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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 7 von 16
Datum: 23.09.1939
Umfang: 16
Joseph Baue: Zwischenspiel in Moll schattig kühlen Ho lieber dem bemoo krönen, leuchtet tie Der Nachmittag ist sonnenwarm und still. Abseits von der Straße, bachentlang unter hohen Buchen, gelangt Thomas an da« einsame Wirtshaus. Der altertümliche Fachwerkbau steht winkelig an den Waldhang geschmiegt. Durch einen niedrigen Torbogen tritt Thomas ein und steht überrascht in einem “ if, den die Felswand des Hanges abschließt. 1 ten Ziegeldach, über Buschwerk und Baum blau der Himmel. Eine klare

Quelle sprudelt aus dem Fels und Mt das in der Mitte des Hofes eingelassene Steinbecken. Thomas beugt sich über das kunstvoll gemeißelte, altersgraue Geländer. Im durchsichtigen Wasser schwimmen Fische, wohl für die Küche bestimmt. Am schönsten sind die goldrot schimmernden Barsche, die geruhsam über den smaragdgrünen Moosgrund gleiten. Thomas schaut ihnen zu; und er weiß nun, daß er hier «in wenig verweilen wird. Die Wirtsstube hat eine schöne alte Balkendecke, glatt- gescheuerte Tische und derbe

bäuerliche Stühle mit ausgesägten Herzen in der Lehne. Alle Fenster sind weit geöffnet, und doch ist Kühle im Raum. Thomas wird von einem ländlichen Fräu lein begrüßt, das in der Stubenecke mit einem Holzkohleneisen Wäsche bügelt. Sie unterbricht ihre Arbeit, um ihn zu bedie nen. Aber Thomas bittet sie, zu bleiben; er möchte mit ihr plaudern. Sie errötet ein wenig, lächelt und bleibt. Sie heißt Angelika und ist hier bedienstet. Unter ihrem weißen Kopftuch lugen braune Locken hervor. Sie ist barfuß

und einfach gekleidet. Ihre nur leicht mundartgefärbte Sprech weise läßt vermuten, daß sie nicht immer hier zu Hause war. Später hat sie im Stall zu tun. Vom Fenster aus kann Thomas ihr zuschauen, wie sie in einem Korb Futter trägt. Fest und un bekümmert ist der Schritt ihrer bloßen Füße, voll sicherer Kraft sind ihre Bewegungen — aber viel verborgene Zartheit ist in ihrem Gesicht. Am anderen Tag wandert Thomas durch die Wälder. Sonnenglanz rieselt über helles Buchengrün inmitten dunkler Fichtendome

. Falter taumeln über Lichtungen, darauf satte Sonnenwärme brütet. Thomas legt sich hin ins duftende Gras und schaut lange einem Bussard zu, der am Himmel seine Kreise zieht, immer höher in die grenzenlose Weite. Thomas denkt, wie es wäre, wenn nun Marion neben chm läge. Marion ist eine Dame in der großen, unruhevollen Stadt. Sie würden beide dem Bussard zuschauen, der jetzt nur noch ein winziger Punkt ist. auf der schneeweißen Sommerwolke. „Siehst du ihn noch? Jetzt sehe ich ihn auch nicht mehrl

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 7 von 16
Datum: 14.12.1937
Umfang: 16
Echmelinv Mögt Sam Thomas in der achten Runde k. v. Innsbruck, 13. Dezember. Heute nachts — nach mitteleuropäischer Zeit um 4 Uhr früh — betrat der deutsche Boxer und Exweltmeister aller Klaffen, Max Sch ineling. in Newyork den Ring zum Kampfe gegen den amerikanischen Klasseboxer Harry Thomas, den die Newyorker Boxsportbehörde dem Deutschen als letzten Prüfstein vor seiner soschart umstrittenen Zulassung zum Weltmeisterschaftskampf gestcnrden von Mqxe schon einmal entscheidend besiegten

Anwärter auf den Weltmeistertitel ist. Man hat in Fachkreisen hüben wie drüben sicherlich von vorne- IMein auf einen klaren Sieg des Deutschen gerechnet. Trotzdem war der Kampf für Schmeling irgendwie ein Risiko: Schmeling stand darin einem jungen, boxerisch guten Mann gegenüber, der durch diesen Fight alles gewinnen und nichts verlieren konnte. Anderseits wäre Schmeling im Falle einer Niederlage ein unrühmlicher Abschluß seiner Laufbahn beschieden gewesen. Harry Thomas hatte gegenüber dem Deutschen

. Der Kampfveriauf zeigte Harry Thomas auch tatsächlich von dieser Seite. Dlutig und mit seltener Tapferkeit'— vielleicht war cs auch nur Unbekümmertheit — ging der Uankee gegen Schmeling los. Thomas wußte natürlich genau.'gm Schmelings größte Schwäche: feinen langsamen Start. Schmeling wird . bekanntlich nur langsam „warm", und so suchte Thomas schon in de» ersten Runden eine Entscheidung für sich herbei» zuführen; wenn auch nicht gerade durch k. o., so hätte ein starker -Punktegewinn des Chikagoers

in der ersten Hülste des Kampfes diesem dach die Möglichkeit gegeben, durch geschicktes Defensivboxcn in den letzten Runden als Pünktesieger den Ring zu verlassen. Aber Schmelings nach wie vor ungebrochene Schlag kraft machte diese Pläne Thomas zuschanden, genau so wie im Louis-Treffen, In der ersten Runde schon beginnt.Thomas mit scharfem Angriff, Schmeling kann die Linke des sehr schnellen liich.-boxbrisch ekömfj- Amerikaners Uicht immer- vermeiden und must-manchen Treffer, wenn auch ohne Wirkung, nehmen

, Wohl: kommt auch Maxe mit feiner Hauptwaffe, feiner gefährlichen Rechten, einige Riale durch, aber stets nimmt Thomas diesen Schlägen durch Ausducken die größte Wirkung weg. Rach der prächtigen Kampfschilderung durch den bekannten deutschen Rund funksprecher Arno Hellmis geht diese Runde offensichtlich an Thomas. Runde zwei: Wieder greift Thomas mutig an, Schme ling kann aber alles Gefährliche abblocken, boxt sichtlich auf Warten, um, nach altbewährtem Rezept, den Gegner einmal zu studieren

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 9 von 10
Datum: 23.04.1942
Umfang: 10
ihre Preise, dankt den Män-. nem sür ihren Einsatz und gemahnt sie, so tapfer wie vorher alle die'einzigartigen Härten des Kamp fes im äußersten Norden zu überwinden. Gefreiter Harald U h l i g (».). Heimat Oer Künstler / Ein sonniger Nachmittag lag über Weimar, und die Menschen zeigten ihre Feiertagsgesichter. Nur Thomas Brucht, der junge Musiker, nicht. Der stand mit klapsendem Herzen vor der Haustür und wagte noch immer nicht die Klingel tzu ziehen. Wirre und ängstliche Gedanken flogen'durch

seinen Kopf, und er hätte wohl noch lange'unschlüssig vor dem Tor ge standen, wenn nicht auf einmal eine Dienstmagd dar aus hervorgetreten wäre, vor der er nun wohl oder übel einen korrekten Bückling ausführen mußte. „Tausendmal'Verzeihung!" stotterte er sodann. / „Aber ist vielleicht der Herr Abbee und Hoskapell- meister Doktor Franz von Liszt gegenwärtig jju sprechen? Mein Name ist Thomas Brucht. Der Mei ster hatte die Güte, mich für heute als Prüfling hier her zu bestellen." Das Mädchen, das anfangs

