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Lienzer Zeitung
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Seite 11 von 26
Datum: 18.12.1897
Umfang: 26
Fünfte Beilage zu Nr. 36 der „Lienzer Zeitung' vom 18. December 1897. Baron Dipauli. Unter den Politikern, welche in der heurigen Session des Abgeordnetenhauses eine besondere Be deutung erlangt haben, nimmt für uns keiner so viel Aufmerksamkeit in Anspruch, wie Baron ' Dipauli. Der Herr Baron ist diesmal als Vertreter der V. Curie des deutschsüdtirolischen Wahlkreises in den Reichsrath eingezogen, als Vertreter der Gesammtinteressen eines großen durchaus deutschen Wahlbezirkes

. Bei den Wählerversammlungen, welche der Herr Baron vor den letztmaligen Wah len herablassend abhielt, erklärte er auch in einer . kurze» gedrechselten Phrase, daß er die Interessen der Deutschen innerhalb der Gleichberechtigung aller österreichischen Nationen wahren werde. Besonders eingehend und scharf sprach sich Herr Baron Di pauli in diesen Wählerversammlungen gegen die Ungarn und gegen einen Ausgleich mit denselben auf den bisherigen Grundlagen aus, durch welche uns Cisleithaniern das größte Unrecht angethan wurde

, das uns Millionen und Millionen Gulden gekostet habe. Der Herr Baron gab sich als schar fer Gegner des Ausgleiches, wie er bisher bestan den und versprach die energische Bekämpfung der ungerechten ungarischen Forderungen. Die Wahlreden des redegewandten Herrn Ba rons erzielten nachhaltigen Eindruck. Er wurde von den Wahlmännerir der V. Curie einstim mig gewählt. Es wird den Herr» Baron viel leicht interessiren, zu hören, daß in Lienz ein Häuf lein Schönerianer für s e i n e Wahlmänner stimmte. Zahlreiche

, sonst, fortschrittlich gesinnte Wähler stimmten damals, für die Wahlmänner Dipaulis. — Und wie lohnte der Herr Baron das Ver trauen, has man ihm entgegengebracht hatte? Es ist für Jedermann, der sich auch nur einigermaßen um die heurigen parlamentarischen Vorgangs gekümmert hat, überflüssig, auseinander zusetzen, in welchem innigen Zusammenhange die zwei Fragen der Sprachenverordnungen und des Ausgleiches mit Ungarn standen. Um eine Mehr heit für den Oesterreich schädigenden Ausgleich mit Ungarn zusammenzubringen

, köderte Graf Baden! die Tschechen mit den Sprachenverordnuugen, und in der sohin aus Polen, Tscheche» und Südslaven, aus böhmischen konservativen Großgrundbesitzern und Rumänen gebildeten Regierungspartei nahm auch die 'deutsche Partei des Baron Dipauli, die „Katholische Volkspartei', Platz und sie blieb in dieser schon vermöge ihrer Nationalitäten deutsch feindlichen Partei bis zur Vertagung des Abgeord netenhauses, sie erklärte sich noch in dem letzten Manifest der Majorität solidarisch

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Seite 5 von 24
Datum: 06.07.1901
Umfang: 24
. Im Jahre 1896 traten nun einflußreiche Persönlichkeiten mit den Gewerbe treibenden in Verbindung, um das Blatt zu retten. Die antisemitische Gewerbepartei, da mals im Aufblühen begriffen, hatte eine große Anzahl Gemeinderathsmandate erobert und mußte unbedingt ein Parteiblatt haben. Das Augenmerk wurde auf Baron Rokitansky ge richtet. Er hatte, als. er aus dem Staats dienste getreten war, die Aufmerksamkeit als ganz junger Mann dadurch auf sich gelenkt, daß er im Wahlbezirke des Abg. Troll

in Niederösterreich mehrere Bauernversammlungen abhielt. Im Jahre <1895 kaufte er sich in Steiermark an und widmete sich ganz der Instandsetzung des ausgedehnten und ver besserungsbedürftigen Besitzes. Eine aufrich tige Freundschaft verband ihn damals mit dem hochherzigen und edelsinnigen Dominikanerpater Hyacinth in Graz und durch diesen lernte Baron Rokitansky den Professor Dr. Gut jahr kennen. Gutjahr, ein, was seinen Cha rakter anbelangt, hochehrenwerter Mann, war ein ausgesprochener Gegner der damals

noch bestehenden (slavisch gesinnten und deutsch feindlichen) Hohenwartpartei, ein Gegner der Politik Karlons, des Führers der steirifchen Clericalen und wollte eine deutschkatho lische Volkspartei gründen; er weihte in diese Pläne auch den Baron Rokitansky ein, der, 29 Jahre alt, kein passives Wahlrecht hatte und daher bloß um der Sache willen mitthat. Die Verhältnisse waren damals in Graz recht traurige; daS „Grazcr Tgbl.' war noch nicht in den Händen^r Deutschen Volks partei, die judenliberale. Aera schien

im Er starken zu sein. Baron Rokitansky, voll Hoff nungen auf die christlich-sociale Partei, hielt sich in Rücksicht auf seine jungen Jahre im Hintergrunde, bis ein Schreiben Gutjahrs dem Zusehen ein Ende bereitet?. In diesem Schrei ben wurde der jugendliche Freiherr aufgefor dert, sich an die Spitze der der christlich-socialen Richtung a n- gehörigen Gewerbepartei in Graz zu stellen, und bald darauf erschien eine Abordnung von führenden Ge werbetreibenden aus Graz, um den Baron Rokitansky zu ersuchen

werde; 2. daß das „Extrablatt' wohl im christlichen, aber deutschen Sinne gehalten und redigiert werde. — Dies wurde zugesagt. Außer Baron Rokitansky waren damals noch Professor Gutjahr und Dr. Oskar Streintz, prakt. Arzt in Graz, dem Preß- vercine beigetreten. Vor allem wollte nun der Preßverein der Gewerbetreibenden einen billigeren Druck für das „Extrablatt' erzie len und deshalb wurde Baron Rokitansky gebeten, zum Prälaten Karlon, dessen Partei in der „Styria' eine eigene Druckerei besitzt, zu gehen

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Seite 24 von 26
Datum: 20.04.1907
Umfang: 26
in das Bnrean des Verwalters mit einer Hast und Kühnheit, die diesen Herrn höchlich überraschte. „Nun, was gibt's, Kloten? Was soll das? Siehst d» nicht, daß ich zu arbeiten habe? Wir sind beschäftigt. Entschuldigen Sie ihn, Herr Baron, er weiß es nicht besser.' „Herr Baron!' rief Tim atemlos. „Ah, sind Sie Herr Baron Berkow? Ich wußte nicht, daß jemand hier sei — meine Augen werden so schlecht. Ach, Herr Baron, wenn ich mir erlauben dürfte, mit Ihne» ein Wort zn reden!' „Gewiß dürfen Sie das. Lassen

Sie den alten Mann nur reden, Klausen,' erwiderte der Baron, vorwärts tretend. Es war ein stattlicher Mann in mittleren Jahren mit freund lichem Gesicht, dessen Ausdruck Tim Vertrauen eingeflößt hätte, wären seine Augen nicht zn schwach gewesen. „Es ist wegen meinem Kameraden,' begann Tim, „Jochen Grenwitz. Herr Klausen schickte ihn weg, weil er keiner von Ihren Leuten ist. Aber er war so gut wie einer Ihrer Leute, Herr Baron. Wirklich, er war so gut wie einer Ihrer Leute. Er wohnt und ißt bei mir seit

vielen, vielen Jahren ' „Haltet einen Augenblick inne,' unterbrach ihn Baron Berkow. „Ich meine, ich hätte schon von ihm gehört. Ihr schriebt mir seinet wegen, nicht wahr. Ihr sagtet, er Härte auf dem Gut seit fiinf- huudertvierzig Jahren gearbeitet, wenn ich mich recht erinnere.' „Fünfnndvierzig,' verbesserte Tim voll tiefem Ernst. „Es war mein Neffe Clas, der den Brief schrieb, Jochen unterzeichnete mit drei Kreuzen.' „Aha, ich verstehe,' versetzte der Baron; „Clas schrieb den Brief. Ich konnte

dessen Sinn damals nicht erfassen. Ich meine anch, Ihr sagtet, Jochen Grenwitz sei ein ehrlicher Mann, aber er habe kein Gewissen —' „Nein, nein,' unterbrach ihn Kloten, „so war es nicht gemeint. Jochen sagte, daß er selbst — er meinte jemand anders.' „Aha,' machte der Baron von neuem, „das ist etwas kompli ziert, nicht wahr? Wo ist denn Jochen Grenwitz jetzt?' „Er ist im Bett,' antwortete Tim, nnd seine Mundwinkel senkten sich wie die eines erschrockenen Kindes. „Ihm bricht fast das Herz

