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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 9 von 24
Datum: 10.06.1899
Umfang: 24
B i* 4$ 4 §a Msch-ichtM"' Die. 1.3 1 am 10 Arms Die Rose und ihre Dichter. Eine Skizze von Dr. Arthur Winne. (Nachdruck verboten.) Die Rose ist eines der schönsten Geschenke, die die Mutter Natur uns bietet. Wessen Sinn nicht ganz der Schönheit fremd ist, der wird den Genuss der unerschöpflichen Reize dieses Meister¬ werks der Schöpfung, der wird das alljährlich sich erneuernde Schauspiel des allmählichen Wachs- ihums der Rosenknospe

und ihrer Entfaltung zur prangenden Blume als eine der lieblichsten Freuden anerkennen, die uns gegeben sind, und wird für die Blumenkönigin, die in den arktischen Regionen wie unter den Tropen getreulich beim Menschen aushält, ein Gefühl der Dankbarkeit empfinden. Dieses Gefühl hat seinen schönsten Ansdruck gefunden in den Huldigungen, die die Poeten der Rose dargebracht haben. Es giebt keine Epoche, die nicht Beiträge zu ihr geliefert hätte. Orient

und Occident, Antike und Neuzeit, Volksgesang und Kunstlied ver¬ einigen sich im Lobe der Rose, und wollte man die Namen der Dichter zusammenstellen, die in ihren Preis eingestimmt haben, es möchte von Hafis und Hesiod bis zu Jüngstdemschland kaum ein bedeutenderer Name fehlen. Doch darf man immerhin einzelne Perioden als eigentliche Blüthe- zeiten der Roienpoesie bezeichnen. Dahin gehört zunächst die persische Dichtung, deren große Namen, wie Firdust

, Djchelaleddin- Rumi, Saadi, Hafis u. s. w., in diesem Jahr¬ hunderte auch bei uns den Gebildeten geläufig geworden sind. Von ihr darf man mit Recht sagen, dass die Rose ihr Symbol, ihre Königin ist. Die ganze persische Poesie ist von einem betäubenden Rosendust durchzogen ; die Rose bildet das Grundmotiv von Landschaftsbildern, an sie knüpfen sittliche Betrachtungen an, sie ist das Sinnbild des lachenden Lebens, die holde Botin der Liebe

, die fröhliche Genossin des Rebensaftes. Dschelaleddin hat der Rose den begeisterten Preis gesungen : Die Welt umfasset nicht das Bild der Rose, Die Phantasie umfasset nicht die Rose, Die Rose ist ein Bot' vom Seelengarten, Und ein Diplom der Schönheit ist die Rose. Prophetenschweiß steht auf der Ros' in Perlen, Aus Neumonden ein Vollmond ist die Rose. Und Firdusi hat mit allen glühenden Farben des Orients die köstliche Rosen, eit geschildert

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 18 von 32
Datum: 31.12.1926
Umfang: 32
durch den Kontrast mit allem Gewohnten. Die Waldstille, die Rose bedrückte und ängstigte, schien der nervösen Ellen überaus köstlich, und nun gar Marholt selbst. — „Ich begreife nicht, rvie du mir solche Schilderungen von deinem Vater machen konntest. Er ist ja das präch tigste Original, das sich denken läßt, der reine Erbförster -Kuno. Wenn er auch mal ein bißchen heftig wird — was tut's? Ein rechter Mann must etwas Temperament haben." Rose war säst bestürzt. Also auch Ellen, die sonst so J-einentpft'Ndcnde

, ging mit fliegenden Fahnen zu ihrem Vater über'/ „Daß du so kalt neben ihm hergehen kannst, während er dich liebt —" „Das tut ec nicht," fuhr Rose auf. ,Kind, wo hast du nur deine Augen? Ich ha-ü's von Anfang an bemerkt und seh's noch jeden Tag, wie er dir mit den Augen folgt und wie fein Gesicht sich verklärt, sobald du ins Zimmer kounnst. Ich inöchte darauf schwü ren, er würde der beste sorglichste Vater von der Welt sein, sobald du ihm zeigen würdest, das- du ihn ein bißchen lieb hast

." „Ich kann aber nichts zeigen, was ich nicht euiPsinde," rief Rose heftig, um dann plötzlich abzllbrecheu. „Das heißt, fing sie nach einer Weile stochend an — „ich will ganz ehrlich sein,' cs hat schon Augenblicke gegeben, in denen es mich zu ihm hinzieyt. Es muß wohl so eine Art Naturtrieb sein: aber die Erinnerung an meine Mutter fährt mir immer wieder dazwischen. Er ist und bleibt der Mann, der stc mißhandelt und aus dem Hanse gestoßen hat, in einer Snlianslaune, in der er mich jetzt vielleicht an sein Herz nehmen

Marholt, dessen drastische Art sie amüsierte, und um seine Gesellschaft länger genießen zu können, bat sie ihn oft, sie mit ins Revier zu nehmen. Dadurch nötigte sie wiederum Rose, die sonst die Morgenstunden regelmäßig verschlafen hatte, sie zu begleiten. Marholt gehört zu den Menschen, die man erst tri ihrem Beruf sehe» mutz, um sie von ihrer besten Seite kennen zu lernen. Ernste Gewissenhaftigkeit, Berufstreue, innige Freude an der Natur, auch in ihren kleinen und kleinsten Dingen

, waren seine hervorstechenden Eigenschaften. Ge wiß, manch herzhafte Grobheit, manch kräftiges T onn er wart lies im Verkehr nrit seinen Arbeitern mit unter, aber daneben welch patriarchalisches Wohlwollen, welch nn- bc stecht icher Gerechttgkeitssinn. Es schien Rose zuweilen, als lernte sie einen ganz neuen Menschen kennen, einen Mensch, dem ihr Herz so sehr ent- gegenkmn, daß ihr oft war, als uu'isse stc es mit beiden ' Händen festhalten. — Und dann kam Ellens letzter Tag in der Försterei heran. Ter Nachmittag

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Seite 7 von 10
Datum: 23.03.1922
Umfang: 10
-Mahler. „So Gott will — auf Wiedersehen, Herr Ruhland." Noch einmal umkrampfte er ihre Hand. Dann gab er sie frei und trat zurück. Mit anscheinend ruhigem Tone wandte er sich an Rose, die inzwischen mü Heinz Lindner gesprochen hatte. „Nun kourm, Rose." _ Rose hing sich in ihres Bruders Arm. Sre nrckten em- ander noch einmal zu, die beiden Geschwisterpaare, und gingen dann auseinander. ^ , Rose und Gert legten langsam den Weg durch den Park zurück. Er hatte nur zu gut bemerkt, daß sie sich mehr

und intensiver mit Heinz Lindner beschafttgte, als es die Verhältnisse nötig machten. , . Eine Weile beobachtete er stumm ihr verträumtes Ge sicht, dann sagte er plötzlich: „Und was soll daraus werden, Rose?" Sie zuckte zusammen und sah verwrrrt zu ihm aus. ,LLas meinst du, Gert?" Er streichelte leise ihre Hand, öie ans seinem Arme lag. „Du weißt schon, was ich meine, Rose. Ich kenne dich zu gut. Heinz Lindner ist dir nicht gleichgültig." Da richtete sich Rose stolz empor. • . „Nun wohl — du weißt

sie ihn an. „So stehst du auf meiner Sette?" Er lachte leise vor sich hin. „Du ahnst nicht, wie sehr/' Rose stutzte. „Gert — was soll das heißen?" Er drückte ihren Arm. „Ist dir nichts ausgefallen? Frauen haben doch sonst in solchen Dingen viel schärfere Blicke. Aber du warst wohl zu sehr mit deiner eigenen Angelegenheit beschäf tigt und hast nicht darauf geachtet — daß Heinz Lindner eine sehr schöne und liebenswerte Schwester hat." Mit einem Ruck stand Rose still und sah zu ihm auf. „Gert! Du und Käthe Lindner

