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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 7 von 12
Datum: 04.05.1940
Umfang: 12
LN wenüt: Oie Weste hatte es in fich... Er hieß Ferdinand und war 38 Jahre alt. Sie hieß Marie- Louise und war 22 Jahre alt. Er war ein großer, zuverläs siger Bursche mit dem treuherzigen Blick eines Bernhardiners und mit einem reichen Innenleben. Sie war klein, zierlich, blondgelockt, mit ausrasierten Augenbrauen und karmesin- farbenen Lippen, und ihre Gedanken umtanzten das Leben wie die Mücken den Sonnenstrahl. Sie legte einen über mäßigen Wert auf Dinge, die in den Augen ernst zu nehmender

Menschen lächerlich und ohne jeden Belang waren, so zum Beispiel auf das O,.in Marie-Louise und auf das Nicht vorhandensein von Westen in der männlichen Bekleidung. Die Weste war ein Kleidungsstück, daß sie allenfalls Herren über 40 zugestand, aber Herren über 40 waren keine Männer mehr, sondern Papas und Onkels, und auf jeden Fall etwas, das für das Herz eines jungen Mädchens nicht in Frage kam. Schon Ferdinand befand sich an der Altersgrenze, ein Um stand, der dadurch schmerzlich betont

und hervorgehoben wurde, daß auch Ferdinand eine Weste trug. Als sie das erste Mal miteinander ins Theater gingen — Ferdinand wußte, was sich gehört, und hat Marie-Louise an statt zu Tanz und billiger Kurzweil zu „Kabale und Liebe" eingeladen —, an jenem Abend also hatte sie die Wes«: als notwendiges Hebel zum dunklen Anzug und zu „Kabale und Liebe" in Kauf genommen. Nachdem sie aber daraufgekommen war, daß Ferdinand auch am hellichten Tage, unter allen Um ständen und zu jeder Gelegenheit eine Weste trug

, war ein Problem daraus geworden, das sich zwiespältig auf ihre Ge fühle für ihn auswirkte. Damals war die Sache schon so weit gediehen, daß sie sie unter dem Gesichtspunkt des Heiratens zu betrachten begann. Ferdinand war ein strebsamer Mensch in einer aussichts reichen Stellung: zudem besaß er eine Fülle schätzenswerter Eigenschaften, die ihn zum Ehemann geeignet erscheinen ließen. Das einzige, was ihm mangelte, war ein gewisses Drauf gängertum, von jungen Mädchen als Symptom sieghafter Männlichkeit

geschätzt; das einzige, was er zuviel hatte, war eben die Weste. Da sich gegen das fehlende Draufgängertum leider nicht viel machen ließ, beschloß Marie-Louise, wenig stens die Weste mit Feuer und Schwert auszurotten. Erfah rung hatte sie gelehrt, daß die meisten Männer empfindlich sind in Dingen, ihr Aeußeres betreffend: es galt also, der Weste auf „diplomatischem" Wege beizukommen. An einem warmen Sommerabend — sie hatte Ferdinand ge beten. „groß" mit ihr auszugehen, und so saßen sie bei Tanz musik

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 14 von 16
Datum: 09.09.1938
Umfang: 16
75.47; Italien 23.22; Holland 238.80; Berlin 177.—; Stock- Holm 109.90; O;slo 107.10; Kopenhagen 95.15; Sofia 5.40; Prag 15.24; Warschau 82.70; Budapest 86.50; Belgrad 1000.—; Athen 395.—; Konstantinopel 360.—; Bukarest 325.—; Helsingsors 939.50; Buenos Aires 111.50; Japan 125.25. Ferdinand schnappte nach Lust. Er wollte protestteren, aber Franz und Klaus gaben ihm einen Knuff in die Setten, daß dieser Protest im Keime erstickte. Er fügte sich der Gewalt und brachte schließlich ein mattes

„Ja" heraus. „Dein Glück!" erklärte Hein befriedigt. „Angeklagter, dann frage ich dich: was hast du heute nachmittag am Kanal ge macht?" Alles hatte Ferdinand erwartet, nur diese Frage nicht. Er bekam einen Mordsschrecken und zuckte sichtlich betroffen zu sammen. War das nicht schon ein Geständnis? Aller Augen hingen gespannt an ihm. Er schluckte und konnte endlich nur stotternd fragen: „Am Kanal?" „Was du da gemacht hast, will ich wissen?" forschte Hein. Einer von den dreien mußte ihn am Kanal beobachtet

haben, das stand für Ferdinand fest. Aber was hatte er gesehen? Viel leicht, daß er das Paket versentt hatte? Aber damit wußten sie noch längst nicht, was in dem Paket gewesen war. Vielleicht wollten sie das jetzt auf diese Weise aus ihm herauspressen? Ferdinand hielt es für das beste, zu leugnen und immer nur soviel zuzugeben, wie man ihm Nachweisen konnte. „Spazierengegangen bin ich am Kanal!" antwortete er darum. „Das ist doch erlaubt!" „Spazierengegangen, mit einem Paket unterm Arm", sagte Hein ironisch

. „Und das Paket haste in den Kanal geschmissen!" „Das... das ist nicht wahr!" leugnete Ferdinand standhaft. Aber da fuhr ihn Klaus an: „Lüg nicht so frech! Ich selber hab's gesehen!" Ferdinand wollte wiederum ausrücken. Aber er erntete nur ein paar Püffe und wurde wieder auf seinen Schemel gedrückt. „Klingelingeling!" machte Hein. „Ich bitte mir Ruhe aus! Also, Angeklagter, hast du das Paket ins Wasser geworfen? Ja oder nein!" Ferdinand sah ein, daß wetteres Leugnen töricht wäre und gestand

: »Ja!" 1 Und nun kam die Frage, die er vor allem fürchtete: „Und was war in dem Paket?" Niemals würde er das sagen! „Nun?" drängte Hein. „Das brauche ich nicht zu sagen! Das geht keinen was an!" ttotzte Ferdinand. „Dann werde ich's dir sagen!" mischte sich Marie ein. Wieder bekam Ferdinand einen Mordsschrecken. Marie war die einzige, die es wissen konnte. Aber er konnte nicht glauben, daß sie-ihn verraten würde. Denn sie hatte ihm doch verspro chen, zu schweigen und belastete sich ja selber

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 18 von 28
Datum: 23.12.1939
Umfang: 28
-und Privat-Bank Kärntner Straße 12 in Wien Fernruf: Sammet Nr. R 21510 hm : Ausführung aller bankmäßigen Geschäfte Finanzierung von Import und Export • Beratung in allen Außenhandels-und Devisenfragen :. WM ", ä ■ : c . . 'ii Aktienkapital und Reserven: 90 Millionen RM • Rund 360 Geschäftsstellen im Reich Lrzcihlung von 7ofef vaur: Nenale im Schnee Ferdinand tritt vors Haus. Verzaubert in weißer Eintönig keit schläft rings das Land. Die Zweige der kleinen Bäume am Waldrand hängen

schneebelastet tief zur Erde. Wild spuren, behutsam in den Schnee gezeichnet, fübren hinein zu den unberührten Geheimnissen des Wmterwaldes. Eigentlich sollte Ferdinand jetzt ins Dorf gehen, um feine Post zu holen; aber er verschiebt das auf den Nachmittag. Er geht wieder zurück ins Haus. Am Schreibtisch, eingespon nen in die Welt seiner Gedanken, vergißt er vald alles um sich her. Lautes Pochen an der Haustür weckt ihn aus seiner Ver sunkenheit. Draußen steht, ein wenig atemlos und mit wich tiger Miene

