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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 12.04.1879
Umfang: 16
hat mir mein aeues Beinkleid voll Bouillon gegosse»!' — „Beruhigen Sie sich nur', ent- g'goUe der Wirth gelassen, „uud besehen sie sich den Fall genau: Meine Bouillon macht niemals Flecken.' * (Der gepreßte Zeuge.) Scene i» einer bayerischen Gerichtsstube Richter: Gensdarm, führen Sie den nächste» Zeu ge» vor! (Gensdarm gebt ab und gleich darauf deutet er unter der Thür nach dem Richter, worauf ein Mann aus denselben zutritt.) Richter: Wie heiße» Sie? — Jikob: Jakob Lorch. Nichter: Wie alt sind Sie? Jakob

: Ich meine, daS gehört g-r nicht hieher. Richter: Wollen sie augenblicklich sagen, wie alt Sie sind? — Jakob: Dreiunddreißig Zahre. Richter: Sind Sie lutherisch oder katholisch? Jakob: Aber Herr Richter! Rickter: Wenn Sie sich noch einmal untersteh n, mirzu widersprechen, so lass« ich Sie einstecken bei Wasser und Brod. — ^akob: Ich bin lutherisch. Richter: SindSie mit den Angeklagten verwandt, verschwägert oder in Diensten? Jakob: Ich? mit Denen? Fällt mir gar nicht ein, wo denken Lie hin, Herr Richter! (Steigendes

Gelächter im Publikum ) Richter: Einhalt,n Sie sich der unpassende» Be merkungen! Erhebe» Sie dieHand und schwöre» Sie — Jakob: Ich meine aber wirklich, Herr Richter, daS wäre unnöthig. (Gelächter im Publikum.) Richter: (erhebt sich wüthend und schreit): Ich lasse Sie arretire», wenn Sie sich noch einmal eidreisten, eine Gegenrede zu machen. Heben Sie die Hand in die Höhe, schwören Siel (Jakob erhebt die Hand. Der Richter lieSt ihir den Eid vor und Jakob spricht nach.) Richter: Ich schwöre! Jakob: Zch

schwöre! Richter: Alles zu berichten, was ich weiß. Jakob: Alles zu berichten was ich weiß. Richier: Nichts zu verschweigen, waS zur Aufhel lung des Thatbestandes dienen kann. Jakob: Nichts zu verschweigen, w-S zur Aufhel lung deS Thatbestandes dieaen kann Richter: Und nichts als reine Wahrheit zu sagen! Jakob: Und nichts als reine Wahrheit zu sagen! Richter: Nun, was haben Sie zu lagen? — Jakob: Eine schöne Empfehlung vom Herrn Oberst und er ließeSie auf heute Abends acht Uhr zum Souper einladen

. DaS R h, daS er gester» geschoben sei ango komm?» (Schallendes Gelächter im Publikum.) Richter: W—a—a—a—S? Sind Sie denn kein Zeuge? — Jakob: Nein, Herr Richter, ich bin der Ve diente des Herr» Oberst und sollte Sie einladen, und da ich Sie n'cht zu Haui'e fand, bin ich hiebergekoiumeu AlS ich nach ihnen fragte, hat mich ein GenSdarm da herein gewiesen. (Allgemeine Heiterkeit.) * (Zur Weiiibehandimia.) Aus dem Rbeingau, 31. März. Ueber die richtige Behandlung der Wein fässer sind noch manche Küfer im Unklaren

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 02.04.1892
Umfang: 8
und diese sind die Ersten nicht, welche bei dem sonstigen allgemeinen (Einer der Beisitzer unterbricht plötzlich den Richter, flüstert ihm etwas in's Ohr, sie sprechen leise mit einander.) Richter (scheint in hohem Grade erstaunt): „Samuel Samuelssohn, geht noch auf eine Weile hinaus, um über die Bedeutung des EideS nachzudenken und wartet, bis man Euch wieder hereinruft... (Nachdem er gegangen, zum Beisitzer: Ich verstehe nicht, was Sie meinen.' Beisitzer: Sie sind noch jung, Herr Häradshöfding. und kennen

die hiesigen Sitten nicht. Sie dürften nicht bemerkt haben, daß er beide Finger auf einem Blatte hielt und hier herrscht der Volksglaube, daß der Eid keine Bedeutung habe und man schwören könne, waS man will, wenn man beim Eidschwur nicht den einen Finger auf die eine Seite der Mittetsalte des Buches hält und den anderen Finger auf der anderen ... sehen Sie so, ganz wie eine Zange um die Seele festzuhalten. Richter: Hielt er wirklich die Finger so? Beisitzer: Ja, das war es, was wir beuierkten

und Ihnen mittheilen wollten, da hier einmal der Volksglaube herrscht Richter: Rufen Sie ihn von neuem herein. Beisitzer: Auch müßte die Ofenipelk geöffnet werden, bevor Sie den Eidschwur beginnen, Herr Häradshöfding. Richter: „Samuel Samuelssohn (dieser ist eingetreten und bei der Thüre stehen geblieben), habt Ihr nun gründlich die Bedeutung des EideS überlegt?' Samuel Samuelssohn: Ja, das habe ich, hochwürdiger Herr Richter. Richter: Habt Ihr bedacht, daß Unglück und Tod und ewige Qualen der Hölle Eurer warten

, wenn Ihr ein Haar breit Von der Wahrheit abweicht und nicht gesteht, wie die Sache wirklich zusammenhängt? Habt Ihr all' dieses bedacht und ruhig mit Euch und Eurem Gewissen überlegt? Samuel Samuelssohn: Ja, daS habe Ich, hochwürdiger Herr Richter. Richter: Tritt dann herzn ... und Sie, Beisitzer, öffnen Sie die Spelte... (mit starkem Geräusch fliegt die Spelte aus und Samuel Samuelssohn zuckt zusammen). . . Legt zwei Finger aus'S Buch, Samuel Samuelssohn I Warum wartet Ihr? Samuel Samuelssohn trocknet

sich schnell daS Kinn mit dem Aermel und legt die Finger wie vorher Aber da ruft der Richter (mit donnernder Stimme): Ist Eure Absicht, einen Meineid zu schwören, Samuel SamuelSjohn? Wie habt Ihr Eure Finger gelegt! Trenn' die Finger, einen zur jeden Seite der Mitte... Du g horchst nicht? Beisitzer gehen Sie und trennen Sie ihm die Finger! Beisitzer: Man da>f nicht Unrecht thun. So sollen die Finger beim Eide liegen. — Jetzt ist alles fertig. Richter: „Ich Samuel Samuelssohn' ... Samuel Samuelssohn

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Meraner Zeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 15.08.1903
Umfang: 16
) entrollten .sich letzter Tage vor dem Wiener Straf richter. Am 23. Juli, um halb 5 Uhr Früh, wurde der achtjährige Max Pelski von einem Wachmann angehalten. Der Junge teilte dem Wachmann mit, daß er am Abend vorher von seiner Mutter sechs Heller erhalten habe, um für dieses Geld „Planeten' zu kaufen und im Prater mit denselben zn hausieren. Infolge dieser Aus sage wurde gegen die Mutter Anna Bittenbacher, die Anklage wegen Verleitung ihres minderjähri gen Kindes zur Bettelei erhohen. Gestern

, wo sich all nächtlich viele „Planetenbuben' und halbwüchsige Mädchen zusammenfinden. Erst gestern sei er ihr wieder nach längerer Abwesenheit von der Polizei übergeben worden. Der achtjährige Max Pelski, ein schwächliches, im Wachstum zurückgebliebenes, aber ziemlich aufgewecktes Kind, leierte auf Be fragen des Richters eine längere Antwort her unter, die sich mit der Aussage der Mutter deckte. Richter (zur Mutter): Sie haben ihn gut abge richtet. Gehen Sie einmal hinaus. — Nachdem die Mutter den Saal

verlassen hatte, rief der Richter den Jungen wieder vor. Richter: Wo hast du denn damals, als dich der Wachmann anhielt, übernachtet? — Zeuge: In der Großen Sperlgasse Nr. 26. — Richter: Wie bist du denn dort hingekommen? — Zeuge: Madeln aus dem Prater haben mich einmal hing'führt. — Richter: Wer hat denn noch dort geschlafen? Zeuge: Lanter Kinder, Madeln und Bnb'n und die Planeten kinder aus dem Prater. — Richter: Wie viele Kinder haben denn dort geschlafen? — Zeuge: Na, dreißig bis vierzig. — Richter