?" Er nickte. — ,Ha Rose. Und ich Habe auch de« Mul, «ach meinem Glück zu fassen." Roses Augen glänzten feit#. „Gert — lieber Gert." Sie hielten sich bei den Händen und lächelten sich an Und dann fragte Gert nochmals: „Und was wird daraus werden, Rose?" Da wurde sie ernst. „Bor Papa habe ich keine Angst, Gert. Aber Mama und Georg — das wird Kämpfe geben." Finster sah Gert vor sich hin. „Georg räume ich kein Recht ein, da hineinzuvedeu." „Er wird es sich aber amnahe». Und Mama tut

Alltagsleben, nicht aber mangelndes Verständnis für unsere Notlage und unsere Ziele Schuld an dieser Tatsache find, und so hoffen wir denn zuversichtlich, daß der neuerliche Ruf an die Mit glieder um Einzahlung des erwähnten Betrages nicht ungehört ver- hallt, sondern daß all« Säumigen sich unter Zahlung des Betrages JO — seine Zustimmung zu erhalten, wird Ni# schwer sein." „Dessen bin ich nicht so sicher, Rose. Man kann ui# wissen, wie er sich zu dieser Frage stellen wird, trotz seiner großzügigen

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Seite 11 von 24
Datum: 29.08.1931
Umfang: 24
Gert Nothberg / Elisabeth Merians Liebe Nachdem sie mit allen ein paar freundliche Worte ge wechselt hmte, legte sie die Hand wieder auf den Arm des Grafen Rahorst. „Ich wünsche mir Sie zum Tischherrn, lieber Graf. Ich mochte ein bißchen mit Ihnen plaudern", sagte sie harmlos, doch dabei ging ein höhnischer Blick ihrer Augen zu Rose von Hallern. Die konnte ihre Wut und Enttäuschung kaum verbergen, während Gras Rahorst der Fürstin die Hand küßte. „Ich danke Ihnen sür die Auszeichnung", sagte

, schade." Rahorst kannte die Fürstin, wußte, daß sie ihn ivie einen Sohn liebte und daher konnten ihn ihre Worte auch nicht kränken. Aber er wußte jetzt, daß er in den letzten Wochen das Gesprächsthema der ganzen Umgebung gewesen war. Seine Zähne knirschten aufeinander. Wenn er doch nur diesem Leben so schnell wie möglich entfliehen könme. Die Fürstin plauderte jetzt von etwas anderem. Sie wollte ihm Zeit lassen. Für Rose von Hallern hatte man schnell Lothar Braun, den Sohn des Landrates

, zum Tischherrn bestimmt. Er dachte humorvoll: „Ich kann etwas erleben. Die schlechte Laune der Gnädigen wird sich doch zweifellos auf mir entladen." Er ahnte richtig, denn Rose von Hallern konnte kaum soviel Selbstbeherrschung aufbringen, um mit ihm ein paar harmlose Worte zu wechseln. Immer wieder glitt ein böser Blick zu der alten Fürstin hinüber, die diesen Blick lächelnd bemerkte und ihr freundlich zunickte. Nach der Tafel kam das eigentliche Frühlingsfest im Park mit allerlei Ueberraschungen

für die Gäste. Das frohe Lachen und Plaudern war in jedem Winkel zu hören. Die Töchter des Landrates schienen cs darauf abgesehen zu haben, Fräulein von Hallern gleichfalls zu kränken. Sie waren sehr oft in der Nähe des Schloßherrn, der sich un gezwungen mit ihnen neckte. Rose von Hallern flüsterte ihrem Vater zu: „Bist du o naiv, daß du nicht siehst, wie man cs ab sichtlich darauf anlegt, mich zu kränken?" Hallern sah seine Tochter durchdringend an. Dann sagte er: „Und — und du meinst

, wenn nicht sein Schloß auch noch in die Hände d.eses Vampirs fallen soll. Wenn man dem Jungen dock» nur helfen könnte. Es bleibt ihm nnn ja beinahe tat achlich nichts anderes übrig, als die ein gebildete Rose zu heiraten. Jammerschade, daß er sich so verkaufen mutz." Klaus Ullrich von Rahorst hielt sich endlich wieder längere Zeit an Roses Seite. Sie ließ es ihn deutlich merken, daß er fit Ungnade gefallen war. Er lächelte nur darüber. So sprang man mit ihm nicht um! Da mußten sich die in Dudenhofen schon

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Seite 11 von 20
Datum: 20.07.1935
Umfang: 20
Oie Menschen nennen Nomon VON Klaus Grolenburg es Liebe Bon der ziemlich anstrengenden Wanderung glühte Lisas Gesicht, während ihr goldblondes Haar in der Sonne flim merte. Sie sah nicht, wie Roses Blick längst von der Land schaft abschweifte und gebannt auf ihr ruhte. So, mit ganzen Büscheln der Flora im Arm, erschien sie selbst wie eine Blume, und Rose wußte, daß sie dieses Bild nie würde in der Erinne rung löschen können. Als sie sich nach tiefster Versonnenheit wandten, standen

hervor. Als Rose den Blick nach oben wandte, sah sie das Kirchlein von S. Maria del Soccorso mit der goldschimmernden Statue eines Madonnenbildes. Egon von Plettenborn trat zu den Damen. „Großartige Natur, was, Lisa? Doch etwas anderes als in Deutschland. Solch ein Dasein ist doch gewiß des Lebens wert!" Lisa nickte. „Ja, es ist himmlisch schön hier und doch — lache mich nicht aus, Egon, aber, als ich vorhin die üppigen, gelben Büsche erblickte, stand mit einem Male der blühende Ginster unserer

von Plettenborn, von diesem Humor an gesteckt, aus seiner sonstigen Reserve herausging. Nicht einmal Marmorfragmente waren noch zu finden, aber zwischen den Mauern blühten lustig Zitronen, grünten die Feigen, und in den einstigen Gemächern Cäsars hatte der Wächter dieser versunkenen Herrlichkeiten Beete von Arti schocken angelegt. „Oh, über diese profane Welt", rief Rose lachend. Nach gründlicher Umschau traten sie den Rückweg an, und zwar cn dem nahen ehemaligen Leuchtturm vorbei. Wenige Schritte davon

entfernt fällt der Fels fast tausend Meter tief senkrecht ins Meer hinab. Schaudernd standen Lisa und Rose und blickten in die abgrundtiefen Fluten. „Alfonso sagt mir eben, daß hier die Stelle sein soll, wo der grausame Tiberius feine Opfer ins Meer stürzen ließ. Dieser kahle Felsenvorsprung führt den Namen II sah» di Tiberio (der Sprung des Tiberius)." Lisa schauderte leicht zusammen und schmiegte sich unwill kürlich an Rose. „Oh, wie furchtbar", kam es leise von ihren Lippen. „Furchtbar! Ja, gewiß

, die sich aller dings abgewendet hatte, jedoch jedes Wort haarscharf ver stehen mutzte. Er riß plötzlich, ganz unvermittelt, Lisa an sich und preßte seine Lippen in ihr duftiges Haar, während es fast aussah, als dränge er sie dem Abgrund zu. „Aber allein Lisa, würde ich niemals gehen niemals ohne dich", zischte er leise Hatte sie das deutlich hinter sich gehört, hatte der Mann mit den lodernden Augen Dies tatsächlich gesagt oder spielte ihr nur ihre erhitzte Phantasie einen Streich? Rose von Saßberg

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Seite 15 von 24
Datum: 14.11.1931
Umfang: 24
es dich. Jetzt wirst du ruhelos sein, du wirst zittern müssen, weil auch du erledigt bist, wenn man den einstigen Komplicen fängt." Hallern selbst führte den ungebetenen Gast in eines der Fremdenzimmer. Der erstaunt aufhorchende Jean war der erste, der es erfuhr, daß ein alter Bekannter sich einen Scherz erlaubt habe. Jean verbeugte sich tief. Und diese Verbeugung verbarg das höhnische Lächeln um seinen Mund. Rose wies es weit von sich, sich mit dem Freunde ihres Vaters zu unterhalten. Was für ein Mesch war das? Die Manieren

verleugneten nicht ganz den einst gut erzogenen Menschen, doch der unstäte Blick flößte ihr Furcht und Wider willen ein. Sie konnte ihren Abscheu kaum verbergen. Justus Kern quittierte darüber mit höhnischem Lächeln. Einmal sagte Ro'e: „Vater, welches Geheimnis verbindet dich mit diesem Men schen, daß du nun gezwungen bist, ihn hier bei uns zu dulden?" Hallern schwieg. Da ging Rose still hinaus. Und er, der Fremde, blieb! In Hallern aber wühlte wieder der Teufel. „Mache dich frei von ihm," sagte die Stimme

