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Pustertaler Bote
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Seite 2 von 8
Datum: 14.10.1927
Umfang: 8
Seite 2 »Pupertaler Bote'. Freitag, 14. Oktober 1SS7 Nr. 4l anfangs Dezember das Parlament zu einer kurzen Session einberufen werden. * * * Am Montag, den 17. Oktober, findet der nächste Ministerrat statt, der sich mit wichtigen Wirtschafte fragen befassen wird. AußemlililA SoAMaii. Gewitterwolken am Balkan. — Die Tangerfrage. — Rußland und Frankreich. -- Der Aufstand in Mexiko. Bewegung in China. Am Balkan gibt es wieder einmal schwere Ge witterwolken und man spielt immer lieber

ist ein Beweis dessen, daß man in Europa noch sehr lange nicht an einen Frieden denken darf, weil jeder nur auf den Augen blick wartet, um die günstige Gelegenheit benützen zu können, feinem Nächsten zu zeigen, daß er der Stärkere ist. * 5 * Die Gemüter in Frankreich haben sich wegen der Besprechung die Chamberlain der englische Außenminister mit dem spanischen Diktator Primo de Rivers gehabt hat und können es sich nicht versagen, immer wieder daraufhinzuweisen, daß Frankreich den Haupthebel

bei diesem Geschäfte in der Hand hat. Es siele Frankreich diesmal außer ordentlich leicht seine alte Taktik einzuschlagen und dem lieben Verbündeten in den Rücken zu fallen, indem Frankreich das Russengeschäft anerkennt und mit Moskau Frieden schließt. Dann ist die Kette die London heute um Moskau zu legen bestrebt ist, zerrissen, das wichtigste Glied fehlt und der stille, aber umso heftigere Kampf zwischen England und Rußland ist im Grunde entschieden. DaS mag ja auch der Grund gewesen sein, warum Moskau

der beiden Staatsmänner noch nicht erledigt, sondern man hosst in Frankreich auf eine weitere Etappe und ist anscheinend entschlossen zum letzten Mittel zu greisen, wenn nichts anderes helfen sollte und die Russen in die Wagschale zu werfen. 5 5 Wie bereits gezeigt, hängt von dem Verhältnis Rußland-Frankreich heute die englische Politik ab, ja die europäische, weil sie auch das Verhältnis Frankreich-England beinhaltet. Deshalb ist diese Frage der man in verschiedenen Hauptstädten so bange aus dem Wege

zu gehen sucht, zu einer der Hauptfragen der heutigen Politik, wenn nicht vor übergehend zu deren Angelpunkt geworden. Das Verhältnis Frankreich-Rußland kennzeichnet sich durch auffallendes Viebrieren und durch auffallen des Schwanken, das jetzt vor den Wahlen in Frank reich noch viel stärker wird. Frankreich benutzt seine russische Politik schlauerweise als eine Haupt waffe, die es sehr gut zu verwenden versteht. Es hat verstanden den Bruch zwischen England und Frankreich herbeizuführen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 15.02.1924
Umfang: 12
de; ..PuNtalerM Bruneck. PMWz WWel. i Gesinnung Frankreichs verwenden zu können. Damit datz Frankreich die Besatzungsiruppen ' an der Ruhr um einige tausend Mann herab» seht ändert stch an der Tatsache selbst — an der Besetzung -- nichts. Und deswegen, daß Frankreich die Unterkommission der Repara- l tionskommission mit sauersüßer Miene gut heißt, ist noch lange nicht gesagt, daß im R?paralions- ! Problem irgend eine Aenderung eingetreten ist l oder eine Herabsetzung der deutschen Schuld j vorgenommen

wird. Es sind dies alles Dinge ' welche ein scheinbares Entgegenkommen be- ! deuten ohne ein wirkliches Entgegenkommen !zu sein, aber für Frankreich von ungemeinen Der Anfang der Politik der Arbeiterregier« j Vorteil sind, weil sie den Anschein erwecken, ung in England mag manche Enttäuschung daß eine Entspannung der Lqge herbeigeführt sei. hervorgerufen haben. Durch die Anerkennung Der Wunsch nach einer allgemeinen Kon- Sowjetrußlands erreichte England zwar einen ferenz zur Regelung derselbe seit flinf Iahren groben

Vorsprung in der Politik vor Frank» schwebenden Fragen wird^oieder allgemein, reich und durch seine Bemühungen um das Allerdings sind heute die Voraussetzungen für Zustandekommen einer neuen großen Konferenz diese Konferenzen andere als für die früheren zur Regelung der schwebenden Fragen erringt ^ Konferenzen. Seute ist die politische Lage eine Ramsay Mackdonald die Sympathien der Welt.! andere geworden. Und das merkt man auch Aber damit ist eben noch lange nicht gesagt, in Frankreich. Deshalb scheut

man sich vor daß diese guten Vorsätze und Absichten auch. einer allgemeinen Zusammenkunft. Man ist zur Ausführung kommen. Frankreich hat die sich über die Äaltung der einzelnen Staaten Aenderung des Kurses in England wohl be-^ nicht ganz im Klaren. Und ins Ungewisse merkt und Poincare besitzt Elastizität genug 5 tappen kann man oder will man nicht gern, um seine Politik danach zustellen. Trotz der. ^ Bei der Konferenz würde es nicht mehr bei kommenden Wahlen in Frankreich und trotz diesem scheinbaren Nachzeöen bleiben

, sondern Schmälerung seines Ansehens bei einem Groß»^ es würde das Grundproblem zur Sprache kom- teile des französischen Volkes hat er seine Zu- > men. Und hier steht Frankreich heute noch begannen. Italien und Jugoslawien folgten, und Rumänien ist auf dem Wege. Und als letztes muß bei Beurteilung der Lage die An erkennung Sowjet-Rußlands in Betracht ge zogen werden. Demgegenüber ist das franzö- sisch.tschechische Bündnis zu unbedeutend. Wie sich die einzelnen Staaten zu einander stellen, ist allerdings eine Frage

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 18.08.1922
Umfang: 12
l. S.—, vierteljährig l. 4.S0. Durch Erzeugungskosten bedingte Preiserhöhung vorbehalte». ^ hjx lohnendste Berbreiwng und werden nach Tarif berechnet. Bestellungen find zu richten an die Buchdrucker« v> Mahl. Bruneck. Ureigen aller Art finden die Nr. 33 Bruneck, Freitag, de« 18. A«g«st >»»>»»^> 1922 Mir ersuchen fetteP. T. Abonen- j Feuerwerk zusammensinkt in sich, wenn es ab. ten, welche mit dem Bezugspreise gebratM ist. s, >. x-«, Frankreich hat es seit jeher verstanden sich per 19<52 im UUmstande stnd

waren, welche ihm empvrge« ! halfen haben und die Früchte des Sieges allein Kernten will. ! Betrachten wir ganz kurz die heutige Lage In keiner Geschichte wird der Ausspruch des l Frankreichs: Frankreich bat heute die stärkste römischen Philosophen „Nichts N?ues unter-und am besten ausgerüstete^ also schlagfertigste der Sonne' mehr und besser bestätigt als in Armee: die größte Luftflotte und die stärksten der französischen. Mit geradezu ausfallender! Seestreitkräfte; Frankreichs«! heute die zer- Deutlichkeit

kann man seit dem Mittelalter I rültetsten Finanzen und fast Mgrößte Schulden» heraus in der sranzöschen Politik die Linie - last; Frankreich hat heute in der Entente die verfolgen, welche den Ausstieg und Rückgangs führende Rolle und die meisten Feinde zugleich; des Landes darlegt. And gerade wie der > Frankreichs Industrie sucht die englische zu Rhein die ewig umstrittene Grenze zwischen j verdrängen und die deutsche zu zertreten; Frank- Frankreich und Deutschland ist. so ist die Ge- i reich

hat die meisten Schulden und am wenig« schichte die Merklinie zwischen beiden Völkern:! sten Geld; nicht einmal die Zinsen der Staats- ist das eine aus der Äöhe. dann leidet das i schulden werden bezahlt. Wir sehen das heutige andere und umgekehrt. Es würde wohl zu Frankreich äußerlich in einer ähnlichen Stel weit führen, dies näher zu beweisen. Drei charakteristische Zeitpunkte aber genügen.- Die französischen Raubkriege Ludwig XIV., Napo leon I. und die Zeit seit 19! 8. Die fran zösische Politik hat seit

