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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 6
Datum: 17.02.1900
Umfang: 6
." aus Cetinj? be richtet, haben sich jüngst an der montenegrinisch- Frankreich glich damals nach der Schilderung eines Zeitgenossen „einem Schafott, worauf sich eine Tragödie abspielt". Auch abgesehen von dem reli giösen Zwiespalt waren die wissenschaftlichen Kreise von Paris in sich durch die erbitterten Streitigkeiten zerriffen, die sich hier ebenso wre in Italien der Gemüther bemächtigt hatten. Bald nach seiner An kunft suchte Bruno um die Erlaubniß nach, an der Universität Vorlesungen über Philosophie

der Unruhen trieb Bruno im Sommer 1583 fort über den Canal nach London. Schon lange empfand er lebhafte Bewunderung für Elisabeth, diese wiederum begünstigte die Italic- «er, wo sie konnte; sie bevorzugte deren Sprache, las mit Vorliebe ihre Romane und führte italienische Sitten bei Hofe ein. Der Aufenthalt in England war daher für Bruno ein sehr angenehmer, zumal er auch hier gemäß seiner leicht entzündbaren italie- uischen Natur die Lobeserhebungen für die Königin nicht sparte. Hier in England verfaßte

Bruno auch die Mehrzahl seiner italienischen Schriften. Bruno verficht hier zum erstenmal die neue Physik, die neue Kosmologie und die neue Astronomie. Dadurch gerieth er in Gegensatz zu Bacon, der das kopernikanische Sonnensystem bekämpfte. Auch in England blieb Bruno nur zwei Jahre, dann ging > albanesischen Grenze blutige Zwischenfälle ereignet. Am 4. ds. zog eine Bande von Türken über die Grenze, drang in das montenegrische Dorf Golubovzi unfern von Podgorizza ein und tödtete den Ein wohner

—1588 lehrte. Hier herrschte damals noch der milde, duldsame Geist Melanchthons, der auch Bruno eine segensreiche Thätigkeit möglich machte. Bei seinem Abschiede hielt er eine glänzende Lobrede auf Luther, den er mit Herkules vergleicht, da er allein dem Papstthum, entgegenzutreten den Muth gehabt habe. Während der folgenden Jahre treffen wir den ruhelosen Mann in Prag, Helmstedt, Frankfurt a. M., Zürich, überall lehrend, nach kurzer Rast aber seinen Wanderftab weitersetzend. 1592 wurde

er durch einen reichen und hochgestellten Venezianer, Mocenigo, nach Venedig gerufen, umfihn in den magischen Künsten zu unterrichten. Bald enstanden jedoch zwischen Lehrer und Schüler Mißhelligkeiten, die in offene Feind seligkeit ausarteten, und das Ende war, daß Mocenigo ihn der oer Inquisition anzeigte. Bruno wurde ver haftet und zunächst sechs Jahre lang in strenger Haft in Venedig gehalten. Dann wurde er 1598 nach Rom ausgeliefert. Noch zwei Jahre dauerte sein Proceß. Endlich am 9. Februar 1600 wurde

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 20.08.1877
Umfang: 4
über Oesterreich.) Aus Berlin be richtet man der„Presse": Vom deutschenjKaiser erzählt man folgende Aeußerungen über Oesterreich, die mittheilenswerth sind. „Mit jedem- male, wo ich Oesterreich von Neuem gesehen, ist mir's lieber ge- Der Prior sprach die letzten Worte mit einem seltsamen, bei ihm ganz ungewohnten Aufluge von Ironie. Bruno schwieg. Er sann über die räthselhafte Andeutung des Priors nach, ohne jedoch ihren Sinn ergründen zu können. „Gräfin Losange ist ohne Zweifel der Meinung" — begann

der Prälat, nachdem er einen Augenblick nachgedacht — „Du beharrest noch immer bei Deinem Entschlüsse, und die Nachricht von dem Unfälle, der Dich hier getroffen, dürfte sie darin wo! bestärken. Sie wird daher nicht wenig erstaunt sein, wenn sie hört, Du habest St. Ambros verlaffen, um in die Welt zurück- zukehren. Ohne Zweifel wirst Du ihr in der Residenz wieder begegnen. Dann fei vor diesem Weibe auf der Hut, Bruno! Mir sagt mein Herz, daß eine Erneuerung Euerer Beziehungen Dir nur neuen Schmerz

, wenn nicht gar ernstliche Gefahr bringen kann! Willst Du mir das versprechen?" „Gewiß!* — antwortete Bruno, die gebotene Hand deS PriorS ergreifend. „Wie wenig ich mich auch mit meinem einfachen geraden Sinn in all' diesen Räthseln zurecht zu finden vermag, so weiß ich oder besser gesagt, fühle ich doch, daß Sie Recht haben! Ich erkenne immer mehr, daß ich berufen war, in einem dunkeln, geheimnißvollen Drama, daß wol kaum über feine Exposition hinaus sein dürfte, eine unbewußte Rolle zu spielen. Nachdem

Sie mir Eugenien'S angeblichen Eid in seinem wahren Lichte gezeigt, zweifle ich keinen Augenblick länger au einem mir gespielten seltsamen Betrüge, wenn sich auch das letzte Ziel desselben vorerst noch meinem Verständnisse entzieht!* „Das ist auch meine Meinung, Bruno!" — rief der Prior — „und deshalb sei auf Deiner Hut!" „Der Mond hat sich umvölkt und hier wird eS zu dunkel!" — sagte Bruno, nach dem Fenster blickend. — „Ich denke, Herr Pathe, eS dürfte nun doch Zeit sein, die Kerzen anzuzünden?" „Warte

noch einen Augenblick, Bruno, denn ich habe Dir auch etwa- zu sagen, daS jedoch nicht Dich, sondern mich allein betrifft" — versetzte der Prior. — Wir sind im Zuge, un- gegenseitig unsere HerzeuSgeheimnisse avzuvertraueu, und da stört jede noch so kleine Unterbrechung." „Ich höre, Herr Pathe!" — rief Bruno, indem er die er griffene Zündhölzchenschachtel wieder auf den Tisch legte und sich erwartungsvoll zu seinem Wirthe wandte. „ES ist nun nahezu dreißig Jahre, daß ich dieses Kleid trage" — begann

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 14 von 16
Datum: 23.04.1904
Umfang: 16
. Und da sich um klein Bruno niemand sonderlich kümmerte, so lief er dem Maler nach setzte sich still neben ihn und sah andächtig auf die schaffenden Hände, und heiß stieg der Wunsch auf in seinem kleinen Kerzen, auch dei: Pinsel führen zu können. Und der Maler las in den sehnsüchtig bittenden Augen des Rnabest, und Freude machte es ihm, ihn: die ersten Anfänge der Runst zu lehren. Bruna war ein fleißiger Schüler, der unverdrossen übte, bis es ihm gelang, wie sein Lehrer gewünscht. Dabei gewann er das Her; des alten

Mannes, und als der fortziehen mußte, da beschloß er, Bruno mit sich zu nehmen und ihn auszubilden. Wohl galt's anfangs hart arbeiten in der Großstadt, und ernsten Fleiß mußte er answen den, das Rind aus dem Volke, dem jede Vorbildung fehlte. Aber ein starker Wille und unermüdliches Streben half ihm, und stolz blickte der Meister auf den Schüler. Da kam das Unglück; denn plötzlich starb fei?» Gönner. Und da kein Testament vorhanden, wohl aber geizige verwandten gierig nach dem Hinterbliebenen' Gelds

griffen, so war Bruno mittellos geworden, und in vollem Studium angewiesen, sich sein Brot zu verdienen. Hoch oben im fünften Stock hauste er im elenden Dachstübchen und malte; aber nicht vermochte er die Bilder in klingendes Geld einzutauschen. Lr arbeitete, bis ihm der überangestrengte Rörper den Dienst ver sagte, und er aufs Rrankenlager sank. Lr wäre ganz verlassen ge wesen, wenn sich nicht des Nachbars Töchterlein seiner ange nommen und ihn liebevoll gepflegt hätte. Raum genesen, ging er n:it

begann das hungern zu zweien. Bruno malte nun reizende kleine Gelbilder, zu denen ihm sein Räthchen in den mannig«- fachsten Stellungen zum Modell diente, und verkaufte sie an Runst- händler. Blitzendes Gold brachten sie dem Raufmann, aber für den Rünstler reichte der knappe Lohn nur karg aus. Noch fleißiger mußte er schaffen, galt's doch schon ein drittes Mäulchen zu stopfen. Wohl dünkte sich Bruno unendlich glücklich, wenn er zärtlich sein junges Weib und sein rosiges Rind umschloß

