheimen hegen

mö- gegen die Allianz mit demselben demonstrirt. Aus unserer Mißbilligung des Vorgehens der Ungarn gegen die Deutschen machen wir kein Hehl. Es ist unge- gewaltsam, absolut verwerflich. Das Vorgehen gegen ie ^iebenbürger Sachsen ist geradezu ein schmählicher Rechts- ruch, das jedem Menschen, der Rechtsgefühl hat, ohneUn- erMch der Naturalitat und ohne Unterschied der Natio- ,5'^t gleich vewerslich vorkommen muß: . Sckließlich aber /Un die Ungarn' doch - nur,- was viele sich stir sehr lieberal gerecht haltende Leute

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 14.03.1890
Umfang: 12
» Anfang März. Ungarn hat seine Ministerkrise und binnen kurzem wird Herr v. Tisza 'durch den Grafen Julius Szapary ersetzt sein. Der äußere Anlaß der Ministerkrise ist in Turin zu suchen, wo der alte Revo lutionär Ludwig Kossuth in einem frei willigen Exil lebt. Kossuth erkennt be kanntlich die neuen Zustände in Ungarn, den Ausgleich des Landes mit dem ge krönten König nicht an. Das ist nun seine Sache. Nun aber hat sich folgende Schwierigkeit ergeben. Ein im Ausland lebender Ungar verliert

yi weigerten sich dabei mitzuwirken, daß dem alten Revolutionär eine solche — Extrawurst gebraten werde. Herr v. Tisza hielt sich für gebunden, da er im Reichstag sein Wort gegeben hatte, das Ende ist die Krise, der Rück tritt des Staatsmann's der seit 15 Jah ren. an der Spitze der Swapgeschäfte in Ungarn steht. Der Rücktritt Tisza's ist ein großer Verlust für Ungarn, aber nur ein Ver lust, kein Unglück, das wollen wir aus drücklich ausgesprochen haben. Tisza hat Ungarn unzweifelhaft große Dienste

- und ^ der sogenannten „staatsrechtlichen Opposition' eine An näherung vollziehen und das Resultat dürfte sein, daß Graf Albert Appo nyi, der Führer dieser Opposition in's Mini sterium tritt, das an ihm eine glänzende Requisition machen dürfte. Doch das ist allerdings Zukunftsmusik. Im übrigen dürften politische Veränderungen sich in der nächsten Zeit in Ungarn kaum vollziehen, man wird im gewohnten Ge- leife bleiben. Möchte das neue Mini sterium indessen eines zu Wege bringen, der Augiasstall zu reinigen

, der Ungarn vergiftet. Was ist nicht schon über die fürchterliche Eorruption der Verwaltung in Ungarn geklagt worden! Keine Woche vergeht ohne Defraudations-Geschichten, ohne Klagen über Mißbräuche in der Ver waltung, immer wurde bisher Abhilfe versprochen, niemals wurde sie gewährt. Hier findet das neue Ministerium ein großes aber dankbares Feld für seine Thätigkeit. Es reformire und es reinige die Verwaltung und die Justiz und es wird seinem Lande und dadurch der Ge- sammt-Mouarchie den größtenDieust

gelei stet haben. 6. politische Wochenschau. G esterreich ^ Ungarn. Das Generalkomitee der böhmischen Landes-Änsstellnng inPrag kon- stitnirte sich am 9. ds. bei zahlreicher Betheiligung unter der Obmannschaft des Fürsten Karl Schwarzenberg. Als die deutschell Mitglieder im Saale erschienen, schritt Schwarzenberg auf dieselben zu. und schüttelte ihnen herzlich die Hände. Der Fürst begrüßte die Versammlung und drückte hiebei die Ueberzeugung ans, daß das Unternehmen bei gemeinschaftli cher Thätigkeit

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Seite 1 von 16
Datum: 25.10.1889
Umfang: 16
und werden nach Tarif berechnet Nr. 43. Bruneck, Freitag den 25. Oktober 1889. K. und k. (Original-Correspondenz.) Wien, im Oktober. Den Ungarn ist wieder einmal etwas gelungen. Wie man weiß ist trotz des Ausgleichs von 1867 die Armee ein heitlich und gemeinsam geblieben, nur daß sie österreichisch ungarisch und nicht mehr österreich genannt wurde. Die Reichs-Centralbehörden nahmen in jenem Jahre sämmtlich die Bezeichnung „kaiserl. und königl.' an, die Armee aber blieb „k. k.' kurzweg. Die ungarische Opposition

tischen und nationalen Strömungen unentwegt dem obersten Kriegsherrn anzuhängen. Wir geben auch ohne weiteres zu, daß sich unter staatsrechtlichem Standpunkt manches für die neue Titulatur sagm läßt, was wir beanständen und bedau ern, ist nur die Art in der die ganze Frage in Ungarn be handelt wurde. In den letzten Jahren ist es in Ungarn Ärmlich zur Regel geworden bei jeder Gelegenheit gegen, die Armee aufzutreten. Vor kurzem erst hat der Kaiser selbst ^nit strengen Worten die Beleidigung der schwarz

. Man vergißt in Ungarn ganz, daß Ungarn gerade so gut wie Oesterreich daran interessirt ist, die Monarchie eine starke, disziplinirte, innerlich festge legte Armee habe. Man vergißt in Ungarn, daß hätte es ^ kaiserliche Armee gegeben Ungarn heute noch ein umisches Paschalik wäre und daß es, gäbe es keine kaiser- 'che Armee gar bald ein russischer Vasallenstaat sein würde. Wir legen den höchsten Werth auf ein freundschaftliches Verhältnis der beiden Reichshälften aber eben darum bedau