, der dicke kleine Wirt des Gasthauses „Zur guten Ruhe". Er hat eine blaue Dienstmütze auf und bringt ein Telegramm. Ferdinanh liest es kopfschüttelnd, ein Lächeln erscheint da bei auf seinem Gesicht. „Als erstes natürlich ein Telegramm", murmelt er vor sich hin, „und es wird noch viel Unruhe Nach kommen. Länger als einen Tag wird sie es hier kaum aus- halten." — Ferdinand bringt rasch ein wenig Ordnung in sein Iunggesellenhaus. Dann eilt er auf Skiern davon, einen leeren Rucksack auf dem Rücken

, und kommt erst in der Abend dämmerung wieder zurück. Der Rucksack ist nun prall gefüllt und es hängen noch einige Päckchen oaran. Renate wird mit dem Abendzug kommen. Vom Bahnhof aus müssen sie fast eine Stunde über verschneites Land gehen. Ferdinand furchtet, Renates Schuhe werden dafür ungeeignet sein; er hat Ueberschuhe besorgt, zierliche, lackgiänzende Reit stiefel, und er hofft, daß sie passen den. Draußen umfängt ihn dunkle Nacht, sternlos schwarz lastet der Himmel, die weiße Landschaft gibt

nur einen schwachen Widerschein. Ferdinand geht noch einmal zurück und nimmt die Laterne im Hausflur vom Haken; auf dem Rückweg wird er sie brauchen können. Die Kälte hat etwas nachgelassen, der Schnee knirscht nicht mehr unterm Tritt. Ein leises Unbehagen mischt sich in Ferdinands Freude: Renate, die Deutsche aus Südamerika, die verwöhnte Welt stadtdame, hier in der schneeverhüllten ländlichen Stille — diese Vorstellung beunruhigt ihn! Aber in ihren Briefen — zuletzt aus Genua — hat sie ja immer davon

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Seite 1 von 12
Datum: 28.06.1934
Umfang: 12
. Kaiser Franz Josef I. wollte weder eine Reichsreform noch einen Krieg. Auf seiner ehrwürdigen Gestalt lästere die Fülle des Leides, die Bürde der Regi-rurg eines Völker staates, der den ihm zuträglichen staitsrechilichen Ausdruck nicht mehr finden kennte. Der greise Kaiser nolite im Abend frieden ein Leben der Enttäuschungen und mefsten herzens- kummers beschließen. Er war ein Gegner jeder Neuerung. Anders sein Neffe Franz Ferdinand, eine Kraft- und Kampfnatur. Seinem Scharfblick entgingen

nicht die Risse, die den Ban der Monarchie durchquerten. Er teilte das Schick sal der ThronaT-wärter, verkannt und unbeliebt .ra Volke, nicht gerne gelitten vom Kaiser. Franz Ferdinand allein hat es gewagt, dem geradezu legendenhaften Ansehen und Starr sinn des Familtmoberhauptes der Habsburger zu trotzen. In einem zähen, ermüdenden Kampfe rmig er dem Kaiser die Zusage ab, die nicht ebenbürtige, geliebie Frau hemführen zu dürfen. Diese unbeugsame, stürmiscke Energie, dw ojt Zu sammenstöße m:: dem alten Herrn

unt> mit führenden Män nern der Monarchie hervorrief, zeigte iich auch in Fragen der Politik und der Armee. Der Kaiser hatte Franz Ferdinand die Sorge um dm Armee übertragen und hm die Führung einer eigenen MilitLrkanzlei zugestanden. Der Thronfolger aber begnügte sich irrt diesem Wirkungskreise nichr, sondern verfolgte nach seiner Auffassung pflichtgemäß auch alle politischen Vorgänge in Oesterreich und in Ungarn. Bei dieser Arbeit wurde er vor dem aufopferungs vollen, mit durchdringender

Intelligenz begabten Flügsladju- tcnten Alexander Brosch von Aarenan unterstützt, der als Oberst und Kommandant des k. u. k. 2. Regimentes der Tiroler Kaiserjäger im Gefecht bei Huicze in Galizien am 7. Septem ber 1914 gefallen ist. Franz Ferdinand batte feine politischen Vertrauensleute und ließ feiner Meinung in der „Oesterrei chischen Rundschau'' und in Danzers „Arneezeitvrg" Aus- druck geben. Von den politischen Tagesblätiern steuerte nur die „Reichspost" unter Funders Führung feinen Kurs

. In der Meinung des politischen Taze-gezankes galt Franz Ferdinand als klerikal und Tschechenfreund, wofür manche Aeußerlichkeiten sprachen. Schon heute gewinnen wir von ihm ein anderes Biid, das eine spätere Ge chichtsforschnng noch schärfer heroortreten lassen wird. Der Thronfolger war eine religiöse Natur, er nahm es mit der Erfüllung der religiösen Pflichten durchaus genau. Dies war an sch richts Auffälliges: Tradition, Erziehung und das Beispiel der Eitern ließen nichts cnderes erwarten

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Seite 14 von 16
Datum: 26.08.1938
Umfang: 16
, 26. Aug. Im August 1932, kurz nach der Ermor dung des SA.-Mannes Hein Hammacher, wurden die Bewohner des Stadtteiles Meiderich am frühen Morgen durch eine zweite Schreckenstat des damals noch herrschenden roten Terrors in größte Aufregung versetzt. In die im Erd geschoß eines Hauses liegende Wohnung des SA.-Mannes „Du bist schon verlassen! Da kann der olle Blindgänger lange warten, bis du ihm meinen Hasen brätst! Also der Hasenfuß soll auf ihn aufpassen! Ferdinand, ich glaube, um dich braut

sich etwas zusammen!" * Der gute Ferdinand saß in diesem Augenblick bereits mehr in der Klemme, als Hein ahnen konnte. Während der Major zur Jagd war, hatte die Feldpost endlich das so lang ersehnte Paket mit dem neuen Kleinen Rock gebracht. Ferdinand hatte die Befugnis, alle Pakete des Herrn Majors zu öffnen, und so hatte er auch den Kleinen Rock ausgepackt. Und er hatte der Versuchung nicht widerstehen können, den Rock einmal selber anzuziehen, um zu sehen, wie er sich wohl darin machen würde. Er stand

vor dem Spiegel und betrachtete sich wohlgefällig. Da der Rock viel zu groß war, hielt er ihn mit der Linken auf dem Rücken zusammen. „Pikfein ist der ... l Nobel!" stellte er fest. Er drehte sich vor dem Spiegel hin und her. Dann legte er die Rechte grüßend an die Mütze und markierte: „Aeh, Herr Kamerad! Donnerwetter, tadellos!" Da ertönten schwere Schritte auf der Treppe. Eine Männer stimme war zu hören, die Ferdinand sofort als die des Herrn Majors erkannte. Der Schreck fuhr ihm in alle Glieder. Run ter

mit dem Rock! Wenn der Major ihn so überrascht hätte, nicht auszudenken! Er warf den Rock auf den Tisch und griff nach seiner eigenen Uniform, um sie anzuziehen. In der Hast stieß er heftig gegen den Tisch. Verdammt, die Kaffeekanne! Sie flog um, und ihr Inhalt ergoß sich über die Schriftstücke und Akten und — Fer dinand stand einen Augenblick wie gelähmt, auf den Kleinen Rock des Majors. Schon näherten sich die Schritte der Tür. In einer Fixigkeit, zu der ihn nur die Angst befähigte, nahm Ferdinand