Jahrhunderten nur lung wie zur Zeil Napoleons ; Frankreich nach innen ebenfalls, denn bei ordentlichem Lichte betrachtet, unter Sinweglassung jeder hohlen Phrase und drohenden Geste, nur rein wirt schaftspolitisch gesehen, ist das Frankreich von das eine Ziel gekannt und steht auch heute, heute ein hohles Faß mit nichtssagendem noch auf demselben Standpunkt: Vorherrschaft^Klang. Kein Staat, der auf wirtschaftlich über Europa. Dieses Ziel geht aber nur über - so unsicherer Basis sich ausbaut, ist imstande

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Pustertaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 09.12.1921
Umfang: 12
amerikanische Schriftsteller H. G. Wells sagt: Frankreich lernt nichts und vergißt nichts. Das ist sein höchstes Unglück ; Frankreichs Beitrag zur Abrüstungskonferenz besteht darin, daß es nicht im entferntesten an Abrüstung denkt. Die Franzosen scheinen hieher gekommen zu sein als Advokaten ihrer Sache und nicht im Geiste, den Grundstein zu einer neuen Weltordnung zu legen, der j^de andere Delegation beseelt. Es herrscht zweifelsohne eine große Liebe zu Frankreich in Amerika. Marschall Foch gieng

als der Helden größter durch Amerika und ist eine der populärsten Figuren, überall mit Ehren überhäuft. Das gab dem Fran zosen Anlaß zum Glauben, daß sie die Lieb linge Amerikas seien und, sicher auf dessen Unterstützung rechnen köänten. Diese Annahme, erklärt Wells, ist durch aus falsch. Die Begeisterung für Foch ist persönlich, er war der Generalissimus der Alliierten, die Liebe zu Frankreich ist tradi tionell, zu jenem Frankreich, daß einst der Sache Amerikas große Dienste leistete, die Liebe

zu Frankreich in Amexika hat nichts zu tun mit dem nationalistischen Frankreich von heute. So weit Wells. Der Leser ver steht, daß solche Worte in Frankreich kein freundliches Echo auslösen. Die Rede des französischen Premiers hat vor allem in englischen und amerikanischen Grobfinanzkreisen den denkbar ungünstigsten Eindruck gemacht. ig» Min! Frankreich hak jeden Versuch seiner Alliier ten, es zu vernünftiger Friedenspolitik zurück zuführen abgelehnt, ja als feindselige Handlung bezeichnet. Es war taub

gegen jeden guten Rat seiner Freunde. Nun setzte das Verhalten Briands in Washington seiner Renitenz die Krone auf. Frankreich weist alle Zumutungen^ die ihm die Freunde stellen, ab. und erklärt, es lasse sich in der Rüstungsfrage vor gar niemanden Vorschriften machen. Es wisse selber am besten, was für seine Sicherheit notwendig sei. Dieser Standpunkt kann eigentlich nicht angefochten werden. Jeder Staat wird so denken und handeln. Befände sich Frankreich tatsächlich in einer Gefahr

Frankreichs schuldig. Aber es gab ein Echo, das nur zu deutlich zeigte, daß die andern Völker Frankreich nicht mehr zu folgen beabsichtigen. Nun ist Briand wieder zu Kaufe angekom men. Wenn er aber ehrlich Bericht geben will so muß er bestätigen: Wir sind endlich allein! Wir haben es dahin gebracht, daß niemand uns mehr traut und unser Geflunker von der deutschen Gefährlichkeit .überall in der Welt als solches erkannt worden ist. Es gibt fast kein Gebiet der auswärtigen Politik, auf dem England

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 24.07.1925
Umfang: 8
am Montaa vom deutschen Botschafter von Hösch dem französischen Außenminister Briand überreicht wer den. Die deutsche Note hat im allgemeinen, soviel bis jetzt bekannt geworden ist» in Frankreich Unruhe und Besorgnis erregt, obwohl einesteils in der Note selhst gar kein Grund zu dieser Besorgnis liegt und andererseits Frankreich selbst zugeben muß, daß in der deutschen Antwort nur die Rede von weitern mündlichen Verhandlungen sei und nicht anderes; daß aber das Frankreich bei dieser Antwort beun ruhigt

, ist einzig allein das, daß Deutschland auf die französischen Vorschläge nicht ohne weiters ein gegangen ist und nicht zu allem ja und Amen gesagt hat, wie man das so bisher gewohnt war. Dabei ist noch das unangmehme, daß die Repa rationskommission vor kurzer Zeit erklärt hat, Deutschland habe seine Verpflichtungen aus dem Dawesplan restlos erfüllt; sohin kann Frankreich diesmal nicht einmal mit Sanktionen drohen. WaS Frankreich in der deutschen Antwort mit Be sorgnis erregt, das ist der Umstand

und Deutschland hat sich zum Erstenmale seit dem Friedensvertrage diplo matisch nicht nur aus der Schlinge gezogen, son dern sogar Frankreich gegenüber als der bessere Diplomat bewiesen. * . * In Marokko gehen die Bewegungen ziemlich rasch weiter. Frankreich und Spanien scheinen sich in ziemlich mißlicher Lage zu befinden und zu letzter Hilfe wurde der Sieger im Weltkrieg Mar schall Petain, nach Marokko kommandiert, um das Oberkommando zu übernehmen. Taza, der Vor ort von Fez und der Stützpunkt der Eisenbahn

wurde bereits von den Riffleuten genommen. In der letzten Woche war vielfach die Rede, von Friedensverhandlungen und von Angeboten welche Spanien und Frankreich an Abd el Krim stellen wollen. Nach der kategorischen Erklärung Abd el Krims, daß er in keine Friedensverhand lungen sich einlasse, so ist man von dieser Idee wieder abgekommen und läßt sich inzwischen von den Riffleuten weiter zurückdrängen. Nach fran zösischen Zeitungsmeldungen soll man übereinge kommen sein, Abd el Krim mitzuteilen

, daß er durch seinen Agenten in Tanger sich über die Frie- densbedingungen der beiden Staaten erkundigen könne. Abd el Krim denkt jedoch noch nicht daran, im Gegenteil. Die Meldungen deuten allgemein auf eine große neue Offensive, zumal da in letzter Zeit eine große Anzahl von Stämmen, welche bis her zu Frankreich gestanden hatten, nun zu Abd el Krim übergegangen sind und ihm Waffen- und Schützenhilfe gewähren. Man sieht die Lage in Spanien und Frankreich ist ziemlich ernst, das ergibt sich schon daraus, daß Spanien

