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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 9 von 16
Datum: 04.01.1941
Umfang: 16
schon so beginnt, ist nicht viel Gutes von ihm zu erwarten", brummte Florian und rieb sich das Schienbein. An der Bettkante hatte er es angestoßen und es schmerzte hef tig. „Dort hinten hängt es unnütz, das Wadenfleisch. Warum ist es nicht lieber vorn, beim Schienbein? Da hätte es wenig stens einen Sinn." Florian war allein in der Kammer, das Bett der Frau war schon leer, so bekam er keine Antwort, auf seine tieffinnige Frage. Langsam ging er über den Hof, auf den Stall zu. Er gab den Kühen Futter

und meltte sie, die eine nur zur Hälfte, weil sie noch ein Kalb ernähren mußte. Er bückte sich und streichelte das Kälbchen, und die Kuh, sie konnte wohl nicht länger warten, die Kuh verrichtete ihre große Notdurft und Florians Kopf bekam einen Teil davon ab. „Sagt ich nicht, der heutige Tag taugt nichts?" schimpfte Florian, während er sich die Haare in die blaue Schürze ab- Das Konzert Der alte Kapellmeister Staudigl ging dreimal an dem kleinen Hause vorbei, um von der anderen Seite durch die dichten

Tag fressen sie gut riechende Kräuter und Gräser, eine ganze blühende Sommerwiese fres sen sie auf und bringen nichts besseres zustande. Wenn sie so tüchtig wären wie die Bienen, gäbs jetzt was zu schlecken für mich." Seine schlechte Laune wurde nicht besser, als die Frau die Morgensuppe auf den Tisch brachte. Dünn war sie, die Suppe, und ein kleines Etwas schwamm einsam inmitten der Schüssel. „Was schaust denn?" fragte die Frau. „Was ist das?" fragte Florian und wies auf das Etwas in der Schüssel

. „Ein Erdapfel", sagte die Frau. — „So so." Florian nickt mit dem Kopf, zieht sich den Rock aus und beginnt die Hemdärmel hochzustreifen. „Was tust denn da?" ftagte die Frau. „Ausziehn tu ich mich. Dann schwimm ich durch das Wasser", Florian wies auf die Suppenschüssel, „und hol mir den Erd apfel". Am Feld wars heiß. Florian machte schon Schluß, ehe die Sonne am höchsten stand, und seine Augen glänzten, als dis Frau eine Schüssel mit großen Knödeln auf den Mittagstisch stellte. Grieben waren drin

, und die waren Florians Lieblings speise. Aber che die Frau mit dem Verteilen der Knödel be gann, hielt sie noch rasch eine Rede. Der Aerger wegen der Morgensuppe stak noch in ihr. Ein Fresser sei Florian, er solle mäßiger leben, Mäßigkeit sei gesünder; und so fort. »Ja, ja", sagte Florian, „ich weiß alles. Man lebt länger, wenn man mäßig lebt. Und damit du Ruh gibst, fang ich heute mit dem mäßigen Leben an. Heut ist schon so ein Tag. Gib mir also neunzehn Knödel statt zwanzig, aber größere als das letzte Mal

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 8 von 10
Datum: 22.08.1929
Umfang: 10
Ihr, es geht gut?" fragte Frau Hechen plaickner in ängstlicher Freude. Die Antwort kam von der Gasse herauf als ein schallen der Juhschrei, mit dem der Florian seiner Mutter ver kündete, daß die Rost seine Braut fei. Sie gingen ans Fenster und grüßten mit beiden Hän den hinunter. „Hast den Doktor gehört?" fragte Frau Euphrofine lachend die Wirtin von der Sewi. die in seligem Erstaunen sich kaum mehr verwutzte. Im nächsten Augenblick aber waren sie um den Tisch im Erker vereinigt, und da feierten her

Florian und die Rosi bei fröhlichem Becherklang ihre Verlobung, und die Eltern hatten die größte Freude darob, daß sie diesen Tag noch erlebt. Nur der alte Weitenmoser konnte leider nicht dabei sein, aber der junge Lorenz wurde gleich geholt und schloß mit dem Florian ewige Freundschaft. Und nachdem etliche Stunden in hoher Fröhlichkeit ver gangen waren, stand der Florian auf und führte ihnen zu Gemüte, daß morgen Mariä Himmelfahrt, der große Frauentag sei, auf den sich alle Kräuter freuen

, und die Blumen allzumal blühen da im schönsten Glanz. Also sollten auch sie sich freuen und die herzlieben Leute von der Sewi, Eltern und Kinder, sollten alle morgen in sein väterliches HauS nach Langkampfen kommen und sich dort zum festlichen Mahle setzen. Und am anderen Tage, an Mariä Himmelfahrt, saßen Vater Hechenplaickner und seine Frau und alle seine Kin der mit dem Florian und seiner Mutter beim festlichen Mahle zu Langkampfen. Und als dies zu Ende ging, be gann sich die Halle mit mancherlei Gönnern

und Freun den zu füllen, die der Florian am vorigen Abend höflichst eingeladen hatte. Ta erschien der Herr Landrichter mit ten oder anderen Störungeil. Durch den Sturm zerstört wurde ein Schiff. Ein Zeppelin machte auf französischem Gebiet eine Notlandung, stieg aber dann wieder mit ver- minöeter Besatzung auf und ist verschollen. Nach dem Waffenstillstand waren noch 13 Schiffe vor handen. Ein Teil dieser Schiffe wurde in Deutschland ab montiert oder zerstört, um nicht abgeliefert zu werden. Als Ersatz

Pfarrer und der Herr Kaplan von Lang kampfen, sowie dee Valentin Hinierbichler non Walchsee. der's gestern noch in Kufstein gehört hatte und der Rosi zuvörderst um Verzeihung bat, die sie auch fröhlich ge währte. Ferner stellten sich die drei Maler ein, die mittlerweile ein Asyl in der bekannten Klause gefunden batten und zuerst das Haus etwas scheu umgingen, von der Rosi und dem Florian aber bald bemerkt und freund lich hereingerufen wurden. Auch des Heißbauern Lisi und des Moosers Töchter

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Seite 6 von 10
Datum: 16.08.1929
Umfang: 10
in einen leichten, dann in einen tiefen Schlummer und als die bleiche, schlafende Gestalt mit ihrem Vater vor dem Drei könig in Kufstein ankam, hätte man fast glauben können, sie sei unterwegs gestorben. 13. Und nachdem seine Zeit verlausen, verließ der Florian Mieder sein liebes München, fuhr mit bem Postwagen bis Kufstein und ging dann zu Fuß nach Langkampfen, wo er vor seinem Hause am Dienstag, den sechsten August, eben ankam, als nach eingebrochener Dämmerung auch seine Mutter in einem Einspänner vorfuhr

. Es versteht sich von selbst, baß bie Begrüßung äußerst herzlich war. Zwar fand es Florian etwas überraschend, baß auch bie Mutter fast vierzehn Tage in der Welt herumgefahren, aber er war nur um so neugieriger, zu hören, welche Straßen sie gezogen, welche Orte sie gesehen und wie sie überall durchgekommen sei. Die vollen Gläser, der kalte Braten, der Schinken und der Schweizer Käse waren auch kaum zum Abendessen aufgestellt, als sie von selbst ganz fröhlich begann: „Ja, lieber Florian, mir ist es gerade