über die umständliche Titulierung gelächelt hatte, nickte ihm freundlich zu. „So. Nun dann kommen Sie nur; es ist zwar noch eine Schülerin da, aber wir wollen sehen, was sich machen läßt." . Bangen Herzens wartete Thomas eine Weile auf dem Flur, dann trat er nach Aufforderung des Mäd chens ein. An der Tür vollführte er eine gewaltige Verbeugung und sah auf den greisen Meister, der, wie gewöhnlich, mit dem schwarzen Rock des Welt- geistlichen bekleidet, dasaß und mit vorgeschobener Unterlippe dem Spiel der Schülerin

zuhörte, die am S ei ein Musikstück herunterjagte und endlich mit >gem Akkord abbrach. „Hm", meinte Liszt, „das war nicht viel. Gutes Temperament zwar, aber es läuft auf Kosten der Präzision." Seine klugen, gutmütigen Augen rich teten sich aus Thomas. „Können Sie 's bester?" „Wenn ich es einmal versuchen dürfte?" dienerte Thomas. Liszt nickte kurz und wies auf das Instrument. Thomas Brucht spielte. Er spielte mit oller Ge nauigkeit und konnte sich am Schluß sagen, daß seine Finger wohl kaum

ein einziges Mal daneben ge griffen hatten. Erwartungsvoll wandte er sich dem Meister zu. Line Zranz-Liszt-Geschichte aus kllt-weimar von Stephan Georg! „Tja, Sie müssen viel und fleißig geübt haben, denn Sie besitzen eine treffliche Fing'ergewandtheit." Thomas' Augen leuchteten vor Freude. Aber Liszt blieb etnst. „Spielen Sie noch etwas", sagte er und wies auf den Notenständer. Ohne es vorher anzusehen, ergriff Thomas das oberste Blatt und stellte es auf. Es war Beethovens Adagio pathetique. Ein paar

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Seite 8 von 8
Datum: 07.04.1943
Umfang: 8
Seite 4 Nr. 68 Mittwoch, den 7. April 1843 „Neueste Leitung' (Nachdruck verboten) 9 Herrrot ««- Himmelblau Novelle von Ernst Kreische Er war kein Flausenmacher, auch kein Abenteurer, der schnell entflammte und noch rascher bereute; nein, so einer war Thomas Lu kas nicht. Er blieb eher noch der ewige Sucher nach einem Menschen, der durchaus mit ihm dachte, nach einem Weggenossen, wie er ihn nun einmal brauchte, weil Janne nicht immer mitging, einfach durchbrach, wenn es für sie so fein mußte

. „Warum sagen Sie nichts, Susann?" fragte er in ihre Gedanken. „Weil es so schwerfällt —", gab sie zurück. „Weil Sie nicht ja sagen können und nicht nein sagen wollen —", stellte er fest. „Aber das hätte ich mir wohl alles denken sollen —" Er stand auf. Sie suhlte: wenn er jetzt ging, zerbrach wie der etwas in ihm, oder er tat einfach eine Un- sinnigkeit, etwas, das gewiß zu bereuen blieb. Warum war sie nicht selbst gegangen, vor zwei Tagen, oder gestern noch — „Thomas —", sagte

sie, indem sie sich erhob und neben ihn trat. „Nicht so, Thomas —" Er fuhr herum. „Wie dann?" Sie sah nur die dunklen Umrisse seiner Ge stalt, das Blut klopfte ihr in den Adern. Wenn es jetzt geschah,dann war alles vorüber, Johan nes, und selbst Thomas, ja, auch Thomas, und gerade er — „Wir wollen doch Kameraden sein —"„sagte sie leise. „Bergkameraden, Thomas —" Er stand ganz still, nur sein Atem ging hör bar schwer. „Thomas —", bat sie, „denk doch daran. Und daß die Berge heilig sind —" Er sagte noch immer

, bei aller Einsamkeit! Und sie wäre keine Frau gewesen, hätte sie nicht auch daran gedacht, daß einmal, und wann immer es auch sei, noch ein anderer Mensch hier neben ihr sitzen würde, ein Mann, den sie liebte und dem sie alles bedeu tete, dessen Leben gleichsam das ihre war. Und dann war Johannes gekommen, dem die Berge nichts waren, und jetzt Thomas, der allen Trost allein bei ihnen suchte'; welch eine wunderliche Welt! Ein schwacher Lichtschein fleckte im kleinen Geviert auf dem Gestein: bei Thomas droben

wollte sie gehen, damit alles ein Ende hatte. Das Licht droben erlosch. Thomas — dachte sie. Er würde heute so wenig ruhen können wie sie. Vielleicht ging er morgen mit ihr hin unter, das wäre das beste. Wieder unter Men schen sein, da ließ sich alles leichter überwinden. Die Einsamkeit mochte alles nur schwerer machen. Sie erhob sich, weil sie fröstelte. In der Stube brannte sie nicht mehr die Lampe an, sie ent kleidete sich im Dunkeln. Als sie schon lag, kam ihr der Gedanke: die Tür. Aber sie sperrte

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Seite 4 von 24
Datum: 17.07.1937
Umfang: 24
Sternes anvertraut. Der Thomas liegt in seinem Zimmer allein, das zweite Bett darin ist nicht belegt. Die Fenster sind offen, sie gehen in den Garten, ein Baum schickt helldurchsonntes Grün herein. Auf dem Tische aber steht ein Strauß schöner dunkler Rosen. „Die Hab' ich vom gnädigen Fräulein." Das ist das erste, was der Thomas sagt. Es glänzt ihm Fieber in den Augen, das Sprechen scheint ihm nicht leicht zu fallen. Bernt winkt ihm ab, indes er sich zu ihm ans Bett setzt. Der Thomas soll das Reden

dem Besucher überlassen und nur kurze Fragen an ihn richten, wenn es schon sein muß. Der Thomas aber schüttelt den Kopf. Es ist ihm offenbar darum zu tun, auch selbst zu sprechen. Bernts Besuch macht ihm zweifellos Freude, man sieht das seinen Blicken an. Vom Personal ist sonst noch niemand dagewesen, mein Gott, die Leute haben ja auch wirklich keine Zeit. Nur das gnädige Fräulein war schon am ersten Tage da und hat ihm die Rosen mitgebracht. Sie hat auch versprochen, wieder zu kommen. Bernt bemerkt

, daß ber Thomas ihn prüfend ansieht. Rich tig, er hat ja heute seine Dreß mit einem Stadtanzug ver tauscht. Er stammt noch aus der früheren guten Zeit. Er sieht nun den Thomas lächeln: „Also, Herr Bruno, eines wollte ich Ihnen schon lange sagen. Das dürfen Sie mir nicht weiß machen, daß Sie immer nur Privatchauffeur gewesen sind!" Bernt schüttelt den Kopf. Was soll das jetzt bedeuten? „Ich habe den Blick dafür", nickt Thomas entschieden, „ich täusche mich nie. Ich Hab' das schon vom ersten Augenblick

an gewußt." „Sie brauchen nicht zu fürchten, Herr Bruno", fährt er wie- der nach einer Weile fort, „daß ich anderen Leuten davon erzähle. Das wäre Ihnen gewiß nicht recht, das weiß ich sehr gut. Nur zu einem einzigen Menschen Hab' ich davon ge sprochen, das ist das gnädige Fräulein." „Mußte das fein?" fragt Bernt betroffen. „Seien Sie mir nicht böse, Herr Bruno! Ich hielt es für gut — im Interesse des gnädigen Fräuleins nämlich." „Wie meinen Sie das?" erstaunt jetzt Bernt. Er sieht die Augen des Thomas

ängstlich auf sich gerichtet. „Die Sache ist nämlich so — ich weiß, wie es mit mir steht. Es wird nicht mehr lange dauern! Nein, nein!" wehrt er ab, „ich weiß das ganz genau! Geben Sie sich keine Mühe, Herr Bruno! Und in solcher Lage, wissen Sie, will man in Ordnung bringen, was man etwa noch auf dem Herzen hat." Nun schweigt er eine zeitlang still und atmet schwer. Auch Bernt wagt nichts mehr zu sagen. „Es ist wohl so, Herr Bruno", sagt der Thomas dann wieder, „ich habe mich immer als Beschützer

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Seite 2 von 8
Datum: 10.03.1944
Umfang: 8
werden. Ntzi-Lvsz-sbsr und Druck: NS.-Gauverlag und Drucker®! rtrol Vorarlberg Ge* m fc B Innsbruck Erlerstr 5 7. GesebSrtaführer Direktor Kort Schbnwitz Hauut- schiMrtlfliter; Ernst Kaiorath För den Anzeigenteil verantwortlich Karl Engel (sämtliche io Innsbruck). Derzeit ist Preisliste Nt 4 * >m 1 Mal 1942 gültig. Urbebamobtsetmts Ernst Gnu. Berlin N M 22 Zum silbernen Adler lontZZZ „Ich...ich wollte dich etwas fragen. Onkel Thomas... ehe die Mutti und die anderen alle zu dir heraufkommen..." „So wichtig

ist es?" Rudi nickte ernsthaft. „Also frag zu, Bub", sagte Thomas neu gierig. „Und du wirft mir auch nicht böse fein?" Es war doch nicht ganz so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte. „Aber nein", beruhigte ihn Thomas, der nun wirklich gespannt war, was da herauskommen würde. „Onkel Thomas... ich möchte gern... Vati zu dir sagen. Darf ich?" . Nun war es heraus... gottlob! Aber der Onkel sagte fa nichts dazu? Und lachen wie sonst tut er auch nicht? So ernst sah er ihn an."., war seine Frage am Ende