, daß er ihm scheinbar unbefangen in stram mer Haltung entgegensah. ,,'n Abend, Hasenbein!" grüßte der Major jovial. ,,'n Abend, Herr Major!" Der Major wandte sich zu Meier und nahm ihm den Hasen ab. „Sie können gehen, Meier! Ich brauche Sie nicht mehr!" Mit einer Kehrtwendung verschwand Meier, schloß hinter sich die Tür. Der Major hielt Ferdinand den Hasen entgegen. „Was sagen Sie, Hasenbein? — Habe heute Hasen ins Bein geschossen!" Selbstgefällig lächelte er über seinen eigenen Witz, gezwungen lachte

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Seite 8 von 20
Datum: 16.03.1939
Umfang: 20
durch eine Nebentür verschwinden wollte. „Ich geh' jetzt hinunter. Ferdinand sperrt hinter mir ab. Du machst dich fertig und kommst dann nach. Ich lasse den Wagen ein Stück oberhalb der Villa stehen, damit wir keinen Verdacht er regen. — Du kommst doch bald?" „In einer Viertelstunde." Ferdinand ging hinter dem jungen Amselmann die Liefe- rantentreppe hinab und machte sich seine Gedanken. Er wartete, bis der Wagen ansprang und ging dann wieder nach oben. Im Salon brannte der Luster noch. Er löschte ihn und schritt

bewölkt, Nordweftsturm, Nebel, starker Schneesall, 3.80 Meter Schneehöhe. Wetterbericht der Patscherkoselbahn Bergstation (1980 Meter Seehöhe). Am 15. d. M., 19 Uhr: Barometerstand 583 Millimeter, beständig, Temperatur —15.5 Grad, Feuchtigkeit 90 Prozent ganz bewölkt, leichter Nordwind, Nebel, mittelstarker Schneesall, Skisähre gut. Wäschebündel, das sie eben in den Koffer verstauen wollte, zur Seite und öffnete. „Sie, Ferdinand? — Ist noch etwas?" „Ich bin in Sorge, gnädiges Fräulein." Sie dielt

nach seinen Händen griff und sie gegen die verweinten Augen drückte. „Gute Nacht, Ferdinand!" „Gute Nacht, gnädiges Fräulein!" — Nach einer Viertelstunde ging die Tür ihres Zimmers wie der. Das Licht im Korridor war gelöscht. Nur von der Straße herauf kam durch die hohen Fenster eine milchige Helle. Maria blickte sich um» schaute estt nach vor-, dann nach rückwärts und schritt, je einen Koffer in den Händen, in der Mitte des Läu fers den Gang hinunter. Die breiten Flügeltüren, die nach der Treppe hin abschlossen

, schwangen lautlos ineinander. Kein Ton wurde hörbar, als sie die Stufen hinabging. Der Schlüssel drehte sich geräuschlos im Schloß. Die Nachtluft war kalt. Ueber der Straße lag seiner Nebel. Zaghaft schritt Maria die Mauer entlang, blickte nach links und rechts, immer bestrebt, in deren Schatten zu bleiben. Keine Ahnung sagte ihr, daß Ferdinand von einem Fenster aus ihr Weggehen beobachtete. Einige Häuser weiter warfen die abgeblenoeten Lichter eines Wagens einen matten Halbkreis in den Schnee. Wolfgang

Amselmann, dachte Ferdinand und atmete erleichtert auf. Sie war in guten Händen. Aber wie es auch immer sei. Er, Ferdinand, wußte von nichts. Der Herr Kommerzienrat war nach Berlin verreist. Das gnädige Fräulein hatte ihm noch gegen zwölf Uhr gute Nacht esagt und befohlen, das Frühstück wie gewöhnlich bereitzu- alten. Schluß. — Mehr konnte er nicht sagen. — Und der alte Ferdinand hatte seine Aussage bald zu machen, denn kaum, ehe er am anderen Morgen mit dem Decken be " ' / gann, wurde ihm gemeldet

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Seite 7 von 20
Datum: 30.06.1900
Umfang: 20
über den Mittenwald, Walgau, Vorderriss Feierliche Eidesablegung Sr. k. u. k. Hoheit des Herrn Erz¬ herzogs Franz Ferdinand. In der Hofburg wurde vorgestern mittags der «taatsrechtliche Akt der feierlichen Eidesleistung des Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich- Este aus Anlass seiner bevorstehenden morganatischen Vermälung mit der Gräfin Chotek vollzogen. Erzherzog Franz Ferdinand hat vor dem Kaiser, den Erzherzogen, den obersten Hofchargen

, den Ge¬ heimen Räthen und Ministern beider Reichshälften die feierliche eidliche Erklärung abgegeben/dass er die rechtliche Natur der von ihm zu schließenden Ehe mit Sophie Gräfin Chotek für seine künftige Ge¬ mahlin und für die eventuell aus diese r^E he hervor- geheude Deszendenz anerkenne. Im Audienzzimmer des großen Appartements versammelten sich vor 12 Uhr die Erzherzoge Franz Ferdinand, Otto, Ferdinand Karl, Ludwig Victor, Ferdinand Großherzog

Rathsstube. Für Se. Majestät war unter einem prunkvollen Baldachin der Thron errichtet, welchen der Monarch bestieg. Vor Sr. Majestät, rechts vom Thronsessel ans der Estrade, stand Erzherzog Franz Ferdinand und an seiner Seite links der Obersthofmeister Graf Nostitz-Rieneck. Zur Linken Sr. Majestät standen die Erzherzoge. Vor dem Throne in der Mitte sah man den Minister des kaiserlichen und königlichen Hauses Goluchowski, etwas seitwärts

und Generaladjutant v. Bolfras. Der Kaiser hielt, vor dem Throne stehend, als Oberstes Haupt seines Erzhauses, eine Anrede an die Versammelten, um dieselben zu Zeugen des feier¬ lichen Actes aufzufordern. Se. Majestät erklärte, er habe die Mitglieder seines Hauses, die Geheimen Räthe und Minister versammelt, weil ein feierlicher Act stattfinde, der für das Erzhaus und das Reich von großer Be¬ deutung sei. Der durchlauchtigste Herr Erzherzog Franz Ferdinand

habe, dem Zuge seines Herzens folgend, von Sr. Majestät, als dem Oberhaupte des Erzhauses, die Bewilligung erbeten, sich mit der Gräfin Sophie Chotek vermählen zu . dürfen. Aus Gewogenheit für seinen vielgeliebten Neffen habe Allerhöchstderselbe diese Bewilligung ertheilt. Vorher werde aber Erzherzog Franz Ferdinand die Er¬ klärung abgeben und mit seinem Eide bekräftigen, dass er diese Ehe als eine nicht ebenbürtige, sondern als morganatische anerkenne

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Seite 13 von 16
Datum: 05.09.1938
Umfang: 16
nach. Ferdinand, der aus dem Zusainmenstoß der beiden nicht klug geworden war, beobachtete ihn etwas ängstlich. Endlich nahm er sich ein Herz und fragte: „Was will er bloß beim Leutnant? Dann bin ich doch gleich verratzt!" „So ’n Angeber! Gleich nach 'm Leutnant laufen!" knurrte Hein. „Dann ift's wohl hier aus mit mir!" meinte Ferdinand völlig entmutigt. „Am besten, ich melde mich freiwillig an die Front!" Mit einem Ruck wandte sich Hein ihm zu. Im Nu war all seine Wut verflogen. Vergessen war selbst der Hase

