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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 20
Datum: 30.04.1911
Umfang: 20
Smmtaa, 30.' April 1911 ..Meraner Zeitung' Nr. 52. Seite 9 Stuvmesivogen. ^ Roman pon Wilhelm von Trotha. (Nachdruck »erbot«»? »Ei, Du - willst mir wohl Vorschriften machen, Onnen! Nicht? da. mein Junge, die ganze Welt soll es sehen, daß die Tochter des entehrten Jensen eine — — ist, die — —/ er konnte nicht fort fahren. Rose stieß einen Schrei aus, der den Alten zur Besinnung, brachte; Onnen war mit einem Satz auf den Mann losgesprungen uud schloß ihm mit der Hand den Mund. .Kein . Wort

weiter über die ,Rose! Hier ist sie unter' meinem Dach und wenn der eigene Vater .sie nicht Zu schützen versteht, so steht hier einer, der sein; zukünftig Weib in Ehren zu halten weiß!' - „Ein! Soldat, ein Unteroffizier der Marine/ hohnlachte Jensen. «Fort mußt Du, zu gehorchen hast Du, und ich gebe meine Tochter, wem ich will!- Du kannst Dir das Mädel aus dem Kops schlagen. Du bist zu gul für sie! Die braucht einen, wie den roten Klaas und der wird sie schon holen kommen, dafür laßt mich sorgen!' .Nun gebt Ruhe

vor der Tür. .Nun müssen wir allein sehen, wie wir durch« kommen. Rose, in welch' furchtbare Lage hat uns Dein' Vater gebracht? Ich kann Dich keine Stunde mehr unbewacht lassen. Du bist bei ihm weniger sicher^ wie im Wasser, mitten unter den gefräßigen Haien.' Er.brüteteHumps vor sich hin. ^Onnen, ich gehe jetzt. Komm' heute Abend an den Gartenzaün unter die Linde, dort findest Du mich!'» Flüchtigen Schritts verließ sie die Stube. Wie angedonnert stand er allein mitten im Zimmer und jetzt erst wurde

ihm klar, was der Alte meinte. ' ' ^ Ja, er hatte recht, Oimeu war ein Mann, der nicht frei über sich vf^ügen konnte. Er hatte sich gebunden) und nun war er machtlos. ' Rose konnte er nicht, schützen,'und'dieser Gedanke brachte ihn zur Verzweiflung. Wie wäre es, wenn er desertierte? . ^„Ja, das ist das Richtige,' sagte er zu sich selbst, „dann sperren sie mich auch ein, dann steht die Partie ja gleich, er entehrt und ich entehrt, ja dann kann er mir die Rose nicht verweigern!' Erst dieser Gedanke

brachte Ruhe in sein rastlos arbeitendes Gehirn; er schritt in seine Kammer und begann Stück für Stück seiner Uniform abzulegen. Liebevoll strich er noch einmal über jedes Kleidungs» stück hin. Er war gern Soldat gewesen, aber es ging eben nicht mehr. Die Verhältnisse waren stärker, sie verlangten das Opfer und er brachte es ja ihr— seiner Rose! — Morgen sollte er in die Garnison zurückkehren, mochten die dort in Kiel warten, er Onnen Tomsen, der Obermaat, wird nicht kommen, er muß

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Meraner Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 13.09.1924
Umfang: 10
reichere Tätigkeit ermöglichen. Rose fürchtete sich, der Mensch war so un- MMnehm. Wie tonnte lsie sich seiner entledi gen»? «Sie dachte nach. Ach, da kam die Trägerin von Pairtschins; so nannte man die Botensrau, die ging ein kleines Stück «mit. Rose süßte Mut, ober die Trägerin empfahl sich bald; -auch der Bauer war ver- sichmunideU. Dal jetzt tauchte er «unter einem -großen reich behangenen Apfelbaume «wieder auf-und lachte. Roses Füße zitterten, -aiber sie verbarg die Angst. Der Bauer -wars

-verliebte Blicke zu ihr, es -mar schrecklich Unld der W;g war noch so weit. Gott sei Dank! «Wieder ein Mensch: Der Feldifaltnier (WeinlkMer) kam des Wegs. Rose blieb stehen, fragte nach dem Stand der Obst- und Weinernte «lind «hoffte, daß der Bauer allein weitengehen würde. Aber der bückte sich, trank Ms dem kleinen Aach, tat, als o>b er schrecklich bUrstig wäre, «rviischte sich den Schweiß mit dem großen,, roten Taschentuchs, stopfte seine kleine Weise, zündete sie «an, tat ein paar Züge und steckte

die Zündhölzer wieder ein. «Nun war er fertig; auch Rose hatte nichts mehr zu sa- gew sie mußte weiter. Was würde jetzt geschehen? Durch Roses Gelhirn jagten die Gsdanken- Vor kurzem war auf dem Marlinger Wiesemveg ein Mädchen angefaillen worden, «auch Mutter «war damals erschreckt gewesen, als sie es hörte. Rose «hatte zwar -nur 20 Kreuzer und eine Buttersemlmel bei sich, aber einen kleinen golde nen Ring am Finger und eine silberne Schwal- benbrosche mit winzigen Rubinaugen. Ob ihm dies mohl «der Mühe

-wert war, es ihr zu neh men? Die beiden Ding« waren von Vater. Aienastlich «sah sie nach -dein- Manne hin. Dieser grinste und meinte: „Teufel Madll Äugn hascht schun -gon» sackrisch schiane, glänz narret machen sie mi, dah t völliä im hinschaugn kann.' Dann ergriff er ihre Zopfe. „Und Zöpf> Rai A so lang! völlig Rosselspielen «bannt m'r damit.' Und er schwenkte ihre Zöpfe. Rose «impfte mit den Tränen «und rih sich lds. Von« der Forstersh?atze «vernahm man jetzt die kleinen Glocken der Postpferde

. Rose wurde wieder ruhiger und sagte laut: «Wenn ihr nicht «gleich «geht, werde ich -böse «und rufe, ! daß jemand fo-mmt.' ! „Gehn tua i schun, obr mit d-ir, du liabs > Modele.' > Rose schwieg und betete still, daß nur ein Mensch lküme, dien würde sie jetzt bitten, daß er sie schütze. Sie schritt nun schnell -aus, der Bauer «hinter ihr nach. Rose sing an zu lau fen, immer llchnelller; auch der Bauer tat es, etwas mWelig. Nun «konnte Rose nicht mehr, «sie hielt den kleinen Ming fest, machte

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Meraner Zeitung
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Seite 13 von 16
Datum: 19.05.1911
Umfang: 16
. Um keinen Preis hätte er mit einem von denen dort drüben getauscht! ,Ja die Vorsehung,' murmelte er leise vor sich hin und dann flogen seine Gedanken zurück zu jenem Abend, an dem er an sich und seinem Treu schwur versündigen wollte, um seiner Liebe willen, die ihm nun über allem stand. Er dachte an den Ueberfall des alten Jensen zurück, der doch ihn und Rose vor lebenslänglicher Schande bewahrt hatte und weichere Regungen gegen den Alten machten seinem bisherigen Groll Platz. Es war gut

, daß er nicht jetzt über sich und die beiden. Vater und Tochter, zu bestimmen hatte, denn dann hätte Onnen zweifellos einen gewaltigen Fehler gemacht. Er konnte sich eben nicht in die Gedanken eines solchen harten Bauern und Seemanns- fchädels, wie der alte Jensen ihn hatte, hineindenken. So kam es, daß Onnen dm Alten nicht auch mit in die zweite Kabine umquartieren lassen würde, wie er es mit Rose zu tun sich sest vorgenommen hatte. Was mochte der Alte wohl machen und denken, würde er nur einen blässen Schimmer haben, daß Onnen

eigen nannte. Unter diesen Gedanken war er die verschiedenen Treppen hinabgestiegen und auf dem Hauptdeck, an gekommen, wo noch immer schreiend und mit Taschen tüchern von verschiedenster Farbe winkend die Emi granten standen und auf die allmählich zurückbleiben- den^Kriegsschisse sahen. Da, dicht vor ihm, stand Rose, neben ihr mit sichtlich froh erregtem Gesicht ihr Vater. Jetzt wandte sie sich halb nach ihm um und gab eifrig nickend eine Antwort auf des Alten Anrede, während ein Zug leisen Spottes