, daß er keine Arbeit hat! Ja, so ist's. Er will nicht mehr essen, weil er mich nicht bezahlen kann, und er kann nicht schlafen, und ich meine, ich fürchte, er wird — er wird sterben. Ach, Herr Baron, könnten Sie ihn wieder anstellen? Es ist doch nicht für lange. Wir beide sind alte Leute — nnd wir haben im mer und neben einander gearbeitet, nnd wir wurden auch um weniger Lohn arbeiten — ich würde ihm herzlich gern die Hälfte von meinem Lohn abtreten, wenn er nur wieder komme» darf. Ich dachte

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Seite 3 von 8
Datum: 22.03.1941
Umfang: 8
war sie bereit, den Baron zu empfangen. Sie würde ihm nicht ausweichen. Und Gaten kam. Sie empfing ihn in jener Laube, in der sie die Unterhaltung der beiden Männer be lauscht hatte. Der Baron aber kam selber nicht mit der alten Sicherheit. Jenes Ge spräch mit den Söhnen hatte ihn tiefer berührt, als er zunächst vermeinte, und nun war ihm durch Irmas Krankheit ein voller Tag zum Nachdenken geworden. Da klang denn feine Begrüßung nicht bis ins Letzte ungezwungen: „Teuerste Irma, Sie sind leidend

? Ich bin ernstlich besorgt.' Ihr geschärftes Ohr empfand seine Worte als geschraubt. „Ich danke, Baron, ich habe überwunden. — Sie hatten die Freundlichkeit, mir Blumen zu schicken, sie schmücken unsern Eßtisch', sagte sie in kühler Freundlichkeit. Er verwunderte sich: „Sie scheinen noch ein wenig matt, Irma, soll ich ein andermal wiederkommen?' „Nein, Baron Gaten. Was gesagt werden muß, kann auch gleich gesagt werden.' Er stutzte. Der Ton klang kalt. Aber doch erteilte sie ihm die Erlaubnis zur Werbung

doch recht haben? War sie wirklich so herrsch süchtig und wollte ihn in dieser Stunde erst einmal demütigen? Das Blut schoß ihm in den Kopf. Sie aber hielt es für Beschämung und sagte ruhig: „Verzeihen Sie, wenn ich vor greife! Sie wollen mich um meine Hand bitten, Gaten, nicht wahr? Weil Sie Geld brauchen? Warum heiraten Ihre Söhne nicht?' — Sehen Sie, Baron, ich war Ihnen ehrlich zugetan. Aber heiraten? Ich verstehe, daß Sie eine Vernunftehe schließen wollen, für die die Jungen noch zu heißblütig

, kerzengerade vor ihr. Was wollte die Frau? Was bedeutete das alles? Hatte er sich so gründlich in ihr getäuscht? „Gnädige Frau', begann er. Sie unterbrach ihn sogleich: „Kein über eilter Dank, lieber Baron! Uberlegen Sie es sich! Mein Anwalt wird Ihnen näher treten. Verzeihen Sie, wenn ich Sie jetzt ver abschieden muß, ich fühle mich doch noch ein wenig angegriffen.' Sie reichte ihm die Hand. Gaten übersah sie! Er machte eine steife, knappe Verbeugung. Dann kehrte er sich hart um und ging wortlos hinaus

? Was macht denn die Ruth schon wieder dort?' Lise fühlte, wie sie errötete. Rasch nahm sie den Brief: „Ruth wollte ein paar Tage ausspannen, — sie war nämlich krank. Dann geht sie gern dorthin, wo sie schon bekannt ist.' „So, so', sagte Zuppke und sah mißtrauisch in ihr glühendes Gesicht. Da sprang Mißtrauen auch in Frau Amalies Herz: „Die Ruth hat doch nicht was mit deinem Baron?' platzte sie heraus. „Deinem Baron? Deinem Baron??' Zuppkes Faust fiel dröhnend auf den Tisch. „Was redest

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Seite 14 von 20
Datum: 22.02.1902
Umfang: 20
Lauues. Der Mörder nicht entdeckt. Drei taufend Francs auf seinen Kopf ausgesetzt!' Im Lause des Nachmittags machte er verschiedene Gänge. Er suchte auch den Hausmeister auf dem Boulevard Saiut-Germaiu auf und erkundigte sich nach dem jetzigen Aufenthaltsort der Fa milie Feldan, dann begab er sich ins wont äs-xiets, von da zu dem Antiquitätenhändler auf dem Quai Voltaire und schließlich auf die Polizei. 13. Im Namen des Gesetzes. Baroni« Feldau besuchte in Begleitung Nellys ihre Armen. Der Baron saß

allein im Bibliothekzimmer und las Miltons „Ver lorenes Paradies', als der Diener die Ankunft von „fünf selt samen Herren' meldete, die den Baron sofort zu sprechen wünschten. „Fünf Herren, und sie haben nicht ihre Karte abgegeben?' „Nein, Herr Baron. Sie sagten, dies sei unnötig, da Herr Baron sie ja doch nicht kenne.' „Es werden wohl Touristen sein, die sich das altertümliche .Whloß ansehen wollen. Aber warum lassen sie sich bei mir an melden? Na, wir werden ja hören. Laß sie eintreten, Franz

.' Baron Feldau erbleichte und sein Herz klopfte zum Zerspringen, als die fünf Männer über die Schwelle traten. Er erkannte auf deu ersten Blick, daß drei davon Franzosen waren und zwar Poli zisten in Civil — die beiden anderen jedoch deutsche Polizeibeamte. Kaum hatte sich die Thür hinter Franz geschlossen, als einer der Deutschen vortrat, seine Linke auf die Schulter des Hausherrn legte und feierlich sagte: „Herr Baron Gundaccar von Feldau, ich muß Sie im Namen des Gesetzes verhaften!' Dabei knöpfte

er mit der Rechten seinen Rock auf und deutete auf sein Abzeichen. „Mich verhaften?' fragte Gundaccar mit unsicherer Stimme. „Wessen bin ich beschuldigt?' „Des Mordes!' „Unmöglich! Da muß ein Irrtum obwalten, meine Herren!' „Leider nicht, Herr Baron,' nahm der Beamte das Wort. „Sie sind angeklagt, vor vier Jahren eine Frau Teska Silberkoff in Paris erdrosselt zu haben. Die drei Herren sind herübergekommen, um Ihre Auslieferung zu fordern. Da schwere Belastungsmomente gegen den Herrn Baron vorliegen uud Herr

Baron in Frankreich naturalisiert sind, kann die deutsche Regierung die Auslieferung nicht verweigern. Sträuben Sie sich nicht, es würde Ihnen nichts helfen und könnte nur Ihre Lage verschlimmern. Vielleicht gelingt es einem tüchtigen Verteidiger, das Mißverständnis, das wahr scheinlich der unliebsame» Geschichte zU Grunde liegt, aufzuklären. Aber jetzt können Sie nichts Besseres thun, als meinen französischen Kollegen an die Seine zu folgen.' Blitzartig drängten sich die Gedanken in Feldaus Gehirn

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Seite 3 von 8
Datum: 02.04.1941
Umfang: 8
Mittwoch, den 2. April 1S41 „L i e n z e r Zeitung' Folge 22 — Seite Z V0>1 ?. 16 u^ttx»Li^-»xctt?5Lnv?T: vxei czu?.i.l.?.>'-ve^!XL, i^cidii05s«,vc« «sL/i. o«,csO^> „Lieb haben! Wissen Sie, Baron, so ein Ehrenwort — na also, nehmen Sie es mir nicht übel, es genügt mir nicht für das Glück meines Kindes.' „Auch nicht, wenn Ihr Fräulein Tochter mich wieder liebt?' „Du lieber Himmel, Baron! Ich sagte es schon, und Sie werden es ebensogut wissen wie ich, vielleicht noch viel besser