Tag und Nacht. Und Hallern lieferte sich dem Teufel aus. In einer Nacht, in der er sich wieder schlaflos auf seinem Bett hin- und her- wälzte, beschloß er, den Kumpan aus dem Wege zu schaffen. Wie aber? Sie hatten gestern von der Jagd gesprochen. Und Hallern beschloß jetzt, daß es auf der Jagd geschehen sollte. Dieser un heimliche Mensch mußte aus dem Hause. Da er nicht freiwillig ging, so mußte man nachhelfen. — — Rose ging an einem kühlen Septembermorgen an der Schloßmauer von Rahorst entlang

. Sie war diesen Weg Schon oft gegangen, immer in der stillen Hoffnung, Klaus Ullrich von Rahorst zu begegnen. Bisher war diese Hoffnung leider immer vergeblich gewesen. Auch heute sah sie ihn nicht. Dafür aber erspähte sie etwas anderes! Fräulein Merker, die Gesellschafterin der Gräfin Rahorst, gab sich an der kleinen Parkpforte ein Stelldichein mit einem Mann! Vorsichtig schlich Rose näher und da erkannte sie zu ihrem I größten Erstaunen den Rechtsanwalt Barthels! Sieh da, so also standen die Sachen. Deswegen

war das Mädel im Schloß. Der reiche, alte Junggeselle wollte sein Ver hältnis in nächster Nähe wissen. Das war sehr interessant. Also hatte das alte Wort: „Stille Wasser sind tief" wieder einmal recht. Nun, diese Entdeckung konnte in den Augen der Gräfin genügen, die Gesellschafterin zu entfernen. Deren süße blonde Schönheit war Rose nun einmal ein Dorn im Auge. Sie haßte dieses Mädchen mit den seltsamen Augen und den wun dervollen, rotblonden Locken. Rose blieb unter dem Gebüsch stehen

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Seite 13 von 14
Datum: 03.03.1924
Umfang: 14
Interessantes." Dann lud ste ihre Gäste ein, auf der Terrasse Platz zu nehmen, und so saßen sie noch eine Weile. Es lag etwas Traumhaftes über der ganzen Szenerie und etwas Traumhaftes über ihrer Unterhaltung. Das wurde erst anders, als auch Miß Clara herauskam, Eine halbe Stunde später verabschiedeten sich die Herren. * Am nächsten Tage fuhr Gladys mit Rose-Marte zu Garrings. Auch sie bewohnten eine wunderschöne Billa, die inmitten eines großen Gartens tag. Mistreß Garring führte ihrem Gatten selbst Rose

-Marie Dernburg mit einem vielsagenden Lächeln zu, und ste ge wann mit ihrem jugendlichen Liebreiz bald sein Herz, so daß er mit der Wahl seines Sohnes völlig ausgesöhnt war. woraus er auch Dick gegenüber kein Hehl machte, so daß dessen Freude keine Grenzen kannte. Als sein Vater sich von den Damen verabschiedet hatte, um noch an einer ge schäftlichen Konferenz teilzunehmen, überlegte Dick, wie er ein Alleinsein mit Rose-Marie herbetführen könnte. Ganz unverfänglich fragte er sie deshalb

, ob er ihr nicht Park und Blumengarten zeigen dürfte. Rose-Marie sah unsicher zu ihm aus und sagte dann etwas befangen: „Gern — wenn ich darum bitten darf." Dick warf Gladys einen kurzen Blick zu, und sie ver stand gut genug in seinen Zügen zu lesen, um sofort sich bereit zu erklären, inzwischen Mistreß Garring Gesell schaft leisten zu wollen. So schritt Rose-Marie alle!« mit Dick hinaus in de« vlüten schweren Garten. Altfangs gab sich Dick noch eine Weile völlig harmlos und zeigte Rose-Marie

: „Ich möchte von Ihnen Höven, ob Sie mir so viel Ver trauen entgegenbringen können, daß Sie Ihre kleine Hand ohne Bedenken in die meine legen möchten. Sie müssen ja längst wissen, daß ich Sie liebe, Rose-Marie. Mein Herz gehört Ihnen vorn ersten Augenblick an, da ich Sie ken nenlernte. Und habe fest darauf gehofft, daß auch Sie mich lieben werden. Rose-Marie — süße, liebe Rose-Marie — habe ich in meiner Sehnsucht nach Ihrer Liebe zuviel ge sehen, oder ist es wahr, daß Sie mich wieder lieben?" Rose-Marie

war jäh erblaßt. Ihre Hände, die er ersaßt hatte, zitterten tn den seinem „Mister Garring — was soll — was darf ich Ihnen ant worten?" flüsterte sie. „Was Sie fühlen, Rose-Marie, die Wahrheit will ich wissen". Sie atmete erregt unö sah ihn unruhig und beklounneir an. „Tie Wahrheit? Oh, Mister Garriug — ich — ich habe Sie liebgehabt, seit ich Sie das erstemal gesehen habe! Aber — ach mein Gott, was soll daraus werden?" Da schloß er sie fest in seine Arme und zog sie an sein Herz. „Ein närrisch

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Seite 5 von 16
Datum: 15.04.1922
Umfang: 16
hinter den Werken trafen ste nttt Rose zusammen, die sich eben von ihren Schützlingen getrennt hatte. Ste hängte sich in des Vaters und Bruders Arm und hielt mit ihnen Schritt. In harmonischem Frieden nahm die Familie Ruhland ihr Mittagsmahl ein. Nach Tisch zogen sich die Eltern zu einer kurzen Ruhepause zurück. Danach pflegten sie ge meinsam mit ihren Kindern eine Tasse Mokka zu nehmen, ehe die beiden Herren wieder nach den Werren gingen. Bei Tisch hatte die Kommerzienrüiin Rose versprochen, daß sie morgen

vormittag einmal nach der Wiese kommen und sich ihre kleinen Schützlinge ansehen würde. Darüber sprach Rose nun beglückt mit den, Bruder, als sie mit ihm allein war. ,/Wcißt du, Gert, ich freue mich so sehr darüber, weil das wieder ein Zeichen ist, daß Mama unfern Leuten nicht mehr so ablehnend gegenüber steht. Mir ist bei solchen kleinen Siegen immer zumute, als sei nun wieder ein Stückchen von der Schranke gefallen, hie mich nock, von meinem Glück trennt," sagte sie. Gert faßte ihre Hand und sah

sie strahlend an. „Rose. lie-be Rose, ich werde jetzt gleich eine tüchtige Bresche schlagen in die Schranke. Du sollst es zuerst wissen, denn dich betrifft es wie mich — Papa hat mir seine Zustimmung zu meiner Herzenswahl gegeben. Ich darf um Käthe Lindner werben." Rose wurde vor Erregung erst blaß, dann rot. „Ist das wahr, Gert?''" fragte ste atemlos. Er nickte. .Jla doch! Heute vormittag habe ich mit Papa gesprochen. Er war einzig gut und vornehm in seiner ganzen Art — kein Wort des Tadels oder Zweifels

. Restlos billigte er meine Wahl. Du siehst daraus, daß auch deine Neigung seine Zustimmung haben wird. Nrrn rate ich dir, Heinz Lindner zu bestimmen, nicht länger mehr zu zögern." „Das will ich tun, Gert. Ich habe ihm bisher zugeredet, noch zu warten. Ich wollte Papa erst noch ruhiger haben, damit er auch für Heinz' Erfindung das nötige Interesse hat. Nun soll er aber nicht länger zögern. Sobald ich mit ihm zusammentresfe, will ich es ihm sagen." „Nun gut. Aber nun brauche ich deine Hilfe, Rose

. Ich muß Käthe Lindner ungestört sehen und sprechen kön nen. Zwar könnte ich frank und frei zu ihrem Vater gehen und um ihre Hand anhalien. Aber das behagt mir nicht. Erst will ich ihr allein sagen, wie es um uns steht. Wie soll ich aber zu einem Alleinsein mit ihr kommen? Dazu mutzt du mir helfen. Du bist eine Frau und Frauen sind in solchen Dingen viel erfinderischer als wir Männer. Also hilf mir schnell, liebste Rose — daß ich meine Käthe sprechen kann." Rose lächelte schelmisch. „Nichts leichter