, aber die neidische Sorge drängte sich finster zwischen ihn und seine Lieben. Und Frau Räthes dunkle Augen wurden immer größer, ihre zarte Gestalt immer elfenhafter, sparte sie sich doch häufig die stärkenden Lebensmittel vom Munde ab, um sie 'Bruno zu gönnen. Und eines Tages mußte er sie blutenden Herzens und halb wahnsinnig, vor Schmer; der kalten Lrde zurückgeben. Wohl raufte er sein Haar und warf sich 51t Boden, aber das grimme Llend stand drohend an der wiege seines Rindes und zwang ihm den Pinsel

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 24.09.1877
Umfang: 4
! Haben Sie keine Nachricht?" „Nein. Ich wünsche auch keine zu haben! Es ist am besten so, wie es ist!" Bruno betrachtete den Franzosen nicht ohne Teilnahme. Der Mann war noch so jung und sprach von einem verfehlten Leben! Aber war eS ihm selbst nicht fast ebenso ergangen? „Der hat auch gekostet vom Baume der Erkenntniß, scheint mit!" — dachte er — „Nun, in Monaco dürfte er schwerlich Genesung finden! Wenn ich nur wüßte, wo ich das Gesicht Hinthun soll! Je länger ich eS ansehe, desto bekannter kommt

eS mir vor. Und doch muß ich mich täuschen, denn der Franzose scheint mich nicht zu kennen. Aber wozu zerbreche ich mir den Kopf? Die Sache verlohnt wirklich nicht der der Mühe, daß ich weiter darüber nachgrüblet" Bruno rief den Cameriere, zahlte seine Zeche, grüßte die Fremden und entfernte sich, um seinen Spaziergang fortzusetzen. In Nizza, wo Baron Eldenried einige Tage später eintraf, schwand ihm die kleine Szene in dem „Giardino publico" bald aus dem Gedächtnisse. Das Leben in dem stark besuchten Kurorte . bot

Viel beS Anregenden. Einige neue Bekanntschaften im Cercle j M6diterranä waren rasch gemacht. Bruno bezog eine Wobnung ' auf der Promenade du Midi mit der Aussicht auf die herrliche Bai deS AngeS. Begünstigt von dem schönsten FrühlingSwetter das nirgends schöner ist, alS auf diesem mit allen Reizen einer südlichen Natur auSgestatteten Fleckchen Erde, vergiengen ihm \ einige Wo en wie im Fluge. Schon dachte er daran, sich all- j mälich zur Heimfahrt zu rüsten, als ihm ein Besuch zu Theil i wurde

, den er am allerwenigsten erwartet hatte. BiSber hatte Bruno den kleinen, auf einem Felsgebirge deS ; Mittelmeeres gelegenen, von Nizza nur wenige Stunden ent fernten Miniatur-Staat Monaco nicht besucht. Der grüne Tisch besaß wenig Reiz für ihn. Auch kannte er das Leben und Treiben an solchen Ortcn zu Genüge aus den rheinischen Bädern. Aber in Nizza zu wohnen, ohne einen Abstecher nach Monaco zu machen, wäre eben so gewesen, wie in Rom zu weilen ohne den Papst zu sehen. Da Bruno schon

einmal hier war, wollte er auch dieser Touristenpflicht genügen. Einige bekannte Herreo schlugen Abends im Cercle M6diterran6 für den folgenden Tag einen Ausflug nach Monaco vor. Bruno gedachte die Gelegenheit zu benützen und erklärte, er werde gleichfalls von der Partie sein. Die Abfahrt war auf halb fünf Uhr Nachmittags festgesetzt- Während Bruno Morgens auf dem Balkon seine Chokolade nahm, erschien der Kammerdiener und brachte ihm eine Karte. Bruno warf einen Blick darauf. „Graf RotheufelS!" — rief er, nicht wenig überrascht, „Er ist willkommen

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Seite 2 von 4
Datum: 03.05.1877
Umfang: 4
Nachrichten. Innsbruck den 3. Mai. Thermometerstand um 7 Morgens v.4 Grad K. (Hof- uud Personal-Nachrichten.) Die Ankunft des deutschen Kaisers in Straßburg erfolgte unter Glockengeläute und Kanonendonner. In den zur Präfektur führenden Straßen wurde Herr Bruno blickte den Patheu erwartungsvoll an. „Dreißig Jahre sind seitdem vergangen,* — sagte der Prior, indem er langsam mit der Hand über die Stirn fuhr — „und wahrhaftig, nicht gern kehre ich iu Gedanken zu jener Zeit zu rück, namentlich

in Deiner Gegenwart, Bruno. Doch sei eS drum? Einmal müssen diese Dinge doch zur Sprache kommen zwischen uns. Möge eS also jetzt sein. Weißt Du, waS den armen Kavallerie-Offizier Erwin von Merkenheim einst bewog, die Uniform mit der Kutte zu vertauschen? Seine Liebe zu der schönen und reichen Komtesse Beldevburg, Deiner Mutter!* Baron Bruno fuhr zurück. „Ha,* — rief er — „nun wird mir freilich Manche- klar!* „Bor allem meine Liebe zu ihrem einzigen Kinde, zu Dir, Bruno, nicht wahr?* — fuhr der Prior mit dem Toae

väter licher Zärtlichkeit fort. — „Ja, Du bist mir ein theureS Der- mächtniß jener Unvergeßlichen, an deren Sterbelager wir damals mit einander standen! Und darum ist eS meine Pflicht, über Dir zu wachen und Dich von einem unbedachten Schritte zurück zu halten.* Bruno drückte dem Prior schweigend die Hand. „Ich habe niemals etwas von jenen Vorgängen vernommen* — begann er nach einer Pause. — „Werde ich nicht alte Wun den aufreißen, wenn ich Sie bitte, mir etwa- davon zu erzählen?" „Sie sind seit

langem vernarbt, Bruno" — sagte der Prior mild lächelnd.— „Weiße Haare, gleich den meinigen, sind daS sicherste Mittel gegen retrospektiven LiebeSschmerz; Unser LiebeS- Roman war kurz und sehr einfach. Wir lernten uns in der Ge sellschaft zufällig kennen und liebten unS. Komteffe Melanie war eine reiche Erbin; ich hatte nichts als mein Offizierspatent, meinen alten Adel und die Aussicht, eS in dreißig bis vierzig Jahren vielleicht zum General zu bringen, falls nicht eine vorwitzige Kugel

«, die kaum hinreichten, mich standesgemäß za erhalten! Wir schieden also. Melanie gieng mit Deinem Vater zum Traualtäre und ich — nun, ich sagte der Welt Valet uud gieng in's Kloster. Das ist Alles, Bruno.* „Und hier haben Sie den Frieden gefunden, welchen die Welt nicht mehr zu bieten vermochte!* — rief Bruno warm. — „Gerade fo ist es mit mir!" „Den Frieden!" — sagte der Prior mit halbunterdrücktem Seufzer. — „Der Friede wohnt eben so wenig in Klostermau er», als im Geräusch der Welt.* (Fortsetzung

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Seite 1 von 4
Datum: 16.05.1877
Umfang: 4
Anlaß mit Befürwortung des LandeS-AuSschusses möglichst vortheilhast an Aufwärts. Zeit-Roman von Marqnard Sauer. (20. Fortsetzung.) Bei diesen Worten drückte sie ihm einen brennenden Kuß auf die Lippen, riß sich ungestüm aus seinen Armen und stürzte mit den Geberden der Verzweiflung in ihr Boudoir, dessen Thüre sie hinter sich verriegelte. Bruno bat, flehte, beschwor die Flüchtige um Erklärung ihrer seltsamen, vernichtenden Worte. Er erhielt keine andere Antwort als leises Schluchzen