: Hast du etwas zahlen müssen? — Zeuge: Ja, fünfzehn Kreuzer. — Richter: Machst du das öfter? — Zeuge: O ja. — Richter: Wie heißen die Mädchen, die dich hingeführt haben? — Zeuge: Peperl und Karoline. — Richter: Wo wohnen denn die zwei? — Zeuge: Die haben kan' Unterstand. — Aus dem weiteren Verhör kam hervor, daß die Mutter den Knaben, wenn er kein Geld nach Hanse brachte, mißhandelte. Nach durchgeführter Ver handlung erkannte der Richter me Angeklagte schuldig und verurteilte sie wegen Mißhandlung

langer Zeit einen Liebhaber. Alle Versuche, das Mädchen zn bessern, seien fehl geschlagen; das Beste wäre die Aufnahme in die Bessernngsanstalt. Der Richter gab diesem Wunsche der Mutter Folge und verurteilte das angeklagte Schulmädchen zn acht Tagen Verschließnng nnd Abgabe in eine Besserungsanstalt. - Ein elf jähriger Schulknabe war angeklagt, gemeinsam mit seinem achtjährigen Bruder ein schweres Sittlichkeitsdelikt an einem vierjährigen Mädchen begangen zn haben. Von den beiden Tätern ging

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Meraner Zeitung
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Seite 13 von 14
Datum: 16.11.1910
Umfang: 14
MÄtwoch 16. November 191O „Meraner Zeitung' Nr. 137. Seite S Ein Tiiol« Roman von Rudolf Gretn» »s lNachd'uck «erbolm „Wir können also das Verhör beginnen!' fuhr der Richter nach einer kleinen Pause fort. „Wie Sie wissen, muß ich zuerst die nötigen Formali täten erfüllen!' sagte er dann. „Bitte!' „Sie heißen?' , ,«Julius Erlacher.' . . . ^ „Geboren?' ^ . - ,>Zn Sterzing am Brenner.' „Wann?' „1834.' . ),Nach Glurus zuständig!' ergänzte der RiDer und füllte das Formular aus. „Gegen Sie liegt

, eine Anzeige des Anton Kirchstetten Schlossermeister dahier, vor wegen Veruntreuung der Ihnen anvertrauten Mündelgelder. Be kennenSie.sich schuldig?' fuhr der Richter im Amtston fort. - - ,Ja.' .77' spöttisch. > ,,Ja, Herr Bezirksrichter, ich bekenne mich schuldig '.'.'sprach Erlacher. Ätit Nachdruck. : „Haben Sie vielleicht noch andere Ihnen an vertraute Gelder unterschlagen?' Ter Richter schaute den Notarduvchdringend an. , „Nein.- Sonst nichts!' , „Sie wissen, daß ein offenes, ehrliches Be kenntnis

einen Milderungsgrund für Sie be deutet!' —,Ha, das weiß, ich' ->,Mso nichts fönst, als. daA Deposit dev Maria Kirchstettcr?' frug der Richter eindringlich ' '„Nein. Nichts sonst>' sägte' der Notar fest. „Es- ist Ihnen wohl klar, daß Ihnen eme momentane .Verheimlichung der wahren Sachlage auf die Dauer nichts nützen würde! Tie Unter suchung wird alles ans Licht bringen! Also Hilst das Leugnen gar nichts!' sagte der Richter streng und blickte angelegentlich auf das vor ihm liegende Formular. „Herr Bezirksrichter

, ich habe offen meine Schuld einbekannt und lviederhole es nochntals: Ich habe die Veruntreuung an dem! Mündelgeld der Maria Kirchstetter begangen!' Notar Erlacher blickte dem- Richter fest ins Gesicht. „Können Sie mir irgendeinen Milderungs grund Ihrer Handlungsweise nennen?' frug der Richter mit einem leisen Anflug von Ironie. „Als Jurist mußten sie sich ja vollkommen über die Tragweite des Diebstahls klar sein!' fügte er kalt hinzu. „Ja. Ich war mir vollkommen klar und be wußt, was ich tat, Herr

Bezirksrichter! Schreiben Sie das auf, bitte! Ich habe gewußt, daß. ich ein Dieb war. Mit voller Überlegung, mit voll kommen klarem Bewußtsein habe ich gestohlen!' Erlacher hatte das mit lauter, eindringlicher Stimme gesprochen und war dem Richter einen Schritt näher getreten. „Also zynisch sind Sie auch noch!' sagte Be zirksrichter Urthaler und runzelte die Stirn. „Es ist doch eine Schande für Ihre Standesge nossen, wenn sich einer von ihnen so weit vergißt und zum! Dieb herabsinkt! Das sollten

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Meraner Zeitung
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Seite 5 von 10
Datum: 12.01.1924
Umfang: 10
. - Der Wahrheit die Ehre zu geben, es war nicht er, es war natürlich die bessere Hülste, die UrMa Katharina Wachvogl, die »ihm in vielen 'bitter- bösen Stunden so lange zugesetzt hatte, bis er mit Gr wMg wie ein treuer Hund zum Bezirks, gericht trottete und dem Richter das Begehren um einverstöindliche ScheWumg vortrug. Zwei Versöhnungsversuche waren schon an dem granitenen Eigentrotz der Waidvoglin ge- fchMert, inUnimehr drohte die Entscheidungs- Waicht. Wer wundert sich, VW >gewailtiger Lärm

sich <mf dem Gerichtsgang schob? „Mr ist, auslassen, s!ag' i, i will nix mehr Wissen»' Der Aktuar iin der kühlen Amtsstube spitzt die Ohren und Pilfftert dem Richter vorstiwdnis- inNilg Au: „Die Wwldviöigellchenl' Der Richter blättert voll Gleichmut Ä den Mjen: der dritte BAfföhnungWersuchl ' Wie von einem Wivbeliwiilnd getragen, stechen sie lbeide plötzlich iM Zimmer. Die Wald- vogHiin, ew derblknochiges Frauenzimmer über ragt ihren Ehegespons beinahe um Hauptes- Wnge. Sie ist nur Kvatft uind GMe und hält mit derber

Faust den Mann am Rock. „Du bleMt', ßagt ?ie mit krästiger Stimme, „grab' auf der Bruck n hat er mir no' davonspringen wollen, so lseiin die Miainjnder, olles Lettfeigjenl' Sljber der Waidlvogl gibt sich nicht sd WM ver- liorien „I will nhx mehr wissen vom ScheNen- lasse^' -Mist er, „mir ig'faW 's Berhewatetsew gang guetl Der Richter hat Mi die grviße HorinhrWe auf- 'gesetzt und äjugt mit mwerhehlter SchaidieNfteude aluif den Men Giiinderi. ^Hätten Sie das z'erfft Magtl' meiwt er mit ßalomonijjlchje

-r Würde. Das trifft beim Maidvqgll in's Schwarze. Wie M Mckel söhrt er oius: „Z'srst lMgt, z'erst g sagt, ja, Herr Mhter, Halb' denn i «wall! g'sagt, i will mi' Weiiden laffMi? WaMn mischt si' 's G'richt in unike Händel, Mmt's Unis M tÜn Frie den leben Hassen?' FHol' ruft idlev Richter. ^Haltung, Wald- oogl, ich bin irvh, wenn ich mit Guch nichts zu tun Hab , Prvmt eine Wellie in dem Akt und Mt dem WcMoogl das Watt mit dem Schei- duWsbegchren unter die Nase. „Mchts mehr wissen?' Wagt er ülw unheimlicher Rtuhe

den Karren zieh'in, jed's Jahr a Kind Wegen, du hofft mi toM her- lg'richtet, aillen Respekt! Der Waldvogi macht nur eine große, gelassene Htmdbewegluny und! sagt: „SÄ still, Weülb, du fast ja aal' „Wer saust?' „Diu siausstl' „Ä saus? Und wenjm i saus, bist du an allem schuld, dann tu i 's aus BetrMmis.' Der WoiWoogil griiintst. ^Und ii aus Freud', dös ist der Unterschied!' Die helle Nachmittagssonne Wütet in das Zim mer, dw Aktuar verbeißt sich w den Federhalter, um dem Lachen zu >me!hiven. Dem Richter