Freudenschrei, und Thomas war es, als müsse sich dieser Jubel durch das ganze Haus, das ganze Tal, die ganze weite Erde verbreiten. Kopf an Kopf lagen die beiden aneinander gedrückt und hörten es nicht, daß sich die Tür leise öffnete. Niemand hatte den Freudenruf des Kindes gehört, aber an das innere Ohr der Muttep war er doch gedrungen. Und nun stand sie auf der Schwelle und wagte nicht, die beiden zu stören. Doch Thomas mußte ihr Kommen wohl ge hört haben. Er hob den Jungen sacht von sei- ner Brust

, die ihr Thomas entgegenstreckte. „Der Bub hat's besser gewußt als ich. Re gine". sagte er einfach. „Aber wart'» nur ab... ich mach'» schon wieder gut. wenn ich erst..." „Thomas.... wollte sie ihn unterbrechen. „Nein, nein. Regine", bat er. „es ist schon so. Ich weiß... ich bin ein wenig vom Weg abge kommen nicht bloß da oben, am Berg... auch hier... bei dir und dem Buben. Ja,., aber man mutz die Augen nur recht aufmachen. dann findet man sich schon wieder zurecht." D* laß sie nun am Ben des Genesenden

und hielt seine Hand, und der Bub saß vergnügt zwischen ihnen. .Sehr vergnügt sogar. „So... grad so hob ich's mir einmal ge wünscht. Thomas." Er iah sie bekümmert an. „Ja ... aber ich Hab nicht... nichts, als mich selbst. Da ist die Adlerwirtin tz/ne reiche Frau dagegen. Regine." ' Sie strich ihm sachte über das Haar. „Den .Adler' kriegt so einmal der Bub... und dann Hab ich auch nichts weiter, als nur mich selbst. Thomas, grad wie du." Er sah sinnend an ihr vorbei und sah eine Weile zum Fenster hinüber

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Seite 3 von 24
Datum: 29.09.1934
Umfang: 24
weitergerollt war, wurde der Kirchleitner-Thomas zu seiner Unlust im Mittagsschlaf gestört. Es war zur Heumahd; nach acht Stunden Sensenschlag an sonnigem Steilhang schläft sichs tief. Aber die Schläge gegen die Tür trugen dem Rech nung. Thomas streckte sich, fluchte, öffnete und sah sich einem Fremden gegenüber. „Ich beziehe Professor Mahns Jagd hütte," sagte der Mann, „Sie müssen noch heute Proviant hin aufschaffen." Es war keine Seltenheit, daß der Professor seine hochgele gene Hütte der Bergeinsamkeit

bedürftigen guten Freunden auf ein paar Tage e nräumte — aber dann waren die Gäste jedes mal ordnungsgemäß angemeldet worden, und Thomas hatte sie und ihr Gepäck an der Bahn in Empfang genommen wie sich's gehört. Dieser Herr war nicht angemeldet, Jagd war nicht, Gepäck schien auch zu fehlen, er trug nur eine Mappe — und überhaupt war Thomas kein Freund von Ueberrafchungen. „Sie haben doch einen Maulesel," fuhr der Fremde fort, „Holz ist wohl eben, kommen Sie jetzt mit zum Krämer, Pro viant

. Die Regulierung des Inn hatte eine Senkung des I n n b e t t e s zur Folge, was für die Entwässerung sehr günstig ist. Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß das Grund wasser vom Inn her komme, es kommt vielmehr von den Bergen herab und fließt dem Inn zu. Nach dem ausgearbeiteten Projekte kommt das Gebiet von der Rumer Gemeindegrenze bis uit in ittelbar v o r H a l l für die Entwässerung in Frage. Es sind drei Hauptgräben vorgesehen. Einer soll unter Ausnützung lade," sagte der Herr. Thomas sah auf; für ihn hieß

Schoko lade Frauen. Der Fremde zahlte schon; soweit schien es also in Ordnung. Etwas wollte Thomas fragen, aber er kam nicht dazu. „Ich gehe voraus — kommen Sie gleich nach," sagte der Herr und ging. Neue Bergschuhe trug er, den Weg schien er zu kennen; der Thomas sah ihm nach. Viel braucht der Mensch nicht zu reden, aber man sagt doch etwas; aber das kann einem auch gleich sein. Um fünf wäre es auch noch früh genug gewesen, zweieinhalb Stunden bei der Hitze jetzt! Aber mir soll's recht

sein. Der Esel bekam seinen Packsattel, der Sattel seine Last — Tragtier und Führer waren wie aus dem Wasser gezogen, als sie die Hütte erreichten. Die Fenster waren schon geöffnet, die Tür stand offen. Woher hat er denn einen Schlüssel? grübelte der Thomas und wunderte sich. Dann half der Herr abladen, nickte, der Thomas bekam einen Geldschein, fertig — er war entlassen. „Wie halten's mer denn mit der Post nacha?" wollte er wissen. Aber der Herr sagte, Post wolle er nicht, drei Tage lang brauche er niemand

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Seite 10 von 10
Datum: 08.04.1943
Umfang: 10
. Da preßte er die Lippen schmal zusammen und tat den ersten schmerzenden Schritt auf diesem qualvollen Weg nach unten. * Drei Stunden hatte Susann geschätzt, nun waren fünf daraus geworden, als sie beim Schwabenbartl anlangten. Thomas bereits voll ständig erschöpft und sie selbst nur noch von der Sorge um ihn aufrecht gehalten. Die Wan derung über feuchtes, stellenweise glitschiges Gestein, die sichtlich'zunehmende Ermattung des Kranken, die damit wachsende Angst in Susann, er könnte noch in letzter

Stunde vollständig versagen, das alles erschien ihr jetzt schier un faßlich. Nun aber lag er immerhin geborgen in der warmen Küche auf dem Sofa, blaß, das Gesicht vom Schmerz verzerrt, aber sie hatten es doch wenigstens bis hierher geschafft. Während Susann den Arzt in Thörl anrief, bemühte sich die junge Wirtin um Thomas. „Iesias!" sagte sie. „Der Herr Lukas! Ja, was ist denn gjchegn mit Ihnen? Vorigs Jahr um die Zeit sind S' auch vom Schwaben kommen, da ham S' mir so schöne Schneerosen mitbracht

, wissen S' no?" Er wußte nichts mehr. Er lag mit offenen, fiebermatten Augen, sah an der schwatzenden Frau vorüber unentwegt nach Susann, das Sprechen fiel ihm schwer, vielleicht verwischte auch das hohe Fieber bereits jedes zusammen hängende Denken. Susann setzte sich zu ihm, nahm seine heißen Hände und wartete. „Susann —", sagte er einmal. „Ja, Thomas —." „Sechs Tage —", flüsterte er. Und dann: „Ueber die Südwand muß es doch gehen, nicht? Aber der Berg will nicht. Der ist heilig —." Er schloß

kam, ein Mann in mittleren Jahren, sehr ruhig, sehr bestimmt. Er maß dem Kranken die Temperatur, seine Fragen an Susann klangen kurz, prägnant. „Fast vierzig Grad Fieber —", meinte er. „Wahrscheinlich der Blinddarm. Der Herr Ge mahl muß sofort in das Krankenhaus —> „Ja —", sagte Susann tonlos, „natürlich —." Zu dritt brachten sie Thomas in den Wagen. Susann setzte sich neben ihn, und der Är^t steuerte das Auto vorsichtig und sicher durch die Klamm und über den schmalen Fahrweg bis nach Thörl