, und er dachte nur noch an eins: wenn der Ferdinand sich wirklich frei willig an die Front melden würde, dann konnte der Klaus mit ihm ausgetauscht werden. Er schlug Hasenbein derb auf die Schulter und setzte sich zu ihm. „Du, das ist gar kein schlechter Gedanke", redete er auf ihn ein. „Sieh mal, du willst doch nicht den ganzen Krieg nur als Etappenhengst herumlaufen? Mußt dich ja schämen, wenn du wieder in die Heimat kommst, und wenn dich dann die Mäd chens fragen, wo du an der Front gestanden

bist!" „Ja, ja! meinte Ferdinand zögernd. „Manchmal habe ich das auch schon gedacht! Aber wenn man es sich dann wieder überlegt, dann denkt man doch, man soll sich nicht mutwillig in Gefahr begeben!" „Ist alles halb so wild! Sieh dir den Klaus an, der ist schon von Anfang an dabei und ihm ist nix passiert! Na, und der Franz und ich? Wir sind auch schon zwei Jahre an der Front und waren oft im dicksten Schlamassel!" Hein rückte ganz dicht an Ferdinand heran und sprach mst all seiner Ueberredungs- kunst

. „Den Heldentod kannste nur einmal sterben, und wenn du Schwein hast, kommste mit so 'nem kleinen Heimatschuß da von! Dann nimmste dir so 'nen kantigen Granatsplitter als Briefbeschwerer mit nach Hause und kannst dann auch 'nen Ton mitreden! Nöch?" Ferdinand schwankte noch, aber halb war er schon gewonnen. „Ja, ja... Ist wohl jetzt das beste, wenn ich's so mache!" Er stand auf. Hein frohlockte innerlich, auch er sprang auf. „Du mußt dich natürlich zu unserem Regiment melden, am besten sprichst du gleich

mit unserem Leutnant, der wird das weitere dann schon veranlassen!" sagte Hein eifrig und fuhr dann herzlich fort: „Der Klaus könnte dann aus der Front zurückgezogen werden und deinen Posten bekommen! Weißt du, dann tätste sogar ein gutes Werk, denn der Alte hat 'nen ganzen Stall voll Kinder, die nach ihrem Vater schreien!" Ferdinand nickte zustimmend. „Meinst du, daß ich in eure Kompagnie käme?" fragte Fer dinand. „Da will ich und der Leutnant schon dafür sorgen!" versprach ihm Hein. Und als Hasenbein

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Seite 13 von 16
Datum: 23.08.1938
Umfang: 16
Bogen auf den Boden. Nach dieser Spritztour griff er zu seinem Besen und begann zu kehren. Papier und alle möglichen Abfälle holte er unter den Betten und aus den Ecken hervor. Vergnügt pfeifend fegte er sie zusammen. Da trat Ferdinand Hasenbein ins Zimmer. „Euer Leutnant nicht hier?" fragte er. Hein sah kaum auf und kehrte weiter. „Das siehste doch, noch?" „Wo ist er denn?" Ferdinand kam näher. „Frag ihn selber!" „Kommt er bald?" „Weiß ich nicht!" Ferdinand lehnte sich in erhabener Pose

an den Tisch und sah naserümpfend der Fegerei Heins zu. „Dann werde ich warten!" Hein erwiderte nichts. Aber mit großem Schwung begann er jetzt, den Dreck auf Ferdinand zuzukehren. Dann fuchtelte er ihm mit dem Besenstiel vor der Nase herum. „Geh mal aus dem Weg, ja?" „Ist doch Platz genug hier!" protestierte Ferdinand, und wich zurück. Aber Hein machte sich einen Spaß daraus, ihn weiter zu treiben. „Los, partih!" nimm deine Hammelbeine aus der Fahrbahn! Du störst den ganzen Betrieb!" Ferdinand

den Topf zu Ferdinand, der ihn gespamrt beobachtete. „Prost Milch!" Er setzte an und tat einen kräftigen Schluck. Schadenfroh lachte Hasenbein auf. „Guten Appetit!" Hein setzte den Topf ab. „Gönnst sie mir wohl nich? Willst wohl was abhaben?" „Nee! Brrrr!" Uebertrieben schüttelte sich Ferdinand. „Die gönn' ich dir gern!" Hein stutzte, sah in den Milchtopf, roch daran. Sah wieder auf Ferdinand und fragte mißtrauisch: „Warum?" Ferdinand feixte höhnisch. „Weil Maries Kater drin gewesen ist!" „Das lügst

du!" „Ich hab's selber gesehen, wie das Biest aus dem Topf ge soffen hat! Deshalb hat die Marie ja auch die Milch stehen- lassen!" erklärte Ferdinand überlegen. Jetzt war es an Hein, wütend zu sein. „So ...! Und da läßt du mich erst trinken ...? Da! Du Ekel!" Mit einer schnellen Handbewegung schüttete er Ferdinand den Inhall des Topfes ins Gesicht. Wie ein begossener Pudel stand Hasenbein da. In Augen, Nase und Mund war ihm die Milch gedrungen. Sie tropfte ihm vom Gesicht herab, lief ihm in den Kragen

. Seine ganze Uniform war besudelt. Er schnappte nach Lust. Wahrscheinlich wäre es zwischen den beiden jetzt doch noch zu einer Keilerei gekommen, wenn nicht in diesem Augenblick von der Tür her eine Stimme „Achtung!" gebrüllt hätte. Es war Klaus, der, schwer bepackt, für Leutnant Dierk die Tür geöffnet hatte und diesem nun den Vortritt ließ. Hein und Ferdinand fuhren nach der Tür herum. Ferdinand versuchte mit Mühe, in seiner jammervollen Verfassung Haltung anzunehmen. Hein schob den Milchtopf aufs

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Seite 2 von 12
Datum: 28.06.1934
Umfang: 12
) gegenüber Leopold Freiherrn von Chlumetzky: „daß der Erzherzog das Bündnis als den Angelpunkt unserer Politik ansehe und als eine Voraussetzung dieses Bündnisses eine ausschließlich slawische Vorherrschaft unbedingt ablehne". Franz Ferdinand stand anfangs Kaiser W i l h e l m mit großer Reserve, ja mit Sarkasmus gegenüber, dessen Redelust er tadelte. Das Verhältnis besserte sich erst nach dem Berliner Besuche 1909, wobei der deutsche Kaiser der Gemahlin des Thronfolgers fürstliche Ehren erwies

. Dies vergaß ihm Franz Ferdinand nie; der Kaiser hatte seine empfindlichste Seite gewittert. Anläßlich der Marokkokrise nahm der Thronfolger die Gelegenheit wahr, die Bündnistreuc Oesterreichs beson ders zu betonen als Dank für die Hilfe des Reiches bei der Annexion Bosniens und der Herzegowina 1908, obwohl diese durch die Schuld Aehrenthals dem deutschen Kaiser erst nach Vollzug angezeigt wurde. Es gelang dem Thronfolger, alles Mißtrauen in Berlin zu beseitigen. Er wollte aber im Drei bunde

. Er spricht von dem Bünd nisse im Ganzen, ohne zwischen Deutschland und Italien den geringsten Unterschied zu machen." Franz Ferdinand stand mit Aehrenthal, der eine ungarische Gemahlin hatte, in schärfstem Gegensatz. Seine magyaren- freundlichc Politik, seine Mißerfolge in der Balkanpolitik und sein Festhalten an Italien verzieh er ihm niemals. Es kam zwischen beiden zu erregten Auseinandersetzungen. In dem Streite zwischen Conrad und Aehrenthal wegen Italien ent schied der Kaiser zu Gunsten

ersehnte und notwendige Befriedung eintreten. Es ist zu erwarten, daß den Bemühungen des Landes- führers der Tiroler Heimatwehr bald ein Erfolg beschieden .sein wird. hender denn je sein Haupt und Franz Ferdinand erkannte diese schwere Gefahr. Er ließ einmal den Bischof E n d r i c i von Trient nach Wien kommen und machte ihm heftige Vorwürfe. Daß Franz Ferdinand mit Italien Krieg führen wollte, um den Kirchenstaat wiederherzustellen, gehört in das Reich der Fabel. Wohl aber beabsichtigte

und Rußland) könne nicht gedacht werden . . . Diese Aeuhe- rungen wurden anfangs November 1912 gemacht. Wohl ver handelten die Generalstabschefs General Pollio und Conrad wegen einer militärischen Kooperation noch 1913, doch Franz Ferdinand traute der Sache nicht. Das Ansinnen des Kaisers, einen Besuch in Italien zu machen, lehnte er rundweg ab. Nach dem Tode Aehrenthals verlangte er einen Außenminister, der das Vertrauen Rußlands genieße. Als solchen schlug er den Botschafter in Petersburg, den Grafen

