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Lienzer Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 23.08.1941
Umfang: 8
Hessenkamp überkam auf einmal die Angst, diese Gestalt könnte gar nicht Grete sein, nicht seine Grete. Vielleicht war Grete längst tot, vielleicht wollte sich eine andere Deutschland Artikel IN, Paragraph 16 äins Lf?SliIung von ^si-clinsucl Zildersigsn Der Kaufmann Thomas Braun in Magdeburg lebte mit seinem Nachbar, dem Zollverwalter Eduard Huber, in jahrelanger, grimmiger Feind schaft wegen eines. , . Apfelbaumes! Dieser stand im Garten Hubers, bog sich ober über die trennende Planke und seine schönen

Gra- oensteiner Früchte sielen meist in den Garten Brauns, wo sie der Gärtner Lukas schmunzelnd auflas. Darüber entbrannte nun jeden Herbst Herr Huber in Heller Wut, er schickte zu Herrn Braun und verlangte die Äpfel als sein rechtmäßiges Eigentum zurück. Herr Braun aber entgegnete jedesmal hohnlachend, was sich aus seinem Grund und Boden befände, gehöre ihm. Dann kam es regelmäßig zu einem erregten Wortwechsel über den Gartenzaun hinweg und zu Drohungen mit dem Gericht. So ging es jahrelang Lukas

klaubte die köstlichen Äpfel zusammen, Huber schimpfte wie ein Rohrspatz und Braun auch. Endlich nahm die Sache eine andere Wendung. Eines Morgens trat Braun in seinen Garten und riß die Augen weit auf. Hubers Knabe, Fritz, saß auf dem Apfelbaum, stach mit einem langen Stocke, auf dem er eine eiserne, spitze Gabel be festigt hatte, die auf Brauns Grund und Boden liegenden Äpfel auf und verzehrte sie mit größler Seelenruhe. Wütend ergriff Braun eine Hacke und jagte damit den Apseldieb in die Flucht

„Ich kann Ihnen nicht helfen, Herr Huber, das Gesetz spricht nun einmal gegen Sie. Übrigens rate ich Ihnen, wenn Sie sich fortan Ärger und Verdruß ersparen wollen, den Apfelbaum als richtigen „Zankapfel' oder Friedensstörer einfach umhauen zu lassen, dazu sind Sie im vollen Recht!' „Davor werde ich mich schön hüten! Mögen Herrn Braun alle seine Fruchte zugute kommen, mir spendet der Baum seinen Schatten, und sein die Augen erquickendes Grün sowie die prächtigen Blüten im Frühjahr gebe ich nicht her um alles in der Welt

. Bitten Sie Herrn Braun in meinem Namen um Entschuldigung und sagen Sie ihm. er würde von nun an nie mehr Veranlassung zu einer bekommen . . Jahre waren vergangen. Da spazierte eines Tages Herr Braun mit seiner Tochter im Garten. Hinter der Planke erschien ein junger Mann und grüßte artig. „Wer ist das, Johanna?' fragte Herr Braun ver drießlich. ohne den Gruß zu erwidern. „Das ist der Doktor Fritz Huber, der von einer längeren Auslandsreise soeben zurückgekehrt ist', erwiderte Johanna errötend

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Seite 22 von 40
Datum: 12.12.1896
Umfang: 40
„An der nächsten größeren Station aussteigeu und abwarten, bis Sie nach Fr. fahren können/ war die Antwort. „Und wann wäre dies?' „In dreiviertel Stunden ungefähr sind wir in B- Dort könnten der Herr bis zum nächsten Zug warten, der aber erst um sieben Uhr süufunddreißig Minuten abends von dort abgeht.' — Gustav dachte nach. Dann wäre er etwa um elf Uhr in Fr. Eine eigentümliche Zeit, um die Bekanntschaft seiner Zukünftigen zu machen! Und am Ende wäre die Gesellschaft schon vorüber

, statt sich drei Stunden in B. zu langweilen, lieber vollends bis U. zu reisen, welches wenigstens eine interessante Stadt ist und auch gute Gasthöse hat.' „Das ist richtig,' entgegnete Gustav, „allein die Stadt kenne ich zur Genüge und meine Anwesenheit in Fr. ist fast Notwendigkeit.' „Das ist sehr bedauerlich,' meinte der alte Herr. „Weshalb?' sragte Plessen. „Nun, weil wir dann Ihre heitere Gesellschaft in B. schon ver lieren müßten.' „Aber, lieber Onkel,' ergriff die jungejDame das Wort, ehe

Gustav etwas erwidern konnte, „der Herr sieht augenblicklich eher nieder geschlagen als heiter aus und ich kann recht mitempfinden,' wandte sie sich an Gustav, „wie fatal dieser ganze Vorfall für Sie sein muß. Am Ende werden Sie gar von Ihrer Frau Gemahlin erwartet?' „Dieses weniger,' erwiderte Plessen, „noch bin ich nicht der glückliche Besitzer eines solchen Kleinodes, hoffe aber demnächst in den Stand gefetzt zu sein, es zu finden und deshalb eben hätte ich heute abend in Fr. sein sollen

.' „Ah! vielleicht erwartet Sie dort eine teure Braut?' rief der alte Herr aus und die junge Dame betrachtete Gustav recht neu gierig, ohne daß es derselbe bemerkt hätte. „Nein, anch noch keine Braut — bis jetzt wenigstens noch nicht,' sagte Plessen. „Aha, verstehe!' rief der alte Herr. „Aber müssen Sie denn gerade heute dort sein? Morgen ist ja auch noch ein Tag!' „Morgen ist es zu spät. Morgen früh reist die Betreffende ab. Sie hätte schon früher fort sollen, aber ich konnte leider nicht eher abkommen

und um sie zum Dableiben zu veranlassen, hat man ihr auf heute noch eine Tanzgesellschaft eingeladen.' „Was? Mitten im Sommer? Und da sollten Sie Wohl der Polonaise- und Cotilloutänzer u. s. w. sein?' fragte der alte Herr. „Ja, n. f. w.!' erwiderte Gustav. Die junge Dame hatte sich während dieses Gespräches erhoben und bemühte sich, das Fenster zu össnen. Gustav kam ihr zu Hilfe. „Zieht es Ihnen denn nicht bei offenem Fenster, Fräulein?' fragte er. „O nein!' erwiderte sie und errötete. „Meine Nichte ist viel Luft

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Seite 27 von 32
Datum: 28.08.1909
Umfang: 32
-----i- . in dem Hanna sein Haus wieder verlassen und mit dem Manne ihrer Wahl in dessen Heimat abreisen werde. Weder Gustav noch dessen Braut hatten eine Ahnung von dem, was in dem Herzen des plötzlich so einsilbigen, verschlos senen Doktors vorging, nur Emma erriet es, doch vermied sie ängstlich, den Bruder um den Grund seines Kummers zu be fragen, weil sie ihm ein Bekenntnis ersparen wollte, welches ihn in ihren Augen beschämen mußte. Gustav allein war der Alte geblieben, unbefangen

schuld trage. In welcher Weise, wußte sie freilich nicht, doch vermutete sie, man habe es dem Doktor übel genom men, daß er ein ihm fremdes Mädchen in sein Haus und seinen Schutz Nehme, und nicht nur hinter seinem Röcken darüber ge sprochen, sondern auch ihm selbst Vorstellungen deshalb gemacht. Gern hätte sie dem Assessor diese Vermutung mitgeteilt, und Rat mit ihm gepflogen, wie man dieser Unannehmlichkeit abhelfen könne, doch solange Gustav selbst die Verstimmung nicht bemerkte

