Erste Beilage zu Nr. 60 der „Lienzer Zeitung' vom 28. Juli 1914. Vor äem Kriege. Fast vier Wochen sind seit dem ruchlosen Attentat vergangen, dem unser Thronfolger und seine Gemahlin zum Opfer gefallen sind, vier Wo chen, in denen die serbische Presse mit hemmungs losem Zynismus alles verspottete, was Oesterreich- Ungarn teuer war und ist. Nun ist die Note in Belgrad überreicht worden, in der die Monarchie ruhig und gemessen unsere Forderungen stellt, die sich aus den Ereignissen der letzten
Wochen er geben haben. Die Bluttat in Sarajevo, die un glaubliche Sprache serbischer Staatsmänner und Zeitungen sind bei uns ruhiger Gelassenheit be gegnet, man wartete das Ergebnis der Untersuch ung in Sarajevo ab, die wie sich jetzt heraus stellt, das offizielle Serbien aufs schwerste kom promittiert. Es ist bezeichnend, daß sich allgemein eine Stimmung konstatieren läßt: daß das ener gische Auftreten Oesterreich-Ungarns, die energische Betonung jener Rechte, die Moral und Gesittung
als selbstverständliches Postulat aufstellen, die größte Genugtuung auslösen. Endlich ein ener gischer Schritt der Großmacht, deren überaus große vornehme Zurückhaltung so oft schon das kleine Land im Süden zu vollkommen falschen Schlüssen verleitete. In Belgrad weiß man jetzt, daß Oesterreich mit sich nicht spassen läßt, daß Langmut und Friedensliebe nicht mit Schwäche zu verwechseln sind. Und in der ganzen Monarchie wird es als Erleichterung empfunden, daß endlich mit den Intrigen klar und sxpressls verbis
haben und von da auf die Gebiete der Monarchie übertragen werden. Diese Ergebnisse legen der k. u. k. Regierung viel mehr die Pflicht auf, Umtrieben ein Ende zu bereiten, die ständige Bedrohung für die Ruhe der Monarchie bilden. Um diesen Zweck zu erreichen, sieht sich die k. u. k. Regierung gezwungen, von der ser bischen Regierung eine offizielle Versicherung zu verlangen, daß sie die gegen Oesterreich-Ungarn ge richtete Propaganda verurteilt, das heißt, die Gesamtheit der Bestre bungen, deren Endziel
es ist, von der Monarchie Gebiete loszulösen, die ihr an gehören, und daßsie sich verpflichtet, diese verbrecherische und terroristische Propaganda mit allen Mitteln zu unterdrücken. Um diesen Verpflichtungen einen feierlichen Charakter zu geben, wird die königlich serbische Regierung auf der ersten Seite ihres offiziellen Organs vom 26./13. Juli nachfolgende Erklärung veröffentlichen: Oesterreich fordert. „Die königlich serbische Regierung verurteilt die gegen Oesterreich-Ungarn gerichtete Propaganda, das heißt