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Pustertaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 13.05.1921
Umfang: 12
Frankreich den Frieden schmücken möchte. Dieses Angebot wurde von Amerika abgewiesen und so muß endlich auch der größte Optimis mus an der Koffnung verzweifeln, daß weitere militärische Maßnahmen von seilen Frank reichs zurückgehallen werden könnten. Dann wird eben das Unheil seinen Gang weiter gehen und der Friede wird immer mehr durch einen latenten Kriegszustand ersetzt werden, unter dem Europa sich nicht erholen kann. Weder Amerika noch England wagen es, den Kaßinstinkt Frankreichs zu zügeln. Sie wer

den also der Sache freien Lauf lassen in der heimlichen Erwartung, Frankreich werde die Nase irgendwo anrennen. Dieses Fordern von Unmöglichkeiten muß endlich doch in jedem human denkenden Menschen ein Gefühl der Abneigung gegen den brutalen Gläubiger aus lösen. Kat denn Frankreich nie einen Krieg verloren? Kaden feine Keers nicht einst ganz Europa in Blut und Jammer getaucht? Und hat man dann, als es am Boden lag. seine verbrecherische Politik auch als Schuld bezeich net für die es in Sack und Asche Buße tun

müsse? Kat man es nicht vielleicht überaus freundlich und sanft behandelt? Woher nimmt dieses Volk nun das Recht, einem anderen gegenüber in dieser.unerhörten Weise den Selbst gerechten zu spielen und sich die Rolle eines Weltrichters anzumaßen. Die Neutralen müssen untätig zusehen, wie durch Unvernunft und Käß die Welt immer weiter verarmt und wie sich ferne am Korizont Wolken auftürmen, die die Welt einst in Brand setzen werden. Frankreich pflanzt einen Käß, Petersburg im MMM. Vom vergangenen

. Man kann ein Volk von 60 Millionen wohl mißhandeln, aber man kann es nicht ausrotten. Und die germani schen Völker besitzen die Eigentümlichkeit, daß sie unter starkem Druck selber immer härter und gefährlicher werden. Kat man das in Frankreich vergessen? MnIM. Ueber Paris hängt eine Wolke der Sorge. Nach dem furchtbarsten der Kriege läßt auch der vollständige Sieg Frankreich in einer be ängstigenden Lage. All die Konferenzen, die in unerschöpflicher Reihe auf einander folgen, bedeuten — wenn man den Zeitungen

Glauben schenkt — glänzende Erfolge für Frankreich, aber finanziell bringen sie nicht die geringste Lösung, und die kriegerische Politik, die offen bar Europa in den furchtbaren finanziellen Wirrwarr geworfen hat. bleibt trotz allem in gutem Ansehen und in vollem Betriebe. — Um Deutschland zum Zahlen zu bewegen, mobili siert man in Frankreich, und es ist doch der Krieg allein, der Frankreich nichts als Ruin brachte und Deutschland bis zur Erschöpfung niederwarf. Die teilweise Mobilmachung, die mehr

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Pustertaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 27.04.1923
Umfang: 12
ihre Eindrücke. Sie stellt fest, daß im Ruhr gebiet ein wahrer Kriegszustand herrsche, der katastrophal auf die Weltwirtschaft einwirke. Es sehe dort aus. wie es in London aussehen würde wenn die Stadt von einem 100.000 Mann starken feindlichen Leere besetzt wäre. — Die englische Regierung wird aufgefordert, Vorschläge wegen Einsetzung dieser Kommission zu erstatten. Dem Intransigeant* zufolge hat Frankreich bei der Ruhrbesetzung bisher 28 Milliarden Mark in deutschen Banknöten beschlagnahmt. — Insgesamt

wurden aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland bis jetzt 23.400 Deutsche ausgewiesen. — Die Fran zosen haben im Pfälzischen einen neuen Vor- kiirDilW SIMM. (Schluß). Ein europäisches Gleichgewicht besteht nicht mehr. Wir haben aus dem Festland nur noch einen wirklich mächtigen Staat: Frankreich. Seine Finanzen sind zwar in schlechtem Zu- stand, aber gerade deswegen (und nicht trotz dem) unterhält es eine ungeheure Streitmacht. Die finanzielle Schwäche soll vermittelst der militärischen Stärke überwunden

werden; Frank reich macht heute den Versuch, durch sein Äeer, durch eine quasi Eroberung und nicht durch innere Maßnahmen seine Wirtschaft und damit seine Finanzen in guten Stand zu setzen. Frankreich strebt nicht nach der Hegemonie über den Kontinent, erklären seine Staatsmän ner, aber wir glauben, daß die Hegemonie Frankreich ganz von selber zufallen muß, wenn das militärische Machtverhältnis, wie es heute vorhanden ist. bestehen bleibt. Und wenn das Ruhrunternehmen voll gelingt, wenn die fran zösische

diesmal eine andere Richtung ein schlägt. auf eln großes Konlinentalreich hin. Dieses Reich dürfen wir uns aber nicht als ein durch Annexionen ungeheuer vergrößertes Frankreich vorstellen, sondern eher als die „Vereinigten Staaten von Europa' unter der Führung Frankreichs; etwa so wie Athen dem attischen Bunde vorgestanden und wirtschaftlich verbunden und beherrscht durch die großen Konzerne. Ohne in die Zukunft blicken zu können, Kann man sagen, daß die Aussichten für eine französische Vorherrschaft

so günstig find wie noch nie zuvor. Europas Festland hat sich nie allein der Macht Frankreichs erwehren können. England hat immer die Führung im Kampfe übernommen, England hat den Grund satz des europäischen Gleichgewichtes in einer großen Zahl von Kriegen gegen Frankreich verteidigt und durchgesetzt. Als der Weltkrieg begann, hätte England, auch wenn es durch keine Verpflichtungen gegenüber Frankreich gebunden gewesen wäre, eingreifen müssen, um zu verhüten, daß Frankreich überrannt und das europäische

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Pustertaler Bote
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Seite 2 von 12
Datum: 16.02.1923
Umfang: 12
Kriege' nennt. Und was blieb von ihrer Serr- lichkeit? Wir können noch ein Ereignis verzeichnen, das allerdings noch nicht ganz in feinen Folgen erkennbar ist: Frankreichs Plan. England zu zwingen ihm beizuspringen, kann in seinen An» sängen als gescheitert betrachtet werden. Is- met Pascha ist abgereist und England hat dies mal gesiegt. Die Orientkrise ist damit nicht beseitigt, aber Frankreich hat sich getäuscht. Dies läßt sich auch erkennen am Zeitbarometer, wenn man die Valuta so nennen

will: Vorige Woche stand der Dollar in Berlin auf 30.000 Mark heute auf etwas über 30.000. Ilnd der Franken sinkt. Man merkt die Lage am internationalen Weltmarkt am besten: Frankreich verliert lang» sam aber stelig an Rückhalt. Und es könnte sich in nicht allzu ferner Zeit etwas wieder« holen, was schon 1813 den Ansporn zur Er hebung gegeben hat: Frankreichs Leere stehen in fremdem Land und können nicht mehr zurück, weil ihnen der Rückzug abgeschnitten ist. Damals war es ein rein militärischer Unter gang

in Diskussion zu stellen. Die Presse beschäftigt sich mit den von Mussolini in der Kammer über die Vorgänge im Ruhrgebiet abgegebenen Erklärungen, die! sie als Ausdruck einer Realpolitik ansieht, wie sie, für Italien einzig möglich sei. — Musso lini sagte bezüglich der Kohlenlieferungen: Vom IS. Jänner bis 8. Februar sind genau 134.336 Tonnen angekommen. Es kam dann das französische Verbot der Kohlenausfuhr aus dem Ruhrgebiete, aber die italienische Regier ung wandte sich sofort an Frankreich und Belgien

bei den Gerichten der neuen Provinzen. Der Minister behielt sich vor, die Angelegenheit zu prüfen. WM und MnlrM. Im englischen Unlerhause führte Premier minister Bonar Law zur Besetzung des Ruhr- gebietes weiter aus, er fei davon überzeugt, daß Frankreich mit diesem Schritt etwas tun würde, was unheilvoll nicht nur für Deutsch land, sondern auch für Frankreich selbst wäre. Er sehe keine lichte Stelle in der Zukunft. -- England habe noch immer seine Truppen in Köln, aber er, Bonar Law, wisse nicht ob es möglich

sein werde, sie dort noch lange zu be- lassen. Es wäre aber sehr beklagenswert, wenn die Entente zu Ende ginge, denn so müßte es im weitesten Sinne aufgefaßt werden, wenn England seine Truppen zurückzöge. Bonar Law fügte hinzu, er hoffe noch immer, daß es England möglich würde, mit Ausficht auf Erfolg zu intervenieren. — »Petit Pari- sten' schreibt: Aus der gestrigen Debatte im englischen Unterhaus geht hervor, daß das Miß verständnis zwischen Frankreich und England fortbesteht