, oder sich keine Gedanken über dieselbe machte, wollte sie seine heitere Laune nicht trüben und den über ihr Lebensglück ent scheidenden Augenblick, der ja bald eint eten mußte und den Doktor seinen eingegangenen Verpflichtungen überhob, abwarten. —Aber ein Tag nach dem andern verging, und noch immer nicht traf die Antwort des Regisrungrsats ein. — Gustav äußerte jedesmal, so oft er vom Bureau nach Hause kam, und den sicher erwarteten Brief noch immer nicht vorfand, sein Bedenken über diese uner klärliche Verzögerung

der Vater seine Einwilligung, so mußte der Präsident, wenn Gustav ihm seine Verlobung offiziell anzeigte, hieraus erkennen, daß das Verhältnis seines Untergebenen zu der Buchhalterin keine der Sitte und Tugend zuwiderlaufende Liaison gewesen, sondern auf eine reine, wahre Liebe begründet war, und diese Entdeckimg mußte ihm eine bessere Meinung über seinen Untergebenen einflößen. Gab der Vater hingegen seine Einwilli gung nicht, und scheiterten auch alle Versuche, die Gustav alsdann

Vorgesetzte selbst ge stehen, daß die Arbeiten des Assessors an Sauberkeit und Ge diegenheit die seiner Kollegen weit übertrafen und von seltener Verstandesschärfe und großem Talente zeugten, doch veränderte dies in seinem Benehmen gegen den jungen Mann durchaus nichts. Klagte Gustav dies seinem Freunde, schüttete er vor ihm seinen ganzen Unmut aus, so zuckte dieser gleichgültig die Achseln und wußte keinen besseren Rat, als Geduld zu haben, mit der Zeit werde es sich wohl ändern. Zu einem tieferen

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Seite 26 von 32
Datum: 28.08.1909
Umfang: 32
er ist reich und vornehm, und sein Vater einer jener Menschen, die härter und grausamer sind als das Schicksal, denen Glück nur Rang und Reichtum, Liebe nur Mitgist bedeutet. Warum den Versuch machen, die Eisrinde zu lösen, welche Konvenienz um das Herz des Vaters gezogen hat? Kenne ich ihn nicht genugsam, um voraussehen zu können, daß solcher Versuch nur fruchtlos sein wird? Weiß ich nicht, daß Gustav dem Vater Trotz bieten und den Fluch desselben auf sein Haupt laden würde, um an meiner Seite

aus ihrem für sie so wohltätigen Schlummer, die Traum bilder erloschen und zerrannen, und die Gegenwart trat wieder an das Lager, ihre Rechte auf die Erwachende geltend zu machen. — Sie war nicht wenig überrascht, als sie beim Erwachen auf ihre Uhr sah, rasch erhob sie sich und packte ohne Zögern ihre Garderobe in einen aroßen Koffer, warf die unentbehrlichsten Toilettengegenstände m eine Reisetasche, legte den Brief an Gustav auf den Tisch, blickte zum Abschied noch einmal wehmütig durch das Zimmer und schritt dann rasch

hinaus. Auch Gustav hatte diese Nacht durchwacht. Nicht im Kreise froher Zechgenossen noch im Gespräch mit einem teilnehmenden Freunde, sondern in heißer Sehnsucht nach der, bei der all sein Denken weilte, in deren Armen allein er sein ganzes Lebensglück finden zu können wähnte. Düstere, ängstigende Traumbilder zogen im leisen Halbschlummer an seiner Seele vorbei, und das unruhige, stürmisch pochende Herz zählte jeden Glockenschlag, horchte auf das Ticken der Taschenuhr, die neben dem Bette

auf dem Nacht tische lag, und seufzte ungeduldig dem Morgen entgegen. Endlich brach der Tag an, und ermüdeter denn am Abend vorher erhob Gustav sich, um bis zur Frühstücksstunde in seinem Zimmer auf und ab zu wandeln und die Schritte zu überlegen, die er zunächst tun wollte. Er war fest entschlossen, die wieder gefundene Geliebte nicht zum zweiten Male entwischen zu lassen; — ihre Skruppel hoffte er durch Worte der Liebe und Vernunft zu beseitigen, ihren Befürchtungen wollte er Männlichkeit

bindende Verlobung ins reine bringen, dann sofort an seinen Vater schreiben und den Rest des Tages in den Armen der Geliebten verträumen. Gustav v. Raaven kam soeben von seinem neuen Chef, dem Gerichtspräsidenten Weller, in dessen Bureau er von jetzt an ar beiten sollte, und war im Begriff, in eine Seitenstraße abzu biegen, um zu der Wohnung seines Freundes zu gelangen, als plötzlich eine dicht verschleierte Dame an ihm vorbeischritt, den Weg zur Bahn nehmend. Gustav stieß einen leisen Schrei

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Seite 21 von 26
Datum: 09.03.1907
Umfang: 26
Braun war dem Himmel im Juuersteu dankbar sür diese Wen dung. Beinahe andachtsvoll betrachtete er die Noten, die der Freund ihm hingeschoben. Vor seinem geistigen Ohre hörte er die feierlichen Klänge brausen. „Das muß wunderbar wirken!' rief er hingerissen. „Ach, dazu wird es niemals kommen. Ich glaube an nichts mehr, Benno.' „Aber doch an die Kunst?' „Bei der wir langsam verhungern,' sprach Lorbert bitter. „Nein, Ludwig, es wird bald besser mit uns werden.' „Hast du Schnaps getrunken

!' rief Braun vor wurfsvoll. „Nein, Ludwig, wir teilen alles, wie die schlechten, so auch die besseren Zeiten, die jetzt kommen müssen. Vielleicht er ringe ich eine seste Anstellung, und dann vermag ich auch etwas für dich zu tun.' Lorberts Augen wurden feucht. Er drückte Braun warm und innig die Hand. „Ich danke dir. Wenn etwas über den Verlust der Freundin, die ich zu besitzen glaubte, mich trösten kann, so ist es der Freund!' 5. Eine Woche später trug Braun sein erstes Honorar vom „Theater- jonrnal

seiner ersten Oper fertig stellen. Die Mifere der Boheme lag hinter ihnen, und das Glück schien die Freunde jetzt ebenso hartnäckig ver folgen zu wollen, wie früher die Not. Nach einem halben Jahre schon gelangte Braun fast über Nacht zu einer angesehenen und einflußreichen Stellung. Seine musika lischen Essays und scharfen OperwRezensionen, die ausschließlich ihm zugefallen waren, da Heinsins sich lieber auf die Redaktion beschränkte, hatten bald Aufsehen nnd ihm einen Namen in der Stadt gemacht, ehe

er noch selbst mit seinem wahren hervorzu treten wagte. Es war nach Beendigung der Festaussührungen im Prinzregententheater, als der Redakteur, der, in letzter Zeit mit eigenen Bühnendichtungen erfolgreich, sich ganz dem Schaffen wei terer Lustspiele widmen und zugleich eine reiche Fran heimführen wollte, dem Veleger des Theaterjournals seine Stellung kündigte und als geeignetsten Nachfolger den jungen Braun empfahl. Nach knrzen Verhandlungen ward die Sache unter den günstigsten Be dingungen sür den neuen Kritiker geordnet

gespielt hatte, treu geblieben, und ihre Fenster gingen auf die grünen Anlagen der Frühlings straße hinaus, über deren Bäume der Blick weit hinweg auf die vieltürmige Stadt am linken Ufer schweifte. Eine rastlose tätige Natur, hatte Braun, der im Auftrag seiues Verlegers eine Biographie Lortzings zu schreiben begonnen, sich auch in der heißen Zeit keine Ruhe gegönnt. Überraschend schnell war die anstrengende Zeit der neuen Thea tersaison wieder herangekommen, und heute saß er bereits