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 18.09.1898
Umfang: 16
desselben nicht widerstehen können. Er habe, wie oft mit Unglück und bedeutenden, Verlust, an demselben Abende mit Glück ind Gewinn gespielt. Der Finanzrath habe mit den anderen verloren, das sei richtig. Im übrigen aber kenne er den .Herrn nicht und habe kein Interesse daran gehabt, sich weiterhin mit ihm zu beschäftigen. „Und doch ist festgestellt', entgegnete der Richter, „daß Sie der Finanzrath am andern Morgen im Fürsten hof besucht hat. Es hat einen scharfen Wortwechsel zwischen Ihnen und dem Verstorbenen gegeben

kann ich keine bestimmte Auskunft mehr geben,' entgegnete Egmont. „Diese Erregtheit Ihrerseits', fuhr der Richter fort, „die man einem Menschen gegenüber, den Sie eben erst kennen gelernt haben, fast Grausamkeit nennen möchte, erklärt sich nur aus einer Annahme.' „Und die wäre?' „Durch die Annahme, daß Ihnen der Finanzrath gedroht hatte.' Er sirirte Egmont scharf; dieser aber sagte ganz un befangen: „Gedroht? Womit?' „Nun etwa damit, Sie wegen verbotenen oder be trügerischen Spiels zu denunzieren

.' „Das ist nicht geschehen,' entgegnete Egmont. „Uebrigens kann ich nicht einsehen, was das mit der gegen mich erhobenen Anklage zu thun hat.' „Gebärden Sie sich nicht so frech,' ermähnte der Richter. „Am späten Abend desselben Tages verließen Sie das Hotel anf einige Stunden. Entsinnen Sie sich dessen?' „Ich weiß eS nicht mehr sehr genau. Es kann wohl sein!' „Das geschah nach den Angaben der Zeugen unmittel bar nach den! Weggange des Finanzraths.' „Ich weiß nicht einmal, ob der Finanzrath an jenem Abend das Hotel

besucht hat.' „Das ist unzweifelhaft,' entgegnete der Richter. „Ebenso ist durch Zeugen erhärtet, daß dem Rath, als er über die Friedrichsbrücke ging, eine schlanke Mannes- gestalt folgte. Am nächsten Morgen zog man ihn als Leiche aus dem Flusse.' Egmont erbleichte, als er den Zusammenhang der Anklage erkannte. „So richtet sich also gegen mich der Verdacht, aus Furcht vor einer Denunziation, den Finanz rath von der Brücke gestürzt und ihn ertränkt zu haben?' „So ist es,' sagte der Richter. „Ich weise

diesen Verdacht mit Entrüstung zurück.' Egmonts Verhalten sowohl in seiner Unbefangenheit als auch in seiner Entrüstung erschien so wahr, daß er entweder ein großer Heuchler oder in der That unschuldig sein mußte. Der günstige Einvruck, den er auf den Richter machte, war ihm nicht entgangen. Die Stimmung des Richters änderte sich aber sofort, als Egmont auf weiteres Befragen jede Auskunft über seinen Aufenthalt in England verweigerte. „Herr Richter', sagte er, „jeder Mensch hat in seinem Herze

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Meraner Zeitung
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Seite 7 von 14
Datum: 22.05.1883
Umfang: 14
. Die Verhandlung spielte sich folgendermaßen ab: Richter: Frau Theresia Mühlmaier, Thür« hüterS-Wittwe, 56 Jahre alt, unbescholten, find angeklagt, daß Sie die Frau Lotto-Collectantin Jda Zweibidl öffentlich in ihrer Colleetur be schimpften. Wie verhielt sich die Sache? Augekl.: Ich bitt', Herr kaiserlicher Herr Rath, die G'schicht ist die: Ich bin beiweitem nicht die Frau die ein' Menschen aufsässig wär', sondern im Gegentheil, mein Mann war, Gott hab ihn selig, «in Thürhüter im Ministerium, darum weiß

ich, waS das ämtliche Sachen be deut'. DaS weiß ich von mein' Mann auS, besser als mancher hoher Beamte, Ihnen ausge nommen, Herr Rath. Richter: WaS wollen Sie damit sagen? Augekl.: Nämlich, daS weiß ich, daß daS gegen daS G'setz iS, daß die Lotteristin Unserein' d'Nummern auslegen soll! Richter: Ich verstehe Sie nicht. WaS meinen Sie denn eigentlich? Angekl.: Wissens, gnä' Herr, da» war so: Neulich iS bei mir a sehr feiuer Herr ausS Kabinet zog'n. I hab ihm g'fragt, wer er iS, wann sein Geburtstag fallt, wie alt

er i» und so weiter, na und da erzählt er mir daß er Ludwig heißt, daS wär' 25 und daß er am 31. Jänner gebürtig iS. Am IS. iS er bei mir einzog'« und 15 fl. hat er glei' ZinS zahlt für» Kammernet und unser HauSnummero dazu i» 56; alSdann da hätt' i 25, 31, 15 und 56 beisamm' g'habt, weil i aber hab' woll'n fünf Nummeru setzen, so bin ich zu der Krau von Zweibidl umi, zu der Lotteristin und Hab'S um Rath 'gsragt. Richter: Ja, ich möchte doch von Ihnen die Ursache und den Verlauf de» Streite» wissen. Augekl.: I bitt, daS kommt

'», der Stuben hätt' 19; da» wär' gar ka üble» Numero.' — Gut. sag' l d'rauf, nehmen wir 15 25 31 19 56. Sie schreibt mir'» ein auf zwanzig Kreuzer und wie i am Samstag zur Lotterie komm', i» richtig IS 25 ZI 47 da. Hat mir dö — Frau, na daß i mi halt mäßigen thu' vor dem hohen G'richt — hat mir dö richtig den 47er auSg'red't, wo t dö schön Nummern setz'. So wa» soll an leicht net magerln? Richter: Darauf hin haben Sie Frau Zweibidl beschimpft? Angekl.: Ah beleil Ich bin nur in d' Collektur eini

um mein Terno; döS war aber nur a Bettel« terno, denn wenn man Fünfe setzt und e» kommen nur Drei, so kriegt ma fl. 26. DöS i» a Bettelterno. Richter: Und haben Sie die Frau be« chimpft? — Angekl.: Ah na, nur g'ärgert hab' i mi. Richter: Frau Zweibidl, Sie haben die Verantwortung der Geklagten gehört, wa» haben Sie darauf zu sagen? Frau Zweibidl: Ich kann nur sagen, wa» n meiner Klag' drin steht: Der Madam' Mühl maier, die schon zwölf Jahr' bei mir setzt, hab' ' den Rath geben, daß den 47er auslasten

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Meraner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 24.08.1881
Umfang: 8
Monat und eine! KzstaeldcS von SD kr. per Tag erhalten, « war vier Tage im Neuste der Gräfin, bestritt für dieselbe allerhand kleine Auslagen im Gefammtbetrage von IS fl. und fordert daher von Brandenburg 45 fl. Richter: (Zu dem Geklagten). Man hat bei Ihrer Ergreifung in Jhr'.m Besitze einen Betrag von 80 fl. gefunden und eS hat Ihnen Ihr Herr Untersuchungsrichter wiederholt zneredet, den Ansprüchen deS annen Mohren gerecht zu werden, wann» weigerten Sie sich dennoch, denselben zu zablen

? — Geklagter: Weil einen derlei Leute immer betrügen. — Richter: Nun, Sie haben es fürwahr nicht nothwendig, andere Leute deS Betruges zu zeihen, ich verbiete eS Ihnen übrigens aus das Strengste, den Klüger zu beleidigen. — Nochmals frage ich, viarum »ollen Sie nicht zahlen? — Geklagter: Weil ich die geforderte Summe zu zahlen nicht verpflichtet bin, denn sehen Se mal, Herr Richter, wie komm ich denn dazu, den Mohren für 14 Tage zu zahlen, ich hab ihn ja überhaupt nicht für mich, sondern für meine Frau

aufgenommen. — Richter: Sie hatten die Gewissenlosigkeit, ihn für Ihre Frau, die sie als Gräfin ausgegeben haben, aufzunehmen, daher sind Sie verpflichtet, ihm den rückständigen Lohn und für die vierzehntägige Kündigungsfrist das Kostgeld zu zahlen. — Geklagter: Er verlaugt aber noch löst., die soll meine Frau bezahlen. — Richter: Nein, Sie haben zu zahlen, weil Sie dem Kläger bei der Aufnahme bedeutet haben, er möge die kleinen Auslagen für die Gräfin bestreiten.— Geklagter