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Seite 14 von 24
Datum: 05.02.1927
Umfang: 24
. die er in der Tat heute noch hatte niederkäniPsen müssen, und fuhr geduldig fort: „Mir ist das um so schmerzlicher, als ich, wenn auch unter einem Borwand, so doch in Verfolgung eines ganz besti-mmten Zweckes kam, der mir sehr am Herzen liegt." Er machte eine Pause. Rose bewegte sich unruhig hin und her. Aus allen Kräften kämoste sie gegen den Bann, in den seine Blicke sie schlagen wollten. „Fräulein Marholt können Sie nicht denken, was das fiir ein Zweck ist?" — Er kam ihr ganz nahe und sah sie an, bittend

, zwingend. Vor ihren Augen flimmerte, vor ihren Ohren rauschte es. Aber im letzten Augenblick ritz sie sich mit verzweifelter Willensanstrengung los. Fest begegnete ihr Blick dem seinen. „Zum Raten gehört Zeit, und ich fürchte, die meine ist gemessen. Ich darf meinen Vater nicht länger warten lassen. Guten Abend, Herr von Rössinck." Ehe er sich noch von seinem Erstaunen erholt hatte, war sie schon an ihm vorbei und den Waldweg hinunter. Rose eilte heimwärts, blind und taub gegen alles um sie her

war. Schon während Rose oben in ihrem Zimmerchen Hut und Schirm ablegte, überfiel es sie wie tiefe, schwere Traurigkeit. — „Nun sehe ich ihn niemals wieder," sagte sie leise vor sich hin. Fast erschrocken sah sie sich um. Hatte sie das eben selbst gesagt? Schlaff sanken ihre Arme herab, und ehe sie sich's versah, rollten ihr die Tränen über das Gesicht. Die Störche auf dem Giebel der Psarrscheune hatten als hochgeborene Leute, die sie waren, längst die Reise nach dem Süden angetreten

, und auch die Kraniche scharten sich zur Fahrt. Der Herbst ging durchs Land. Wohl stand noch der Wald wie ein buntfarbiger Wall scheinbar unversehrt, aber doch gestattete das Laubdach der Buchen dem Himmel schon bedeutend freieren Durch blick. Tag fiir Tag sah Rose die Blätter fallen und wünschte, datz es doch schneller geschehen möge. Sie hatte ein un- unklares, törichtes Gefühl, als müsse alles wieder gut werde:,, wenn sie nur diese Zeugen des Sommers nicht mehr täglich vor Augen habe. Ihr war, als mühten Win

— was hilft dem Vogel, der der Schlinge entrann, die Freiheit, wenn ihn, dabei die Schwungfedern gebrochen wurden? Was für seltsames, hartes Verhängnis war es doch, datz thr Herz sie gerade zu dem Manne hatte hinziehen müssen, der ihr vor allen anderen verwehrt war. Hier standen zwei Naturstiinmen gegeneinander, die sich streng die Wage hielten. Auf welche man auch hören mochte, die andere würde immer zu einer unerbittlichen Anklägerin werden. Rose hatte Werner nicht wiedergesehen, auch wenig

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Seite 20 von 32
Datum: 18.12.1926
Umfang: 32
doch nicht hevbetlnssen. Was Hütte es auch nützen sollen? Borurtetle, so meinte er, mutzten von Untat heraus be siegt werden, mit Argumenten war ihnen nicht beizu- kommen. Ais Rose eitws Abends in der Dümmevmtg aus dem Dorse heimksyrte, begegnete ihr nahe der Försterei eine Frau, die ihr den Weg vertrat und alsbald ans sie ein* zuschwüdronicren begann. Die Person begleitete thre Rede mit ungemein lebhaften Gesten, während unter dem weiten Kopftuche ein paar unruhige Zigeunerangen

sich aus jede Stelle in Roses Anzug hefteten, wo etwa eine Lasche verborget! sein kottttte. Die ganze Erscheinung hatte etwas Fremdartiges, was durch den ausländischen gutturalen Akzent noch verstärk! wurde. Etwas ängstlich trat Rose zurück. „Wer sind Ste, was wollen Sie von mir?" Nun ging eine lange Jannnergeschtchte los von einem treuen Familienvater, der in unverschuldetes Elend geraten sei. „Hat sich geholt ein bißchen, ach gar so ein bißchen Holz ans ’m Wald, weil cr's nicht könnt mit ansehen, wo die Müder

frieren,' hat gedacht, Wald is groß und der Herr gott läßt für alle wachsen. Aber Patt Förster ist hart und ltat lassen Hausdurchsuchung hallen, und da haben sie gesunden die eine kleine Birke. Und mcitl Mann ist sich gekommen in Gefängnis, weil et's so gut mit uns ge- meint hat. Ach, schönstes, gnädiges Fräulein —" Ehe Rose sich's ttoch recht versah, hatte das Weib Len Zipfel ihres Jacketts ergriffen und an die Lippen gedrückt. Sie wurde ganz ausgeregt. Gewiß, diese Worte sprachen von Höchster

BerzwEtttng einer Mutter, die die Ihren darben sieht, und diese Berzweifltmg hatte die unnötige Härte ihres Vaters verschuldet. Die schlaue Polin merkte, daß hier höchstwahrscheinlich etwas zu erobertt sei. „Gnädiges Fräulein haben ein weiches Herz, ich seh's, sind nicht wie der Vater. Herr Vater ist hart — schenken gnädiges Fräulein mir was." Rose atntete hastig. Wie stimmte doch alles, was ste sah und hörte, zu dem Bilde, das sie sich von ihrem Vater gemacht. „Wo wohuetl Tie denn?" „Ach, im Poggelow

, gnädigstes Fräulein. Ta recht ein Ort für arme Leute," knickste sie. „Rose!" rief Mavholts Stimme vo-u Hofraum her, „komm herein. Was treibst du da?" Eine trotzige Antwort kam ihr mtf die Lippen, aber da die Polin schleunigst davon stob, blieb ihr doch nichts ! übrig, als ins Hans zurückznkehren. „Ich liebe das nicht, daß du des Abends so spät allein draußen bist," sagte Marholt, der sie an der Tür erwartete. Er hatte sich im Geheimen schon um sie geängstigt, wollte dies aber nicht eingestehen

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Seite 11 von 12
Datum: 02.08.1917
Umfang: 12
, kein Zierat liegt, nur die Kappe des Toten und sein Bajonett: gleichsam ein stummer schlichter Nachruf, der großartiger und ergreifender wirkt, als aller funebre rPunk. Keine einzige Frau ist in der -rranergesellschast, man hört auch kein Wehklagen, sieht kein tränendes Auge. Nur schweig same und in korrektem Ernst geradeaus blickende Ossi- ziergesichter. Tann .„Habt acht!" und „Halbkoinpagnie 31 (Nachdruck verboten.) Die Rose vom Rhein. Roman von Erich Friesen. Sofort nach jener furchtbaren Katastrophe

, die die kaum Vermählte zur Witwe machte, hatte Graf Liljenström mit ihr und ihrer Mutter den Ort verlassen wollen, der solche Fülle trüber Erinnerungen für beide barg. Doch Rose hatte sich aufs entschiedenste geweigert. Als sie gehört hatte, daß Walter v. Hochstedt, den sie tot wähnte, noch lebte, daß die Aerzte die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hatten, ihn am Leben zu erhalten, — da mar ein Frohlocken durch ihre Seele gegangen, wie sie es bisher noch nie empfunden hatte. Nicht, daß sie mehr daran

die Bitte nicht erfüllt würde. Die nächste Stunde schon land Rose tmf dem Wege naä> der Villa Eden» „Er verlangt nach dir!" jauchzte ihre Seele. Und eine wundersame Ruhe, ein weihevolles Glücksgefühl war bei diesem Bewußtsein über sie gekommen. Frau Gisela v. Hochstedt selbst empfing die junge schwarz gekleidete Frau auf der Schwelle ihres Hauses und ge leitete sie nach dem Krankenzimmer, dessen Tür sie leise öffnete und sich dann zurückzog. Rose zögerte einige Augenblicke, bevor sie eintrat