' eines narrisch werden mit dem ewigen Fragen — jetzt spann' ein, jetzt gehen wir auf Reisen! Die Wirtin von Langkampfen wtrö's wohl auch einmal probieren dürfen." „Das ist lustig," sagte Florian lachend, „die Frau Mut ter auf Reisen! Nu, 's Geld hast kennt?" „O mein," erwiderte sie, „hast mich genug gekostet, daß ich 's Zahlen gelernt Hab'." „Und wo seid ihr denn hingereist, ins Hinterdux oder ins Paznaun?" „Nu, zuerst sind wir nach Rattenberg und beim Lederer bräu über Nacht geblieben. Sind im Garten

gesessen, haben zugeschaut, wie die Herren Kegel schieben und Fisch gegessen — ganz gut und gar nicht teuer. Und am andern Tag sind wir aufs Schloß und haben den Turm ange schaut, wo der Kanzler — ja, die Namen kann ich mir nicht merken —" „Der Kanzler Biener," ergänzte der Florian. ,Fja, wo der Kanzler Biener hat sein Leben lassen müs sen. Soll's recht gut gemeint haben, der Biener — tröst' ihn der liebe Gott! Und nachher sind wir zur heiligen Notburga auf Eben — haben 's Fuhrwerk in Jenbach ge lassen

— schöne Wallfahrt, aber sonst nicht viel — und nachher nach Absam zu der Mutter Gottes in der Fenster scheiben. Hat schon viel Heiraten gestiftet, dieselbige, und weil es jetzt doch so drumrum geht, so habe ich betet, daß du eine schöne, brave Frau — nein, Florian — ich sag's aufrichtig — ich Hab' betet, daß du die Rost kriegst." „Und ich bet' auch schon vierzehn Tage drum," sagte Florian lächelnd. „Da muß 's was werden." „Da sind wir beim Bogner im Garten gesessen und haben in die Stubaier Ferner

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Seite 13 von 20
Datum: 17.08.1929
Umfang: 20
. „Hat der Hansel den dritten Affen gehabt. Und so sind wir wieder heimgekommen und ist die Zeit vorbei gewesen wie ein Augenblick und alles sehr schön, recht sein und ganz nobel!" „Prächtig!" rief Florian und klatschte Beifall spendend in die Hände. „Nu, jetzt hast du die Welt gesehen. Mutter, jetzt kannst dich zur Ruhe setzen und deine Reisebeschrei bung Herausgeben. Kannst heut noch 's erste Kapitel an- fangen!" „Ja, solltest halt weniger Strümps' zerreißen, daß ich nicht alleweil flicken müßte!" versetzte

die Mutter ebenso munter. Indessen fuhr sie doch gleich in einem andern Tone fort: „Aber jetzt dürfen wir schon ernsthafter reden. Wie ist's denn nachher dir gegangen, Florian?" Mit dieser Frage trat allerdings ein fühlbarer Ernst in die Unterhaltung. „Nu," sagte Florian, „die Langkampfener werden dir's schon erzählt haben — die Rost —" „Ja, das hat mir gar nicht übet gefallen, daß sich das Mädel so wehrt um seine Ehre. — Aber du bist nicht gut weggekommen, mein lieber Bue!" „Das wird sich richten lassen

und dies und das und so und so. Und der Valentin ist hingegangen und hat's ihr wieder gesagt." „Hätt'st du's ihm nicht gesagt, hätt' er's ihr nicht gesagt —" kritisierte Frau Euphrosyne mit Worten, die wir schon einmal gelesen zu haben glauben. „Ist mir so leicht von Herzen gegangen — Hab' gemeint, es mutz heraus. Jetzt reut's mich schon lang'." „Darf dich auch reuen! Ich sag' dir, Florian, auf der ganzen Fahrt Hab' ich alle Stund' an dich denkt und an die Rost. Und jetzt, bet dem schönen Wetter, wo alles, wallfahrten geht

: Wie die ist keine — gar keine auf der Welt! Die heilige Notburg mutz man freilich voraus lassen, grad weil sie eine Heilige ist, aber nachher kommt gschwtnd die Rosi, ganz gschwind, und mir wär' sie grad so lieb wie die andere —" „Und mir noch lieber!" „Möcht' nur wissen, warum alle sie so gern haben?" „Ich weiß 's schon, seitdem ich sie gesehen Hab'!" „Und nach allem, was ich hör', sagen ihr die rechtschaf fenen Leut' nicht das mindeste nach, und darum sag' ich: Geh, Heirat' s', Florian, Heirat

' s'! Jetzt hat sie einmal den Schimpf: ein anderer stoßt sich dran: der, öer's tan hat, braucht ihn nicht zu scheuen." „Darfst mir nicht zureöen, Mutter! Ich denk' an nichts anderes." „Und mit ihrem Schimpf vergeht auch der deinige. Jetzt ist die arme Haut so tief herunten, daß jede Miftdirn sie auslacht, und du kannst sie wieder heben auf die höchste Höhe. Und das mußt du tun, Florian!" Nr. 188. Sette IS. * Das amerikanische Ganzmetall-Lnftschiff. Aus D e- troit wird gemeldet: Das Ganzmetall-Luftschiff, das seinerzeit

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Seite 7 von 10
Datum: 21.08.1929
Umfang: 10
denselben Weg fahren, den es eine Woche vorher talaufwärts gefah ren war. 18. Dasselbe Gefährte sah man auch am vierzehnten August, am Tage des heiligen Athanasius, mit den nämlichen Per sonen nach Kufstein rollen. Es hielt um halb neun Uhr beim Auracherbräu, woselbst Frau Euphrosyne Weiten- moser ausstieg, um in der großen Gaststube den Lauf der Dinge abzuwarten: der Florian dagegen ging unverzüg lich ins Landgericht. Er war gerne um eine halbe Stunde worden. Ta es bereits dunkel war und die Halle nichr genügend

Erfolge. Die Vorbereitungen zur Fortsetzung des Fluges. KB. Ncwyork, 20. Aug. Wie „Associated Preß" aus Tokio meldet, sind die Vorbereitungen für die Fortsetzung der Reise des „Graf Zeppelin" in vollem Gange und das Luftschiff wird am Mittwoch nachmittags bereits st a r t b e r e i t sein. Der Abflug soll, wenn die Wetterlage zu früh gekommen, um vorher Wind und Wetter beobach ten zu können. „Ha, der Florian!" rief der Landrichter fröhiich, als jener in seine Stube trat. „Bringst gute Botschaft

, daß der Florian damals in der Hand ein sehr schönes Sträußchen trug, das er des Morgens in seinem Garttn zusammengelesen und die Mutter mit einem roten Seidenbändchen umwunden hatte. Dem Landrichter war diese Blumensprachc auf den ersten Blick verständlich. Der Florian aber befolgte seinen Rat und ging ihr auf der Straße nach der Sewt entgegen. Bald hatte er die letzten Häuser des Stäbtleins hinter sich nnd die Stelle erreicht, wo sich die Wege teilen: die Fahrstraße nach der Sewt geht links, der nähere

Fußpfad, der von der Stadt zunächst in die Spürchen, ein romantisch gelegenes Oert- lein, führt, der zieht sich rechts durch die Wiesen. Dort liegt auch ein unansehnliches Brettlein und ist ein unan sehnlicher Stiegel, der Anfang des Gangsteigs, zu finden, welche für unsere Geschichte insofern einige Wichtigkeit ansprechen, als sich jetzt der Florian dort aufstellie, um einen Entschluß zu fassen. Fährt sie bis in die Stadt, oder ist sie vielleicht an der Kapelle ausgestiegen, um die letzte Strecke

durch die Wiesen zu gehen? So schaute er mit seinen guten Augen spähend in die Ferne und sah auf dem Strätzlein wohl den kommenden Einspänner, jedoch kein weibliches Wesen darinnen. Bald darauf aber trat aus dem Lorettokirchlein, das dort auf niederem Hügelzuge liegt, eine Frauengestalt hervor. So groß auch die Ent fernung war, unser Florian erkannte doch deutlich der teuren Rost heißersehntes Bild. Da auf solche Woite, es zulätzt, Donnerstag mit Tagesanbruch stattfinden. Das Luftschiff schlägt von Tokio