, warum läßt sie Kutscher auch trinken, armer Abdu hat Freude gehabt, daß er ist ge kommen zur Gräfin, die Fahrt im Prater und hat so guteS Erz, daß zahlt kie Mohr und Kutscher Bier, is böse Gräfin, daß sie laßt Mohr zahlen, und (weinend), o kann ik gar nit sprechen, armer Abdu . . . Der Kläger de- taillirt unu genan die Auslagen, die er für die „Gräfin' bestritten und wird nun von dem Richter in Eid genom men. Diese Formalität ist sehr interessant, denn Abdu Gindie ist Mohamedaner. Der Richter hält

ihm zunächst die Wichtigkeit deS Eides, die Allwissenheit GotteS, bei dem er den Eid schwören wird, und die Strafe deS fal schen EideS vor; sodann läßt er ihn die allgemeine Be- eidigungSformel, daß er über Alles, worüber er gefragt wurde, die reine und volle Wahrheit, uud nichts als tue Wahrheit ausgesagt habe, nachsprechen. Bisher hat der Richter in der Ansprache an Abdu Gindie das «Sie' angewendet, jetzt aber, nachdemder Kläger die Beeidigung» formel nachgesprochen, srägt ibn der Richter: „Schwörst

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Seite 2 von 12
Datum: 18.03.1894
Umfang: 12
die arme Witwe eintrat. Sie mußte ihr Heim verlassen und mit ihrem Kinde ein bausälligeS Seitengebäude beziehen, während der älteste Sohn sich den ganzen Besitz seines BaterS aneignete. ES blieb der Witwe, wenn sie nicht Hungers sterben wollte, nichts übrig, alS die Weisung ihres Gatten zu befolgen. Sie nahm daS Aquarellporträt, begab sich damit zu Ting Sing und bat ihn, ihr zu ihrem Rechte zu verhelsen. Da die Familie und deren Geschichte im ganzen Orte bekannt war, fühlte der Richter, daß sein Rus

der warmen Flüssigkeit ergoß sich über das rSthselhafte Aquarell. DaS feucht gewordene Papier wurde durchsichtig und Buchstaben schimmerten durch die bemalte Oberfläche. Der Richter riß die obere Papierschichte ab und fand zwischen dieser und der Papp», auf welche da« Bild geklebt war, ein zusammenge faltetes Dokument: den letzten Willen des Verstorbenen, mit dem KvdiM, daß Ting Sing als Belohnung sür die Hilse, die er der armen Witwe angedeihen lassen werde, 2000 Unzen Silber, die nebst einem großen

Schatz an einem genau bezeichneten Orte verborgen lagen, behalten dürfe. Der Richter memorirte das Testament, bis es sich Wort für Wort in seinem GedächniS eingeprägt hatte, dann zerstörte er eS und ließ dem Angeklagten sagen, daß er ihm wichtige Mittheilungen zu machen habe. Als dieser bei ihm eintrat, lud er ihn ein, auf dem Divan Platz zu nehmen. Der Richter aber that, als ob er einen unsichtbaren Gast aus'S ehrerbietigste begrüßte. Er ging ihm fast bis zur Thür entgegen und führte

den unsichtbaren Jemand ans den Ehrenplatz und schien sich angelegentlich mit ihn zu unterhalten. Der angeklagte Sohn glaubte, daß der Richter plötzlich den Verstand verloren habe. Ting Sing verfiel in eine Art Verzückung und wandte sich mit den Worten an ihn: „Mein Sohn, nach meinem Tode hast du mein Weib aus dem Hause gejagt, dir mein ganzes Eigenthum angeeignet und meinem Jüngsten den ihm gebührenden Antheil vorenthalten. Du hast mich im Grabe beleidigt und meinen Zorn wachge rufen! Wenn du deine Sünde

bereust und mein Vermögen sofort meiner Anordnung gemäß theilst, will ich dir vergeben; aber wenn du dich weigerst, sollst du niemals erfahren, wo ich meinen werthvollsten Besitz versteckt habe.' Der Sohn konnte sich nicht länger enthalten, dem Richter zu sagen, daß er von einem Dämon besessen sein müsse und daß er seinen Worten keinen Glauben schenken könne. Der letztere veisicherte ihn, daß der Geist des Verstorbenen, der auf dem Ehrenplatz sitze, ihm die Worte eingegeben habe. Aber der Sohn

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Seite 1 von 10
Datum: 30.08.1888
Umfang: 10
, dagegen habe ich den Ausdruck „intellectueller Urheber' nicht gebraucht und dem Herrn Decan eine strafrechtliche Mitschuld nicht vorgeworfen. Die Angaben der Anklage^ hierüber sind unrichtig und entstellt. Ich beantrage, den betreffenden Passus aus dem Protocolle der Hauptverhandlung vor zulesen und den Zeugen Dr. v. Kißling vorzuladen, woraus sich ergeben wird, daß ich blos von einer mora lischen,: nicht von einer intellectuellen Mitschuld gesprochen habe. , ^ - Richter: Haben Sie. den Ausdruck

Handlungsweise aufmerksam zu machen und sie davon abzuhalten. - ^ . ° - L) habe der Herr Decan^ den Erbsinteressenten gegenüber den Besitz des Sparcässebuches -verleugnet.' ' ! 3) habe der Herr Decan vordeinUttters u ch-- ungsrichter unrichtige Angaben gemacht und sich sogar in.Lügen verwickelt. - - Dr. Huber protestirt gegen die Ausdrucksweise des Angeklagten:!und-'will .sich in Bezug aus die von demselben vorgebrachte Jnvectiven Alles vorbehalten. - ! ! /I Richter (die Verlesung unterbrechend): Herr Decan

/ warum haben Sie zu den Erben nach Johann Schrötter, als sie zu Ihnen kamen, gesagt, daß Sie vom Sparcassebuche-nichts wissen?. , -v- . : ^ Decan Glatz gibt. eine ausweichende -Antwort. . Richter:-Aber. einm..Grund müssen Sie doch ge- habt haben. - ^ Decan: Der Grund war,' well ich mich nach Zurückgabe des Buches in nichts mehr.einmischen und mich neutral halten,wollte. - :. i.'? . Richter: Das ist genügend. !Der Richter .setzt nnn die-Verlesung des Protocolls fort. - Nach Verlesung der ersten

, daß das Wort „blos' lim Protocolle nicht vorkommt.. . ! Richter.^constatirt dies und verliest weiter die Aussagen des Decans vom 20. September und 15. No vember v. Js. .. . .. Nachdem Dr. Christomannos wiederum auf die in diesen Aussagen befiMichen Widersprüche auf merksam gemacht hat und der Richter den Herrn Decan auffordert, seine widersprechenden Aussagen näher zu be gründen, erklärt . . , - ' —Decan Glatz, daß seiner Ansicht nach der Seel sorger das, was er in seinem Amtszimmer unter vier Augm erfahre

, als ein anvertrautes Geheimniß zu be wahren und nicht 'auszusägen habe.^/ -j z Richter: Das mag im Allgemeinen richtig sein, nicht aber bei gerichtlichen Aussagen. Decan: Ich habe die ausdrückliche Frage des Richters als zwingenden Grund betrachtet und als ich befragt wurde, 1 habe ich gleich gesagt, daß das Büchel nicht bei mir war. Es ist nicht richtig, daß ich zu dieser Aussage genöthigt. wurde. Ich habe die Frage gleich beantwortet und gleich den Grund angegeben, obwohl ich nicht gefragt worden