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Seite 14 von 20
Datum: 21.09.1901
Umfang: 20
«. Das Gerücht, das bis zum Meeresstrande gedrungen, es war kein leeres Phantasiegebilde eines auf Erlösung vmu Tyranneil- joche hoffenden Volkes. Die Thallande waren wirklich in vollem Aufstande wider Christian II., nnd Gustav Wasa führte die Dale- karlen. „Schwedens Rettung und Befreiung vom Tyrannenjoche', das war die Aufgabe, die der kühne Jüngling sich gestellt, als Christians Treulosigkeit ihn gefangen nach Dänemark führte; dies Ziel vor Augen, war er entflohen aus der Gefangenschaft

sein Vater und seine Vettern geworden, und er mußte fliehen vou der Heimstätte, denn König Christian hatte, in ihm seinen furchtbarsten Feind ahnend, einen Preis auf seinen Kopf gesetzt uud jeden mit dem Tode be droht, der es wagen würde, ihn aufzunehmen. Da weigerte ihm selbst das Karthäuserklvster Gripsholm, das seine Vorfahren ge stiftet, eine Freistadt. Und doch verlor Gustav den Mnt nicht. Sten Stures Geist lebte in ihm fort, uud ungebeugt iu allem Mißgeschick, hielt er fest und unentwegt

au seinem Ziele: „Schweden muß doch frei werden!' Und es kam die Stunde, da Schweden erkannte, wo sein Heil lag. Mit zweihundert Bauern eröffnete Gustav Erichfou im Fe bruar 1521 die Feindseligkeiten gegen den König, dem Schweden gehuldigt, und im Mai erklärte er Christian förmlich und öffent lich den Krieg. Da waren es aber nicht mehr Bauern, die er führte, die er zu Acker und Pflug entlassen, nachdem schwedische Offiziere, die schon unter Sten Sture für die Freiheit ihres Vater landes gekämpft

, zu ihm übergegangen. Als Harald, ein Flüchtling gleich ihm aus dänischer Gefangen schaft, aus seiner Hand den Degen empfing, da sah er nicht mehr in ihm den Jugendfreund, sondern den königlichen Herrn, den er einst in Sten Sture betrauert hatte. Vor Upsalas Mauern er neute der Mann den Trenschwnr, den er vor Jahren dem jugend lichen Stndiengenosseu geleistet: der erste, der Gustav Wasas Banner ans den Wällen des erstürmten Upsala aufpflanzte, war Harald Ridders. Aber noch war Gnstav Wasa nicht Sieger

, denn noch widerstand des Reiches Hauptstadt, widerstand Stockholm, nnd ehe die Residenz , der alten Schwedenkönige nicht sein, war Gustav nicht Herr in Schweden. Jene Stadt, in der das Blut des schwedischen Adels geflossen unter Christians Henkerbeil, sie kämpfte am längsten für den Tyrannen, und ritterlich und treu stand auch vor Stockholms Maneru Harald Ridders an der Seite des schwedischen Freiheitshelden. Aber dennoch kam der Tag, da auch dies letzte Bollwerk des Tyrannen fiel: am 21. Juni 1521 öffnete

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Seite 31 von 40
Datum: 12.12.1896
Umfang: 40
„Und wußte» Sie, wen mein Brndcr zu seiner Gesellschaft er- mitete?' „Ja, aber nicht den Namen.' „Auch weshalb?' „Auch das, doch erfuhr ich es nicht durch die Ihrigen.' „Und deshalb reisten Sie Wohl früher ab?' „Ja, aus diesem Grunde.' „Mein Fräulein, ich danke Ihnen!' rief Messen. Ob er nun für Agathens Antwort oder Abreise dankte, darüber pmch sich Gustav nicht ans, denn sich zu Herrn und Frau Walther endend sagte er: „Es ist ein merkwürdiger Zufall, der mich zu huen statt nach Fr. kommen

.' „Ich bin ganz verwirrt,' erwiderte diese, „mir würde es aber mendlich leid thun, wenn Sie nach einer so kurzen Bekanntschaft ms schon wieder verlassen wollten.' „Der Zug geht jedenfalls noch nicht gleich,' sagte der Gnts- esitzer, „also überlegen Sie es sich, Herr Verwalter und denken ie, daß Sie uns alten Leutchen wenigstens durch Ihr Bleiben ine rechte Freude machen würden. Wie es um Agathe bestellt ist, veiß ich allerdings nicht — aber, wo ist sie denn?' Diese war aus dem Zimmer verschwunden und Gustav

Morgen.' — Und nachdem er Gustav herzlich die Hand geschüttelt hatte, verließ er denselben und ließ ihn, vor einem prächtigen Rosenbeete stehend, allein. Gustav betrachtete diese Blumen lauge nnd aufmerksam, aber wie es schien, ohne seine Gedanken dabei zu haben, denn plötzlich stieß er folgende Worte, von einem Seufzer begleitet, laut aus: Und was nun thun? O Göttin des Znfalls, die Dn mich bis jetzt so begünstigt hast, rate Du: Soll ich gehen, soll ich bleiben?' „Bleiben!' ertönte leise eine Stimme

hinter ihm und als er sich rasch und erschreckt umwandte, stand Agathe neben ihm, über mch über erglüht, wie die Rosen, die sie in der Hand hielt. „Das raten Sie mir, mein Fräulein, Sie?' ries Gustav aus. „Ja, bleiben Sie noch ein Weilchen, da Sie jetzt doch einmal hier sind und nehmen wir an, der Plan, den die Ihrigen für Sie und mich geschmiedet, existiere nicht. Betrachten Sie mich, wie schon am Anfange unserer Bekanntschaft als die Nichte jenes freundlichen alten Herrn, der untröstlich wäre, wollten Sie uns so schnell

verlassen.' „Und Ihnen, verehrtes Fräulein, ist es Wohl gleich, ob ich gehe oder bleibe?' „Nein, mich freut es, wenn Sie bei uns länger verweilen, aber ich komme hier nur in zweiter Linie.' „Gut; ich bleibe, so lange mein Urlaub dauert und werde anstatt zu telegraphieren, meinem Bruder schreiben, wo ich mich befinde.' „Dann darf ich diese freudige Botschaft meinen Verwandten verkündigen?' rief Agathe. „Auf baldiges Wiedersehen!' Und mit diesen Worten enteilte sie. Gustav durchwanderte freu dig erregt

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Seite 23 von 28
Datum: 04.09.1909
Umfang: 28
hatte, nicht an die isen Vorwürfe, von denen die hingeschiedenen Eltern nicht ver hont geblieben waren, er sah jetzt nur die Gegenwart, und über diese hinaus in die Zukunft. Gustav sollte, wie er, eine glänzende Karriere machen und inst ein hochgestellter Beamter werden; um dieses Ziel zu er- nchen, mußte er vor allen Dingen eine Ebenbürtige und, wenn wglich, die Tochter oder Verwandte eines bei Hofe angesehenen Aannes als seine Gattin heimführen. An diesem Plane hing Raaven mit eiserner Konsequenz, und nach langem

und persönlich dem Pflichtvergessenen gegenüber- utreten, um zu sehen, wie weit die törichte Leidenschaft schon gediehen sei, und im Notfalle den Sohn nach Hause zu holen. Daß er diesen liebte, wie nur ein Vater sein Kind lieben kann, daß er stolz auf ihn war und die beste Meinung von ihm hegte, bewies der Empfang, der Gustav zuteil ward. Ohne den Brief zu erwähnen, plauderte der alte Herr von Freunden und Bekannten, Neuigkeiten, die in der Residenz sich zugetragen hatten, und ward nicht müde, dazwischen

sich nach dem Befinden des Sohnes, seinen früheren und jetzigen Vorge setzten und seiner Lebensweise zu erkundigen. Gustav war schon seit zwei Jahren von Hause abwesend, vor seiner jetzigen Stellung Referendar in Güstrow gewesen, somit fand der Regierungsrat Gelegenheit zu mancher Frage, und schnell verstrich die Zeit, ohne daß zwischen den beiden ein Wort über die Angelegenheit fiel, welche den Regierungsrat bewogen hatte, den Sohn zu besuchen, und bei der allein die Gedanken des Assessors weilten. Endlich faßte