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Seite 8 von 10
Datum: 21.08.1929
Umfang: 10
?" « „Steht bei dir!" Damit hatte das Mädchen den Stand der Sache so klar bezeichnet, daß der Florian von dieser Klarheit fast geblen det wurde und in einiger Befangenheit nicht recht wußte, was er weiter sagen sollte. Aber die Abbitte, die aller dings der Friede war, konnte er nicht anbieten und das Gespräch sollte doch auch nicht ausgehcn. So sagte er denn etwas verlegen und unsicher: „Hättest nur Vertrauen zu mir!" „Hast du's zu mir?" „Ja, Rost, fetzt schon!" „Bist denn anders worden

?" „Ja, ich bin anders geworden, Rost, ganz anders!" beteuerte der Florian mit allem Feuer seines heißen Her zens. „Mir kommt jetzt alles anders vor. und es ist auch alles anders." Und dann faltete er die Hände wie zum Gebete und fuhr in zärtlichen Lauten fort: „Ja, Rosi, wie vor einer Heiligen möchte ich niedcrknien vor dir und um Ber- zeihung bitten." „Dann mutzt du aber auch mir vergeben!" „O tausendmal — ich war ja selber schuld." „Und so soll alles gut sein und vergessen?" „Ja gut sein und vergessen!" wiederholte

der Florian. Sie nickte zustimmend mit dem Haupte,- jetzt schien alles erreicht, was sie noch für möglich gehalten. Es ging ihr aber doch in der Seele vorüber, wieviel Lebensglück und Lebensfreude sie einst von diesem jungen Mann erhofft hatte, und wie alle Hoffnungen fetzt zertreten waren. Drum flüsterte sie w»hmütig: „Nun leb' wohl, Florian!" „Ob, so bleib' doch. Rost' Jetzt sind wir ja wieder gut - laß dir nur ein einziges Wörtlein sagen, ein freundliches!" Collc über Dr. Treybal, Canal über Thomas

ergibt sich eine Abnahme von rund 700 Personen. Zu der angegebenen Zahl von 103.736 unter- Gleichwohl war sie schon dem Heimweg zugcwendet, aber plötzlich kam ihr die Erinnerung an die Drohung, die ihr der Vater mitgegeben,- sie kehrte sich wieder der Stadt zu und sprach trübsinnig: „Aber so darf ich nicht heimkom men — die Abbitte muß ich bringen!" „Vielleicht geht's noch anders," sagte Florian und bot ihr die offene Hand,- sie schien es jedoch nicht zu beachten, obwohl sie ihn mit ihren blauen

. Könntest wohl noch etwas annehmen —" „Ja, was denn?" „Einen braven Burschen, der dich unendlich gern hat!" „Und wer ist denn der?" fragte die Rsi schalkhaft, denn nunmehr klopfte ihr das Herz vor Freude, und sie wußte schon ebenso genau wie wir, was jetzt noch kommen würde. „Wer anders als der Florian — der Florian mit Leib und Seel', mit Haus und Hof! Oh, nimm ihn doch, du Schöne!" „Ja gern, ja gern, du Schöner!" erwiderte sie mit dem holdesten Lächeln, das man je an ihr gesehen. Und so fielen

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Seite 7 von 10
Datum: 07.08.1929
Umfang: 10
der Gewi. Eine ziemlich wahre Geschichte aus Tirol von Ludwig Steu b. Der Valentin begann: „Du, Florian, jetzt reden sie gar nichts anderes mehr als von dir und von der Rost." ,Was mir recht zuwider ist," unterbrach der Florian. „Hab mirs selber denkt, und letztesmal in der „Blauen Traube" haben sie mich so falsch gemacht, daß ich in den Tisch hineingeschlagen Hab. Der Florian, Hab ich gesagt, hat die Rosi noch gar nie gesehn und sie nicht ihn." „Haft recht gehabt, Valentin!" schaltete der Florian

mit beifälligem Nicken ein,' „ich hält auch nichts anderes sagen können." „Aber anschauen sollst sie doch einmal." „Zieht mich nicht recht hinüber in die Sewi —'* „Nu, sauber ist sie schon!" „Das sind andre auch." „Und reich —" „Ah reich? 's sind sieben Kinder,- was wird sie kriegen? Vielleicht so sechs-, vielleicht siebentausend Gulden. Ich bin nicht in der Not." „Und sonst wär sie auch ganz recht für dich, weil sie geraö so einen — Streich hat." Q „Nu," sagte der Florian lachend, „ich Hab an dem meinigen

erzählt hat in der Klausen, ein guter Freund vom Pauli. Und nachher deklamiert sie die Berslein, die ihr die Maler anlernen, und tritt auf wie im Theater! Ein Bauernmädel, das deklamiert -- 's ist zum Lachen!" „Das gehört halt auch zum G'spiel." „Und wer legt ihr denn nachher das Gewand an bei solchen Gelegenheiten? „Die faltige Tunika und den seidenen Festrock" hat der gesagt. Werden ihr wohl die Maler die Strümps anziehen?" „Aber, Florian, heut bist nicht gut aufgelegt!" „Nu, man weiß

gegenseitig viele freundliche Worte und hoben namentlich den guten Stil und den reichen Inhalt hervor, über den der eine wie der andere in seinen schrift lichen Arbeiten gebiete. Als das Zwiegespräch zu Ende, ging der Florian seinen Geschäften nach, während der Valentin allein beim Glase blieb. Dieser verfiel aber bald in folgenden beachtens werten Monolog: „Der nimmt sie einmal nicht! und wenn sic ihn auch noch so gern hat, so hilfts ihr nichts! So ists g'scheiter, nran treibt die zwei recht weit ausein

der Liste der gegenwärtigen Modefarben gestrichen. Die Modefarben der jetzigen Saison sind hellgetöntes Braun und metalli sches Grau. vorttberging und dort immer einkehrte, die Rosi schon seit jungen Jahren kannte, und daß sie ihm ebenso gnt gefiel, wie der sämtlichen Jugend des starken Geschlechts. War er bisher nicht hervorgetreten, so hatten ihn wohl die trüben Erfahrungen der andern abgehalten, und tn letzter Zeit, da man die Rosi nie ohne den Florian nannte, dachte er in der Tat nicht daran

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Seite 8 von 10
Datum: 02.08.1929
Umfang: 10
, und um diese Zeit gingen damals die reputierlichen Bür ger zum ersten Trunk, um abzuwarten, bis zu Hause die Lichter angezünöet worden, so daß auch diese kurze Weile nicht ungenützt verstrich. Der Florian kannte damals die Herren noch nicht so genau, aber wahrscheinlich war der Herr Bürgermeister, der Herr Seifensieder, der Herr Bürstenbinder, vielleicht auch der Herr Nagelschmied unter ihnen, da diese den Dreikönig ebenso hoch zu schätzen wußten als dieser sie. Jedenfalls scheint damals viel Ver nünftiges

gesprochen worden zu sein: denn der Florian hatte, als er heimfuhr, von Kufstein bis Langkampfen darüber nachzudenken, wie er denn auch seinen Vater, der ihn unter der Haustüre in Empfang nahm, sogleich mit folgenden Worten ansprach: „Vater, jetzt gibt's was Neues! Jetzt Hab' ich mich wieder besonnen und bin der Meinung, daß ich noch weiter studieren muß. aber nicht bet den Franziskanern, sondern — ja, du hättest heut nur beirn Dreikönig sein sollen, bet den Kufstein er Bürgern, wie die gesprochen

haben, von einer landwirtschaftlichen Lehranstalt da draußen in Bayern, drei Stunden unter halb München, Schleisheim heißt sie, was man da alles lernen kann, alles, was der Landwirt braucht und viel leicht noch mehr. Da laß mich hingehen, Vater! Du wirst schauen, was aus mir wird!" Florian setzte dann seinem Vater und der Mutter, die auch herbeigekommen, sehr verständlich auseinander, war um ihm das Leben am heimischen Herde noch nicht so recht behage. Er versicherte, baß nach der Meinung der Kussteiner Herren jetzt auch der Bauer

