4.874 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1892/13_02_1892/LZ_1892_02_13_5_object_3289878.png
Seite 5 von 16
Datum: 13.02.1892
Umfang: 16
drießen lassen, das Buch zu diesem Zweck durchzuarbeiten, und kainen zu folgendem Er gebnisse: Unter den Thieren, welche den Gasthöfen Deutschlands und Oesterreichs die Namen geben, ist der König der Lüste, der Adler, am meisten, nämlich 165 Mal, ver treten. Es giebt 64 einfache, 73 schwarze, 2 rothe, 5 weiße, 18 goldene und 3 Reichs adler. Von anderem Geflügel finden wir 4 Falken, 6 Gänse (4 einfache und 2 goldene) eine Ente, und zwar eine goldene, 5 Hähne (zwei rothe, ein goldener, zwei weiße

giert das flüchtige Thier des Waldes, der Hirsch, nämlich 87 Mal (einfach 46, golden 18, braun 9, roth '8, weiß 2, blau 2, silbern 1). Die Krone aller Hirsche aber ist wohl „der gute Hirsch' (in Komorn in Ungarn). Die vierte Stelle unter den Gast hofschild - Thieren nimmt daß Roß ein. Es kommt 61 Mal vor (l7 einfach, weiß 28, schwarz 12, braun 3, golden 1). Je 40 Mal sind der wilde Bär und das sanfte Lamm vertreten, die sich sonst nicht gerade freundlich gegenüberstehen. Der Bär kommt einfach 18 Mal

, schwarz 21 Mal, golden 1 Mal vor.^) Von den 40 Lämmern sind 22 einfach, 11 golden, 5 weiß, 1 schwarz, 1. bunt (Qued linburg). Der nicht so sanfte Bock kommt ebenso wie der Steinbock nur 1 Mal vor. Die Ochsen sind im gebratenen Zustande in den Gasthöfen häufiger zu finden als auf den Schildern, sie kommen nur 28 Mal vor (23 einfach, 4 golden, 1 schwarz). Ziemlich selten sind die Wasser - Thiere. 5 Mal erscheint immer in Gegenden, wo sie häufig gefangen wird, die Forelle, eben so oft der süddeutsche

Salm, 3 Mal der Kar pfen, 4 Mal der Hecht, 3 Mal der Krebs, und zwar einmal roth. Das Schwein, und zwar das wilde Schwein, kommt ebenso wie der Hase nur einmal vor. Merkwürdiger weise fehlt unter dem Wild das Reh ganz. *) Wo bleibt der „graue Bär' in Jnnichen i A. d. S. Begreiflich ist es, daß die Schlange, und zwar die goldene, nur 1 Mal vorkommt (in Peterwardein). Unter den Thieren der Tiefe begegnen wir einmal dem Seestern (in War- nemüiide); von den Thieren der Tropen fin den wir außer

dem bereits erwähnten Löwen, den Elefanten 5 Mal (4 Mal einfach und 1 Mal schwarz), den Tiger 1 Mal (in Salzburg). Das sind die Thiere der deut schen und österreichischen Gasthof - Schilder. Den freundlichsten Gasthosnamen aber tragen zwei Hotels im schlesischeu Gebirge, die zwar nicht nach Thieren, aber nach einer sehr lie benswürdigen Eigenschaft genannt sind. Es giebt nämlich zwei Hotels „Zur guten Laune' das eine in Wölsessall, das andere in Wöl- fesgrund in Schlesien. Vermischtes. Eine warme Wnrst

1
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1909/18_09_1909/LZ_1909_09_18_26_object_3291281.png
Seite 26 von 28
Datum: 18.09.1909
Umfang: 28
sah Witting sich den Menschen genauer an. Sein geübtes Auge erfaßte sofort die markantesten Züge seiner Erschei nung: große, hagere Gestalt, hektische Röte auf dem sonst bleichen Gesicht — halb seemännische Kleidung und ein unsicheres Auf treten. Heftiger Husten begleitete seine Rede. „Ich bin selber Arzt,' versetzte vr. Mitling mit einem miß billigenden Blick auf sein Gegenüber. „Na, dann Hab' ich ja endlich mal Glück!' entgegnete der. „Denn kommen Sie man gleich mit und flicken mich zusammen

. Nur keine Angst!' fügte er hinzu, als er das Zögern des Doktors bemerkte — „ich bleib' nichts schuldig, zahl alles bar. Hier is genug drin, um ein ganzes Regiment von die DoktorS zu bezahlen.' Damit klopfte er wie zur Bekräftigung an seine Tasche, die einen klingenden Ton von sich gab. Wieder faßte Witting ihn scharf ins Auge. Der Mann war zweifellos lungenleidend — ebenso zweifellos jedoch auch nicht völlig nüchtern. „Sehn Sie mal,' fuhr der Unbekannte fort, „der Husten is es ja nich allein, was mir fehlt

Behandlung allerdings nötig,' sagte er. „In Ihrem Zustand aber sollten Sie bei dem Wetter nicht aus gehen: am richtigsten wäre es, Sie legten sich zu Bett. Gehen Sie in Ihren Gasthof zurück, sagen Sie mir die Adresse, und in einer Stunde bin ich bei Ihnen.' „Nee, Männeken,' gab der andere zurück. „Nu Hab' ich Sie mal beim Wickel, nu laß ich Sie nich wieder los. Kommen Sie man mit, da steht 'ne Droschke. He, Kutscher, nach St. Pauli!' Und ehe vr. Witting zur Besinnung kam, saß er bereits neben

seinem bezechten Gefährten im Taxameter und dieser rollte in der angegebenen Richtung davon. „Lllso, nu passen Sie mal auf, Doktor,' begann der neue Patient, vertraulich die Hand auf seinen Arm legend. „Ich komme nämlich von „drüben'; da Hab' ich mir hübsch paar Kröten ver dient. Na, und wie das denn so is — schließlich Hab' ich's mit dem Heimweh gekriegt. Und da Hab' ich und ein paar gute Freunde erst mal ordentlich Abschied gefeiert. Nachher auf'm Schiff Hab' ich mir auch nichts abgehen lassen

. — Aber wo ich mir den ver dammten Husten geholt Hab', das weiß der Kuckuck: den Hab' ich schon an die drei Wochen oder länger. Herrgott, mir wird wieder so übel, ich muß mal wieder 'n Schluck nehmen.' Damit griff er in die Brusttasche, holte ein Reisefläschchen hervor und begann, den Verschluß abzuschrauben. „Halt — das lassen Sie mal sein!' rief Witting und faßt nach seiner Hand. „Das ist augenblicklich das Verkehrteste, was Sie tun können.' „Ich muß aber, sonst werde ich verrückt! Ich halt's nicht mehr aus!' bettelte

2
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1940/29_06_1940/LZ_1940_06_29_4_object_3314241.png
Seite 4 von 10
Datum: 29.06.1940
Umfang: 10
sie zwischendurch immer mal ein liebes, tröstendes Wort für ihn selbst. Sie versprach, alles, was er ihr für Eva auf trug, getreulich auszurichten und zankte ihn beinahe aus, weil er Eva bitten ließ, sie solle jetzt besonders lieb und rücksichtsvoll zu Jens sein. „Aber, Onkelchen, das ist doch überhaupt ganz selbstverständlich, wie kannst du nur darum bitten! Eva wird doch jetzt ihren armen Bräutigam mit doppelter Liebe umgeben, nicht wahr?' Das Gespräch zwischen Vater Gasteiner und Lore dauerte sehr lange

schauderhafte Zeit der Aufregungen und Ent täuschungen läge erst hinter mir!' „Ich finde sie mehr traurig als schauder- haft!' „So, dann mache nur erst mal das durch, was ich jetzt durchmache. Abgesehen von all dem anderen, sind diese täglichen Kranken besuche bei Jens eine direkte Qual für mich. Ich kann es dir nur sagen, ich empfinde immer ein leises Grauen, wenn ich in der Klinik bin. Manchmal kann ich es gar nicht fassen, daß dieser regungslose, in Verbänden eingehüllte Mensch, von dem man nichts sieht