Gustav sich ein Herz und erinnerte den Vater an den Brief, den dieser wohl erhalten haben werde. Über die Züge des alten Herrn slog rasch ein Schatten des Unmuts. „Ach so, dein Brief,' entgegnete er, „ja, ja, ich habe ihn erhalten, aber seinen Inhalt schon halb vergessen; du weißt, für solche Lappalien hatte ich nie ein gutes Gedächtnis.' Gustav entfärbte sich. „Lappalien, Vater?' warf er, gewalt sam nach Fassung ringend, vorwurfsvoll ein, „ich kann nicht gut glauben, daß du im Ernst sprichst

abwarten, bis der Rausch, in dem deine Sinne sich befinden, verflogen ist.' An dem entschiedenen, strengen Tone, in welchem der Regie rungsrat diese Worte sprach, erkannte Gustav, daß die Hoffnung, das Herz des stolzen, kalten Vaters seinem Wunsche geneigt zu machen, töricht und nutzlos war, und entschlossen, nicht auf hal bem Wege stehen zu bleiben, sondern die Angelegenheck zu Ende zu bringen, sei es auf diese oder jene Weise, begegnete er fest und lauernd dem offenen Blick des alten Mannes, der kalt

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Seite 20 von 26
Datum: 23.03.1907
Umfang: 26
„Wenn ich —' Auch diesmal ließ sie ihn nicht ausreden. „Sie wissen, daß in jenen Briese» etwas zwischen den Zeilen stand, das bisher nie ausgesprochen wurde, eine gegenseitige Bewunderung, eine Ver ehrung, die andere Liebe nennen.' „Ich habe das auch darin gelesen,' mußte Braun, der dem leiden schaftlichen Mädchen gegenüber wie auf Kohlen stand, bekennen. „Sie sind kühl uud stolz,' fuhr sie, immer erregter fort, „so stolz, daß Sie sich nicht scheuen, mich zu demütige

», indem Sie mich zu einem Mittel greifen lassen, dem letzten, das mir bleibt, obwohl es einem Weibe nicht zusteht, sich seiner zu bedienen.' Braun wußte nicht, was er antworten sollte. „Warum das gerade heute — in diesem Augenblick?' stotterte er. „Weil das Schicksal mich zu einer Entscheidung drängt. Mein Better, ein lieber Jugendfreund und Gespiele von mir, den ich immer gern gesehen habe, hat heute, vor kaum einer halben Stunde, um meine Hand angehalten.' „Und Sie — Sie haben sie angenommen?' platzte Braun

in einem explosive« Gefühlsausbruch heraus. Fanny sah ihn mit starrem Erstaunen an. „Nein — noch nicht — ich habe mich nicht direkt geäußert — aber — bis morgen — eine entscheidende Antwort versprochen. Mein Vater würde diese Verbindung nicht ungern sehen, indessen, er hätte auch gegen ein andere nichts einznwendeu. Begreife» Sie uuu?' Einen Moment blickten sie einander an, ohne daß Braun ein Wort der Erwiderung fand. Aus dem Theatersaal tönte laut und vernehmlich der Gesang des Biedermeier-Quartetts herüber

: „Jetzt gang i an» Brünnele, Trink aber net, Da such' i mein herztausige Schatz, Find'n aber net.' Fanny schien z» lauschen, und plötzlich sah Braun eine Träne in ihrem Auge blinken. Da drangen halblaut, wie von Schluchzen erstickt, ihre leise gemurmelten Worte an sein Ohr: „Mein Gott, warum machen Sie es mir denn gar so schwer! Habe ich das um Sie verdient?' „Mein Fräulein,' stieß er mühsam hervor, „ich kann Ihnen nur das eine sage», daß ich kein Recht habe, ein solches Geständ nis von Ihne» zu hijren

. Ich muß Ihnen fremd und fern bleiben, wie es immer gewestM' „Ich glaube, Ihr Kleid sprechen zu hören, nicht Ihre Seele. Benno, wollen und können Sie denn wirklich den Narren spielen in einer so ernsten und feierliche» Minute!' „Nein, bei Gott!' rief Braun, in dem in diesem Augenblick der Mensch erwachte, hingerissen von seinem Gefühl; „Sie ver dienen es nicht, gequält und getäuscht zu werden. Es ist wahr, ich dachte einmal nicht das Beste von Ihnen, aber jetzt bereue ich es bitter

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Seite 20 von 34
Datum: 05.06.1909
Umfang: 34
steren Weg räsounierend. Als Gustav sein Publikum aufmerksam machte, daß er seinen Freund nun bei dem Ofeutürcheii herauslassen werde, wurde scharf aufgepaßt. Es kam aber natürlich nichts heraus. Der Erwar tete marschierte indessen schon unter den Tischen umher und wußte allerhand Unterhaltsames mit dem Gustav zu schwätzen, was einen der Bauern, der sich vor Lachen den Bauch halten mußte, hin riß, dem Gustav seinen Beifall kundzugeben; er nannte ihn einen Erzschelm. Schließlich sagten sich die zwei

Spaßmacher „Gute Nacht', der Gustav ließ seinen Freund zur Tür hinaus; der kam dann aber nochmals zurück und rief etwas Spaßiges herein, darauf hmteu wir ihn fortgehen und die Vorstellung, die uns so belustigt hatte, war zu Ende. Gustav trank seinen Kronewittern aus, ließ darauf eine tüchtige Prise unter der Nase verschwinden, dann räumte er sein Fahrzeug aus der Tasche, wünschte uns „Gute Nacht' und kroch anf den Heuboden. Nächsten Morgen war Gustav der erste aus dem Nest; derweilen wir noch schliefen

fanden. Des Tages zweimal ließ er sich durch einen kleinen Buben sein Achtel holen, schnupfte fleißig und flickte emsig das Riemenzeug. Und dann kam niemand mehr um den Brannt wein — wir wußten: Gustav war fortgegangen. Sein Name ist aber zurückgeblieben. Er war im Dorf rasch bekannt geworden und die Leute hat ten ihn wegen seiner Schwäuke gerne gelitten. Den „narrischen Gustav' nannten sie ihn, weil er gar so viel ein fideler, närrischer Kauz war. Vom Sattlergesellen Gustav hörte man lange

nichts mehr. Es war der Winter gekommen. An einem Tage, wo die Waldbauern sagten: „Heut' sollt' ma koan Hund außijagen'. denn es war unge stümes Schneestöbern, und das war gerade an einem Sonntagnachmittag, da strampfte sich vor unserer Tür jemand Schnee von den Stiefeln. Die Tür sprang auf und herein tänzelte ein Schnee» mandel. . „Guet'n Ab'nd, Leut'!' grüßte der neue Gast. „Ah, heut' lass' i mir's g'fallen . . . A Achtel!' Da war er nun wieder, der Sattlergeselle Gustav. Mit Schneeflocken dicht übersät

, von der dicken Pelzhaube rieselte ihm das Wasser, sein Gesicht aber strahlte wie immer vergnüglich. Die in der Stube sitzenden Bauern entsetz ten sich, daß ein Mensch in diesem Schneegestö ber sich Überland wage. Gustav lachte. „Ah, 's Wetter tuet mir nix!' sagte er freu dig und warf das Vierkreuzerstückel für den Brannt wein auf den Tisch. (ingelangt sinci Xeukeite» in: kerrea- unci vsmen-kleickerzlokke, Sport-ksppea. Stutzen. Strumpfe. Socken, ksnäzckube. vsmen- unc! Kerren-Liirtel. Verscbieäene üourkten

