Stimmen der Presse. Unter dem Titel „RufnachderHandelskammer" schreibt „Der Oesterreichische Volkswirt" vom 8. d. M.: ,^Der Kampf um die Handelskammer hat nun nach fast zweijähriger Dauer dahin geführt, daß nicht nur ihre Er haltung, sondern ihre Festigung zur Tagesordnung steht. Längst hat die öffentliche Meinung gegen jene entschieden, die diesen Kamps angezettelt haben. Eher noch ist man bereit, aus alle Neu. konstruktionen zu verzichten, als die altbewährte Einrichtung der Kammern
preiszugeben. Auch der letzte Versuch, den ihre der- schieden kostümierten Gegner unternehmen, um die Wirkungs- Möglichkeiten der Kammern durch Widerstand und Gegenaktionen zu beeinträchtigen, ist zum Scheitern verurteilt. Die Kammer- gegner von heute sind jene von gestern, ihre taktisch-moralische Lage ist heute schlechter als vorher; der Beweis, daß die Bünde die Kammern ersetzen könnnen, war nicht zu erbringen — der Ruf nach den Kammern ist im Gegenteil Zeugnis dafür, daß die Oeffentlichkeit die Bünde
auf ihre satzunasmäßigen Aufgaben beschränkt sehen will. Die gesetzlich gewollte Ilbgrenzung der ständischen Vertretungen aus ihr eugeres Feld begründet, daß neben rhnen eine nach den Gesichtspunkten der Gesamtwirtschaft wägende und führende Institution, wie es die Kammern sind, in Funktion sei. Nicht eine in einem Treibhaus entstandene wirklichkeitsfremde Politik, sondern die von der Verantwortung, Instrument der Allgemeinheit zu sein, getragene ausgleichende Führung fällt den Kammern zu. Diese ihre Stellung bedingt
ihre orgmrisatorische Herleitnng unmittelbar von den Unter nehmungen und versagt sich den nur machtpolitischen Absichten, die Bünde zur Keimzelle der Kammern zu machen. Die Kammern können keine Drehbühne für hündische Vertreter sein, die auf ihr wiederholen, was auf dem Boden der Bünde zu verfolgen ihre Aufgabe wäre. Der Interessenausgleich ist im ständisch gegliederten Staat eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt, er stellt einen Dienst an der Wirtschaft dar, der in keiner Weise das Wirken der Bünde behindert
, sondern die Gefahr der Er starrung der ständisch gegliederten Gesellschaft verhütet. Von den Kammern könnte keine fruchtbare Arbeit erwartet werden, wenn ihnen eine Art Schallplattenfunktion zugemutet würde. Es ist auch rein organisatorisch unmöglich, die Kammern auf die Bünde aufzubauen, da nicht alle Bünde (z. B. Geld-, Kredit- und Versicherungswesen) Landesgliederungen besitzen. Üeberdies sind nicht alle Unternehmungen in Bünden vertreten, es ergeben sich also ungleiche Mitqliedergruppen und es würbe