- wl wir so außerordentlich, daß man in Ungarn so geringe ^ckstcht auf die Empfindungen der österreichischen Völker in?!!' fortwährenden Angriffe auf die Armee können den Herzen jedes Oesterreichers nur ein Gefühl der Ver bitterung hervorrufen. Liegt es im Interesse Ungarns der lei zu erzeugen? Wir wüßten wahrhftig nicht, was Ungarn dabei zu gewinnen hätte. Wie es heißt haben die cisleith anischen Minister durch den Grafen Taaffe ihre Stimme gegen die Titel änderung der Armee abgegeben. Wir reproduziren diese Nach richt

ohne für sie einstehen zu können. Wenn sie es ge than haben, so haben sie damit die öffentliche Meinung zum richtigen Ausdruck gebracht. Hierlanbes sieht man mit immer - steigender Beunruhigung, wie man ungarischerseits ein Stück nach dem anderem von dem alten Habsburgischen Staatsban ^ entweder abzureißen oder sich anzueignen sucht. Wenn die gemäßigten Elemente in Ungarn nicht rechtzeitig einlenken, . so sind, fürchten wir, Conflikte unvermeidlich. Das öster- reichische Bewußtsein wird und muß

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Seite 1 von 20
Datum: 04.08.1905
Umfang: 20
. Nr. 31 Bruueck, Freitag den 4. August 1905 Gin Ausweg. (Original-Korrespondenz des Pustertaler Lote.) Wie«» 5. August. Der beseitige ungarische Minister des Innern, Herr v. Kristoffy hat vor ein Paar Tagen gegenüber einer Deputation ungarischer Arbeiter ein sehr bedeutungs volles Wort gesprochen. Er sagte, er habe Studien über eine Wahlreform angestellt und er sei zu dem Ergebnis ^kommen, daß die Einführung des all- Meinen Wahlrechtes in Ungarn ganz gut möglich sei. Allgemeines Wahlrecht, geheime Abstimmung

und gemeindeweise Wahl! Für Ungarn bedeutet das gerade zu eine Revolution Ungarn hat nämlich das rückständigste Wahlrecht auf der ganzen Erde. Dazu kommt dauu noch, daß öffentlich gewählt wird, nicht mit Wahlzetteln, wodurch der Keine Manu dem Druck von oben ausgesetzt ist. Und dann wird nicht in jeder Gemeinde ab gestimmt, sondern nur an einem Haupt wahlort für den ganzen Bezirk, was zur Folge hat, daß die Wähler oft stunden weit mit der Eisenbahn fahren und einen ganzen Tag aushalten respektive verlieren

müssen um überhaupt zur Abgabe ihrer Stimmen zu gelangen. Die Folge ist, daß in der Regel ein Viertel oder auch ein volles Drittel der Wähler der Wahl ferngehalten wird. Herr v. Kristoffy hat nur das er lösende Wort gesprochen: Allgemeines Wahlrecht! Jeder Staatsbürger soll das Wahlrecht bekommen, die Wahlen solle« geheim mittelst Stimmzetteln geschehen und endlich soll jede Gemeinde Wahlort lein. Kurz, Ungarn soll ein europäisches Wahlrecht erhalten, an Stelle des halb- asiatischen das es bisher

hatte. Damit wäre die ganze jetzige Krise behoben. Die Mehrheit der Wähler in Ungarn ist ja uicht magyarisch und man wird doch nicht glauben, daß die rumänischen und slowaki schen und serbischenVölker, von den Kroaten gar nicht zu reden, keine andere Sorgen ha ben, als die magyarische Kommandosprache. Aber freilich, wie soll das allgemeine Wahlrecht eingeführt werden? Einen H 14, auf Gmud dessen es oktroyiert werden könnte, gibt's in Ungarn nicht. Ein Oktroi wäre, , das ist unzweifelhaft, ein Berfafsungsbruch

ihn nicht benützt. 6. Politische Rundschau. Inland. Mon«rche» - Kegegnuug. Wie in Berliner Hofkreisen verlautet, wird im Herbste eine Zusammenkunft Kaiser Franz Josefs mit Kaiser Wilhelm erfolgen, welcher mit Rücksicht auf die verschiedenen Borgänge der letzten Monate große politische Bedeutung beigemessen wird. Die Lage in Ungarn und die durch die Zweiteilung der Armee zu gewär tigende Schwächung der Wehrmacht der Monarchie haben mit Rücksicht auf die Lage am Balkan hin Bedenken erregt, da es ja durchaus

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Seite 1 von 22
Datum: 06.06.1902
Umfang: 22
können, daß die österreichische Staatskrise zu Ende sei. Es geht uns aber ein wenig nach des Dichters Wort: Den Bösen find sie los, d i e Bösen find geblieben. Die Staats- krise ist zu Ende, die Gefahr der allge meinen Reichskrise tritt immer drohender an uns heran. Der Ministerpräsident hat am vorigen Freitag im Herrenhause offen und unumwunden gesagt, daß er bezüglich des Zustandekommens des Aus gleichs mit Ungarn die ernstesten Be sorgnisse hegen müsse. Herr von Koerber ist bekanntlich weder ungeduldig, noch nervös

. Er gehört zu den Leuten, die, tvenn der Schuß zehnmal fehl geht, ruhig die Büchse zum elstenmal laden. Wenn kr nun so spricht, wie er gesprochen hat, umß man annehmen, daß die Situation schlimm genug ist. Seit mehr als acht Monaten dauern die Verhandlungen über den ungarischen Ausgleich fort; man kommt zu keinem Ende. Die österreichische Legierung verlangt absolut nichts, was in Ungarn irgendwie gerechte Bedenken Mengen könnte; Ungarn dagegen stellt Forderungen auf, die einfach unannehm bar

Magnaten könnten freilich ihre Schafwolle besser verkaufen als bisher und das ist offenbar die Hauptsache. Und derartige Punkte, in denen Ungarn seinen brutalen Egoismus über die Interessen von Hunderttausenden von Oesterreichern setzt, gibt es zu Dutzenden. Die ungarischen Prätensionen müssen umso unerträglicher erscheinen, wenn man bedenkt, daß wir auch nach dem neuen Quoten-Verhältniß noch immer den Groß theil der gemeinsamen Lasten tragen müssen. Es ist infolgedessen nur ganz natürlich

, daß die . öffentliche Meinung sich diesmal gegen die^umuthung wieder vor Ungarn die Flagge zu streichen, nach drücklichst auflehnt und daß man sich all gemein sagt, daß, wenn es es zu einer Reichskrise kommen solle, es besser schon jetzt dazu kommt, als 1907. Beide Häuser des Reichsraths stehen in der Ausgleichsfrage einmüthig hinter dem gegenwärtigen Ministerium. Diese Stärke desselben legt ihm auch ernste Verpflicht ungen auf. Das Urtheil über das Mini sterium Koerber würde vernichtend lauten