Worte, ich weiß schon ganz genau, was du sagen willst, Lore. Ich höbe aber keine Lust, mich mit dir zu zanken. W« war da« übrigen«? Du saatHt vorhin, mein Schwiegervater hgbe dich ein geladen mitzukommen, wenn ich ihn besuche. Das ist mir sehr angenehm! Ich langweile mich sträslich bei jedem Zusammensein mit dem alten Brummbär. Der alte Philister liegt mir nun mal nicht, und jetzt nach dem Unglück mit Jens ist er überhaupt ungenieß bar geworden.' „Ist das ein Wunder, Eva? Er sorgt sich um Jens

. Er hat ja nichts auf der weiten Welt, als diesen einen Sohn. Warum sprichst du immer so wenig nett von deinem Schwie gervater? Ich verehre und liebe den alten Herrn direkt.' „Na, dann heirate ihn doch gleich. Er ist ja ein Witwer und eine glänzende Partie', spöttelte Eva. Ein dunkles Rot schoß in Lores Gesicht und heftig sprang sie aus. „Ach du! Herzlos bist du, daß du es nur weißt, nicht einen Funken von Gefühl für die Leiden anderer Menschen hast du in dir.' „Und du, Lore, bist dumm, wenn du nicht mal einen harmlosen Spaß

verstehst', rief Eva hinter der Davonstürmenden nach. Am Ende des Gartens stieß Lore mit Bodo zusammen, der, einige Pakete im Arm tragend, von Besorgungen, die er im Städt chen gemacht hatte, heimkam. „Hoppla, Lore! Du siehst ja ganz wütend aus und heulst sogar. Was ist denn los? Gibt es wieder mal .Streit der Königinnen'? Ich hörte deine und Evas Stimme in nicht ge rade zärtlichen Tönen durch den Garten schallen.' „Ich finde Eva abscheulich!' „Ich nicht! Im Gegenteil.' Lachend winkte Bodo Lore

3
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1903/17_01_1903/LZ_1903_01_17_24_object_3307561.png
Seite 24 von 26
Datum: 17.01.1903
Umfang: 26
ein. „Js aber auch was wert,' entgeguete Kapitän Brathering. „Dat kommt ja woll öfters vor, dat so 'u paar Weiber sich nich verdrägen können. Aber hier an Bord könnt' se sich je gor nich mal ut 'n Weg gähn.' „Wenn wir ihnen Vorreden möchten, das Schiff wär' nich see tüchtig,' meinte der Steuermann. „Dann bleiben sie erst recht an Bord; dann würden sie uns nich verlassen.' „Das glaub' ich auch,' gab Fretwurst zu. „Aber wenn wir 'ne ansteckende Krankheit an Bord hätten, dann würden sie doch wohl auskneiseu.' Grunzend

,' erklärte Frau Brathering und erblaßte. „Dummes Zeug,' sagte Frau Fretwurst und faltete nervös ihre Hände zusammen. „Sehr wohl, Madam,' sagte der Koch ruhig. „Sie müssen das ja natürlich besser wissen. Aber ich bin mal auf 'ne Bark an Bord gewesen, wo alle Mann mit die Pocken lagen, un ick denk', wenn ick dat sehen tu', so weiß ick, wat dat is ' „Ja, und nun glauben Sie bei jeder Krankheit gleich, daß es die Pocken sind,' sagte Fran Brathering sehr beunruhigt. „Sehr wohl, Madam,' meinte der Koch

und breitete seine Hände aus. „Wollen Sie vielleicht mal nach vorn kommen und sich den Jungen ansehen?' „Nein,' schnappte Frau Brathering und retirierte einige Schritte. „Woll'n Se nich mal in t' Logis kommen, Kaptein?' fragte der Koch. „Du bleibst, wo du bist, Paul,' rief Frau Brathering mit schriller Stimme, als der Kapitän sich anschickte, nach vorne zu gehen. „Koch, gehen Sie doch 'n bißchen weiter weg!' „Und wenn wi in 'n Hawen kohmen, Kock, denn Hollen Se dat Mul,' ermähnte der Steuermann. „Lopen

wird es wohl noch dauern,' erklärte der Schiner. Beide Damen seufzten, begaben sich so weit wie möglich nach achtern und richteten ihre Blicke sehnsuchtsvoll auf den Hafen. „Ich fahr' mit der Eisenbahn nach Hause,' nahm Frau Brat hering das Wort. „Es ist ein Jammer, daß man nicht mal so 'ne kleine Pfingsttonr ungestört machen kann!' „Das liegt eben außerhalb aller menschlichen Berechnung,' be merkte ihr Gatte weise. „Gib mir nur lieber etwas Geld, Paul,' suhr sie fort. „Ich werde doch wohl 'n paar Tage

. „Oder wenn du sie vielleicht selber bekommst, Paul!' ermähnte Frau Fretwurst. „Keine Sorge!' beruhigte sie der Steuermann. „Unser Patient wird schon etwas besser.' Die Damen schienen zufriedengestellt, riefen ihren Männern noch ein letztes Adien zu und begaben sich auf den Weg zum Bahn hofe. Alle Augenblicke blieben sie stehen und winkten mit den Taschentüchern, bis sie schließlich aus Sicht waren. „Eh' ick noch mal 'n Frauenzimmer an Bord nehm', Paul,' erklärte der Schiffer, „lieber setz ick den ohlen Kahn up 'n Strand

4
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1914/13_11_1914/LZ_1914_11_13_12_object_3309465.png
Seite 12 von 18
Datum: 13.11.1914
Umfang: 18
er spaßig aus, wenn er so recht herzlich lachte! Schade, daß Ulrich nicht da war. Nun, er würde sich gewiß auch bald mit diesem Herrn Blaumeier anfreunden. Wie tat so frohe Laune einmal Wohl in dem ernsten Hause, wo so wenig gelacht wurde! „Sagen Sie mal,' fragte der Bankier plötzlich im Laufe der anregenden Unterhaltung, „wohnt hier in der Nähe nicht ein Rittergutsbesitzer Zuchow, der einen schwunghaften Holzhandel und sonstige Geschäfte nebenbei betreibt?' „Ja, leider', antwortete Martin. „Wieso

? Kennen Sie den Menschen?' „Leider?' wiederholte der Gast. „Da stehen Sie wohl nicht gerade auf nachbarlich-freundschaft lichem Fuß mit ihm?' „Wir verkehren nur geschäftlich. Er ist übrigens noch nicht lange In Finkenwerder. Sie kennen ihn gewiß von früher?' ^Ach nein, nein, nicht weiter! Hörte nur mal von ihm und lese öfter seine Holzangebote. — Sagen Sie mal, lieber Freund, Sie haben ja aber wundervolle Gehörne hier an den Wänden. Alles von selbsterlegtem Wild? Ganz eigenartige Exemplare

sind ja darunter. Die muß ich mir doch mal genauer ansehen.' Mi^Eiser versicherte der alte Weidmann, stolz auf diese Tro phäen, daß sich auch nicht ein gekauftes Stück im Hause befände. Man erhob sich vom Tisch, die Herren zündeten Zigarren an, Blaumeier bewunderte mit übertriebenem Interesse Hirschgeweihe und Rehgehörne, und dann begaben sie sich ins Bureau, um über eine geschäftliche Angelegenheit zu sprechen, wie der Vater zu Lotte sagte. Sie hörte von drüben wieder das meckernde Lachen und zerbrach