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 24.03.1888
Umfang: 16
, daß die Schrötter eingesperrt sei. Die meisten Leute baben darüber mehr gewußt als ich; ich, der angebliche Gönner und Beschützer der Anna Schrötter. >- Richter: Hat die Schrötter beim ersten Male nach dem Tode ihres Mannes gejammert, daß ihr Mann nichts zurückgelassen und daß sie eine arme Wittwe sei. Glatz: Nein. Richter: Es kommt nur in den Aussagen der übrigen Zeugen dieses vor, daß sie erst später gesagt, daß ihr der Verstorbene das Büchel geschenkt mit dem Bemerken, daß sie den Fruchtgenuß

oder dagegen gehabt. Daher ist mir nichts aufgefallen. Richter: Das Mißtrauen gegen diese Person scheint schon daraus hervorzugehen, daß sie den Meßner gefragt. Sie müssen gedacht haben, ich will mit dieser Person nichts zu thun haben. — Glatz: Im Gegen theil. Die feste Bchauptung der Wittwe hat mir den Eindruck gemacht, als ob die Aussage richtig sei; nur daß es Streitigkeiten geben könnte, befürchtete ich. Dr. Ehristomannos: Hat Ihnen der Untersuch ungsrichter nicht gesagt, daß Sie alles zu sagen hätten

nie rufen sie sehr aufgeregt war und nervös ist. >^n Glatz: Hernach sind die Erben gekommen. für überflüssig. Richter- Hat Ihnen Siegel geistl. Verschwiegenheit bekannt sei. (Eideserinnerung an Seelsorge>.) Der Richter schließt diese Frage aus. Richter (aus die Uhr blickend, ungeduldig, in heftigem Tone): Ich glaube, daß der Gegenstand voll» ständig erschöpft ist. Ich habe den Herren ohnedies schon zu viel Spielraum gelassen. Wir kommen sonst nicht zu Ende. ^ Dr. Ehristomannos: Darf ich überhaupt

, wenn er über Vorgänge m der priesterlichen Amtswohnung aussagen soll, ist auch der Schlüssel für die Reservirtheit meiner Angaben in der Voruntersuchung. ^ , Dr. Christomanno s': Es kommt vor, daß sie bei einem Dienstgeber der Schrötter Erkundigungen über sie eingezogen. Warum haben sie das gethan, wenn sie in die Verläßlichkeit der Schrötter keine Zweifel gesetzt? Glatz: Das habe ich nicht gethan. Dr. Ehristomannos: Sie haben beim Meß ner (Kkundigangen eingezogen. Es befindet sich in den Acten. Der Richter

zwischen >w°''zu <°°r. R-chmM°z ^ p» ^ ih« W->g'm°g d,m i' s,ch «„„y nicht i° sehr auf diesen Au?P g » Et,fabrth, dle m- würd- M> ledigen. keine Frage mehr an den Herrn Decan stellen? Richter: Nein. — Dr. Ehristomannos: Dann beantrage ich, nochmals die Vernehmungen des Herrn Decan aus der Voruntersuchung zu verlesen. Richter: Ich finde das überflüssig und nicht zuzulassen. Dr. Ehristomannos: Es bildet das Hauptthema meines Wahrheitsbeweises, daß der Herr Decan in der Vor untersuchung Unwahrheiten gesagt. Ich habe das pro

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Meraner Zeitung
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Seite 11 von 14
Datum: 28.10.1910
Umfang: 14
! Freitag 38.^ Oktober Zl.910 .Meraner Zeitung' Nr. 129. Seite-9 zz Las stille Nrst. Ein Tirol« Roman von Rudolf Gretnz lRachduck »erbot«» Hab' nix g'sagt, Herr Richter! Gar nix hab' i -g'sagt! I woaß heut' nit, was i red', yerr Richter! I bin. soviel konfus. - .I. nmaß iatz grill»' hoanirennen!' rief Kirchstetter ver wirrt und vermied es, den Richter anzusehen. »Schon gut, Kirchstetten Schon gut. Also morgen dann kommen Sie zu mir. Ta müssen wir'die Sache zu Protokoll nehmen —' ' „Heilige

Mnatler Gottes! Und die Frau und die Kinder!' ' „Ihre Frau und Ihre Kinder sind's doch nicht/ Kirchstetter!' sagte der Richter kalt. will nit lein Unglück hab'n, Herr Richter! I Hab'-ja koa .Anzeig' nit erstattet! Sie wissen ja von nix! J wocch ja heut' überhaupt selber nit, Was i öaher red'!' „Adieu, Kirchstetten Bis morgen!' Ter Richter? reichte dem Manne die Hand hin. Ter ScUosser legte zögernd seine derbe Arbeitshand in die feine, wöhlgepflegte Rechte des' < Herrn Bezirksrichters. >Me Untersuchung

. wird lehren, inwieweit, der Herr Notar schuldig? ist!' sagte der Richter. „I bitt' I hnen, Herr Bezirksrichter...' flehte Kirchstetter. , ,^Fch Muß meine Amtspflicht tun,' Kirch stetter! Wohin kämen wir sonst! Und Ihre Pflicht ist es, mir keine Schwierigkeiten zu mache«! Sie müssen wahrheitsgetreu alles sagen, was Sie Nnssen, wie Sie der Sache aus die Spur kamen. Bedenken Sie, daß auch auf Sie ein großer Teil der Verantwortlichkeit fällt!' „Herr Richter, dös woaß i ja! Tos mach mi ja ganz narret

! I Hab' meiner Lebtag lang mx .mit'm Nrickt z' tuan g'habt. I Hab' nia nit an Streit g'habt mit omr' und nia nit Klag'. Und iatz auf oamal kommt so was daher!' Deut.Mann wurde sichtlich leichter, daß er nun frei von der Leber weg reden konnte. . „Gehen Sie jetzt nach Hause und bereiten Sie mir keine Schwierigkeiten!' sagte der Richter. „Morgen früh Machen Sie beb mir in aller Form die Anzeige gegen den Notar.. Und wenn Sie's nicht machen, Kirchstetten so bor ich gezwungen, im! Auftrag der Obervormundschaft

gegen Sie und den Notar die Untersuchung einzuleiten!' - ? „Gegen Mi aa? Iessas, Maria und Josef! I Hab' do nix ang'stellt!' rief der Schlosser bestürzt. „Tie Anzeige wegen. Veruntreuung von Mündelgeldern haben Sie, dann als Vormund unterlassen! Verstehen Sie mich?' fragte der Richter streng. ' „Iva. I versteh' schon. Alsdann in Gottes namen mach' i halt die Anzeig'!' sagte der Schlosser und schlug langsam und gedrückt den Weg gegen das Malser Tor ein, um heimzu kommen. Drittes Kapitel. Ein Heller, schöner

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 14
Datum: 18.06.1909
Umfang: 14
', mit allen gegen 10 Stimmen angenommen. Es folgt Min die Verhandlung über die Orts gruppen-Gründung Grazj innere .Stadt. Der Verlauf der Angelegenheit ist kurA folgender: Herr Moritz Richter kam gegen Ende Januar ds. Jrs. bei der Hauptleitung um die Erlaubnis ein, als Proponont eine Ortsgruppe Graz innere Stadt Kr gründen. Da kein Grund vor handen war, ihn Zurückzuweisen, erhielt er die selbe. .Nun ging Herr Richter an die Arbeit und lud seine Gesinnungsgenossen) die Ehrist- lichsozialeu, zur konstituierenden Versammlung

ein, die am 4. .Februar stattfinden sollte. Nun hatten aber die freiheitlichen Südmärker, die offenbar Herrn Richter besser kannten, als die Hauptleitung, davon Wind bekommen und kamen ebenfalls in hellen Scharen herbeigeströmt. So ging die Sache schief; statt Richter wurde ein freiheitlicher Vorsitzender gewählt, statt seinen Parteigenossen kamen Freiheitliche in den Aus schuß Md Richter mußte unv errichteter Dinge abziehen. Er beschwerte sich bei 'der Haupt leitung und diese erkannte die neue Ortsgruppe

nicht an mit der Begründung, daß es eine Orts gruppe mit Mitgliedern sei, die der Proponent nicht aufgenommen Habe. Vielmehr wurde Richter mit einem neuen Mandate ausgestattet und schritt Ende FebrUar zur abermaligen Gründung. Diesmal war er schon vorsichtiger geworden Und Welt die Sache sehr geheim^ so daß 'die'Frei heitlichen erst am Vormittage, also wenige Stun den vor der gründenden Versammlung, davon Kenntnis erhielten. Als sich nUn mehrere sofort Min Proponenten begaben, um ihren Eintritt anzumelden