, wenn auf die muthigen Worte, die der Ministerpräsident gesprochen hat, schwäch liche Thaten folgen würden. Herr von Koerber darf absolut nicht zurück. Er muß einen loyalen, sagen wir einen an ständigen Ausgleich mit Ungarn erzielen, oder es gibt überhaupt keinen Ausgleich. Würde ein Ministerium, mit einem schlechten Ausgleich vor dem Reichsrath treten, so würde es damit nur Eins be wirken - die Staatskrise würde sofort von neuem ausbrechen. Man würde ein Ministerium, das mit der Capitulation vor Ungarn in der Hand

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Seite 1 von 20
Datum: 16.06.1899
Umfang: 20
, daß uns zum ersten Male seit mehr als 30 Jahren das bittere Gefühl erspart geblieben«? ist, uns Ungarn gegenüber als Besiegter fühlen zu müssen. Zum ersten Male hat eine österreichische Regierung in Ausgleichs sachen nicht nachgegeben. Zum ersten Male haben alle Völker Oesterreichs, Deutsche, Czechen, Polen ihre particulären Streitigkeiten - zurückgestellt und Ungarn gegenüber einheitlich Front gemacht. Das Resultat ist infolgedessen auch ein ziem lich befriedigendes, wenn gleich natur gemäß

nun mit seiner sogenannten „Formel', die zwei Dinge, die Oesterreich direkt ins Fleisch ge schnitten hätten, enthielt. Das Zoll- nnd Handelsbündniß sollte nur bis 1903 gelten, d. h. genau bis zu dem Zeit punkte, in dem die Handelsverträge der Monarchie mit Deutschland, Italien und Rußland ablausen.' Das hatte zur Folge gehabt, daß Ungarn uns gegen Ende l 903 die Pistole auf die Brust hätte setzen können. Ungarn hätte ge sagt : Entweder schließt Ihr die Handels verträge nach unserem Willen und so, wie es unseren

Interessen entspricht, ab, oder wir kündigen das Zoll- und Handels bündniß und sperren Eurer Industrie die Thüre vor der Nase zu. Zweitens verlangte Ungarn, daß das neue Bank privilegium und die neue Organisation der gemeinsamen Bank nicht bis 1903, sondern im Gegentheile bis 1907 gelten solle. Die Folge wäre gewesen, daß wenn es !903 zur Zolltrennung gekom men wäre, Ungarn noch vier Jahre lang die Hand in der gemeinsamen Bank gehabt und eventuell mid dem Gelde und dem Credite

Verstand waren so sehr , aus ihrer Seite, daß sie denn auch in der That ihren Willen durchgesetzt hat. Der Ausgleich wird als ein Ganzes behandelt und nicht bis «907 verlängert. Damit find beide Gefahren, mit denen die Szell'sche Formel uns bedrohte, glücklich beseitigt. Ungarn kann beim Abschlüsse der Handels verträge keine Verlegenheiten schaffen, weil es dann noch für vier Jahre durch das Zoll- und Handelsbündniß gebunden ist. Ungarn kann die gemeinsame Bank nicht als Kriegsmaschine gegen Öester

-- reich mißbrauchen, denn das neue Bank- statut gilt nur genau für so lange, wie das Zoll- und Handelsbündniß. Sperren uns die.L1ngarn etwa^lLl)? - ihr Land durch eine Zollgrenze ab, dann haben? wir die Bank und Ungarn soll zusehen, wie es sich selbst eine errichtet. Darauf» wird man es in Ungarn nicht ankommen lassen, denn eine große Finanz- und Handetskrise, die das Bischen ungarische Industrie wegfegen würde, wäre die Folge davon. So ist denn der Ausgleich friedlich zu Stande gebracht, vielleicht

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Seite 1 von 18
Datum: 08.01.1909
Umfang: 18
nachgiebig; aber der andere soll immer mit der Nachgiebigkeit anfangen. Das erinnert an das Wort jenes erfahrenen Beichtvaters, der da sagte, daß die meisten Menschen immer die Neigung hätten, die Sünden ihres Nächsten zu beichten, nicht aber die eigenen. Auch in Ungarn geht man ernsten Tagen entgegen. Kein Geringerer als Herr Dr. Weckerle selbst hat es gesagt; und der muß es doch wissen. Die Koalition, die Ungarn seit 2 Jahren regiert, ist in voller Auflösung begriffen. Sie zerbricht an der Bank

und an der Militärfrage. Die radikalen Elemente verlangen vor allem die selbständige ungarische Bank. Dr. Weckerle wehrt sich dagegen, weil er weiß, daß diese Bank jetzt Ungarn direkt in eine wirtschaftliche Katastrophe hineintreiben würde. Aber die Volks strömung scheint stärker zu sein als er. Daß Ungarn das Recht hat, sich eine selbständige Bank zu machen, steht außer Frage; aber Un garn muß auch seinen Anteil an den gemein samen Auslagen bezahlen, die Quote, und es muß seinen Teil an der gemeinsamen Schuld

'verzinsen. Wenn nun die ungarischen Zettel, wie es fast sicher ist, sich als minderwertig herausstellen sollten, wie wird Ungarn uns dann dafür, daß es uns schlechteres Geld gibt, entschädigen? Und können überhaupt, solange das Zollgebiet gemeinsam ist, zweierlei Währ ungen existieren, eine gute in Oesterreich und eme minderwertige in Ungarn? Eine minder wertige Währung wirkt bekanntlich wie ein Schutz- M und eine Ausfuhrprämie. Die österreichische Ausfuhr nach Ungarn würde erschwert, die un garische

nach Oesterreich erleichtert. Ein solcher Zustand wäre zu toll, als daß wir ihn ertragen sollten. Dazu kommt noch, daß Ungarn fort und fort auf seine nationalen Forderungen in den Militärfragen zurückkommt, obgleich jeder der ein bischen gesunden Menschenverstand be sitzt, sich doch sagen muß, daß gerade jetzt nicht der richtige Augenblick ist, um an der Armee herumzuexperimentieren. Nach außenhin ist die Situation eher schlechter geworden als besser. Mit der Türkei ist noch keine Verständigung ehielt