, wenn er mit Rose als seiner Gattin plötzlich mitten unter ihnen er scheinen würde! — Er lachte grell aus. fuhr aber in demselben Augenblick zurück, denn die Augen aller Zunächststehenden richteten sich plötzlich auf ihn. In demselben Augenblick war aber unbemerkt ein Heizer an die andere Seite Roses getreten, sodaß sie sich jenem, der ihr einige Worte ins Ohr raunte, zuwandte und-so den plötzlich verschwindenden Kopf des Roten nicht gesehen hatte. Aber der Alte hatte seinen Mann erkannt, rief seiner Tochter

einige Worte zu,'die sie mit lebhaftem Nicken beantwortete und beide trennten sich, jedes nach einer anderen Seite gehend. t Der Heizer ließ erst den alten Jensen in der Tür verschwinden, um dann, als sei es von un gefähr, langsam'dem jungen Mädchen nach dem Achterschiff zu! folgen. . ^ „So viel- Spaß habe ich lange nicht gehabt,' rief der Alte sich vor Freude schüttelnd, als er neben dem Roten stand. '„Ist sie weg?' setzte er dann aus der Tür schauend hinzu und als er sah, daß Rose- verschwunden war, trat

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Meraner Zeitung
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Seite 11 von 12
Datum: 28.04.1911
Umfang: 12
demütig da ^ und sprachen ein stummes Gebet. Als sie sich anschickten die Bahre aufzuheben, trat ein junges Mädchen heran und drückte dem Toten die nur halbgeschlossenen Augen zu,' stumm reichte sie Onnen die Hand, und eine Träne glänzte in ihren Augen. „Ich dankeZ Dir von Herzen, Rose — und auch Euch, Freytags/ sagte Onnen und reichte den beiden jungen Fischern, von denen der eine knapp 17, der andere nicht viel über 15 Jahre alt war, die Hand. Langsam trug man den toten Tomsen hinweg. „Siehst

Du Onnen, so ist's recht, jetzt hast Du Deine Energie wieder. Nun eile aber, daß Du An zeige machst, denn sonst entkommen die beiden — Mörder noch,' sagte Rose. Während sie das Wort Mörder aussprach, ging ein Schauer durch ihren Körper, denn sie erinnerte sich, daß einer jener Menschen sie, die reine und ehrliche Rose, so be leidigt hatte, sie um ihre Hand zu bitten. „Was ist Dir, Rose?' fragte Onnen. .Nichts, nichts, Onnen,' gab sie hastig zur Antwort. »Nichts, sagst Du? Rose, Du bringst

verrückt gewesen sein.' , . Nach einer Pause sagte Rose: „Ja, so schlimm 's sür mich ist, aber der Vater wollt' nicht auf mich.hören. — Ich fürchte durch den Klaas steht dem Vater noch Böses bevor,- fügte sie seufzend hinzu. „An mir soll's nicht liegen, ich werde gegen Deinen Vater nichts tun!' Ja, Onnen. das weiß ich, aber die anderen im Dorfe werden nicht ruh'n, die werden gegen ihn sein. — Freunde hat er nicht gar viele hier!' Der junge Mann wußte, wie recht Rose hatte, so schwieg er und sah stumm

zum Fenster hinaus. . Plötzlich wurde er blaß und sagte hinaus deutend: - Da geht der Gendarm eben zu Euch.' Rose mußte sich am Tisch festhalten, um nicht zu fallen. Langsam schwankte sie der Türe zu und warf dem Zurückbleibenden einen trostlosen, tränen leeren Blick zu. An der Schwelle blieb sie noch einmal müde stehen und sagte tonlos: „Leb' wohl Onnen, wir gehören nicht mehr zusammen, die Tochter des Mörders, die Entehrte, mit dem Sohne des — Gemordeten. Leb' wohl,' und sie war hinausgeschwankt, ehe

Du mich, und willst Dn treu zu mir halten und stehen, wann und wo es auch immer sei, und willst Du, wenn 'die Zeit gekommen ist, mein braves Weib werden?' ' > Er sah ihr mild, aber sest ins Auge, und während jetzt «in Tränenstrom ihrem gequälten Herzen Luft schaffte, sagte-sie, sich sanst und schüchtern an ihn .schmiegen»: ^Tue ich auch keine Sünde, wenn ich „ja' sage?' ^Nein,?. meine,, Rose. Von jetzt an bist Du mein, mein fürs Leben. Vater,? wandte er sich mit . . Rose vor dem Toten auss Knie niederlassend

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Meraner Zeitung
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Seite 6 von 10
Datum: 13.09.1924
Umfang: 10
, starb. Durch Agnes, eine Base Peters, kam der Hof «n Vi« Stasnvifl. da sie Mit Joh. Stampfl. Richter von Gufivaun, lsich verheiratete. 1421 >kam der Hof (wieder durch Verheiratung) an die Herren von Maierhöfen. — Dom Hos Putzes ist der Umstand zu eigen, daß für ihn Rose s erster Heiratsantrag. Eine Sommevgsschichite von Paula Mart-T itz. Roife-Mjarie stählte MHzelhn Jahre. Sie ging an ebnem schönen, heißen Sommertag mit ihrer BabslvläPche unterm Ämn zur Schwimmschule. Seit ihrer Kindheit mar

sie in Meran; 'Vater Mußte hier sein, der Gesundheit wegen. Vater war vor einem Lahr gestorben, mm zogen sie weit heraus aus der Stadt, nahe an die For- sterstraße; da waren die Wohnungen billiger, aber der Weg zur Stadt weit und zur Bade anstalt «Mos lang. Damals ging noch keine Tram: nur dem Post-- und Stellwageih der aus dem Wmschigau kam, Voninte man begegnen^ hie und da auch wohl einem kleinen Bauerngefährt: Rose wußte jedesmal die Augen schließen — denn vor Staub war dann nichts zu sehen

. Der Weg dehnte sich und Rose sann. Warum wohnten sie nicht mehr in der Stadt? Wo es so Mm war, in dem kleinen Haus oder an der Promenade. Ja! Das war damals, als Vater noch lebte, da die Rosen um das Häuschen rankten und die Schwalben mrterm Deich ihr Nest bauten. Mutter hatte eine karge Pension. Roses Bvuder war in Wien auf der Schule. Und sie lobten nun hier draußen und lfparten Am Havtse war ew kleiner Garten, an diesen dachte Rose gerne. Blaublülhender Rosmarin, brennende Liebe wuchs darinz, nahe

dem Holz, zäun standen vielfarbige, steife Georginen^ Son nenblumen und über ihn seibist wucherten feu rige Bohnen. Bunte frühe Astern, Goldlack, volle rote Nelken waren dort und ein riechendes Kräutlein; dieses durste in einem Bauerngarten niemals fehlen-. Die kleinen« Beete kränzte jun ger, kurzgeschorener Bux. Rose besaß auch eines davon;, dort zog sie dunkle Veilchen und Resieden», die liebte ne. Auch einen kleinen Rosentdaum hatte sie Hierher verpflanzt, den Aater selbst veredelt

. U«d bei jeder Rose, die daran erblühte, mußte sie an Bater denken. Ghnsllchtig wartete sie, bis die ersten sich er- Wossen. Die brachte >ske dann auf Vaters Grab nach Mermu, Wßte sie, steckte sie in den mmlken- den dichten EM am Kreiug und sprach wohl leise: Von deinem roten Rosenbauml Äiuch ein «kleiner, pläiischenOer Brunnen stand »m Garten mit Holzröhre, in dessen Rinne die Bäuerin vom Haus morgen!» täglich den Salat roulsch. 'Und wenn nachts der Brunnen vauWe, lag Roman ostmaLs wach, dann -fang