. Un willkürlich griff ihre Hand nach dem Herzen. Wie würde sie ihn finden, den geliebten Mann? Dann bezwang sie ihre zitternde Erregung und trat näher. Ach, wie hatte er sich verändert, der ehemals so kraft- volle, gesundheitstrotzende Jüngling, als den Rose ihn ge kannt! Was hatten die wenigen Wochen hohen Fiebers und qualvoller körperlicher Schmerzen aus ihm gemacht? Die Augen hatte er geschlossen; aber sie waren von tiefen Schatten umgeben. Und das Gesicht war so schmal und bleich! Ach, so bleich

! Nur auf den Backenknochen glühten zwei große Fieberflecken. Er schien ihr Eintreten nicht bemerkt zu hoben. Ganz still lag er da. Aber deutlich hörte sie die leise gehauchten Worte: „Rose — liebe Rose wo bist du? . . . Kommst du nicht — Rose Rose * Tiefbewegt beugte das junge Weib sich über ihn und legte die kühle Hand auf seine heiße Stirn . . . Wie von einem Magnet angezogen, öffnete der Kranke die Augen. Groß und voll blickte er die Geliebte an, ohne ein Zeichen der Ueberraschung. Nur ein glückseliges Leuch- ten

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 2 von 16
Datum: 23.06.1904
Umfang: 16
nadelnsitzen „aus Rosen gebettet sein". Wir be¬ gnügen uns mit dem Bilde, mit dem Vergleiche. Könrg Antiochus schlief tatsächlich auch im Win¬ ter auf Rosen. Beneidenswerter? und doch nicht beneidenswert, denn: „Keine Rose ohne Dornen!" Die schöne Sitte der Perser, in Weinflaschen statt der Stöpsel Rosen zu stecken und sich am Abrizensest Rosen ins Gesicht zu werfen, dürfte einigermaßen bekannt sein. Bei uns wirft man sich, ohne daß inan

auf ein Abrizensest warten müßte, auch zeitweise etwas an den Kopf — Grobheiten, und ins Gesicht — Schmähungen. Zum Unterschied vom modernen Rosenmon- tag kannten die Römer einen Rosensonntag, an dem man stets eine Rose (Dominien in rosis) feierlich weihte. Die Sitte, daß die Päpste am vierten Tage der Fasten eine goldene Rose weihten, um sie einem fürstlichen Freunde zum Geschenk zu machen, soll ins 11. Jahrhundert Kurückgehen. Daß .es neben

dem Rosengarten in Tirol auch einen in Solothurn gab, dürfte den we¬ nigsten bekannt sein. Wenn sich nämlich am Hohannistage die Bürger von Solothurn zur Wahl ihres ersten Magistrates versammelten, trug jeder eine Rose in der Hand; daher hieß diese Versammlung früher Rosengarten. Woher diese Sitte stammt, ist unbekannt. Zu Pruvins ernannten früher, es ist aller¬ dings schon lange her, die Gärtner alljährlich einen Posenkönig (Roi äos Uosiers

nur lausen konnte, war mit Rosen am Haar oder im Gürtel oder Knopfloch in die Kirche geeilt. Beim „Magni- ficat" wurde der neue König aus den Thron erhoben, und als die Worte: ..Dexosmt xo- tsotoä cke Lecke et exaltavit vamiws , ertönten, mußte ihm sein Vorgänger alle Insignien der Macht überreichen. Es würde zu weit führen, alle Episoden, Ge¬ schichten, Anekdoten und Märchen hier anzu- sühren, in denen die Rose eine Rolle spielt

. Auch aus dem Gebiete der Kunst hat sie eine hervorragende Rolle. Man kann auch fast mit Sicherheit sagen, daß es selten einen Dichter gegeben hat, gibt oder geben wird, dem die Rose nicht bei Darstellung von Gefühlen, in Bildern und Gleichnissen nicht ausgeholfen hat. Schon der alte Homer tat dies. Und wenn ein GymNasist noch so nachlässig die Lektüre der Ilias oder Odyssee betrieben hat, die Beiworte „rosensüßig", „rosenbnsig" und „rosenfingrig

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 19 von 20
Datum: 22.03.1924
Umfang: 20
als ich weiß um die Schuld meines Vaters, die allein die unüberbrückbare Kluft zwischen Ihnen und mir anfgerissen hat. Ich lege dieses Schuld bekenntnis meines Vaters vertrauensvoll in Ihre Hände. Ich weiß. Sie werden es mir ersparen, vor der Welt für meinen Vater erröten zu müssen. Bitte, ver nichten Sie das Schriftstück, wenn Sie es gelesen Haben. Und, ich bitte Sie herzlich, sagen Sie Rose-Marie nichts davon, wessen Tochter ich bim Ich bin ja schon so arm geworden, weil ich meine Liebe opfern muß

, lassen Sie mir wenigstens in Rose-Marie die geliebte Freundin. Gönnen Sie mir das armselige Glück, ihr Liebes und Gutes tun zu dürfen. Wir gern hätte ich mehr für sie getan, um zu sühnen, was mein Vater verbrach! Ich wagte es aber nicht, um mein dunkles Geheimnis nicht zu verraten. Wie ich darunter gelitten habe, verstehen Sie viel leicht, Hans Dernburg! Die Schuld meines Vaters habe ich mit meinem Lobensglück bezahlen müssen, mit einem Glück, so groß und so leuchtend

, wie ich es nur tn meinen sehnsuchtsvollen Ndädchenträmnen wünschen konnte. Ich schäme mich nicht. Ihnen das offen einzu- gostelien, weiß Ich doch, daß auch Sie mich geliebt haben. Ob Ihre Liebe diese Beichte überdauern wird, iveitz ich nicht,' ich weist nur, daß ich Ihnen wünschen mutz, daß dieser Brief in Ihrem Herzen die Liebe für mich aus löscht. Denir Sie sollen um meinetwillen nicht unglück lich werden! Vergessen Sie mich, iveil ich die Tochter meines Vaters bin. Ich sende Ihnen diese Zeilen durch Rose-Marie

. Wenn Sie dieselben erhalten, bin ich schon auf dem Weg zu meiner Hazienda. Ich kann Zbnen jetzt ittcht be gegnen, muß erst Ruhe und Fassung zurückerlangen. Ich werde auch in Zurunft Ihre Nähe melden, so viel ich rann, und den grössten Teil des Jahres ans meinem Landgut leben und nur nach Frtsko kommen, wenn es unbedingt nötig ist. Und auch da werden wir einan der aus-weichen können. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Ich werde Rose-Marie Mitteilen, daß mich Geschäfte auf meine Hazienda rufen. Sie bleibt unter . Miß

Claras Obhut in meinem Hause, wenn Sie es ge statten wollen. Bitte, erlauben Sie es ihr und erspa ren Sie es mir, vor Rose-Marie erröten zu müssen. Ihnen allein bin ich nach dem, was heute geschehen ist, Offenheit schuldig, ich konnte Ihre Verachtung nicht er tragen. Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen Schmerz bereiten mußte, ich trage ja selbst soviel größeren Schmerz! Lassen Sie mir den Trost, daß Sie mir verzeihen, daß ich Ihnen so lange verschwieg, wer mein Vater

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 12 von 12
Datum: 26.02.1924
Umfang: 12
Garring ist, wie ich weiß, der einzige Sohn seines reichen Vaters. Er wird nicht ernstlich daran denken können, ein armes Mädchen, die Gesellschafterin seiner Freundin, heimzuführen. Es liegt eine so große Kluft zwischen den beiden." Gladys lächelte schelmisch, „Mein Frenrrd Dick ist ein sehr girier Baumeister und wird es schon verstehen, eine Brücke über diese Kluft zu schlagen, die ich übrigens nicht anerkenne. Wahre Liebe überwindet alle Hindernisse. Rose-Marie ist schön, jung, gesund

und von tadelloser Erziehung. Sie besitzt ein gutes Herz, vornehme Gesinnung und einen lauteren Charakter. Daß sie arm und er reich ist, scheint mir der einzige Unterschied zu sein. Aber für Dick ist das be stimmt kein Hindernis. Er ist reich genug für beide." „Aber seine Eltern?" Gladys lachte leise. „Die liberlassen Sie ruhig Dick. Seine Mutter wird nichts einzuwenden haben, sobald sie Rose-Marie kennen- kernt. Und sein Vater? Der wird als guter Geschäfts mann versuchen, Dick zu überzeugen, daß ein reicher