. Unzweideutig wurde von allen Seiten betont, nur die gemeinsame Armee sichere den Fortbestand der Habsburgischen Monarchie und nie und nimmer werden es die in Oesterreich Geld und Rekruten bewilligenden Faktoren, die mehr als zwei Drittel der gesamten Militär lasten tragen, zugeben, daß man den Forder ungen der Kossuth-Meute nachgibt. Ungarn. Graf Andrassy, der Minister des Innern, veröffentlicht im Budapest! Hirlap einen Artikel über die Lage, in welchem er u. a. sagt: Unsere auswärtige Politik

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Seite 1 von 22
Datum: 29.05.1908
Umfang: 22
berechnet. Nr. 22 Bruneck, Freitag den 29. Mai 1908 Eine Lösung. (Original-Korrespondenz des „Pustertaler Bote.') Wien, 26. Mai. Die Offiziersgagenfrage hat eine leidliche Lösung gefunden. Kein Teil ist Sieger, kein Teil ist besiegt; das ist vielleicht das beste, was sich sagen läßt. Die Ungarn haben, nachdem sie sich lange genug gewehrt haben, nachgegeben und der Erhöhung zugestimmt. Gleichzeitig wird die Aufbesserung der Mannschaftskost erfolgen, deren Notwendigkeit wahrhaftig noch dringender

ist, als die der Offiziersgagenerhöhung. Oester- reichischerseits hat man gewünscht, daß die Gagen erhöhung rückwirkende Kraft habe, also schon für 1908 gelten sollte. Das ist nur teilweise durchgesetzt worden. Sie wird bloß für ein Vierteljahr rückwirkend gelten. Ursprünglich wollten die Ungarn gar keine Rückwirkung be willigen, zuletzt hat man sie doch für ein Viertel jahr bekommen. Leicht ist auch das nicht ge gangen. Es hing an einem Haar, daß in der Unabhängigkeitspartei im Budapester Reichstag eine förmliche Revolte ausbrach

, die das Mini sterium Weckerle weggefegt hätte. Weckerle und Andrassy haben sich schon mit ihrer ganzen Kraft einsetzen müssen, um die Rückwir kung auch nur für ein Vierteljahr durchzusetzen. Während^die Ungarn in der Hauptsache selbst der nachgebende Teil sind, haben sie in einer Nebensache ihren Willen durchgesetzt. Die Delegationen werden nicht jetzt, sondern erst im Herbst zusammentreten. Wir gestchen, daß uns das ziemlich kalt läßt. Die Haupt sache ist, daß die Erhöhungen bewilligt werden, wann

die Delegationen sie bewilligen, ob im Juni, ob im Oktober, das ist wirklich herzlich gleichgiltig. Und da die Ungarn Gewicht darauf gelegt haben, daß das erst im Herbst geschehe, so war es ganz ktug, daß man ihnen in dieser Nebenfrage nachgegeben und ihnen damit die Möglichkeit gegeben hat, ihrerseits in der Haupt frage nachzugeben. Baron Aehrenthal und FZM. Schönaich haben geglaubt, dem Kaiser ihre Demission an bieten zu müssen, weil sie sich seinerseits in der österreichischen Delegation für die Einberufung

Rundschau. Oesterreich. Ungarn. Die gemeinsame Ministerkonserenz. Auf dem Wege eines Kompromisses ist am 22. ds. in der gemeinsamen Ministerkonferenz endlich eine Einigung über alle jene strittigen Fragen erzielt worden, die npn seit Wochen die politische Tagesordnung der Monarchie be herrschten. Es liegt im Wesen eines jeden Kompromisses, daß diejenigen, die den Stand punkt: Alles oder Nichts erwählt hatten, schließlich die Besiegten sind. Denn außer ihnen darf eben bei einem wirklichen Kom promiß

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Seite 1 von 20
Datum: 01.09.1905
Umfang: 20
Wei Drittel, Ungarn ein Drittel bei. Beim Zollgefälle, das ebenfalls in eine gemeinsame Kasse fließt, trägt Oester reich vier Fünftel, Ungarn ein Fünftel. Demnach kann man sagen, daß es nicht nur dem Recht, sondern auch den einfachsten Regeln der Billig keit entspricht, daß an der Armee und ihrer Einrichtungen nichts geändert wird ohne die Zustimmung Oesterreichs. Auf diesen Standpunkt hat sich denn auch der Monarch gestellt. Aber mit dem einfachen Nein des Kaisers ist es in diesem Falle

nicht ab getan. Ungarn ist im Zustande der Rebellion. Die Rekruten und die Steuern werden verweigert. Das ist schon schlimm Smug. Aber es ist noch ärger. Die bom Staat bezahlten Beamten verweigern unter den fadenscheinigsten und nichts- tvürdigsten Vorwänden der Regierung den Gehorsam. Da muß also Ordnung gemacht werden. Wir haben es schon einmal in diesen Blättern gesagt und möchten es wieder holen : Seit die Habsburger die Krone Ungarns tragen, haben sie dieses Land in jedem Jahrhundert

einmal wieder erobern müssen. Das zwanzigste Jahr hundert soll, wie es scheint, da keine Ausnahme machen und Ungarn muß wiedererobert werden. Dazu find keine Soldaten notwendig, sondern nur Energie der Regierung, die sich bei ihren Beamten schon Gehorsam verschaffen kaun wenn ste will. Dann aber muß Ungarn so zu sagen moralisch wiedererobert werden.! Dazu hat Minister Kristossy den Weg! gezeigt. Im Augenblick da in Ungarn wirkliches allgemeines Wahlrecht ein geführt wird ist der ganze maygarische- chauvinistische

verrechnet. Sie waren bisher immer gewohnt ihren Willen durchzusetzen. Sie werden sich bald überzeugen, daß Oester reich vereint und deren Ruhe stärker ist als sie, um so mehr als elf Millionen Nichtmaygaren von Oesterreich mit seinem Kaiser dieBefreiung erhoffen. Ungarn muß erobert werden, zum Zwecke der Be freiung seines wirklichen Volkes. 6. politische Rundschau. Inland. Oesterreich. Ministerpräsident Gautsch wird anfangs Sep tember mit den Parteivorständea über die Bor» gänge in Ungarn