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 27.06.1924
Umfang: 12
3.—. Mit Postbezug Lire 3.50. In das Ausland Lire 6.—. Bestellungen an die K. Mansche Suchhandlung und Buchdruckerei in Bruneck. Will« M MWWM. In dieser Zeit wo die ganze Welt in Auf regung über die Ermordung Matteottis ist und diese Affäre von einer rein innerpolitischen An gelegenheit Italiens zu einer allgemeinen ge worden ist. haben die Besprechungen zwischen England und Frankreich stattgefunden. Immer hin haben die Besprechungen das vorläufige Bild ergeben, daß man nicht von heute auf morgen seine Politik

so viel ge rühmten Frieden eigentlich ist. Es ist bekannt, daß in den letzten Iahren eine ganze Reihe von Bündnissen, namentlich von Frankreich geschlossen wurden, um angeb lich gegen eventuelle Angrisse von feiten Deutsch lands gesichert zu sein. In Wirklichkeit ver folgten diese Bündnisse jedoch einen ganz andern Zweck, nämlich den. sich des zweiten Rivalen zu entledigen der noch in Europa war und die Vorherrschaft streitig machte: England. Die Kämpfe zwischen England und Frankreich sind noch älter

als die Kämpfe zwischen Deutsch land und Frankreich. Die heutigen Bündnisse, welche Frankreich im Laufe der letzten Jahre abgeschlossen hatte und welche nur dazu dienten »Den Frieden der Welt ausrecht zu erhalten' wie das .Berliner Tagblatt' so deutlich illu strierte, find schon ihrer Struktur nach nichts anderes als Verträge die Machtstellung Frank reichs zu sichern. Besser altz die Bündnisse selbst auszuzählen, dürfte es' sein in Zahlen die Macht auszudrücken die heute Frankreich repräsentiert

. Am deutlichstes tat dies Lord Robert Cecil in einer Rede hie er im Ober hause hielt. Er führte unter Inderm aus: Im Jahre 19l3 hat ganz Europa 744.000 Mann unter Waffen gehabt, der gegenwärtige Stand der Leere beträgt 3,632.000. Mann; wobei nicht zu vergessen ist, daß Deutschland und seine Verbündeten durch die Friedensverträge ihre Sesreum 700.000 Mann vÄringsrn mutzten; es ergibt sich daher die Tatsache, daß die En- tente heute um 600.000 NtAn mehr unter Waffen hat als vor dem Kriege) Frankreich ha! heute

3.500.000 Mann unter Waffen, Belgien 550.000 Mann. Polen 1,090.200 Mann. die Tschechoslowakei 900.000 Mann; diese Staaten stehen heule vollständig unter Führung Frank reichs: dazu kommen noch eine Reihe von Staaten welche zwar nicht unmittelbar von Frankreich abhängen, aber doch mittelbar damit verbunden sind und zwar vielfach durch die kleine Entente, welche in französischer Inte ressensphäre liegen. Das sind Rumänien mit 700.000 Mann, Jugoslawien mit 500.000 Mann und die russischen Randstaaten Litauen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 16.05.1924
Umfang: 12
in den franzö sischen Wahlen eine interessante und äußerst lehrreiche Ergänzung finden. War das Ergeb» nis der deutschen Wahlen in zweifacher Be ziehung überraschend, so ist das Ergebnis der französischen Wahlen einstimmig eine lieber- raschung. wohl am meisten in Frankreich selbst. Und wenn ja. so kann man von den franzö sischen Wahlen sagen, daß sie die Stimmung des Volkes zum Ausdrucke gebracht haben. Die Kluft zwischen Volk und Regierung, die in Frankreich ja im Innern schon lange bestand

ist nun auch nach außen offenbar geworden und zwingt wahrscheinlich zu einem Kurswechsel in der Politik. Es muh eigentlich Wunder nehmen, daß die Wahlen in Frankreich so ausgefallen find nachdem die deutschen Wahlen einen starken Zug nach rechts aufwiesen. Mit dem Faktum mutz man jedoch heute rechnen und niemand, auch in Frankreich wird sich weigern die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Und man zieht sie ja auch bereits. Die Zu sammenkunft Poincares mit Makdonald ist abgesagt worden und die Demission sowohl Poincares

ist deshalb in greifbare Nähe gerückt, weil die Verstän- digung Frankreich-England nun sicher erfolgen wird. Der ganze Gegensatz der Reparations sache lag ja darin, daß zwischen Frankreich und England nie eine Einigung erzielt wurde. Frankreich hielt daran fest, daß die Franzosen als höhere Wesen das Recht haben von Deutsch land zu verlangen wieviel sie wollen. Das ist nun wahrscheinlich zu Ende. Man geht von der Ueberzeugung aus, daß man im Welt bild vor allem den Völkerbund wirklich zu einem Völkerbund

und nicht zu einem Zerrbild macht. Wahrscheinlich wird man zwischen England und Frankreich und viel leicht auch Amerika in den nächsten Wochen schon die neue Fühlung bemerken. Das Sach verständigengutachten spielt auch hier die Kauptrolle, wie es ja überhaupt für im Politik der nächsten Zeit maßgebend und richtungge bend sein wird. Die französische Regierung hat allerdings in letzter Zeit das Sachverständigengutachten ohne Vorbehalt angenommen. Aber es war zu spät für die Oeffentlichkeit. Und der Kaupt- schlager

auf den man in Frankreich bis zu letzter Stunde hoffte, das Furchtgespenst der deutschen Revanche, versagte. Die Mißstim mung die schon seit langem in Frankreich war gegen die ewigen Phrasen und hochtönenden Worte hatte man nachgerade sattbekommen. Und die öffentliche Meinung Frankreichs hat ihr Mißtrauen dem bisherigen Regime aus gedrückt. Die Frage ist nun? Wer kommt jetzt? All- gemein nimmt man an. datzO???jand der Nach folger Poincares wird. Es ist möglich, mög lich aber auch, das Äerriot, der bekannte

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Seite 1 von 12
Datum: 28.12.1923
Umfang: 12
, aber es war ein Äohn auf das Wort, ein Lohn auf die Kultur und ein Äohn auf die Menschheit letzten Endes selbst. Ein kurzer Rückblick auf das Jahr 1923 mag eine Ueberstcht über die politische Bahn derselben geben. Das Äauptereignis das dem Jahre 1923 sowohl in politischer, als auch wirtschaftlicher Beziehung den Stempel aufdrückte, war die Ruhrbesetzung durch Frankreich. Diese am 12. Jänner begonnene Aktion, welche Frank reich widerrechtlich durchführte, brachte einer« jeits in die ganze europäische Lage einend

nicht die Vernunft vergaß und den Men l schen sprechen ließ. Die Politik ging seither andere Wege und man fühlte dies nicht nur in Frankreich son dern auch in England. Und die politische Ent i Wicklung in England nahm ihren Fortschritt und das Ergebnis der letzten Wahlen soll Volk , und Regierung die Fühlung wieder gewinnen helfen, welche unter dem Schlepptau Frank reichs verloren ging. Und heute fünf Jahre nach Friedensschluß lautet die große Frage die man in ^England und Italien aufwirft und die der Zukunft