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Seite 3 von 10
Datum: 28.03.1942
Umfang: 10
Gamstag, den 28. März 1942 Nr. 74 Seite 3 SJiev3ig Jahve Ctl-Sühne Vom licolec Bauerntheater 3ue evtfen alpenländildien Volksbühne „Exls Bauerntheater. Am Ostermon tag erösfnete Jrjcrr Ferdinand Ext sein Theater unternehmen im „Oesterreichischen Hos" in W i I- ten unter sehr guten Aussichten für die Zutuns!. Daß Herr Erl mit der Ausführung eines Anzeu- gchbsrfchen Vollsstückes einen guten Griff getan hat, das hat die Eröffnungsvorstellung zur Ge- mtge bewiesen. Im „Pfarrer von Kirchstld

" hatte der Untenrehnier Gelegenheit, die besten Ärtifte seiner Gesellschaft zu zeigen und diese haben sich über Erwarten trefflich gehalten • Diese kurzen, anerkennenden Worte in bcn „Innsbrucker Nachrichten" vom 4. April 1902 waren das erste Echo,'das die Eröfsnungs- ovrstellung der Exl- Bühne in der hei- -Direttor Ferdinand Exl /Aufnahme: Richard Müller, Innsbrucks mischen Presse fand Von diesem Tag an. be gann der Werdegang einer Volksbühne, die, wie kaum eine andere. Erscheinung unseres Kulturlebens, ein stolzes

und aus den Niederungen flacher Unterhaltung aufzufteigeu zur Höhe des echten dichterischen. Volksstückes. Was das um die Jahrhundertwende bedeutet hat, läßt sich heute kaum mehr ermessen; zum mindesten war es für die jungep Leute und ihren Führer ein kühnes Wagnis das nur mit zähem Kampfes willen durchzusetzen war. Dieser zähe Wille verband sich in der Per sönlichkeit Ferdinand Exls mit einer Begeiste rung für die Kunst, die bald nicht nur ihn, sondern auch seine Gefährten Eduard K v ck, Ludwig Auer, Vinzenz Spö

Anzengruber?, das nun in der Wieder gabe dieser jungen Tiroler Naturschauspieler neuen Glanz gewann, die durch keine andere Theaterschule als die ihres Talentes und der unerschütterlichen Disziplin gegangen waren, dsc ihnen Ferdinand Exl als oberstes Kunst gesetz mit eiserner Energie einprägtc. Die ersten Erfolac bestätigten den rechten Weg Ferdinand Exls, der nun in unbeirrbarer Zielsicherheit an den Aufbau seiner Bühne schritt. Damit wurde eine Idee zur gemein schaftlichen Tat, die wir erst heute rück

schauend in ihrer vyllen Bedeutung erkennen. Zu einer Zeit, da der Gemeinschaftsgedanke noch kaum geboren war, stellte Ferdinand Exl alle Kräfte seiner Mitwirkenden in den Dienst des Gesamtkunstwerkes, unter seiner Führung wurde die Unterordnung des einzelnen unter das Ganze zu selbstverständlicher Pflicht, er forderte den besten Einsatz auch für die kleinste Rolle und erzielte damit — im genialen Zu sammenwirken mit seinem ersten und ältesten Mitarbeiter, Oberspielleiter Eduard

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 15 von 18
Datum: 16.08.1938
Umfang: 18
er sich auf seine Würde und sagte verweisend: „Erlauben Sie mal!" „Bläh dich bloß nöch so auf!" Hein schob seine Hemdsärmel zurück. „Sonst platzt dir der Kopf vom Stehkragen!" „Sie! — Ich warne Sie!" schrie Ferdinand, außer sich vor Wut und Angst. Hein trieb ihn durch das Zimmer. Schritt für Schritt wich Ferdinand zurück. „Noch ein Wort, und du kiekst aus dem Lazarettfenster!" brüllte Hein. Bis zur Tür des anderen Zimmers hatte er ihn gescheucht. Da ging die Tür auf. Angelockt von dem Lärm kamen Franz und Klaus herein. Die Tür

drückte Ferdinand in die Ecke bei den Betten. „Was ist denn hier los?" fragte Franz. Wütend schmiß Hein die Tür zu, so daß Ferdinand wieder zum Vorschein kam. „Da — dieser Etappenhengst will uns rausschmeißen! Kiekt euch mal den feinen Pinkel da an!" Wie ein Häufchen Unglück stand der arme Hasenbein da. In eine schöne Tinte war er da hineingeraten! Drei unrasierte Kerle starrten ihn an. Jeden Moment konnten sie über ihn herfallen! Da sah er, wie sich das Gesicht des einen zu einem breiten Lachen

verschob. „Ach, du meine Güte!" rief Franz. „Der schöne Ferdinand! — Mensch, Hasenbein, wo kommst du denn her?" Er haute Ferdinand auf die Schulter, daß dieser unwillkür lich einknickte. Wie Bergeslast fiel es von dem bedrängten Hasenbein. Jetzt erkannte er den anderen auch wieder. Er war mit ihm zusammen eingezogen worden und im Feldrekruten depot gewesen. „Der Franz Feldmann! Nein, so was!" Erfreitt drückte Fer dinand ihm die Hand. „Hier an der Front müssen wir uns Wiedersehen!" „Fron t!" lachte Hein

auf. „Wenn das hier die Front is, dann fitzt bei dir der Arm vom!" Ferdinand machte ein dummes Gesicht, Franz grinste, und Klaus, der an seiner Stummelpfeife lutschte, fragte feixend: „An welcher Front bist du denn hier, Bubi? — An der West front oder an der Ostfront?" „Ihr meint wohl, nur vorn wird geschossen?" verteidigte sich Ferdinand. „Wenn die Flieger kommen, knallt's auch hier ganz nett!" „Ja, ich Hab' schon gehört," frozzelte Hein. „Wenn der Tommy hiel mal 'n paar Eier gelegt hat, dann haben die Waschweiber acht

Tage zu tun!" Er ging, sich kratzend und lausend, zum Bett, Ferdinand sah die beiden anderen fragend an. „Wieso?" „Na ja doch!" erklärte Klaus trocken. „Daß sie oll die Hosen wieder rein kriegen, die ihr vollgemacht habt, nöch!" Er begab sich schmunzelnd zum Kanapee und pflanzte sich darauf. Ferdinand wandte sich beleidigt zur Tür. „Wenn ihr mich bloß aufziehen wollt, dann..." „Mußt dir nichts draus machen!" fiel ihm Franz ins Wort, hakte ihn unter und zog ihn mit sich zum Tisch