. Die Nutzlosigkeit längerm Drängens einsehend, entfernte sich endlich Bruno, auf's Tiefste erschüt tert. Es war ihm, als habe er an diesem verhängnißvollen Abend das Glück seines Lebens für immer eingesargt. Nach einer schlaflos verbrachten Nacht setzte sich Bruno früh Morgens zum Schreibtische, um von Eugenien brieflich eine Erklä rung ihres rätselhaften Benehmens zu verlangen. Er war mit sei nem Schreiben noch nicht zur Hälfte fertig, als ein Diener der Gräfin mit einem Briefe erschien. Die Wiedergabe

der mehrere engbeschriebene Seiten umfassen den Botschaft, deren Siegel Bruno mit bebender Hand erbrach, würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Wir begnügen unS des halb, mit wenigen Worten den Inhalt derselben zu flizziren. Mit leidenschaftlichem Pathos schilderte die Gräfin das Ver- hältniß zu ihrem ersten Gatten. Graf Losange war ihre erste und einzige Liebe gewesen. Ihre kurze Ehe glich einem seligen Traume. Wilde Verzweiflung erfaßte sie, als eine unhoilbare Krankheit den geliebten Gatten

aus ihren Armen riß. Freiwillig leistete sie ihm in der Sterbestunde den feierlichen Eid, nie wieder einem andern Manne angehören zu wollen. „Diesen furchtbaren Eid" — so schloß der Brief — „habe ich gehalten, bis das Schicksal mich mit Ihnen, Bruno, zusammenführte. Sie haben den stillen, aber schweren Kampf bemerkt, den mein Herz mit seiner heiligsten Pflicht kämpfte. Die Leidenschaft war mächtiger als die Stimme des Gewissens, denn ich liebe Sie, Bruno, wie ich einst meinen ersten Gatten geliebt

derselben für mich nicht mehr zu finden ist. Leben Sie wol, Bruno, seien Sie glücklich und vergessen Sie die Sünderin, die nur aus Liebe zu Ihnen zur Sünderin wurde!" Bruno fühlte sich wie vernichtet, als er diese verhüngnißvolle j Botschaft las. Ja, nun ward ihm auf einwal Alles klar! Euge- nienS tiefe Schwermuth, die furchtbar leidenschaftliche Szene von ge stern, die ihn in einem Augenblicke so namenlos glücklich und zugleich so namenlos unglücklich machte: das Alles fand nun seine Erklärung! i Er bewunderte Eugeniens

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 17.05.1877
Umfang: 4
, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Antrag des Aus- schuffeS sich darauf beschränkte, den Wunsch auSzusprecken, die Regierung möge im verfassungsmäßigen Wege darauf dringen, daß den Wälschtirolern gewiffe Zugeständnisse gemacht werden. gar nicht «uS dem Schluchzen kamen, machte er Abend- Bruno einen Besuch und besprach sich eingehend mit ihm über die Ab sicht welche den jungen Mann nach St. AmbroS führte. Mit überraschend diplomatischer Feinheit suchte er von ihm die Gründe feines Entschlusses zu erfahren. Bruno fühlte

jedoch keinen Be ruf, dem instnuanten Manne in dieser Beziehung bestimmte Mittheilung zu machen und beschränkte sich darauf, ihm mit All gemeinheiten zu antworten. Die Nutzlosigkeit weiteren Drängens erkennend, ließ Pater GrudenuS gewandt den Gegenstand fallen, gab dafür Bruno unaufgefordert eine Menge vortrefflicher, väter. licher Rathschläge deS Inhalts, er möge ja fein Herz genau prüfen, ehe er sich zu einem zwar für die Kirche gewiß hoch wichtigen und segensreichen, für Bruno aber auch unwiderruf

weiter über dessen Borhaben zu sprechen. Bruno wollte eS bedünken, als beabsichtige fein Pathe, ihn vor allen Dingen da- Leben im Kloster aus eigener Anschauung kennen lernen zu lassen. Diese- Leben entsprach nun allerdings nur wenig den Vorstellungen, welche sich Bruno 2 Minister Laffer that die Sache damit ab , daß er erklärte, die Wünsche der Wälschtiroler werden fortgesetzt Gegenstand der Erwä gungen der Regierung sein; an der Abstimmung können sich die Minister nicht beiheiligen, weil die Anträge eine Aufforderung

. AuS den Erzählungen des Novizen Augustin aber, der sich mit ungewöhnlicher Zuthunlichkeit an Bruno auschloß und im Aufträge de» Prior- fein ständiger Be gleiter und Führer auf den weiten Wanderungen durch Wald und Berg war, erfuhr der junge Mann so Manche-, waS gerade nicht geeignet schien, seine idealen Anschauungen von dem in heiligen Mauern herrschenden Frieden zu rechtfertigen. Frater Augustin, in weltlichen Dingen unerfahren wie ein neugeborene- Kind und dabei von der treuherzigsten Naivität. wußte dagegen

in seinen Erzählungen beizulegen wußte, oft von der unglaublichsten Geringfügigkeit. Bruno konnte gar nicht begreifen, wie eS überhaubt nur möglich war. derartige Bagatellen zu wahren Haupt- und Staatsaktionen aufzubaufchen. So be stand zum Beispiele zwischen dem Pater ChristophoruS und dem Pater KreSzentiu» feit Jahren eine geheime Fehde, weil dieser jenem einmal einige „heilige Messen weggeschnappt" haben sollte. (Fortsetzung folgt.)

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 14.11.1877
Umfang: 4
wird, werde ich meine Demission geben und zu den Ab- „Sie werden vielleicht doch von der Gastfreundschaft deS Herrn von Treffels Gebrauch machen müssen, falls Sie es nicht vorztehen, in vem wenig einladenden Wirthshause des Dorfes zu wohnen" — bemerkte der Arzt. „Im DorfwirtbShaufe?" — rief Bruno. — „Weshalb sollte ich denn dort absteigev?" „Der Herr Baron vergessen, daß Ihr Pate nicht mehr daS Haupt deS Stiftes ist! Seit gestern gebietet dort Pater Eusebius, der Superior!" „Und Sie glauben, er würde mir ein Obdach

verweigern? Er könne mir verwehren wollen, dem Geschiedenen die letzten Pflichten der Verehrung zu bezeugen?" „Nun, wer weiß?" — meinte Herr von Treffels lächelnd. — „Ich glaube kaum, daß Sie feit Ihrem Votum in der Herren- kammer auf St. Ambros besonders gut angeschrieben stehen, Herr Baron!" „Unmöglich!" — rief Bruno entschieden. — „Pater Euse bius weiß, wie nahe der Prior und ich einander standen. Er wird mir den schmerzlichen Trost nicht verweigern, bei der Leiche veS ManneS, der mir mehr

wird von nun an der Unterricht im kaufmännischen Rechnen am Donnerstag und in der fran- Bruno schwieg. Gedanken eigener Art begannen in ihm aufzutauchen. Ehe er jedoch dieselben äußerte, wollte er selbst sehen, in wie weit die Vermuthungen seiner Begleiter begründet seien. An der Stelle, wo die Wege nach der Villa und nach dem Stifte sich scheiben, verließ Bruno den Wagen, nachdem er Herrn von Treffels versprochen hatte, im Laufe des Nachmittags nach der Villa zu kommen. Der Doktor hatte im Dorfe einen Pa tienten. Er stieg

gleichfalls aus uud begleitete Bruno bis zu - dem Pfade, welcher sich längs deS BacheS nach dem Dorfe hin- f schlängelte. „Ich komme Nachmittags auch nach der Villa, Herr Baron, um zu erfahren, wie man Sie im Stifte ausgenommen hat" — sagte er, Bruno die Hand reichend. — „Bis dahin auf Wiedersehen!" Bruno drückte dem Arzte schweigend die Hand und schritt dann, gesenkten Hauptes, langsam dem Stifte zu. Wie ganz anders waren die Empfindungen, mit denen er vor etwa neun Monaten diesen Weg wandelte! Welch

' eine Welt von Ereignissen umfaßte diese Spanne Zeit! Bruno wollte eS bedünken, als fei er seitdem um viele Jahre älter geworden. Damals fand er den Mann noch in voller Kraft der Gesundheit, zu dessen Bahre er jetzt die Schritte lenkte. War eS möglich, daß fo wenige Monate eine so ungeheuere Veränderung bewirken konnten?" (Fortsetzung folgt.)