: so ein un erfahrenes Mädchenherz . Nee, junger Mann, so einfach liegen die Dinge nicht! Ich habe mir mein Geld schwer genug zu sammengearbeitet, aber nicht sür einen feu dalen Schwiegersohn. Und ich habe auch meinen Stolz.' „Den achte ich ganz gewiß. Aber er braucht doch nicht unbedingt zwei Menschen, die sich lieben, zu trennen.' „Ach so, lieben!' sagte Zuppke. „Das sollt ihr mir erst mal beweisen! Wenn Sie die Lise vom Fleck weg heiraten wollen, Herr Baron, ohne einen Pfennig Geld, und wenn die Lise darauf

groß oder klein, der eine Frau ganz ohne Geld heiraten könnte. Er kann es nicht, denn er hat Verpflichtungen gegen sein eigenes Stück Erde und die Menschen darauf. — Sie wür den uns höchstens zwingen, unverheiratet zu bleiben, mich, und ich glaube, auch Elisabeth.' „Was Sie tun, ist mir wirklich wurscht, entschuldigen Sie schon. Aber meine Tochter? Nee, Baron, die heiratet, da können Sie sich darauf verlassen. Und vorläufig studiert sie erst mal. Nee, nee, damit machen Sie mir nicht bange

! Wenn sie einen Beamten hei ratet, scheint mir ihre Zukunst jedensalls ge sicherter. Ick) sagte schon einmal: einen adli gen Herrn heiraten meine Töchter nicht. Mit meiner Einwilligung nicht! Da wäre mir ein tüchtiger Handwerker zehnmal lieber!' Er ging noch immer umher, jetzt blieb er vor Bodo stehen: „Da Sie meine Tochter ohne Geld nicht mögen, ist unsere Unter redung wohl beendet, Herr Baron. Ich werde Sie bei meinen Damen entschuldigen.' Er schellte. Anton, inzwischen vom Chauffeur zum Diener gewandelt, trat

ein. „Begleiten Sie den Herrn Baron hinaus', befahl Zuppke. Dann hielt er Bodo feine Hand entgegen: „Es hat mich gefreut, Ihre Freundlichkeit gegen meine Tochter erwidern zu können, Herr Baron von Gaten. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch.' Die beiden Männer sahen sich kampfgewillt in die Augen. Bodo übersah die Hand. Er klappte militärisch die Hacken zusammen, ver neigte sich knapp und ging rasch hinaus. Zuppke -lenoß seinen Triumph mit einem tiefen, befreiten Atemzug. Dann ging er hin über zum wartenden

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Seite 3 von 8
Datum: 16.04.1941
Umfang: 8
Mittw o ch, den 16. April 1941 tienzer Zeitung Folge 26 — Seite 3 LIN KVNVLK OLK VkN'I'SLNeN VON ?. 20 ukttrkLk-kecn'i'ZLNv'i'?! o«.m czvei.i.L>i-ve^i.xc:. ilvMLss^oL« we?. o^esveio „Zuppke, lieber Baron, einfach Zuppke. Behalt sich ein bißchen schwer in Ihrem vor nehmen Kopp, was? — Ja, sehen Sie, Ba ron, wenn ich da mit einer doch immerhin namhaften Summe rausrücken soll, muß ich ia schließlich wissen, wo das Geld bleibt, nicht wahr?' „Selbstverständlich', griff hier Bodo

ein. „so hatte mein Vater das auch nicht gemeint. Ich wünsche im Gegenteil, daß Elisabeths Vermögen ihr verbleibt und als Hypothek oder sonstwie sichergestellt wird.' „Na also! Sehen Sie, Baron, Ihr Junge gefällt mir immer besser. Ist ein anständiger Kerl. Sonst bekäme er meine Lise nie im Leben. Eher hätte ich sie einmauern lassen.' „Ich glaube es — nach der Kostprobe', lachte Bodo. „Na, nichts für ungut, junger Mann', schmunzelte Zuppke, „so ein Vaterherz ist nun mal nicht so leicht erobert wie ein Mädchenherz. Prost

, Schwiegersohn!' Er lachte dröhnend und hob sein volles Glas. „Prost, Schwiegervater!' Bodo tat ihm gleicherweise Bescheid. „Na ja', sagte der Baron mit schmalen Lippen, mehr zu sich selbst. Die laute Art dieses fremden Menschen empfand er un gemein peinlich. „Na ja', sagte Zuppke, „also stellen wir mal zusammen, was hier geschehen muß. Die große Scheune, der Schweinestall — ein paar Geräte werden wohl auch neu beschafft werden müssen, sah mir ganz so aus. Das Vorwerk scheint besonders vernachlässigt

der kleinen Wasserbewohner zu sehen, haha.' Er lachte behaglich und trank sein Glas aus. Sie taten einander ganz gut Bescheid, die vier Männer im trauten Familienkreis. „Da fällt mir ein: haben Sie eigentlich einen tüchtigen Gärtner?' „Gärtner? Nee', sagte der Baron, „das wird immer so nebenbei besorgt, meistens von der Mamsell.' „So, so; na, nichts für ungut — sieht auch danach aus.' Er lachte: „Ich möchte Ihnen nämlich so einen kombinierten Gärtner schicken. Braver Mann, möchte ihn gern unterbringen

. Zu meinen Lasten natürlich, Sie geben nur Kost und Logis. Der Mann ist nämlich gleichzeitig Chauffeur.' „Wir haben kein Auto', unterbrach der Baron, ärgerlich, daß ihm hier ein fremder Aufpasser in die Wirtschaft gesetzt werden sollte. „Kommt noch', gab Zuppke zurück, „die Zeiten lassen sich nicht aufhalten, und das Gefährt der Zukunft ist das Auto. Im übri gen, der Mann ist wirklich tadellos, und Ihre Anlagen, vor allem das Gewächshaus, könnten einen Gärtner vertragen.' Zuppke war entschlossen, den Alten

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Seite 26 von 28
Datum: 13.09.1902
Umfang: 28
Am meisten entzückt von ihm war die Mama. Die gnte Dame konnte sich gar nicht genug thun, dem Baron ihre überströmende Dankbarkeit zu zeigen. Der Papa dagegen, wennschon ebenso an erkennend, war bedeutend zurückhaltender. Ganz unnahbar aber war Schön-Lottchen selbst, um derentwillen doch eigentlich alles so gekommen war. Doch der Baron ließ sich durch diese Wahrnehmung nicht ein schüchtern — gerade diese Hindernisse trieben ihn erst recht, jenem Ziel entgegen zu streben. Der Mama war er sicher

, und das war schließlich doch Wohl die Hauptsache, Vater und Tochter würde er schon noch gewinnen. Donnerwetter — er war doch nicht der erste beste! Reich, gesund, jung — zwar hatte er seit acht Tagen die ersten Weißen Fäden in seinem Haar entdeckt — aber was sollte das sagen! Für einen Mann sind fünfundvierzig Jahre doch keiu Alter — also nur Geduld, bis der rechte Zeitpunkt da war, und vor allem die Gunst der Mutter bewahrt, das war die Hauptbedingung. So kam es denn, daß bei den Ausflügen der Baron meist

Schweigen ein. — Dann nahm die Mutter von neuem das Wort: „Lotte, der Baron hat mir heut' gesagt, daß er sich sehr für Dich interessiert.' „Ach, Mamachen, laß uns doch von etwas anderem sprechen,' bat Lotte. „Von etwas anderem?' kam es erstaunt zurück. „Ich bitte Dich darum — ja!' „Aber Lotte — der Baron ist eine selten gute Partie —' „Mamachen, ich bitte Dich aber doch!' „Das begreife ich aber nicht!' rief die Mama ärgerlich. Aber nun mischte sich auch der Papa ein: „Liebe Martha, und ich begreise