, da war der Herr Richter ganz ein fach eben den ganzen Tag nicht zuhause, so daß sie nichts anderes tun konnten, als sich abends ins GründUngslokal zu begeben. Dort wurde ihnen der Eintritt verweigert mit dem Bedeuten, sie hätten als nicht angemeldete Mitglieder in der Versammlung nichts M suchen. Ms es darüber zjum offenen Skandal kam, wurde die Sitzung voliMilich aufgelöst und Richter begab sich mit seinen Getreuen in ein bereits früher verabredetes Lokal, Um dort mit Hilfe einer § 2- Versammlung

die eine für, die andere gegen die Anerkennung war. Herr Moritz Richter erklärte sich nUn bereit, sich d>em Richterspruche der Hauptversammlung, auf die er anscheinend große Hoffnungen setzte, Hu unter werfen. 'Er erschien also selbst in der Haupt versammlung Und erstattete in längerer, oft durch leidenschaftliche Zwischenrufe mtterbrochöner Rede Bericht darüber. Und nUn geschah.etwas Un erwartetes. 'Herr Dr. Durner von der Haupt leitung meldete sich Kum WorW underklärte im Namen der Minderheit, die also bisher für die Anerkennung

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 24.03.1888
Umfang: 16
540 Meraner Zeitung ich nur die Intention habe, die Defensive zu ergreifen, bin ich jederzeit bereit, mich zu vergleichen, wenn mir mein Herr Gegner eine Ehrenerklärung gibt und die Schmähung zurückzieht. Wenn das nicht geschieht, muß ich die Aeußerungen sachlich zurück weisen. ' v Christomannos: Ich habe nur auf Grund schwer wiegender Belastungsgründe meine Aeußerungen gethan und werde sie daher nicht zurücknehmen. Nach Vernehmung der Zeugen verliest der- Richter die Anklage. Dieselbe lautet

L e e b erklärt ebenfalls, daß der Sinn der betreffenden Aeußerung des Dr. Christomannos dahin gegangen sei, daß sich Decan Glatz zirar keiner strafrechtlich verfolgbaren, wohl aber unmoralischen Handlungsweise schuldig gemacht habe. Zeuge L.G.R. Baron v. Giovanelli kann nicht bestimmt angeben, ob Dr. Christomannos die Worte „moralischer Mitschuldiger' oder „intellektueller Urheber' gebraucht habe; er hält übrigens beide Aus drücke so ziemlich synonym. Der Richter stimmt dieser Anschauung

, sondern über die der An geklagten.' Der Richter schreitet nun zur Vernehmung der weiteren Zeugen. Zeuge Dr. Carl Pallang ist zur Verhandlung nicht erschienen. Dr. Christomannos beantragt, die Aus sage, die Dr. Pallang in der über seinen Antrag vom k. k Kreisgerichte Bozen gegen Decan Glatz eingeleiteten Voruntersuchung abgegeben, zur Verlesung zu bringen, weßhalb der betreffende Act vom Kreisgerichte sofort requirirt wird. i Als nächster Zeuge erscheint nun Herr Ignaz Hohenauer, Auscultant bei dem k- k. Bezirksgericht Meran

, welcher in der Affaire Schrötter als Untersu chungsrichter fungirt hat. Richter: Ich ersuche Sie, mir in Kurzem das Bild der von Ihnen abgeführten Verhandlung zu geben, aus welcher sich ergeben dürfte, in welcher Weife der Herr Privat - Ankläger auf Anna Wittwe Schrötter ein gewirkt haben mochte, um den gesetzlichen Erben des Joh. Schrötter das ihnen zufallende Sparcafsebuch vorzuenthalten und zu entziehen. — Zeuge: Eine Art und Weise der Einwirkung konnte im Proceß nicht con- statirt werden. Nur insofern liegt

ein Anhaltspunkt vor, daß sich mehrere Erben des Schrötter zu Decan Glatz begeben und sich nach einem Sparkassebuch erkun digt hatten. Auf diese Anfrage hat der Decan zur Ant wort gegeben (ich kann mich an den Wortlaut nicht erinnern), er wisse nichts, oder, wenn er etwas wisse, würde er nicht verpflichtet sein, ihnen Aufschluß zu er theilen, weil Schrötter darüber verfügt haben wird. Richter: Ist die Beschuldigte wiederholt zum Herrn Decan gekommen?.— Zeuge: Die Schrötter hat dies wohl zuerst in Abrede

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Meraner Zeitung
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Seite 7 von 12
Datum: 01.02.1924
Umfang: 12
Der Vollmond steht. Faiyllweißi im Schnee Die Berge schimmern, lDie Wälder -stumm, Ein Gralsgeoet — Noch schläft die Welt ' Den dumpfen Schlummer, In Blut und Rausch Und Wust versenkt. Bald sprüht uns Tag Und aller Kummer Abfliegt, von Sonnen- Glanz verdrängtl 21. Jänner 1W4, dem Sterbetage Lenins. Dr. Hans Schu ma nn. Die Attersgrenze der österreichischen Richter. Im österreichischen Nationalrat hat Abg. Richter und Genossen einen Geisekentwurf be treffend die Hinaufsetzung der Altersgrenze der Richter

eingebracht, durch den bestimmt werden soll, daß die Richter mit dem aus die Vollendung des 7l>. Leibensjcchres sollenden 31. Dezember m den dauernden Ruhestand zu treten haben. Zur Begründung fährten die AntraUteller aus: Die Gertchtsverfassungsnovelle setzt die Altersgrenze für die Richter mit dem 65. Le- ibensjahre fest. Die jetzigen Verhältnisse lassen diese Bestimmung als unzwieckmäM erscheinen^. Es ist allgemein bekannt diah derzeit die Gerichte noch überlastet sind und bis zur endgültigen

Li quidation der Rückstände aus den außerordent lichen Verhältnissen der letzten Bahre überlastet sein werden. Es ist gewiß MWveckmäDg, voll- ausgebildete und gerade wegen Wer Erfahrung wertvolle Kräfte in den Ruhestand zu schicken und sie durch jüngere Kräfte zu ersetzen, die die Erfahrungen der Weiteren! erst HanMam erwer ben müssen. Da beim Abbau der übrigen Biun- desangestellten das Prinlzip der Altersgrenze fallen gelassen wurde, erscheint es nicht unbillig, auch dem bewährten Richter die Möglichkeit

zu geben, seine Kräste noch weiter dem Dienste der Republik zu widmen. Bei jedem Jahreswechsel in der letzten Zeit war noch dier Verlust wert- ,voller und guter Richter aus Grund der beste- hlenlken Aoirffchriften > über die Altersgrenze zu bedauern. Das sich so oft gegen den Richterstand äußernde Mißtrauen breitester Schichten der Bevölkerung ist Mist auf die Amtsführung jün- gerer Richter au setzen, die offenhav noch nicht die innere Neffe gewonnen 'haben, die sie zu ihrem hohen Amte brauchen

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 12.07.1889
Umfang: 6
gegen den Hausbesorger Franz Kraupa eine Klage, weil er von demselben mißhan delt worden war. Die Gattin Hand's, welche von diesem als Zeugin geführt wurde, weigerte sich, den ihr vom Richter Dr. Zankl auferlegten Eid zu leiste», daß Alles, was sie vor Gericht ausgesagt habe, aus Wahrheit beruhe. Alles Zureden des Richters, sich diesen vom Gesetze vorgeschriebenen Anfor derungen zu sügm, blieb bei der Frau erfolglos. Zuletzt brach sie in convulsivifches Schluchzen aus und schrie: Herr Richter

, machen Sie mit mir, was Sie wollen, sperren Sie mich ein oder henken Sie mich auf — Ich schwöre nicht! — Richter: Sie erschöpfen meine Geduld- Warum sind Sie denn so eigensinnig? Oder wollen Sie etwa aus falsch ver standener Religiosität nicht schwören? — Zeugin: Nein, nicht deshalb. — Richter: Also aus Eigensinn verweigern Sie den Eid? Bedenken Sie, daß es in meiner Macht liegt, Sie em- Pjindlich dafür zu strafen. Ich kann Sie augenblicklich in den Arrest führen lassen. Sagen Sie mir den Grund, wes halb Sie nicht schwören

wollen. — Eine Weile schwieg die Frau, dann sprudelte es aus ihr hervor: „Wegen eines sol chen Mannes, wie mein Gatte ist, schwöre ich nicht!' So viel Haß lag in diesem Ausrufe, daß selbst der Richter eine Weile ganz betroffen blieb. Die Frau war nämlich der Meinung, daß ihr Gatte den Proceß nur dann gewinnen werde, wenn sie einen Eid leisten würde. Und diesen Erfolg für ihn wollte sie nicht. — Richter: Also Sie zwingen mich, Sie wegen Eidesverweigerung in Strafe zu nehmen? Beden ken Sie Ihr kleines Kind

. Was soll mit dem geschehen, wenn Sie eingesperrt werden? — Zeugin: Das ist mir gleich. Wegen eines Mannes, der mit der ganzen Welt streitet und auch mich mißhandelt hat, schwöre ich nicht. — Richter: Dann verurtheile ich Sie aus Grund des H 160 St. P. O. zu einer Geldstrafe von dreißig Gulden, im NichteinbringungS- salle zu sechs Tagen Arrest. Diese Strafe haben Sie morgen zu erlegen, widrigenfalls Sie zum Strafantritte gezwungen werden. Der Richter ließ hierauf die Frau, deren Rachege fühl nun abgekühlt schien

lv kr. ab vorrätig in allen feineren Spiel- u.mre» Glsckäftrn. Man nehme nur Kasten mit ..Anker'. Illustriertes Preisbuch versenden franko F. Ad. Richter k Cie., Wie», l. Nibelungeng. 4.