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 04.06.1911
Umfang: 16
. Das Gelb'des Jensen hat der rote.Lump mit/ setzte der erste Offizier hinzu.' ^ ' ' ' - Zwei Stunden später befahl der Kapitän: »Klar bei Steuerbord am Raa! Lag fallenSchiff lag auf der Reede von Neuyork. ' - > 13. Kapitel, l Rose. Der Arzt hatte wieder längere Zeit am Bell i des Mädchens gesessen. . Er sah befriedigt auf die im Schlafe sich mehr und mehr rötenden Wangen. Das war das Zeichen, auf das er schon lange wartete, jetzt wußte er, die Gefahr sei vorüber. Auf einmal schlug Rose die Äugen

auf und' erkannte/ den' neben ihr sitzenden Schiffsarzt. »Sie. haben lange, geschlafen. Fräulein Jensen/ Hub der Arzt an. Rose sah ihn einen Augenblick ruhig und ernst an, dann fragte, sie mit anscheinend gleichgültiger Stimme: ' — »Ist er tot?' - - ' Wer?' ^ , »Mein Bräutigam!' »Er ist nicht aufgefischt worden; man hat nur die Boje und die Mütze von ihm gesunden/ ant wortete ausweichend der Arzt. ^ »Also tot. tot für immer/ sägte Rose leise und wie geistesabwesend. »Und gemordet haben sie meinen Liebling

sich eilig. »Ich bin bald wieder bei Ihnen, Fräulein, essen Sie ein wenig, , denn fast 48 Stunden haben Sie so gut wie nichts zu sich genommen.' Er schob ihr alles bequem und handgerecht hin und; mng^ dann. ^Rose gewahÄe von alledem kaum etwas. »Ach^ wäre ich'doch 'mit ihm -hinab in die blouen Nuten «funken, wo es keinen Schmerz mehr Wie lange- sie so geweint hatte, sie wußte es nicht, erst ein stqrkes Klopfen ließ sie aushorchen, ein leises, schluchzendes „Herein' rang sich nur mühsam aus ihrer Kehle

heraus. . ; Wenn es npWicht der. Vat«h ist, schoß es ihr als erster Gedankt vurch'den^Kaps, den kann ich jetzt nicht sehen und eine heftige Abneigung ergriff sie plötzlich gegen den alten Mann. ' »Ich freue mich, Sie wieder einigermaßen her gestellt zu sehen/ hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich sagen, in der sie die des Kapitäns erkannte. „Darf ich eintreten?' Rose wandte langsam ihr tränenbewegtes Gesicht dem in der Tür stehenden Kommandanten zn und nickte langsam. Er schritt herein, ergriff

die eine der schlaff herunterhängenden Hände der Kranken und fuhr streichelnd über sie hin. „Mein armes Kind/ sagte er ruhig und als er sah, wie sie unter krampfhaftem Schluchzen zusammen zuckte und wieder zu weinen begann, da strich er leise über ihr blondes Haar und fuhr beruhigend fort: „Nur Ruhe, meine Kleine, weinen und jammern nützt hier nichts mehr, wir müssen handeln und Ge rechtigkeit walten lassen, der Mörder soll feinem Schicksal nicht entgehen!' Rose hatte aufmerksamer werdend den letzten Worten

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Meraner Zeitung
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Seite 13 von 14
Datum: 03.05.1911
Umfang: 14
Mittwoch. 3. Mai 1S11 .Meraner Zeitung' Nr. 53. Seite t3 Roman von Wilhelmon Trotha. ' ^ (Nachdruck „Na seid nur ruhig, Fräulein. ES wird ntcyr allzu schlimm werden' mit dem Alten. Ihr, Sie Rose und der'Onnen seid ja die einzigsten Zeugm und da könnt Ihr ja sagen. — Ja das ist Eure Sache, aber wir alle können den Jähzorn des Alten bekunden. Ein Verbrecher braucht er darum nicht zu sein!' F .Ihr habt recht; ich danke Euch für Euren freund lichen Rat, er soll mir als Richtschnur bei der Sache

heulenden Wind. .. Leise ging die Tür auf und Rose kam bleich und müde herein. - - . ^ Als sie. aber daS Gesicht Onnens sah, färbten sich ihre etwas hohler gewordenen Wangen höher und lächelnd schritt, sie auf den Geliebten zu. ' -Fühlst Du Dich heute ein wemg stärker?' .>Er nickte freundlich und zog sie zu sich hernieder. . „Sei nur ruhig, mein Herz. Ich werde schon der Gerichtskommission sagen, wie es war und der Vater wird dann bald wieder , freikommen!' „Gott gebe es,' seufzte sie und setzte

sein, jo ist der Große da, der sorgt schon für uns! ' Rose war daraufhin wieder ruhiger geworden und hatte überhaupt im Lause der langen Wegezeit einen Teil, ihrer früheren Zuversicht und Energie wiederbekommen, wozu auch nicht wenig ihre Ver nehmung vor Gericht beigeträgen hatte, die an scheinendere. Mnstige Wendung nn der Lage des Vatershervorgerufen' hatte. Nach- Schluß der verschiedenen Termine hatten ihr die^einzelnen Richter schon versichern können, daß der Vater keiner harten Strafe entgegengehe und die Sache

als>fahrlässiaer. Waffengebrauch aufgefaßt werden müsse, falls nicht Onnen Tomsen schwer be lastende Aussagen^.mache.. Davor aber.bangte ihr nicht, denn Onnen war stets nur der Ansicht ge wesen, daß der Vater in der ganzen Sache sich in Halb unzurechnungsfähigem Zustande befunden.habe nnd ihm der Revolver, den er stets bei sich getragen habe, versehentlich -losgegangen sei. —' . Heute Abend fühlte Onnen sich bedeutend wohler, und so. wollte er sein schuldbeladenes Gewissen vor Rose befreien, denn er konnte

es noch immer nicht verwinden, daß er so schwach gewesen war, damals sich vorzunehmen? zu desertieren. ' . „Rose.' > '. . „Du willst Onnen?' ' . ' ' ^ Äv^Jch habe Dir nöchs! etwas zu beichten/ ' -.Du — mir?' ^ «Ja Rösi, komm einmal her, aber versprich mir, ^chtLhöse-iDfMkWMeül, denn M schlechte? Tat^z die ich.begehen wollte, galt nur unserem Glück, für DiA meiw geliebtesWädcheii, wollt'- ich sie tun!' ' »Ei ^ so sprich,''mein Onnen,' da bin ick aber >leugierig, was Du für mich „Schlechtes' tun 'wolltest

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 10.05.1911
Umfang: 16
Taler verdienen willst! Machst/Du Deine' Sache gut und klappt hSügt'nämlich'omch nur von Dir ab—, so7.bekom.mst Du-zwanzig Mark von mir extral Ver- steUt/Dn.mich?'. ^ ^ ^ . , Das'leuchtete dein Manne ein, nnd da ihm ein .solch^reichÄWHn/wuM^ er sich sofort bereit und würde hellhörig. — . ' „Also hier'diesen Zettel- gebt an Fräuleul Rose Jensen. /Sie fährt im Zwischendeck und zwar in der Abteilung für unverheiratete Frauen. Wartet anf A ntwort oder bringt das junge Mädchen selbst herauf

'' wie Ihr das, ohne abgefaßt zu werden, macht, ist mir egal, dafür die zwanzig Mark, jeden falls'^macht es!'! „O, das soll schon geschehen!' sagte der Mann unv stieg'hinab. Onnen, der bisher ziemlich rllhig gewesen war, begann jetzt nervös zu .werden, denn nun erst kam ihm der Gedanke, daß Rose vielleicht gÄr - nicht M . Bord sein könne. Dem' verdrehteil Alten war vielleicht irgend etwas anderes durch den Kopf-gefahren, oder er konnte. ja, was sogar sehr wahrscheinlich war, von der Entführung durch die falschen

sei, man habe sie mit ihrem Vater auf Steuerbordseite hin- nnd hergehen sehen. Nach einiger Mühe gelang es dem Mann, das Mädchen zu entdecken. Er näherte sich ihr verstohlen.« „Dies sendet Euch ein junger Mann, in zehn Mimiken erwarte ich Euch hinten auf dem Deck,' raunte er dem erstaunt dastehenden Mädchen zu und drückte ihr den.Zettel in die Hand. Rose- hätte beim Lesen der Zeilen beinahe laut aufgeschrien vor Freude und Ueberraschnng. Da „Bin' anBord. Ueberbringer führt D ich. Bringe

etwas EfscN nnd Trinkeil mit. Onnen.' Sie eilte dem Vater nach und sagte hastig: „Mir ist - schlecht Vater, ick) gehe unter Deck. Eutä'Nacht.' und damit verschwand sie. Dem Alten'schien das schon reckt m sein, denn er nickte nnr und stampfte davon. Kaumdaß er in einer der Türen verschwunden war, eilte Rose in fliegender Hast nach dem Teil, woderMannsie-erw artenwollte/ er stand auch schon dort. «Können Sie mir. nicht etwas Essen und Trinken besorgen/ fragte Rose. „Hier, hier- ist Geld