Dich nicht! Du hörst doch, daß das Mädel nichts von ihm wissen will.' „Natürlich, Du sagst zu allem, was das Mädel will, Ja und Amen — aber diesmal lasse ich mich nicht überstimmen, das sage ich euch!' „Wir sind hier im Freien, Martha — bitte, sprich etwas we niger laut.' „Aber Mann,' sprach sie nun leiser auf ihn ein, „ein Baron — von uraltem Adel — reich, vornehm — ein Edelmann — so etwas kommt nie wieder!' „Er ist sünsnndvierzig und Lotte kaum zwanzig,' lehnte der Vater ab. „Was schadet dies? Ein desto besserer

nichts.' „Aber ich desto mehr,' entgegnete die Mama, „und deshalb gerade hab' ich zu dieser Reise gedrängt. Natürlich kann aus dem Unsinn nichts werden. Unser einziges Kind kann doch wohl andere Ansprüche machen, sollt' ich meinen!' Der Alte schwieg. Diese Neuigkeit überraschte ihn sehr, und nun dachte er darüber nach. Bald darauf kam Baron Hubert, und die Unterhaltung nahm eine andere Wendung. Zwei Tage später reiste die Familie Beckmann in die Heimat. Diesmal hatte Papa seinen Willen durchgesetzt, trotzdem Mama

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Seite 3 von 8
Datum: 05.03.1941
Umfang: 8
als sonst. Beide hatten sie Herz und Gedanken drüben in Buchenau gelassen. Es war ungewöhnlich spät geworden, und der alte Baron hatte sich zuerst mit einer Pulle Rotspon über die Ein samkeit hinweggetröstet, dann war er kopf schüttelnd zu Bett gegangen. Drüben aber in Buchenau hatten zwei Mädels noch lange den verklingenden Huf schlägen nachgelauscht. Dann waren sie endlich still, ohne einander anzusehen, in ihre Zimmer gegangen. Sie hatten sich mit abwesendem Blick „Gute Nacht' gewünscht, jede erfüllt

allen Ernstes, mit Sehnsucht an ein häusliches Glück zu denken, wenn er nur gewußt hätte, wie er es aufbauen sollte. Er gab sich mit größerem Eifer seinen Jnspektorpslichten hin, und als Bodo eines Abends noch spät im Verwaltungszimmer rechnend über den Bü chern saß, erklärte Egon seinem Vater, daß er nun genügend bei ihm gelernt habe, um sich einen Posten als Güterdirektor zu suchen. Der alte Baron bekam vor Staunen zuerst den Mund nicht wieder zu. „Gleich Güter direktor? Er solle es doch ruhig erst

.' „Als Landarbeiter gewiß!' spottete der Baron. „Ich werde es schaffen, Vater!' „Oho, das klingt ja beinahe ernst! — Du muht verstehen, mein Junge, daß ich nach deiner bisherigen Lebensführung solches nicht vermuten konnte.' Noch immer klang ein leichter Spott mit. „Du warst doch ganz gewiß nicht tugend hafter. Der ,tolle Gaten' wurdest du oft ge nannt, und du bist trotzdem ein leidlicher Familienvater geworden.' „Dein Lob ehrt mich, mein Sohn! Aber weißt du, ein bißchen Geld schadet dem Glück Wirklich

über die Ohren. Der Baron lachte gutmütig: „Besser vor her Klarheit, als nachher, Junge.' Egon lief schon wieder im Zimmer herum. Plötzlich blieb er vor dem Älteren stehen: „Gute Nacht, Vater', sagte er hastig und lief aus der Tür, in den Park hinaus. Gaten sah ihm verblüfft nach. „Donnerwetter' den hat's!' murmelte er. Von nun an bewarb sich Egon auf alle Stellenangebote, deren er habhaft werden konnte, und die nur einigermaßen für ihn paßten. Aber der Andrang war überall zu MMMMttMMM»»»»IINN»MMN

. Noch ist nicht alles erschlossen, doch spätestens in einigen Jahrzehnten dürften auch die bisher noch unentdeckten Geheimnisse von Strom und Urwald offen liegen. groß. Man bevorzugte Leute mit mel.r prak tischen Erfahrungen, auch scheute man sich, einen Baron anzustellen. Immer enttäuschter sah Egon drein, wenn er die Antwort gelesen hatte. Meistens aber kamen überhaupt keine Nachrichten. Sein Brief war mit vielen glei chen in den Papierkorb gewandert. Nun hatte er auch an Ruth geschrieben und, weil er ihre Anschrift

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Seite 3 von 8
Datum: 26.03.1941
Umfang: 8
Stimmung, seit der Baron von seiner Wer bung um Irmgard tief verletzt zurückgekehrt war. Er fprach darüber nicht zu seinen Söhnen. Er sprach überhaupt wenig. Er fühlte sich durch den Hohn, den Frau von Bercken ihm angetan, auch vor den Söhnen gedemütigt. Diese aber beobachteten den Va ter besorgt, und besonders Egon tat dem Vater Liebes an, wo immer er konnte. Gaten schien es nicht einmal zu bemerken. Erst nach etwa zwei Wochen, als ein dickes Schreiben von einem unbekannten Rechts anwalt für den Baron

in sein Glas. „Du hast nun sehen dürfen, wie nobel unsere schlichten Siedler sind', fuhr Bodo fort, „Haft erleben müssen, wie herzlos die ebenbürtige Irmgard sich benahm — — Vater, darf ich dir nun nicht Elisabeth brin gen? — Du wirst sie lieb haben müssen, Vater — „Lise Zuppke', sagte der Baron leise. Bodo und Egon schwiegen. „Ich verstehe die Welt nicht mehr', fuhr Gaten langsam fort, „hat wirklich der Krieg in den Menschen das Oberste zuunterst ge kehrt? — Bist du sicher, Junge, daß das gut ausgeht

!' „Keineswegs! Und das ist diesem Vater natürlich nicht gut genug für seine Tochter.' „Das ist ja unglaublich! Das ist ja gerade zu anmaßend!' Bodo lachte: „Findest du? Ich finde es eigentlich ganz selbstverständlich, und dieser Stolz ist mir bestimmt lieber, als wenn sie uns nachgelaufen kämen!' „Hm! „Start Nummer zwei!' lachte Egon, „mach's gut, Brüderlein, damit ich endlich auch drankomme.' „Grünschnabel', knurrte der Baron. Bodo meldete sich noch an diesem Abend für die nächste Woche bei Elisabeth

war unbemerkt hinter sie getre ten: „Willst du den Baron nicht eintreten lassen, Mama?' fragte sie, lachend ihre Hände von rückwärts auf der Mutter Schul tern legend. Amalie fuhr herum: „Da ist er ja doch!' sagte sie noch halb ungläubig. „Nein, geliebte Mama, sein Bruder Bodo ist es. Baron Egon interessiert mich nämlich wirklich nicht!' lachte sie spitzbübisch. „Die gnädige Frau läßt bitten', rief sie der noch immer wartenden Anna zu. „Warte, du Jöhre', konnte die Mama gerade noch flüstern, da trat Bodo

ein. Amalie begrüßte zum erstenmal in ihrem Leben einen wirklichen, wahrhaftigen, leben den Baron, noch dazu in ihrem eigenen Hause. Sie war doch ein wenig befangen, und das war gut, so wirkte sie zurückhaltend und entschieden vorteilhafter. Da sie immer noch hübsch war, von der heiteren Schön heit der waschechten Berlinerin, dazu vom Leben auch schon ein wenig geschliffen, und da sie sich in der Kleidung auf Elisabeths Geschmack verließ, war der Eindruck, den sie auf Bodo machte, ein überraschend guter

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Seite 24 von 26
Datum: 01.04.1905
Umfang: 26
will, wenn Sie die dumme Geschichte, die hier in Heiurichstal schon fast jeder mann weiß, nun durchaus noch kennen lernen wollen,' erwiderte -i » der Grünrock behaglich schmunzelnd; „freilich ist damals auf meine und dem Matthias seiue Koste» uoch tüchtig gelacht worden.' Hennig paffte einmal eine mächtige Rauchwolke aus dem Ulmer Kopf, ehe er anhub: „Also, es war gerade im vorigen Jahre um dieselbe Zeit, als wir hier im Schlosse Besuch hatten, einen jungen Baron von Emmenstein, den unser junger Herr, Graf Alfred

, mit gebracht hatte. Dem Baron gefiel es bei uns über die Maßen, und als Graf Alfred, der irgendwo Sekretär bei einer Gesandtschaft war, infolge einer dienstlichen Depesche schleunigst abreisen mußte, blieb Baron Emmenstein noch hier. Er wollte durchaus einen Auerhahn schießen, obwohl er von der Anerhahnjagd nicht die bläs seste Ahnung hatte und überhaupt eiu kurioser Jägersmann war, wenigstens habe ich bis jetzt selten noch einen so miserablen Schützen gesehen. Der Baron hatte nun aber gehört