mehr lernen müsse als vorher, denn es kämen andre Zeiten, sage der Bürstenbinder, die von der Menschheit mehr verlangen, und cs sei gut, wenn man sich darauf gefaßt mache. Hatten Vater und Mutter ganz vernünftig gefunden, daß ihr Florian seine Studien abbreche, so fanden sie es nunmehr ebenso vernünftig, daß er dieselben wieder auf nehmen wolle. Daß er deshalb so weit in die Fremde aehcn müsse, stimmte sie freilich mitunter etwas trübe; allein, da das Land Tirol damals noch keine landwirt

gleichen Monatsraten, beginnend zwei Monate nach Annahme des Ausgleiches unter Bürgschaft des Hans Holzner, Kaufmann in Bregenz, erhalten. Am andern Tage ging aber schon ein „ordentlicher" Brief an den Herrn Vorstand der Schleisheimer Schule ab, und fragte der Florian darin sehr artig, ob und wann er etwa eintreten könne, auch ob und wie er sich bis zum Eintritt noch etwa vorbereiten solle, worauf ihm der Herr Vorstand unverzüglich ein halb Dutzend seiner eigenen trefflichen Schriften schickte

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Seite 8 von 10
Datum: 19.08.1929
Umfang: 10
da, indem sie erschöpft auf den Stuhl sank, „ich kann — nicht — mehr — weiter." Unser Florian fühlte ein inniges Mitleid, da er die arme Rosi so zusammensinken sah. Als der Landrichter von der gesetzlichen Vorschrift gesprochen, glaubte er nicht mehr dreinreden zu dürfen, aber als er die Angst des minniglichen Mädchens gewahrte, nahm er sich doch ein Herz und fragte: „Ist denn die Geschichtserzählung so notwendig? Kann man nicht darauf verzichten?" „Freilich kann man verzichten," antwortete der Land richter

, „wenn man den Vorgang zugesteht." „Den Vorgang gesteh' ich ja zu. Die Geschichtserzäh lung schenk' ich dir, Rosi!" Die bleiche Rosi schlug in schmerzlicher Freude die Hände zusammen. „Er ist halt doch ein braver Mensch!" rief sie. „Und nun, Florian, schenke ich dir auch die —" „Die Abbitte," wollte sie sagen, aber der Vater fiel noch im rechten Momente drein und fuhr sie zornig an: „Du bast nichts zu verschenken! Auf die Abbitte verzichte ich nicht!" „Aber zu was brauchst sie denn?" fragte da der Florian

da der Florian, so bieder und gemütlich, wie er's nur aufbrtngen konnte, ,chast wohl recht — ist ein rechter Bettel! Aber für dich ist's zu wenig und für mich ist's zu viel. Ich bin's nicht schuldig und tu's auch nicht. Aber es gibt ja noch einen anderen Weg—" Die Rosi schlug hier die Augen auf und schaute ihn erwartungsvoll an. Der Landrichter aber sagte: „Ja, ja, Florian! das ist ein guter Wink' sprich dich nur deutlicher aus!" Wogegen der alte Hechenplaickner: „Nein, nein, ich will keine Winke

und keine Winkelzüge,' ich bleib' auf meiner Klag'." Hierauf der Florian ebenso bieder und gemütlich wie zuvor: „Schau, Vater, es hilft dir ja nichts! Es fehlt ja die Absicht. Oder, Rosi, meinst du, ich hab's mit Fleiß getan?" Die Rosi nahm bei dieser Gewissensfrage, von der ja alles abhing, ihre ganze Kraft zusammen, sah den Florian ernsthaft, aber milde an und antwortete ebenso ruhig wie bestimmt: „Nein, Florian, das trau' ich dir nicht zu. Ich kenn' dich nicht, aber ich weiß, du bist ein feiner Bursch

." Der Vater warf einen düsteren Blick auf seine Tochter. Ihm wäre viel lieber gewesen, wenn sie's ihm zugetraut hätte. Der Florian aber konnte aus jenen Worten, wie man jetzt sagt, auch einiges „registrieren", eine zarte Rüge nämlich, daß er dem feinsten Mädchen der Gegend nie zuliebe gegangen. „Nun siehst du's, Vater," fuhr er fort, „ich hab's ja nicht mit Fleiß getan." „Ja, ja," sagte der Landrichter, indem er dem jungen Manne beistimmend zunickte, „der Animus fehlt- der Animus

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Seite 8 von 10
Datum: 05.08.1929
Umfang: 10
, in dem der Florian geboren wurde, ist ein sehr ansehnliches Gebäude, zu dem man * Verhängnisvolles Sonnenbad eines Kammersängers. Ans Millstatt wird berichtet: Der Kammersänger und Schubert-Darsteller Anton Eller nahm nach einer Nachtfahrt von Wien im Millstätter See ein Bad. Um 7 Uhr früh legte er sich in einen Liegcstuhl und schlief e i n. Er lag bis 1 Uhr nachmittags im Sonnenbrand und mußte, an Sonnenstich schwer erkrankt, nach Gastein gebracht werden. * Amtsvernutrennng eines Briefträgers. Beim Post amte

und wird deswegen auch, zumal an Sonn- und Feiertagen, aus der Stadt sehr gerne besucht. 4. Auf diese Weise war der Florian in sei« siebenund zwanzigstes Lebensjahr hinetngeraten. In jenen Zeiten und in jearen Tagen, ja eigentlich ge rade in dem Jahre, von dem jetzt die Rede ist, wurde aber in der Kussteiner Gegend sehr oft und sehr viel von einem angeblichen Liebespaar gesprochen, und zwar von dem Florian und der Rosi. Die Rose der Sewi war jetzt ein undzwanzig Jahre alt und mutzte heiraten — das sahen

alle ein — sie konnte aber keinen andern nehmen als den Florian — das war klar. Als derlei Reden einmal in Umlauf waren, gewannen sie auch täglich an Bestimmtheit: die einen wollten wissen, die Hochzeit sei schon auf Jakobi angesetzi, die andern be haupteten, auf Barthermä. Der Valentin Hinterbichler von Walchsee erregte daher zu Sommersanfang kein ge ringes Aufsehen, als er in der Blauen Traube zu Kuf stein diesen Gerüchten mit Nachdruck widersprach und am Ende, ärgerlich über das Geirätsch, das gar nicht aushören

, oder um anittelbare Strom verteilung mittels Uebertragungsleitungen. Außer der Konzession mit ihren gesetzlichen Leitungs- und Ent- eignamgsrechten wird auch eine Borkonzession mit vor übergehender Grundbearützung siir Vorarbeiten zur Projektierung einer Leitaangsanlage zugelassen sStudien- gesellschafi). Die Anweardung der öffentlichen Pflichten (Vcrtragspflicht, Betriebspflicht, Tarifbildung usw.) wird Die Rosi war, wie der Florian, in einem reichen, von alters her angeseheaaen Wirtshause geboren

des bäuerlichen Treibens zu einer geistigeir Höbe empor gehoben, zu der ihre schlichte und arnentwickelte Nmgebarng nur schwindelnd hanaufschauen konnte. Wer daher seine Augen spähend in die Runde gehen ließ, der fand für den Florian keine andere Möglichkeit als die Rosi, und für die Rosi keine aardre als den Florian. Die beiden jungen Leute hörten nun allmählich auch davon, daß die ganze Umgegend, das ganze Laaadgericht mitsamt dem bayrischera Grenzsaum sie uttteinander ver heiraten wolle und bereits