, hier haben Sie einen Taler,aso nun eilen.Sie, ich warte hier,' sagte Rose und drückte dem Mann Geld in die Hand. „Ei, die können's aber gar nicht erwarten, sich wiederzusehen, das ist doch wenigstens mal wieder ein echtes Liebespaar,' sagte der Heizer und stieg die Treppe zur Mannschafts-Bar hinab, erschien aber in wenigen Minuten wieder bei Rose und gab ihr verschiedene Verhaltungsmaßregeln, daniit ihr beini Besteigen des Bootsdocks erstens nichts passieren könne und dann hauptsächlich, daß sie beide nicht erwischt

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Seite 14 von 14
Datum: 05.05.1911
Umfang: 14
AlMtM, ,i5. Mni, 1911 .Mcrancr Zcitung' Nr. 51. Gelte 13 ^ Koman von Wilhelm von Trotha. > ^Ws8,^»as..MIch ' nicht ^wissen?-^ 'L. oäs ist UnrHht von ' „Rose!' sagte er gedehnt in vonvnrssvollem Tone. Sielschlug beschämt die Auge» nieder und sagte nichts mchr. ^Bedenke doch. Kleine, wenn ich von Kiel komme und ich finde Dich nicht mehr vor, reise Dir nach und HucherDich drüben l in New-Iork oder sonst wo, und iDn.bist hierher gelaufen, suchst mich hier, das würde eine, schöne Konfusion geben

. Sei also nur ruhig und. vernünftig und verlaß Dich ans mich, ein guter Hausväter-muß ckus alles bedacht sein und,? setzte er lächelnd hinzu/ »wenn ich auch noch keiner bm, so mill ich doch bald -einer werden!' 4. Kapitel. j ^ Die Emigranten. Es war Januar geworden und die Kälte hatte . anstatt abzunehmen sich nur noch erhöht.! Onnen war seit, ''drei Tagen in Kiel, wo er noch die Formali tät^.wegen seiner^Entlassung zu erledigen hatte. DerMschied non Rose, war ein kurzer und herz licher

gewesen und was ihn auch sehr freute, sein Anwesen hatte einen Käufer gefunden. Bernhigt war er also abgefahren und hatte Rose gesagt, das; sie sich bereithalten sollte, abzureisen, wenn er ihr ein Telegramm se,iden werde. Zuversichtlich sahen beide den Kommenden Zeiten entgegen. Das Urteil üder Roses Äater war noch immer nicht gesprochen, da m der Hauptverhandlung ein Formsehler gemacht wordW Zvar;. es mußte aber jeden Tag gefällt werden. Es war am Abend vor Kaisers Geburtstag. Onnen hatte, drei seiner alten Freunde

, na die soll nur mit rüber kommen, jenseits des Oeean fragen sie nicht nach einer toten ,,1-ul)' mehr oder weniger,' brummte einer der Männer. „So nnn Ruhe,' gebot Gelsen. „Also was gibt's noch!' „Wir beide fahren also morgen Abend nach Tarnvwitz, der Alte, das heißt, der alte Jensen, ist gestern ans dem Gefängnis entlassen worden nnd ich komme dann, wie damals, als wir die Rose mit nehmen wollten, zu dem Alten. Schade war's drum, daß der verdammte Bengel von Tomsen jnnior mit ihr an dem Abend bummelte, so konnten

wir nur einige lumpige Fische stehlen und — den alten Tomsen über Bord werfen. Ich bin neugierig, wie alles gekommen ist und ob sie ihn noch mit dem Netz gefunden Habens Vorsichtig muß ich schon sein und — —' - „Wie willst Du denn die Rose zu sprechen be kommen?' warf eine andere Frauenstimme ein. „O das ist sehr einfach! — Ich habe heute schon an sie mit verstellter Handschrift geschrieben) als wenn ich ein Freuud Ouuens wäre.' ' „Aber was?' / „So laßt mich doch erst ausreden,' schalt der Mann. „Also ich schrieb

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Seite 2 von 4
Datum: 22.02.1926
Umfang: 4
Hello, der mehr Wunden als Falten im Gesichte hatte, wurde an diesem Tage die Ehrenmedaille für lange, treue Dienste zuteil. Dar Kapitän des „Heron' hatte ihn denn auch zur Tafel geladen, wo er soviel von seinen Heldentaten erzählte, daß sich die junge Bohnentönigin — Marie Rose war ihr Name — nicht genug darüber wundern konnte. Marie Rose streichelte die Hände des alten Seemannes und das Herz des alten Seebären pochte bei diesen Liebkosungen ebenso laut und erregt, wie bei der Ver leihung

der Ehrenmsdaille. Doch am Tage nach ihrer kurzen Regent schaft war die kleine Ex-Bohnenkönigin sehr „Seien Sie unbesorgt. Mademoiselle,' tröstete Pierre Hello, „wenn dem „Heron' je ein Unglück zustoßen sollte, so halten Sie sich nur an meinem Gurt fest — so — und da hoff' ich, mit Gottes und meines traurig und namentlich, sodaß W ber alle Seewolf vor sie hinstellte und Marie Rose unruhig und kummervoll ansah, wie ein udel, der seinen Herrn weinen steht. Ge rührt von so viel Teiln<chme, erzählte die kleine

Kreolin d^m alten Matrosen von einer Begebenheit, die sie vor kurzem erlebte und deren Erinnerung sie heute besonders be drücke. In Martinique hatte Marie Rose einer alten Negerin, die für eine Hexe und Wahrsagerin galt, oft heimlich Brot in den Wald getragen, und das alte Negerweib hatte ihr prophezeit: „Gutes kleines Fräu lein, ich habe gesehen zu den Wolken einen großen Kondor hoch steigen, — sehr hoch — mit Rose im Schnabel — Rose bist du — du sehr unglücklich, —« dann Königin — dann großer Sturm

— dann sterben!' Und h^its nach dem fröhlichen Feste mußte Marie Rose der seltsamen Prophezeiung der Alten gedenken. „Gestern war ich nun Königin!' sprach Marie Rose traurig, „ich erwarte jetzt nur noch den Sturm, der mich tötot.' patrones Hilfe sollen Sie so sicher ans Lar gesetzt werden, wie eine durch einen Drei master bugsierte Goelette.' Bedeutend getröstet durch die treuherzigen Worte des Matrosen, belohnte sie ihn da durch, daß sie eine Ballade sang, die bis da hin noch niemand vernommen

hatte. Nach wochenlanger Fahrt rief die Wäche des „Heron': „Land!' Die Abschiedsstunde schlug und der Ab schied fiel der jungen Kreolin und dem alten Matrosen unendlich schwer. „Ich werde immer Euer gedenken und Euere Schuhe stets als eine Reliquie ausbe wahren', sprach Marie Rose tröstend zu Pierre Hello, der «sich mit «dem Mcken seiner schwieligen Hand «die feuchten Augen trock nete. Er antwortete topfschüttelnd: „Ach, Made- moiselle, Sie gehen nach Paris, da finden Sie neue Freunde, die Ihnen nicht Zeit lassen

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Seite 9 von 12
Datum: 25.05.1911
Umfang: 12
war. Nun saßen sie glücklich und zufrieden beisammen, plauderten über die Zukunft und kamen auch bald auf das nicht zu vermeidmoe Zusammentressen mit dem roten Klaas und auch dem Bater von Rose zu sprechen und da sagte Onnen denn: „Sieh mal, Rose, selbst wenn ich Deinem Vater aus dem Wege gehe, so kann ich das mit dem Klaas nicht tun, denn der gehört mit zur Steuerbordwache, die ich befehlige. Hat er mich erst gesehen, so weiß es Dein Vater in kürzester Zeit, denn auf sein Anstiften hin bist Du ja damals

so HUSÄ geraubt worden.' . Als Rose ihn fragend ansah, fuhr er fort: „Du mußt doch einmal alles erfahren/ Dann begann er ihr die ganze Geschichte zu erzählen, wie er in Kiel durch Zufall in jenem ^ Lokal erfahren habe, was mit ihr geschehen sollte, .kurz, er klärte sie über alles auf, versuchte aber immer noch den alten Jensen in Schutz zu nehmen. Kälter und kälter war es beim Erzählen der ganzen Geschichte im Herzen des jungen Mädchens geworden, endlich sagte sie leise und mit tonlose, Stimme: „Onnen