, daß es bei nns ganz hübsche Bestände von Anerhahuwildbret gäbe, und es sich in den Kopf gefetzt, einen Hahn zu schießen, um mit den schönen Schwanz federn des felbsterlegten Vogels umherstolzieren zu können. „Da mir der Baron, der im übrigen ein ganz nobler Mensch war, eine Doppelkrone versprochen hatte, wenn ich ihm zu einem günstigen Schuß verhelfen wollte, so tat ich natürlich mein Bestes. Seit ein paar Tagen oder vielmehr Morgen balzte ein stattlicher Hahn auf einer mächtigen Tanne an einer Stelle

im Fotste, die gar uicht so weit vom Schlosse entfernt war. Dorthin führte ich nun einige Tage morgens in der zweiten Stunde meinen Baron, der ganz des Teufels wurde, als er zum ersten Male das „pnrr- gnrr-pnrr' des alten Burscheu hörte. Aber ich hatte meine liebe Not, ehe ich dem Baron das Anspringen einigermaßen beibringen konnte, uud wenn wir dann endlich in die Nähe der Tanne ge kommen waren, hörte der Hahn natürlich mit Balzen anf.' Der Erzähler drückte mit dem Daumen die Asche nieder und fuhr

nach diesem nötigen Geschäft fort: „Schließlich erlegte ich, als ich einmal allein in das Revier ging, den Hahn selbst, und als ich den wirklich prächtigen Vogel so vor mir liegen sah, fuhr mir Plötzlich ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf. Die zwanzig Mark wollte ich ja gern mitnehmen — 's langt beinahe auf ein Jahr für Tabak — und auf dem Nachhausewege machte ich mir mein Plänchen zurecht. Die Sache war höchst einfach: Der Baron mußte eben den Hahn, den ich erlegt, noch einmal schießen, denn sonst hätte

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Seite 28 von 30
Datum: 29.06.1907
Umfang: 30
und auch Milan in die Tiefe gerinen. Triumph der Beredsamkeit. Humoreske Von I. Die brich. (Rachdruck v-rboten.^ AÄas kann unmöglich so weiter gehen! Ich muß meiner Gnt- umtigkeit einen Riegel vorschieben!' sagte der Baron mit lauter, entschlossener Stimme zu sich selbst. Er stand vor einem kleinen Schranke, dessen Tür offen war und in den die leuchtende Sommersonne ihre Strahlen warf. Auf der Borde standen mehrere leere Benediktiner-, Chartrenfe- und Kognakflaschen und nnten lagen, gleichmäßig

, daß sich beim Anblicke dieser minimalen Lebenskraft der letzten Flasche dem von traurigen Ereignissen leicht erschütterten Baron das Herz in bitterem Schmerz zusammenzog. „Da muß Wandel geschaffen werden! Es steht fest, daß ich diesen letzten Rest nicht auch mit Hinrich teilen werde, wie alles übrige. Vor zwei Monaten schickt der Verwalter meiner pommer- schen Misthaufen und Schweineställe auf keinen Fall.Geld. Das steht leider ebenso fest. — Und der Onkel wird auch kein Geld schicken. Für meinen Durst

, daß ich an den Suff komme.' Mit entscheidender Handbewegung stellte er die Flasche an ih ren Platz zurück. „Von jetzt ab werde ich den Schrank stets verschließen und den Schlüssel bei mir tragen. Zu dumm, daß ich auf den geistvollen Gedanken nicht schon längst gekommen bin! Dann wäre die Schatz kammer Wohl noch bis zur Hälfte mit kostbarer Ware gefüllt. Mindestens! Denn Hinrich hat entschieden seine Kehle häufiger angefeuchtet als ich.' Das Wasser lief dem Baron im Mnude zusammen, als er an den Chartreuse dachte

unbedingt nötig ist, auch Esel oder Nilpferd nennen, ohne daß er darum an Diensteifer nachläßt. Nein, ich darf ihn nicht vor den Kopf stoßen. Mein Gerechtigkeitsgefühl muß Sieger bleiben. Eine ruhige Er mahnung ist das beste. Nur nicht hitzig werden.' Er ging zur Tür und rief mit wohlwollender Stimme in den Korridor hinan?: »Hinrich, komm mal rein.' Gleich darauf stand Hinrich dem Baron gegenüber. Er sah äußerst harmlos aus, und in seinem dicken, pommerschen Gesicht stand ein offenes, gemütliches

Lächeln. „Sieh, Hinrich,' beganu der Baron, indem er seinen Diener freundlich ansah, „es ist für mich doch eine große Annehmlichkeit, dich um mich zu haben. Du bringst in mein geräuschvolles Ber liner Leben gewissermaßen so etwas von der ursprünglichen Un Verdorbenheit meiner heimatlichen Scholle. Deine Gegenwart ist mir eine Garantie dafür, daß mir die großstädtische Unsicherheit und Unehrlichkeit nichts anhaben können. Du bist ein ehrlicher Bursche. Ich kenne dich vom Tage deiner Geburt

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Seite 24 von 30
Datum: 01.05.1909
Umfang: 30
verbot jedem Soldaten, die Garnison zu verlassen. Da tritt der Bursche, auch feldmarschmäßig ausgerüstet, herein und meldet den Herrn Baron von Uhlenforst. Tiefgebeugt, bleich wie ein Toter, wankt des Leutnants alter Freund, Gerdas Vater, herein. „Ich komme nur, um Ihnen Lebewohl zu sagen, Herr von Kellern', spricht er matt und mit eigentümlich klangloser Stimme. „Ich weiß, daß Sie heute oder die Nacht noch marschieren werden. Beschütze Sie der gnädige Gott! — Wir werden uns in diesem Leben wohl

einem vor dem Bank rott stehenden Landwirt Geld? — Uhlenforst gehört mit dem morgenden Tage Anselmo. Ich möchte mir und meiner Familie nur noch eine Gnadenfrist erbetteln.' Ernst durchmaß sehr erregt sein Zimmer. — Gerdas liebliche Gestalt stand vor seiner Seele. „Und Sie wollen zu Fuße zur Villa, Herr Baron?' fragte er ganz verwirrt. „Ja, zu Fuße, wie ich auch in die Stadt gekommen bin. Die Kutschpferde sind verkaust gestern morgen, und die verhungerten Ackerpferde bedürfen der Ruhe. — Außerdem tut

mir die frische Winterlust sehr wohl.' „Und wie groß ist die Summe?' fragte Ernst weiter in tiefen Gedanken. „Sehr groß! —Es sind volle zehntausend Mark, die mir fehlen.' Der Adjutant durchmißt noch ein paarmal das Zimmer, dann macht er plötzlich Halt vor dem gebeugten Freiherrn und spricht mit fester Stimme: „Ein Edelmann Hilst dem andern, soweit er kann! — Herr Baron, Sie sollen nicht betteln bei einem Schurken.' Ich habe zehntausend Mark — es ist meine Vermögen — hier im Schreibtisch. Ich wollte das Geld

in Hartenstein sicher anlegen. Nun werde ich es bei Ihnen anlegen. — Nach dem Kriege, der ja bisher einen glücklichen Verlauf für unser Vaterland ge nommen, wird alles besser werden.' Der Baron schaut Ernst an, als verstände er kein Wort aus dessen Munde. — Mit abwehrender Handbewegung sagt er nach langer Pause: „Nein, nein, — das darf ich nicht! — Es wäre eine Sünde, die ich nicht mit ins Grab tragen möchte. — Sie edler, wahrer Freund!' „Herr Baron, hier ist das Geld.' Damit holt Ernst ein großes Kuvert

, das seine Adresse trägt, aus einem versiegelten Paket, welches bei einigen wichtigen Papieren in der Schublade des Schreibtisches lag. „Es sind fast elftausend Mark', spricht er in sehr ruhigem Ton und zählt zehn braune Tausendmarkscheine auf den Tisch. Der Baron vermag seinen Tränen nicht Halt zu gebieten. Er schluchzt wie ein Kind und umarmt seinen edlen Retter, ohne die rechten Dankesworte zu finden. Nachdem einige erforderliche Formalitäten und Unterschriften erledigt, eilt Herr von Uhlenforst hinaus

