hatte, nicht an die isen Vorwürfe, von denen die hingeschiedenen Eltern nicht ver hont geblieben waren, er sah jetzt nur die Gegenwart, und über diese hinaus in die Zukunft. Gustav sollte, wie er, eine glänzende Karriere machen und inst ein hochgestellter Beamter werden; um dieses Ziel zu er- nchen, mußte er vor allen Dingen eine Ebenbürtige und, wenn wglich, die Tochter oder Verwandte eines bei Hofe angesehenen Aannes als seine Gattin heimführen. An diesem Plane hing Raaven mit eiserner Konsequenz, und nach langem
und persönlich dem Pflichtvergessenen gegenüber- utreten, um zu sehen, wie weit die törichte Leidenschaft schon gediehen sei, und im Notfalle den Sohn nach Hause zu holen. Daß er diesen liebte, wie nur ein Vater sein Kind lieben kann, daß er stolz auf ihn war und die beste Meinung von ihm hegte, bewies der Empfang, der Gustav zuteil ward. Ohne den Brief zu erwähnen, plauderte der alte Herr von Freunden und Bekannten, Neuigkeiten, die in der Residenz sich zugetragen hatten, und ward nicht müde, dazwischen
sich nach dem Befinden des Sohnes, seinen früheren und jetzigen Vorge setzten und seiner Lebensweise zu erkundigen. Gustav war schon seit zwei Jahren von Hause abwesend, vor seiner jetzigen Stellung Referendar in Güstrow gewesen, somit fand der Regierungsrat Gelegenheit zu mancher Frage, und schnell verstrich die Zeit, ohne daß zwischen den beiden ein Wort über die Angelegenheit fiel, welche den Regierungsrat bewogen hatte, den Sohn zu besuchen, und bei der allein die Gedanken des Assessors weilten. Endlich faßte
Gustav sich ein Herz und erinnerte den Vater an den Brief, den dieser wohl erhalten haben werde. Über die Züge des alten Herrn slog rasch ein Schatten des Unmuts. „Ach so, dein Brief,' entgegnete er, „ja, ja, ich habe ihn erhalten, aber seinen Inhalt schon halb vergessen; du weißt, für solche Lappalien hatte ich nie ein gutes Gedächtnis.' Gustav entfärbte sich. „Lappalien, Vater?' warf er, gewalt sam nach Fassung ringend, vorwurfsvoll ein, „ich kann nicht gut glauben, daß du im Ernst sprichst
abwarten, bis der Rausch, in dem deine Sinne sich befinden, verflogen ist.' An dem entschiedenen, strengen Tone, in welchem der Regie rungsrat diese Worte sprach, erkannte Gustav, daß die Hoffnung, das Herz des stolzen, kalten Vaters seinem Wunsche geneigt zu machen, töricht und nutzlos war, und entschlossen, nicht auf hal bem Wege stehen zu bleiben, sondern die Angelegenheck zu Ende zu bringen, sei es auf diese oder jene Weise, begegnete er fest und lauernd dem offenen Blick des alten Mannes, der kalt