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Seite 7 von 10
Datum: 19.08.1929
Umfang: 10
in der Sewi ein- geschenkt! So pflegte er auch den Florian, den er von Jugend auf kannte, noch immer zu duzen, obgleich dieser kraft seiner Bildung schon längst „geihrzt" zu werden verdiente. Der alte Hechenplaickner und seine bleiche Tochter tra ten also ein und wurden mit schweigsamer Würde emp fangen. Der Tochter, die auch dem Landrichter sehr an gegriffen schien, bot dieser einen Stuhl — eine Ehre, die eigentlich nur die Honoratioren anzusprechen haben. Rosi setzte sich und sah traurig auf den Boden

. Der Florian war noch nicht da, weil er noch mit dem Valentin zu reden hatte. Doch klopfte es sehr bald und er trat mit bescheidenem Gruße in das Amtszimmer. Sein erster Blick fiel auf die junge Gegnerin, die sich bei seinem Eintritt langsam er hob,- sie wußte wohl selbst nicht, warum: aber Florian konnte es immerhin als eine ehrenvolle Begrüßung gel ten lassen. Die eine Hand legte sie auf die Lehne des Stuhls, um sich zu stützen, aber ihn sah sie nicht an, son dern schlug die Augen nieder und schloß

sie fast. Unser Florian hatte das Mädchen, wie wir wissen, zwar schon einmal gesehen, aber nur flüchtig und unter Um ständen, die eine ruhige Betrachtung doch fast ausgeschlos sen. Jetzt dagegen war die Gelegenheit ungemein günstig — er schaute mit offenen Augen und sah vor sich die herr liche Gestalt, die tadellos war vom Scheitel bis zur Ferse. Auch trug sie ihre schönsten Feiertagskleider, den niede ren, breitkrempigen Hut mit der goldenen Schnur und Quaste, den feinen weißen Spitzenkragen

, die goldene Halskette mit dem goldenen Kreuze, das samtene Mieder, den schwarzseidenen Rock mit der grünseidenen Schürze und die feinen glänzenden Schuhe. Als nun der Florian in des Mädchens edles Antlitz sah, Las von der Pracht des Gewandes fast noch gehoben gestand ..Eharly John" bald, daß er ganz einfach Karl Johann heiß«, 17 Jahre zähle und nicht wesentlich über den siebzehnten Gemeindebezirk hinausgekommen fei. Nun hatte sich „Eharly John" wegen Falschmeldung vor dem Jugendrichter zu verant worten

ihm weh ums Herz, und er dachte: An alt die sem Elend ist doch nur einer schuld, und der bin ich! Nun begann der Herr Landrichter mit ruhigem Ernst: „Heute, den siebenten August, ist Verhandlung in der Sache des Thomas Hechenplaickner von der Sewi als Ver treter seiner Tochter Rosa gegen den Florian Weiten moser von Langkampfen wegen Schmerzengeld zu drei hundert Gulden, wegen Ehrenkränkung und Abbitte. Es ist aber des Richters Amt und Pflicht, vor dem Streite den Vergleich zu versuchen." Die Parteien

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Seite 2 von 30
Datum: 13.05.1905
Umfang: 30
, feierlich begangen. Und wie sehr diese frohen Hoffnungen in den fol¬ genden Jahren sich erfüllten, beweist die Ver- beim jungen Drechslermeister vor sich gegangen war. Nur dem harthölzernen St. Florian beiin Brunnen kam die Sache nicht mehr ganz richtig vor, weil sich der Andrä nur mehr selten- sehen ließ und, wenn er schon kam, nicht mehr in den Brunnen, sondern stets zum Müllerhaus hin¬ über sah. „Ja," dachte sich der Heilige

und sich aus die Bank beim Brunnen setzten. St. Florian ver¬ hielt sich daher, wie immer vor den Leuten, ganz stille, stand steif da, wie es sich für einen echten Krieger geziemt, und freute sich, endlich die Wahr¬ heit hören zu können. Die zwei ließen den St. Florian denn auch unbeachtet und plauderten ahnungslos immer wie¬ der davon, daß sie einander gerne hätten, daß sie ohne ihn und er ohne sie nicht leben könne, daß fie* für den Fall

als der Vater nein sagen sollte, unter die Mühlsteine gehe und daß der Mndrä sich diesfalls selber zu Staub und Spänen vufdrechseln würde. Dem heiligen Florian wurde die Geschichte ,J$ou fast langwellig und er hatte Lust, den bei¬ anstaltung einer Reihe von Festlichkeiten in großem Stile, durch die dem Vereine recht er hebliche Geldsummen zur Förderung seiner Zwecke zugeführt wurden. Ich erinnere an den im Jahre 1889 veranstalteten Wohltätigkeits

, Gesamtleistung 10,237.115 Kronen 26 Heller. den znzurufen : „Jetzt könnts bald genug sein, kann ichs doch fast schon auswendig, was ihr euch noch zu sagen habt." In diesem Augenblicke faßte der Andrä das Tbveserl um den Hals und gab ihr auf die roten Lippen einen herzhaften Kuß, daß es schnalzte. Da konnte St. Florian nicht mehr ruhig zufeheu und faßte den Eimer fester in der Hand, um im Notsalle zu retten, Men¬ schen, Vieh und Habe. Schon

, hast recht, dös tu ich. Und weißt zu wem ich bet?" „Ja, zu wem, Andrä? Gibts für die Lieb leicht auch einen Patron?" „Na. Aber zum St. Florian, werl der eh der Schutzpatron von unserm Haus ist." Damit war das Tbreserl einverstanden und sah flehend zum St. Florian hinaus. Nachdem sie beschlossen hatten, daß es die Thresel morgen der Mutter, und daß e§ diese dann dem Müller erzählen sollte, verabschiedeten sie sich und wünsch^ ten

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Seite 7 von 10
Datum: 12.08.1929
Umfang: 10
und sich lächelnd in die Mitte seines Gesichtes setzte. Sie lächelte und lächelte zwar immer himmlischer unö himmlischer, wurde aber immer schwerer und schwerer dabei. Es ist begreiflich, daß der Florian die schöne Titania, namentlich an dem Orte, den sie sich letzterhand zum Throne erwählt, nachgerade unerträglich fand, und man kann's ihm wohl nicht verübeln, wenn er zuletzt, da Arme und Füße den Dienst versagten, sogar nach ihr schnappte. Auf dieses hin hörte er zwar von oben herab einen gellenden Schrei

, und die Last, die über ihm lag, tat einen heftigen Ruck, aber im selben Augenblick fühlte er auch einen rächenden Tritt auf seiner Brust. Mit diesem verschwand allerdings der sonderbare Traum, aber das wache Bewußtsein kehrte doch sogleich nicht wieder zurück. 10. Der Florian lag eine gute Weile in stiller Betäubung .auf dem kalten Boden. Als öle Betroffenen, die einen Laut von sich geben konnten, alle herausgezogen waren, hielten die Retter das Rettungswerk für vollendet und gingen wieder anderen Zielen

nach, die meisten ins Wirtshaus zum Abendtrunk, der heute sehr lebendig wurde, während die andern, die nicht in der Nähe hausten, sich auf den Heimweg begaben. Und obwohl von dem Florian bereits viel gesprochen wurde, so kümmerte sich doch niemand um ihn, am wenigsten die Langkampfener, weil sie nach der früheren Verabredung alle meinten, er werde sich schon durchgemacht haben, und weil keiner dachte, daß er noch unten auf dem finstern Grunde liege. . Als er aber erwachte, war das zertrümmerte Schau spielhaus

Empfindung für das Heikle seiner Lage und war daher sehr unent schlossen, was er zunächst beginnen, wohin er sich wenden solle. Sv geriet er unsicheren Schrittes in die Dorfgasse und setzte sich, um ein wenig nachzudenken, auf ein Som- merbänklein, das unter einem Birnbäume stand. Er saß noch nicht lange da, als zwei Männer vorübergingen, die eben aus dein Wirtshause kamen, zwei ehrbare Familien- häupier, welche früh nach Hause trachteten. Florian kannte sie zwar nicht, aber der eine war der Dominikus