, nicht zu bedeutend für das Amt, das Sie ver sehen. Hätten es nur von vorneherein mit Ihren Ersparnissen etwas anders anstellen sollen, wie ich schon früher sggte. Will Ihnen da mal einen Vorschlag machen, einen Weg weisen, der Sie sehr bequem zu der Möglichkeit führt, in kurzer Zeit Ihr Kapital verdoppelt zu sehen.' „Ach, lieber Blaumeier,' unterbrach Martin den Bankier ungeduldig, „wo nichts ist, kann auch nichts verdoppelt werden.' „Wo nichts ist? Gehen nicht wöchentlich Tausende durch Ihre Hände? Sie besitzen

Vollmacht, können als Oberförster der alten, geistesschwachen Fürstin schalten und walten wie Sie Wollen. Haben mir doch genau erzählt, wie es steht. Da behalten Sie hübsch mal zwanzigtausend Mark zurück — verstehen Sie mich, Freundchen, nicht für sich natürlich! — und damit speku lieren Sie. Ubers Jahr gehört das Geld mit voller Verzinsung, wie Ihre Bank sie Ihnen zahlt, wieder Ihrer Herrin, und was Sie mehr dran verdient haben, das ist Ihr Gewinn.' „Solche Geschäfte liebe ich nicht!' schnitt

6
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1913/01_07_1913/LZ_1913_07_01_6_object_3304682.png
Seite 6 von 20
Datum: 01.07.1913
Umfang: 20
der Produktionen eines Schlangenmenschen die Krämpfe bekommen. Also Pieper saß beim Frühstück, als ihm Gretchen mit niedergeschlagenen Augen mitteilte, daß ihn ein Herr Krause in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünsche. „Krause? Wer is Krause? Kenne keenen Krause. Jewiß wieder so'n fauler Reisender for Jedärme; ick brauche keene. Na, aber rinlassen kannst'n ja mal.' Gretchen flitzte hinaus, und August Krause trat ein. Nachdem er sich formgerecht vorgestellt hatte, brachte er in gewandter Rede

seine Werbung vor und schloß mit der Bitte um Gretchens Hand. Es dauerte geraume Zeit, ehe der völlig sprachlos gewordene Pieper imstande war, menschliche Töne hervorzubringen. Dann ging's aber los. „Wat', schrie er, „Sie Spillefix Sie, Sie ausjenommener Hering. Sie woll'n meine Jrete, mein rundet, quabblichet, schwabblichet Meecheu heiraten? Sagen Se 'mal, soll det 'n Witz sind, oder sind Sie in Herzberge über die Mauer jeklettert? Nanu weenen Se man nich jleich. Sie können ja schließlich nischt davor, det

Se eenen so polizeiwidrijen Korpus hab'n. Ick will Ihnen aber nich janz ohne Hoffnung lassen, und da jede ick Ihnen den juten Rat, schaffen Se fich'n Bauch an. „Sonst habe ick ja absolut nischt jejen Ihnen einzuwenden, und darum jebe ick Ihnen mein Wort d'ruf; wenn Se später 'mal wieder anfragen und Se feh'n wenigstens einijermaßen ebenso aus wie ick, soll'n Se meine Jrete haben; aber früher is jarnich d'ran zu denken. Nanu jeh'n Se mit Jott und feh'n Se mal zu, wie Se't machen!' Was wahre Liebe vermag

, wat Se us Ihr fettet Herze haben. Karolus Pieper bin ick noch immer, bloß die Fijur is 'ne andere jewordeu. Seh'n Se, früher, da war ick fast ebenso'n Fettwanst wie Sie. Aber dann krichte ick Angst vor 'ne Herzverfettung und machte 'ne Kur in Marienbad durch. Dazu kam noch 'n zehrendet Fieber, wat mir riesig mitnahm, und nu bin ick det reene Skelett jeworden. Aber wissen Se! wohler fühle ick mir doch wie früher; seh'n Se mal, wie ick jetzt springen kann.' Und nun fing Pieper an, wie ein Akrobat

a so'n Ungetüm verheirate. Ick habe Ihnen dunnemals ausdrücklich jesagt: wenn Se später 'mal wieder anfragen, und Se seh'n dann wenigstens einijer maßen ebenso aus wie ick, soll'n Se die Jrete haben. Det war een Wort, und det halte ick! Se woll'n doch aber nich etwa behaupten, det Se mit mir Ähnlichkeit haben. Außerdem is det Dicke jarnich 'mal gesund, und det mein Kind eenen kranken Mann kricht, möchte ick doch ooch nich jerne. Und jlooben Se mir, mein lieber Krause! et jeht nischt über 'ne schlanke

7
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1912/05_04_1912/LZ_1912_04_05_20_object_3300123.png
Seite 20 von 22
Datum: 05.04.1912
Umfang: 22
hat noch ein Versche > aufzusagen.' „Nu, mal los, Herzblatt — Tante ist ganz Ohr.' Elschen hatte im Nu das Gelernte hergeleiert. „War's schön, Tante?' „Prächtig, hast deine Sache gut gemacht! — Nun aber schnell zum Osterhasen!'' „Ja, Papa ist schon drunten im Garten, Papa!' Pia fuhr erschrocken zusammen, ein Helles Rot überflog ihr sonst so blasses Gesichtchen. „Guten Morgen, Fräulein Pia!' „Guten Morgen, Herr von Kalker!' „Haben Sie tausend Dank für so viele Güte, gnädiges Fräulein Sie errötete unter dem feurigen

Blick feiner dunklen Augen Die Kinder waren, ohne weiter zu fragen, nach dem Rasen platz gelaufen. „Dort ist nichts, ihr Racker! Da müßt ihr suchen — da, mein Elschen!' „Und wir sollen ganz leer dabei ausgehen?' forschte mit weicher, eindringlicher Stimme Herr von Kalker. Pia von Euting warf den schönen Kopf etwas nach Hinte-. „Für uns hat der Hase auch einmal gelegt, Herr von Kaller!' „Und legt noch ein zweites Mal — Pia!' Pia schüttelte traurig mit dem Kopf und kämpfte mit den aufsteigenden Tränen

. .,Ach Papa, guck mal! Ein Schiebkarren — o — oh —!' „Na, wieviel Hasen zählst du darin?' „Eins — zwei — drei — vier — im ganzen sieben Hase- , Papa!' „Elschen klatschte in die Hände: „Tante soll auch suchen!' „Nimm du sie doch mal an die Hand, Liebling!' bestätigte lächelnd Herr von Kaller. Die Kleine zog Pia sofort an der Hand. „Komm, Tantchen! Gelt, Tantchen, du suchst aber auch mit? Mußt dich bücken- Tantchen! Aber sieh mal, sieh mal hier dieses große Ei!' „Darf nur Tante Pia anfassen, Elschen

—' warf der Papa ein. Die beiden Knaben kamen herangesprungen. „Hurra! Ein Schokoladenhase, gehört mir, Rudolf! Sieh NM mal, er hat eine lange Trompete!' „Ich will auch so einen!' Das Nesthäckchen streckte bittend die Händchen darnach aus. Sucht nur weiter noch, Kinder, drüben, dort sind noch viele/