, über die Jschler Beratung und über die eventuell notwendigen, gesetzlichen Maßnahmen konferieren. — Außerdem werden Konferenzen mit den Parteiführern des böhmischen Landtags bezüglich der vorzulegenden Wahlreform stattfinden. Der Reichsrat soll dann am 28. September zusammentreten. Wahrscheinlich wird Tautsch eine Erklärung über seine Stellung gegen- über den Verhältnissen in Ungarn abgeben. ES soll hiedurch den Abgeordneten die Möglichkeit geboten werden, in der Erörterung über diese Regierungserklärung

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Seite 1 von 38
Datum: 03.07.1896
Umfang: 38
Kote«, sammt allen Seilagen für das dritte Quartal. Preis pro Quartal loco Krnurck 85 Irr. Mit Postbezug 1 fi. Bestellungen an die AK. Makl'Me Buchhandlung und Buchdruckerci in Bruneck. Der österreichisch-ungarische ZVirthschaWrieg. (Original-Correspondenz). / ' ' Wien, am 29. Juni. Das muß man dem Dr. Lueger lassen: was er unternimmt, das thut er mir all' der Kraft seines reichen agitatorischen Talentes. Gegenwärtig ist es der Kampf gegen Ungarn, den der erste Vicebürger- meister von Wien

in so leidenschaftlicher Weise führt, .daß nothgedrungen Jeder mann Stellung nehmen muß in dieser Frage. So viel steht fest, daß die Form dieses von Lueger inscenirten und ge führten Kampfes danach geartet ist, das ohnehin leicht erregbare Temperament unserer ungarischen „Brüder' zu lautem Widerspruch zu reizen. Es ist ja schließ lich kaum zu verwundern, daß die leiden schaftlichen Angriffe, die Dr. Lueger gegen Ungarn richtet, jenseits der Leitha kein sanftes Echo wecken. Die öffentliche Meinung in Wien, so weit

dieselbe Einfluß auf die Gestaltung der Beziehungen beider Reichshälften zu einander ausüben kann und thatsächlich ausübt, mißbilligt ganz entschieden die Form, in welcher Dr. Lueger den Kampf gegen Ungarn führt. Wie so so schießt der Führer der antilibe ralen Partei eben auch hier weit über's ^el. Damit ist wohl implicite gesagt, daß ein Stück Wahrheit in der von lueger geführten Sache steckt. Darüber hiebt es unter Einsichtigen kaum mehr etwas zu reden, daß der wirthschaftliche Ausgleich zwischen Cis

und Trans eine Aenderung erfahren muß in der Richtung, daß Ungarn künftig einen größeren Theil der gemeinsamen Lasten als bisher auf sich zu nehmen hat. Dis kutabel ist nicht mehr das Princip, son dern nur noch die Ziffer. Wenn nun die Ungarn in der Hitze des Gefechtes in den gleichen Fehler ver fallen, den ihr Wjdersacher begeht, so ist das sehr bedauerlich, bedauerlich vor allem im ge m/i n samen Interesse und dann im JntireA der Ungar» selbst. Das sollten iW>ungarischen Wanvins bedenken, wenn suchen

Schlachtruf Luegers damit beantworten, daß sie die vollstän dige wirthschaftliche Losreißung Ungarns von Oesterreich proclamiren. Es ist ein grober Irrthum., auf ungarischer Seite, wenn dort geglaubt wird, daß dies Ler Weg ist, der für Ungarn zu einem- ge-' deihlichen Ziele führt. So gefestet- ist das wirthschaftliche Gebäude Ungarns noch lange nichl, daß es sich in einen solchen Kampf mit dem Bruderstaate Oesterreich einlassen könnte. Insbeson dere die ungarische Industrie steht

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Seite 1 von 20
Datum: 12.03.1909
Umfang: 20
. Freitag den 12. März 1909 Die Krise in Ungarn. (Original-Korrespondenz des „Pustertaler Bote.') Wien, 10. März. Die Dinge in Ungarn haben sich so zuge spitzt, daß eine ernste Krise vor der Türe steht. Tie Koalition, die vor drei Jahren gebildet wurde, ist in der Banksrage aus dem Leim gegangen. Die Unabhängigkeitsfrage Haupt sächlich von dem Abgeordnetenhauspräsidenten Justh gedrängt, besteht aus der unabhängigen Bank, während das Ministerium Weckerle noch mit der österreichischen Regierung

der Kartellbanken keine fünfzig Stimmen zu haben. Das geht also nicht. Ende dieser oder Anfang der nächsten Woche dürsten die Unter handlungen zwischen Oesterreich und Ungarn ergebnislos abgebrochen werden — außer man verständigt sich noch in der letzten Stunde über ein Provisorium — und dann wird das Ministerium Weckerle wohl demissionieren. Was dann kommen wird, mag der liebe Himmel wissen. Das naturgemäße wäre ein Kabinett Kossuth-Justh, denn die Unab hängigkeitspartei hat ja die Mehrheit im Reichs tag

, daß man vor drei Jahren das damalige Ministerium fallen ließ. Hätte die Krone Fejervary und Kristossy gehalten, so hätte Ungarn heute das allgemeine Wahlrecht und man könnte einen Reichstag zusammenbringen, der das wirkliche Volk vertritt, in dem auch die Nicht-Magyaren vertreten wären. Dieser aber würde nicht anti- dynastisch und nicht antiösterreichisch sein. So aber hat man die Männer der Reform fallen lassen und hat den Herren Weckerle und Andrassy erlaubt, die Wahlreform zu ver schleppen und steht

- türkischen Abkommens und überreichte ihm eine Abschrift des Protokolls. Ungarn. In Ungarn ist eine Ministerkrise unaus bleiblich; sie wird wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen ausbrechen. — Die Blätter veröffentlichen jetzt schon Ministerlisten, die ab et bloß auf Kombinationen beruhen. Am wahr scheinlichsten erscheint jetzt ein Kabinett unter Leitung des Grafen Andrassy, doch rechnet man auch mit der Möglichkeit der Auflösung des Abgeordnetenhauses. — Gegenwärtig gilt es als ausgeschlossen

seinen Getreuen brieflich seine Wünsche, die auch von der Konferenz respektiert wurden. Die Konferenz nahm einstimmig den Antrag an, daß der Ausschußbericht über die Bankfrage erst nach Abschluß der Verhandlungen beider Regierungen im Abgeordnetenhaus zur Bera tung gelangen. Oesterreich-Ungarn und Serbien. Wie verlautet, bestätigt sich die Pariser Nach richt nicht, daß die serbische Antwortnote be züglich der russischen Demarche erfolgt ist. Zuvertässigen Londoner Nachrichten zufolge scheint es aber richtig