, auch ich bin einsam, für mich gibt es auch nur noch einen Menschen auf der Welt — und das bist Du — einen Vater habe ich nicht mehr, nur noch dem Namen nach!' Ein heftiges Schluchzen brach aus dem ge quälten Innern des jungen Mädchens hervor und ein Tränenstrom machte dem bedrückten und kummer schweren Herzen Lust. Lange hatten die beiden, Rose und Onnen, so still nebeneinander gesessen und jedes hatte seinen eigenen Gedanken nachgehangen, als sie durch wiederholtes Trampeln über sich aufmerksam ge macht

aus der Tasche und rief dann dem Mm zur Antwort ins Boot hinein: „Da irren Sie sich, Herr JnHn, ms die Rose ist, da gehört auch der Onnen Tomsen hm, hier steht er und nun heraus mit Euch beiden dce aus vem Boote,' donnerte er denen da drin zu. Dm beiden erstarrten bei diesen Worten alle Glieder, und sie glaubten nicht anders, als das Ganze sei ein furchtbarer Seemannsfpnk, aber als Onnen dann wieder rief: „Sosort kommt Ihr beiden Hallunken heran? oder ich pfeife die Wache und lasse Euch in Eisen legen

, als daß er ging. „Ich konnte nicht anders handeln,' sagte der vollständig erschöpfte Onnm für sich. Er ließ das Boot wieder klar machen und schritt schweren Ganges zum Salon zurück, in dem Rose in bangem Warten seiner harrte. Schweigeiid setzte er sich zu ihr und sie ergriff seine zitternde, eiskalte Hand. Die Sache mit dem Alten hatte ihn doch mehr aufgeregt als er es gedacht hatte. „Nun, was gab es denn dort oben,' fragte Rose endlich leise und fast ängstlich. Etwas Außergewöhnliches mußte vorgefallen

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 24
Datum: 23.04.1911
Umfang: 24
Mützenbänder flatterten mit den Locken des jungen Mädchens im Gepeitsch des Windes um die Wette. Von der Unterhaltung war nichts zu hören, denn die kaum den Lippen entschlüpften Worte trug der Wind davon und jagte sie dem brausenden Meere zu, das mit seinem Getöse alle andern Laute ver schlang. Der junge Mann neigte sich zu seiner Begleiterin und fragte sie in schreiendem Tone: „Also Rose, Du hast mich noch eben so lieb, wie damals, vor drei Jahren, ehe ich aus die lange Reise ging?' „Wie kannst

. Nach einer Pause fuhr der junge Mann, ihre blonden Kraushaare streichelnd, fort: „Recht hast Du, Rose, aber sieh, es geht so schlecht in der Welt zu, und neulich, erst haben sie mir einen meiner liebsten Offiziere von nnferm Schiff im Duell .totgeschossen, weil ihn seine Frau hinter gangen hat, während er im fernen Lande war. Ja siehst Du, da soll man nicht manchmal verzweifeln? Und sie war doch so schön, die junge Frau und so engelsgut sah sie aus. Ich sah beide noch mit einander fröhlich scherzen

, wie sie am Tage vor unserer Ausreise an Bord war, und dann hat sie beim Abschiednehmen gar so herzbrechend geweint und jetzt, ja jetzt liegt er, der doch gar nichts dafür gekonnt hat, unter der Erde — nicht einmal ein ehrliches Seemannsgrab konnten wir ihm draußen auf schäumenden Wogen geben — na und sie, nun sie ist jetzt eine sehr lustige Witwe geworden!' Er sah stumm vor sich und drückte seiner Rose die verstohlen ihm zugeschobene Hand. In dein Drucke fühlte er, daß er unrecht hatte, sich um seine Rose

hat sich zu weit mit dem Manne eingelassen und kann ihn schwer losbekommen,' fügte das junge Mädchen traurigen Tones hinzu. -' 'Onnen gab keine Antwort. „Hast Du den vorhin angekommene^ Gast ge» sehe», der beim-Vater eingekehrt ist?' fuhr Rose fort, als ihr Begleiter schwiege ' ^ä,' ich war recht erstaunt/ denn ein Erholungs bedürftiger ist Ä'nicht, der Ruhe vor dem Leben in der Stadt sucht. Um diese Jahreszeit pflegt nie mand die See aufzusuchen, wenn er nicht zu scheuem Gelichter gehört, das sich ein wenig

, kommenden Dampfers schaffen müsse.' „Merkwürdig, merkwürdig, va vtn ich doch neu» gierig, waS daraus wird. Sag' mal, wieviel Meilen laust denn die „Liese' bei gutem Winde, weißt Du das, Rose?' „Na, ob ich das weiß, so ihre fünf bis sechs schafft sie schon.' „Hm, unsere „Anne-Liese,' die macht doch so ihre sieben bis acht Meilen,' sagte er halb für sich, „und dann der Kutter des Zollwächters, der läuft auch nicht weniger.' „Es ist ein eigentümlicher Weg, den der Mann nimmt, um seine Kiste an Bord

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Seite 9 von 20
Datum: 28.05.1911
Umfang: 20
,' knurrte der Mann und schlüpfte in sein Versteck zurück, aber er hatte nicht gesehen^ daß zwei Mädchenäugen ' ihn bei jeder Be wegung verfolgt hatten und daß sie nun Wache hielten^ um den Geliebten zu warnen, denn Rose Iensen chatte in jenem 'einzelnenManne den „roten Klaas' erkannt. Als sie in ihrem namenlosen Schmerz an Deck kam/schritt Onnen dicht an ihr vorbei dem Vorschisse wieder ziy dann sah sie, was folgte. Nun war es klär in ihr, sie wußte, was sie zu tun hatte! Unbeweglich stand

sie da und hielt Wache. Das Wetter klärte sich -mehr und mehr auf, und dieNebelschleier zerriß ab und zu ein daher jagender Windstoß. Minute reihte.sich an Minute. Rose wartete. — So .möchte eine Stunde vergangen sein. Der. Mau« im Garn, der Rote, nahm einen Schluck äuS der mitgeführten Flasche, da kam auch schon der Steuermann, aber, o Schrecken, ein Quarter meister begleitete ihn. : .Vereitelt,' knirschte der Rote „und nur noch zwei Tage Seefahrt, verdammt!' Er fuhr mit der Hand an das Messer, riß

-er sich Zvon zwei kleinen, aber Menharten>Slrölen5 gepackt und eine ihm nur zu bekmlnts-Stiinme.-schrie.-'-wie > halb irrsinnig: „Mörder!' war die stieß der auf dem Den Ruf Onnen, den das junge Mädchen herzu eilend ausgestoßen, hatte er mcht gehört, da er zu eifrig darauf bedacht war, fein Opser in die zischenden Wellen hinabzustoßen. Rose hatte den Klaas zu spät erreicht, mn den Geliebten noch retten zu können. Sie hielt jetzt den Mörder mit eisernen Armen umspännt, der Schmerz um den Verlust Onnens gab

ihr Riesenkräfte. „Du bist's, Rose? Ei, na, dann komm her, mein Täubchen,' schrie Klaas und biß wütend dem jungen Mädchen in die Hand, sodaß sie vor Schmerz stöhnend den Mann losließ. Dieser hatte den Geldbeutel an ihrem Halse gefühlt. Ach, das war es ja, was er suchte; mit einem rohen GM faßte er zu, ein heftiger Schmerz durchzuckte die Brust des MädchenZ» die Geldtasche hatte er aber nicht; dann hob der Mann Rose auf und hielt sie über die Reeling. Noch einmal nahm sie all ihre Kraft zusammen und umschlang

auf- und niederschwankte. „Steüerbordkutter klar bei Niederlassen,' kom mandierte der wachhabende dritte Offizier und stand schon in dem ausgeschwungenen Kutter bereit. Nocks ehe das Schiff im großen Bogen an die Stelle kam, wo das rote Licht der Leuchtboje noch immer auf der langen Dünung bald hoch oben auf den mächtigen Wogenkämmen, bald unten in den Wellentälern tanzte, da war der Kutter schon zu Wasser gelassen und stieß, sobald das Schiff ruhig lag, ab. Ter furchtbare Kampf zwischen Rose und dein roten Klaas