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 4
Datum: 18.09.1877
Umfang: 4
Berlin, Hamburg, Frankfur Leipzig, Pari». Florenz, Peter» bürg. HavaSLasttte ll. Lo«p in Paris. BL.Daube in Frank furt, Stuttgart, München, Ha« borg, Brüssel. Rudolf Rosst 1» Berlin. Wien, München, St. Galle«. Rotter «.<£». taSBfefl Philipp m. i« Wie». 213 Dienvtag 18 . September. J. «»per». ( Morgen 19. September \ 1 Q'T'T Januarius. / lOI I » Aufwärts. Zeit-Roman in drei Banden von Marquard Sauer. (122. Fortsetzung.) „Seien Sie uns herzlich willkommen, Herr Baron" — versetzte Jsmene, Bruno die Hand

zum Gruße bietend. — „Ich hoffe, Sie sind nun wieder gänzlich hergestellt. Meine Mutter wird es lebhaft bedauern, nicht zu Hause gewesen zu sein." Bruno betrachtete mit Interesse die stolze und zugleich zarte Gestalt, welche in jeder Bewegung natürliche Anmuth bekundete. Auf den Zügen des feinen Gesichtchens lag sinnender Ernst. Die Stimme klang voll und weich. Als er Ismenen in die Augen sah, erinnerte er sich lebhaft an jenen Blick, der ihn beim Erwachen aus der langen Ohnmacht zuerst begrüßt

hatte. „Leider kann, ich die Schuld meines Dankes nur mit Worten abtragen, gnädiges Fräulein" — sagte Bruno, sich verbeugend. — „Ich bitte Sie jedoch zu glauben, daß ich sie deshalb nur um so tiefer empfinde!" „Schuld? Herr Baron!" — erwiederte Jsmene, indem sie Bruno mit anmuthiger Handbewegung einlud, ihr gegenüber Platz zu nehmen. ■ „Wie kann hier von einer Schuld die Rede sein? Wir haben nur gethan, was die Pflicht gewöhnlichster Menschlichkeit von uns forderte. Unser Sanssouci ist ja kein Kolchis

!" beizusetzen. „Und wann reisen Sie ab?" — fuhr Jsmene fort, um das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken. „Morgen früh. Ich würde bereits heute Abend abgereist sein, hätte mich nicht eine spezielle Angelegenheit um einige Stunden länger in der Residenz zurückgehalten" — versetzte Bruno. „Ja, der Herr Baron sucht nämlich einen Ausreißer und berieth sich deshalb mit dem Herrn Polizeipräsidenten" — fiel Herr von Treffels ein. — „Ich sagte ihm jedoch, daß Du ihm wahrscheinlich weit bessere Auskunft

in der Sache geben könntest, als die löbliche Polizei?" „Ich, Papa?" — rief Jsmene leicht erröthend und die Augen mit Befremdung auf Bruno richtend. „Ja, Du!" — sagte Papa Treffels lachend. — „Es hilft Dir nichts! Du mußt jetzt beichten! Wie hieß doch der „arme Reisende", den Du mit Julius' Kleidern so großmüthig herausstaffirt hast? War es nicht jener geistliche junge Herr vom Stift, welcher den Herrn Baron von der Klauenburg herunter schleppte?" Bruno fürchtete, Jsmene werde bei den Worten ihres Vaters

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 6
Datum: 20.10.1877
Umfang: 6
", der in gleichem Sinne spezielle Nachrichten aus Paris zugehen, resumirt ebenfalls, daß an ein Vermittelungsministerium geglaubt werde, während die allgemeine Signatur ruhiges Abwarten sei. Selbst die „Kreuzztg.", welcher die Schwächung des „Radikalismus" offenbar viel Freude macht, und eine so überwältigende Rednergabe entwickelte, daß sowol r Bruno als ihre Tochter nur selten einmal in die Lage kamen, den Fluß ihrer Worte mit einer Bemerkung zu unterbrechen. Ismene hatte eine Handarbeit genommen und hörte

resignirt zu. Bruno blickte ab und zu hinüber nach dem jungen Mädchen, deffen feines Profil gegen das von dem Fenster einfallende Licht in der ganzen Reinheit seiner Linien hervortrat. Wer weiß, wie lange die wackere Dame ihre Mittheilungen noch ausgesponnen hätte, wäre nicht der Bediente mit der Mel dung erschienen, eS sei angespannt. „Richtig!" — rief Frau von TreffelS aufspringend. — „Den Besuch bei Nürnberger'« habe ich ganz vergessen! Sie erwarten mich mit den Schnitten, die Julius von London

ge schickt hat!" Bruno war sogleich aufgestanden und wollte sich empfehlen. „Oh, sobald dürfen Sie uns nicht verlassen, Herr Baron!" — sagte Frau von TreffelS, ihn zum Sitzen vöthigend. — „Ich habe mich ja noch gar nicht bei Ihnen erkundigt, wie sich der Prior befindet! Den Augenblick bin ich wieder da! Unter dessen wird ISmene die HouneurS deS HaufeS machen. Ich fahre nur durch ein paar Straßen!" Bruno schien eS, als werde ISmene ein wenig verlegen. „Ich fürchte in der That, zu stören!" — sagte

des zurückziehen. Der Feind besetzte den Awlias-Berg und nach einander andere strategische Positionen auf der Seite von Kars, DM- Fortsetzung in der Beilage. "MW „O nein, Herr Baron" — erwiederte die Dame, Bruno mit einer Handbewegung ersuchend, Platz zu behalten — „bei Toilette- Angelegenheiten spricht meine Tochter nicht mit. Sie hält solche Dinge für zu unbedeutend. Das muß ich Alles allein besorgen! Also ich zähle darauf. Herr Baron, daß ich Sie in einem Viertel- stündchen noch hier finde!" „Bleibe

ich mich! Gleich bin ich wieder da!" Frau von TreffelS machte ihr schönstes Kompliment und rauschte zur Thüre hinaus. Ismene verharrte eine Weile in, wie Bruno bedünkte, etwas unbehaglichem Schweigen. Sie mochte lebhaft den Mangel an Takt empfinden, den ihre Mutter dadurch bewies, daß sie die jun gen Leute allein ließ. Die Augen auf das Crochet gerichtet, ar beitete sie still fort, eS Bruno überlassend, den Faden des unter brochenen Gesprächs wieder anzuzuknüpfen. (Fortsetzung folgt.)