die Wege zeigt. Warum haben wir eigentlich Krieg geführt? Welchen Nutzen brachte un^ der Sieg? Nur in Frankreich kann man diese Fragen halbwegs so beantworten wie man erwartete. Frankreich brachte der Sieg einen Großteil der deutschen Kolonien und die wenigstens zeitweise Unschädlichkeit seines alten Erbfeindes. Elsaß und das Saarbecken und nun auch das Ruhr> gebiet mit seinen Kohlen und Kochösen und der ganzen Industrie. Und noch etwas hatte Frankreich namentlich vor England voraus: es führte

den Krieg fast durchwegs mit ame rikanischen und französtscheni Gelds, das es nun zwar schuldet aber nicht bezahlt. Amerika hat somit außer Deutschland noch einen Schuldner: Frankreich. Und die Aus ficht von Frankreich etwas zu bekommen ist noch geringer als von Deutschland bezahlt zu werden. England befindet fich wenngleich in kleinerem Umfange, so doch in ähnlicher Lage. Und Italien hat für all seine Opfer einen verschwin- dend kleinen Teil dessen erhalten, was es ge- hofft und was Frankreich

eingesteckt. Nun man allerorten richtig zu denken be- ginnt, gewinnt diese Frage mehr und mehr Raum und sie überschattet die Politik des nächsten Jahres, das mit dem neuen Parla ment in England eine neue Regierung und eine neue Richtung bringen wird, welche Schule macht. Frankreich hak bis jetzt alle derartigen Ge danken mit dem Äinweis auf Deutschtand ab getan. Nun zieht das nicht mehr. Die Situa tion von jeglichem Beiwerk entkleidet ist die: Frankreich ist der Geschäftsmann der die andern geprellt

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Seite 1 von 12
Datum: 12.10.1923
Umfang: 12
auf diese Kapitulation Deutschlands gesetzt halte, hatte sich wie vor auszusehen war, nicht erfüllt; Frankreich will vonVerhandlungen heute womöglich noch weniger wissen als früher; Frankreich geht seinem Ziele nun nicht mehr auf Umwegen nach, sondern macht gar kein Geheimnis mehr aus seinem Plane: Das RuhrgeÜlöt nicht mehr zu ver lassen. Die letzten Maßnahmen, die Aus weisung der Schutzpolizei aus Düsseldorf und die auffallende Unterstützung der rheinischen Sonderbündler durch die Franzosen, sowie die letzten Reden

Poincares und Dibois lassen wohl auch dem ärgsten Pessimisten keinen Zweifel darüber, daß Frankreich auf dem Wege einer rheinischen Republik die Annexion dieser Gebiete als Protektor bewerkstelligen und aus weiterem Wege den Gedanken Na poleons. die süddeutschen Staaten zu einem Staatenbunde unter französischer Führung zu sammenschließen will. — Deutschland als Reich hat im Grunde genommen heute keinen Boden mehr zur Entfaltung einer Existenz das haben die letzten Wochen zur Genüge bewiesen. And

Millionen, die Lire auf 60 Millionen! * All das erleichtert Frankreich bedeutend seine Arbeit und hilft ihm schneller zum Ziele. Man lächelt in der Welt über Poincares Sonntags- reden, ein englisches Blatt nannte sie die .Po litik des Phonographen'. ^ Aber diese Sonn tagsreden haben einen guten Zweck: jede Woche hört es Frankreich und die übrige Welt, daß Frankreich im Recht ist und nur den Frieden will, jede Woche wird der Welt an Kand des Vertrages von Versailles Frankreichs korrektes Vorgehen gezeigt

und man ist in Amerika und zum großen Teil auch in England und der übrigen Welt bereits zum Ergebnis gekommen, daß Frankreich faktisch im Rechte sei. Nur so kann Mussolini den Ruhrkampf den Abwehr- Krieg eines wehr- und waffenlosen Volkes als Unsinn und Unrecht bezeichnen. Die Ansichten der großen Welt sind andere als die Deutsch lands. das den Ernst der Lage immer noch nicht erfaßt. Und das ist Frankreichs größter Nutzen und Deutschlands größter Schaden. Denn in dem Augenblicke wo die Welt tat sächlich

zur Ueberzeugung kommt, daß Frank reich im Unrecht ist. ist es mit seiner Macht zu Ende. Die Welt sieht nur die großen Tat sachen und diese sprechen im ersten Moment ynd wenn man den Vertrag von Versailles, der ausgelegt werden kann wie man ihn eben benötigt, zu Ungunsten Deutschlands. Deutsch land ist seinen Verpflichtungen nicht nachge- i kommen — wie weit es von der vollständigen ! Erfüllung entfernt war. spielte für den Juristen j Poincare keine Rolle -- und Frankreich suchte Z stch zur Sicherung Pfänder

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 04.05.1923
Umfang: 12
, daß Deutsch, land mit dem Angebot sich in erster Linie nicht an Frankreich sondern an die Welt wendet, weil es von vornherein als sicher angenommen werden muß. daß Frankreich nie ein deutsches Angebot annehmen wird» es sei denn, daß das Angebot derart sei. daß Deutschland sich mit Kaut und Saar an Frankreich ausliefert. Das Angebot selbst umfaßt zwei Teile: einen fixen Vorschlag von 30 Milliarden Goldmark und eine weitere Summe, welche von einer inter nationalen Kommission, in der auch Deutsch land Sitz

ohne jede Prüfung ab mit der Be gründung. daß ein solches Angebot eine indirekte Verhöhnung Frankreichs sei; Frankreich weist den Gedanken einer eigenen Kommission wie sie im deutschen Vorschlag zum Ausdruck kommt zurück mit der Begründung, die dazu einzig kompetente Stelle sei die Reparationskommis- fion; Frankreich weist jeden Gedanken an eine Räumung des Ruhrgebietes zurück, ebenso den Gedanken an ein Sich-finden in den passiven Widerstand. Frankreich verlangt sofortige Auf gabe der passiven Resistenz

— und als End ziel. wie es ja in der französischen Presse offen zum Ausdruck kommt, vollständige Kapi tulation Deutschlands. Stellen wir diese beiden Aufstellungen gegen über so muß man auf den ersten Blick das Resultat des Angebotes sehen: es kann zu keinem positiven Ergebnis führen. Das weiß man auch in Deutschland ebenso gut wie in Frankreich, der Sinn des Angebotes gehtauch gar nicht darauf hinaus, sondern der Zweck des Angebotes liegt vielleicht darin, eine Klär ung der politischen und wirtschaftlichen

werden Und die deutsche Regierung entschloß sich, dieses etwas zu tun: sie richte! an die Welt ihr Angebot, um die Welt zu einer Anteilnahme, zu einer Antwort zu zwingen. Damit ist politisch eine ganz neue Lage ge schaffen, allerdings zu einer Zeil, die zu solchen politischen Ilmgepaltungen nicht gerade günstig ist. Denn die neuen Gewitterwolken im Osten geben Frankreich wieder die Oberhand und drängen England zurück. Man kann schließ lich den Gang der Politik und den Zusam menhang nicht unschwer erraten: Die Rede

Lord Curzons. welche einer der Hauptgründe des deutschen Angebotes war. fußte auf der Orientgefahr und daß deutsche. Angebot kann leicht Anlaß sein zur Ilebereinstimmung zwischen Frankreich und England. Damit wäre das Gegenteil erreicht von dem, was man in Deutsch land wollte und die deutsche Politik wieder um eine Schlappe reicher. Der zweite Hauptgrund, warum das deutsche Angebot erfolgte, liegt in der neu auflebenden Parteizwistigkeit in Deutschland. Das gleiche Schauspiel

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Seite 1 von 12
Datum: 06.07.1923
Umfang: 12
werden es sechs Monate, daß die Franzosen deutsches Land an der Ruhr besetzt haben. Ursprünglich stellte man sich diesen »Feldzug' zur Bedeckung der Ingenieurkommission sehr einfach vor. man glaubte von den Deutschen durch bloße Droh- ung alles zu erreichen. Es ist anders gekom men und zwar nicht deshalb, weil es die deutsche Regierung endlich einmal wagte Nein zu sagen, sondern weil das Volk da drüben an Ruhr und Lippe wußte, wenn es unter Frankreich komme, dann habe es ähnliches zu erwarten