8
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1914/30_10_1914/LZ_1914_10_30_12_object_3309355.png
Seite 12 von 18
Datum: 30.10.1914
Umfang: 18
vor Verdruß ein bißchen an den Branntwein gewöhnt. Das taugt nichts für gute Geschäfte. Ist ein Laster, aber ein schönes. Tag mal — ah, — Sekt?—Mache mir ans dem lapperigen Zeugs nicht gerade viel. Aber sag mal — einen guten Kognak, altes Haus? Muß die Kehle doch mal erst ein wenig schmieren, damit ich glatter erzählen ann.' „Warte nur, Joseph, sollst du haben. Aber komm, wir gehen in me'n Arbeitszimmer. Tu mußt mich recht verstehen. Sieh mal — der Leute wegen. — Ich bin natürlich

nicht der Mann, der sich alter Freunde schämt. Aber es gibt so gewisse — Stan desrücksichten.' „Laß nur, laß nur, Anders, ich bringe dich niemals in Ver legenheit!' erwiderte der Galgenvogel kordial, dem Freund mit der schmutzigen, langfingrigen Rechten au d e Schulter klopfend. „Verstehe dich vollkommen Kems Seele soll erfahren, wie wir einmal zueinander standen. In Gegenwart anderer bist dn der gnädige Herr und ich bin der arme Warschau, den du früher schon mal kennen gelernt Haft

war. „Sag mal, könntest du mir denn auf deinem Rittergut nicht irgendeinen Posten anvertrauen?' sragte er jetzt, nachdem er wieder ein Glas geleert, mit dem Nrmel über den stoppeligen Schnurrbart fahrend. „Joseph, das wird schlecht gehen. Ich habe mehr Leute, als ich brauchen kann. Aber ich will dich warm empfehlen, will dir vorzügliche Zeugnisse ausstellen. Ein Mann wie du, der hier in Teutschland Schiffbruch erlitten hat, gehört in die Neue. Welt.' „Und das Reisegeld, würdest du es mir borgen?' fragte

en der Oberförster, den seines jungen Freundes nun auch jammerte, fehr geräuschvoll im Salon, räusperte sich etwas zu laut und sagte mit einer Verbeugung gegen d e elegante junge Frau: „Gnädigste werden schon einen Augenblick mit me.ner Gesellschaft vorl eb nehmen müssen. Lottchen muß mal einen Bl-ck in die Küche werfen und für unfern Assessor einen kle.nen Imbiß besorgen. Der junge Herr war nämlich seit heute früh unterwegs.' Frau von Richtenfeld lachte ihr Helles, harmloses Backsisch- lachen, beurlaubte

9
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1941/04_01_1941/LZ_1941_01_04_3_object_3314960.png
Seite 3 von 10
Datum: 04.01.1941
Umfang: 10
hat! Das ist ein schönes Zeichen für seinen guten Charakter', nahm Fräulein Strahl ihren Liebling in Schutz. Gleich am ersten Tag seines Hierseins hatte Claus die Tante bestürmt, sie solle doch mal mit ihm einmal nach ihrer und seiner Mutter Heimat Malitzen fahren. Er möchte so gern mal das einstige Familiengut sehen. Sie versprach es zu tun, wenn Bodo da wäre. Nun war der Bruder schon über eine Woche da und sie machte keine Miene, ihr Versprechen zu halten. Als er sie daran er innerte, bekam er die rätselhafte

mußte. Er nannte ihn neckend, weil er so gut Bescheid über allerlei landwirtschaftliche Dinge wußte, den „großen Agrarier', und empfahl ihm, sich schon jetzt unter den Töchtern des ostpreu ßischen Landes umzusehen, vielleicht könnte er irgendwo mal einheiraten oder zumindest eine Erbhofbäuerin kriegen: „Auf alle Fälle nimm dir mal ein reiches Mädel.' „Das wändest du natürlich machen, du be quemer Knabe. Ich will erst ein Stück Land und dann die Frau. Hauptbedingung ist aber, sie muß tüchtig

zugreifen, fest mitarbeiten und darf keine Zierpuppe sein.' Lore faß still lächelnd bei dieser brüderlichen Aussprache dabei unid sagte nichts, nickte nur Claus, der sich beim Sprechen halb umge wendet hatte, ermutigend zu. „Nun, wie wär's denn mit der kleinen Braunen, wie du, als wir Lore besuchten, ken nengelernt hast, Cläuschen? Die sah doch ganz wie Unschuld vom Lande aus untd schien dein Typ zu sein', stichelt« Bodo. „War sie auch! Im übrigen kümmere du idich um dich und heirate du erst mal

, aber tanzen konnten sie nicht, denn im doppelt überfüllten Saal war auch nickst ein Quadratfuß frei. Nun kamen die „Sinngedichte' an die Reihe, dann die Debut-Quadrille, die Herzenslustpolka, alles eigene Kompositionen des jungen Künstlers. Das Publikum war schier außer sich vor Be geisterung. Die „Sinngedichte' mußten neunzehn- mal wiederholt werden. Johann Strauß-Sohn hatte g«siegt. Er gab seinen Stücken ein noch wilderes Geschwindigkeits- tempo als sein Vater. Seins Grazie, seine Ele ganz ermüdete

10
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1939/30_12_1939/LZ_1939_12_30_3_object_3313610.png
Seite 3 von 10
Datum: 30.12.1939
Umfang: 10
. Jetzt schnell in den Wohnwagen, waschen und dann heran ans Werk! Als er an das Viereck zwischen den Wagen kommt, sieht er plötzlich Quito vom Fenster seines Wagens aus winken. „Kommen Sie schnell, Direktor! Etwas Wichtiges!' Hans folgt dem Ruf. Als er den Wagen betritt, sieht er: Der schöne dreiteilige Spiegel des Artisten ist vollkommen zertrümmert. „Was ist denn geschehen, Quito?' fragt er besorgt. „Sind Sie verletzt?' „Seit dem letzten Mal nicht mehr, Direktor. Schauen Sie nicht so betroffen. Sie denken

sprechen zu hören, Juanita! Sag es mir noch einmal.' Sie lächelt ihn an. „Ich liebe dich', sagt sie klar. Inzwischen hat auch Gertrud Weng^c ein gar wunderliches Abenteuer. Bill Bing tritt ihr aus dem Weg zur Kantine, wo sie einige Einkäufe machen will, plötzlich entgegen. Er hat beide Daumen hinter den Re volvergurt geklemmt und schmunzelt seltsam. „Verzeihen Sie, Miß Wenger', sagt er mit ungewohnter Höflichkeit, „hätten Sie mal einen Augenblick Zeit? Ich möchte Ihnen im Stall gern was zeigen

.' Gertrud ist im Nu einverstanden, sie glaubt zu wissen, um was es sich handelt. „Oh, Mister Bing, hat die graue Stute endlich ihr Füllen bekommen? Ja, das muß ich sehen. Ist es denn hübsch?' Der ehemalige Cowboy reibt sich ge dankenvoll das Kinn. „Miß Wenger, ein Füllen ist es nicht gerade — na, da sollen Sie mal selbst entscheiden. Am besten, Sie sehen sich das Tierchen an. Wetten, daß es sich lohnt!' „Jetzt machen Sie mich wirklich neu gierig, Mister Bing', lacht Gertrud. Sie weiß, daß Bill Bing

war. in alles ein geweiht, auch in Onkel Körtings Brief an ihn. Heute meinte er — nun sei es genug mit der Komödie und ich sollte mich dir offenbaren. Das ist alles.' „Ach, Kurt, was soll nun werden?' Er erhebt sich und reckt die gestählten Arme. „Jetzt gehen wir erst mal zu deinem Vater — zwecks Anmeldung zur Verlobung. Den Zirkus kann ich aber nicht mehr missen. Hans wird seinen Schwager wohl oder übel weiterverwenden müssen, wenn auch nicht gerade als Stallburschen. Oder denkst du anders, Gertrud?' Sie schüttelt

den Kopf. „Nein, auch ich möchte den Zirkus nicht mehr »erlassen. Vater wird sich wohl wieder nach Ridagshausen zurückziehen, dort kön nen wir ja immer Ruhe und Erholung finden, wenn wir sie brauchen.' Bill Bings verwegenes Gesicht schaut in den Raum. Er hat die Lage sofort erfaßt. „Hier ist ja alles in Ordnung. Ich hab's doch gleich gesagt, der junge Mann braucht sich bloß mal rasieren, dann ist er gar nicht so übel.' Am Abend vor der Vorstellung versam melt Hans alle Beteiligten in dem Arbeits wagen