Wein zierl, der biedre Wirt im Mühlgraben, und der andre der Peter Schindelholzer von Niederndorf, ein Vetter des wackeren Pfarrers Schindelholzer von Kundl. Sie gingen langsam ihres Weges und besprachen mit lauter Stimme das große Ereignis. Den Florian, der unter dem Birnbäume saß, bemerkten sie nicht; dieser aber hörte eine Zeitlang alles, was sie redeten. „Ja, ja," sagte der Peter Schindelholzer, „dies Spetakel! von dem wird man noch lang' reden!" „Und daß die Rosi bissen worden

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Seite 8 von 10
Datum: 07.08.1929
Umfang: 10
, auch sonst nie an der Sewi vorübergegaugen, so kehrte er diesmal auf dem Heimweg umso lieber ein und setzte sich in den Garten. Die Rosi brachte ihm den Wein, ließ sich neberr ihm nieder und sagte als artige Schenkin: „Grüß dich Gott. Valentin! Kommst aus der Stadt?" „Fa, vom Viehmarkt." ,-Hats viel Leut gegeben heut?" „Ja, viel Leut,- sind viel Oberländer dagcwesen und viel bayerische Händler: der Florian hat sich auch sehen lassen, haben eine Halbe Terlaner getrunken im Hirschcn- gartcn." . „ „Der Florian

— dies Wörtlein siel plötzlich wie cm schwerer Stein aus des Mädchens armes Herz. Seitdem von Florian die Rede, war ihre Stimmung zusehends heiterer geworden,- aber jetzo schlug sie jählings um. „Gewußt, gewußt?" wiederholte sie ängstlich. „Das Mehrere hat er gewußt! Ja, was weiß man denn von mir? Wenn man viel von einem Mädel weiß — ist viel besser, wenn man nichts weiß." „Nu, wies da zugeht in der Sewi, das kann man ja leicht erfahren." „Und müßt' ich mich deun fürchten, wenns der Florian erführe

?" „Nu, weißt, Rosi! Das Leben in der Sewi kann man nehmen wie man will. Dem einen gefällis, dem andern nicht." „Und dem Florian?" „Gefällis nicht." „Ja, was war denn das?" rief die Rosi in sichtbarer Bestürzung und erhob sich. „Was hat er denn auszu setzen?" „Nu, die Maler, glaub ich, gefallen ihm halt nicht recht." „Die Maler? Die sind halt auch so gekommen wie andre Gäst. Ich habe sie nicht verschrieben; haben sich aber immer ordentlich aufgeführi. Und jetzt soll man ihnen das Haus verbieten

?" „Und daß du dich alle Jahre drei-, viermal malen laßt." „Das ist schon hart," sagte die Rost traurig, „weirn man einen solchen Borwurf hören mutz und vom Florian, der doch kein Bauer ist. Ich lasse mich ja nicht malen, aber das Anschauen kann ich doch nicht wehren!" „Und daß du dich so hernehmen laßt wie eine Komö diantin und daß du die Germania spielst und deklamierst!" „O mein Gott!" seufzte die Rose tiefgckränkt, „mutz man sich da auch verteidigen! Da haben sie voriges Jahr so einen Festtag gehabt, den achtzehnten

Oktober, wegen der Leipziger Schlacht, wo die Deutschen den Franzosen Herr geworden sind, und da bin ich die Germania gewesen und Hab etliche Berslein sagen müssen, von dem deutschen Vaterland. Tic Maler sprechen ja allweil so. als wenn wir Tiroler Mädeln auch ins deutsche Vaterland gehörten, und so Hab ichs zuletzt selber geglaubt und Hab gemeint, ich darf auch mitfeiern. Und haben alle gesagt, daß mir das Gewand so gut steht, und ich Hab den ganzen Abend an den Florian denkt

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Seite 8 von 10
Datum: 20.08.1929
Umfang: 10
alles voller t/ent' und die lochen olle über mich, und der Florian kommt mit seinen L-angkamp- fener Burschen — ich versteh' ja nichts von solchen Lachen — und alle reden wider mich recht übel und recht bös und der Florian wird recht feindselig und der Nater wird recht tückisch, und zuletzt habe ich mir denkt, tut der Florian mir ein Leid an." „O du armes Kind!" seufzte die Mutter, „du phantasierst ja noch!" „Es ist aber alles anders gegangen) der Florian ist recht freundlich gewesen und hat deutlich

gesagt, er will nicht abbitten, aber es gäbe ja nvci, einen andern Weg,- nur der Baier ist so zornig nnd so hartnäckig und will die Abbitte nicht herschenken. Und so ist aus der ganzen Ber- handlnng nichts geworden und wir sind wieder berufen, auf heut über acht Tage, und da soll ich allein lommen." „Und fürchtest dir nimmer?" „O nein," sagte sie lächelnd, „vielleicht geht alles gut. Icb mein', der Florian hat keinen Zorn auf mich. Ein mal hat er gesagt: die liebe Rosi „2p," rief die Mutter fröhlich

von dem alten Vater, der ihr zwar noch einen Handschlag, aber zugleich die Drohung mitgab: „Die Abbitte, Rosi, verstehst, die Abbitte! Wenn du die nicht bringst, so darfst mir nicht mehr ins «Haus herein. Und der Landrichter mutz sie ins Protokoll schrei ben lassen, verstehst, damit man's schriftlich hat!" Hierauf stieg sie in das Wägelein, das ihr Bruder lei- leie nnd fuhr nach Kufstein, in die Stadt. 17. Als der Florian am siebenten August um Mittag in seinem Einspänner nach «Hause kam, ging

ihm die Mutter an den Wagenschlag entgegen, er aber stürzte heraus, fiel ihr um den «Hals und küßte sic. Auch dieses Vorkommnis müssen wir wieder als nicht ganz banerntümlich, daher als etwas u«'wahrscheinlich und problematisch hinstellen. Ter einsichtige Erzähler darf in solchen Füllen immer auch sehr vorsichtig sein, da man den Dorfgeschlchtenschreibern ja gar so gerne nachsagi, daß sie vom Banernleben nicht das mindeste verstehen. „Mutter, Mutter, Mutter!" rief aber der Florian, als sie ans ihrer Stube

mögen." „?lha! Nu, das läßt sich hören! Aber jetzt?" „Jetzt kommen wir in acht Tagen wieder zusammen, wir zwei — und der Alte bleibt daheim. „Und meinst denn, sie geht dir gleich so bei ?" sragie di:' Mutter scheinbar nur neckisch, aber doch nicht ohne jeden Hintergedanken,- denn nach ihrer geheimen Meinung hätte ihr lieber Sohn schon bei der ersten Zusammenrnnft viel weiter, das heißt ans Ziel gelangen sollen „Merk' auf, Mutter!" cntgegnete der Florian, „das ist das Besondere an unserer Sach

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Seite 7 von 10
Datum: 05.08.1929
Umfang: 10
. Schweres Booisnuglück aus dem Plattensee. Budapest, 4. Aug. Auf dem Plattensee ist ein Segel boot mit vier Insassen gekentert. Ein Student aus Die Rose der Gewi. Eine ziemlich wahre Geschichte aus Tirol von Ludwig S t e u b. Im übrigen ergab der Florian sich jetzt ganz und gar der Landwirtschaft und trachtete, alles, was er gelernt hatte, nützlich anzuwenöen. Kam er in die Stadt, so suchte er zumeist die bessere Gesellschaft auf, die bald da, bald dort zu treffen war, je nachdem der Wein bald da, bald

und Feigen für immer zu brechen und den Cafe oder Cafee, Caffe oder Caffee, Cas« oder Caffe, Käse oder Kaffee usw. — jetzt müssen wir den leidigen Namen doch verwenden — nur rein und echt aus den Tisch zu bringen, ein Entschluß, der vielen andern schönen Wirtinnen von Tirol so ferne liegt, daß sie ihm wahrscheinlich in diesem Jahrhundert nicht mehr nahe kommen werden. Auch den Frauen war Florian sehr sympathisch, denn er besaß die Gabe, ihnen ungemein zu gefallen. Es ge schah gewiß nur ihnen zuliebe