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Seite 1 von 16
Datum: 16.10.1908
Umfang: 16
der Dinge in die Hand nehmen, weil sonst die Entwicklung sich gegen Oesterreich-Ungarn hätte kehren können. Der Berliner Bertrag sei nicht verletzt, denn er enthält kein Wort'über Sou veränitätsrechte des Sultans. Andrassy habe erklärt, er nehme ein Mandat zur'' Besetzung und Verwaltung Bosniens und der Herzego wina nur dann an, wenn es unbefristet d. h. dauernd sei. Damit seien alle Mächte einver standen gewesen. Die Mächte hätten auf dem Berliner Kongreß stabile Zustände schaffen wollen; dadurch

, daß sie der Aufhebung der Komplikation zustimmten, erkannten sie an, daß Oesterreich-Ungarn in diesen Ländern volle und faktische Souveränität ausübt. Die faktische Souveränität in eine formelle umzuwandeln, sei setzt notwendig geworden, weil die Klar stellung der staatsrechtlichen Verhältnisse an gesichts der beabsichtigten Gewährung der Ver fassung unerläßlich war. Das Protokoll vom 13. Juli 1878 sei durch die Aprilkonvention von 1879, worin von einer provisorischen Ok kupation nicht mehr die Rede ist, aufgehoben

. Durch die Aufgabe des Sandschaks Novibazar habe Oesterreich-Ungarn den durch den Ber liner Vertrag geschaffenen faktischen Besitzstand der Türkei anerkannt. — Der Ausschuß für Aeußeres sprach mit allen gegen die Stimme des Delegierten Wolf seine Zustimmung zur Einverleibung aus. Die Haltung Oesterreich-Ungarns. Wie verlautet, steht Oesterreich-Ungarn dem Vorschlag eines Kongresses nicht ablehnend gegenüber. Dagegen kann versichert werden, daß Oesterreich-Ungarn eine Konferenz zur Revision des Berliner Vertrages

X (1,011.999 Kronen weniger als im Vorjahr). Wie die „Zeit' meldet, sei es wahrscheinlich, daß der Reichsrat nicht am 3. November, sondern erst in der zweiten Hälfte des No vember eröffnet wird. Ungarn. Der ungarische Delegationsausschuß billigte einstimmig die Annexion Bosniens und bewil ligte das Budget des Auswärtigen. Oesterreich als Großmacht gefeiert. Die „Vossische Zeitung' schreibt unter der Ueberschrift „Das neue Oesterreich': Ueber Bosnien und die Herzegowina wird man viel leicht in sechs Monaten

kaum noch sprechen. Was weit über die gegenwärtigen Streitfragen die große Politik beeinflussen wird, das ist die Wahrnehmung, daß Oesterreich-Ungarn eine Tatkraft und Entschlossenheit zeigt, deren sich kaum jemand bei ihm versehen hatte, und die nachdrucklich beweist, daß es eine Großmacht ist. Oesterreich-Ungarn hatte mit inneren Angelegenheiten so viel zu tun, daß ihm vielfach ein Akt dieses Austretens nach außen kaum zugetraut wurde. Und nun erhebt sich Oester reich-Ungarn

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Seite 1 von 16
Datum: 04.02.1910
Umfang: 16
, Freitag de« 4. Februar 1910 X. Die ungarische Gefahr. <Original-Korrespondenz des Pustertaler Bote.) Wien, 2. Feber. Die ungarischen Dinge haben sich schneller entwickelt, als man ziemlich allgemein ange nommen hat. In revolutionären oder halb revolutionären Zeiten, wie Ungarn sie jetzt eben durchmacht, ist derlei übrigens nichts Seltenes. In solchen Zeiten pflegt es vorzukommen, daß das Pferd mit dem Reiter durchgeht. So hat denn das ungarische Abgeordnetenhaus in der vorigen Woche dem Ministerium

wird verboten, Steuergelder anzunehmen, Rekruten auszuheben, Handelsverträge in Kraft ^ten zu lassen usw. Das Auszahlen der Diäten an die Herren Abgeordneten wird ihr, nebenbei bemerkt, nicht verboten. Dieser Re solution, die schon von einer Revolution sich ur mehr durch einen sehr geringen Abstand unterscheidet, ist dann das Magnatenhaus noch ähnlich beigetreten. Man sieht, es ist ziemlich 'eit gekommen in Ungarn. ^raf Khuen hat auf das Mißtrauens- vtum des Reichstags- mit einem Demissions- uervieten

hat das ja schon einmal pro er die Folge war ein glänzender Sieg unabhäugigkeitspartei, war der Triumpf H^kn Kossuth und Polonyi. Hat NN, 'Us scheinen, als ob man in Ungarn öie .verfehlten Weg eingeschlagen hätte. ?eben ^ ^Zue, die in Ungarn im öffentlichen j oen Ton angibt, hat es verstanden, die nationalen Leidenschaften des Magyarentums aufzupeitschen, und mit einer solchen erregten Nation wird man nicht fertig, wenn man ihr eine künstlich galvanisierte andere AdelSclique entgegenstellt. Eine Volksbewegung

kann man nur besiegen, wenn man ihr andere, noch stärkere Bolkskräfte entgegenstellt. Mit den Kossuch und Justh wäre schon fertig zu werden, aber nicht indem sich Gras Khuen hinter dem Grasen Tisza und dem Grafen Andrassy versteckt. Mit der magyarischen Adelsclique wäre fertig zu werden, wenn man den Mut hätte, sich an die politisch entrechteten Klaffen in Ungarn zu wenden, vor allem au die nicht magyarischen Nationalitäten, die heute politisch vollkommen recht- und machtlos sind, die aber dem ersten Ruse

des Monarchen folgen würden, wie sie ihm schon einmal in ernster Zeit ge- folgt sind. Jnsolange eine solche, gleichzeitig monarchische und volkstümliche Politik in Ungarn nicht eingeschlagen wird, erwarten wir uns von der Aktion des Grafen Khuen keinen Erfolg. Sicher scheint uns nur eines: daß Ungarn sehr ernsten Zeiten entgegengeht. Das bedeutet leider auch sehr ernsteZeiten für Oester reich. Denn wir sind sozusagen miteinander verheiratet. Schon jetzt ist infolge der revo lutionären Haltung

