Dich. Dr. Windhopp hatte recht behalten: Der feine Sprühregen, der morgens eingesetzt hatte, war schnell vorübergegangen und der Himmel lachte wieder blau und sonnig, von letzten weißen Wölkchen übersegelt. Als die Tür sich öffnete, löste die Frau am Fenster den Blick vom Grün der weiten Rasenflächen und schaute zur Tür. In ihre verschleierten Augen trat ein warmes, fast glücklich-frohes Leuchten. „Wolf, mein lieber Junge...!" sagte sie leise und innig und streckte dem Eintretenden beide Hände entgegen
. Und noch ein mal: „Mein armer, lieber Junge .. .1" Baron Wolf schloß behutsam die Tür. Kam rasch näher. Griff nach den Händen der Frau, neigte sich tief darüber. Stammelte das eine, kleine Wort, das alle Liebe der Welt, alle Sorgen und Freuden, Leiden und Tröstlichkeiten in sich einschließt: „Mutter..., meine Mutter..." Sank vor der Frau in die Knie, legte aufschluchzend den Kopf in ihren Schoß. „Mein armer Junge", sagte die Frau noch einmal leise und streichelte sanft den Scheitel des Knienden. „Wieviel Leid
und Schmerz habe ich dir bereitet, Mutter..." „Ich wußte und weiß, daß mein Sohn keiner Schlechtigkeit fähig ist. Du bist deines Vaters echter Sohn. Das war mein Trost und meine Zuversicht." Wolf von Wasow blickte mit feuchten Augen auf. „Was weißt du, Mutter?" fragte er bang. Frau von Ammer schüttelte den Kopf. „Nichts, Wolf, nichts. Und am liebsten möchte ich auch gar nichts erfahren, gar nichts davon hören." So werde ich schweigen, dachte Wolf von Wasow. Warum auch früher sprechen, als unbedingt nötig
, stand euch immer offen. Ihr fandet ihn nur nicht. — Ihr wolltet ihn nicht mehr finden. Ach, Wolf, mein Junge, das tat weh, das brannte, das fraß wie ein Wurm an diesem Mutterherzen! Wie unrecht habt ihr mir wohl oft getan! Ich weiß wohl, daß ihr euren zweiten Vater — daß ihr Niko von Ammer als ein Hindernis zwischen eurem und meinem Herzen betrachtet habt, ich mußte es nur allzu bald erfahren. Und ich habe euch doch nur einen sicheren Hort und Halt in diesen furchtbaren Zeiten schaffen
wollen, als ich diese neue Ehe einging. Das war doch der Hauptgrund..." Wolf von Wasow hielt den Blick gesenkt, als er zögernd fragte: „Du liebtest ihn nicht, Mutter — unseren —" Er stockte. Fuhr rasch fort: „— unseren zweiten Vater?" Die Frau nickte über ihn hinweg ins Leere. Streichelte ihm wieder zart und liebevoll über den Scheitel. „Du bist ein großer, lieber, dummer Junge, mein Wölfchen." Sie preßte ihn plötz lich heftig an sich. Lächelte verloren. „Ach, du bleibst doch immer mein süßes, dummes, kleines Wölfchen