" um folgendes: Bereits vor Jahren fanden bei der Reichsbahn- gesellschast Beratungen darüber statt, wie man durch men, wann sie wollten, immer einen frischen Hemdkragen und reinliche schmucke Kleider trug, wogegen andre Wirte im Gebirge, die zugleich Fleischer sind, den Gast nur zu oft in blutiger Schürze empfangen. Drum führte auch die Frau Landrichterin alle ihre Sommergäste so gerne nach Langkampfen, wo sie der Florian mit seiner Aufmerk samkeit bewirtete und in jeder Weise zu ehren suchte. Tort saßen

, jetzt werde er wohl froh sein, seine Ruhe gefunden zu haben und nur der Landwirtschaft leben zu können, sagte Florian: „Und doch beruhte jenes Treiben auf einem wohlbedachten Entschlüsse. Es war eine moralische Notwendigkeit. Um nicht lächerlich zu werden, mußt' ich imponieren!" Diese Worte verfehlten ihres Eindrucks nicht,- sie gingen vielmehr von Mund zu Munde, und als sie, was bald geschah, auch der Frau Landrichterin zugetragen worden, sagte diese beifällig: „Sehr schön ausgedrücki! er hat fast allen Geist

mit hereingenommenl" So lebte denn unser Florian wahrhaftig in floribus, in der Blüte seiner Jahre dahin, und das Glück schien ihm hold auf allen Seiten. Einmal nahm seine Wirtschaft in Haus und Feld einen Fortgang, wie er ihn nicht besser wünschen konnte, und dann erreichte er selbst, wenn dies auch ein Glück ist, allmählich eine Berühmtheit, welche wenigstens zwischen Ratienberg und Rosenheim ihres gleichen suchte. Seine persönlichen Beziehungen er weiterten sich mit jedem Jahre und wurden mit jedem Jahre

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Seite 17 von 24
Datum: 18.10.1911
Umfang: 24
sie sich auf, und zwar Atz am nörd¬ lichen Rande der dort befindlichen Wiese, Vorhauser auf der südlichen Seite knapp am Waldrande. Einige Meter hinter dem Standorte des Vorhauser, parallel mit dem Waldrande, führt von Osten nach Westen, von Gebüsch versteckt, ein Fußsteig, auf welchem dre Füchse zu wechseln pflegen. Am gleichen Abende hatten sich auch Florian und Jakob Sinn an dieselbe Stelle auf die Fuchspasse begeben. Florian Sinn bezog einen Posten östlich

, Johann Sinn westlich von Vorhauser, ohne daß dieser die beiden bemerkte. Nach einiger Zeit begab sich Florian Sinn zu seinem Jagdgenossen Jakob Sinn und benützte dabei den oben beschriebenen Fußweg. Ms die beiden nun am gegenüberliegenden Wiesenrande den Rudolf Atz be¬ merkten, gingen sie — Florian Sinn voraus — leise austretend und sich im Flüstertöne unterhaltend, auf dem Steige wieder zurück in der Richtung nach Osten

. Als sie den Standort des Karl Vorhauser passierten, gab dieser aus seinem Jagdgewehre aus einer Ent¬ fernung von etwa zehn Schritten einen Schrottschuß ab, dessen ganze Ladung den Florian Sinn m Brust und Hals traf. Den hredurch erlittenen Verletzungen erlag Sinn infolge innerer Verblutung nach kurzer Zeit. Vorhauser verantwortete sich dahm, er habe im Gebüsch etwas rauschen gehört, und sich bewegen gesehen und in der Annahme, es sei der Fuchs, ge¬ gen

jene Stelle geschossen, und so statt des vermute¬ ten Fuchses den Florian Sinn getroffen. Da seine Handlung den Tod des Florian Sinn verursachte, hatte er sich wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu verantworten. Vorhauser wurde zu z w e i M 0 n a t e n strengen Arrest und zur Bezahlung einer Jahresrente im Betrage von 300 Kronen an die Witwe des erschossenen Florian Sinn verurteilt. (Ein Diebstrifolium.) Die Gebrüder Jdilio

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Seite 1 von 28
Datum: 20.02.1904
Umfang: 28
und Feuilleton. E Geschichte von den Wiesensteck- Höfen im Jahre L«65. Von Richard Mariisch nig. Nachdruck verboten. Me Wiesen fleckhöfe — ungefähr eine halbe Stunde von Steinacq entfernt — waren schon im Jahre 1765 ebenso gut bekannt in der Umgebung, wie der Wiesen fleckbauer Florian. Der war ein Mann, dem Gott zur bäuerlichen Einfachheit ein gutes Herz gegeben hatte — ganz im Gegensätze zu seinem Eheweib Life, von Haus aus Life Berghoser genannt

. Sic war sehr herrschsüchtig. Einst war sie schön gewesen wie keine andere talauf, talab, und wenn sie über die Sittbrücke nach Steinach ging, soll bas Wasser still gestanden sein, um ihr reizendes Bild deutlich wiedergeben zu können. Die nächste Folge ihrer Schönheit war, daß sich Viele um sie bewarben — arme und reiche. In der Mitte der Freier stand der Wiesensleck Florian, damals kein übler Bursch und gesund. Wenn wir weiter berichten

, daß er auf das reiche Anwesen seines Vaters hoffte, so er¬ scheint es niemand wunderlich, wenn ihm das «Hüne Lisele nicht abgeneigt war. Aber — dieses M Leben so bedeutungsvolle Wörtchen „aber" sinelte auch in seiner Liebe eine Rolle — beide Mußten noch volle sechs Jahre warten, bis sie der Pfarrer „zusammengeben" konnte, als der Florian den Hof übernahm. Daß unserem Florian die lange Zeit des Wartens bei der großen Nachfrage nach dem Herzen der schönen

Lisl Anlaß zu Herzensqualen und zur Eifer¬ sucht gab, ist wohl einzusehen. Endlich sagten sie in der Kirche zu Steinach „Ja" und die Lisl zog in den Wiesensteckhof, ein so schön gelegenes Anwesen, daß man glauben könnte, der liebe Herrgott habe hier am siebenten Tage von dem großen Schöpfungswerke ausgerastet. Heute, da unsere Geschichte beginnt, waren sie schon lange verheiratet. Florian war fleißig wie früher und hielt

das, was er am Altäre versprochen hatte: er blieb sein Lebtag in der Ehe ein „Jasager". Das hatte folgenden Grund. So lange die Lisl schön war, gehorchte er aus Liebe, später, als aus der Lisl eine Life ge¬ worden war — aus Gewohnheit. Zu erwähnen ist noch- daß ihm sein Name Florian geradezu verhängnisvoll werden sollte, denn der Wein, den ihm die Bäuerin vorsetzde, war entweder keiner oder einer, den der heilige Florian ge¬ sehen hatte. Aber, wem Gott