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Seite 1 von 16
Datum: 24.03.1905
Umfang: 16
der Beziehungen zu Ungarn zu prüfen hat. Ob dabei viel heraus kommen wird, ist eine andere Frage. Die Debatte war indessen insoferne von Vorteil, als der Ministerpräsident die Gelegenheit benutzen konnte, um zu er klären, daß nicht zu befürchten sei, daß die Unterlagen der Armee in Frage ge stellt würden. Daß Baron Gautsch so etwas nur sagte, nachdem er die kaiserliche Ermächtigung dazu erhalten hatte, ver steht sich von selbst. Der Kaiser scheint also gewillt, den ungarischen Anforder ungen

in der Heeresfrage gegenüber nicht nachzugeben. ^ Im Abgeordnetenhaus? wird jetzt eifrig dafür gearbeitet, daß das Haus den neuen Zolltarif so rasch wie möglich erledige. Das wäre in der Tat ein außerordentlich kluger Schachzug. Wir wären dann Ungarn gegenüber für jeden Fall gerüstet. Kommt es zum Ausgleich und bleibt die Zolleinheit erhalten, umso besser. Kommt es zum Bruch und trennen wir uns von Ungarn, dann wenden wir den neuen Zolltarif mit seinen hohen Sätzen eben auch auf ungarische Erzeug nisse

entgegenkom mend zeigen. Tun sie es nicht, so mögen sie über die Tschechen einen wohlfeilen Triumph davontragen, aber dieser Tri umph würde errungen auf Kosten Oester reichs und zugunsten Ungarns. Es will uns aber scheinen, daß, wie die Dinge jetzt liegen, es am allerwichtigsten wäre, daß die österreichischen Völker, welche Differenzen sie auch immer untereinander trennen mögen, jetzt Ungarn gegenüber eine ungebrochene Front zeigten. Die einzige Ausficht, die wir haben, Ungarn gegenüber der Stärkere

widerstreiten würde, die Betheuerung, daß das HauS die Regierung immer zu rechtzeitigem und energischem Handeln bereit finden werde, erweckten lebhaften Beifall. Von Seite der Schönerianer und der Sozialdemokraten wurde bei jener Stelle der Rede Widerspruch laut, welche die Notwendigkeit der Zollgemeinschaft und der Erhaltung der gemeinsamen Armee betonten. — Diese Rede hat in Ungarn einen unangenehmen Eindruck hervorgerufen, weil man glaubt, daß der Kaiser nach wie vor entschlösse» ist, auf militärischem

Gebiete kein Zugeständnis zu machen. Die Blätter verurteilen fie als un zeitgemäß. In den oppositionellen Klubs ver ursachten fie einen förmlichen Aufruhr. Man erklärt, dieselben bedeuten ein zweites Chlopy. — Unter dem Druck der Vorgänge in Ungarn bereitet fich das österreichische Abgeordnetenhaus vor, den Zolltarif im Ausschusse schleunig zu erledigen. Die Beratung soll noch im März beginnen. Der Budgetausschuß hat ein reiches Pro gramm, auf welchem als wesentliche Punkte wichtige Kapitel

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Seite 1 von 14
Datum: 03.02.1905
Umfang: 14
Brvueck, Freitag den Z. Februar 1905 Die Wahlen in Ungarn. (Original-Korrespondenz des Pustertaler Bote.) Wie», 1. Februar. In Ungarn hat sich ein fast beispiel loser politischer Erdrutsch vollzogen. Die Wahlen haben dem Grafen Tisza eine vernichtende Niederlage gebracht. Die alte „liberale' Partei (sie hat freilich mit wirklichem Liberalismus sehr wenig zu tun) die die Erbin der alten Deak- Partei und der Deak'schen Traditionen war, ist zertrümmert und besiegt und hat die Majorität verloren. Die Acht

soll die Majorität kommen? Die „Liberalen' allein sind keine Majori tät mehr und selbst wenn sich die Dissidenten unter Andrassy und die Katholische Volkspartei mit ihnen ver einigen, würde das nur eine sehr schwache Majorität sein. Das eigentliche Schwer gewicht liegt von nun an weit links. Was nun das Zoll- und Handels bündnis und die mit so großer Mühe zu Stande gebrachten Handelsverträge anbelangt, so glauben wir nicht, daß die selben gefährdet find. Die Ungarn schwadronieren zwar gern von der Zoll- trennung

, in Wahrheit denken fie doch nicht daran. Ungarn lebt von seiner Landwirtschaft und diese hat ihren besten Markt in Oesterreich. Den österreichischen Markt mit seinen 26 Millionen kauf kräftigen Kunden verscherzt Ungarn sich nicht. Also das einheitliche Zollgebiet bleibt aufrecht — dämm ist uns gar nicht bange. Aber vor allem dürsten sich die Dinge in den Militärfragen zuspitzen. Die Ungarn werden neue militärische Konzessionen verlangen und vor allem aus der vollen ungarischen Kom mandosprache bestehen

und was bleibt dann von der Einheitlichkeit dex Armee noch übrig? Und sollen wir wirklich die Lasten der Einheitlichkeit tragen und dabei ruhig zusehen, wie die Armee halbiert und die Auflösung des Reiches vorbereitet wird? Eines erscheint als sicher: Notwendiger als je brauchen wir ein aktionsfähiges Parlament. Solange der Reichsrat lebt und sprechen kann, können wir uns wehren. Im Augenblicke, da er nicht mehr da wäre, wären wir verloren und Ungarn könnte uns diktieren. Dank dem Vertrauen

