entsprochen, so würde die Finanzverwaltung den Dank dafür ge erntet haben. So wie die Sache jetzt liegt, muß sie aber auch die Vorwürfe dafür tragen und mir vollem Recht, denn Sache der Finanzverwaltungen ist es nicht, zu spekuliren, sondern unter allen Umständen das zu erhalten, was der Staat bereits besitzt. ______ Politische Uebersicht. Innsbruck, 8. Februar. Der Eindruck, welchen die Nachrichten über die bei der Prager Filiale der Kreditanstalt vorgekomurene Defraudation hervorgerufen
, ist ein wahrhaft niederschmet ternder. Es stellt sich heraus und zwar wurde die Wiener Direk tion hierauf nicht durch ihre eigene Kontrole, sondern erst durch aus Prag eingelangte Denunziationen aufmerksam gemacht, daß bei der Prager Filiale schon seit langer Zeit eine unerhörte Miß wirtschaft Platz gegriffen, von welcher die Zentral-Direktiyn keine Ahnung hatte, da sie durch unwahre Berichte, durch gefälschte Bordereaux oder gefälschte Nachweise über die Depots von den selbständigen Leitern der Prager
Filialen getäuscht worden. Ob gleich die Direktoren der Zentrale, Weiß und Putzger, sich mit mehreren Oberbeamten sofort nach Prag begeben haben, um da selbst, wo die dortigen Leiter der Filiale augenblicklich suspendirt worden — einer derselben, Hampel, ist nicht auszufinden, der andere, Lederer, liegt in einem typhösen unzurechnungsfähigen Zustande — die Untersuchung zu führen und obgleich deßhalb einstweilen das Prager Platzgeschäft eingestellt worden, wird es lange brauchen, bis in die seit langer
Zeit fortgesetzten falschen Buchungen Licht gebracht sein wird, da man momentan noch nicht weiß, ob es sich blos um Unterschlagung von Depots, um Einstellung derselben zu anderm als dem wirklichen Werthe, oder um eine bloße Unterdrückung handelt; ob die Dirigenten unter fingirten Namen von der Filiale ihre Spekulationen besorgen ließen, ob und welche Conti gefälscht worden, aus welchen Gründen auch von einer genauen Bezifferung des Schadens noch nicht die Rede sein kann. Astern
das ist es nicht, was ernen so deprimirenden Eindruck gemacht. Was der Angelegenheit ihre traurige weitreichende Bedeutung gibt und was die Stellung des Instituts tief erschüttern muß, das ist der Umstand, daß man es hier mit einem Falle zu thun hat wo nicht Unterbeamte einen Diebstahl begrenzen, sondern wo mit der selbständigen Leitung, mit der Firmenzeichnung betraut gewesene Vertrauenspersouen. wo sich die autonomen Direktoren der Filiale selbst an dem Vermögen der Anstalt vergriffen zu haben scheinen