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Seite 23 von 28
Datum: 21.08.1909
Umfang: 28
war es noch nicht gekommen, wozu auch hätte es einer solchen bedurft, unsere Nicke hatten sich ja einander schon gesagt, wie gut wir uns waren, wie nahe wir uns standen.' „Romantischer Schwärmer!' fiel August lächelnd dem Freunde ins Wort; „wer wird in unserm nüchternen Zeitalter sich noch mit euer so platonischen Liebe begnügen! Doch fahre fort, ich bin g spannt, das Ende der Geschichte zu erfahren.' „Dein Spott verletzt nicht, weil er nicht trifft,' fuhr Gustav ruhig fort. „Eines Abends saß ich im Garten

mit mir zu sprechen verlangte, erhob ich mich, öffnete die Tür und sah mich dem Hausknechte jener Schenke gegenüber, der mir, ohne lange Worte zu machen, einen Brief überreichte und dann, als drücke ihn das böse Gewissen, sich rasch aus dem Staube machte.' Gustav hielt inne, mit einem Blick voll Wehmut sah er dem Freunde ins Auge und zog dann einen Brief aus der Brusttasche. „Hier, lies selbst,' fuhr er leise fort, „wie heiß und innig meine Liebe ist, magst du daraus entnehmen, daß ich diese Zeilen stets

auf dem Herzen trage.' Der Doktor entfaltete den Brief und las: „Mein Gustav! So laß mich Dich nennen, Du mein teurer Geliebter, dessen Bild ewig und unauslöschlich in meinem Herzen ruht! — Hast Du doch selbst mir das Recht gegeben, Dich also nennen zu dürfen, und mein Herz macht Gebrauch von diesem Rechte, — ach, daß es auch meine Lippen dürsten! — Wohl hattest Tu recht, als Du sagtest, unsere Seelen seien füreinander ge schaffen, und eine würde nur im Glücke der anderen das eigene Glück finden! O, wie gern

wäre ich Dir ans Herz gesunken, an jenes treue, gute Herz, welches ich ganz durchschaut und liebge wonnen habe! — Doch das Schicksal ist hart, unerbittlich tritt es zwischen uns und ruft: Laßt ab, ihr Toren, die ihr ein Glück erträumt, welches euch die Wirklichkeit nie geben wird! — Sieh, Gustav, wäre ich reich wie Du, hätte ich geachtete Eltern und den Ruf einer ehrbaren, züchtigen Jungfrau, jubelnd würde ich hineilen zu Dir und Dir zujauchzen: Da bin ich, nimm

würde; — es ist besser so, und einst wirst Du es mir vielleicht Dank wissen. Lebe wohl, möge Dich der Himmel so glücklich machen, wie Du es verdienst, und Dir einst eine Lebensgefährtin zuführen, die besser als ich, Dein gutes, edles Herz zu schätzen weiß. — Noch einmal, lebe wohl, Du mein ewig, unsäglich geliebter Gustav! — Deine Johanna Eggert.' — Erstaunt und bewegt zugleich gab der Doktor den Brief seinem Freunde zurück. „Alle Achtung vor dem Mädchen!' sagte er; „sie scheint eine Perle zu sein, fände

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Seite 20 von 30
Datum: 02.03.1907
Umfang: 30
, der sich schweigend ab- waudte, und zog ihn au das einzige kleine Fenster. „Schau da hinaus.' „Was soll's — man steht ja nichts.' In der Tat verwehrte die breite Brüstung der Mansarde jeden Ausblick in die Tiefe der Straße; nur die gegenüberliegenden ver wahrloste» Häuser der engen Sackgasse waren zn sehen. „Nichts,' wiederholte Braun vorwurfsvoll. „Sind wir nicht glücklich, auf unserem Dachkämmerlein ein Stück weiten, freien Himmels zu sehen! Deine Gedanken, Ludwig, sind da nnten im Getümmel der Welt; blicke

. „Ah — jetzt hast du dich verraten!' Das blasse Gesicht des hageren Komponisten ward noch bleicher; er sah ein, daß alles weitere Leugnen vergeblich war. „Du kennst sie nicht, sonst würdest du so nicht sprechen,' sagte er langsam; „ich weiß es, ihr Geist ist von meinem Geiste. Auch in Kundry wohnt eine göttlich edle Seele, die nach Erlösung drängt.' „Wie lauge kennst du sie?' fragte Braun leise, als gelte es, eine» Kranken zu schonen. „In Bayreuth habe ich sie zuerst gesehen.' „Wie — in Bayreuth

denn —' „Einen Augenblick noch.' Lorbert zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die mittlere Schublade der wurmstichigen mor schen Kommode, die mit Tisch, Bett und der Ruine eines Sofas das ganze Mobiliar des armseligen Zimmers bildete. Er nahm ein Päckchen Papiere heraus und ließ es in die Tasche seines dünnen, verschossenen Nockes gleiten. „Wie — Briefe von ihr?' fragte Braun, der das Gebaren des Freundes mit erstaunten Blicken verfolgte. „Sie enthalten alles. Anders habe ich nie mit Fanny gesprochen.' „Gott

sei Dank,' sagte Braun halblaut zu sich selbst, „nur eine Liebe xar äistiwee Da ist Rettung noch möglich. Schreibende Weiber sind nicht gefährlich.' Der Komponist hatte sein Selbstgespräch nicht vernommen. Er langte seinen abgegriffenen, schmutzigen Filzhut von der Waud, und die beiden Freuude verließe» das elende Quartier, um über die schmale, ausgetretene Treppe auf die Straße hinabzusteigen. 2. Eine milde Lenznacht brütete über de» frischergrünte» Attlagen am Fnße der Friedenssäule, als Lorbert

und Braun langsam am rechte» Jsarufer hinabschritten. Vom tauenden Schnee war der Bergstrom hochgeschwollen, und die schmiitzig-grüuen Wellen schlugen plätschernd gegen den tiefliegenden Weg herauf. Vereinzelte Mai käfer schwirrten mit dumpfem Summen zwischen den Bäumen hin, hier und da, auf einer versteckten Bank, flüsterte ein verliebtes Paar, und gegenüber, wo der Neubau des Natioilalmusenms sich mit gewaltigen, schwarzen Umrissen von der erhellten Umgebung abhob, breitete sich die weite Stadt

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Seite 20 von 26
Datum: 09.03.1907
Umfang: 26
„Also liegt Ihnen noch jetzt daran, den wahren Schreiber kennen zu lernen?' zögerte er. „Glanben Sie. ich würde sonst noch hier verweilen und meinen guten Ruf aufs Spiel setzen!' Braun hatte eine unangenehme Empfindung. Wenn es so stand, war «och nicht alle Gefahr für seinen Frennd beseitigt. Statt feige das Feld zu räumen, mußte er den Kampf, den er in bester Absicht unternommen, zu Ende fuhren. Um es rasch zu tun, platzte er unüberlegt mit den schroffen Worten heraus: „Vielleicht wäre

mir.' Braun brannte der Boden unter den Füßen. Sie lobte ihn uni einer Wahrheit willen, die Lüge war. Gab es denn keinen Ausweg aus diesem Netze, das sich immer enger um ihn zusammenzog? Er hatte noch nie geliebt, er hatte auch jetzt keine derartige Empfin dung, obwohl das schöne Mädchen einen tiefen Eindruck anf ihn machte und es ihn seltsam heiß an ihrer Seite überlief. Mit einem Eittfchlime ringend, fühlte er sich außerstande, ohne die Erlaubnis Lorberts alles mit einem Worte aufzuklären und sie dnrch

die Ent hüllung der gespielte» Komödie vielleicht grausam zu verwunden. „Nnr eines haben Sie mir noch verschwiegen,' fuhr sie, un bekümmert um sein Verstummen, fort; „wer und was sind Sie eigentlich?' „Sie wissen es ja — ein armer Tenfel, der, nebenbei gesagt, den bescheidenen Namen Benno Braun führt,' lächelte er bitter und fühlie sich etwas freier, weil er ihr endlich die Wahrheit sagen durfte. „Und sonst?' „Nichts.' „Das ist jeder einmal, ehe er etwas wird. Nur pflegt solche Bescheidenheit

, die sein Inneres füllten, verschwand ihre schlanke Gestalt. Um Brauns Lippen znckte ein ironisches Lächeln. „Sie ist ein Weib wie alle,' sagte er sich. „Nachdem sie meinen wahren Men schen gesehen, ist es aus mit Bewunderung, mit Schwärmen und Träumen, und dem armen Ludwig wäre es nicht anders gegangen. Aber jetzt ist er gerettet, vorausgesetzt, daß er mir glaubt und seinem Ideale keine Briefe mehr schreibt.' 4. Als Benno Braun ziemlich spät die enge Grubengasse wieder betrat, sah er zu seiner Verwunderung

sich wie in der Markierung eines nur im Geiste gehörten Taktes. Der Eingetretene fürchtete, den Freuud zu stören und wollte sich wieder zurückziehen, doch Lorbert, der ihn bereits bemerkt hatte, litt es nicht. „Nein, bleib nur, ich bin fertig.' „Wie — fertig — mit dem Merlin?' rief Braun in höchster Verwunderung. „Das heißt, ich habe den Schluß entworfen — du weißt, der mir so lange nicht gelingen wollte. Heute hat mir der Schmerz die rechte Weihe dazu gegeben.' „Was für ein Schmerz?' fragte Braun noch erstaunter