, wo Thomas in ein Mietauto umge bettet wurde. „Nach Bruck —", sagte der Arzt und schrieb rasch einige Zeilen auf ein Blatt Papier. „Nein, nach Graz, bitte —", unterbrach ihn Susann. „Wieso? Es handelt sich hier unter Umstän den um Minuten — „Trotzdem. Ich möchte ihn nach Graz brin gen." „Bitte Der Motor sprang an. Johannes! dachte Susann. Und immer wieder: Johannes —. Für sie war es nunmehr das Natürlichste auf der Welt, daß sie mit Thomas zu ihm fuhr, der ihr jetzt als der Begriff aller Hilfe erschien

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Seite 6 von 8
Datum: 22.07.1944
Umfang: 8
er Notburgas erstaunten Blick. Aber als Thomas den Kops wieder hob, huschte eine weiße Flamme über den nachtfahlen Himmel. Thomas war dies lang schon gewohnt, aber die Magd zuckte zusammen. „Ein Schuß oder ein krei sender Scheinwerfer," beruhigte sie der Soldat. Von da ab schritten sie näher aneinander über das Feld. Notburga duldete es, daß Thomas ab und zu wie ohne Absicht im halben Dunkel ihre Hand streifte. Zu erzählen gab es nicht viel. Was der Sol dat erlebt hatte, konnte er doch nicht so einfach

über die friedlichen Stoppeln hin berichten; so redete er dafür vom Korn und vom Vieh und überhaupt von der schweren Arbeit der jungen Mägde. Notburga war fast erstaunt, als auch diese Reihe zu Ende war — nun blieb noch die letzte Kornreihc hart am Bach, wo der Krug liegen konnte. Sie waren noch nicht tief im Acker, da fand ihn Thomas endlich. Die Magd war ohne Acht daran vorbei gegangen. Er hob den breitbauchigen Krug trium phierend aus dem Acker. „Siehst du, wenn also ich nicht bei dir gewesen wäre!" Die Magd

konnte es Thomas jetzt wohl nicht verwehren, daß er sich einen Kuß als Lohn holte. Dann saßen sie noch eine kleine Weile nebeneinan der auf ein paar umgelegten Garben. Viel hatten sie sich ja nicht zu sagen', dazu kannten sie sich noch nicht lang genug — aber es schwieg sich auch schön zu zweien. Sie hätten wohl die halbe Nacht noch versessen, aber ein neues Aufslammen trieb Notburga empor. Vielleicht war es gut, daß jetzt noch ein spätes Ge witter heraufwuchs, fühlte die Magd mit ungewiß klopfendem

Herzen. Thomas wollte sie noch zurückhalten. Nein, sie müßte heim- ehe der Regen kam. Und überhaupt die Gewitter Heuer mit ihren schweren Wassergüssen. Der Bach neben ihnen wäre ein heimtückischer Geselle. Es hätte sich schon öfter ereignet, daß er im Hand umdrehen mit einem jähen Schwall das ganze schmale Tal vermurt hätte. Anno 1648. Ein Frühsommer stand über dem deutschen Land, so köstlich im Wechselspiel von Son nenglanz und lindem Regen wie selten einer. Doch wo wiegt sich noch das Korn im Wind

vergangen und Gerte kämpfte oft gegen eine fast hoffnungslose Verzweif lung, mit der wilden Angst, ob der Bruder wohl jemals heimkehren würde — und mit dem Bruder der eine, an den sie so oft in schinerzhafter Sehn sucht denken mußte — Richard, Jürgs bester Freund. Thomas tat ungläubig. „Da müßte es ja auch das Korn...!" Das Korn! Mit einem Ruck wandte sich Notburga herum. „Meinst du, daß das Korn ?" „Wenn du es doch selber sagst!" wunderte sich Thomas über das jähe Erschrecken der Magd. „Dann muß

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Seite 20 von 48
Datum: 30.05.1903
Umfang: 48
Seite 20. Nr. 122. Innsbrucker Nachrichten Samstag den 30. Mai 1903. statt und die Neuvermählten sind noch munter und lustig, für die Zukunft ist gesorgt, ist ja der Vetter kreuzfidel heimgefahren. „Dö saftige Erb¬ schaft, die bleibt uns nit aus. Dös ist ä schwerer Mann, der Vetter Thomas! — Gute Nacht, Hir- schenwirtin !" „Ha, kannst denn gar kein' Ruh nit geben?" Noch ein „Hahaha", hat's feiner Lebtag so g'habt her schlaue Tonl

, dös staubige Werkl. „Guten Morgen, Wirt", dabei stellt ihm die Kathl den Kaffee hin. „Morgen Kathl!" „Nachher, schön «Wesen? — Gut und gnug, dös kann man sich denken '" Der Thomas pfeift, nickt lächelnd, schnalzt mit der Zunge. „Ssss — sell will i glauben/' „Und 's Packtl?!" mahnt sie ihn. „Jesses, 's Packtl! Hält i bald vergessen!" Auf springt er und schnell hinunter zur Kutsche. Mit langen Schritten kommt er wieder und hin tritt

er vor die Wirtschafterin, überreicht ihr stolz das Packet und ein vergnügtes Schmunzeln zieht über das breite, rotbackige Gesicht des Hirschen Thomas. „Aber ha, ein solchen Pack! — Respekt Wirt! Dös muß i schon sagen, lvie Os auf mi schaugts, allen Respekt! Nu, Os könnts aber a z'frieden sein mit mir, oder?" „Will's meinen ! Sell ja, was denn als z'frie¬ den!" versichert er sie — dafür tätschelt sie noch seine feiste Hand und verschwindet

, zj' Martini geh i! Punktum !" Sprachlos starrt der Wirk das Packet mit Stroh und alten Lumpen an, dann kommt auch ihm der Zorn. „So Bande miserable — mir — mir machts so etwas! Wart Much ! Wart Tonl! Weiß es ja wie Os auf die Erbschaft spitzt ! Wartet nur i werd's Enk zeigen. So ein' Spott — mir — mir dem Thomas! Oh wart G'sindl übereinand, i werd's Enk eintränken! Nit soviel, nit so viel kriegts !" Rasch hinaus in die Küche. Fest

hat er Schneid der Thomas. „Schau g nur g'rad, lvie grantig, daß D' sein kannst, wegen der Dummheit. Na, Kathl! — Bei Gott und unserer lieben Frau — g'wiß, Kathl, i Hab kein' Schuld. Der Much und der Tonl aber, die mir den Schabernack g'spielt haben, die sollen 's büssen, dös sag i Dir !" „Geh derreih Dir nit a Weil 's' Maul. I pack mei Binkerl, dös ist bald g'schehen, nachher schaugst, daß D' eine findest, die sich den Affront g'fallen laßt

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Seite 3 von 18
Datum: 19.07.1937
Umfang: 18
Gemeinschaft, die über Staaten und Grenzen hinweg alle Bergsteiger deutscher Zunge verbindet, von der Waterkant bis ins Alpenland, von Kufftein bis zur Salurnerklause." (Nachdruck verboten.) 14 Lieselotte und ihr Ritter. Roman von Franz Karl Ginzkey. „Sie müssen sich schonen", ermahnt ihn Bernt besorgt. „Sie dürfen nicht weitersprechen! Ich danke Ihnen, lieber Herr Thomas, für Ihr Vertrauen. Ich habe Sie ganz verstanden. Und sehen Sie, auch ich will Vertrauen zu Ihnen haben und Ihnen gestehen