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 9 von 28
Datum: 24.12.1902
Umfang: 28
Mittwoch den 24- Dezember 1902. Innsbrucker Nachrichten* Nr. 295. Seite 9. geschehen, nicht mehr zu ändern sei; sic werde von Girvn, den sie liebe, nicht lassen. Erzherzog Josef Ferdinand verließ hieraus ihr Zimmer. Ein Liebesroman des Erzherzogs Leopold Ferdinand. Wien, 23. Dez. Wie das „Neue Wiener Abendblatt" aus Salzburg meldet, hat der mit seinerSchwesterabgereisteErzherzog Leopold Ferdinand ebenfallsdas Va¬ ter Haus für immer verlassen

. Der Erz¬ herzog hat inzwischen an den Kaiser ein Schreiben gerichtet, worin er mitteilt, daß er auf alle Würden und Rechte verzichtet und in Zukunft einen bürger¬ lichen Namen tragen werde. In Begleitung des Erzherzogs befindet sich eine den Wiener Thcater- kreisen nahestehende Dame, zu welcher der Erz¬ herzog schon längere Zeit in B e z i e h u n g e n ge¬ standen hat. Erzherzog Leopold Ferdinand ist der älteste Sohn des Großherzogs Ferdinand

sich Erzherzog Leopold Ferdinand in Beglei¬ tung einer bürgerlichen Dame in die Schweiz und schied aus dem kaiserlichen Hause aus. Bereits im Sommer des letzten Jahres nahm die Lie¬ besgeschichte des Erzherzogs einen dramati¬ schen Verlauf. Der Erzherzog war seit längerer Zeit in Beziehungen zu einem Fräulein Adamo- vics, der jüngsten von drei durch ihre Schönheit zu einer gewissen Berühmtheit gelangten Schwe¬ stern getreten. Als in den maßgebenden

das A u s s ch e i d e n des Erzherzogs in der gebühren¬ den Form bekanntgegeben werden. Wie das ge¬ raunte Blatt weiter erfährt, spielt im Leben des Erzherzogs Leopold Ferdinand ein Liebesroman, dessen unglücklicher Verlaus für den weiteren Le- oeuslauf entscheidend war, eine große Rolle. Der Erzherzog liebte die Tochter des spanischen Prä¬ tendenten Don Carlos, Donna Elvira. Nach ihrer heimlichen Verlobung wurde die Zustimmung politischer Bedenken wegen nicht erteilt. Donna

Elvira ließ sich vor einigen Jahren vom Maler Folchi entführen und heiratete ihn, weshalb sie aus der Familie ausgestoßen wurde. Wien, 24. Dez. Auch andere Blätter bestäti¬ gen die Aff aire des Erzherzogs Leopold Ferdinand. Das „Fremdenblatt" meldet: Erzherzog Leopold Ferdinand richtete an den Kaiser das Ersuchen, aus dem kais er¬ lich enHauseausscheiden zu dürfen. Dieser Schritt hängt mit der Absicht des Erzherzogs zu¬ sammen, eine Schauspielerin

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 13 von 16
Datum: 17.08.1938
Umfang: 16
zu. „Aber ich glaub' ich krieg' deine Piep!" Währenddessen hatten Franz und Ferdinand ihre Erlebniste seit ihrer Trennung ausgetauscht. „Hm! Also dir geht's so weit bong!" sagte Franz. „Das freut mich aber!" „Man kann nicht klagen!" meinte Hasenbein. „Der Dienst ist nicht schlimm, und mit meinem Major stehe ich mich s o!" Er ballte zur Bekräftigung seiner Worte die Faust. Er war zufrieden mit sich und seinem Los. Und war überzeugt von der Wichtigkeit seiner Persönlichkeit und seiner Stellung. „Aber, wie schon

gesagt, sonst ist's stinklangweilig in diesem Dorf", fuhr er fort und holte dabei aus der Rocktasche eine silberne Zigarettrndose. „Bitte!" Er klappte sie auf und schob sie Franz zu. Franz nahm sich eine Zigarette, betrachtete die Marke. „Sind rauchbar!" Ferdinand schob die Silberdose Klaus zu: „Willst du auch eine? — Sind bester als dein stänkriger Knaster!" Klaus sah ihn an und pustete ihm eine Wolke Qualm aus seiner Pfeife hinüber. Nahm dann die Dose in die Hand und betrachtete sie. „Danke schön

Hof garten das große Städtische Orchester. Am Abend bei schönem Wetter die märchenhafte Hof- gartenbeleuchtung. Ferdinand wedelte mit der Hand den Qualm von sich fort und verbesserte ihn: „Hasenb ein, bitte!" „Ist doch Jacke wie Hose", brummte Klaus. „Nicht übel, das Kraut?" wandte sich Ferdinand wieder Franz zu, der sich eine Zigarette angezündet hatte. „Tja, wo von sprachen wir doch noch? — Ach so. ja! Hier am Marktplatz, da ist ein Estaminet. Da gibt's einen ganz trinkbaren Wein, und tanzen

kann man da auch ..." „Tanzen kann man?" unterbrach ihn Franz eifrig. „Du, sag mal! Da ist hier im Haus so'n Mädel, da bin ich direkt scharf draus!! Mit der möcht ich mal tanzen!" Ferdinand horchte auf. „Wie heißt sie denn?" fragte er mit erzwungener Ruhe. „Marie! So 'ne hübsche Dunkle!" schwärmte Franz ahnungs los. Ferdinand schluckte und druckste. Das fehlte noch, daß ihm jemand bei der Marie in die Parade kam. „Was die Marie betrifft", sagte er und richtete sich auf, „die ist allerdings schon in fester Hand

!" „Was du nicht sagst!" bedauerte Franz. „Verlobt?" „Das noch nicht! Aber so gut wie!" Ferdinand griff nervös nach seiner Zigarettendose. „Schade! Gegen wen denn?" wollte Franz wissen. „Mit mir!" erklärte Ferdinand stolz. „Da ist für dich nichts mehr zu holen!" Er klappte die Zigarettendose auf, um sich eine Zigarette zu nehmen. Und starrte mit großen Augen hinein: sie war leer. Heimlich hatte Klaus alle Zigaretten herausgenommen und sie in seiner Rocktasche verschwinden lassen. Worauf er die leere Dose zugeklappt

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 17 von 32
Datum: 20.10.1906
Umfang: 32
wir einiges Interessante, besonders aus der Zeit ihres Aufenthaltes in Innsbruck, herausheben möchten. Am 17. Jänner 1566 ward Anna Katharina zu Mantua geboren. Umgeben von Pracht und Überfluß wuchs das Fürstenkind zum Mädchen heran. Es bewarb sich um ihre Hand Erzherzog Ferdinand II., nachdem dessen erste Gattin Phi¬ lippine Welser am 23. April 1580 im Schlosse Ambras gestorben war. Die Söhne aus dieser Ehe konnten dem Erzherzog nämlich, weil von einer Mutter

von der Erzherzogin Magdalena in Hall aus, die ihre Nichte Anna Katharina dem Bruder zur Frau empfahl. Nachdem alle Schwierigkei¬ ten für das Zustandekommen des Ehebundes zwischen Ferdinand und Anna Katharina be¬ hoben waren, wurde als Ort für die Feier der Vermählung „wegen des Herzogs wolbe- kannter, aber nit fast löblicher Wankelmütig¬ keit" Innsbruck gewählt. Die Braut sollte dem Erzherzog zunächst prokurationsweise ange¬ traut werden. Ende März wurde

von im¬ ponierender Gestalt, jedoch ein anmutsvolles Mädchen, das, erfüllt von echter Religiosität, durch Bescheidenheit und Herzensgüte alle Her¬ zen an sich zog. Anna Katharina willigte freudig in die Hei¬ rat mit Erzherzog Ferdinand ein und wünschte sogar einen rascheren Fortgang der Verhand¬ lungen. Voll Mer war sie bestrebt, sich die deutsche Sprache anzueignen. Die Neigung für den künftigen Gemahl zeigte sie darin, daß Innsbrucker Nachrichten