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Seite 21 von 34
Datum: 05.06.1909
Umfang: 34
. Aber der Schmipftaback durfte nicht fehlen. , Eines Tages meinte mein Vater, ob der Gustav denn nicht nach Kirchberg heimgehen müsse. Gustav hatte es aber nicht eilig; er blieb noch ein, zwei Tage bei uns. Er kam später noch öfter ins Dorf, wo er schier in jedem Bauernhaus bekannt wurde. Wenn wir Kinder ihn erblickten, riefen wir ihn, im Scherze zu: „Güstaus — beiß' d' Nuß auf!' Er lachte. Wir hatten unsere Freude, wen» er kam und er war ein herzeustreuer Freund der Dorfjugend, die er durch seine ungewöhnliche Kunst

des Geschichtenerzählens an sich zog. Gustav wußte auch von ferne» Ländern viel zu erzählen; wenn ich mich heute manchmal seiner erinnere, wird es mir immer wahrscheinlicher, daß er entweder viel gelesen oder viel erfahren haben mußte, denn er verfügte über ein für einen schlichten Sattler- gesellen ungewöhnlich reiches Wissen ... Daß der Gustav jedesmal einige Tage bei uns blieb, fiel meinem Vater doch aus; einmal fragte er, als er nach Kirchberg kam, den Satt, lermeister, wie er mit seinem Gesellen Gustav zu frieden

sei. Drauf meinte der Meister: „Ist ein Kreuz mit dem Halodri. Sonst ist er ein fleißiger Mensch; arbeitet wenn er er seine gute Zeit hat, wie ein Wilder — wochenlang, monatlang. Aber auf einmal hat er seinen Rappel, läßt alles liegen und stehen und geht mir davon. Zwei, drei Tage, oft eine Woche lang bleibt er aus und verputzt sein ganzes Geld bis auf den letzten Knopf.' So war es. Der Gustav war ein Freund der Freiheit. Sein Geld hatte er allerdings dabei vertrunken und verschnupft

, aber berauscht habe ich ihn nie gesehen; er vertrug viel, aber er ver stand fich's einzuteilen, daß nicht zu viel auf einen Tag kam. Kam er dann wieder heim, verhielt er sich schweigsam; arbeitete wie besessen darauf los, daß es Pechdraht und Schweinsborste pfiff, schnupfke — sonderbarerweise kein einziges Pris lein und machte etliche Tage ein grämiges Gesicht. Der Meister, der dem Gustav stets diesen regel mäßig wiederkehrenden Freiheitsausbruch verzieh, nahm an, daß sein Geselle um sein Beutelchen

Vierkreuzerstückeln trauere, die er mit einer förm lichen Manie sammelte und einwechselte, um sie dann, wenn das Lederbeutelchen damit gefüllt war, in Branntwein anzulegen. Gustav blieb dann sehr lange aus und als er nimmer kam, erfuhren wir, daß er aus Kirch berg fortgegangen sei. Es ließ ihn nicht zu lange rasten an einem Ort. Sein Wandertrieb hatte ihn wieder auf die Landstraße gelockt. Er ist nie wieder in unser Dorf gekommen; sein Name ist heute noch bekannt, obschon mehr als ein Viertel jahrhundert darüber

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Seite 30 von 40
Datum: 12.12.1896
Umfang: 40
Der richtige Zug. Original-Humoreske von A. Tuthen, (Schluß.) s dunkelte schon, als sie vor einem, wie es Gustav schien, ziem- lich umfangreichen Gebäude hielten, dessen Stil bei der herr schenden Dämmerung nicht mehr recht zu erkennen war, aber nach Art der englischen Villen gebaut schien. Der Kutscher zog die Glocke an der Einfahrt nud mehrere Leute, allen voran der Haus knecht mit der Laterne, erschienen, öffneten den Wagenschlag und begrünten die Ankommenden ehrerbietig freundlich. „Gott

Ihr mir denn mitgebracht?' fragte sie erstaunt, als sie Gustav gewahr wurde. ^ „Ah, ich kann es mir denken,' unterbrach sie sich selbst, „wir haben Sie ja halb und halb erwartet, seien Sie uns willkommen, mein Herr!' Und damit reichte sie Gustav die Hand. „So?' rief der alte Herr überrascht, „Du kennst unsern Gast am Ende schon? Bist Du denn eine Seherin geworden?' „Nein, aber Du sprachst ja bei Deiner Abreise von einer Mög lichkeit ' „Diesen Herrn, teure Gattin, lernten wir unterwegs kennen, es ist der sürstl

noch viel hübscher und lieblicher aus und Gustav, der ihr bei Tische gegenüber saß, verwendete fast kein Auge von ihr. Als es zehn Uhr schlug, sagte er: „Jetzt werden sie in Fr. am Ende gemerkt haben, daß ich heute nicht mehr komme, nur fürchte ich, man wird sich um mich ängstigen. Hätte ich es srüher bedacht, so würde ich telegraphiert haben, nun wird es wohl zu spät sein.' „Dazu ist morgen noch Zeit,' meinte der Gutsbesitzer, „jetzt legen Sie sich nur unbesorgt schlafen. Morgen

werde ich Sie dann, wenn es Ihnen Vergnügen macht, auf meinem Gute herumführen.' Gustav erhob sich und begab sich, von einem Diener zu einem traulichen Zimmer geleitet, zur Ruhe. Trotzdem er gar zu gerne noch recht lange an Agathe gedacht hätte, übermannte ihn doch der Schlaf bald und er erwachte nicht eher, als bis der alte Walther vor seinem Bette stand und die Sonne hell durch die Fensterscheiben schien. Erstaunt richtete er sich auf und rieb sich die Augen. „Entschuldigen Sie, werter Reisegefährte,' sagte der Gutsbe sitzer

sich, während Gustav sich in mög lichster Eile sertig machte. Herr Walther begab sich zu Frau und Nichte zurück, um lächelnd Bericht zu erstatten. Die beiden waren soeben im eisigsten Gespräch begriffen gewesen, als der Gutsbe- besitzer sie unterbrach. „Ich kann mich nicht darüber beruhigen,' sagte seine Frau zu ihm, „daß ich mich so getäuscht haben soll und daß unser junger Gast nicht Agathens Zukünftiger ist. Er gefällt mir nämlich ganz ausnehmend und der Beschreibung meiner Freundin nach müßte -r ungefähr

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Seite 22 von 28
Datum: 21.08.1909
Umfang: 28
, jungen Mannes, der einem Elegant ähnlicher sah als dem armen Teufel, welchen der Doktor in dem Schellenden ver mutet hatte. August erhob sich und blickte dem Fremden einen Augenblick forschend ins Antlitz. „Alle Wetter!' rief er erstaunt, „bist du's wirklich? — Gustav v. Raaven? — Komm in meine Arme, alter Junge, und sei herz lich willkommen!' Er drückte den Freund an seine Brust und zog ihn dann neben sich auf das Sofa. „Diese Dame ist meine Schwester, und der Herr hier' — fuhr er zu Emma gewendet

fort — „mein bester, liebster Jugend freund, Gustav v. Raaven; weißt du, der lustige Studiosus, dessen dumme Witze ich dir so häusig erzählt habe.' „Ah — allzu gütig!' siel v. Raaven ihm ins Wort, während er sich vor dem Mädchen verneigte, „glauben Sie August nicht, er ist stets ein Bescheidener gewesen, der seine eigenen lustigen Streiche andern in die Schuhe schob.' „Er hat mir nur Liebes und Gutes von Ihnen erzählt,' er widerte Emma, „doch ich muß um Entschuldigung bitten