— ich empfinde schon lange dem gnädigen Fräulein gegenüber so, wie — Sie selbst es wünschen." Der Thomas sieht ihn dankbar und glücklich an. Es ist da bei ein kleines rührendes Lächeln um seinen bleichen Mund. Dann schließt er wieder die Augen, als wollte er schlafen. Bernt sieht noch eine Weile ergriffen auf ihn. „Ich komme wieder", sagt er ihm dann leise. Der Thomas aber scheint jetzt wirklich schon zu schlafen. Da enffernt sich Bernt in aller Stille aus dem Zimmer. Am Flurgang sieht er eine junge Dame

auf sich zukommen. Er erkennt sie sofort, es ist das gnädige Fräulein. Sie selbst aber scheint ihn noch nicht zu bemerken. Sie hat ihn ja bisher nur immer in seiner Fahrerdreß gesehen. Erst wenige Schritte vor ihm zieht sie erstaunt die zierlichen Brauen hoch. Eine leichte Röte überfliegt ihr Gesicht: „Sie hier. Herr — Bruno?" Er grüßt, sich verneigend. „Ja, ich bin es, gnädiges Fräu lein." „Sie haben den armen Thomas besucht?" Er sieht jetzt wie der das sanfte Leuchten in ihren Augen, das ihm so lieb

ist. „Ich fürchte, es steht mit dem Thomas nicht gut, gnädiges Fräulein", entschließt er sich vorzubringen. Sie senkt betrübt den Kopf. „Ich weiß es. Ich habe soeben mit dem Herrn Primär gesprochen. Er gibt so gut wie keine Hoffnung mehr." Sie blickt bekümmert zu Boden und als sie wieder den Blick erhebt, sieht er es feucht darin schimmern. Um ihre Lippen zuckt es leise. Schon aber rafft sie sich wieder auf. Sie reicht ihm die Hand, über die er sich ehrerbietig neigt. „Das ist lieb von Ihnen", sagt

sie noch, „daß Sie den Thomas besucht haben. Ich will jetzt selbst nach ihm sehen." Wenige Tage später ist dann alles schon vorüber. Bernt war nochmals im Spital gewesen. Der Torwart aber hatte ihm bedeutet, auf Zimmer 36 seien Besuche nicht mehr erlaubt. So kehrte er betrübt nach Hause zurück. Das gnädige Fräulein sieht Bernt erst beim Begräbnis. Der Herr Generalkonsul ist nicht mitgekommen. Er verträgt keine Leichenbegängnisse. Hingegen hat er dafür gesorgt, daß der Thomas auch in äußeren Ehren bestattet

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 4 von 10
Datum: 28.10.1941
Umfang: 10
herum. In London lernte ich einen jungen Ingenieur kennen, Tho mas Andres hieß er. Ich hatte die Stellung einer Korrespon dentin für deutsch und ungarisch in einer Oelraffinerie ange nommen, um mich in der englifchen Sprache auszubilden. Dort hatte Thomas oft zu tun. Ich war ein junges, leidenschaftliches Ding und der Ingenieur gefiel mir. Das Ruhige in seinem Wesen, das Ueberlegene, das so ganz anders ist als bei den Männern meiner Heimat, dies alles zog mich an. Und vor seiner Energie erschauerte

mein Blut. Wenn er in London war, versank für mich die übrige Welt. Wir Ungarinnen sind so, wenn wir lieben, dann gibt es für uns nichts als den Ge liebten. Eines Tages mußte Thomas fort, nach Amerika, es zerriß mir das Herz. Ich wollte mich von einer Brücke in die Themse Beeidjte aus item Bau gd. Solbad Hall. Ernennungen in Partei und Staat. Der Führer hat den Amtsgerichtsrat Dr. Alois Moritz in Imst zum Oberamtsrichter beim Amtsgericht Solbad Hall ernannt. hf. Solbad Hall. Hohes Alter. In Solbad Hall

oder Schwaben aus Ungarn. Eines Tages stand ich am Ufer der Donau und sah über den Strom, sah den weißen Möven nach, die über den Wellen kreisten. Da legte sich ein Arm um mich, eine Hand zog mich an sich und zwei Lippen preßten sich auf die meinen. Empört wollte ich den Zudringlichen abwehren, da erkannte ich Thomas. Glauben Sie mir, in diesem Augenblick war ich die glück lichste Frau von der Welt. Du darfst nie, nie von mir fort- gehen, flehte ich ihn an. Thomas erzählte, daß er ungefähr eine Woche

in Galati bleiben würde. Er kam eben aus den Oelfeldern. Ich verstand nicht viel von Bortürmen und Oelleitungen, immerhin wußte ich schon, daß eine Gesellschaft die Geheimnisse der anderen ouskundschastete. Thomas gab mir unumwunden zu, daß er aus keinem anderen Grunde in Galati fei. luvnen - Spott - Spiel Neuer Weltrekord im Diskuswerfen In Mailand unternahm der bekannte italienische Wurfachlet Adolfo Consolini einen estolgreichen Angriff aus den Weltrekord im Diskuswerfen. Der Mailänder erzielte

." (Iugendverbot.) Filmbühne Solbad Hall. „Tiergarten Südamerika." * Breinögl-Bühne. „Ledigensteuer." Es kamen Tage, in denen ich glücklich war, Tage voll leiden schaftlicher Liebe und reinsten Glückes, es war wie ein Rausch, der über mich gekommen war. Ich vergaß alles, alles... Dann kam der Gedanke an die nahe Trennung. Ich konnte es einfach nicht begreifen, ich wollte es nicht. Ich wußte, dies mal würde ich mich wirklich töten, ich würde ohne Thomas nicht mehr leben können. Am Tage vor der Trennung traf

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 3 von 8
Datum: 16.02.1944
Umfang: 8
der Waffen-ft eine Aufgabe gefunden, die ihrer kämpferischen Gesinnung entspricht und ihre Fähig ketten voll zur Entfaltung bringt. ft-Kriegsberichter Peter Jäntfch. Unverhohlener Groll lag in dem Blick des Mannes, der diese Bahn für eine Untat an dem liebgewordenen Berg, für eine Entwei hung der freien Natur hielt. Er war nie schlecht gewesen, der Thomas. Aber es hatte ihn doch gefreut, wie der Berg sich zuerst gegen die her aufziehende Herrschaft der Technik gewehrt hatte, ^vie er unablässig

seine harten, wuchti gen Steinlawinen gegen die aufstrebenden Eisentürme geschleudert hatte, daß die kleinen Menschen ängstlich und aufgeregt wie Ameisen durcheinanderliefen und immer wieder an an deren Stellen suchen mußten, um ihr eigen sinniges Vorhaben ausführen zu können. Bis es ihrer Beharrlichkeit dann doch gelang und der bezwungene Riese trotzig schwieg. Nein, daran zweifelte der Thomas jetzt nicht mehr: der Bergführer würde vielleicht bald die romantische Gestalt vergangener Zeiten

, nur getra gen von der eigenen Kraft dem eigenen Wage- mut, der eigenen zähen Ausdauer, die immer nur den ersehnten Givfel vor sich sieht, und in dem Augenblick, da dieser Gipfel erreicht ist alle Mühseligkeiten des Aufftiegs vergesien hat Die Sonne rüstete sich schon, die Talsohle zu verlassen, als Thomas Has Haus betrat, mit einem Freudenschrei begrüßt von dem kleinen Burschen, der mit kindlicher Neugier zusah. wie die alte Gundl den schweren Rucksock übernahm und seinen Inhalt in die Küche

hinüüerschaffte. Und Rudi stand nicht umsonst dabei. Eine kleine Näscherei sür ihn fand sich immer, wenn der Onkel von einem Einkauf zurückkam. Darin wurde er nie enttäuscht. «Neue Gäste sind inzwischen gekommen", be richtete Regine und wies ihm das Fremden, buch. «Hier, ein Fräulein Petra Lohausen aus München — Petra, ein seltsamer Vorname, gelt? Und ein Professor Zumbusch aus Berlin. Er hat schon nach dir gefragt. Kennst ihn?" Thomas nickte heiter. „Den Professor? Und ob. Hab ihn doch so manches Mal

zwischen ihnen gestanden hatte. In diesem Augenblick war sie im Innersten bereit, ihre Hand in die seine zu legen, wenn er es so gewollt hätte. Und er selbst fühlte diese Bereitschaft wie einenwarmen wohltuenden Strom in sich hinübergleiten. „Regine...?" sagte er weich und wollte di« Hand auf ihren Scheitel legen. Doch dann stockte er wieder wie vor einem unüberwind lichen Hindernis. „Auf nachher", schloß er und wandte sich ab. Erwachend sah sie ihm nach. Thomas ging durch die Gaststube i.n den Garten, der hinterm

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 5 von 32
Datum: 27.09.1930
Umfang: 32
das Zimmer seines Freundes Thomas betrat, fand er ein Chaos vor, als hätten hier Einbrecher gehaust. Und inmitten dieser Dschungelwirrnis hockte Thomas und starrte den Eingetretenen mit verstörten Augen an. „Hollah! Was ist hier los? Uebersiedelst du vielleicht?" Thomas wischte sich mit einem Briefbogen den Schweiß von der Stirn, vergrub sich noch tiefer ins Dickicht und stöhnte: „Gestern lagen noch beide Manschettenknöpfe in der Zündholzschachtel auf nreinem Schreibtisch. Heute ist nur mehr einer darin