11
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1940/02_11_1940/LZ_1940_11_02_4_object_3314714.png
Seite 4 von 10
Datum: 02.11.1940
Umfang: 10
wollte. „Natürlich setzen wir Jens an die Luft, der mag nur im Fremdenzimmer schlafen', hatte sie zu dem Vorschlag gesagt. Sie saß neben ihrem Schwiegervater und hatte sich vorge nommen, recht „nett' zu dem „Alten' zu sein. Vater Gasteiner war sehr erfreut, daß Eva mal nicht wie eine Trauerweide dasaß, son dern lustig und vergnügt war, wie früher. Dos war sicher auf Lorchens Konto zu buchen. Natürlich saß sein „Liebling' auch neben ihm und er ließ sich gern von dem lieben Mädel verwöhnen und spielte ein bißchen

! Deine Bowle ist .ausgezeichnet und-so süffig ' „Es freut mich, wenn sie dir schmeckt — aber du weißt, was dir der Arzt gesagt hat. Vater. Sei vorsichtig, dein Herz!' „Ach, ich habe ja gar keins mehr, Jens. Das hat die Lore und nimmt es mit, wenn sie ab reist.' „Onkelchen, also wäre ich Nummer drei in deinem Harem?' „Nein, Nummer eins. Lore,' war die ga lante Antwort. „Ich will aber im Herzen des Mannes, den ich mal heirate, die eine, einzige sein. Ich dulde keine Götter neben mir.' „Er würde wohl

dich direkt darum, Bodo.' „Na, nun schießt aber auch mal los, ihr beiden, und laßt gleich mal hören, was ihr könnt!' rief Vater Gasteiner Eva und Bodo zu. „Ich bin schon sehr gespannt darauf.' „Heute möchte ich nicht singen', wehrte Eva ab. „Ich habe etwas Kopfschmerzen.' „Na, denn nicht, da laß es bleiben.' Är gerlich trank Vater Gasteiner sein Glas aus und vertiefte sich in eine Unterhaltung mit Lore. Bodo, der keine Mißstimmung aufkommen lassen wollte, griff wieder zu seiner Laute, stimmte sie und sang

nach seinem Frühstück geklingelt habe. Sie lächelte verständnisvoll, als Augusts „nein' sagte. „Nä ja, der will auch aus schlafen', erwiderte sie darauf und begann mit Auguste Vorbereitungen für das Mit tagsmahl zu treffen. Ganz erschrocken fuhr sie zusammen, als die Küchenuhr elfmal Kuckuck rief und zu gleicher Zeit die Klingel von Herrn Bodmer schrillte. Das Zeichen, daß er sein Frühstück wünschte. Eine sonderbare Angst überfiel sie plötzlich. „Auguste, laufen Sie mal ins Eßzimmer und sehen Sie nach, ob Herr

Gasteiner zum Frühstück gekommen ist. Ich hatte den Kaffee unter die Mütze gefetzt. Gucken Sie mal nach, ob er noch warm ist. Wir müssen sonst gleich frischen aufbrühen.' „Nein, der Herr ist noch nicht da', meldete Auguste zurückkommend, „und der Kaffee ist noch schön warm.' Sie bekam keine Antwort. Fräulein Schwarz war aus der Küche gerannt. Sie klopfte an der Schlafzimmertür von Herrn Gasteiner. - Eoxchßvng folgtH

12
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1940/26_10_1940/LZ_1940_10_26_4_object_3314689.png
Seite 4 von 10
Datum: 26.10.1940
Umfang: 10
er ja nicht durchzumachen und die Schmerzen bei der Geburt auch nicht. Das Hab' ich neulich mal Jens gesagt, als er wieder mal so einen Freudenrappel an den Tag legte. Da machte er ein tieftrauriges Ge sicht.' „Das hätte ich an deiner Stelle auch nicht gesagt, Eva.' „Es ist aber doch wahr.' „Man sagt nichts, von dem man weiß, es jut anderen Menschen weh.' Eva antwortete darauf nicht. Ein forschen der Blick slog zu der jungen Schwester hin über. Dann setzte sie sich plötzlich mit einem Ruck in die Höhe. „Lore, ich muß

dich mal was fragen! Glaubst du, daß ein noch ungeborenes Kind durch Gedanken, die seine Mutter hegt, und Eindrücke, die sie empfängt, beeinflußt wer den kann in seiner geistigen und körperlichen Entwicklung?' „Ja, ich halte solche Beeinflussung für be stimmt möglich.' So, dann ist auch die Angst und Sorge be rechtigt, die mich quält, seit ich weiß, daß ich ein Kind unter dem -Herzen trage. Ich bilde mir ein, es könnte nicht alle Glieder haben. Immer sehe ich Jens vor mir mit seinem ver stümmelten Bein

etwas aus unrechtmäßige Weise anzueignen. Der Wahrheit die Ehre: in den vier Jahren, die Jakob noch mein Bambuse war, hat er sein Ver sprechen auch gehalten. Zrifierstube unter freiem Himmel lPresse-Hosfmann, M) Gesicht, Jens! Nun haben Lore und ich es so schön ausgedacht, dich mit Musik zu begrü ßen, und es hat dir nicht den geringsten Ein druck gemacht. Nicht Beifall geklatscht hast du und auch nicht mal was Nettes zu uns ge sagt.' Sie drehte ihm den Rücken und ging zurück zum Flügel, an dem leise präludierend Lore

. „Du kannst von Glück sagen, Jens, daß Lore jetzt da ist, sonst würde ich dich tüchtig anfahren, ober so will ich dir großmütig deine Unfreundlichkeit verzeihen. Du hast wahr scheinlich drüben in deiner so heißgeliebten Fabrik mal wieder Arger gehabt und kannst dich nicht gleich rausfitzen, darum bist du so brummig. Aber sei freundlich, wenn du es schon nicht mir zuliebe bist, so doch wegen Lore. Sie soll doch, wenn sie für so lange fortgeht, keine häßliche Erinnerung an uns mitnehmen. Im übrigen kannst

du gleich da mit anfangen, dich beliebt bei ihr zu ma chen. Es ist höchste Zeit, daß wir uns mal darum kümmern, was es heute zum Abend brot gibt. Mein gestrenger Herr Schwieger vater erscheint ja, und vor dessen kritischen Augen möchte ich als sogenannte gute Haus frau dastehn. Ich verschwinde also für eine halbe Stunde und lasse euch allein. Ihr könnt inzwischen ein bißchen flirten. Ich bin nicht eifersüchtig.' Lachend ging Eva hinaus. Doch ihr Lachen fand keinen Widerhall bei den beiden, die ihr ernst

13
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1898/02_07_1898/LZ_1898_07_02_10_object_3298516.png
Seite 10 von 14
Datum: 02.07.1898
Umfang: 14
Fahrt von 17 Meter in der Sekunde 289 Mal so viel nöthig. Diese kolossale Zunahme rührt daher, daß zum Beispiel bei einer 3 Mal schnelleren Fahrt der Luftwiderstand nicht ebenfalls nur 3 Mal.größer ist, sondern 3 Mal 3 ist 9 Mal,-bei 5 Mal schnellerer Fahrt 25 Mal u. s. iv. Der Luftwiderstand wächst mit dem Quadrat der Fahrgeschwindigkeit. Bei einem Tempo von 1 Meter iu der Sekunde braucht der erwachsene Fahrer zu einer Fahrstrecke von 1 Kilometer allein für den Luftwiderstand eine Krast