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Seite 1 von 4
Datum: 20.11.1877
Umfang: 4
, um Großes zu schaffen. Sie haben diese Erwartungen erfüllt, Bruno, und darum . gehört Ihnen mein Herz, das mich schon zu Ihnen zog, lange - ehe ich mir dessen selbst bewußt war. Wie zu jener Zeit, als ; die alte Welt zur Neige gieng, so lebt auch heute in allen edlera j Geistern die unaussprechliche Sehnsucht nach einer neuen Offen- j barung. Sie wird der Menschheit werden, nicht von Außen, son- j dern aus der eigenen Brust. Ihrer wollen wir harren, Bruno, in j Glauben, Liebe und Treue!" Ueber Jsmenen's

Antlitz flog eS, gleich einem Hauche der f Verklärung als sie diese Warte sprach. In der Ueberschwäng. j lichkeit seines Glücks zog Bruno daS Mädchen an feine Brust und drückte den ersten Kuß auf die reine, weiße, unentweihte Stirn. „Ja, so sei es, Jsmene!" — rief er; — „so sei es für uns, jetzt und immerdar!" , ! Mit nicht geringer Verwunderung hatte Hüon, der einzige unbeachtete Zeuge, die Entwickelung der Szene verfolgt, welche sich vor seinen Augen abspielte. Als Bruno Ismen- an die Brust zog

. Als sie zur Waltquelle kamen, blieb Bruno plötz lich stehen und sagte: „Nun, und jene Sage? Darf ich sie noch immer nicht erfahren?" Jsmene blickte mit seligem Lächeln zu ihm empor. „Oh, jetzt darf ich sie erzählen" — erwiederte sie. — „Die Sage berichtet, daß in grauer Vorzeit eine holde Waldfee hier geweilt, welche der Ahnherr, der Ritter von der Klauenburg, einst bei der Jagd erblickte. Sie habe ihm den kühlen Trunk kredenzt und ihm damit die Herrschaft über alles Land und über ihr Herz geschenkt. Zur Erinnerung

daran wurde es Sitte, daß jede« Burgfräulein von der Klauenburg bei der Verlobungsfeier ihrem Bräutigam einen Becher aus der Waldquelle zubringen mußte. Heute gehört die Klauenburg uns, und das letzte Burgfräulein bin ich. Damals, als Sie bewußtlos droben lagen, labte ich Sie mit Wasser aus der Waldquelle, und heute kredenzte ich Ihnen wieder ein Glas aus dem Brunnen der Waldfee. Sie sehen, Bruno, die alte Sage hat Recht behalten!" „Und sie soll eS behalten für alle Zeiten" — rief Bruno, seine Braut

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Seite 2 von 4
Datum: 15.11.1877
Umfang: 4
. Die konservativen Journale werfen sich natürlich gewaltig in die Brust; sie bezeichnen den Text des An- Der Laienbruder gieng hinter ihm drein. In dem Korridor des | ersten Stockwerkes angelangt, wollte sich Bruno rechts wenden. ! „Nicht dorthin, Herr Baron!" — sagte Bruder Laurentius j schüchtern. — „Der Herr Superior haben befohlen. Sie ins r Sprechzimmer zu führen!" „Ins Sprechzimmer?" — rief Bruno betroffen. — „Ich wünsche vor allen Dingen den theuern Verblichenen zu sehen! Führen Sie mich zu ihm, Bruder

Laurentius!" „Ich darf nicht, Herr Baron!" — bat der Laienbruder. >— „Der Befehl lautet, Sie ins Sprechzimmer zu führen! Ich muß gehorchen!" Bruno empfand ein Aufwallen von Unmuth und Bitterkeit; aber er bezwang sich. „Nun wol, Bruder Laurentius" — sagte er — „thun Sie wie Ihnen befohlen. Ich folge Ihnen!" Im Sprechzimmer saß das interimistische Haupt des Stifte-, Pater Eusebius, am Tische und schrieb. Als Bruno eintrat, stand er auf und gieng ihm einige Schritte entgegen. „Der Herr Baron wünschen

mich zu sprechen?" — sagte er in höflich gleichgültigem, gemefsenemTone.—„Womit kann ich dienen?" Bruno sah dem Superior in- Gesicht. „Sollten Sie nicht wiffen, Pater EufebiuS, welches Geschäft mich nach St. AmbroS führt? — fragte er mit Nachdruck. „Ich hoffe, eS von dem Herrn Baron zu erfahren!" Der eisige Blick, welcher die Worte begleitete, drang Bruno LnS Mark. trags Albert Grcvys gar als einen revolutionären Akt, was man ihnen wol nicht recht glauben wird. Die bezügliche Kammer- Kommission dagegen hebt

ruhenden Herrn PriorS wird von übermorgen an in der HauSkapelle des Stiftes aufgebahrt sein. Dann ist dem Publikum der Zutritt gestattet!" Bruno fühlte, wie alles Blut in mächtigen Wogen zu feinem Herzen drang. „Dem Publikum?" — rief er. — „Zählen Sie mich zu dem Publikum? Pater Eusebius!" „Ich wüßte in der That nicht, Herr Baron, welchen An spruch Sie darauf erheben könnten, nicht zu dem Publikum gezählt zu werden" — versetzte kalt der Superior. —■ „Meines Wissens gehören Sie eben so wenig

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 6
Datum: 18.08.1877
Umfang: 6
: „Du sollst an keinen Gott glauben ?" Wir kennen keines. Allerdings geben wir gerne zu, daß ein vernünftiger Liberaler sich von der Gottheit höhere Vorstellungen macht als der fromme Ultramontane, welcher das vollkommenste aller Wesen eines menschlichen Fehlers wegen in Ungeheuern Zorn gerathen und ein anderes Mal ob einer nichti- Aufwärts. Zeit-Roman in drei Bänden von Marqnard Sauer. (97. Fortsetzung.) „Ich begreife, Bruno! Du fürchtest, jene Eindrücke mit neuer Kraft auf Dich wirken zu sehen, denen

Du damals ent flohst!« „DaS weniger", — versetzte Bruno. — „Es ist seltsam, Herr Pathe, wie umgewaudelt ich mich seit meiner Krankheit fühle. ES sind also auch nicht jene Eindrücke, deren Wiederkehr ich fürchte. Dagegen fühle ich eine gewiffe Scheu davor, sofort wieder in die früheren Verhältniffe zurückzukchren. WaS mag mau wol in unfern Kreisen von meinem plötzlichen Verschwinden gedacht haben?" „Laß die Leute denken, waS sie wollen!" — sagte der Prior. — „Bist Du nicht freier Herr

Deiner Entschließungen? Aber mich, Deiuen alten und — ich darf es wol sagen — Deinen besten Freund, dürfte eS wol interefsiren, zu vernehmen, welche Gründe Dich damals bewogen, auf St. Ambros Schutz vor Dir selbst zu suchen." Sie sollen eS erfahren, Herr Pathe!" — rief Bruno. — „Drängt mich doch mein Herz schon lange, Ihnen Alles zu offen baren ! Vielleicht sinv Sie mit Ihrer gereiften Erfahrung und Ihrem tiefen Blick im Stande, mir über so manchen dunkeln Zweifel Licht zu geben." „Nun, so sprich!" — sagte der Prior

, näher rückend und die Hand des jungen Mannes drückend.— „ Sage mir Alles, waS Da auf dem Herzen hast! Nicht der Priester — der alte väter liche Freund ist eS, welcher Dir zuhört!" Bruno erzählte nun freimüthig seinen ganzen Liebesroman vom Anfänge bis zu Ende. Der Prior hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu, ohne ihn auch nur mit einem Worte zu unterbrechen. „Das ist eine ganz wundersame Geschichte, Bruno!" — sagte er, als Baron Eldenried mit seiner Erzählung zu Ende war. — „Ich gestehe Dir offen

, daß ich niemals etwas dergleichen vernommen habe. Es ist mir unmöglich, darin rime et raison, wie der Franzose sagt, zu finden! Für mich steht nur EineS fest!" „Und waS ist dieses Eine?" „Daß Gräfin Eugenie mit Deinem Herzen ein frevelndes Spiel getrieben! Geliebt hat sie Dich nicht!" Bruno athmete tief auf. „Auch mir ist mehr als einmal ein solcher Gedanke gekommen" — sagte er nach einer Pause. — „Aber angenommen, eS fei dies wirklich der Fall — welchen Zweck konnte ein solches Spiel