. Ich könnte die Wände hinaus klettern!" „Ach so! Auf Suche also! Brauchst du denn die Knöpfe augenblicklich?" „Das nicht. Aber es wäre doch des Teufels, wenn ich den andern nicht fände!" „Vielleicht gestohlen?" „Sfttmpssinn! Man stiehlt doch nicht einen Man schettenknopf?" „Hm! Wo könnte er dann sein?" „Das frage ich mich ja auch, du Weiser!" Und weiter wühlte Thomas in den Eingeweiden eines Schrankes, daß der Staub flog. „Laß doch den Unsinn! Der Knopf wird sich schon irgend- einmal irgendwo finden." „Jrgendeinmal

irgendwo!" echote Thomas giftig. „Jetzt, jetzt will ich ihn haben!" „Du wirst ja blödsinnig!" „Bin ich schon!" „Thomas! Sei kein bockiges Wildpserd! Laß doch den Wenzel Menrer kommen! Der findet ihn totsicher." Thomas zog sein Haupt aus den Tiefen des Kastens und glotzte den Freund an. „Glaubst du an den Schwindel?" „Wie an mich selbst. Von Schwindel keine Rede. Un zählige Beweise. Menrer findet alles, was verlegt wurde. Er ist doch jetzt geradezu große Mode in unsrer Stadt." i Thomas erhob

sein, wenn er kommt? Sähe den Mann gar zu gern einmal bet der Arbeit." „Selbstverständlich!" -— Am nächsten Tag, als die Spuren der Unordnung getilgt waren, erschien Wenzel Menrer in höchsteigener Person. Er bängte seinen eleganten Trenchcoat über eine Stuhllehne, fuhr sich über die gekräuselte Frisur und glättete mit zwei Fingern sein Fuchsgesicht. Dann sagte l er: „Hier bin ich, Wenzel Meurer. Was soll ich suchen?" I Thomas zeigte den Manschettenknopf. „Den andern!" Meurer beschnüffelte den Knopf und bat

um die Er- laubnis, sämtliche Laden, Kasten und Winkel, wenn es nötig wäre, durchstöbern zu dürfen. Mit einigem Mist trauen gewährte ihm Thomas seine Bitte und ließ ihr im Verein mit Manuel nicht aus den Augen. Inmitten des Zimmers stehend, schloß Meurer die Lider und wischte sich ein paarmal mit der Hand über die Stirn Als er die Augen wieder öffnete, glaubte Manuel sw seltsam verschleiert zu sehen. Meurers Nase schien lang ausgezogen und schnupperte. Mit steifen Veinen schritt er einem Wandkasten im hintersten

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Seite 4 von 10
Datum: 09.03.1944
Umfang: 10
-den vorgeschriebenen weiten Linksbogen auszuführen, dem Vorfahrtberechtigten die Fahr bahn auf längere Zeit sperrt. In einem entsprechen den Fall hat das Reichsgericht jedes Verschulden des Vorfahrtberechtigten an dem entstandenen Schaden verneint. „Und du haben Sie mich denn in Ihrer Sorge um den Herrn Thomas gleich überall ongeschwärzt?" Die Alte sah sie schuldbewußt an. „Mir alten Frau werden S' leicht schon nichts übelnehmen", sagte sie mit zuversichilichem Lächeln. „Ich steh eh schon mit einem Bein im Grab

. Aber schauen S' das Haus hier, der .Adler', der braucht halt den Thomas, und die Regin mit ihrem Buben braucht ihn auch. Und einer muß doch schon sein, der da aufpaßt, wenn die Jungen immer wie taub und blind an einander vorbeilaufen und nicht sehen wollen, wo sie eigentlich hingehören." Die Jungen... das waren Thomas und Re gine. Petra mußte unwillkürlich lächeln. Sie dachte daran, was sie selbst vor ein paar Tagen noch zu Thomas gesagt hatte. Ein Mann in Ihrem Alter! Ja... wenn man erst

sich nach dem langen Schlaf wie neugeboren und wäre am liebsten gleich aufgestanden, wenn da nicht doch noch eine gewisse Mattigkeit in den Glie dern gewesen wäre. Wie lange mochte er wohl hier gelegen Haben hinter den geschlossenen Laden, ohne Licht und Lust, allein mit sich selbst und den quälenden Schmerzen, die ihm die Brust zu zerreißen drohten Thomas war, als sei er mit jemand durch einen unendlich langen, dunklen Weg ge gangen, und immer wenn er seinen Weggenos- >en angesehen hatte, war es ein anderer Regim

Schaden zusügt. Beson ders ist das Fundament angegriffen worden. Zur ! Beseitigung dieser Flechte und zur Behebung des j Schadens sind ooni griechischen Kultusministerium j sofort die notwendigen Arbeiten in Angriff genom- ! men worden den Wyssaier-Franz hafte er gesehesi und den alten Pöliner... aber am Ende dieses endlosen Weges hatte ein Helles Licht seine Strahlen aufglänzen lassen, und in diesem Glanz hatte der kleine Rudi gestanden und jubelnd die kur zen Aermchen nach chm ausgestreckt. Thomas

das hilfloseste Geschöpf unter der Sonne, in allen seinen Lebensäußerungen an gewiesen auf den Großen, den Aelteren. dem er sich dann auch rückhaltlos anvertraut mit allen feinen kleinen Freuden und Leiden. Der kleine Rudi sah in ihm, dem Onkel Thomas, die un bedingte Verkörperung aller kindlichen Sehn süchte. ihm vertraute er alles, was sich an Ge danken und Empfindungen unter det Oberfläche der kleinen Seele regte und bewegte. Ein leises Pochen an der Tür unterbrach ihn in seinen Betrachtungen. Thomas

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Seite 5 von 8
Datum: 04.03.1944
Umfang: 8
von Richard Richter mit dem Chor der Ham- burgifchen Staatsoper. Heues vom film -- Titeländenmg zweier Bavarla-Filme. Der von Johannes Fethke nach dem Drehbuch von Odo Krohmann gestaltete und im Schnitt befindliche Ba varia-Film „Junges Blut" st'ihrt jetzt den Titel „Bravo kleiner Thomas!". — „Die falsche Braut" nennt sich der von Joe Stoeckel inszenierte und im Schnitt befindliche Bauernsilm, der den bisherigen Arbeitstitel „Da stimmt was nicht" führte. „Weiße Rosen", ein neuer finnischer Film

ich nicht gestern gefugt, daß er bei I seinem Mädchen oben hockt.. 1? Und Hab ich> jetzt nicht Wort für Wort damit recht? Nimmt dieses Häßliche denn gar kein Ende, dachte sie bekümmert. „Der Wyssaier Franz hat's aber doch anders berichtet. Meinhard." Er zuckt« die Achseln. „Der Wyssaier! Bin neugierig, was der dir vorgefabelt haben mag." Das durfte er nicht sagen! Der Wyssaier war eine ehrliche Haut. Daran zweifelte Regine keinen Augenblick. „Daß der Thomas feit gestern mittag im Ge- birg umhergeirrt

ist... längst, eh' die Leni oben in der Hütten war, war er schon da von ..." Doch ihre Wort« lösten bei ihm nur ein La chen aus. „Ausgezeichnet! Natürlich! Weil der Thomas wieder einmal am Berg war. möcht ihn die Konkurrenz schlecht machen! Futterneid ist's, weiter nichts! Der Thomas kennt den Berg wie feine Kammer, ier versteigt sich nicht am hell lichten Tag... das magst mir schon glauben, Regin'." „Dann weißt's eben besser, Meinhard", sagte sie achlelzuckeud und wollte ihn stehen lassen. Doch er hielt

doch unrecht? „Dann wart solang bei mir", verwies sie ihn auf die Tür. die zu ihrem Zimmer führte. Er hatte kaum die Halle verlassen, als das Mädchen zurückkam. „Hast den Thomas gestern in der Hütte ge sehen?" fragte Regine ohne Umschweife. Das Mädchen nickt nur. „Er ist auch am Nachmittag oder am Abend nicht weggegangen?" „Nein." Nur sehr helfe und zögernd fiel dieses Nein von Lenis Lippen. Der eindringliche Blick der Frau machte sie doch etwas befangen. „Und er war auch noch im Hause, als der Wyssaier

ihn in der Nacht suchen kam? Weißt es auch ganz gewiß, Leni?" Es war mehr eine Bitte als eine Frage. Wie durch einen Nebel sah sie. wie das Mäd chen auch dazu nickte. Meinhard hatte also doch die Wahrheit gesagt. Aber das war dann auch das Ende. Immer wieder hatte sie für Thomas Partei ergriffen, hatte ihn immer wieder gegen alle Verdäch tigungen Meinhards In Schutz genommen, hatte an seine Gradheit geglaubt wie an den Him mel selbst. Nun gab es nichts... keinen Aus weg mehr, sie mußte sich geschlagen geben