, daß ich Sie jetzt verlasse, Sie sind heute mittag unser Gast, so hat also die Hausfrau doppelte Pflicht in der Küche zu erfüllen.' „Sapperlot,' nahm Gustav das Wort, als die Tür hinter dem Mädchen ins Schloß gefallen war, „du hast eine hübsche Schwester, August; wäre mein Herz noch frei, ich glaube, die Rühe deiner Schwester würde seiner Ruhe gefährlich sein. Doch jetzt zu uns. Wie geht's dir? — Frisch, gesund und rüstig bist du noch, Ge sundheit und Lebenslust leuchten noch wie damals, als wir Stubengenossen

so bin ich denn bis heute noch um keinen Schritt in meiner Karriere weiter gekommen und harre noch immer der besseren Zukunft, die unverantwortlich lange auf sich warten läßt.' „Fatal,' erwiderte Gustav, „indes ein Mann wie du muß sich daraus nichts machen, du hast Geld genug, auch ohne Pa tienten leben zu können, gönne also deinen ärmeren Kollegen den besseren Verdienst, für welchen sie sich sauer genug Plagen > müssen. Bedarfst du eines Freundes, der dich tröstet und dir bis Grillen verscheucht, so verfüge

nur über mich, ich bleibe vorläufi? hier und bin gerne bereit, dieses Amt zu übernehmen.' „Du bleibst hier?' fiel ihm der Doktor sichtlich erfreut ins Wort, „eine angenehmere Nachricht hätte mir nicht Werder können. Du hast eine Anstellung hier?' „Als Assessor an das hiesige Oberlandesgericht versetzt!' fuhr Gustav fort. „Die Versetzung kam so plötzlich, daß ich dich nicht vorher benachrichtigen konnte.' „Um so größer und freudiger war die Überraschung,' unter brach ihn August. „Jetzt bin ich mit meinem Schicksal ausge

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Seite 23 von 32
Datum: 16.03.1907
Umfang: 32
mußte sich Lorbert auf dem Weg nach Gern befunden haben. „Wissen Sie nicht, wer der Verunglückte gewesen?' stieß er in angstvoller Erregung hervor. „Sell hat neamd sag'n könna. Er hat ja nix von sich g'wußt und ka Wörtl g'redt. Aba a Schandarm, wo dazu kemma is und in sei' Tasch'n g'schaut hat, hat g'moant, der Mnsiklehrer knunt's sein, wo alli Woch'n a mal auf Gern geht.' „Herr und Heiland!' Braun schlug sich mit der Hand vor die Stiru. „Jetzt ist kein Zweisel mehr. Nur Lorbert

ihn nicht ein — es war kein Besuchstag heute — und der Zustand des Kranken hätte ohnedies jede Aufregung und Störung verboten. Aber beim Portier, der den Arzt der betreffenden Abteilung herbeiholte, erfuhr Benno alles. Lorbert, der bereits wieder zum Bewußtsein gekomme», hatte selbst seinen Namen und seine Wohnung genannt, auch ge beten, Braun von seinem Unfall zn benachrichtige». Uber die voraus sichtlichen Folgen desselben vermochte der Doktor noch keine nähere Auskunft zu geben — die Verletzungen waren schwere, doch keine direkt

lebensgefährlichen. Besonders die Kopfwnnden geboten die Fernhaltung auch, der leisesten seelischen Erregung. Ging alles gut, so konnte der Kranke vielleicht in sechs bis acht Wochen die Anstalt geheilt verlassen. Damit mnßte sich Braun eiustweileu begnügen und, tief er schüttert von dem Walte» jener geheimnisvollen Macht, von der er nicht wußte, ob er sie Zufall, Schicksal oder Gott nennen sollte, trat er den Rückweg in die ihm mm zum erstenmal seit Jahren allein überlassen? Wohnung an. Unfähig, heute

die Augen zu. Ein Monat war vergangen, und Lorberts Znstand besserte sich von Tag zu Tag. Allwöchentlich zweimal besuchte ihn Braun und weilte die gestattete Stunde von der ersten bis zur letzten Minute an seinem Lager. Auch heute saß er wieder dort, hielt die Haud des Freundes in der seinen und lauschte mit seinem gewöhnlichen beredten Lächeln den schwärmerischen Zukunftsträumen, in denen der junge Künstler schwelgte. Das hatte er schon das erstemal, da Benno ihn besuchte, , noch unter Schmerzen

und Leiden getan, und fast schien es, als habe er sich nie im Leben so glücklich ge fühlt, wie hier auf dem Krankenlager. Braun begriff diese Stimmung nicht ganz. Immer wieder glaubte er sie auf Klara zurückführen zn müssen, denn Lorbert hatte ihm erzählt, daß die Familie sich schon wiederholt nach seinem Be finden habe erkundigen lassen. Bon Fannh zu spreche», erschien ihm unter diesen Umständen gänzlich ausgeschlossen, um so mehr, als der Arzt jede Erregung verboten hatte. „Armer Kerl,' sagte

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Seite 3 von 22
Datum: 15.05.1897
Umfang: 22
. Das Ackerbauministerium versendet so eben die Konsignation derjenigen Privathengste, welchen in dem im Reichsrathe vertretenen Kö nigreichen und Ländern für die Beschälperiode 1897 auf Grund der Köhrungsbestimmnngen die Licenz zur Belegung fremder Stuten ertheilt worden ist. Für die Bezirkshauptmannschaft Lienz sind es die folgenden: der 7jährige Pinz« gauer Atlas (Mohrenkopf, 177 Cm.) des Josef Aigner in Abfaltersbach; der 7jährige Pinz- gauer Toni (Braun, 175 Cm) des Sebastian Taferner in Huben; ebendort

desselben Besitzers Kjähriger Pinzgauer Sylvester (Rapp. 172 Cm); der 5jährige Pinzgauer Nonius (Braun. 178 Cm.) des Michael Mayerl in Jselsberg und Göriach; der 3jährige Pinzgauer Tirol (Braun, 179 Cm) der Pferdezuchtgenossenschaft in Ni- kolsdors und Nörsach; der 4jährige Pinzgauer Enns (Braun 170 Cm.) des Peter Schett in Ober- und Untertilliach; der 12jährige Pinz gauer Jakob (Braun 175 Cm.) des Franz Atz- wanger in Sillian; der 7jährige Pinzgauer Maur (Braun 169 Cm.) des Valentin Resin- ger in Virgen

; der 8jährige Pinzgauer Florian (Braun 164 Cm.) des Peter Berger in Virgen und Praegraten; der 12jährige Pinzaner Schnäuzl (Braun, 168 Cm.) der Anna Schnee- berger in Windischmatrei. Anratet. Das k. k. Kreisgericht Bozen hat über Peter Feldner, 31 Jahre alt, vom Oberpretterer in Prägraten wegen Blödsinnes die Kuratel verhängt. Kurator Johann Dorer, Pötzer zu Hinterbichl in Prägraten. Spingesfeier. Das Festkomitö zur Spin gesfeier in Brixen - Spinges stellte folgendes Programm fest: I. Brixen. Samstag

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Seite 17 von 24
Datum: 29.11.1902
Umfang: 24
—' „Sie haben gewiß geschwatzt,' fuhr Braun sie streng an. „Wissen Sie nicht, daß die Polizei nicht mit sich spassen läßt? Führen Sie mich sofort hinauf.' Bestürzt über den schroffen Ton des Beamten gehorchte die AauSmeisteriu, und nach wenigen Minuten stand Braun neben dem Lager Josephas. „Setzen Sie sich, mein Herr!' lud ihn die jnnge Fran mit schwacher Stimme ein. „Sie müssen verzeihen,' begann Braun, sie mitleidig betrachtend, „daß ich darauf bestanden habe, Sie zu spre chen. Ich sehe