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Seite 1 von 4
Datum: 17.08.1877
Umfang: 4
ist, daß Oesterreich für Europa so nothwendig ist, daß es geschaffen werden müßte, wenn es nicht schon bestünde, dann ist die Gefahr, daß nach der Türkei „wir an die Reihe kommen" müßten, nur eine eingebildete und von ungarischer Rachsucht wegen des Jahres 1849 diktirte. Wenn man außerdem in Rechnung zieht, daß Oesterreich Uufwärls. Zeit-Roman in drei Bänden von Marqnarü Sauer. (96. Fortsetzung.) Bei Tische hatte der Prior Bruno gesagt, er wünsche den letzten Abend vor der Abreise seines jungen GasteS

mit ihm allein zu verbringen. Dieser Vorschlag kam Bruno sehr willkommen, denn er sehnte sich, wie wir wiffen, nach einem lävgern, unge störten Gedankenaustausche mit dem Prälaten. Den Besuch desselben erwartend» saß er in Nachdenken versunken, vor dem prasselnden Ofen. Die Glocke auf dem Kirchthurme hatte soeben in dröhnen den Schlägen die sechste Stund verkündet. SS dauerte nicht lauge, so ließen sich draußen auf dem geplätteten Gange wolbe» kannte Schritte vernehmen. Bruno erhob sich, um dem Erwarteten

die Thür zu öffnen. „Wie, Du sitzest noch immer im Dunkeln?" rief der Prior eintretevd. „Ich habe meinen Gedanken Audienz gegeben, Herr Pathe" — sagte Bruno, die zum Gruße gebotene Hand drückend. — „Sie stellen sich am liebsten in der Dämmerstunde ein! Ich will jedoch sogleich die Kerzen auzünden." „Auch ich liebe die Dämmerstunde" — sagte der Prior, indem er sich in dem gegenüber stehenden Lehnstuhle beim Ofen uiederließ — „eS plaudert sich da am allerbesten und wir haben heute noch von Mancherlei

zu plaudern! Warten wir ab mit dem Anzünden, bis das Souper kommt. Ich habe Auftrag ge geben, es für uns bei Dir zu ferviren. Doch damit ich nicht vergesse, Bruno! Vorhin sind noch einige Briefe für Dich ein gelaufen, darunter auch einer von Deinen Gastfreunden, der Familie Treffels. Ich habe Dir die Briefe mitgebracht. Willst Du sie lesen?" Damit legte der Prior die Schreiben auf den Tisch. „Ich danke, Herr Pathe! — sagte Bruno. — „Mit dem Lesen hat es bis später auch noch Zeit, um so mehr

, als ich bereits so ziemlich weiß, was die Briefe enthalten. Das große, schwere Schreiben hier ist von meinem Güterdirektor und daS andere trägt, wie ich trotz der schwachen Beleuchtung sehe, das Siegel des auswärtigen Amtes. Ohne Zweifel bringt es mir die erbetene Urlaubsverlängerung." „Ich finde es sehr liebenswürdig von unfern Nachbarn, daß sie so lebhaften Antheil an Dir nehmen, Bruno" — be merkte der Prior. — „Nie hätte ich gedacht, daß wir mit der Familie Treffels noch in so freundliche Beziehungen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 25.10.1877
Umfang: 4
in Innsbruck. Heute Donners tag den 25. Oktober. (Im Abonnement.) Bedürfniß gefühlt hätte, mit seinen Gedanken allein zu sein. Das Treffels'sche Haus lag unfern des Schloßgartens. Dorthin gedachte er seine Schritte zu lenken. Er befahl also dem Kutscher, nach Hause zu fahren und schlug den Weg nach dem Park ein. In tiefen Zügen athmete Bruno die würzige Lenzluft. Unter einem blühenden Pfirsichbaume warf er sich auf die Bank und blickte träumerisch hinauf in den tiefblauen, sonnigen Himmel. Da er hob

es vorbei auf ewig mit den Frühlingsträumen der Jugend, und Ar beit, ernste, männliche Arbeit möge mir Ersatz schaffen für die letzten zerronnenen Illusionen!" Der Kies des Weges knirschte unter nahenden Tritten. Bruno achtete nicht darauf. Da wurden diese Schritte gehemmt, und eine sonore männliche Stimme rief: „Was Tausend, Baron Eldenried! Hier also finde ich Sie und, wie es scheint, mit Botanik beschäftigt!" Bruno blickte auf. Vor ihm stand Herr Doktor Mallet, sein ? ehemaliger Erzieher, dermalen

Führer der partikularistischen Partei 1 des Parlaments. Doktor Mallet hatte sich nicht verändert, seit wir ihn das 1 letzte Mal gesehen haben. Nur die Haltung schien etwas fester und ; bestimmter als sonst. Er reichte dem Baron beide Hände hin. ! Bruno stand auf und schüttelte dem Doktor die Rechte. „Wißen Sie auch, daß ich geradeswegs von Ihnen komme, I * Baron Bruno?" — sagte Doktor Mallet, indem er an der Seite seines früher» Zöglings Platz nahm. — „Ich traf dort Ihren heim kehrenden Wagen

. Der Kutscher sagte mir, Sie hätten bei Herrn von Treffels einen Besuch gemacht und ihn dann mit dem Wagen weggeschickt. Ich würde kaum gehofft haben, daß mich der Zufall so rasch mit Ihnen zusammenführen könnte." „Hätte ich gewußt, daß Sie mir die Ehre Ihres Besuches zu schenken gedächten, Herr Doktor, dann würde ich nach Hause ge fahren sein" —- versetzte Bruno. „Wir haben nichts dabei verloren! Hier in der schönen Na tur plaudert es sich ja weit angenehmer, als zwischen vier Mauern! Nun, lieber Baron

, wie ist es Ihnen immer ergangen? Wir haben eine furchtbare Angst um Sie ausgestanden, als wir von Ihrem Unfälle auf St. Ambros vernahmen." „Sie hatten die Güte, sich mehrfach schriftlich nach meinem Befinden zu erkundigen, Herr Doktor" — sagte Bruno. — „Ich danke Ihnen nochmals für Ihre herzliche Theilnahme!" (Fortsetzung folgt.)

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Seite 2 von 8
Datum: 23.04.1892
Umfang: 8
einmal. Note bene! Es ist viertel sechs Uhr. — Zünde die Lampe an. Ich that, wie mir geheißen ward und sagte dann rcsignirt: „Lies Mama !" „Am 27. September" — hob sie an: „Als ich gestern Abends am Kamin Papa so Aug' in Aug' gegenübersaß, da halte ich's schon auf der Zunge — dochlerinnerte ich mich daran, daß Bruno es mir verboten, eher zu gestehen, als er promovirt worden! — O, wenn es doch lieber schon Januar wäre! Ich kann und kann es nicht vor Papa ver bergen. Wenn ich ihn ansehe, glaube icb, spricht

!—Ging das „Ding" nun schon vier Monate vor sich — und ich Esel hatte keine Ahnung! „Am 3. October. — Hat Papa mein Tagebuch gelesen? Er sieht mich so eigenthümlich an, wenn ich, wie es nun schon zum zweiten Male geschah, mich bei der Clavierstunde verspäte. Bruno erwar tet mich nämlich immer, wenn die leidige Lection zu Ende ist nnd begleitet mich dann nach Hause. Natür lich gehen wir nicht immer den kürzesten Weg, es läuft manches „Hin und Her" unter. — Ob Papa erräth?" „Nein, liebes Enkelkind

," meinte hier Schwieger mama, „nein, sei ganz ruhig! Du brauchst über haupt nicht nach Hause zu kommen, so erräth er cö auch nicht!" Ich ließ den Borwurf still auf mir sitzen. „Nur weiter!" „Am 10. Oktober. — Wir, das ist natürlich Bruno Müller und meine Wenigkeit, verabredeten heute ein prächtiges Telegraphirsystem. Da er vis- 4-vis wohnt, sieht jeder von uns des Anderen Fenster. ES geht nun so zu: So lange Papa zu Hause ist, bleibt das Rouleaux ganz aufgezogen. Das heißt: „Ich bin nicht zu sprechen