, wie die Lothringer, denen Frank* reich zwar goldene Berge versprochen hatte, die aber heute um ein Vielfaches ärmer sind als sie es unter Deutschland jemals waren. Daher setzte spontan der passive Widerstand ein. Und wir können es ruhig sagen: Der innerste Grund dieses passiven Widerstandes, den die Welt nie begriffen hat und über den weder Frankreich noch Belgien hinauskam, liegt auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Nationen werden in erster Linie nicht durch Ideale zu sammengehalten. sondern durch wirtschaftliche

Beziehungen und es dürfte weder Frankreich noch Belgien gelingen, diese Beziehungen auf die Dauer zu unterbinden. Hungerblockade und Frankenwährung. Zollgrenze und Paß- zwang find zwar Mittel für den Augenblick die Verbindung abzusperren, auf die Dauer aber können sie ihren Zweck nicht erfüllen. Die Auswirkung von Zwang und Gewalt war seit jeher der Sah und zwei Völker, die sich hassen, können nicht lange unter einer Regier ung leben. Was in dieser Beziehung Frank reich sich an der Bevölkerung an Ruhr

und kultureller Sinsicht das Resultat dieses halben Jahres Rührbesetzung. Die Mark steht heute tieser als jemals die österreichische Krone gestanden ist. Frankreich hat in diesen sechs Monaten nicht so viel Re parationen erhalten, wie früher in sechs Wochen. Die Äoffnung jemals soviel Reparationen zu erhalten, wie ursprünglich vernünftig ange- !nommen werden konnte, hat man begraben, izwar nicht in Frankreich, dem es auch gar nicht um Reparationen zu tun ist, wohl aber in England. Da aber nach allgemeiner

in Naturprodukten und Roh stoffen, wie in Fabrikaten. Vor dem Kriege könnte man sagen, daß fast die Äälfte der englischen Ausfuhr nach Rußland und Deutsch land ging, abgesehen von den Kolonien. Diese Ausfuhr ist nun so ziemlich abgeschnitten. Ruß land schied^ schon lange aus und Deutschland ! steht jetzt daran. Und nun taucht für Eng- -land die Frage auf: Wohin mit unseren Er zeugnissen. Frankreich führte durch die Ruhr- besetzung einen doppelten Schlag: einen gegen Deutschland und einen vielleicht nicht minder

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Seite 3 von 14
Datum: 28.03.1924
Umfang: 14
Mlen. Die Bewegung des französischen Frankens steht im Zentrum des Interesses: Sein starkes Fallen und fein noch stärkeres Steigen haben die Gemüter beinahe stärker erregt als die politisch doch schwerwiegenderen Vorgänge in Deutschland. Das Sinken des Frankens, verursacht durch die Ausweise der Bank von Frankreich, die ihr Notenkontingent beinahe erschöpft hatte, die hohe schwebende Schuld des Staates (auch eine Art Inflation), die immer mehr zusammen schrumpfende Aussicht auf die Erlangung

der erhofften Reparationsentschädigungen in ab sehbarer Zeit, wurde verstärkt durch, die Lallung der französischen Kammer in der Behandlung der Steuervorlagen; das Sinken reizte die Spekulation : es wurden sehr große Franken beträge ungedeckt verkauft. Und dann trat das ein. was auch an der Börse bei stärkeren Bewegungen immer eintritt: die großen Masten in Frankreich flüchteten vor dem Franken und suchten Dollar. An der Börse bezeichnet man diese Erscheinung des Mitlaufens breiter Massen oft als «Lawine

der Kredit zurückgezogen werde, worauf sich die Folgen an den französischen Börsen sofort zeigen würden. kla Welmering zlvMen ZranlM und der AAAslolvalel. Das .Berliner Tagblatt' veröffentlichte am Dienstag verschiedene Dokumente über angeb liche Geheimabmachungen zwischen Frankreich und der Tschechoslowakei, darunter einen am L4. Jänner 1924 von Poincare und Benesch abgeschlossenen und unterzeichneten Vertrag, in dem für verschiedene Konfliktsmöglichketten Abmachungen getroffen werden. Im ersten Artikel

wird vereinbart, daß die Tschecho slowakei im Falle eines Krieges zwischen' Deutschland und Frankreich sich mit allen ihren KriegSkrästen auf die Seite Frankreichs stellt. Zum gleichen Verhalten verpflichtet sich Frankreich im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und der Tscheche». Art. 2 setzt fest, daß sich im Falle eines Krieges zwischen Deutsch land und Polen Frankreich und die Tscheche! auf Seiten Polens stellen. — Art. 3 bestimmt, daß vor Beginn eventueller kriegerischer Auseinandersetzungen

zwlschen Tschechei und Ungarn Frankreich der Tschecho slowakei Kriegsmaterial liefert. Artikel 4 setzt fest, daß beide Kontrahende« in einem russisch-polnischen Kriege neutral bleiben. Art. S bestimmt, daß im Falle einer neuen Anschlußbewegung in Oesterreich das öster reichische Gebiet von sranzöfischen und tschechischen Truppen besetzt werden würde. Art. 6 bestimmt, daß im Falle einer Wiedereinsetzung der Habsburger in Ungarn Frankreich die Ungarn gewährten Kredite sofort zurückzieht. Art

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Seite 5 von 14
Datum: 28.03.1924
Umfang: 14
. Die Bewegung des französischen Frankens steht im Zentrum, des Interesses: Sein starkes Fallen und sein noch stärkeres Steigen haben die Gemüter beinahe stärker erregt als die politisch doch schwerwiegenderen Vorgänge in Deutschland. Das Sinken des Frankens, verursacht durch die Ausweise der Bank von Frankreich, die ihr Notenkontingent beinahe erschöpft hatte, die hohe schwebende Schuld des Staates (auch eine Art Inflation), die immer mehr zusammen schrumpfende Aussicht auf die Erlangung der erhofften

Reparationsentschädigungen in ab sehbarer Zeit, wurde verstärkt durch, die Kallung der französischen Kammer in der Behandlung der Steuervorlagen; das Sinken reizte die Spekulation: es wurden sehr große Franken beträge ungedeckt verkauft. Und dann trat das ein. was auch an der Börse bei stärkeren Bewegungen immer eintritt: die großen Massen in Frankreich flüchteten vor dem Franken und suchten Dollar. An der Börse bezeichnet man diese Erscheinung des Mitlaufens breiter Massen oft als „Lawine'. Diese Lawine in ihrer ungeheuren Macht

an den französischen Börsen sofort zeigen würden. KI» SehklmvettW MWtii FriMIch un» der ZscheAMalel. Das .Berliner Tagblalt' veröffentlichte am Dienstag verschiedene Dokumente über angeb liche Geheimabmachungen zwischen Frankreich und der Tschechoslowakei, darunter einen am L4. Jänner 1924 von Poincare und Benesch abgeschlossenen und unterzeichneten Vertrag, in dem für verschiedene Konfliktsmöglichkeiten Abmachungen getroffen werden. Im ersten Artikel wird vereinbart, daß die Tschecho slowakei im Falle

eines Krieges zwischen' Deutschland und Frankreich sich mit allen ihren Kriegskräften auf die Seite Frankreichs stellt. Zum gleichen Verhalten verpflichtet sich Frankreich im Falle eines Krieges »wischen Deutschland und der Tschechei. Art. 2 setzt fest, daß sich im Falle eines Krieges zwischen Deutsch land und Polen Frankreich und die Tschechei aus Seiten Polens stellen. — Art. 3 bestimmt, daß vor Beginn eventueller kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Tscheche! und Ungarn Frankreich der Tschecho

slowakei Kriegsmaterial liefert. Artikel 4 setzt fest, daß beide Kontrahenden in einem russisch-polniAen Kriege neutral bleiben. Art. 5 bestimmt, daß im Falle einer neuen Anschlußbewegung in Oesterreich das öster reichische Gebiet von sranzöfischen und tschechischen Truppen besetzt werden würde. Art. 6 bestimmt, daß im Falle einer Wiedereinsetzung der Habsburger in Ungarn Frankreich die Ungarn gewahrten Kredite sofort zurückzieht. Art. 7 beinhaltet die Frage der Wiedereinsetzung der Hohenzollern