. Und dann wird er sich Rose-Marie anseben, wird schmunzeln und wahr scheinlich dasselbe sagen, was mir Dick schon in allen Tonarten versichert hat: Sie ist entzückend. Und es wird dann alles in bester Ordnung sein." Hans Dernburg strich sich iiber die heiße Stirn. „Sie sprechen von dieser Möglichkeit, als sei dabei nichts Beunruhigendes, nichts Besorgniserregendes. Aber ich kann mich doch nicht von dein Gedanken befreien, daß Sie mir alles in einem zu rosigen Lichte malen." Sie nickte. „In einem sehr rosigen Lichte

, allerdiiigs, denir ich habe meine Freude daran, diese junge Liebe aufblüben zu sehen. Ueber meinen Freund Dick war ich ja längst im kmren, aber nun sehe ich mit Vergnügen, daß er täglich mehr Boden in Rose-Maries Herzen gewinnt. Glauben <£i" mir, in spätestens einem Vierteljahr ist Rose-Marie Dick Garrings Braut, wenn seine Ungeduld diesen Ter min nicht noch näher rückt. Erinnern Sie sich, daß er von dem brennenden Wunsch beseelt ist, mit Rose-Marie ein Kilo Salz zu essen? Er versalzt sich alle Speisen

, um dem Zeitpunkt näher zu kommen, wo ihm Rose-Marie ihre Meinung über ihn sagen soll. Es soll mich nicht wundern, wenn bei diesem gegenseitigen Meinungsaustausch eine Bcrlvbnng zustande kommt. „Vielleicht ist es aber nur ein flüchtiges Wohlgefallen, was er für meine Schwester hegt." Sie seufzte lachend. „Sie sind wirklich hartnäckig! Wenn Sie Dick kennen würden, wie ich ihn kenne, würden Sie ganz beruhigt sein. Ick hafte mit meinem Wort dafür, daß er Rose-Marie nickt so deutlich sein Empfinden verraten

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Seite 12 von 20
Datum: 22.01.1927
Umfang: 20
." „In anderen auch nicht. Er ist ganz aus der Art ge schlagen." „Wer war der Herr eigentlich?" fragte Rose, „ich verstand den Namen nicht genau,' von Röder, nicht wahr." Die Pastorin hakte Rose ein und ging ein paar Schritte mit ihr den Weg hinunter. „Nicht Röder — von Rösfinck" sagte sie betont, indem sie das junge Mädchen ansah. — — Erschrocken blieb Rose stehen. „Doch kein Sohn von dem Grotz-Werlitzer?" j „Allerdings." Sie wurde ganz rot. > „Hätte ich das gewußt, so wäre ich gegangen." „Das kann ich mir denken, liebes Kind

, aber so etwas läßt sich nicht durchführen. Es ist mir ohnehin immer wie ein Wunder gewesen, datz Sie mit der Familie bisher so absolut nicht in Berührung gekommen sind. Es wird sich auch immer schwerer vermeiden lassen, je mehr Ihr Name bekannt wird, und was nun Werner anlangt, so werden Sie sich ans Begegnungen mit ihm gefaßt machen müsset!, solange Sie bei uns sind." „So werde ich fern bleiben," sagte Rose fast trotzig. „Liebste," sagte die Pastorin, „nun gehen Sic aber »zu weit. Natürlich

; er — ?" „Kein Wort. Er war damals ein kleiner Junge, und dann ist ja, wie ich Ihnen sagte, die Geschichte dank Ihrem Water sehr wenig unter die Leute gekommen. Nein, Liebe, geben Sie sich nur immer so unbefangen wie heute. Wer ner verdient es wirklich nicht, datz um» chm mit Vor urteilen entgegenkommt." Aber die letzte Versicherung fand dennoch keinen recht«; Boden bei Rose. Nein, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ, mit dem Sohne des alten Rössinck zusammenzutreffen, so wollte sie durch kühle

war glücklicherweise lang genug, um bis zum Ende zu kornmen," erzählte Rössinck im Laufe des Gespräches. „Werke, deren Verfasser man persönlich kennt, haben im- mcr einen eigenen Retz. Alan sucht nnmillküüich nach Beziehungen zwischen dem Menschen und dem Schrift steller." „Haben Sie welche gefunden?" fragte Rose interessiert. Sprich mit einer Schriftstellerin über ihre Arbeiten und Du wirst sie immer fesseln. Rose vergaß im Eifer des Gesprächs den letzten Rest ihrer Vorsätze. Er lächelte. »Ich glaube

mit in die Pfarre und richtete sich offenbar zu längerem Bleiben ein. Jetzt endlich machte Rose den Versuch, die nötige Distanz innezuhalten. Sie vertiefte sich mit Elisabeth Mansfeld in eine mehr ein gehende als interessante Unterhaltung über die Anferti gung eines gewissen Klöppelmnsters, begann schließlich noch das Verfahren mariisch zu erläutern und machte es so dem Dccktor unmöglich, sie ins Gespräch zu ziehen. Aber immer ließ sich das Klöppelkissen doch nicht als Schild zwischen sie und ihn stellen

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Seite 5 von 20
Datum: 22.08.1931
Umfang: 20
." 3. Kapitel. „Weißt du, Mama, reichlich viel Schmuck hast du dir angehängt. Sei lieber vorsichtig, damit man nicht über dich lächelt. Tie Gräfin Rahorst ist gewiß sehr peinlich in diesen Dingen, und man weiß auch ohne deinen Schmuck, wie reich wir sind." Rose von Hallern stand lächelnd vor der Mama, die mit ärgerlicher Miene in den Spiegel sah und soeben erwog, was sie von ihrem geliebten Schmuck zu Hause lassen sollte. Blöd war es direkt, daß man sich stets soundso vielen Be stimmungen zu unterwerfen

hatte, wenn man in der Ge sellschaft verkehrte. Das grüne Seidenkleid war sehr kostbar, die Frisur modern. Eine einfache Perlenschnur hätte sehr gut zu diestr Aufmachung gepaßt, doch Frau Minna von Hallern wies diese Zumutung weit von sich, denn schließlich besaß mau doch nicht solch kostbaren Schmuck, damit er un gesehen und ungetragen im Kasten lag. Rose von Hallern war ein üppiges, blondes Mädchen. Ihre blauen Augen blickten kalt und überlegen. Die ähren- blouden künstlichen Locken waren zum modernen Bubikopf zurecht gemacht

alle Blumenkelche und hauchest alle Düfte au;. Es atmet dir wie letztes schluchzen aus Wiesen und aus Wäldern her die Feuchtigkeit der letzten Stunden, und über alle diese frischen Wunden schaust lächelnd du ins tiefste Blau. Mit Augen, die zuviel geweint. Maria Ditha S a n t i f a l l e r. nunw Schloß Rahorst konnte es doch nicht ganz verglichen wer den. Aber — und bei dem Gedanken lächelte Rose stolz, Schloß Rahorst wurde ja doch ihr zukünftiger Wohnsitz! Rose dehnte die volle Figur. Ah, wie sie ihn liebte

, den großen, schönen Menschen, der so kühl unö zurückhaltend war, so oft sie ihn auch in ein verfängliches Gespräch zu ziehen versuchte. Rose von Hallern lächelte, dieses Lächeln war kühl und grausam. Schloß Rahorst kam unter den Hammer und die Hallerns würden das höchste Angebot machen können. Wie gut das war! Und wenn der Graf noch einen Funken Ver nunft besaß, dann wußte er, was ec zu tun hatte. Gräfin Rose von Rahorst! Sehr gut klang das! Und ringsum würde man sich nicht schlecht giften