, das man dem Baron Gautsch entgegen bringt, ist das Abgeordnetenhaus wieder lebendig geworden. Möge es um Gottes Willen lebendig bleiben! So können wir im schlimmsten Fall, wenn man uns Ungebührliches zumutet, „New' sagen und die Ungarn werden schon sehen, daß im äußersten Fall unser „Nein' so stark ist als das magyarische „Ja'. 6. politische Rundschau. Inland. Der Reichsrat. Am 26. Jänner hat sich im österreichischen Abgeordnetenhause ein bedeutungsvolles parla mentarisches Ereignis vollzogen. Der Vize

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Seite 2 von 22
Datum: 29.06.1906
Umfang: 22
Handelsminister Kcssuth hielt bei der Enquete über den Donau Theiß-Kanal eine Rede, in der er sagte, in Otsterresch herlsche die größte Feind seligkeit gegen Ungarn. Die öffentliche Meinung Oesterreichs wünsche, daß man Ungarn wirt schaftlich erwürgen müsse. Ungarn sei von allen seine Produkte verzehrenden Länder durch Oester reich abgesperrt. Oesterreich könne Ungarn mit einem eistrmn Ringe erwürgen. Bis 1917 sei zwar Ungarn vor Oesterreich geschlitzt, doch müsse man jetzt schon trachten

, daß Ungarn, das bis« her seinen Verkthr nach Westen über Wien leitete, von Oesterreich unabhängige Verkehrswege über Fiume und Galatz schasse. Telegraphische Nachrichten. Wien, 26. Juni. „Daily Telegraph- in London meldet auS Tokio, daß der zweite Minister de? Aeußern, Uchida, zum japanischen Botschafter in Wien ernannt wurde. Petersburg, 26. Juni. Nach einem» hiesigen Blatte sollen die Freunde Wittes erklären, der Hof plane, Witte abermals an die Spitze der Regierung zu stellen. Wien, 26. Juni

über die Wappenfrage und die Parität von Ungarn und Oesterreich»»! im diplomatischen Beamtenkorps nicht befriedigt erklärten. Wien, 26. Juni. Die Verhandlungen der un garischen Delegation weiden Donnerstag noch Heer und Marine umfassen und Sonnabend soll die letzte meritorische Sitzung stattfinden Prag, 27. Juni. Der Minister Forscht hielt im Jungtschechenklub in Jungbunzlau eine Rede, worin er im Interesse der Monarchie eine Kooperation oller politischen Kräfte im Interesse der ganzen Mo narchie empfahl. Wien

, 27. Juni. Ministerpräsident Beck erklärte im Abgeordnetenhaus?, daß er auf Grund vollbrachter Leistungen das Vertrauen hoffentlich auch erhalten werde. Regierung und Parlament müssen zusammen- arbeiten. Die Regierung werde jsdweder Güterpro duktion neue Anregungen geben. Das Programm der Regierung lautet kurz: Konzentration der Bolkskräfte, Wahlreform, nationale Verständigung, gerechter Aus gleich mit Ungarn. Erhaltung des österreichischen StaatSgedankens. Wenn es gelänge, unsere Kräfte bei aler Pflege

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Seite 1 von 12
Datum: 07.10.1887
Umfang: 12
ist bereits eröffnet, Herr v. Tisza hat sich vorher noch von seinem gehorsamen Mameluken-Pöbel in Großwardein ' ansingen und von der Presse in Oesterreich und Ungarn als der „große, konstitu tionelle Minister' feiern lassen, jetzt darf die Wahrheit all- mälig durchsickern. So wird denn jetzt mit aller Unbefan genheit von Seite des obersten Staatsrechnungschefs bekannt gemacht, daß das Budget für 1886 ebenso eine Lüge war, wie alle Budgets mit denen das Cabinet Tisza ' seit acht >;ahre Ungarn und die Welt

zum besten hält. Die Ein nahmen sind nicht so eingegangen wie präliminirt war, die Ausgaben wären größer als prälimimrt war, kurz vas Facit ist, daß Ungarn 1886 anstatt des veranschlagten Defizits von rund 38—39 Millionen, ein solches von mehr als 54 Millionen hat! Um mehr als 15 Millionen hat wn sich „verrechnet,' um 15 Millionen hat man das Land belogen und getäuscht. Vielleicht, wenn man das im Juni gewußt hätte, wäre das „Vertrauensvotum' für den „großen institutionellen Minister' etwas minder gut

, daß es nunmehr besser werden würde, weil das große Genie Tisza selbst die Finanzen „lei stet,' wenn man dieses Fortleben von der Hand in den Münd „leiten' nennen kann?! ' . Man pflegt zu sagen: Wenn's den Ungarn recht ist, t uns kann's recht sein. Das ist aber eine sehr irrige Mei- nung.. Ein weiteres Fortgehen der Ungarn auf dem bis herigen Wege muß mit der Zeit nothwendig Oesterreich in Mitleidenschaft ziehen. Man vergesse nicht, daß Ungarn eine - Quote gemeinsame Auslagen und einen Beitrag zur Ver zinsung

der alten Staatsschuld zu zahlen hat. Wir sind 7 also an seiner Solvenz sehr lebhaft interessirt. Wir wollen ? -dMHedankM^derWH^U hier ^n K, Feder nicht weiter ausführen,' es widerstrebt das unseren guten Wün schen . für Ungarn und unseren patriotischen. Empfindungen, aber gewisse Schlußfolgerungen werden sich jedermänM selbst aufdrängend Eines kann man mit aller Ruhe sagenSo wie bisher, darf, in Ungarn nicht weiter gewirthschaftet wer- den, oder, das Land ^ geht eine Katastrophe^ entgegen

, -. S. - u politische Rundschau. ' .OesterreLch-Uttgar«. Hochbedentsan?. ist die Thron- Rede) womit Se.. Majestät der Kaiser in Person - den un garischen Reichstag eröffnete und worin er zur Sparsam keit auf .allen Gebieten sehr-ernstlich mahnt. Mehr als 54 Millionen Deficit hat- nun Ungarn-Kroatien , in diesem Steuerjahre zu verschmerzen; obwohl der Abg^rdnete für Großwardein, Ministerpräsident, Tisza bei...seiM'Iortselbst gehaltenen Wahlrede die finanzielle Lage so günstig darstellte, kann doch kein Mensch

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