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 12.06.1923
Umfang: 6
im allgemei nen. erklärte jedoch, daft die Lage in Vul- garien abfolul nich t geklär t sei. Französische Justiz. Von Dr. Piesberten. Im Rheinlande Ist seit langem bekannt, daß die „Rechtsprechung der französischen Kriegs gerichte die Menschenrechte in brutaler Macht« Willkür mit Füßen tritt. Dag Rheinland weiß, daß die Schandsprüche der französischen Offi ziere lediglich aus politischen, agitatorischen Gründen, wie aus Gründen der Gerechtigkeit gefällt werden. Die Richter urteilen im Inter esse der Macht

. Der Verteidigung des sich selbst als Fran zosenfreund bekennenden Schweizer Rechts anwalts Moriaud, eines Verteidigers von inter nationalem Ruf, seien folgende Sätze entnom men, denen gegenüber iedoch die französischen Richter taub blieben, und die das Kriegsgericht nicht abhalten konnten, einen Sckandspruch zu fällen, der jedes Vertrauen in die französische Rechtssprechung sllr alle Zukunft vernichten muß: ,/Sie, meine Herren, sind Richter, und Sie vertreten die französische Justiz und Sie wer den nie

vergessen, daß Sie Richter sind. Das französische Voll, meine Herren, erlaubt nicht, baß Irrtümer und Unwahrheiten den Namen des französischen Volkes beschmutzen durch die Verurteilung dieser Leute. Das französische Volk will nicht, daß man einen iFehlsvrum tut. Es will Recht, das volle Recht. Es givt nichts, was die Anklage bestätigt hätte. Die Aussagen, auf die sich der Ankläger glaubt stützen zu dürfen, find erlogen, vollkommen erlogen. Ich will nicht weiter sprechen. Ich schwelge

schen Richter die Gerechtigkeit über alles stellen, daß >keine andere Macht sie beherrschen kann noch darf. Ihr gerechtes Urteil wird der Ach tung begegnen, auf die sie berechtigten An spruch hat.' Trotzdem wurden unschuldia Angeklagte, die in vorbildlicher Weise treueste Erfüllung der Pflichten gegen ihr Vaterland bewiesen haben, deutsche Männer, die in unerhörter Vertau- schung der Rollen als unschuldige Sündenböcke für die Bluttat lhrer Richrer vor dem Tribunal erscheinen müssen, insgesamt LS9

des sranzii fischen Staatsanwaltes und dem Plaidoyer de» Verteidigers das Urteil in allen Einzelheiten von einen, Richter oder französischen Zeugen mitgeteilt worden. Die Urteilverkttndignng hm diese Voraussagen stets bestätigt. Die Urteilsverkündigung findet nicht in Ge genwart des Angeklagten statt. Dieser erW, von seinem Schicksal entweder durch den richlsschreiber oder seinen Anwalt Kennlnl» Sollten die französischen Richter sich schäme» oder nicht den Mut haben, bei Vertünduin d, > Urteils

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 19.06.1883
Umfang: 8
hat am ö, Juni daS Justizreformgesetz mit 357 gegen 129 Stimmen angenommen. Nahe an huiidert Deputnte fehlten oder enthielten sich der Ab stimmung. Während der vierzrhntägigen DiS kussion gab man sich nur die Mühe, daS Gesetz zu entschuldigen, resp, für mildernde Umstände zu plaidiren. Die Unabsetzbarkeit der Richter war, wie sie s überhaupt ist, so auch in Frankreich eine der geheiligtsten Einrichtungen der alten sozialen Ordnung. Die Opportunisten haben nun zwa> nicht die Unabsetzbarkeit für alle Zeiten

angestellt hat, tritt die Unabsetzbarkeit der Richter wieder in Kraft. - ^ Der zweite Theil deS Gesetzes bezieht sich auf die Verurtheilung solcher Nichter. welche in Ihrem Amte und Berufe gefehlt haben. DaS bisherige Gesetz verlangt, daß der pflichtvergessen Richter von dem KassationSgerichtShofe abgmrthei werde. Nach den neuesten Bestimmungen wird der schuldige Richter vor cine Spezialkommission gestellt, deren Mitglieder zu je einem Drittel vom Senate, der Deputirtenkammer und dem KafsationShofe

gewählt werden. DaS ist in großen Zügen daS so pomphaft »gekündigte neue französische Justizreformgesetz. Dasselbe tastet daS bisher als ein Hauptsundament jedes freiheitlichen StaatSwesenS verkündete )ririzip der Unabhängigkeit deü RichterstandeS in gröbster Weise an. Die Richter unterliegen insgesammt der diSkretionären Gewalt der Re- gierung. Allein man muß sich doch hüten, über daS Ziel objektiven Urtheils hinauszuschießen. Der erste Punkt, die Absetzbarkeit der Richter, st unbedingt zu verwerfen

. Der Richter, auch der schlechte, bedarf nothwendiger Weife deS größtmöglichen MaßeS äußerer Unabhängigkeit, um die schwere Aufgabe innerer Freiheit zu er füllen. Aber wie steht eS mit dem zweiten Punkte, nach welchem pflichtvergessene, unwürdige Richter nicht mehr nur von Berufsgenossen, sondern von einer gemischten Kommission ab geurtheilt werden sollen? Wenn ein Journal diesbezüglich sagt: .Nach der Verfolgung der Geistlichkeit, der Vernichtung der Schule, nach dem von Thib-udin ausgeführten Attentate

» reich nach den Unglücksschläzen des Krieges eben aufathmen konnte, da erhob sich ein gellender Nothschrei an allen Punkten deS Landes und richtete sich an die gesetzgebende Macht sowohl wie an die Exekutive: Befreit unL von unseren Nichtern I Dieser Nolhschrei war nicht einem un» gerechten oder revolutionären Gefühl entsprungen, er war der AnSdruck eineS Bedürfnisses, welches Erfüllung heischte. Die Reinigung deS Richter standeS von seinen unlaut»ren Elementen ist ein Werk der öffentlichen Wohlfahrt

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 12
Datum: 21.01.1882
Umfang: 12
Zweites Blatt der Meraner Zeitung Nr. 9 vom 21. Januar 1881. ) Kerichtsaal. Wien, 17. Jänner. EinMano in.defekter Kleidpng, mit kupfer rother Nase, graumelirtem,- struppigem Vollbarte, daS Prototyp deS echten Vagabunden, wird dem Richter deS Bezirksgerichtes ! Mieden als Häftling vorgeführt. Der Mann wurde in trunkenem Zu stande aufgegriffen und weit er sich nicht mit Arbeit und Unterstand auszuweisen vermochte, wegen Uebertretüog deS VagadundengefetzeS dem Bezirksgerichte übergebe». Richter