, wenn sie, die schöne, reiche Rose, der For tuna sowieso schon zu Füßen lag, auch noch diesen be gehrten Mann zum Gatten bekam! Rose hatte unter diesen stolzen Gedanken die Mama ganz vergessen, die noch immer rattos vor dem Spiegel stand und jetzt nun doch nach reiflicher Ueberlegung die vier'ache dicke Schnur ablegte. Auch die Brillantenbrcsche musste weg. So, jetzt war es aber genug. Einfach sah sie nun direkt aus. Es war zum Weinen. Doch Rose wußte es kesser unö sprach in allem das letzte Wort

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Seite 7 von 12
Datum: 12.04.1922
Umfang: 12
reden, nur Mama dürfen wir wohl jetzt nicht damit kommen. Da werden wir Geduld haben müssen, mein Heinz. Wird öir das sehr schwer werden?" Er küßte ihre Hände, ihren Mund und ihre Augen. „Wenn ich nur weiß, daß du mich liebst, daß unsere Her zen die gleiche Sehnsucht teilen. Ich bin ja so glücklich, Rose, daß ich dich lieben darf — daß du mich wiederliebst." Ihre Augen strahlten liebevoll zu ihm auf. „Mein Heinz — mein geliebter Heinz." „Darf ich dich zuweilen sehen, Rose, bis sich unser Schick sal

entschieden hat?" Sie nickte lächelnd. ,I)eden Sonntag um dieselbe Zeit hier am Walöguell. Und vielleicht läßt sich auch sonst ein Zusammentreffen herveiführen. Ich will gelegentlich deine Schwester zu mir bstten — da mußt sie dann begleiten." „Wenn sich das einrichten ließe? Ich glaube, meine Schwester ahnt etwas von meinen Gefühlen für dich." Rose lächelte. „Ja ja — Frauen sind meist scharfsichttg in solchen Dingen. Uebrigens — mein Bruder Gert wird sich auch freuen, euch einmal wiederzuseben." „Meinst

des Handels Er habe sich zum Handel mit Nägeln berechtigt gefiihlt, weil er fft auch als Mafchinen- Schelmisch sah sie ihn cm. „Er würde dir also auch als Schwager gut gefallen?" „Wie kannst du so fragen, Rose. Ich wollte, ich wäre ihm halb so lieb, als er mir." Sie schüttelte den Kopf und sah ihn seltsam an. „Nein, damit begnügt er sich nicht. Du gefällst ihm sehr gut — auch als Schwager." Er zuckte zusammen. „Rose!" „Was denn, Heinz?" Mit jähem Druck faßte er ihre Hand. „Dein Bruder Gert weiß um unsere

Liehe?" Sie nickte lächelnd. „Ja."' „Und er billigt ste?" „Vollkommen." Heinz fuhr sich über die Stirn, als sei ihm zu Hertz. ^Herrgott — Rose — wie bin ich erschrocken. Wenn er ste nun nicht gebilligt hätte und du hättest dich ihm verraten?" „Set ohne Sorge, ich weiß mich eins mit Gert. Und er sieht ganz auf unserer Seite — mit all seinen Wünschen. Und außerdem — wie er mein Geheimnis hütet, so hüte ich das seine, so sorgsam, daß ich es auch dir nicht ver raten werde. Er Hat sein Herz auch verloren

— und ich weiß, an wen. So, wie er mit dir als Schwager einver standen ist, bin ich mit meiner künftigen Schwägerin ein verstanden, trotzdem anch er nicht weiß, wie sich unsere Eltern zu seiner Wahl stellen werden. Also sorge dich nicht darum, daß er unser Geheimnis kennt." „Und er billigt wirklich unsere Liebe, Rose? Ich kann das noch gar nicht fassen." ,LVarum nur nicht? Mein Bruder hüll viel, sehr viel von dir. Und hast du versetzen, daß er dir sein Leben dankt? Nein — fahre nicht ärgerlich

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Seite 18 von 32
Datum: 04.12.1926
Umfang: 32
I „Ich kan ns nicht Ellen. Die Furcht bringt mich um. 8vemr er wenigstens noch unter Menschen lebte, aber so • mutterseelenallein im Walde eingesperrt m sein mit einem Menschen, der meine Mutter geschlagen hat. Und wenn er vor ihr sich nicht gescheut hat, wie wird er mit mir umgehen?" Ellen Reineke war im Grunde ein verständiges Mäd chen, aber die maßlose Aufregung der nur um ein Jahr jüngeren Rose begann sie anzustecken. Eine Reihe greu lichster Möglichkeiten entrollte sich vor ihren geistigen

Gingen, linwillkiirlich schlang sie ihre Arme fester um die Freundin. „Rose, Liebling, versprich mir, daß du flüchtest, sobald der Wüterich dich mißhandelt,' wende dich au den ersten Vesten Amtsrichter. Es gibt doch noch Recht und "Gerech tigkeit im Deutschen Reiche." „Hütten sie mich doch lieber Hausmädchen werden lassen," murnrelte sie. „Ich hasse ihn, ich hasse ihn. Ich Hab' ihn verabscheut, so lange ich denken kann. Wie soll ich's nur ansangcn, unter einem Dache mit ihm zu leben? Ich mutz iürn

sie ihn verächtlich, aber er be achtete das nicht. „Begegnen Sic etwaiger Heftigkeit mit Ruhe. Daß er selbst Verlangen nach Ihnen hat, beweist sein Entschluß, Sie zu sich zu nehmen. Da haben Sie gleich eine beruhi- gende Garantie fiir die Zukunft. Und nun Ellen" — er sah auf die Uhr —, sind die Koffer fertig? Ihr habt nur noch eine Halbe Stunde Zeit?" „£> Gott im Himmel, kreischte Rose fast. ,Muß es wirklich sein, Herr Justizrat?" „Kind, ich bitte Sie, nehmen Ste, trinken Sie ein Glas Wein und badeir

,' Rose selbst rithrte keine Hand. Willenlos ließ sic sich dann den Mantel umlegen und den Kvepphut anffetzcn, dessen Schleier käst den Boden berührte. Bor der Tiir des Stervezinuners stand sie still. „Einen Augenblick noch, ich nröchtc so gern —" begann sie mit versagender Stimme. Aber der Justizrat wider- setzte sich. „Nein, noin, nur jetzt feine Gemütsbewegungen mehr! Sie haben gei-ade genug darau gehabt, liebes Kind. Ich kmm's nicht dulden, daß Sie Ihre Nerven vollends zu- zugrundc richten," sagte

er bestimmt, während er ilire Hand aus seinen Arm zog und sic die Treppe hinnnter- führte. Schweigend legte man den Weg bis zum Stet tiner Bahnhof zurück. Ellen hielt Roses Hand fest zwi schen den ihren, der Bater sah in das Bormittagsgetriebe der Straßen und wünschte das Ende der Fahrt herbei. Weibertränen» fielen allemal etwas auf die Nerven, er wußte nichts Rechtes damit anznsangen. * „Und nun behüt Die Gott Kind. Ans Wiedersehen," sagte er ermutigend, als die Schaffner zum Einsteigen mahnten. Rose

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Seite 16 von 24
Datum: 15.01.1927
Umfang: 24
Xtt elmiw-t geweckte Schaffenstzrmtg war nun nicht wieder eikWidömmen. Er rwlwn feine Anregmig au« nHerit was sie umgab, und mit Um GeßWl des G -üngens wuchs sie Freude an der Arbeit. Rose lebte darin wie in einer Welt für sich, die ihr all das gewähnte, was das Leben ihrer Jugend etwa an Freuden und Genüssen schuldig bleiben machte. ^ Ein i,estigeö inneres Wehren gab cs noch zu tiberwiu- den. als Pastor Mansfeld ihr ernstlich surodete, ihre Arbeiten einer Redaktion oorzulegen. cs witrde gerade

sich nicht nur befriedigt Über die vorliegende Arbeit, sondern erbat sich atrch für die Zukunft weitere Beiträge. Tie Feirewrvbe war bestanden. Vater Marhvlt betrachtete seine Tochter ungefähr mit den GesÄblen einer Eutermrutter, deren Junges sich lang sam aber sicher zu elitem Schwan auöwächst, — mtt einem Gemisch aus Respekt rurd Stolz. Wo hatte das Ätnd nur all die Gedmcken her? fragte er sich oft, wenn Rose ihm ihre Erzählungen vorlas, während er im Eifer vergnüg- sichen Zuüörens immer dichtere Wolken ans