sie einem Knaben, den sie damals aus der Taufe hob, den Namen Ferdinand geben ließ, da nach ihrer Versicherung ihr dieser Name am meisten gefalle. Dieselbe Freude an ihrem Bräu¬ tigam äußerte sie wieder, als Ferdinand sie mit seinem Porträt beschenkte. Eleonora stellte das Geschenk im Gemache ihrer Tochter auf und rief diese dann herbei. Von innerer freu¬ diger Bewegung erfüllt, rief Anna Katharina beim Anblick des Bildes: Ist dieser nicht tausendmal

schöner als der Herzog von Fer¬ rara? Was wird nun meine Schwester dazu sagen? Der Gesandte berichtet dazu: Keine Kirche gibt es in Mantua, und wenn sie noch so viele Ablässe besäße, die jetzt so oft besucht würde, als das Porträt des Erzherzogs. (Hirn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol.) Aber auch Ferdinand ließ es an zärtlichen Aufmerksam¬ keiten für seine Braut nicht fehlen. Ein leich¬ tes Unwohlsein derselben beunruhigte ihn schon

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 3 von 6
Datum: 29.06.1914
Umfang: 6
häu¬ figer des Thronfolgers Wort zu vernehmen. Da¬ durch, daß Erzherzog Franz Ferdinand an der Seite des Kaisers den Inspizierungen im Pra¬ ter, auf der .Simmeringer Heide, im Lager zu Bruck a. L. usw. beiwohnte, dann alljährlich selbst eingehende Prüfungen der Truppen vor¬ nahm und auch Uebungen in größeren Verbän¬ den leitete, wurde ein reger Kontakt mit der Truppe herbeigesührt. Der Kaiser verlieh ihm anläßlich des 59jährigen

durch eine am 25. Juni 19Ö0 ausgegebene Hofansage, welche eine feierliche Eidesablegung des Erz¬ herzogs Franz Ferdinand ankündigte. Von amt¬ licher Seite wurde zu dieser Hofanlage bemerkt, daß die feierlich eidlich abzugebende Erklärung vor dem Kaiser, den Mitgliedern des kaiserlichen Hauses sowie den oberst, en Hof- und Staats- Würdenträgern aus .Anlaß seiner bevorstehenden morganatischen Vermählung mit Sophie Gräfin Chotek erfolgen und die Stellung

seiner künftigen Gemahlin und der eventuell aus dieser Ehe her- vorgehenden Deszendenz betreffen werde. Erzherzog Franz Ferdinand lernte seine Ge¬ mahlin im Hause des Erzherzogs Friedrich kennen, wo Gräfin Chotek mit den Funktionen einer Hoftmme bei der Erzherzogin Jsabella betraut war. Gräfin Sophie Chotek war am 1. März 1868 in Stuttgart als vierte Tochter des Reichs- grafen Bohuslaw Chotek und seiner Gemahlin Wilhelmine, gebornen Gräfin Kindsky, geboren

. Ihr Vater war im Oktober 1896, ihre Mutter .tzchon im Jahre 1886 gestorben. Gräfin Chotek genoß eine ungemein sorgfältige Erziehung und oblag den Studien in eifrigster Weise. Nachdem Erzherzog' Franz Ferdinand sie Fennen gelernt hatte, wurde er häufiger Gast im erzherzoglich Friedrichschen Hanse, und fast ein Jahr vor¬ der Publizierung der erwähnten Hofansage wußte man bereits in e ingeweihten Kreisen, daß der Entschluß des Erzherzogs, die junge

Gräfin zur Gemahlin zu wählen, ein unum¬ stößlicher war, und daß e r mit dem unbeug¬ samen Willen, der ihn überhaupt auszeichnet, bereit war, alle sich eventuell in den Weg stellenden Schwierigkeiten zu überwinden. Erzherzog Franz Ferdinand hegte aber auch, wie erzählt wurde, für die Gräfin Gefühle der tiefsten Dankbarkeit. Ihrem Einflüsse soll zuzuschreiben sein, daß er sich während seiner schweren Erkrankung allen Vorschriften der Aerzte

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Seite 6 von 16
Datum: 15.03.1919
Umfang: 16
, welche die Grundlagen für allfällige Rechtsansprüche an diese Sammlung bilden könnten und ihre Eigentumsverhältnisse beleuchten. .Herrschaft und Schloß Ambras wurde nach dem Tode des Georg I churf im Jahre 1563, der sie als Pfandschaft innegehabt hatte, dessen Erben abgelöst und von Kaiser Ferdinand I. seinem Sohne, Erzherzog Ferdinand von Tirol, als Geschenk eigentümlich über geben. Nach dem uns bekannten Uebergabs-Jnveutar waren zu .ater Zeit im Schlosse keinerlei Kunstgegenstände oder Raritäten oirhanden

, nur mehrere Hirschgeweihe und Steinbockhörner zierten einzelne Zimmer des Schlosses. . ücit eigenhändiger Urkunde vom 3. März 1564 schenkte Erzherzog Ferdinand nun Schloß und Herrschaft Ambras samt allem „pau, haus und Vorrath" seiner Gemahlin Philippine Welser, die hier auf im Jahre 1567 nach Ambras übersiedelte. Durch ihren Tod i n Jahre 1580 ging Ambras im Erbwege auf ihre beiden Söhne i aer, den Kardinal Andreas von Oesterreich und Markgraf Karl v m Burgau. Erzherzog Ferdinand verglich sich alsbald

mit seinen Söhnen, wodurch Ambras wieder fein alleiniges Eigentum wurde. Wir müssen es uns versagen, hier airf den Ausbau des Schlosses türch Erzherzog Ferdinand, sowie den Umfang seiner Sammler- t. tigkeit naher einzugehen. Es mögen der Kürze halber zur Wür digung der Verdienste Ferdinands um die Ambraser Sammlung die Worte seines Biographen, des Tiroler Geschichtsforschers Hofrat irrt, genügen: „Die Erhebung von Ambras zum artistischen und wissenschaftlichen Brennpunkt des Landes ist ein unvergeßliches

Verdienst des Erzherzogs! das ganze Unternehmen war seiner Ini tiative .entsprungen . . ." Es sei hier übrigens auch bemerkt, daß ins zum Jahre 1580 der Hauptstock der Sammlungen in der Jnns- ■ ! racker Burg auf gestellt war. „Erst nachdem Ambras durch das lbleben seiner Herrin verwaist und verödet war. scheint Ferdinand dü Ausgestaltung seines Museums und die Vereinigung seiner sämt- lirhen Kunstschätze dort ernstlich in Angriff genommen zu haben" >v. Schlosser). Es ist wohl nur selbstverständlich

, daß Erzherzog Ferdinand in Hinein letzten Willen, den er bereits sein Ende almend. in einem üodizill vom 18. Juni 1594 niederlegte, seiner Lieblingsschöpfung >>::t besonderer Liebe gedachte und sie seinem Hause und dem Lande i irol für alle Zeiten zu sichern bestrebt war. Die Schloß Ambras »a:treffenden Punkte des Kodizills sind von Z. in dem genannten Aufsatze ausführlich wiedergegsben, so daß sie hier nur kurz wieder hüt zu werden brauchen. Erbe des Schlosses und der Herrschaft Ambras