Staffage zur ehrwürdigen Fahne bildete. Die Theiloehmerzahl war immerhin eine ziemlich bedeutende, wenn auch nicht gerade die zum Separatzug gefordertea dreihundert waren. Viele sind eben durch Geschäfte abgehaltea und vielleicht den einen oder andern wird Wenn Bruno seine Wohnung verläßt, verhüllt er sein Fenster ganz. Am 21. Oktober. — Als ich heute um vier Uhr in Brunos Gesellschaft . Das gilt nicht, ich fange anders an. Bruno begleitete mich von der Klavierlehrerin heim. Wir standen

noch einen Augenblick im Vor- hause beisammen. Ein Flügel des HausthoreS war verriegelt. Bruno sah sich um und flüsterte dann: „Komm, Schatz — ich sage Dir was ins Ohr." — Ein dummes Kind, wie ich's nun schon einmal leider Gottes bin — ging darauf ein — und eine Secunde später brannte der erste Kuß auf meinen Lippen. „Herr Müller," sagte ich, den Umständen angemessen möglichst zornig und möglichst leise, „Herr Müller — gehen Sie! Ich mag nichts mehr von Ihnen höreu. — Da faltete der arme Junge die Hände

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Seite 2 von 6
Datum: 27.10.1877
Umfang: 6
ausgesprochen worden, Gemeinden als solche in andern Gemeinden wahlberech tigt sein, aber der Besitz innerhalb der eigenen Gemarkung ver leihe ihnen kein Wahlrecht. — Der Verwaltungsgerichtshof ent- Diese Gesinnungen sind allerdings nicht die der herrschenden Partei! Es sind die unserigen! Das weiß man und deshalb greift man sogar zu dem nichtswürdigen Mittel, dem Rufe der Gräfin nahe zu treten!" „Es ist in der That empörend!" — sagte Bruno, indem er sich bemühte, den Akzent unwillkürlicher Ironie

werden Sie ihr in nächster Zeit einen Besuch machen. Es ist gut, daß auch nicht das leichteste Wölkchen seinen Schatten auf ein sonnig reines Gefild werfe!" „So wären wir also auf allerlei Umwegen glücklich an'S Ziel gelangt!" — dachte Bruno. — „Guter Pate, wol hattest Du Recht, mir Dein warnendes Wort mit auf den Weg zu geben!" „Sie antworten mir nicht, Herr Baron?" — sagte Doktor Mallet, nachdem er einige Augenblicke gewartet. „Pardon! Äch war zerstreut! Wovon sprachen wir zuletzt, Herr Doktor?" Wieder richtete

sich Mallet's forschender Blick auf Bruno. schied im Sinne dieser Ausführungen für die Zurückweisung der B-schwerde, betonend, daß die Gemeinde Innsbruck als Körper schaft wol ihren Sitz in Innsbruck habe, daß aber die Frage, ob sic ein Gemeindemitglied sei, verneint werden müsse. Politische Uederflcht Innsbruck am 27. Oktober. In Wien hat vorgestern eine Versammlung von Reichsraths- Abgeordneten stattgefunden, welche den Abschluß eines Han delsvertrages mit Deutschland gewünscht hätten. Der Obmann theilte

! Sie wiffen, daß Sie der Gräfin jederzeit willkommen sind! Also darf ich der Dame Ihren Besuch in Aussicht stellen?" Bruno begnügte sich damit, statt der Antwort zu nicken. Obwol Doktor Mallet mit dem Erfolge seiner Bemühungen nur mittelmäßig zufrieden schien, ließ er doch nichts merken und drängte auch nicht weiter in Bruno. Er begann vielmehr eine lange Aus einandersetzung über die gegenwärtigen politischen Verhältnisse und führte diesen interessanten Exkurs fort, bis er sich von Bruno verab schiedete

, welcher unterdessen die Rolle des aufmerksamen Zuhörers gespielt hatte. „Wie es scheint, bemüht man sich, ein neues Netz um mich zu stricken!" — sagte Bruno, während er langsam den Heimweg antrat. — „Nehmt Euch in Acht, damit Ihr Euch nicht selbst in seinen Maschen verstrickt!" (Fortsetzung folgt.)

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Seite 1 von 4
Datum: 12.10.1877
Umfang: 4
einen Handkuß anzunehmen hoch-nüthig und roh genug ist, den Weg zu den Herzen zarter Kinder finden und von ihnen ver standen werden? Aufwärts. Zeit-Roman in drei Banden von MarqnarÜ Sauer. (143. Fortsetzung.) Da man an demselben Abend nicht nach Nizza zurückzukehren gedachte, erbot sich Bruno, unterdeffen im Hotel de Paris die Zimmer zu bestellen und die Herren später im Kosino zu treffen. Graf Rothenfels begab sich also mit den Andern voraus, während Bruno in das Hotel gieng. Der erste Gasthof

war, wie vorauszusehen, bereits stark besetzt. Es vergieng daher einige Zeit, bis Baron Eldenried seinen Auftrag in gewünschter Weise ausführen konnte. Nachdem dies geschehen, schlenderte er hinüber nach dem Kasino. Es ließ sich annehmen, daß die Herren den grünen Tisch so bald nicht verlassen würden. Bruno mochte nicht gleich ihnen die schwüle Atmosphäre des Spielsaales athmen und zog es vor, nach den wunderbar schönen, mit der ganzen Pracht südlicher Pflanzen welt ausgestatteten Anlagen zu gehen

, welche in dem milden Sonnen schein unter dem tiefblauen, wolkenlosen Frühlingshimmel des Mittel meeres doppelt verlockend da lag. Von dem Orchester vor dem Cafs begrüßte ihn Mignon's schmelzendes Sehnsuchtslied, an diesem Orte und unter diesem Himmel die paffendste Lobes » Hymne auf das Land, an deffen Schwelle er sich befand. Der geputzten Menge ausweichend, die sich vor dem Caf6 herumtrieb, suchte Bruno eine einsamere Stelle mit dem Fernblick nach dem Meere auf. Eine solche war bald gefunden, nahe genug

dem Orchester, daß Bruno die Musik, wenn auch gedämpft, vernehmen konnte, and doch fern genug, daß ihn die schaarenweise vorhandene Pariser Demi-Monde mit ihrem Gefolge nicht belästigte. Wol eine Stunde brachte er auf der Bank in behaglichem Ge nießen zu. Mit unaussprechlicher Farbenpracht übergoß die sinkende Sonne das weite Gestade bis hinauf über Kap St. Martins, welches wie ein riesiger Topas aus der blauen Flut auftauchte. Da die Anlagen sich terrassenförmig um den Felsen erstrecken und Bruno

in den Ueberzieher, stand auf und wollte gerade den Weg nach dem Kasino einschlagen, als er plötzlich auf einem der tiefer gelegenen Pfade zwei Gestalten bemerkte, wol geeignet, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es waren zwei Herren, dem Anscheine nach in eifrigem Ge spräche begriffen, denn der Kleinere von ihnen gestikulirte lebhaft während des Gehens, wogegen der Größere sich begnügte, ab und zu einmal zu nicken. Obwol etwas kurzsichtig glaubte Bruno in

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Seite 1 von 4
Datum: 24.05.1877
Umfang: 4
; das Bedauern der Regierung auszudrücken, falls trotz des Rathes j zur Mäßigung unangenehme Maßregeln gegen den Klerus nöthig ' würden. Aufwärts. Zeit-Roman in drei Bänden von Marqnard Tauer. (26. Fortsetzung.) „Prächtig, in der That!" — rief Bruno, sich durch eines der Fenster beugend. — „Man könnte hier stundenlang weilen, ohne des wundervollen Landschaftsbildes satt zu werden!" „Aber der Magen würde davon nicht satt werden, Herr Baron" — meinte Bruder Augustin. — „Auch ohne das Angelus geläute