. Ihr Name ist Alfred Scherz, Sie find 49 Jahre alt, waS ist Ihre Beschäftig uog? Ang. Ich habe die Ehre, j«tzt nichlS zu sein. — Richter. Und waS waren Sie? — Aug. Darüber schweigt die Geschichte.— Rich ter. Sie werden in der Polizeinote als ein un verbesserlicher Vagabund und Bettler bezeichnet. — Aug. Das mag schon seine Nichtigkeit habe?, aber ein Vagabund, nein, mein Herr, da« bin ich doch nicht. — Richter. Ihr Ausfehen. Ihr Lebenswandel, irSbesondere aber die Thatsache, daß Sie weder Unterstand

noch Arbeit haben, berechtigen die Behörden, Sie einen Vagabunden zu nennen. — Ang. Nein, Herr Richter, Sie täuschen sich dennoch, erstens in meiner Person, und zweitens darin, daß Sie. wir iwpntiren. ich hätte keine Arbeit und keinen Untnstand, ichhabe Unterstand und Arbeit bei »einem Bruder Ru dolf/d«m Nähmaschinen-Fabrikanten. — Rich ter. Nun, Sie werden hören, wie Ihr Brnder über Sie denkt. Ich bitte Herrn Rudolf Scherz hereinzukommen. Zeuge Rudolf Scherz schildert seinen Bruder mit: folgenden Worten

: Herr Richter! Der Mann, der leider so tief gesunken ist. hat vor wenigen Jahren roch eben so wie Sie heute „Recht gesprochen. Er war königlich preußischer KreiSrichter mit 2VVV Mark Gehalt. Er wurde seiner St, lle verlustig, aus dem preußischen Staats dievste entlossen und h»ute — Angeklagter (seinen.Brüder üoterbrccheud). Aber Rudolf, daS gehört ja doch nicht hieher. Zeuge (fort fahrend). Sie können eS wir, Herr Richter, gar nicht glauben, wie viel Herzleid mir mein Bruder !fchon verursacht

.' StaatS'an waltschaft- sicher Funktionär. > Ich wyrde mich mit Ahnen wegen He^ -DegriffeS .Vagabund' < nicht Erörterungen^eivlafsenf sondern begnüge mich -den Antrag auf Jhre Verurtheilung-wegen Ueber- -MtuuaW» M MiVaMdeogefetztS zu stellt». Mo g e kl ä g t^e r. ^Herr » Richter,- sehe wohl ein, DaßSie dieS thun müssen, also verurtheilenSie mich. Der Ritter erkennt im Einue deS staatSaü- waltlich?» Antrages! und? bemißt die Strafe mit drei Tagen Arrests^ 8r. Bl. Verschiedenes. L.Mau.schreibt ouS Trient

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Seite 9 von 10
Datum: 10.06.1882
Umfang: 10
im Kops fühlte. Ich verlange für mnnen zerrissenen Hut acht Gulden und für einen Wagen, den ich benutzte, zwei Gulden Ersatz und außerdem Bestrafung der beiden Herren wegen Ehrenbeleidigung.' Ueber die Anklage fand heute die Verhand lung vor dem Einzelrichter Dr. Schörghuber statt. Da die Adresse des Herrn Reiner erst heute be kannt wurde, so belehrte ihn der Richter, daß ihm daS Recht zustehe, die Verhandlung bezüglich der gegen ihn laufenden Klage vertagen zu lassen. Herr Reiasr that

Sie weiter!' war seine Antwort. Ich verlangte abermals die Bestimmung von Zeit und Ort, wo er diesbezüglich mir Aufklärungen geben wolle. Die Frau schrie nun unbändig und es sammelten sich Leute an. Da sah ich nun, daß ehr- und schätzbare Familien von solchen Leuten angegriff.n werden, die aber nicht den Muth haben, für ihre Angaben einzustehen. DaS brachte mich in Er regung und so züchtigte ich ihn moralisch, indem ich den Stock gegen ihn erhob. (Der Kläger Herr Spitzer lächelt.) Richter. ES scheint

doch, daß die Züchtigung eine etwas materiellere gewesen ist. — Herr v. Bodanyi. Der Kommissär fragte ja Herrn Spitzer, ob er auf körperliche Verletzungen seine Klage erhebe; er erhob sie nicht. Dr. Neuda. WaS wollten Sie von Spitzer? — Herr v. Bodanyi. Ich wollte wissen, wie er dazu komme, eine hochachtbare Dame in dieser Weise anzugreisen. Auf Verlaugen deS Dr. Singer verliest der Richter jenen schändlichen Artikel, bezüglich dessen von derHof-Opernsängerin Frau Lncca-Wallhofen und dem Gatten derselben, Baron

. Der Richter erlaubt ihr, daß sie sich setze. Frau Spitzer erzählt nun, wie „turbulönt' sich die beiden Herren benommen halten. »Ich habe gesehen,' sagt sie, »die beiden Herren kommen in einer Angelegenheit, die mir nicht angenehm war.' Und nun erzählt sie den Vorfall vom 3. Mai. Nur ihrem Eingreifen fei eS zu danken, daß Bodanyi'S Stock bloö den Hut ihreS Gatten traf, denn sie deckte den unverantwortlichen Gemahl mit ihrer eigenen Person. Herr v. Bodanyi sei übrigens gleich davongelaufen, zahlreiche Leute

standen herum. »Ein Wachmann kam daher, zu dem sagte ich: Ich bitt' Sie konstatiren Sie sofort den Auflauf!' (Heiterkeit.) Richter. Es fällt mir auf, daß Sie die beiden Herren am ersten Tage nicht einlassen wollten, warum thaten Sie daS? — Zeugin. Baron Wallhofen war schon TagS vorher, bei mir und hat sich sehr unanständig benommen. Ich habe mir eine zweite Prügelszene kombinirt. Nun nimmt der Kläger Spitzer daS Wort: Ich beantlage die Verlesung dieses Artikels hier zum Beweis

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Seite 1 von 8
Datum: 04.09.1888
Umfang: 8
- Angelegenheit, vom moralischen Standpunkt betrachtet,' tadelnswerth erscheine, die Rolle, die er darin spielt, keine schöne sei. Wenn nun gleichwohl eine Verurtheilung des Angeklagten erfolgte, so erfolgte sie nur deshalb, weil Dr. ChristomannoS, wie der erkennende Richter betont, Decan Glatz der „moralischen Mit schuld' beschuldigte, während er ihn höchstens der „moralischen Hilfeleistung' hätte zeihen können. Diese Urtheils-Gründe Haben nun im Lager der Clericalen ein wahres Wuthgeheul erregt

und die selbe Achtung, welche Decan Glatz in seinen gericht lichen Vernehmungen vor dein Gesetze bewies, er weisen nun seine Preßbengel dem Gerichte gegen über: sie höhnen es und beschimpfen es. Das Meräner Decanatsorgan ist natürlich vor Allem berufen, die ureigenste Anschauung seines Herrn und Meisters von Recht und Moral wider zuspiegeln und es ist diesem Berufe auch diesmal ge folgt. Richter und Untersuchungsrichter werden in und zwischen den Zeilen der Parteilichkeit beschuldigt, dem Obergerichte

, er will eS in dem Augenblicke, wo es an ihn herantritt, nach seinem Willen meistern; er wundert sich, daß ein Richter, als dessen Seel sorger er sich betrachtet, es wagen darf, ihn wie einen anderen Sterblichen zu inquirircn; eS empört sich sein Hochgemuther Sinn dagegen, daß derielbe Richter sich unterfängt, ihm das Rückhaltige und Unaufrichtige seiner Aussagen vorzuhalten; er rst so sehr überzeugt, im Dienste einer „höheren Moral' zu handeln, daß er die gemeine irdische Moral, die für uns alle Anderen gilt, mit Füßen

treten zu können glaubt, ohne Schaden befürchten zu müssen für Leib und Seele: er ist sich so sehr bewußt der ausschließlichen Gnade seines Standes, daß er eS kaum eines wehmüthigen Augenaufschlags für nöthig erachtet, um Lüge in Wahrheit, Unrecht in Recht zu verwandeln. Denn was ist sonst sein Bestreben? Er läßt Richter beschimpfen und öffentlich anklagen, die nichts anderes gethan als ihre Pflicht und dies ohne auch nur den Schatten von Parteilichkeit auf sich fallen zu lassen; Richter, deren ganze

Wechsler.) In jenem Jahre, da Ferdinand von Medicis den Thron von Florenz bestieg, ereignete sich der Fall, daß vor die Richter des BluttribunalZ eine Frauensperson gestellt wurde, deren Antlitz eine, einen Todtenkops darstellende Maske be deckte. - Die übrige Gestalt wurde von einem langen, bis zu den Knöcheln reichenden weiten Mantel verhüllt, dessm Kaputze dorne bis über die Stirne gezogen war. Wer auf die Gestalt blickte, sah nichts weiter, als die erschreckende Larve und die Leichenbekleidung

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