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Seite 25 von 30
Datum: 20.11.1897
Umfang: 30
Ihre Einladung gerne an,' versetzte der Hofmeister, nnd als er seinem Wirt bei Tisch gegenübersaß, fragte er: „Wer ist Ihr Patient?' „Baron von Kirndorf, der Name ist Ihnen sicher bekannt,' lautete die Antwort. „Doch nicht Erich von Kirndorf?' rief der Hofmeister gespannt. „Ganz recht, Baron Erich von Kirndors. Kennen Sie ihn per sönlich?' „Wir waren in früheren Jahren sehr intime Freunde,' ant wortete Bernard sinnend. „Ich will Sie zu ihm begleiten, Doktor; vielleicht darf ich ihn sehen.' „Er ist sehr krank

,' entgegnete Lehnhard, „doch es wäre unrecht, falls er bereit ist, eiuen alten Freund zu empfangen, ihm diese Freude vorzuenthalten.' Sie beendeten eilig ihr Mittagesien, worauf Lehnhard, von dem Franzosen begleitet, seinen Patienten wieder aufsuchte. Bernard schickte seine Karte in das Zimmer, und lebhaft äußerte der Baron den Wunsch, ihn zu sehen. „Es sind Jahre her, seit wir uns zuletzt sahen.' sprach der Kranke gebrochen, und ein jedes Wort schien seine Schmerzen zu steigern, „Jahre und Jahre

!' „So ist es,' nickte der andere, „und wir haben uns beide verändert.' „Paul,' flüsterte der Baron, während er versuchte, sich in seinem Bett aufzurichten, aber kraftlos wieder in die Kissen zurückfiel, „sind wir allein?' „Ja,' antwortete der Gefragte. „Haben Sie mir etwas zu sagen?' „Viel, sehr viel,' nickte der Kranke, „und nur wenig Zeit dazu. Paul, ich muß von der Vergangenheit reden und das Andenken derjenigen rein waschen, welche wir beide so ungerecht beschuldigten. Ich meine Konstanze, mein armes

, daß er nach Kvnstanzens Tod verschwand?' „Allerdings.' „Ich würde demjenigen-, der mir ihn bringt, fünfzigtausend Mark zahlen.' Die Augen des Franzosen funkelten. Er brauchte Geld, und da ihm alle andern Projekte fehlgeschlagen waren, dachte er daran, sich diese Summe zu sichern. „Sie sollten einen Aufruf ergehen lassen,' sagte er, „oder besser noch, die Sache in zuverlässige Hände legen. Wenn Sie einen Schein ausstellten, Baron, worin Sie demjenigen, welcher Ihnen verbürgte Nachricht über Ihren Sohn bringt

, die Summe vou fünfzigtausend Mark zusichern.' „Das wäre eine Idee!' meinte Kirndorf. „Dort ist Tinte, Feder und Papier. Schreiben Sie den Schein, ich werde ihn unterzeichnen.' Beruard warf die wenigen Zeilen rafch auf das Papier und reichte es dem Baron zur Unterschrist. Dieselbe war schwach, aber deutlich zu lesen. „So,' sagte der Kranke, „nun legen Sie das Papier in meine Brief tasche, und dann will ich versuchen, ob ich ein wenig schlafen kann.' Bernard that, was von ihm gewünscht wurde und setzte

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Seite 21 von 30
Datum: 28.09.1907
Umfang: 30
oder Kommis inosrat kurz das überlass' ich Ihnen, und mit dem gesamten Mobiliar, wie es steht und liegt,. und dezent, Lieber, — dezent! Ich bin Ihnen gewogen!' Der Hofmarschall war entlassen, der Staatsminister vr. von, Gründig trat ein. ' > „Ew. Hoheit!' ' . ,,'n Abend, Baron!' Herr von Gründig fuhr zurück. Er war blaß wie sein Damasthemd. „Gestatten mir Ew. Hoheit gnädigst die ergebenste Bemer kung, daß ich nicht Baron —' „So wenn ich sage Baron, so sind Sie's. Ich gratuliere Ihnen, mein lieber Gründig

?' Lebhaste Zustimmung von allen Seiten. Nur einer ant wortete nicht, der alte Baron von Seltscheff. „Sie kommen doch auch, Baron?' „Seltscheff beteiligt sich an keiner Jagd,' antwortete statt des Gefragten der Kammerherr Graf Mitroff. „Ach so — ich vergaß' — meinte Fürst Barnokow. Und zu Baron vou Seltscheff gewendet: „Aber da müssen Ihre Forsten ja ungeheuer reiche Jagdgründe bergen, wenn ihr Herr ewige Schonzeit proklamiert hat.' Der Baron lächelte. „Nur für mich proklamiert. Meine Söhne uud

mein Schwiegersohn räumen schon darin auf. Es würde mich übrigens freuen, wenn Sie in meinen Wäldern einmal die Probe machten!' „Das lasse ich mir nicht zweimal sagen,' erklärte der Fürst, der St. Hubertus mit Leidenschaft ergeben war. Also bei der nächsten Gelegenheit stelle ich mich ein. Aber dann begleiten Sie mich doch?' Der Baron schüttelte den Kopf. „Meine Kinder würden Wohl diesen Teil der Gastfreundschaft übernehmen müssen. Ich pürsche nicht mehr.' „Ein Schwur?' wollte einer der Herren wissen. „Ganz

und gar nicht,' lautete die Antwort. „Dann sind Sie wohl niemals ein passionierter Jäger ge wesen meinte ein höherer Gardeoffizier, „denn wer das Weid- mannsblut einmal in den Adern hat, behält's doch, bis er selbst zur Strecke muß.' Der Kammerherr nahm wieder an Stelle seines Freundes das Wort: „Unstzr Baron war der enragierteste Jäger im ganzen heiligen Rußland. Und das ist noch gar nicht so lange her zehn Jahre allenfalls. Damals ging sogar das Gerücht, er schösse mit Weih kugeln. Jawohl

, meine Herren! Er traf nämlich immer. Er schoß einem Reiher das Weiße aus dem Auge heraus, wenn's verlangt wurde.' Alles lachte. „Bringen Sie mich nur nicht in Verruf, lieber Freund!' warnte scherzend der Baron. „Es ist schon richtig, daß ich ein glücklicher Schütze war.' — „Und auf einmal verloren Sie Ihr Glück?' „Nicht das Glück, wohl aber die Lust am Weidmannshandwerk.' Der alte Seltscheff zündete sich eine neue Zigarette an. „Wenn es kein Geheimnis ist, verehrter Herr Baron,' nahm jetzt der Fürst

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Seite 4 von 6
Datum: 08.10.1941
Umfang: 6
und für die das Wehr- machifürsorge- und -versorgungsamt Graz ab 1. Ok tober 1941 zuständig wurde, erhalten demnächst eine besondere Mitteilung, in der auch ihre neue Grundlistennummer angegeben ist. Diese Grund listennummer ist bei allen Anfragen anzugeben. ie» n is N »u bi» gsgsn clik Hbsciinitts ^-l) clsr KIK.- Li-otkstts in ^potlisksn uncj Orogsi-isn klittervoeken it» ksitsres koinsn »on Lsbliele Zsieniioleii 1S5» k? Verlas. (12. Fortsetzung) Was er nur vorhat, der arme Herr Baron? Erbittert spannt

und enttäuschtes Gesicht, wie sie in den dunklen Flur kommt. Und wie die Frau Schwengel ihr dann kurz erklärt, der Herr Baron sei fort, er sei gar nicht da . . . no dann war es ganz aus mit ihr. Die Frau Schwengel hat eine so händeringende Aufregung noch nie gesehen. „Ja, aber Sie müssen doch wissen, wo der Herr Baron hin ist. Er muß doch etwas gesagt haben!' Nein, er hat nichts gesagt, sie wisse nichts. „Ja, hat er denn ineine Depesche nicht bekommen?' jammert Trixi, die feinen Au genbraunen schmerzlich

hübschen Kopf: „Ich esse so nichts!' Sie sitzt jetzt ganz verstört und erschöpft in einem damastenen Armstuhl, ein Batist taschentuch an den Mund gedrückt und starrt mit großen, aufgerissenen Augen, die ganz in Tränen schwimmen, leidenschaftlich vor sich hin. 2n gedämpfter Wichtigkeit redet die Schwengel in der Küche noch mit dem Anton. „Was sag'n 'S? Die hat sich ja schön auf geführt, für das. daß der Herr Baron sie sich gar nicht gewünscht hat.' „Aber a hübsche junge Frau!' sagt der Anton anerkennend