, mit der er ein Gewicht von 62 Kilogramm ans eiuen Tisch von 1 Meter Höhe heben würde. Fährt er die gleiche Strecke 5 Mal so schnell, so würde er mit der nur zum Durch brechen der Luft aufgewandte» Arbeit 1562 Kilogramm auf den Tisch heben können, bei 10 Meter Geschwindigkeit steigt das entsprechende Gewicht ans 6250 Kilogramm n»d bei 15 Meter auf .1.4,062 Kilogramm. Bei Wett fahrten beni'chen die Rennfahrer deshalb andere Fahler, die Schrittmacher, die für sie die Luft durchbrechen müssen uud dem Fahrer

aber ^ Pferdrtraft, uud für die kurze Zeit von Minute kanu er seine Leistung sogar aus 1^ Pferdekräfte steigern. Mit der gleichen Kraftmenge, die ein Fnßwauderer braucht, kann der Fahrer dieselbe 5 bis 7^ Mal schneller zurücklegen oder bei mittlerer Fahrgeschwindigkeit etwa 2 Mal so weit kommen, oder e>td- lich, wenn er pro Kilometer die gleiche Kraft aufwenden will wie der Wan derer, könnte er noch 3 bis 4 gleich große Personen ans seinem Rade mitführen. Wegen der zur Berechnung nöthigen Formeln und Tabellen

14
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1942/12_09_1942/LZ_1942_09_12_4_object_3317306.png
Seite 4 von 6
Datum: 12.09.1942
Umfang: 6
von den verschiedenen Bootshäusern der Rudergesellschaften, und durch Lücken im Mischwald blinkt und blitzt der Spiegel des Sees. „So mein Fräulein, nun wollen wir mal erst den braven Benzingaul dort am Parkplatz verstauen', lacht Christian Brenkenkamp nun wieder ganz jungenhaft, hilft seiner Begleiterin aus dem Wagen und sieht zum ersten Mal bewußt, wie nett das Mädel aussieht. „Laß dich mal ankieken', freut er sich und dreht Lisa Brosius ein paarmal um ihre Achse. „Famos siehst du aus, kleines Mädchen', lobt

Mann ins Grüne fährt, muß man es sich auch gefallen lassen, daß man gebührend bewundert wird.' „Was du schon groß bewundern nennst!' Dabei rümpft sie die Nase und stellt sich kampfbereit vor ihm auf. „Mein liebes Kind', spricht er in väterlichem Ton auf sie ein, während sie den Terrassen der am Seeufer hübsch gelegenen Gaststätte zugehen, „wir wollen mal reinen Tisch machen, da wir heute so ganz unter uns sind. Ich weiß, daß du ein bißchen in mich verliebt bist'. „Du bist wohl größenwahnsinig

habe ich keinen Liebeskummer', trotzt sie ihn an. „Na also gut, Lisa-Mädchen. Zunächst wollen wir uns mal hier an diesem netten Tisch unter den hübschen roten Sonnenschirm setzen, eine Tasse Kaffee trinken und ein Stück Torte dazu essen. Oder befiehlt man Schokolade?' Wie er bloß mit dir umspringt! fährt es ihr durch den Kopf. Und wieder kommt ihr der Vergleich mit seinem Bruder Cornelius, nur ist seine ganze Art nicht so auf Moll ge stimmt wie bei jenem. „Was meintest du eigentlich vorhin mit dem -reinen Tisch

' machen?' fragt sie ihn und rührt scheinbar gleich gültig in ihrer Tasse. „Ja. ganz recht, das ist es, was ich mit dir besprechen wollte. Sieh mal, du mit deinen achtzehn Lenzen bist doch noch sehr jung-, ich mit meinen Fünfundzwanzig bin auch noch nicht so recht heiratslustig.' Lisas Augen werden immer größer, vor Staunen ver gißt sie, das eben aufgespießte Stück Torte in den halb geöffneten Mund zu schieben. Nein, ans Heiraten hat sie bei ihrer Schwärmerei für Christian Brenkenkamp wirklich

15
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1940/21_09_1940/LZ_1940_09_21_4_object_3314560.png
Seite 4 von 10
Datum: 21.09.1940
Umfang: 10
Samstag den ZI. September !S4S Folge 38 — Seite ? K0N4« «ULK VG«! 5WGSSSL wvkic» ^KULLLK-KL(.U5i>8QU^?X: (18. Fortsetzung.) Und die junge Frau? „Donnerwetter noch mal!' dachte Vater Gasteiner, „die ist ja noch schöner geworden und — wie es schien — auch liebenswürdiger!' Sehr angenehm empfand es der alte Herr, daß Eva wieder holt seine Hand streichelte und ihm liebe Worte sagte. „Ich will mich mit dem Vater gut stellen', hatte sich Eva vorgenommen, und gleich am ersten Tage begann

und patenter Kerl ist er und ganz famos im persönlichen Verkehr. Ich habe ihn sehr gern. Er ist riesig amüsant und ich verstehe mich gut mit ihm. Ihr wißt doch, daß er oben bei mir wohnt. Er ist sehr dankbar dafür und benimmt sich sehr tadel los und rücksichtsvoll. Ich merke gar nichts von ihm. Und meinen alten Hausdrachen, die Schwarzen, und das Mädchen behandelt er mit solcher Höflichkeit, daß die beiden Weiber, glaube ich, ganz verliebt in den bild hübschen 'Menschen sind. Aber nun zu euch Laßt euch mal

, und um die Auf merksamkeit von sich abzulenken, zeigte sie auf Jens: „Sieh dir d e n mal an! Was sagst du zu ihm?' Vater Gasteiners Gesicht strahlte. „Brillant siehst du aus, mein Sohn! Hoffentlich fühlst du dich auch so!' „Riesenkräfte habe ich wieder, Vater. Bäume könnte ich ausreißen, aber das wird ja die Firma Gasteiner und Sohn nicht von mir verlangen! Ich kann dir's aber gar nicht sagen, wie ich mich wieder auf meine Arbeit freue. Punkt acht Uhr bin ich morgen drü ben im Betrieb.' „Recht so, Jens!' Gasteiner

, so grausam sind wir nicht, Evchen! Vater soll uns jetzt mal von deinen Bodmer- leuten erzählen und der sagenhaften amerika nischen Tante, von der Lore so geschwärmt hat.' „Oh, die Tante Hilde, das ist ein ganz be sonderes Kapitel. Eine großartige Frau ist sie! Von der muß ich euch ganz ausführlich berichten, aber heute nicht mehr, dazu ist es zu spät. Jetzt wird Schluß gemacht und zu Bett gegangen, morgen reden wir weiter zusammen. Ich will noch so viel von euch und eurer Reise hören. Ich schlage

Freunde, lagen hier Jahr um Jahr im Quartier, tranken immer und zahl ten nie'.' Die Leutnants lachten hell heraus. „Haben Sie vor mir schau mal einen Deutschen gesehen?', fragte ich den Franzmann', erzählte der Hauptmann weiter. .Mais oui, oui: 1914!' — ,So, so. 1914. Und wie waren die?' — Da legte der Mann die Hand auf die Brust und sagte voller Hochachtung: .Pol! comme vous: Höflich wie Sie'.' Ich habe dann am Abend, als wir endlich ruhige Minuten hatten und aus eigener Küche geatzt

16
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1903/10_01_1903/LZ_1903_01_10_18_object_3307506.png
Seite 18 von 20
Datum: 10.01.1903
Umfang: 20
„Schick' das Frauenzimmer nach Hause!' „Kann ich nick.' protestierte der Schiffer. „Js dein' eigen Schuld. Du hätt'st iiorher sagen sollen, das; du mitkommen wollt st.' „O ja, ich weih Wohl, daß dn mich nicht haben willst,' klagte Frau Brathering, und die Rosen auf ihrem Hut fingen an zu zit tern. „Der Steuermann kann seiner Frau Wohl mal 'n kleines Vergnügen machen; aber ich kann zu Hause sitzen und waschen und flicken und reine machen. Ich weiß Wohl — du brauchst mir gar nichts zu erzählen