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Seite 2 von 12
Datum: 02.05.1924
Umfang: 12
ist durch die Be richte der Sachverständigen an der allgemeinen Lage nicht viel geändert. Nur das eine ver suchen sie: dem gegenwärtigen, unerträglichen Zustande ein Ende zu bereiten und Deutschland in erster Linie das Ruhrgebiet zurückzugeben. Interessant sind die Aeußerungen der ein zelnen Regierungen zu den Berichten. Wäh rend England und Italien dieselben ohne wei ters in vollem Umfange annehmen, verlangt Frankreich Bedingungen und Garantien. Frankreich sagt: Deutschland muß vor allem eine bestimmte Summe

bezahlen. Als Grund lage gilt der Londoner Zahlungsplan, wonach Deutschland die Summe von 132 Milliarden Goldmark zu zahlen hätte, vorbehaltlich weiterer Forderungen : eine Herabsetzung dieser Summe von der auf Frankreich rund 60 Prozent ent fallen, könnte nur im Kompensationswege ein treten, nämlich wenn Amerika und England die französische Schuld herabsetzt, wozu natül> lich weder Amerika noch England bereit ist. Die zweite Bedingung Frankreichs geht dahin, daß die alliierten Mächte sich bereits

setzt über Sanktionen schlüssig werden im Falle als Deutschland seinen Verpflichtungen nicht nach, kommt, mit anderen Worten, die alliierten Mächte sollen die Zustimmung zur Besetzung Mamburgs und Bremens durch die Franzosen geben. Eine Gelegenheit zur Besetzung zu konstruieren ist ja nicht schwer. Sier liegt der ganze Trick. Das Ruhrgebiet würde wohl dann auch bald wieder französisch und Franks reich hätte Europa in der Sand. Der dritte Punkt endlich lautet, daß Frankreich das Ruhrgebiet

nur gegen genügende andere gleich, wertige Pfänder freigeben werde. Dies ist eigentlich nur eine Umdrehung des zweiten Punktes. Und Frankreich svrick t überdies noch deutlich genug aus. daß es nicht zugeben werde, daß Deutschland auf gleicher Basis stehen könne wie Frankreich. Ein Blatt schreibt dazu treffend: Unter sol chen Umfländeiphäll man es sür sehr schwierig, daß eine Einigung zwischen England und Frank reich zustande komme, weil England dem Ge- danken 'Deutschland neuerdings Sanktionen anzudrohen

, ablehnend gegenübersteht. Interessant bei der Sache ist noch das eine, daß nämlich Belgien diesmal seine eigenen Wege geht und nicht mit Frankreich sich so lidarisch erklärt. Ob dies zu weiteren Soff, nungen berechtigt ist allerdings eine Frage der nächsten Zeil. Das eine jedoch läßt sich aus dieser Episode der Sachverständigen wieder feststellen, daß wir in Europa noch nicht zum Frieden ge kommen find, einzig und allein deshalb, weil Frankreich noch nicht zur Einsicht gekommen ist. daß die Zeit

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Seite 1 von 8
Datum: 12.03.1926
Umfang: 8
, daß das Kabinett Briand gestürzt worden sei. Man war schon lange darauf vorbereitet, daß es in Frankreich einmal zu einer Regierungskrise kommen werde und doch berührt dieser plötzliche Sturz des achten Kabinettes Briand wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Gerade vor der Eröffnungssitzung in Genf, als der Krönung seines außenpolitischen Werkes, mußte Briand gehen, weil sich die Parteien wieder einmal um die Stenern stritten, die niemand bezahlen wollte. In den letzten Jahren ist diese Finanzkrife in Frank reich

aus der Aera Poincare, in der die verschiedenen Kriegsentschädigiingsschwindel auf geführt wurden). Das Opfer ist natürlich immer die Regierung. Denn eine Regierung die das Budget nicht durchbringt, ist von vornherein erledigt und kann sich von Anfang an nicht rühren. Es ist den letzten Ministerpräsidenten in Frankreich ja allen so gegangen und wird auch wahrscheinlich den nächsten auch so gehen. Ueber das Budget stürzt heute jede Regierung in Frankreich. Der Weg von Herriot über Painleve zu Briand

vorigen Jahres, von den Anfängen der Locärnopolitik bis zu Locarno und London verstanden haben und man muß offen sagen, daß die Locarnoverträge, wenn sie auch nicht das Paradies der Erde und speziell Deutschlands bedeuten, doch eine Lage ge schaffen haben, die das Leben etwas erträglicher machen. Ein Frankreich Poincares hätte diesen Weg nie zustande gebracht. Briand war vom Willen beseelt, ein annehmbares Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich herzustellen, in der Erkenntnis

, daß dieses Verhältnis zwischen den beiden Nachbarn am Rhein nicht nur gut, sondern unbedingt notwendig sei, vielleicht mehr für Frank reich als für Deutschland. An die Versicherungen eines Poincares, daß Frankreich nur den Frieden wolle, wie er in jeder seiner berühmten Sonntags reden beteuerte, Aaubte kein Mensch in der ganzen Welt. An die Versuche eines Bnand aber, der eS nicht nur bei diesen billigen Sonntagsreden bewenden ließ, glaubte man schließlich, weil sie nicht nur Worte waren, sondern auch Taten

. Die Worte Briands, die er m London gesprochen hatte, könnte mau al« Leitmotiv seiner ganzen Politik voranstellen. Briand ist acht Mal Ministerpräsident von Frank reich gewesen und wird es wahrscheinlich zum neunten Male werden. Denn diese Demission ist nicht das letzte Schlußzeichen seiner Politik. Bei der bekannten losen Parteidisziplin in Frankreich ist es ganz leicht möglich, daß der Ministerpräsi dent, der heute ein Mißtrauensvotum erhalten hat, morgen ein Vertrauensvotum erhält, namentlich

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Seite 5 von 12
Datum: 20.08.1920
Umfang: 12
, im Osten und im Westen. Was bis heute liquidiert worden, ist nur ein kleiner Teil der großen Fragen, die der Weltkrieg auf- und durcheinandergeworfen hat. Ganz unklar ist heute noch die Stellung, die Amerika zu det Genesung von Europa einnehmen wird; ihm liegt die Präsidentenwahl näher als die Valuta- und die Kreditfrage, die für Europa Lebenselement geworden sind. Ganz und gar ungeordnet sind die syrische, persische, mesopotamische Frage. Hier haben sich England und Frankreich miteinander abzu finden