. „Eigentlich kann sie einem auch erbarmen.' „Ja, was nicht gar?' Die Frau Schwen gel stößt wütend die Bratpfanne mit den Rebhühnern in die Röhre. „Ich glaube, das sind wir dem Herrn Baron schuldig, daß wir jetzt zu ihm halten. Überhaupt —', be lehrt sie weiter, „Äußerlichkeiten dürfen einen nicht gleich bestehen. Da gibt's ein oberbayrisches Sprichwort: Recht hübsch im Gesicht und hint' und vorn — doch falsch im Herzen, und das ist auch meistens die Folge.' Trixi weiß schon nicht mehr, was sie eigentlich

. Die Dame ist da, die was den Herrn Baron seine Frau ist, worauf der Herr Baron sich samt Gewehr entfernte. Ich konnte den Herrn Baron nicht mehr verhindern und mache mir Grausbirn we gen Selbstmord. Mit der Dame haben An ton und ich unfer möglichstes mitgemacht und alles mit nein beantwortet. Sie war aber fehr aufgeregt, da sie ihre Ehe jetzt' antreten wollte. Hoffentlich hält der Schutz engel unserem Herrn Baron fein Verstand zusammen, daß er sich nicht entleibt auf seine Frau hinauf. In tiefer

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Seite 25 von 26
Datum: 01.04.1905
Umfang: 26
hintereinander, dann macht eine kleine Pause und fangt wieder an. Um diese Zeit bin ich mit dem Baron in der Nähe. Wenn Ihr uns nicht seht, so werdet Ihr uns hören, und wenn nun der Baron schießt, so zieht Ihr die Eule mit der Schnur vom Ast weg und Werst sofort den Hahn 'rnnter — die Sache ist nachher gemacht. Ihr braucht keine Furcht zu haben, daß der Baron Ench vielleicht treffen konnte. Ich gebe ihm eine von meinen Büchsen und die lade ich blind.' „Na ja, das muß freilich einen Hanptjnx

gegeben haben!' meinte der Schloßverwalter, uud der Förster erwiderte lächelnd: „Jawohl, ein Hauptjux war's, nur daß die Sache ein bißchen auders kam als ich gedacht hatte... Ich ließ mir von Matthias noch einmal wiederholen, was er zu tun hatte, und ging nun wieder nach Hause. Ich war mit dem Baron übereingekommen, daß er mich gegen einhalb zwei Uhr abholen sollte, und richtig er schien er auch um die ausgemachte Zeit. Nachdem er von mir die blindgeladene Büchse bekommen, in die ich einen tüchtigen

. Na, das war eine Götterlnst, den Baron anspringen zu sehen, so viel dies eben das Zwielicht erlaubte. Der alte Großkuecht Hans vom Schloß gute hätte die Sache nicht ungeschickter machen können. Wir kamen aber doch vorwärts; nur wurde ich immer ungewisser, denn das ,purr-gurr-purr' schien mir in der Tat nicht mehr von der Tanne herzukommen. Indessen, mittlerweile hatten wir uns derselben bis aus zwölf Schritte genähert, und glücklicherweise schien uns auch Matthias jetzt bemerkt zn haben, denn er hörte mit Locken ans

. Nun mußte das Ende der Komödie kommen; die dunklen Um risse der ausgestopften Enle auf einem der Äste waren ganz gut sichtbar. Auch der Baron bemerkte den duuklen Gegenstand, den ihm meine Hand andeutete. Zitternd vor Aufregung hob er die Büchse, visierte ziemlich lauge uud dann — dann ertönte ein fürchterlicher Knall. Ich hatte allerdings ein bißchen viel Pnlver in das alte Rohr hineingestopft. Der Baron taumelte ordentlich zurück, uud plötzlich klang ein gellender Schrei von der Tanne her, vermischt

mit dem Prasseln und Knacken in den Zweigen, endlich noch ein Ton wie ein dumpfer Fall, dann war alles wieder ruhig!' Heunig bräunte den ausgegangenen Pfeifenkops wieder an und bemerkte dann schmunzelnd: „Ich kann Ihnen sagen, meine Herren, in einer so sonderbaren Klemme hatte ich seit meinen Gehilfen jahren, wo ich auch schon manchen Streich mit ausführen half, nicht gesteckt. Es war eine verteufelte Situation — na, um es kurz zu machen: Der Baron hatte ein Taschenfeuerzeug hervor gezogen und angezündet, ehe

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Seite 3 von 8
Datum: 29.03.1941
Umfang: 8
gingen hilflos zwi schen den beiden hin und her. Ihr Kopf fchwirrte ihr. Was muß sie jetzt sagen? Sie hatte einmal ein Theaterstück gesehen. „Mein teurer Sohn', hatte dort die gerührte Mutter ausgerufen. Das kam ihr albern vor. Doch sagen mußte sie etwas: „Aber Kind,— aber Herr Baron,— ich —ich bin so überrascht —' stotterte sie. „Faß dich rasch, Mama', sagte plötzlich Lise, ich höre Papas Wagen. Er darf noch nichts erfahren, sonst ist alles aus. Lade Bodo rasch zum Mittagessen

ein, da er ja hier fremd ist! Das übrige wird sich schon finden.' „Sie würden uns eine große Freude machen, Herr Baron —', stammelte Amalie, noch keineswegs gefaßt. „Ich danke, gnädige Frau, ich nehme Ihre Liebenswürdigkeit gern an.' Bodo verbeugte sich höflich und nahm seinen Platz wieder ein. Dabei fiel sein Blick auf die gegenüber liegende Tür in der ein großer, breitschul triger Herr mit zornrotem Kopf stand. Der Bater! Wie lange stand er schon dort? Es war leider so, daß Elisabeth erst das wieder ausfahrende Auto

gehört hatte/ und daß Zuppke, lautlos über die dicken Teppiche nahend, überrascht auf der Schwelle stehen geblieben war und eben noch die letzte Ab rede gehört hatte. Er sah den eleganten, fremden Herrn, der sich bei seinem Anblick sogleich erhob: Lises Baron! Er trat in das Zimmer. Bodo stellte sich vor, einige Schritte ihm entgegengehend: „Gaten.' „Zuppke! Was verschafft mir die Ehre?' Amalie müßte nicht die vollkommene Evas tochter gewesen sein, die sie war, wenn sie sich jetzt, dem Gatten

gegenüber und zum Schutz der Tochter, nicht sogleich in der Ge walt gehabt hätte. „Denke dir, Justus, der Herr Baron von Gaten, den Lise damals in Buchenau kennengelernt hat, macht uns feine Aufwartung.' „So, vor einem Jahr war das ja wohl? Da hat der Herr Baron ja lange Zeit ge braucht. sich unserer Tochter zu erinnern', sagte Zuppke wenig freundlich. „Dock nicht, Herr Zuppke'/ erwiderte Bodo höflich, „Fräulein Elisabeth wünschte aber ausdrücklich, erst mit ihren Studien weiterzukommen, ehe

ich mich ihr nähern durfte.' „Sehr verständig von meiner Tochter. Aber dieser Grund besteht meines Wissens noch, Herr Baron. Meine Tochter hat ihre Stu dien noch nicht abgeschlossen. Womit kann ich Ihnen also dienen, wenn ich fragen darf?' Bodo sah sich den Mann mit einem Gemisch von Arger und Hochachtung an. Donner wetter. dachte er, der weiß, was er will. Jetzt aber kam ihm Elisabeth zu Hilfe. „Ich habe es ihm gestattet, Pappi.' Sie lächelte den Vater unschuldig an. „Baron von Gaten hatte in Verlin zu tun

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Seite 14 von 20
Datum: 15.05.1914
Umfang: 20
zu werden wünschest. Mein Bruder, Herr Baron von Windheim — Miß Jackson.' Der Baron verbeugte sich und sagte einige verbindliche Worte, die Miß Jackson liebenswürdig beantwortete. Gleich darauf wurde sie von einem Herrn zur Quadrille geholt. „Sie ist entsetzlich rot im Gesicht, diese junge Miß', sagte der Baron leise zu seiner Schwester. „Das ist doch nur vom Tanzen, Herbert', war die Antwort „Offen gestanden, ich hatte sie mir anders vorgestellt- Di« Amerikanerinnen sollen doch sonst zarte, ätherische Wesen

