war sie nicht bedeutend, trotz eines gewissen poetischen Talents. Der Baron war kein Erzieher gewesen, sondern nur der gutmütige, alles Unangenehme abwendende treue Gatte. So konnte es einem Manne wie Doktor Anselms nicht schwer werden, bei der Baro nin sein Ziel zu erreichen, wenn er sich jener gefährlichen Waffen bediente, mit denen er so manchen Sieg schon errungen. Das Verschwinden der zehntausend Mark samt der Brieftasche, in der diese gesteckt haben sollten, beschäftigte ganz Grünfurt
. — Nicht nur im Löwenkeller wurde die Angelegenheit wohl zum hundertsten Male am Stammtisch durchgehechelt, man stellte auch in der armseligsten Branntweinspelunke allerlei Betrachtungen da rüber an. Daß dem Oberleutnant von Kellern, trotz seiner Helden taten auf dem Schlachtfelde, nicht recht zu trauen sei, nahm man im Städtchen bereits allgemein an, denn die böse Saat, die An selms und seine Getreuen ausgestreut, trug überreichliche Früchte. Der biedere Rentier Heinrich trank heute seinen Schoppen mit großem Ernst leer
Offizier zeigen konnte. — Betreffs der Unterschrift auf jener mit Bleistift sehr, flüchtig geschriebenen Quittung waren sich die Sachverständigen nicht ganz einig. Doch fiel das Urteil der Mehrzahl nicht zu Ernst von Kellerns Gunsten aus. Es war ein sonniger, warmer Apriltag, als Ernst zum ersten mal seit seiner Verwundung den großen Krankensaal des zum Lazarett umgewandelten ehemaligen Klosters verlassen durfte. Trotz der Knochensplitterungen war die Wunde nun soweit ge heilt, daß der Chefarzt
, „warum lachen Sie denn jetzt nicht? — Hören Sie doch diesen tausend stimmigen Gesang der Vögel! Sehen Sie diese Blumenpracht!' Aber Ernst vermochte nur gezwungen zu lächeln. Er, der die schöne Gottesnatur und ganz besonders den Zauber des Lenzes so sehr liebte, vermochte nicht fröhlich zn sein, trotz der Auskunft des Oberstabsarztes, trotz eines Briefes, den er heute von Gerda erhalten. Liebe und Mitleid hatte er zwischen den Zeilen dieses über alles geliebten Mägdleins gelesen. Aber es stand
auch noch etwas anderes dazwischen, etwas, das nur der Liebe scharfes Auge sieht. Das war ein gewisser Argwohn, ein Zweifeln, über welches auch sie sich nicht hinwegzusetzen vermochte. — Kein Wunder! — Erst heute morgen hatte der Herr Auditeur ihm nach einem er neuten Verhör gesagt: „Herr Oberleutnant, die Sache steht sehr ungünstig für Sie!' Das waren die Gründe für Ernsts Traurigkeit, trotz Frühlings glanz und Lenzeswonnen. „Sie bleiben mir die Antwort schuldig?' fragte die Diakonissin und fuhr fort, ihn auf heitere Gedanken