seiner Pfeife paffte. Teils ans Ver-arrtaguug, teils infolge ihres abgeschlos- senen Lebens und ihrer vegreuzten Erfahrung sab Rose sich allerdings auf ein kleines Feld vefchräult, aber aus diesem leistete sie viel. Spannende Verwicklungen, leb haft fortschreitende Hattdlungen zu erfinden, war ihr nicht gegeben. Ihre Ereignisse lagen fast ausschließlich auf dem Gebiet innerlichen Erlebens. Die Kämpfe mit dem eigenen Ich. das Werden mrd Vergehen vor, Hatz und Liebe, die stille, heimliche Entwicklung

der Charaktere wntzte sic in ungemein reiKvoller, intimer Weise zu schildern mit einer erstaunlichen Gewmrdtheit des Ausdruckes, die selbst da, wo eigene Erfahrung fehlte, instinktiv das Richtige am treffen mutzte. So hielt geistige wie körperliche Arbeit sie vollauf tu Bewegung, Laugweile war seil langem ein unbekannter Gast, die Zeit verflog nur allzuschnell. Wenn der Herbst sturm die Buche itftlätter — gelb und vertrocknet — im Wirbrltanz herabritz, sah Rose es mit Evstmmen. Es schien ja eben erst

kleinen Bekanntenkreis trat, armoöh,risch darauf an. ob er ettrm gesonnen sei, ihm Rose zu nehmen, und atmete ordentlich erleichtert auf. wenn sein Verdau,r sich wieder einmal als grundlos erwiesen hatte. Rose erregte wollt überall Interesse, wenn nicht gar eine gewisse Sensation, aber darüber kam es nicht. Man stieß sich an der Tatsache chres Schriftstellerberufes. Von einer solchen Dame würde man in der Ehe sici-erlich nur abgerissene Knöpfe und angebrannten Braten zu gewär tigen

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 14 von 16
Datum: 13.12.1926
Umfang: 16
heiser vor Aufregung. „Sch—sch," machte er scharf, „steine Dumuchetten — oder —" „Oder — was?" „Oder wir sprechen uns anders." Eine kindische Begier, ihn noch weiter zu reizen, ließ sie sagen: „Soll das heißen, daß ich behandelt werden soll wie metne Mutter? Ich weiß —" „Was weißt du?" »Welche Szenen sich hier abspielten." Aber ihre Aufwallung von Keckheit verflog vor den: jäh veninderten Ausdruck seines Gesichtes. Die Stirnabern schwollen hoch an, die Augen blitzten. Entsetzt sah Rose

sich nach der Tür uni, aber er nahm sich Kusanrmen, stand ans, ohne etn Wort zu sagen, und ging tn sein anstoßendes Schlafzimmer, wo er sich mit einigem Gepolter seiner Wasserstiefel entledigte. „Stimm dich tu acht," sagte er nur, als er sich wieder an seinen Platz setzte. Rose zerrte an ihrem Uhrband, eine rebellische Antwort ans den Lippen, aber die drohenden Augen in dem wetter gebräunten Gesicht besiegten ihren Trotz. Sie preßte die Lippen zusammmen, aber der duldende Ausdruck ihres Gesichtes reizte Marholt

mindestens ebenso sehr, wie eine scharfe Antwort es getan haben witrde. Der Abend verlief, wie er begoimen hatte, ungemütlich, fast seiirdlich. Als Mamsell Jette mit dem Abendessen erschien, ver stummte das Gespräch ganz und kam auch später über die notwendigsten Brocken nicht hinaus. Rose war an die dicke, süße Milch suppe, die Marholt anffüllte, nicht gewöhnt, und leerte nur mit merklicher Anstrenglmg ihren Teller. Durch den dicken Dampf, der der bauchigen Terrine entströmte, beobachteten Vater

getan, und dessen er in stillen Stun den wohl mit einer Art wehmüttger Sehnsuchr gedacht hatte. Nach dem Essen zündete er, zu Roses Entsetzen, seine lange Kr,asterpfeife an, ohne auch nur zu fragen, ob sie das Rauchen vertragen könne. Keiner vor: beiden sprach, sie hätte um die Welt kein Thema mehr zu finden ge wußt. Rose glättete mechanisch die zerzausten Fransen der groben Jntedecke und horchte auf das Brausen des Windes. Ihrer Stimmung nach hätte es gut das Brausen von Meereswogen

sein können, die eine wüste Insel um» spiilten. Das stete Schweigen schien das Unnatürliche der Situation zu verzehnfachen. Zuletzt konnte Rose es ein fach nicht mehr aushalten. Sie sah nach der Uhr und erhob sich. »Ich bin sehr müde. Bin ich hier noch länger von nöten?" Aengstltch vermied sie eine Anrede und besonders das „im". „Bewahre: ich bin das Alleinsein gewöhnt. Richte dir meinetwegen das Leben etn, wie du willst. Gute Nacht!" Es klang schroff, obgleich er im Grunde wohl Lust ge habt hätte, dem zarten, hübschen

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Seite 7 von 28
Datum: 26.09.1931
Umfang: 28
Llnterkaltunas-Beüaov (NaLdmck verboten. — Copyright 1929 bh Karl Köhler & Co., Berlin-Zehlendorf.) (7, gortfctäunß.) Gert Nothberg / Elisabeth Merians Liebe So blieb sie still in ihrem Zimmer, las den neuesten Roman von Hazi Birch und knabberte dazu Konfekt. Konfekt machte zwar dick, sagte Rose, doch wenn man nicht mal mehr essen sollte, was man gerade wollte, dann konnte ihr das ganze bißchen Leben gestohlen bleiben. Rose aber ging in den Garten hinunter. Ganz sauber und sorgfältig

war alles angelegt. Jeder Weg, jeder Winkel war für den Beschauer zurecht gemacht. Es gab keinen alten, ver wunschenen Winkel, wie im Park von Rahorst. Uebcrall war das Zurechtgcmachte, das keine rechte Gemütlichkeit aufkom- men ließ. Die zwei großen Jagdhunde ihres Vaters gingen ihr scheu aus dem Wege. Sie fürchteten die Schläge mit der Peitsche, die sie schon oft von dieser Hand erhalten hatten. Rose aber beachtete heute die Tiere gar nicht. Lässig nickend erwiderte sie den Gruß des Gärtners. Er sah

ihr nach und es glomm wie Haß in seinen Augen auf. „Hochmütige Kreatur, wie ich es dir gönne, daß du nicht als Herrin in Rahorst einziehen wirst." Ganz heimlich war Peukert aus Rahorst bei ihm gewesen und hatte ihm freudestrahlend mitgeteilt, was sich ereignet hatte. Die zwei Getreuen hielten zusammen, denn der Gärtner war einst auch viele Jahre in Rahorst tätig gewesen, che man ihn dort entlassen mußte und er als Gärtner nach Dudenhofen in die Dienste der Hallerns kam. Rose von Hallern ging tiefer in den Garten

hinem. Sie wählte den Weg an dem hohen, grünen Zaun, der aus Eisen stäben mit vergoldeten Kuppen bestand und an dem hinauf sich bunte Blumen rankten. Rose sah nicht die Schönheit dieses Sommertages. In ihr war noch immer ein ungeheurer In grimm über das Schicksal, das ihren selbstherrlichen Wünschen entgegenzutreten gewagt hatte. Sie wußte ja.ganz genau, wie ablehnend man ihnen in der ganzen Nachbarschaft gegenüber stand, wenngleich man sie mit den Einladungen nicht über ging. Aber Rose spürte

, wie man im Grunde genommen einen Block für sich bildete und mißtrauisch nach Dudenhofen sah. wo sich dev^reiche Fabrikbesitzer eingenistet hatte. Und sie hatte über den Dünkel der Leute gelacht. Weil sie wußte, daß Geld die größte Macht war. Und bisher hatten sich ja auch letzten Endes alle dieser Macht gebeugt. Nur Klaus Ullrich von Rahorst nicht! Rose stöhnte plötzlich wild auf. „Ich gönne ihn keiner anderen, ich muß ihn selbst besitzen/ Ein kleiner Vogel in grün-grauem Kleid äugte mit schiefem, Köpfchen

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