, Sie sind noch sehr leidend; deshalb will ich Sie auch nicht lange stören und Ihnen nur die notwen digsten Fragen vorlegen.' Er ließ sich in kurzen Wor ten über den Hergang des At- t«ntates berichten und erkun digte sich dann, ob sie niemand im Verdacht habe. „Niemand.' „BesitzenSie keinen Feind?' Sie schüttelte den Kops. „Wie geht es aber zu,' fragte Braun, von ihren Ant worten überrascht, „daß Sie einem Herrn, der Ihnen zu Hilfe eilte, jemand nannten, den Sie für den Anstifter des Verbrechens hielten?' „Ich erinnere

mich dessen nicht.' „Hm, das ist doch selt sam,' bemerkte Braun. „Sie haben einen sehr bestimmten Verdacht gegen einen gewissen Wolsram ausgesprochen und gesagt, er habe sich rächen wollen, weil Sie gesehen, daß er einen Brand anlegte.' „Nein, das ist nicht wahr,' widersprach Josephs. „Es sollen aber Ihre eigenen Worte sein.' „Dann hat man mich mißverstanden.' Wilhelm Hauff. <Zum hundertjährigen Geburtstag.) <Mit Text.) „Geben Sie zu, diesen Wolfram zu kennen?' „Ja, allein er ist nicht der Schuldige.' „Darum handelt

es sich jetzt nicht,' entgegnete Braun. „Ich möchte nur wissen, ob Sie gesagt haben: ,Der Elende, er hat je mand gedungen, mich umzubringen.'' Josepha verneinte. „Was haben Sie denn gesagt?' hielt Braun seine Frage aufrecht. „O, ich weiß es nicht mehr genau. Mein Kopf war ganz ver wirrt. Ich habe vielleicht seinen Namen ausgesprochen — er ist ein Freund von mir — und geäußert, daß diejenigen, die sein Bureau iu Brand steckten, sich noch weiter an ihm rächen wollten, indem sie mich zu töten suchten.' Brauns Gesicht drückte

deutlich Zweifel aus. „Das stimmt nicht,' sagte er, „Sie sollen ja diesen Wolfram ganz ausdrücklich einen Brandstifter genannt haben.' „Nein, nicht ihn, sondern die anderen,' rief Josepha mit nervöser Heftigkeit. „Wie kann man mir solche Worte unter schieben? Herr Wolfram ist ein Ehrenmann, keiner schlech ten That fähig. Und er liebt mich — Sie dürfen es glauben.' Verdutzt schaute Braun sie an. Er wußte nicht, was er von der Sache denken sollte. Diese Frau behauptete ihm gegenüber hartnäckig

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Seite 19 von 24
Datum: 31.08.1901
Umfang: 24
war im stände, uns zu retten.' „Aber Gustav Wasa. Muß ich, ein Weib, euch Männern zeigen, wo die Rettung, wo die Hilfe zu finden ist? Trotz seiner Jugend habe ich vor fünf Jahren, als er in Ridders war, in ihm den Mann erkannt, der Schweden retten kann; er zählt jetzt dreißig Jahre, schart euch um ihn und Schweden wird frei sein.' „Ich wäre nimmer heimgekehrt, um diese Mahnung von meines Weibes Lippen zu vernehmen, wenn Gustav Wasa in Schweden wäre. Von Sten Stures Leiche wäre ich zu ihm gegangen und hätte

zu ihm gesagt: „Freund, Bruder, tritt die Erbschaft an, die der Tote Dir hinterließ, trag' uns voran das Banner, das Sten Stures erkalteten Händen entsank,' aber vernimm die Unglücks kunde, die fast so furchtbar ist, wie die vou Sten Stures Tode: Gustav Wasa ist Gefangener der Dänen!' „Gustav Erichson, ein freier Mann, wie ist das möglich?' fragte Hertha. „Es war zu Pfingsten 1518,' begann Harald zu erzählen, „da kam König Christian, wie Du weißt, mit Heeresmacht über den Suud, um sich die Krone Schwedens

zu erobern. Er drang bis vor Brämkyrke, wo wir ihn unter Sten Sture aufs Haupt schlugen, daß er auf seine Schiffe flüchtete. Gott selbst gab ihn in unsere Hände, deuu der Wind verhinderte das Auslaufen seiner Flotte aus dem Hafen von Stockholm. Da fing der Heuchler Friedens unterhandlungen an, die in Stockholm ihren Abschluß finde« soll ten, wenn man ihm zur Sicherheit Geiseln schickte. Der Reichsrat glaubte ihm und sandte ihm sechs Jünglinge aus den edelsten Ge schlechtern, darunter Gustav Wasa

. Als die Jünglinge an Bord der Schiffe waren, schlug der Wind um, und König Christian suhr mit den Söhnen unseres Landes nach Dänemark. Wohl folgte ihm der Fluch des getäuschten Laudes, das nun klar erkannte, was es von seinem künftigen Könige zn erwarten habe, aber dieser Fluch gab uus Gustav Erichson nicht zurück. Sten Sture tot, Gustav Wasa Gefangener in Dänemark. Das ist unser Todes urteil, denn nun wird der fremde Tyrann kommen und unsere Freiheit in den Staub treten.' „War es Dir nicht möglich zu siegen

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Seite 22 von 28
Datum: 04.09.1909
Umfang: 28
, die bis zu deiner Versetzung noch hingehen, Geduld und denke, es sei einmal nicht anders, und unrecht leiden immer besser als unrecht tun.' Gustav drückte dem Freunde dankbar die Hand. „Wenn die Sachen so stehen,' entgegnete er, „dann wäre ich allerdings ein Tor, wollte ich mich an dem alten, mürrischen Kauz für die mir angetane Beleidigung rächen; vielleicht findet sich später doch ein mal Gelegenheit, dem Herrn Präsidenten zu zeigen, wie sehr er mir unrecht tat. Doch jetzt wieder zu deinem Entschluß. Wie du selbst sagst

erfährst, woran du bist, unterdes werde ich noch einen Gang in die Stadt machen.' Bei den letzten Worten war der Doktor vor den Spiegel ge treten, und während er seinen Anzug in Ordnung brachte, ergriff Gustav, sich jetzt in den Willen des Freundes fügend, die Feder, um nochmals an den Vater zu schreiben. August verließ bald darauf das Zimmer, und gleich nach sei nem Fortgange trat Hanna ein. Der Assessor sah sich, als er den ihm wohlbekannten, leisen Tritt hörte, um und war nicht wenig bestürzt

, was ich dir zu sagen habe, und es ist besser, daß ich es dir sage, als daß du es von fremden Leuten vernimmst. Wir müssen fort von hier, Gustav, in diesem Hause ist für mich kein Bleiben mehr.' Gustav sah bestürzt in die tränenfeuchten Augen der Geliebten. „Und warum nicht?' fragte er. „Was bewegt dich, dieses Haus zu verlassen, in welchem du ein Asyl fandest?' Hanna sah einen Augenblick zögernd, wie im Kampfe mit sich selbst begriffen, zu Boden, dann, die Rechte auf die Schulter des jungen Mannes legend

und diesem mit inniger, treuer Liebe ins Auge blickend, fuhr sie fort: „Verdamme ihn nicht, er kann nichts dafür, daß ein Dämon in seinem Herzen erwacht ist, ?r hat gekämpft, und noch immer kämpft er bitter, ihn zu unterdrücken, doch das menschliche Herz ist schwach; mir bangt, es wird der Stimme jenes Dämons bald Gehör schenken und dann in dem Kampfunterliegen.' Gustav wußte jetzt, von wem Hanna redete. Doch befremdete und erschreckte es ihn, daß sie die unselige Leidenschaft des Doktors kannte. Er machte

zu bauen, der keinen Versuch machen werde, sich ihr zu nähern. Hanna schüttelte wehmütig den Kopf. „Es ,st gut so, wie ihr es angeordnet habt,' erwiderte sie, „und ich traue auch auf das Ehrenwort deines Freundes, dennoch kann ich mich der Freude nicht so ganz hingeben.' „Und warum nicht?' fragte Gustav. „Zweifelst du etwa an mir, oder bangt dir, die Weigerung meines Vaters könne etwas an meinem Entschluß ändern? Du weißt, was ich gesagt habe; mag mein Vater seine Einwilligung geben

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