— na, du weißt ja.' „Ja, ick versteh!' stöhnte dr- Schiner. „Na, wenn du noch nicht verstehst, dann wirst dn's schon beim Abendbrot. Bild' dir man nich ein, daß ich mich da noch mal mit den beiden allein hinsetzen werd'. Ich weiß ja gar nich uial, ob oder was ich überhaupt gegessen hab'.' Er entfernte sich, denn seine S'ischgenossinnen kamen an Deck. Der Kapitän der Möwe' hielt es sür das beste, gänzliche Unbe fangenheit zu henchelu und machte die Damen sehr liebenswürdig auf alle Sehenswürdigkeiten

. „Na, ich mein', wir tun man bloß so.' „Das Stück können wir nich ordentlich spielen. Das würden sie gleich merken. Wir haben nu schon fünf Jahr zusammenge fahren und noch nie nich ein böses Wort gehabt.' „Na, wenn du was anders wissen tnst, so sag' es man. So geht das aber nich mehr viel länger!' Der Stenermann steckte sich seine Pfeife an. „Wir wollen bis morgen früh warten/ sagte er. „Wenn es dann noch ebenso schlimm is, dann können wir den Damen ja das Pläsier machen und uns mal ordentlich zanken.' Am folgenden

ohnmächtiger Wut zu erwidern. „Nimm du mau lieber 'u größeres Messer, Paul,' rief er giftig. „Das kleine wirst du doch noch mal rnuterschluckeu.' Der Schiffer drehte sich, das erwähnte Mordinstrument in der Faust haltend, um und starrte seinen Freund an wie versteinert. „Wenn ich hier nich Kapitän an Bord wär', Paul,' erklärte er mit heiserer Stimme, „wenn ich also nich verpflichtet wär', den Leuten ein gutes Beispiel zu geben, dann würd' dir diese unver schämte Bemerkung teuer zu stehen kommen

.' „Das ist ja nur zu Ihrem eigenen Besten, Kappen Brathering,' sagte Frau Fretwurst malitiös. „Ich hab' mal 'neu armen alten Mann gekannt, dem ich manchmal fünf Pfennig gegeben hab'. Der aß auch immer mit dem Messer und hat sich schließlich da mit umgebracht.' „Jawohl und dabei war sein Mund noch nich mal halb so groß wie deiner,' fügte der Steuermann warnend hinzu. „Dat geiht mi doch öwer 'n Spoß!' stammelte der Schiffer mit erstickter Stimme. „Hol der Deuwel das gute Beispiel! Komm an Deck, Paul, wenn du 'n Kerl bist!' Ehe

17
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1907/02_02_1907/LZ_1907_02_02_26_object_3316800.png
Seite 26 von 32
Datum: 02.02.1907
Umfang: 32
.aber wer weiß denn etwas von deinen Eltern? Kein Mensch kennt die. Wer weiß, welche Schande die noch eines Tages über dich bringen können, wenn irgend jemand auftaucht und seine Rechte auf dich geltend macht.' Der stolze Ausdruck wich, Trina hatte mit den aussteigenden Tränen zu kämpfen.' Die Bäuerin sah, daß sie gesiegt hatte. „Ich weiß, daß Erich versuchen wird, dich zu überreden, du hast dem armen Jungen nun mal ganz den Kopf verdreht; aber bring das Opfer, es ist ja zu seinem Besten, nnd

ich würde dir mein Leben lang dankbar sein, dn solltest es wahrlich nicht umsonst getan haben.' Trina sah sie so eigen an. „Ich verkaufe meine Liebe nicht für Geld.' Die Bäuerin schwieg eine Weile, dann trat sie näher an Trina heran und sagte: „Sieh mal, wir möchten doch beide vor allem sein Glück, deshalb laß uns mal vernünftig darüber sprechen. Heute abend kommt Erich zurück, und morgen ist Johannisfeier beim Gemeindevorsteher. Wär's nicht am besten, ihr träfet euch da, nnd dn sagtest ihm gleich

, daß es aus ist? Ich Hab' schon eine andere für ihn in Aussicht, die gerade so reich und vornehm ist wie er. Nicht wahr, Trina, du willst doch seinem Glück kein Hindernis in den Weg legen? Ach, dn weißt gar nicht, wie lieb' ich den Jungen Hab'! Ich möchte ja alles für ihn tun.' „Wenn Ihr ihm erst mal solch ein Opfer gebracht hättet, Mutter Karin — aber laßt uur — ich will seinem Glück nicht im Wege stehen,' sagte Trina, drehte sich um nnd ging langsam fort. Als Trina das Armenhaus erreicht hatte, ging sie nicht in das große

, daß immer Streit hier ist, wenn ich mal fort bin.' „Ach, laß nur, Kind!' sagte Vater Munter; „es ist nicht so ernst, die alte Dundrau hat nur der Puckel-Stiua ihre Erbsensuppe an den Kopf geworfen.' „Dann sind sie sich wohl wieder über Malmqnist in die Haare geraten!' sagte Trina mit einem müden Seufzer. Malmquist war der Monis des Armenhauses, ei» siebzigjähriger Klüterer, der alle Uhren im Dorf wieder in Ordnung bringe» mußte nnd der die unschuldige Ursache manch wütende» Kampfes zwischen den beiden

Brot beschaffe» sei,, soll, dann wäre es um die ganze Menschheit besser bestellt. Doch darüber streiten sich heute noch die größten Ge lehrten, welches die richtige Nahrung des Menschen sei. Das Tier hat seinen Instinkt. Der Mensch aber setzt eine so manches mal irre geleitete Vernunft und Bücherweisheit über seinen In stinkt und verliert denselben zuletzt völlig. So ist es ihm denn anch mit dem Brote gegangen. Schreiben doch hervorragende Ärzte wie vr. Emmet Densmore und andere dicke Bücher

18
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1907/09_02_1907/LZ_1907_02_09_26_object_3316851.png
Seite 26 von 28
Datum: 09.02.1907
Umfang: 28
zurückschob. „Wer seid Ihr denn, und was wollt Ihr?' fragte Frau Lund vik erschrocken. „Seht mich nur mal ordentlich an, und verflicht, ob Jhr's nicht raten könnt.' Frau Lnndvik zitterte, aber sie sagte nichts. „Na, und wenn Ihr nicht raten mögt, dann will ich Euch mal was erzählen: Bor etwa zwanzig Jahren zog unsere ganze Truppe hier durch die Gegend; denn ich gehöre, wie Ihr Euch wohl denken könnt, zn einer Zigenuertrnppe. Mein Mann war kurz vorher ertrunken, und ich fühlte mich entsetzlich einsam

Wohl sagen, wer ich bin.' „Weiß man im Armenhaus, wer Ihr seid?' fragte Fran Lundvik. „Nein, ich kriegte leicht die ganze Geschichte heraus, ohne mich selber zu verraten.' „Dann um alles in der Welt schweigt nnr ja, und hört mich auch mal au. Meint Ihr etwa, es wäre mir leicht geworden, Trina hier als Herrin anzuerkennen, wo mein Sohn das reichste ,'üd vornehmste Mädchen ans der ganzen Gegend hätte bekommen l^.men. Meint Ihr etwa, das wäre so glatt gegangen, daß die Lente ihr hier die richtige

Stellung gaben und nicht mehr daran dachten, woher sie kam? All meine Pläne, all meinen Stolz Hab', ich ihr geopfert, nnd ich Hab' ihr mehr Ehre erwiesen, als ich's sonst getan haben würde, nur damit die anderen sie auch aner kannten. Und jetzt kommt Ihr plötzlich und gebt Euch als ihre Mutter aus — Ihr!? — Wo soll denn da das Ansehen bleiben, wenn das herauskommt? Und ist das Ansehen einmal weg, wo bleibt dann das Glück? Das sagt mir. nur mal, wenn Jhr's könnt.' „Laßt mich sie wenigstens sehen/ sagte

die Fremde, Senn Jffr glaubt doch wohl uicht, daß ich die vielen hundert Meilen gewan dert bin, um mich schließlich am Ziel noch abweisen zu lassen?' „Aber denkt doch auch mal an mich! Denkt an unser aller Glück, seid barmherzig!' rief Frau Luudvik, indem sie der Bett lerin bittend die Hände entgegenstreckte. „An Euch soll ich denken? — Wie sollte ich dazu kommen? An Ench? — Was habt Ihr denn so Großes getan? Ein ganz klein bißchen von Eurem Hochmut habt Ihr drau gegeben, aber mir scheint, Ihr seid