, daß sie ihnen beistehen im Kampfe gegen das „reaktionäre' Ungarn. Sie verlangen unter anderem dessen Entwaffnung. — Die russisch-polnische Frage: sie wäre nicht so schwer zu lösen; wenn nicht wieder die Un stimmigkeit zwischen England und Frankreich darein spielte und die Situation verwirrte. Was Sowjet-Rußland will, ist doch klar, es will Polen nicht den Grenzen nach erobern, aber dem Geiste nych: Polen soll ein neues Vorwerk werden ^sür den Bolschewismus. Polen syll so die Brücke werden, aus der der Bolschewismus

des Ostens nach dem Westen weiter getragen werden soll. Die Krisis wird sehr verschärft, weil England und Frankreich von ihren Arbeiterparteien daran gehindert werden, gegen das bolschewistische Rußland zu mobilisieren. Kein Mann, kein Zug. keine Granate', das ist die Losung der französischen und englischen Arbeiterführer. Der Bolschewismus ist die größte Gefahr die der Kultur droht, eine Gefahr so groß, wie nie mehr seit der Zeit Attilas im 5. Jahr hundert. Damals konnten die mongolischen Korden erst

auf den Katalaunischen Feldern des heutigen Frankreich zurückgewiesen werden. Werden die heutigen Ostbarbaren auch bis zur Marne vordringen? Wie soll die europäische Kultur dieser Ge° j fahr, die täglich näher rückt, begegnen? Immer neue Konferenzen, immer neue-Drohungen, allein nirgends ein begeisterter fester Wille, keinerlei Ansätze, nicht einmal das Wort zu einem Kreuz zug! Riesenstark war die Allianz auf den Schlachtfeldern Frankreichs, schwach ist sie ge genüber dem Hohn der Russen. Warum kann sie keine rechte

ausgenommen: 1. Teilnahme Deutschlands an den Verhandlungen mit der Entente. 2. Beseitigung der Danzinger Kor- ! ridors. 3. Strenge Anwendung des Selbst bestimmungsrechtes der Völker auf die an Polen abgetretenen deutschen Gebiete. WMMn M MMim. Die Konferenz- von London ist heute erst ein Phantom. 'Niemand dürfte wagen zu be haupten, daß sie wirklich zusammentritt. Eng land wünscht sie, aber Frankreich hat heute noch sehr ernste Bedenken und stellt Bedingun gen, die an sich gewiß berechtigt

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Seite 2 von 12
Datum: 08.04.1921
Umfang: 12
ebenjder Zusammen- bruch, wie er schon längst vorausgesagt wor den ist. Bisher hielte die törichte Soffnung aus deutsche Zahlungen die Katastrophe Hoch zurück. Wenn aber in einigen Wochen oder Monatcn auch der ktzle Franzose erkennen wird, daß kein Geld über denj.Rhein kommt, dann brechende Stützen. M Das ist der^ Fluch des Krieges. Frankreich Hot sein Elsaß wieder erhalten, aber es geht dafür sinanzielHdemlBankerotl entgegen. Wäre das Volk einsichtig genug, so würde es Po litiker

, als daß' es. einen wesentlichen Einfluß auf Frankreich ausüben könnte. Es muß not gedrungen in jedem Falle nachgeben, wo es sich nicht um englische Lebensinleressen handelt. Und Frankreich hütet sich schwer, solche anzu tasten. Von Frankreich wird es deshalb ab- hängen, ob Europa'zur Ruhe kommt oder ob es in eine lange, schreckliche Periode des Ver falls und der Unsicherheit eintritt. Bei der Beurteilung des französischen Gei stes, dey.die Lage beherrscht, muß man allerlei alte? Anschauungen und Urteile fahren lassen

, die sich im Verlaufe der großen Ereignisse als falsch herausgestellt haben. Frankreich ist nicht durch Wohlleben, Ueppigkeit und Lum perei um seine nationalen Vorzüge gebracht worden. Es hat in schwerer Zeit durchgeholten, wobei eine nationale Einigkeit erreicht wurde. Um so unbegreiflicher ist nun aller die Sal- tung Frankreichs in der Sache des Friedens. Sier versagt der französische Wirklichkeitsgeist vollständig und die französische Seele schwärmt in wilden, fast sadistischen Phantasien von ungeheuren Strafen

, die man zu vollziehen habe, von fabelhaften Summen, die dem not leidenden Staatssäckel zustießen müßten, von militärischer Beherrschung weiter deutscher Ge- bielemitAnnexion derselbenimSintergrundeufw. Nun vergessen die Franzosen völlig, daß seit Jahrhunderten Krieg geführt wird und daß gerade Frankreich in den weitaus meisten Fällen der Angreifer war. wenn Deutschland ins Spiel kam. Niemals war aber beim Friedensschluß davon die Rede, daß der Be- siegte zugleich ein „Schuldiger' sei und gestraft werden müsse

. Das ist etwas ganz neues und stellt den Sieger auf göttliche Söhe. Die Neutralen haben da eine Aufgabe zu erfüllen. Sie müssen Frankreich die Wahr heit sagen. Es mutz wissen, daß die ganze neutrale Welt diesen Standpunkt verwirft. Lloyd George hat die Wahrheit getroffen, als er offen erklärte,? die Mächte seien alle in den Krieg hineingerutscht. Auch Frankreich ist hineingerulscht auf einer Bahn, die es lange vorher vorbereileljhalle, 'wie Deutschland auch. Es hak Deutschland besiegt und ist deshalb in der Lage

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Seite 1 von 12
Datum: 13.03.1925
Umfang: 12
für Deutschland an dessen diesem Angebot zu beschäftigen. In England Zuteilung zu Polen, der wird diese Regelung scheint die Sachs am leichtesten gegangen zu der Ostgrenzen verstehen. Auch liegen die sein, nachdem die gegenwärtige Richtung, die ausgesprochen zu Frankreich zieht, weder in der Presse besondere Wärme findet noch im Volke beliebt scheint. Es war ein leichtes in Eng« land 'einzusehen. daß ein allgemeiner Sicher- Verhältnisse im Osten heute noch lange nicht . _ so klar, wie vielleicht die im Westen

und auch für Eng. «M «lvMMslttlllvll vlv „PUMllUN Olm IH ^ Unding, das sich auf die Dauer nicht land bedeutend mehr wert hat als nur der Druneck. j wird halten können und das schließlich einmal Pakt mit Frankreich allein, der absolut nicht leine NormaMeruna erleben wird und muß.! die nötige Gewähr für eventuelle andere Streitig- Nmdon5?io^SnK»?N>IIte ! Mi! diesem Sicherheitsanbot hat Deutsch.! keiten bietet. tilll lltU yt'ltvtll v ll 1UV lls. ^ land die Grundlosigkeit der französischen Phan.! In Frankreich

noch nach einem Auswege aus diesem eigentlich das .Sicherheitsangebot- wie es heißt,; Der zweite Punkts den dieses Sicherheits-! unangenehmen Anbote, das vielleicht das rtch. von Deutschland ausgegangen und es enthält anbot Deutschlands derührt hat, war das ge-! tige für Europa ist damit aber noch lange manche Grundsätze, die beherzigenswert find, plante englisch - französisch - belgische Separat-! nicht das richtige für Frankreich. abkommen oder Garantieabkommen, wie es! Der Friede Europas steht

wieder einmal zur genannt wird und dem namentlich auch der! Diskussion. Ob es diesmal ein Erfolg ist gegenwärtige englische Außenminister Cham-! oder nicht, das hängt von Frankreich ab. wie berlain sehr nahe gestanden hat. Seit verein den letzten Iahren immer. Ilnd hinter endgiltigen Ablehnung der Genfer Protokolle Frankreich fleht diesmal noch einer: Caillaux. durch England mußte man an irgend einen i > -> > l)r. (Z. Das Angebot hat denn auch bis heute die Zustimmung aller Staaten mehr oder weniger gefunden

mit Ausnahme von Frankreich, das noch nicht offiziell dazu Stellung genommen hat und mit Ausnahme von Polen, das für seine Westgrenzen fürchtet. Deutschland ging bei Stellung dieses Sicherheilsanbotes vom Grundsätze aus, daß für die heutige Politik Zustand denken, der die Fragen, welche in i AM. diesen Genser Protokollen der Völkerbund-j ein starkes Europa unbedingt nötig sei und, fitzung vom vorigen Sommer enthalten waren.! Der Eröffnung der Kammer am S. ds. daß die Entwicklung der einzelnen Länder

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