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 3 von 8
Datum: 28.02.1944
Umfang: 8
du denn so eilig?" rief Re» aine überrascht, als Meinhard so plötzlich in der Tür erschien. Alle quälenden Gedanken waren von diesem neuen Geschehnis mit einem Mal wie weggefegt. „Ein wenig die schöne Morgenluft genießen, Frau Schwägerin. gab er boshaft zurück und folgte eilig dem von Thomas eingeschlagenen Weg. Regine sah noch deutlich den haßerfüllten Blick vor sich, mit dem Meinhard gestern abend aus der Stube gegangen war. Wenn die bei den Männer jetzt auf dem Berg aneinander gerieten, ganz allein einander

des Tages entgegen. Als Thomas auf halbem Wege gewahr wurde, daß Meinhard ihm nachstieg, blieb er kurzerhand stehen, um ihn zu erwarten. Mit S aiespältigen Gefühlen sah er dem Näherkom- enden entgegen, überzeugt, daß ihm jetzt eine entscheidende Stunde bevorstand. Aber Meinhard hatte auf dem kurzen Weg den in der ersten Eile gefaßten Plan doch wie der beiseitegeworfen. Gewalt war vielleicht nicht immer das beste Mittel, um zum Ziel zu gelangen Es war mitunter besser, wenn man sich zunächst aufs

Berhandeln legte. Thomas ließ seinen Widersacher erst gar nicht zu Wort kommen. „Suchst mich?" fragte er geradezu, al» der andere vor ihm stand. „Ah, woher", warf Meinhard uninteressiert hin und sah ins Tal zurück. „Ich wollt ein wenig an die Luft, und wenn ich an dir oorbeigegan- gen wär', hättest leicht denken können, daß ich dir bös bin." Thomas Züge entspannten sich. „Aber gestern sah's schon so aus, Meinhard." „Nun ja. gestern", bestätigte der andere mit einer geringschätzigen Handbewegung. „Gestern

war gestern, und heut ist wieder ein anderer Tag. Thomas sah ihn eine Weile fragend an. Meinhard war sonst nicht der Mann, der so schnell vergaß, der über das Gestern so leicht hinwegging. Aber herausfordern wollte Tho mas ihn ganz gewiß nicht. „Alsdann — gehen wir weiter, vielleicht magst mir helfen, den Koffer tragen?" „Ja. warum nicht." Meinhard nahm bereitwillig den Koffer auf, und sie gingen eine Weile schweigend neben einander her, bis er wie beiläufig meinte: „Als künftiger Adlerwirt würd

' ich mich an deiner Stelle weniger abplagen und einen Tragburschen für derlei Dinge halten." Thomas fuhr ihn erregt an: „Wenn du dock nur gekommen bist, mich auf zuziehen. dann jag's, Meinhard. Bisher Hab' ich der Regine noch nicht ja gesagt. Läßt sich alles noch gleicht ändern." Meinhard fand das recht wunderlich. War es also doch kein verabredetes Spiel gestern gewesen? Und war der Thomas wirklich so närrisch, wenn er sich bei einem solchen Antrag noch bedachte? Statt mit beiden Händen zuzu greifen?" „Wohin schleppst

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 4 von 10
Datum: 15.02.1944
Umfang: 10
er in ehrlicher Bewunderung hinzu. Regine kam an den Tisch zurück und stellte ein Glas roten Falernerwein vor den alten Herrn, hin. Sie hatte die letzten Worte des Kindes gehört. „Ich glaube, der Junge kann sich die Welt ohne den Onkel Thomas schon gar nicht mehr vorstellen", meinte sie mütterlich lachend. „Und ich weiß auch gar nicht, wo der Mann nur die Zeit dazu hernimmt. Den ganzen Tag über ist er in Haus und Hof auf den Beinen, früh der erste und abends der letzte, verhandelt mit den Gästen, bestellt

. Vielleicht hören Sie dort auch etwas über den Meinhard." Der alte Herr setzte vorsichtig das Glas wie der hin. „Glaubs schon, daß der Thomas hier alles allein machen muß, wenn die Hausfrau daheim mit närrischen Sorgen herumläuft", sagte er s mit schalkhaftem Lächeln. „Rost frißt Eisen — ist schon möglich, aber immer nur da, wo man das Eisen nicht blank hält." Damit erhob er sich. Vom Vorplatz her wurden Stimmen laut. Ein helles Lachen flatterte auf. „Die Stadtleut kommen zurück, da.will ich nicht länger

im Weg stehen. Frau Regine. Grüß mir den Onkel Thomas, mein Junge." Er beugte sich zu dem Kind hinab und strich ihm über das Haar. Dann reichte er der Frau die Hand. „Frau Regine, Kopf hoch." Sie beugte das Haupt mit der schweren, braunen Flechtenkrone. „Ich wills versuchen, Herr Pöltner." Während sich die Gaststube mit dem lustigen Stimmengewirr heimkehrender Gäste erfüllte, ging der Alte still und unbeachtet hinaus. Langsam schritt er über den weichen Wiesen teppich der alten Holzbrücke

." Der Alte fuhr etwas verlegen aus feinem beschaulichen Sinnen auf. „Ah — der Thomas —" Erfreut streckte er dem Näherkommenden die Hand entgegen, die dieser kräftig drückte. „Sie kommen von droben? Ein sauberes Häusel fetzt, der „Adler", gelt?" Thomas Ringkofler wies mit der kurzen Pfeife hinauf zu dem weißen Haus, und in seinen Augen glänzte der Stolz des Schaffenden.! „Schad, daß Sie grad damals beim Richtfest krank daheimlagen. Der Alte sah dem andern, der groß un- breitschultrig, ein Bild urwüchsiger

Kraft, vor ihm stand, aufmerksam ins Auge und sagte langsam: „Hab's droben schon der Regine ge sagt. wie gut mirs gefällt, das neue Haus Aber — ich sag's im Vertrauen — einen Feh ler hat's doch." Zum erstenmal, seit das Haus steht, hörte Thomas einen solchen Einwand. „Einen Fehler! So ein schmuckes Häusel? Ah — nein, Herr Pöltner." Der aste Schulmeister nickte. „Doch,' doch, Thomas. Einen sehr schweren Fehler sogar. Ist dir's gar nimmer aufgefal len?" In den offenen Zügen des anderen stand ehrliche

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 2 von 8
Datum: 21.02.1944
Umfang: 8
alles schon lang Z urück", sagte er mit einer abwehrenden hand- >ewe^ung. „Da könnt man viel darüber spre chen." Zu seinem Glück erschien die alteGundel wie der am Tisch. Sie stellte Fleisch und Gemüse yor Petra hin und nahm die im Eifer des Ge sprächs kaum berührte Suppe weg. „Dem Fräulein hat gewiß unsere einfache Suppe nicht geschmeckt?" fragte sie mit einem scharfen Blick auf Thomas, und ohne sich Mühe zu geben, ihren Unmut zu verbergen. Petra sah erstaunt aus Thomas, hatte sie die Alte gekränkt