» i» die Ecke setzte. — „Weißt d», Erich,' sagte Trina, während sie strahlend zu ihrem Mann aufsah, „wenn ich so mit der Kleinen spiele, dann muß ich oft denken, was wohl ans meiner armen Mutter geworden ist.' „Ich Hab' nicht darüber gesprochen, um dich nicht traurig zn machen, aber seit die Kleine gebore» wnrde, Hab' ich auch so viel daran deukeu müssen.' „Wirklich? Ach, weißt du, ich mochte immer, ich könnte sie mal hier haben, aber dann denk' ich wieder, daß du schon genug an einer von der Sorte hast

19
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1907/10_08_1907/LZ_1907_08_10_24_object_3284319.png
Seite 24 von 30
Datum: 10.08.1907
Umfang: 30
ihr mich nicht, wenn auch nur der Form wegen, auch mal nach meiner Meinung über diesen Puukt fragen?' „Merkst du denn gar nicht, daß sich ein kleines Komplott hier bildet, um dich in das Ehejoch zu bringen?' lacht Moren ihm zu. Klothilde stößt den Gatten mit dem Fuß an und wirft ihm einen mißbilligenden Blick zu. „Nein, gar nichts habe ich bisher gemerkt', antwortet Jossan, dessen Gleichgültigkeit nicht fingiert ist. „Aber wen habt ihr denn für mich ausgesucht? Kann ich das vielleicht erfahren? Borläufig ist mir die Betreffende

doch wohl noch nicht vorgestellt worden. Ich wüßte wenigstens nicht, welche . . „Na, da hast du aber ein kurzes Gedächtuis!' „Rede doch nicht so viel!' sagt die kleine Baronin ärgerlich zu ihrem Gatten. Es ist ihr eigentlich ganz recht, daß sich die Unterhaltung um dies Thema zu drehen beginnt, aber noch will sie ihr Spiel nicht aufdecken. Doch Moren ist nun mal im Zug, und lachend wirft er das ganze Kartenspiel seiner Frau über den Haufen und ruft: „Such nur, such nur! Raten kannst

du es doch nicht.' „Das glaub' ich wohl.' Wieder versuchte die junge Frau den Gatten mit einem ver stohlenen Fußtritt zum Schweigen zu bringen. „Aul' ruft dieser und hebt den Fuß hoch. „Aber ich sag's doch: die kleine Lucie von Labodi ist es!' „Na, weißt du, lieber Mann, auf deine Ungeschicklichkeit kannst du dir wirklich was einbilden!' zürnt Klothilde. „Warum mischst du dich in solche zarten Angelegenheiten?' Frau von Moren, die ganz rot geworden ist, wendet sich zu ihrem Bruder. „Da nun mal von Lucie die Rede

Frauen sind als Schwiegermütter höchst tzefäh'» l!ch', entgegnet Alex. „Sie würde ja doch nicht mit euch zusammenleben.' „Aber sie würde leben!' „Na, weißt du, solche Scherze sind nicht gerade sehr hübsch.' „Schön — ich nehme alles zurück, was ich gesagt habe . . . aber sag mal, Schwesterchen, weißt du denn eigentlich, wie alt ich bin?' „Gott, ja! Sechsuuddreißig bist du.' „Und die kleine Lucie ist achtzehn Jahre alt, also genau die Hälfte. Mit dreißig Jahren, wenn sie das Leben erst recht ge nießen

möchte, dann sehne ich mich nach Ruhe .. . Rein, nein, Achtzehnjährige müssen Männer von fünfundzwanzig Jahren ha ben. So zwei junge Menschen wissen noch nicht, was das Leben und im besonderen die Ehe eigentlich ist. Sie lernen das erst ge meinsam kennen, wie Schüler, die zusammen in die Schule gehen. So passen sie sich einander an und tun sich selbst dann nicht weh, wenn sie sich gegenseitig auch mal aneinander stoßen.' Alex reibt fich dabei den Ellbogen und setzt hinzu: „Bei mir würde das weh tun

20
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1906/07_07_1906/LZ_1906_07_07_30_object_3315395.png
Seite 30 von 32
Datum: 07.07.1906
Umfang: 32
. — Das beste ist schon, ich werde mir das Frühstücken angewöhnen, — nnd damit es mir allein nicht zu schwer wird, sollst du mir dabei helfen.' „Aber, Schatz, das kann ich wirklich nicht!' „Versuch's mir mal, es wird schon gehen,' — und damit schob sie ihm die Hälfte des Brötchens zu und goß ihm den halben In halt der Tasse in ein Wasserglas, und als er auch jetzt noch wider sprechen wollte, flehte sie mit einem so bittenden Blick, daß er ihr den Willen tat. — So frühstückte das junge Paar zum ersten mal

jeden Vormittag, wenn sie vom Einkauf zurück war, zu der jungen Fran und zeigte, was sie er standen hatte, indem sie es mit den besten Worten pries: „Sehen Sie nur mal, gnädige Frau, dies prachtvolle Filet, weich wie Butter, uud wieder 'nen Groschen billiger als aus der Halle! — und dann diesen Zander! Sehen Sie nur, wie er noch schlenkert! Ja, er ist ganz frisch! — und Spargel Hab' ich auch gefunden, — ich weiß, der gnädige Herr ißt ihn so gern. — Das Pfimd kostet nur eine Mark! — ja, ich Hab' schon

werde, damit sich dann der Herr Doktor durch mich nicht stören lassen.' Hinaus war sie. Erstaunt, unwillig, aber doch lächelnd sah er ihr nach. Dann vertiefte er sich wieder in seine Arbeit. Bald darauf klopfte es wieder. „Herein!' schrie er wütend. Nnd herein trat Minna mit einem bescheiden verschämten Lä cheln. „Ach, der Herr Doktor werden verzeihen, — ich muß jetzt mal rnntergeheu, wegen des Abendbrotes.' „Na ja, und was weiter?' fragte er nervös. „Wenn nun gerade die Tischler kommen?' „Also gut, so werde ich öffnen

machen!' „Aber, Herr Doktor —' zitterte sie ängstlich. „Widersprechen Sie nicht auch noch! Ich habe die Geschichte jetzt satt! Entweder ändern Sie sich, oder ich ändere es! Nicht allein, daß Sie uns mit Gewalt ein zweites Frühstück aufdrängen, Hetzen Sie uns jetzt mit Ihrem Gefrage uud Getue zum Hause hinaus! — Das paßt mir nicht mehr. Das mögen Sie sich ge fälligst merken! Verstanden!' — So, nun war ihm leicht, nun hatte er sich mal all' den Groll heruntergeredet. Minna aber, weiß wie Kreide, rannte heulend

zur Tür hinaus, und ward vorerst nicht mehr gesehen. Als die juuge Frau zurückkam, merkte sie sogleich, daß hier inzwischen sich etwas ereignet hatte. „Ich habe uuserer Miuua mal die Wahrheit gesagt,' erklärte er seiner Frau kurz und bündig. Entsetzt lief das Frauchen in die Küche. Dort saß Miuua und heulte «och immer. „Aber, weinen Sie doch nicht, Minna,' bat nnn die Madame ihr Mädchen, „das hat ja mein Mann gar nicht so schlimm gemeint, er ist immer gleich ein bißchen erregt

21