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Seite 9 von 20
Datum: 21.05.1911
Umfang: 20
Du, daß das wieder besser wird?' „Du Närrchen, natürlich! Denke doch, was sich im Laufe der letzten vier Monate alles ereignet hat und über uns ergangen ist! Du warst bisher nur das ruhige Leben zu Hause gewöhnt und man .sagt, idaß ^eingebendes Weib 'sich ja auch ' stets ein ÄeuiNänoern., soll!' ^ Rose «sagte nichts, schmiegte sich aber noch enger an den jungen Mann an. Er schien also Recht zu zmmer zu, !ber nun Nach einer Pause fragte sie, wie aus einem Traume hastig auffahrend: „Sag' m:r doch Onnen, wer

er die beiden; wendete sich aber besonders an <R se. ' „O wir beide kennen sie,' gab Rose strahlenden B icks zurück, „sie hat uns auf einander angewiesen und sie hat uns zu einander geführt!' - >So .so, also auch Sie kennen das Meer?' »Ja>. Herr- Oberleutnant,' -sagte Onnen, seine 5 Rose:sto^Zansehend,-„auch sie kennt-das Meer und ^ sv wie die.Rosetakelt Ihnen wohl kaum einer Ihrer z-Mitrosen -hin! an^?'Bord- einem Kutter »öder eine ^Gig'äus!'! > A ' ' „G,'es/das wird ja immer schöner, da weiß

ich ja, an wen ich mich wenden kann, wenn mal Not am Mann ist!' - gab Rose lachend zur Antwort, einmal Spaß bei Seite. Ich kam hier herauf um mit Ihnen zu sprechen, wie wir es mit Ihrem Vater, Fräulein Jensen, halten sollen, daß er nicht Unnötiges erfährt.' „Die Sache ist ja ziemlich heikel,' meinte Onnen und sah nachdenklich auf die See hinaus. „Glauben Sie, daß der Alte schon irgendetwas gemerkt hat?' „Nein, das sicher nicht, denn in die Räume für nichtverheiratete Frauen darf kein Mann hinein

, das ist nach der Schiffsordnung streng verboten, also weiß er davon nichts! ' Dann denke ich, wir lassen alles beim Alten,' sagte der erste Ossizier. „Sie gel-en ab und zu hinten auf das Deck, Fräulein Jensen, den Zwischen deckspassagieren zum, Promenieren zur.Verfügung steht und so denkt der, Älte^ Sie seien noch unten im Räum untergebracht. Ich glaube, so ist uns allen geholfen.' Nach einigem Besinnen nickte Rose eifrig und fügte dann leise hinzu: „So ist es mir am liebsten, denn dann brauche ich dem Vater

und beide wÄzten sich ringend am Boden. Mit einem leisen Schrei hatte Rose, die den anderen Mann von ihrem dunklen Verstecke aus so fort erkannt hatte, sich an Onnen geklammert, jetzt fiel es ihr wie Schuppeu von den Äugen, der dort unten, der den Vater angefallen hatte, war der „Rote Klaas!' Sie faßte sich aber schnell und nickte nur stumm vor sich hin. Niemand hatte bisher von den dreien oben auf dem Deck etwas bemerkt. „Bleiben Sie hier, ich bin gleich zurück,' sagte der Schiffsossizier zu Onnen

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Meraner Zeitung
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Seite 13 von 16
Datum: 25.06.1911
Umfang: 16
Sonntag, 25. Juni 1911 Sturmeswogen. .Meraner Zettung' Nr. 76. Seite 13 . man Wilhelm von Trotha. Zg M^druck «nb»I«».Z »er erste Offizier schrieb: „Steuermann Onnen Tomsen! Hoboken — Neuyork — City. United. States, Amerika, Union Square IS H. Hocherfreiit über Rettung, senden Glückwünsche. Rose an Bord falschen Namen. Spur von Gelsen- Jürgens gesunden, nieist auf Boston. Erwarten Sie uns am 10. April. Kapitän und I. Offizier S. M. S. Augusta Victoria, zur Zeit Genua.' „So, das genügt,' sagte

der erste Offizier, „ich «erde es selbst noch ans das Telegraphenamt bringen, damit keiner der Leute etwas erfährt.' Er schritt davon und verließ bald darauf das Schiff, kam aber erst spät wieder an Bord zurück. Am änderen Morgen lichtete das Schiff die Anker. Langsam begannen die Schrauben zu arbeiten, dann glitt der Ozeanriese hinaus, dem offenen Meere zu. Erst spät am Vormittag fand der erste Offizier Gelegenheit, Rose zu sprechen. Sie zeigte ihm den Brief und teilte ihm alles nnh dann brachte

sie ihm auch ihre kleine Schutz, befohlene und nachdem Lora wieder gegangen war, sagteer: ! iUm keinen Preis darf vas liebe, kleine Ding etwas von dem wissen, was ihr Bruder ans dem Gewissen hat.' „Aus Neuyork habe ick gute, recht gute Nachricht, man sollte gar nicht glauben, was auf See alles passiert.' „Und?' fragte Rose hastig. „Da ist ein lieber, alter Freund von mir, den wir alle für tot hielten, auf eigentümliche Weise ge rettet worden I' „Wer?' fragte Rose. ä, ich meine, so den Kapitän und mich!' kehr

, es geschehen Zeichen und Wunder auf Gottes weiter See, warum soll eS Ihnen nicht auch so gehen wie es unL. ich meine, o«m Kapitän und mir, erst kürzlich ergangen ist, daß einer unserer für tot ins Loggbuch ein getragenen Freunde doch noch aufgesammelt worden ist. Also hoffen Sie! Zeit zur Trauer ist noch genng, ein ganzes Leben lang, wenn man will!' Mit diesen Worten schritt er schnell davon. 18. Kapitel. ^ Hilfe in der Nok Als Rose, sinnend vor sich niedersehend, langsam gegangen war, da beeilte

sich der erste Offizier, in seine enge Kammer zu kommen, die nun schon seit mehr denn zwei Jahren seine einzige Behausung war. Während er so einsam dasaß, wurde ihm ganz eigen ums Herz. Was war die Rose doch für ein Hönes, liebes Mädchen! Er niußte immerzu an sie enken und konnte sich gar nicht losreißen. Mißmutig griff er nach dem Briese von Onnen Tomsen und las ihn noch einmal durch, warf ihn aber mit einem gewissen Widerwillen von sich und sagte: „Soääaw, da wäre ich beinahe in Gedanken ein gleicher Lump

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Seite 9 von 22
Datum: 14.05.1911
Umfang: 22
Ilkl WM 51 'Vv,lM0Z MeranerZ ettung' Nr. SS. Seite 9 Ktuvmes wogen. v Sioman von Wilhelm von Trotha. Okubdrwt -Kar dann in Neuyork der Klaas unschädlich ge macht worden, so wurde er mit dem alten Jensen schnell fertig, d. h. Onnen kam hier auf denselben Gedanken, wie schon sein Feind, der Klaas, ihn ge äußert hatte. Rose mußte vom Zwischendeck in die zweite Kajüte übersiedeln, dann konnte der Alte, ehe er ihn auslöste, wie es ihm scherzhaft durch den Kopf ging, auf Ellis Island in Qnarantaine

sitzen, bis ihn die Jungvermählten abholten. Der vollendeten Tatsache mußte er sich dann wohl oder übel beugen und wenn er das nicht wollte, mm so konnte Onnen beim besten Willen nicht mehr tun, dann mußten sie, Rose und er, ihn seinem Schicksal über lassen. . So war nun alles klipp und klar. Sollte ihm der Klaas trotz größter Vorsicht in der Zeit der Uebersahrt dennoch einmal in den Weg lansen, nun so mußte Onnen in aller Stille seine Vorkehrungen treffen und den Kommandanten benachrichtigen

, daß der Mensch festgenommen wurde. Man stand, solange man auf vem Schiff war, auf deutschem Boden, da gelten auch die Gesetze noch. Die Nacht ging ruhig vorüber. Onnen erwachte schon ziemlich zeitig und nahm mit Behagen den Rest des Essens zu sich, das ihm Rose gestern Abend mitgebracht hatte. Er war vor einer Entdeckung, ziemlich sicher, denn bis zur Ausfahrt aus dem Hasen von Cher- bourg hatten alle Offiziere, Böotsleute und die gesamte Mannschaft vollauf zu tun. Der Tag wird ja ein wenig langwellig

werden, dachte er bei sich, aber er hatte Zeit noch einmal alles reiflich zu überlegen und das war ihm schon ganz recht. — Fensen und Rose hatten, nachdem die Ronde vorder »var, eiligst das Bootsdeck verlassen und waren hinab auf das Hauptdeck gestiegen. „Also laßt Euch nicht unnötig sehen, es ist besser, das Mädel- erfährt heute noch nichts von Euerer Anwesenheit ans dem Schiff,' sagte in ermahnendem Tone der Alte zu Klaas. „Werde schon aufpassen. Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, was von Wichtigkeit

der Sprache der See, die mit wuchtigen Worten ihm und dem Schiffe ihre Existenz zubrüllte. Unterdessen stieg Rose die steilen Eisenstiegen zum Deck hinauf, denn unten im Raum war es ihr zu eng und zu dumpf, selbst wenn die Luken offen gewesen wären und die frische Seeluft hätte herein- strömen können. Sie mußte das Bild der tovenden Fluten sehen^ mnßte frei atmen können, um auch chre Gedankeil frei zu machen von jeglicher Art kleinlicher Auffassung! Ein noch dicker Wolkenschleier hing über der See

