Die Abenteuer eines Kronprinzen Chronik einer Verräter-Dynastie Von unserem Berichterstatter Dr. Wolfdieter von Langen, Rom III (Schluß) Diejenigen Kreise Italiens, die ihr Wissen über ihr Herrscherhaus nicht nur aus den Drei- Lire-Broschüren „Unsere geliebte Dynastie" be zogen, konnten in Kenntnis des Hauses Savoya kaum überrascht sein, als gegen das Jahr 1926 in Rom die ersten Gerüchte über das Privat leben des damals 22jährigen Thronfolgers Umberto, Prinz von Piemont, laut wurden
. Ihnen zufolge zeichnete sich Umberto, erzogen von dem Geliebten seiner Mutter, Admiral de Bon o, bereits in diesem Alter nicht eben durch geistige Regsamkeit sondern durch einen er staunlichen Hang zum weiblichen Geschlecht aus, der ihm im Volksmund sehr bald die Bezeich nung eines „donnaiolo“, zu deutsch, eines Wei bernarren, eintrug. Die patriotische Hoffnung, es möge dies nicht die einzige bemerkenswerte Eigenschaft des zukünftigen Herrschers bleiben, sondern sich mit den Jahren
wie bei seinen nicht aus fürstlichem Blut stammenden, dafür aber normalen Untertanen ein Mittelding zwischen diesem und jenem entwickeln, scheiterte. Mit dem Alter kam Umberto beileibe nicht der Ver- stand. Was kam, waren Skandale und Skan- dälchen, und zwar in so reicher Zahl, daß man versucht ist, vost einer fortdauernden geometri schen Progression zu reden. Die Zahl seiner Geliebten wurde so groß, daß er — wie Ken ner dieser Materie versichern — beispielsweise mehrere Jahre nur unter Vorsichtsmaßnahmen die Salons der Turiner
„Gesellschaft" betreten durfte, da es erfahrungsgemäß im anderen Fall zu überaus unliebsamen und kaum noch zu vertuschenden Auftritten der von ihm abge- legtenDamen und ihrer nicht weniger wütenden Männer kam. Zieht man die Tatsache in Be tracht, daß sich Umberto nun beileibe nicht im mer in Turin aufhielt, sondern der seltsamen Vorstellung lebte, überall und immerfort seine zukünftigen Untertanen — ausgenommen die an der Front — durch sein Erscheinen beglücken zu müssen, so ist Umfang und Intensität
allem aus, was für Italien politisch und wirtschaftlich wichtig ist, wofür sein letztes „Times"-Interview (Anfang Mai) mit dem Stunn der Entrüstung, die es auslöste, das neueste Beispiel ist. Bei den Erfolgsserien Umbertos im Alkoven wurden die Frauen aller Schichten Italiens mit seiner Aufmerksamkeit beehrt, was die einzige je an Umberto beobachtete „soziale Note" ist. Sehr bezeichnend für die auf Kenntnis der zahllosen Skandale gegründete allgemeine Be urteilung, die Umberto in Italien findet, ist folgende Affäre