? Alle Menschen waren hier scheinbar doch nicht so zutraulich und auf die Behaglichkeit der Gäste bedacht. Aber ehe sie noch etwas sagen konnte, war die Me schon wieder vor sich hinmurmelnd davonaegangen. Thomas war es nun doch etwas unbehaglich zumute, hatte er sich da mit seinem spielerischen Vorhaben nicht doch zu weit vorgewagt? Er kannte das alte Faktotum zu gut, zumal sie schon seit einiger Zeit mit ihm auf Kriegsfuß stand. Aber hier, in Gegenwart des Mädchens, hatte er das Gefühl

sie das gemeinsam aus Kopf und Hand geschaffene Werk. Eine andere Vorstellung würde auch gar nicht passen zu dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte. Werkenthin war sicher der beste Arbeitskamerad, den sie sich denken konnte. Am Nachmittag machte sie sich fertig, um wie der ins Tal hinunterzugehen. Thomas faß mit dem Jungen vor der Tür und schnitzte an dem versprochenen Holzpferd. Als sie aus der Tür trat, sprang er schnell auf, daß die silbernen Taler auf feiner schwarzen Scrmmetweste klingelten

. „Du..., Onkel Thomas.. ", mahnte der Kleine an seiner Seite. Doch Thomas hörte ihn nicht. Versunken sah er dem Mäochen nach. Aber seine Hoffnung, daß sie sich noch einmal umwen den würde, erfüllte sich nicht. „Onkel.... du...", Rudi ließ ihn nicht los und bohrte nach Kinderart weiter. Thomas sah zu ihm hinunter mit einem Blick, der von weither zu kommen schien. „Ja, Bub. hast recht, schaffen wir weiter." Er setzte sich wieder, und der Kleine kletterte auf die Bank und schlug seine kurzen Aermchen

um den hals des Mannes. „Rudi hat den Onkel auch immer lieb." Thomas befreite sich lachend aus feiner zu traulichen Umarmung. „So? Immer, sagst du? Und wenn der Onkel nun einmal weggeht von hier?" Der kleine Bub sah ihn zweifelnd an. Weg gehen? Der Onkel Thomas? Gab es denn so etwas überhaupt? Die plötzliche Erkenntnis, daß so etwas auch nur möglich sein könnte, erschüt terte das Weltbild, das in seinem Kindergemüt lebte. Ein verhaltenes Schluchzen wollte in ihm aufkommen. Doch dann, schon unter Tränen

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 3 von 8
Datum: 25.02.1944
Umfang: 8
, im 31.. Anna Trentinaglia geb. Stapf im 88. und Franz Wechner aus Strengen im 78. Lebensjahr. — In L o m p verschied Pg. Thomas Lang aus Innsbruck im Alter von 41 Jahren. — Der westum bekannte Franz Tipotfch vom Ziegelbrenner in R a m s - berg. ehemaliger llntermetzgerwirt in Zell a. Z., wurde unter zahlreicher Beteiligung der Bevölke rung zu Grabe getragen. Er hatte trotz eines lan gen Leidens ein Alter von 72 Jahren erreicht. — In h o ch f i l z e n starb nach längerem Leiden Joses Adelsberger, Besitzer

er dann und seine Stimm« schien wieder ganz die alte. „Seit dem frühen Nachmittag. Den Mühl- huber Hab ich in der Stadt getroffen..." Er sah sie fragend an. „Nun ja,.. den vom Dominikaner-Bräu... kennst ihn ja selbst... und der hat mich mit seinem Auto hergebracht. Er ist dann bald wie der weiter." Thomas sah sie an und nickte. Warum sagt sie nun weiter nichts? dachte er. Sie weiß doch alles — und nichts — kein Wort, keinen Fun ken Eifersucht? Also liebt sie mich vielleicht doch nicht? Sein Blick lag noch immer

auf ihr. Eine recht passable Frau ist sie, die Regine, sann er weiter. Wie sie so dasaß unter dem Hellen Lampenlicht, das Gesicht mit den dunklen, lebhaften Augen in munterer Lebensfrische strahlend, und dabei so voll Anteilnahme —, Thomas mußte dabei Vergleiche anstsllen, aus denen er keinen Aus weg fand. Aber worum quälte er sich denn mft solchen Vergleichen? Sein Platz war hier bei Re- gine —. bei Regine und ihrem Jungen. Und die andere, die sichs nun einmal in den Kopf gesetzt baue, dort oben zu bleiben

, aus dem es keinen Ausweg zu geben schien. Wie benommen sah er aus, als Regine ihn endlich in seinem Sinnen unterbrach. „Was ich noch sagen wollte..., der Mühl huber kennt sehr gut das Fräulein Lohausen." Befriedigt sah sie,' daß diese Mitteilung keinen sonderlichen Eindruck auf Thomas machte. „Er war ein Freund von ihrem seligen Vater. Cs tat ihm recht leid, daß sie nicht daheim war. aber er mußte heute noch weiter. Wenn morgen wer hinaufgeht, soll er ihr einen Gruß von ihm aus- richten. Vielleicht gehst

selbst nach oben?" Regine stellte diese Frage nicht von unge fähr. Aber sie blieb ohne Wirkung. Thomas gab auch jetzt nicht zu erkennen, wie er sich dazu stellte. „Werd sehen", meinte er nur wie beiläufig und schwieg wieder, um nach einer Pause fort zufahren: „Und sonst .... in der Stadt..., hast dort alles nach Wunsch gefunden?" „Ja", sie reichte chm die notarielle Beglau bigung des Besitztitels über den Tisch, „der Sorge bin ich zum Glück ledig." Er sah flüchtig darüber hinweg und legte das Papier

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Seite 10 von 10
Datum: 06.04.1943
Umfang: 10
, so aneinander gegeben. Noch während sie die schweren Goiserer anzog, war er bereits fertig. „Nicht zu weit —", sagte er, „ich will mir bloß mal die Südwand ansehen." „Noch immer die Südwand?" Er überhörte es. Nebeneinander schritten sie über das Geröll, das Eisen an den Schuhen klang. Es war noch immer klares Wetter, bei nahe warm. Der Schnee lag nur noch ver schmutzt und grau in den Rinnen und zwischen den mächtigen Felsbrocken. In der Luft schwebte ein seltsam herber Geruch. „Der Frühling", sagte Thomas

ihm, um soviel kleiner als er, beinahe zierlich anzusehen neben seiner ausladenden Gestatt. Die blaue Kappe trug sie in der Hand, der Wind fuhr ihr durch das volle Haar. Einmal sah Thomas sie wie fragend an mit den hellen Augen, die so tief blickten, und sagte: „Sieben Tage noch, Susann. Wozu kommen Menschen erst zusammen, wenn sie doch wie der —" Er vollendete nicht, schob das massige Kinn vor, als zermalme er die unausgesproche nen Worte einfach, zwischen den Zähnen. Das Herz schlug ihr hoch im Halse

etwas dazwischen —." Sie sah ihn voll an und nickte dann. „Ich weiß, Thomas. Eine Frau —." „Ja, Susann. Meine Frau." „Ianne —." Er schien gar nicht überrascht, fragte aber doch: „Woher wissen Sie das?" „Aus dem Hüttenbuch, Thomas. Ach, warum haben Sie das Hüttenbuch verbrannt. Es war doch ein Stück von Ihnen darin, und Ianne war darin, und ich —." Sie löste ihre Finger aus seiner Hand. „Soviel Leid in wenigen Worten, soviel Erlösendes, aber auch versteckte Sehnsucht. Und vor allem Ehrlichkeit, Thomas

sie. „Ja, Susann. Gerade Sie — „Und Ianne? Und das Kind?" Darauf antwortete er nicht sogleich. Es be gann bereits zu dunkeln. Susann wollte sich erheben. „Kein Licht niachen —", bat er. „Es soll alles noch so bleiben, wie es ist. Ein solches Licht macht unwirklich und wirkt störend auf das, was ich noch zu sagen habe. Sie müssen mich anhören, Susann —." Vom eigenen Leben erzählen, mag nicht im mer bequem und erfreulich sein; für einen Mann wie Thomas Lukas mußte dafür wohl erst diese besondere Stunde kommen

es kein Wieder kommen mehr zu geben schien. Menschen, Städte, Landschaften, rasüose Un ruhe zwischen wechselvollem Erleben, an allem durfte Susann teilnehmen, all das wurde von Thomas Lukas flüchtig geschildert und doch ein dringlich genug, daß ein Verstehen erwachsen konnte. Und dann war eine Frau da: Ianne. Was mußte das für eine Liebe gewesen sein, wenn er heute noch s o von ihr sprechen durfte, ohne Vorwurf, mit der unbedingten Hochachtung vor dem Menschen Ianne, aber auch mit einer Hoffnungslosigkeit

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