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Seite 9 von 14
Datum: 07.06.1911
Umfang: 14
heulte, daß es mir durch alle- Glieder fuhr, trotzdem ich sonst nicht schreckhast bin. Als ich den Onnen nun.langsam wieder nach vorn gehen sah, da- saßte -ich^den Entschluß, mich auf 'dem^Achterschiff zu, ve^tecken. ,,und chn. dM..zu - erw«ten. ^Usagen -Käß De' <5iM-nnr^ Bräutigam:getan habe,-.um,Mt chU.eMlch wieder ivA-päre znekonMen.j .'z M -2 ^Der'AcAitan» erkannte sofort^ die ^Verlegenheit, in der Rose sich befand und dalf ihr mit den Worten: „Also, Sie suchten sich dort zu verstecken, schön

blitzte mehrfach auf. Wie die große Boje nachfolgte, ist mir ent gangen, denn mit dem Schrei „Onnen' stürzte ich auf den Unhold zu, um ihn zu greisen. Mit beiden Armen umspannte ich den Mann und schrie in meiner Verzweiflung und Wut nur: Mörder. Da lachte er auf und brüllte: .Ei, Du bist's, Rose, na, dann komm her, mein Tänbchen,' biß mich in die Hand, sodaß ich ihn loslassen mußte, dann griff er brutal nach meinem Halse und entriß mir die Tasche mit dem darin bs- Mdlichen Vermögen meines Vaters

. Dieser mußte ihm wohl in einer Stunde der Trunkenheit gesagt haben, daß ich das Geld bei mir trage. Nun entstand ein furchtbares Ringen, denn ich sollte dem Onnen folgen, und nur mit meinen letzten Kräften riß ich ihn mir in die Fluten hinab. Dort fühlte ich einen heftigen Schmerz am Kopse dann verlor ich die Besinnung.' Rose hielt im Erzählen inne und schöpfte tief Atem. „So, Herr Kapitän, nun kennen Sie den wahren Sachverhalt und — die wenigen, furcht baren Leidensminuten und ein zerschlagenes Lebens

glück einer Seemannsbraut. — Entsagen und eine teuere Erinnerung, das ist nun mein Leben!' Wieder entstand eine Pause, während der Kapi tän ein Stück Panier aus seiner Rocktasche hervor zog und es vor Rose legte. „Und das?' fragte er. Das ist Onnen Tomsens Geld. Ich sollte ihm nur die Quittung aufbewahren, da sie bei mir sicherer sei, als bei ihm. Er hätte sie leichter verlieren können, als ich, meinte er.' Damit waren aber auch Roses Kräfte er schöpft, und ein neuer Tränenstrom machte

ihrem gepreßten und totwunden Herzen Luft. Nach einer längeren Pause, während der der erste Offizier noch geschrieben hatte und der Ka pitän still das weinende Mädchen betrachtete, sagte elfterer leise zum Kommandanten: „Stimmt sast ans ein Haar, wie ich alles ver mutete.' Der Kapitän nickte. „Fräulein Jeusen, sind Sie bereit, das alles zu beschwören?' sragte der Kapitän endlich langsam und jedes Wort betonend, „dann unterschreiben Sie bitte dieses Protokoll.' Rose schien wie aus einem Traum zu erwachen

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Seite 9 von 12
Datum: 21.06.1911
Umfang: 12
» g», 8°, 74» Ii, IS-, 2)11» Ä S» Ä g» 1«» 4,» 8» S>« 8« SS Li LZ 1) 1. ^uli dis IS. Lepterader »a Looa- uvS?oisrt»gsa 2) ^om^. ^lili bis tb. Lsxtswb. tSglicl» 3) Vis 29. Lextemdor. 4) Ikiir Z-ls! m»Ä Lsptorador 5) Xorck-Lll6- dvsv. Lü6-XorlZ-Lxxrosg <» L) ^.d I. 5lu»i; im Aai 7.SS ?) Vodor I^obo» L) 1. ^rmi Iß. ^avL » M»1. ZM Vo» A>. öSKtvwd« Slurmeswoge«. viair^s Wilhelm vo» Trotha. 26 M-chdruck dsiotea.) Rose, die bis dahin schweigend den vor ihr sitzenden Rolfs beobachtet hatte, schilderte nun ihr Zusammensein mit Onnen und dann den Zwist. Hierbei brach

in der Tasche verborgenen Brief, den Lora ihn gegeben hattet hervor ,Hm,' unterbrach er die Rose, „hier ist der Beweis dafür und durch diesen Brief haben wir den Kerl in der Gewalt!' Ein unheimliches Feuer glühte in den Augen Roses. .Rache,' zischte sie. „Ja, Rache wollen wir nehmen an jenem Pi raten,' sagte er dumpf. „Meine arme Lora darf aber nichts davon erfahren, nein niemals, sonst gebe ich meine Hand nicht dazu her,' rief er leiden schaftlich. !> > > Rose sah den Steuermann- groß an und fragte

mir, daß der Halunke noch lebt und Ihnen gab er die Handhabe, gegen den Mörder einzuschreiten. — — Die Kleine kann nichts dazu tun und ich werde alles aufbieten, sie vor jenem zu schützen, nur darf sie nie etwas von den Schandtaten des Bruders erfahren und deshalb werde ich den Mann unschädlich zu machen wissen, so unschädlich, daß nie wieder jemand etwas von ihm hören wird und nun, Fräulein Rose, hier haben Sie meine Hand darauf, nehmen Sie sie und leisten Sie mir ein Gegenversprechen!' „Es sei!' „Also schützen

sein Ver mögen vermacht; hier ist der Brief,' und sie reichte einen, zerknitterten, mit vielen Tränenspuren über zogenen Brief dem Steuermann. „Es war ein braver nnd guter Maat, der Onnen Tomsen,' sagte Rolfs bewegt und begann zu lesen. Er hatte schon längst geendet und war sich mit dem Rockärmel mehrfach über die Augen, vor die sich ein Schleier gelegt hatte, gefahren. „Ich kann es gar nicht glauben» daß er mir für ewig verloren sein soll,' begann Rose, die bisher ihre Fassung standhast bewahrt

hatte, zu jammern und brach in einen heftigen Tränenskom aus. „Ja mir will's auch nicht in den Kops,' sagte Rolfs und beide begannen sich gegenseitig zn trösten. Endlich stand Rolfs auf und verabschiedete sich von Rose. Am selben Abend nahm er auch noch bewegt Abschied von seiner Braut, da sein Schiff am anderen Tage schon ziemlich früh in See gehen sollte. 17. Kapitel. Gen Westen. Es war. einer jener unvergleichlich schöne^ frischen Frühlingsmorgen, der aus dei'n taufrischen Meere emporstieg

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Seite 9 von 16
Datum: 12.05.1911
Umfang: 16
. herauszuziehen. Klaas legte aber die Hand darauf und meinte in gutmütigem Tone: „'s hat'keine Eile, Alter, in Neuyork haben wir ja genügend Zeit^ außerdem müssen wir dann noch wegen der Mitgift reden, die die Rose mitbekommt.' Der Alte nickte- und fragte plötzlich ganz un vermittelt: ' >Wo ist eigentlich Gelsen und sein Helfershelfer, die die Rose nach Hamburg gebracht haben? Ich sprach sie kurz vor chrer Abfahrt mit Rose noch in Tarnowitz, habe sie aber weder in Hamburg noch an Bord gesehen

/ unterbrach Klaas wieder die Stille. „Der Kutter sackte uns an dem niedergelassenen Fallrepp glatt unter den Füßen weg und man nahm uns als arme, schiffbrüchige Fischer auf. Zum Glück war der Kommandant, mit dem ich jenes Abkommen wegen der Rose und den Fischen getroffen hatte, krank geworden und so kannte uns, mich und den Gelsen —' „Immer der Esel vorne weg,' warf trocken der Alte em. „Haltet Enren Mund, jetzt erzähle ich. Solche dummen Bemerkungen könnt Ihr anderen gegenüber machen, mich verschont

