Groß« britanniens auf dem Spiel. Würde England zurückweichen, dann wäre sein Prestige im Orient auf das schwerste bedroht, dann wäre die Sicherheit des Weges nach Indien gefährdet. England konnte und durfte 5en türkischen Wünschen nicht nachgeben. Man steht, die ganze Orientfrage hat sich zu einem Duell England - Türkei entwickelt. Griechenland, um das es anfangs hauptsächlich ging, ist radikal in den Hintergrund gedrängt worden. England kämpft in diesem Streit, der nun wohl durch die Waffen
entschieden werden dürfte, um feine Vorherrschaft über die musel- manische Welt. Der Muselman aber ist er- * wacht, die ganze ottomanische Welt, alle jene, die an Allah und seinen Propheten glauben, befinden sich in einem Zustande äußerster, hoch erregter Spannung : der Orient gleicht einem unter hohem Druck stehenden Dampfkessel, dessen Wände zittern und Men Augenblick zu platzen drohen. Für England steht die Sache sehr faul, aber gleichzeitig für alle, die irgendwie an musel- mänischen Ländern
interessiert find. Auf den ersten Blick hin scheint es für die Türkei eine ganz aussichtslose Sache zu sein, sich gegen die gewaltigste Macht der Erde, gegen England, auflehnen zu wollen. Eng land ist mit Deutschland fertig geworden. Eng land hat vor 100 Iahren Frankreich gebodigt, England wurde leinerzeit des indischen Auf- standes mit Leichtigkeit Serr.— was vermag die ausgeblutete und verarmte Türkei gegen diesen Riesen? Doch Kemal Pascha ist ein viel zu schlauer Fuchs, als daß er sich ins Ungewisse
hinein mit einem Gegner einließe, dem er nicht irgendwie gewachsen wäre. Kemal Pascha weiß ganz genau, daß hinter ihm einer steht, der England ganz ecklig unangenehm werden kann, nämlich Rußland. Der-russische Koloß, der nach den bolschewistischen Irrungen langsam, aber sicher seiner Gesundheit entgegen geht. steht hinter der Türkei. Er steht aber ebenso hinter Deutschland und wartet nur auf eine Gelegenheit, an den ver haßten Westmächten sein Mütchen zu kühlen. Seit der Konferenz von Genua weiß
es sich nicht nur um die Geschütze selbst, sondern auch um die Anlage von Schießplätzen. So soll ein Schieß platz am englischen Kanal angelegt werden — eine Absicht, die in England wenig sympatisch berührt hat. Diese Stimmung ist auch nicht verbessert worden durch eine Aeußerung des Generals Äerr, Generalinspektors der franzö sischen Artillerie. Er sagte. Frankreich werde von diesen schwersten Geschützen im Zukunfts kriege rücksichtslosesten Gebrauch machen. Bei einer Schußweite von wenigstens 140, wahr scheinlich 200