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Seite 3 von 30
Datum: 13.05.1905
Umfang: 30
Taler aus dem Kasten und machte sich aus den Weg zum Simele. „Wenn der St. Florian* nit mehr helfen kann, chann muß ich decht zum Simele gehn." . Der Simele, der gerade eine Revision seiner Hausapotheke vornahm, war sich nach der Er¬ zählung des Andrä vollkommen klar darüber, daß die Angelegenheit schlimm stand. „Ist recht, daß du kommen bist, Andrä. Setz dich nur einmal nieder, sonst trittst mir vor Leidenschaft den Boden ein. Alsdann

ihres Unterganges aussetzten. Wenn sich unsere Hüt¬ tenwerke infolge der geänderten Zollverhältnisse delt sich um die Müllerische? So, so! Vor allem aber, Andrä, merk dir, daß du dem alten St. Florian nit so unrecht tust, das paßt sich nit und er ist ja der einzige, der dir noch helfen kann; ich kann da nicht viel machen." „Du mein Gott! Simele, der Trost ist frei¬ lich g'ring." „Ah," der alte Simele legte den Finger an die Stirne und dachte

nach. „Gut ists, ja ganz recht nur der heilige Florian kann dir noch helfen." „Wieso, Simele?" „Na, wenn d' mir die Vollmacht gibst, daß ich allein mit deül alten St. Florian in deinem Hof unterhandel und tu, was ich will damit?" „Was du willst, Simele! Was du willst!" „Gut, dann geh wieder schön ruhig auf deinen Hof, in vierzehn Tagen gib ich dir Nachricht." Damit war der junge Drechsler zufrieden, legte einige Taler auf den Tisch

und ging. Der Simele aber setzte sich noch am selben Abend hin und schrieb an einen reichen Herrn in Wien einen langen Brief, in dem unter an¬ derem stand: „Auf daß ich nun weiß, daß Sie Antiquitäten kaufen, so vermeld ich Ihnen, daß in unferm Markt in dem Siebelhofer Andrä seinem Hof ein über sechshundert Jahr alter hölzerner heiliger Florian steht und daß derselbige mit die einschlägigen Urkunden über die Zeit, wann, von wem

- eren Bedingungen arbeitende deutsche. Man arf 'die Wirkung von Zollerhöhungen ebenso wenig unterschätzen, als die Wirkung von Zoll- Herabsetzungen. Der neue Tarif gewährt den eisenkonsumierenden Industrien fast durchgängig wesentliche Erhöhungen. Die Hüttenwerke da¬ gegen — und dies ist bezeichnend gerade in ich sorg schon, daß der St. Florian Ihnen bleibt." Der Herr von Wien kam denn bald darauf angefahren, und als er wieder abreiste, nahm

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Seite 2 von 18
Datum: 12.03.1914
Umfang: 18
, tritt der Staudenhias aus dem hochumbuschten Hohlweg. Der Florian macht weiter keine Umstände, sondern pflanzt sich vor ihm auf und packt den Verblüfften beim Rockkragen. „No, Du Malefizlump, an was hast denn grad denkt, daß Du so erschrickst, he?" „An nix Unrechts", erwiderte der Hias un¬ verfroren, und sucht sich loszumachen. „Nur verhofft bin ich, daß Du so leutselig bist und mich gar net auslaßt . . ." „Halts Maul und gib

Dich", befiehlt der Florian kurz- bindet ihm gewandt die Hände und treibt den heftig Widerstrebenden vor sich her. Sie find noch, keine fünfzig Schritt gegangen, da kommt dem seltsamen Paar Seine Hoheit der Herzog Viktor Joachim entgegen, der sich auf dem gewohnten Wege zur Försterei be¬ findet. Schleunig tritt der Herzog heran, mu¬ stert neugierig den Staudenhias, für den er eine Vorliebe hat, weil er ein so schöner, starker, verwegener Bursch

ist, und fragt seinen Jäger betroffen: „Na, Florian, — was bringst Du denn da für ein Wild zur Strecke?" Respektvoll steht der Florian stramm und meldet erregt: „Halten zu Gnaden, Hoheit, einen Malefizlumpen, für den der linke Schä¬ cher am Kreuz zu gut wär', weil er meinem hohen Herrn seinen schönsten Hahn droben anr Hörnergraben das Lebenslicht ausgeblasen hat . ." „Wünsche wohlauf zu leben, Hoheit", grüßt der Hias den Herzog bieder und erklärt

Dienst in eine wild: „Hab' ich Dich net erwischt? Und hats net droben kracht?" Der Hias lächelt fromm. „Dann ifts mir leid um Deine Ohren, wenn Du's für einen Schuß aus meiner Büchsen gehalten hast . . ." „Soo? Her mit dem Stutzen . . .!" Baff konstatierte der Jäger, daß aus dem Rohr keine Ladung gekommen ist . . . Alsdann her mit dem Rucksack . . .!" Flink dreht sich der Hias, den Rucksack zu entziehen. Der Florian wird kirschrot

vor Zorn. „Krieg ich ihn, oder kriegt ich ihn net . . . ?" „No, weilst erst fragst, nachher kriegst ihn also net — Du . . ." Aber schon hat der Florian den beschwerten Beutel gepackt und entnimmt ihm — ein großes Stück saftiges „Bauerngselchtes" . . . Triumphierend schaut der Hias vom Jäger zum Herzog. „Indem die Hoheit das aus der Alm alleweil so gern ißt, wollt' ich's mit Verlaub im Schloß abgeben . . ." Des Herzogs befangener Dank

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Seite 7 von 10
Datum: 13.08.1929
Umfang: 10
gar nicht ärgerlich, sondern zitierte ganz heiter den Ausspruch eines deutschen Dichters, daß man nicht ungestraft unter Palmen wandle. Florian hielt es nun für seine Pflicht, dem liebens würdigen Mädchen auch die innere Halle, vielmehr die niedere, drückende Stube zu zeigen, welche als das Elysium der bayerischen Trinker betrachtet wird. Dort saßen alle Tische voll, und in den engen Gängen, die sich dazwischen hinschlängelten, standen die biedern Zecher Mann an Mann, so daß weiteres Vordringen

, wenigstens einer Dame, nicht möglich war. Miß Lukretia bemerkte übrigens, ohne von Florian darauf hingewiesen zu wer den, daß die Stube sehr übel roch, daß sie voll Tabaks- gnalm, daß die Tische alle naß und in der schwebenden Flüssigkeit schon viele Retttchscheiben und Ztgarrenrestchen ertrunken waren, daß der Boden ebenso schmutzig wie die Tische, und das Ganze auf einen edleren Sinn sehr niederschlagend wirke. Sie verließ die Stube mit gerümpftem Röschen,- als sie aber auf -dem Platzl (jetzt heißt

Mosaik, die Tische von Ettaler Marmor. — Wenn die Kunst die Menschen veredelt, darf sie nicht auch diese veredeln? So sprach sie noch längere Zeit fort, obgleich sie die Sache eigentlich gar nichts anging, bis ihr Florian sehr artig erklärte: die Kritik dieser Ausstellungen müsse er den Münchnern überlassen; wenn sie eine Abhilfe an-, strebe, so möge sie sich an die maßgebenden Kreise, viel leicht gar an den gekrönten Kunstfreund wenden, an König Ludwig I. Dieser sei jungen Engländerinnen immer

gewogen gewesen und werde sicherlich tun, was er nicht lassen könne. Nachdem er sie mit solchen Worten beschwichtigt hatte, bot er ihr seinen Arm und fragte, wohin er sie geleiten dürfe. Sie erklärte hierauf, daß sie im Bayrischen Hofe abgestiegen sei, und Florian führte sie demgemäß durch die Pfistergasse, das Schrammer- und das kümmerliche Fingergäßchen, welch letzteres endlich seine längst ersehnte Urftände als prächtige Maffeistratze gefeiert hat, vor die Pforten jenes Hotels. Unterwegs

hatten sie aber noch allerlei zu besprechen. Lukretia fragte zum Beispiel, wo denn seine Cottage, sein Chalet oder, nachdem sie endlich das deutsche Wort gefunden, sein Alpenhäuschen stehe, ob er einen hübschen Gletscher in der Nähe habe, wieviele Gemsen er besitze usw. Endlich wollte sie auch wissen, ob in dortiger Gegend nichts zu malen sei. Florian konnte diese Frage allerdings bejahen, meinte aber mit zarter Rücksicht auf gewisse Beziehungen, sie ginge besser nach Hopfgarten oder gar nach Kitzbühel zur Frau Tiefen

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