, versteht Ihr mich, ich bin Gelsen, ein anständiger Kerl, hier an Bord!' „Hm, Ihr,' warf Jensen spöttisch und fragend ein. Deffennngeachtet aber fuhr Klaas fort: „So, nun ist's an Euch, daß ich ein ail- ständiger Kerl bleibe.' „Von mir aus könnt Ihr sein, was Ihr wollt, ich bin freigesprochen von dem Unglück, das mit dem alten Tomsen passiert ist, zudem denkt Onnen Tomsen nicht zu klagen — aus Rücksicht sür seinen zukünftigen Schwiegervater, wie er Rose gesagt hat, denn er will sie Tochter

eines ehrlichen Mannes haben und nicht eines Zuchthäuslers. Aber da täuscht er sich gewaltig, nie bekommt er das Mädchen! Ich werde es zu hiudern wissen, den nie, lieber ' „Haltet die Rose möglichst am Achterteil des Schiffes, sie braucht noch nicht zu wissen, daß ich auch an Bord bin, sonst macht sie gar in ihrem Eigensinn eine Dummheit und rückt uns in England oder Frankreich aus. Also morgen abend, zwei Stunden vor Cher- bourg treffen wir uns wieder, dann habe ich die selbe Wache wie heute

nur hier herauf geführt haben mochte. Sollte man ihm hinterbracht haben, daß Rose vorhin hier oben ivar? Das wäre eine Möglichkeit, das Rätsel zn lösen. Er dachte weiter, kam aber nicht so recht voran mit seinen Gedanke», denn der neben dem Boote patrouillierende Mann störte ihn in seinem Ge dankengange. Endlich schien die Ronde draußen vorbeigegangen zu sein und der Aufpasser rief in das Boot: „So nun fix heraus Jensen, wir können jetzt unbemerkt hinunterkommen.' „Ich komme schon, Klaas/ gab der Alte

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Seite 4 von 10
Datum: 25.09.1883
Umfang: 10
: »— und nur wenig Manieren! Außerdem . . . verzeih' mir, aber . . . eine Putzmacherin zu heirathen, würde meine Carriere schädigen und daher . . . .' »Und daS findest Du erst jetzt heraus, jetzt nachdem Du sie um ihre schönsten Jugendjahre betrogen hast!' »Mir fehlte eS früher an Einsicht... ES ist auch um ihretwillen besser, Rose, glaube mir'S.' »Freilich ist'S besser, freilich!' sagte sie hart und stand auf. AIS sie am zweiten Tage danach wieder in BraunSberg angekommen war, erledigte sie in gewohnter Weise

alle Geschäfte und Arbeiten, Idann setzt» sie sich zu ihrer Schwester. »Jetzt habe ich Dich so oft nach Georg ge fragt und immer sagst Du. später,' rief Marie ungeduldig. Rose sah daS junge Mädchen an mit einem ihr zuweilen eigenen, ungemein warmen, sanften, etwas schwermüthigen Blick. , »Bin ich Dir eine gute Schwester gewesen?' fragte sie dann, scheinbar ohne alle Verbindung mit dem Vorhergehenden. »Rose, liebste Rose, Du warst mir AlleS!' »Würdest Du eS ertragen können, wenn ein großes Leid Dich treffen

möchte — würdest Du weiter leben können für mich?' »Dav könnt' ich . . . uud daS wollte ich!' »Ohne Georg?' »Heilige Jungfrau, ist er todt?' schrie das junge Mädchen aufspringend und am ganzen Leibe bebend. »Er lebt . . . aber er liebt «ine Andere.' Marie schmiegte sich an die Schulter ihrer Schwester und weinte lange, schmerzlich. Rose streichelte ihr die kalten Hände, küßte ihre heiße Stirn und liebkoste sie vorsichtig und zart, wie eine Mutter ihr kleines, krankeS Kind, als fürchte sie, ihr wehe

zu thun. »Ich bin Schuld daran,' sagte sie leise, ,Du liebtest ihn. Du warst blind. Aber ich hätte früher erkennen sollen, waS an ihm ist.' * » * Kurze Zeit daraus wurde Georg an daS BraunSberger Gymnasium versetzt. Wie peinlich für ihn! Marie blieb ganz unbefangen, wen« sie ihm ja einmal irgendwo begegnete; für Rose war er nicht vorhanden. Keine der Schwestern hatte jemals der andern gegenüber wieder seinen Namen ausgesprochen. Die geliehene Summe hatte er inzwischen übrigens gänzlich

ein» und auSgiag, schilderte ihnen in wenig Worten die trostlose Lage deS Leidenden so grell, daß Marie nach kurzem Kampf erklärte, sie halte eS sür ihre Pflicht, den kranken Jugendgespielen nicht zu verlassen. »Brav von Ihnen,' sagte der alt« Doctor, indem er eS nicht unterlassen konnte, Rose einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen, der aber auf diese vollständig seine Wirkung verfehlte, »sehr brav! EtwaS anderes hätte ich von Ihnen gar nicht erwartet.' Rose hatte sich gegen Marie'S Entschluß auf lehnen

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Seite 9 von 12
Datum: 11.09.1892
Umfang: 12
zerbrechen zu Trotz schien es unmöglich, irgend eine neue Entdeckung zu machen. An Fred Beresford's Thäterschaft konnten sie nicht mehr glauben, und aus den jungen Carle hatte nicht das Geringste als auf den Schuldigen hin gewiesen. Wenn man vermuthet hatte, daß Rose Meeting mehr von der Sache wisse, als sie bisher zugegeben, so erwies sich jede neue Interpellation, alles noch so geschickte Fragen, als gänzlich erfolglos. Aus ihr war nichts herauszubringen. Um diese Zeit wurde ihr etwas schwer auszusüh

- reudes Zusammentreffen mit Nancy Earle bewerk stelligt. Nancy hatte es eben so schwierig gesunden, nach Walmsbury zu reisen, wie Rose zu sich kommen zu lassen. Aber Fred half in diesem Falle. Er reiste nach Walmsbury unter dem Borwande, sich nach dem Fortschritt der Untersuchung zu erkundigen, stieg im Ducks-Tail ab und sand es nun leicht, Rose zu ver anlassen, daß sie Urlaub nähme — um ihre Eltern zu besuchen — und dann in London Fräulein Earle aufz'isuchen. Einige Tage, nachdem Fred

wieder ab gereist war, erhielt Rose den erbetenen Urlaub und nicht lange darnach wurde sie von Nancy empfangen, welche alle Vorsicht angewendet hatte, eine Störung zu dieser Zeit fernzuhalten. Der Luxus und Reichthum, welche Rose i» diesem Hause entgegentraten, verfehlte nicht seinen Eindruck auf sie und mit einem Seufzer dachte sie der zerstörten Hoffnung, einst Herrin ähnlicher Räume zu werden. Nancy ging Rose mit einer einfachen Herzlichkeit entgegen, wie Tommy sie auch in seinen sieghaftesten Tagen

nicht gezeigt hatte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie gekommen sind,' sprach sie, Rose die Hand reichend, „denn ich habe Ihnen viel zu sagen.' Und als Rose versichert hatte, daß sie sehr gern gekommen sei, fuhr Nancy fort: „Herr Beresford sagt mir, daß Sie — Alles wüßten?' „Ja, — fast Alles,' war RoseS zögernde Antwort. „Deshalb will ich Ihnen danken für Ihr Still schweigen, Fräulein Meeting,' sagte Nancy bewegt: „mein Vater ist schon sehr alt! Er ist so gut und ehrenhast, daß dies, wen» er es wüßte

, sicherlich sein Tod wäre I I» der That, daß Sie geschwiegen haben, kann ich Ihnen nie, nie genug danken!' Rose wurde ganz verlegen und stotterte endlich die Worte heiyor; „Natürlich thun Sie mir sehr leid, Fräulein Earle, denn der Gedanke muß schrecklich sür Sie sei», — und der alte Herr thut mir auch sehr leid, obgleich er ja nichts weiß. Aber ich muß doch ehrlich bekennen, daß ich nicht ans Rücksicht für die Familie schwieg. Hätte ich Sie gekannt, Fräulein Earle, so hätte ich gewiß allein

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