den unzähligen Sternen stand die schmale Sichel des beginnenden Monde». Sein ruhiges, sanftes Licht beschien den Kranz der uns umgebenden Berge, ihre helleren, schroffen Umrisse klar an dem dunkleren Nachthimmel abzeichnend. .Wollen's wirklich wagen, ausi z'steigen?' Diese Frage riß mich aus meinen Träumen heraus. „Warum denn nicht, was soll mich hindern?' — Wir krieg'» halt an Unwetter!' Und nun führten die Führer ihre Gründe hierfür an; es sei zu warm, und es ständen zu viele Sterne am Himmel
sie auf dem vereisten Fels festen Halt finden können. Doch bald stehen wir oben. Wir sind anf dem vorderen Gipfel angelangt. Dicht vor uns ragt aus dem Gestein ein anderer schlanker Fels hervor, die eigentliche Dnsourspitze. Wir klettern einige Meter hinab und dann steil hinauf. Noch ein Zug und wir stehen aus dem zweithöchsten Berge Europas, 4K38 Meter über dem Meere. Es ist s/^ll Uhr. Für den Weg über den Grat rechnet man gewöhnlich 2 Stunden. Wir hatten bei den ungünstigen Witterungsverhältnissen 3>/^ Stunde
gebraucht. Eine über jede Beschreibung erhabene Rundschau genießen wir. Unsere Führer sind so liebenswürdig, uns die einzelne» Herrschaften vorzustelle». Dicht vor uns den Kranz der Zermatter Berge, namentlich der Lhskamm, das Breithorn, Matterhorn, Dent Blanche, Weißhorn und die Michabelhörner. Weiter entfernt die Riesen des Berner Oberlandes: Jungfrau, Finsteraarhorn und andere. Dann die Vierwaldstätter-AIpen und schließlich die Berge der Nheinebene. Nach Weste» zu ragt ein weißer Dom, der König
der Berge, der Mont Blaue, in die Lüfte. Wohin das Auge schaut, nichts als Eis, Firn und Gestein. Doch »ein, nach einer Seite hin hat die Natur für den Blick ein anderes, lieblicheres Bild offen gelassen - Im Süden streckt sich wie ein Märchenland die lombardische Tiefebene aus. Klar treten ihre herrlichen Seen heraus. Man glaubt eine Wandkarte vor sich zu haben. Weit, weit hinaus schweift der Blick, bis er sich allmählich im Bodenlosen verliert. Und tief unten, fast zu unseren Füßen, erblickt
hatte und nun hoch oben auf dem Berge die Welt, diese wunderschöne Welt, zu seinen Füßen sah. Nur schwer konnte ich mich von diesem Anblick losreißen, und mehrmals mußte» die Führer zum Aufbruch mahnen. Sie wollten noch über die Schnee- felder, bevor die Sonne in ihrem zerstörenden Werk allzuweit fortgeschritten war. Ueber den Grat ging es wieder zum Sattel zurück. Die Sonnenstrahlen hatten inzwischen an den nach Süden zu gelegenen Felsen ihre Wirkung ge than. Die Eiskruste war verschwunden. Eine feuchte Schicht