', sagte Susie, den Baron zu Gertrud hinübersührend. „Ich habe sie sv gerne, denn sie versteht es so vortrefflich, mir den Unterricht durch ihre schönen Geschichten angenehm zu machen.' „Den Unterricht —?' fragte der Baron betroffen. „Was fin einen Unterricht?' „Du kennst also Fräulein Wagnitz noch nicht. Sie ist doch unsere Erzieherin, Onkel.' Sie standen bei dieser Rede bereits vor Getrud. „Mein Fräulein . . . Sie . . . das ist unmöglich!' rief der Baron erregt. „Weshalb soll das unmöglich

sein?' entgegnete Gertrud. „Ich glaubte, Sie wären eine Verwandte der Frau Obers von Dahlem.' „Keineswegs. Ich war die Erzieherin ihrer Tochter, wie ich jetzt diejenige ihrer Nichten bin.' „Das ist ja —' Der Baron nahm neben Gertrud Platz. Es schien, als ob er noch mehr Fragen an sie richten wollte, aber er schwieg und sah gedankenverloren in das Treiben im Saale. Es machte den Eindruck, als ob er das junge Mädchen neben sich vollständig vergessen habe. „Weshalb bleibst du hier sitzen, Herbert? Tanze

geschehen war. Der Baron hatte sie für eine vornehme Dame gehalten, und nachdem er erfahren, daß sie nur eine Erzieherin war, änderte er sein Benehmen- Aber was ging sie im Grunde der Baron an? — Er hatte sich wahrscheinlich so verhalten, wie es jeder andere an seiner Stelle getan hätte, und er war für sie nicht mehr wie jeder andere. Doch trotzdem sie sich dies sagte, war sie so aufgeregt, daß sie die Nacht fast schlaflos verbrachte. Am nächsten Morgen saß Gertrud mit Susie, die nach einei leichten

Vorlage das Sticken lernte, im Salon, als sich Miß Jackson zu ihnen gesellte. Die junge Dame und ihr Vater waren die einzigen Gäste, welche in der Villa übernachtet hatten. Mis Jackson plauderte freundlich mit der Kleinen, als der Baron eintrat. Er schien die Anwesenden, welche hinter dem großen chinesischen Ofenschirm halb verborgen waren, nicht zu bemerken

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Seite 25 von 28
Datum: 06.02.1909
Umfang: 28
ließ er den Kell ner kommen und erbat sich Tinte,Papier und Feder. Und dann schrieb er mit gänzlich ver stellter Hand schrist folgen des: „Liebe Emmy,ich er warte dich heute abend 6'/, Uhr be stimmt in der Linkstraße. Tausend Küs- sevondeinem Bube.' —Er faltete es zusammen und steckte es in die Geldtasche. Fünfzehn Minuten später klingelte er beim Baron von Wald hofen. Als der Diener ihn nach seinem Begehr fragte, antwortete er selir bestimmt, daß er dem Herrn Baron eine private Mitteilung

von Wichtigkeit zu machen habe. Gleich darauf wurde er vorgelassen. „Run, was haben Sie denn?' fragte der Baron erstaunt und musterte ihn scharf. Und ruhig und sicher entgegnete der Gauner: „Herr Baron, Tas Tzeauozraphische Museum in Monaco. (Mit Text.) ich fand, als Ihre Frau Gemahlin eben ihren Wagen bestiegen hatte, diese Geldbörse, die vermutlich Ihrer Frau Gemahlin gehört.' Immer erstaunter sah Baron Waldhofen auf das Täschchen. „Allerdings, es gehört meiner Frau.' Der junge Mensch nickte nnd sagte

dann, ohne ei,»e Miene zu verziehen: „Bitte, Herr Baron, untersuchen Sie den Inhalt.' Der Baron tat es. Als er den Zettel las, zuckte er zusammen, beherrschte sich aber so fort wieder, sahdenFrem- den an und fragte: „Sie kenne?i den Inhalt doch auch?' „Ich keune ihu, Herr Ba ron.' — Kleine Pau se. Dann der Baron: „Was ver langen Sie dafür, daß Sie darüber zujedermann schweigen?' „Dieses zu bestimmen, überlasse ich dem Herren Baron, da ich ja nicht weiß, wie viel diese Mitteilung dem Herrn Baron wert ist,' entgeg

nete derjnnge Gauuer mit einemAuflug von Humor. Jetzt muß te auch Wald hofen lächeln. „Na, fordern Siennr,'sag te er heiter, „wenn mir die Summe zu hoch ist, können wir uns ja noch einigen.' Karl We ber sann ein wenig nach, dann meinte er: „Nun, dreihundert Mark sind ge wiß doch nicht zu viel dafür; weun ich znm Beispiel diese Notiz irgend einem Sen sationsblatt gegeben hät te, so wäre ich dort auch gut bezahlt wor den dafür.' Bei der Erwähnung eines Blattes bekam der Baron einen neuen Schreck

. Kurz entschlossen schritt er zum Schreibtisch, ent nahm einer Kassette drei blaue Scheine, überreichte sie dem Fremden und sagte: „Hier ist, was Sie verlangen, aber Sie ver sprechen mir, zu niemand darüber zu reden.' „Selbstverständlich, Herr Baron!' „Lassen Sie mir Ihre Adresse hier.' „Gern, Herr Baron,' nnd er schrieb eine schnell erfundene

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Seite 4 von 6
Datum: 30.08.1941
Umfang: 6
quer über die Ein fassung des Parkweges und seine Hände machen schon von weitem heftig abwinkende Bewegungen durch die Luft. Das wäre jetzt so die passende Geburtstagsüberraschung für seinen armen Freund. „Ja, was treibt denn ihr da? Um Gottes willen, nur das nicht! Nur jetzt nicht auch noch ein Weib aufstellen. Der Herr Baron ist nicht in der Stimmung. Wenn ihr ihm einfach Glück wünscht, wird ihm das viel lieber sein.' Düster starrt er auf die Venus nieder, die beide Burschen enttäuscht

sie fein fühlig. Wie sie aber wieder allein sind, sagt der Kutscher doch kopfschüttelnd: „Jetzt können wir's wieder wegschleppen, das Frauen zimmer! Was hat er denn, der Herr Baron?' Da macht der Kutscher eine wissende Kinn bewegung zur Frau Schwengel hinüber: „I kann mir's schon denken!' „Ja!' nickt die Wirtschafterin erbittert. „Wissen S', Anton, ich glaub', das hat ihm der alte Herr Onkel aus Bosheit g'macht, weil er schon g'wußt hat, daß unser Herr Baron aufs Heiraten

: „Ah, fortpflanzen kann man sich leicht. Aber jetzt ist der Herr Baron halt noch wild über das Ganze; jetzt g'sreut ihn halt nichts.' Hingegen die Frau Schwengel scheint schon das tiefergehende Verständnis für ihren Herrn zu besitzen: „Sie, das möcht' einen anderen auch giften. Ein Mann, der was einen Charakter hat, der laßt sich zu so was nicht kommandier'» und zu einer Gemahlin, die ihm sein Onkel aussucht. Ich mein', das bringt den Herrn Baron noch ganz um die Nerv'n.' „No und? Was sagt denn der Herr Heinz

? So ein Testament laßt sich doch an- fecht'n!' Aber die Frau Schwengel zuckt hoffnungs los die Schultern: „Der Herr Heinz meint, da kann man nichts machen. Dachfenftein hat den Onkel seine Frau in die Familie g'bracht — no, und Kinder waren keine — und da hat er sich immer eingebildet, nach fein'm Tod muß er die ihrige Verwandt schaft auch wieder bedenken: und da ist jetzt auf der anderen Seit'n eine Dame da, die was mit unserem Herrn Baron zusammen in Betracht kommt. Da hat es der alte Herr so gemacht

: aufteilt wird nix: wann die jungen Herrschaften nicht bis zu einem ge wissen Termin heiraten, verfallt das Gut zu Erholungszwecken einem Verein und unser Herr Baron verliert seine Heimat und all's und hat sich die ganzen Jahre her für nix g'fchunden.' „Sakra! Das is a Klausel!' Der Anton bekommt es geradezu mit der Angst auch um seinen schönen Kutscherposten. „So soll er's halt doch nehmen! Was liegt denn viel d'ran?' „Ja, der Herr Heinz red't ihm so zu. Sie, der hat jetzt auch nichts zum Lachen

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