, welches jeden Augenblick von St. Ambros erschallen muß, weiß ich doch ganz bestimmt, daß die Stunde des Mittags mahles nicht mehr ferne ist." „Sie sind ein arger Schlemmer, Bruder Augustin!" — sagte Bruno scherzend. — „Wie kann man bei einem so reizen den Blick in die schöne GotteSwelt überhaupt nur an Esten und Trinken denken! Schade, daß uns die Aussicht nach Westen ge nommen ist. Der andere Theil deS Gebirges müßte sich gewiß ebenso prächtig machen!" „Ich denke, aus dem Gemache nebenan mäste man nach Westen sehen

können" — meinte der Novize, sich umwendend. „Sie haben Recht!" — rief Bruno, indem er vom Fenster zurücktrai und sich nach dem anstoßenden kleineren Raum wandte. — „Sehen Sie nur, Frater, hier ist sogar noch ein wolerhal- tener Söller, und dieser bietet genau die Aussicht nach Westen!" Das Gemach, in welchem sich die beiden Besucher jetzt be fanden, mochte einst den hochfreiherrlichen Damen von der Klauen- I burg zum Aufenthalt gedient haben, denn in einem der auSsprin- genden Erker gewahrte mau

ein verhältnißmäßig zisrlich gearbei» , teteS Steintischchen. Auch zeigte die eine Wandfläche noch ein Stück gut erhaltener Mormorverkleidung. Die Brüstung deS Söllers lag nur auf der einen Seite in Trümmern. Ueber den andern größern und fast noch unver letzten Theil derselben bogen sich die Aeste einer in dem darunter befindlichen Zwinger wurzelnden Tanne und boten köstlichen Schat ten. Bruno setzte sich auf das Geländer und blickte hinab in die Tiefe, die hier gegen dreißig Fuß betragen mochte. Der No vize

blieb in der Thüröffnung stehen. „Der Herr Baron sollten sich doch nicht auf daS alte Ge rümpel hinauswagen" — meinte Bruder Augustin bedenklich. — „Wer weiß, ob die Tragsteine noch fest sind?" „Guter Frater, glauben Sie, daß die Erbauer der Klauen burg nicht solider gearbeitet haben, als unsere heutigen Schwindel baumeister?" — entgegnete Bruno lächelnd. — „Diese Trag steine sind wie für die Ewigkeit in die Mauer eingekittet. Um sie herauszubringen, müßte man Sprengpulver anwenden

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Seite 2 von 6
Datum: 27.09.1898
Umfang: 6
an, ein fatiguirtes, hochnäsiges Wesen mit den größten Ansprüchen für sich und der geringsten Rück sicht auf andere. Waldemar der Elektriker führt seine Lisbeth — „das Götterweib heißt nämlich Lisbeth" — vor, eine beschränkte, höchst eifersüchtige Naiv; vom Lande. Der erste Tag der Zusammenkunft bringt Bruno die Ueberzeugung, daß seine Freunde rettungs los verloren sind unter dem Pantoffel ihrer beff ren Ehehälften, mit Müh; schindet er ein zwertes Rendez vous bei sich heraus und befindet sich erst wieder wohl

, als er seiner Stenographin die Fortsetzung seines Reisewerkes dictirt. Seine Beziehungen zu Dora Lenz, diestm Mädchen, das die Bescheidenheit selbst ist. sind sehr freundschaftliche geworden, aber nur freundschaftliche, wie er überzeugt ist; sie gilt ihm- gar nicht als Wnb. sondern als ein Mann, als Ehrenmann.und darum nennt er sie kurzweg„HerrLenz". Die innere Natur seiner Gefühle für Dora offenbart sich aber, als Jemand ihr se-ne Hand anträgt; da fährt Bruno in unbewußter Eifersucht auf und sagt in komischer

charakteristisch als wirkungsvoll diesen Act. Die Censur hat dieses Wort gestrichen. Man konnte nun zwar ohne Aenderung des Sinnes ebensogut „Himmel bombenelement" oder etwas ähnliches sagen, und die Censur würde zufrieden sein, aber wir würden noch immer keinen wirkungsvollen Actschluß haben. Da kam Director Ranzenhofer auf den Einfall, den Charakter des Dieners Stefan, drr gedankenlos 'mmer zu sagen pflegt „Hab' ich mir gleich gedacht, Herr Doctor" hiezu auSzunützen. Da Bruno fluchend abgehr, sagt

Zustand mcht sei, von dem sie träumten. Heinz der Plegmatiker belehrt sie, daß der moderne Mensch die Ehe, Liebe rc. als Privatsache betrachten müsse, Mini sterium des Inneren, und daß sie nichts klügeres thäten, als rhre Freundschaft wieder in den Stand vor der Hochzeit zurückzusetzen. Sie würden ihre Kneipabende bei Bruno Martens wieder aufnehmen und nach den gemachten bitteren Erfahrungen die Frauen — zu Hause laff n. Sei es ja doch ein erhebendes Gefühl, so zu wissen, daß zu Haute

auf uns ein liebendes Wet _ wartet. Mit diesem Entschluß hoffen sie auf Bruno eine großartige Wirkung zu erzielen. Diesmal läßt sie aber Dr. Martens, dr Weiber feind, im Suche, — denn nun hat's ihn. Die per- fiden Angriffe auf Dora's Eare und die Angst, sie für immer zu verlieren, habm ihm die Augen ge öffnet über den Charakter seiner Gefühle für sie. Er ist verliebt und mcht blasirt, wie ihn Herr Lenz ge nannt hatte, denn „steht ein Blasirtcr um 6 Uhr früh auf und rennt ein Blasirter den ganzen Tag wie v-rrückt

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Seite 2 von 6
Datum: 19.05.1877
Umfang: 6
am Donnerstag wieder ein mal den Gaul der hohen Politik: I r y a n i meldete eine Jnter- pellation an, ob die ungarische Regierung dem Berliner Mem o- Fortsetzung in der Beilage. "Vg lich gesenkt, blieb er vor dem Baron stehen und putzte zerstreut die Sonnenfäden von der Kutte, welche sich während der Wan derung darauf gelegt hatten. „Nun, Frater Augustin, antworten Sie nicht! — sagte Bruno nach einer Pause. „ES fällt mir so schwer, mit der Sprache heraus zn rücken, Herr Baron"— erwiederte verlegen

der Novize. — „Wenn Sie mir versprechen wollten, weder dem Herrn Prior, noch den an dern Herren im Stifte etwas davon zu sagen, würde ich viel leicht doch den Muth haben" — setzte er zögernd hinzu. Bruno wurde neugierig. „Denken Sie, ich sei im Stande Ihr Vertrauen zu miß brauchen ?" — sagte er. „Behüte Gott!" — rief der Novize erschrocken. — „Wie würde ich eS wagen, einen solchen Gedanken zu fassen! Setze ich doch meine ganze Hoffnung auf den Herrn Baron." „Nun, so sprechen Sie ohne Rückhalt!" — sagte

Bruno, dem Novizen zur Ermuthigung die Hand reichend. — „Kanu ich irgendwie behilflich sein, so mögen Sie getrost auf mich zählen!" Frater Augustin hielt die gebotene Hand fest in der seiuigen, gleichsam als wolle er sich derselben wie eines Unterpfandes ver sichern. Er blickte Bruno treuherzig in die Augen und stammelte dann: „Herr Baron, urtheilen Sie nicht zu strenge über mich; wenn ich Ihnen aufrichtig gestehe, daß ich kein Mönch werden kann! Es geht wahrhaftig nicht! Lieber sterben

, als ein Ge lübde au-fprecheu, da» ich doch nicht zu halten im Stande wäre!* Der Novize hatte augenscheinlich mit großer Selbstüberwin dung dieses Geständviß abgelegt. Er war jetzt hochroth im Gesichte und feine Blicke hafteten an Bruno's Lippen als erwarte er von ihnen die Entscheidung über Leben und Tod. „Hm!" — sagte Bruno nachdenklich. — „DaS ist aller dings eine überraschende Mittheilung, Frater Augustin. UebrigenS danke ich Ihnen für Ihr Vertrauen und hoffe, Sie werden e- niemals bereuen

, mir dasselbe geschenkt zu haben. Doch vor allen Dingen, sagen Sie mir aufrichtig, haben Sie einen be sonder» Grund zu Ihrem Entschlüsse?" „Keinen andern, al« die unüberwindliche Abneigung gegen daS Klosterleben. Ich würde ein spottschlechter Priester werden, Herr Baron, wenn ich mich doch entschließen müßte, daS Gelübde abzulegen!" „Gesprochen, wie ein Mann!" — sagte Bruno aufstehenv und dem Novizen die Hand drückend. Er erinnerte sich an die Worte deS Prior-, als dieser mit ihm über seine Absicht, in'S Kloster

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