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 1 von 16
Datum: 27.06.1900
Umfang: 16
Mittwoch Nr. 145 27. Juni 1900. Wochenkalender: Montag 25. Wilhelm. Dienstag 26. Johann n. Paul- Mittwoch 27. Vigilius. Donnerstag 28. ff Leo H. P. Freitag 29. Peter und Paul. Samstag 30. Pauli Gedächtnis. Sonntag 1. G. 4. Theobald. Zur Tagesgeschichte. DefterreLch-Nngarn. Zur Vermählung des Thronfolgers. Die Ehe, welche Erzherzog Franz Ferdinand mit der Gräfin Sophe Chotek in der nächsten Zeit ent¬ gehen wird, bildet den Abschluss

¬ weise Croy, Liechtenstein rc., die ehemals souverän gewesen sind. Die pragmatische Sanction jedoch bestimmt im Einklang mit dem habsburgischen Haus- gesetz, dessen letzte Redaction in den Dreißigerjahren unter Kaiser Ferdinand dem Gütigen erfolgte, dass nur derjenige Prinz suceessionsfähig sei, welcher in das Erzhaus Habs'bnrg ausgenommen wurde und berechtigt sei, "den Titel eines Erzherzogs zu füh¬ ren. Nun kann aber Mitglied des Erzhauses

nur ein aus einer ebenbürtigen Ehe stammender Sproß sein; daher ist die Abstammung aus einer eben¬ bürtigen Ehe die Voraussetzung für die Berechti¬ gung der Thronfolge. Es war daher, wie gesagt, das Bestreben aller in dieser Frage competenten Factoren, für die Zukunft jede Möglichkeit eines Zweifels über die Thronfolge auszuschließen, falls nämlich die Ehe des Erzherzogs Franz Ferdinand mit Kindern gesegnet werden sollte. Kaiser Franz Josef hat es auch diesmal

verstanden, die scheinbar so widerstrebenden politischen Interessen mit den Interessen des Thronfolgers zu vereinbaren. Erz¬ herzog Franz Ferdinand untersteht, wie jedes Mit¬ glied der kaiserlichen Familie, den Hausgesetzen, das dem Kaiser als Haupt der Familie eine Art Vor¬ mundschaft über alle Mitglieder derselben einräumt. Es bedarf daher jeder Erherzog, der sich zu ver¬ mählen gedenkt, der Einwilligung des Kaisers zu diesem Schritte

. Auch Erzherzog Franz Ferdinand wird nicht ohne Einwilligung und gegen den Willen des Kaisers, sondern mit dessen Erlaubnis der Gräfin Sophe Chotek die Hand reichen. Der Kaiser hat die Hindernisse, welche dieser Ehe im Wege Lagen, beseitigt. Es wird dieselbe erfolgen, sobald Erzherzog Franz Ferdinand heute den Eid in Be¬ treff der Verzichtleistnng für seine Descendenz ge¬ leistet hat. Es war eine Überalls schwierige Frage, ans welche Weise

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Seite 7 von 20
Datum: 27.12.1902
Umfang: 20
in ihr, die nie ganz verblüht. Die Mäd¬ chen verloren früh ihre Mutter, doch hat ihr Vater Hum zweitenmale geheiratet. Wilhelminens Be¬ ziehungen zum Erzherzog Leopold Ferdinand sol¬ len seit sechs Jahren bestehen und dürften aus der Zeit stammen, da der Erzherzog nach Jglau kam. Als sie darin ihre Villa im Cottage bezog, nahm sie ihre jüngere Schwester Auguste als Gesell¬ schafterin zu sich. Später kamen auch Herr und und Frau Schestern ins Haus

, der jeden Samstag und Sonntag kam, oft aber auch längere Zeit im Hause logierte, waren im Hochparterre drei Zimmer reserviert. Erzherzog Leopold Ferdinand war stets guter Dinge und ungeniert. Man unterhielt sich, sang und musizierte. Der Erzherzog saß selbst fleißig am Klavier — auch ein mechanisches Musikwerk mit reichern Repertoire gehörte zum Vergnügungs¬ programm. Fremde Gesellschaft gab es im Hause nie, dagegen suchten den Erzherzog Leopold Ferdinand

zuweilen seine Brüder hier auf, beson¬ ders Erzherzog Josef Ferdinand. Nach Mitteilun¬ gen des Fräuleins Adamovics hatte ihr Bräuti¬ gam sich früher schon gerne „Leo Wölfling" ge¬ nannt und hatte insbesondere dieses Pseudonym gewählt, wenn er inkognito mit ihr auf Reisen war. Die junge Dame erzählte auch, daß der Erzherzog die Absicht habe, nach der Schweiz zu gehen und dort zurückgezogen zu leben. Recht traurig setzte sie hinzu, dalß

sie das nicht wolle, „denn dorr, könnte er nichts als ein einfacher Be¬ amter sein. Und um diesen Preis wolle sie ihr Glück nicht machen; da verzichte sie lieber." Im Februar dieses Jahres kam der Umschwung. Von Erzherzog Leopold Ferdinand, der sich lange nicht sehen ließ, hieß es, er sei in Egypten, und eines Taaes, nachdem Erzherzog Josef mit einem An¬ walt erschienen war, um „das Fräulein" zu spre¬ chen, berichtete sie, es sei ihr aufgetragen

worden, 'Wien binnen acht Tagen zu verlassen. Wilhelmine Adamovics war tief gekränkt und ging verzweifelt umher, bis sie. einen Brief ihres Bräutigams er¬ hielt, in welchem der Erzherzog ihr Mut zusprach und seinen Treuschwur erneuerte. Eine ganz andere merkwürdige Meldung bringt „Die Zeit" über Lias Vorleben der Wilhelmine Adamovics. Ihr Brünner Korrespondent berichtet : Natürlich ist die Affäre des Erzherzogs Leopold Ferdinand auch in Brünn

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Seite 19 von 48
Datum: 02.01.1903
Umfang: 48
und Land wäre dem Tiroler Schützen-Adler gewiß eine glänzende Zukunft gesichert. C. Fischnaler. Aus der Schulstube der Innsbrucker Hofburg. Pädagogisches Geschichtsbild. Von Dr. F. Lentner. Nicht nur als väterliche Obliegenheit, mehr noch als Regentenpflicht betrachtete es Ferdinand aus die Erziehung und Unterweisung seiner Kinder das sorgfältigste Augenmerk zu richten. Seiner mehr als füufundzwanzigjährigen glücklichen Ehe mit der Jagellonentochter Anna

von Ungarn entsprossen fünfzehn Kinder. Zwei davon, Johannes und Ur¬ sula, starben schon im zartesten Alter, während drei Söhne und zehn Töchter zur Freude und zum Stolze ihrer Eltern prächtig heranwuchsen und er¬ sichtlich gediehen. Der römische König — diesen Titel führte Ferdinand seit seiner Wahl im Jahre 1531 bis zum Tode seines Bruders Karl V. — versuchte es anfänglich, die Erziehung seiner Kinder selbst und unmittelbar zu leiten. Allein

Schulstube eingerichtet bereit stand, waren die Erzherzoge Maximilian, Ferdinand und Karl, ferner die Erzherzoginnen Elisabeth, Magdalena, Katharina, Eleonora, Margareta, Barbara, Helena und die Prinzessin Johanna, deren Geburt am 24. Jänner 1547 die Mutter mit ihrem Leben be¬ zahlte. Doch waren sie nicht alle gleichzeitig in Innsbruck; einige veränderten den Aufenthalt, an¬ dere kamen erst später hinzu. So weilten die Prin¬ zessinnen Anna und Maria

und Erherzogin- nen genannt, sondern mit dem vollen königlichen Titel: Könrg Max, König Ferdinand, Königin Eli¬ sabeth u. s. w. in den Briefen und Aktenstücken be- ze chnet sind. Tank der einfachen Lebensweise und vernünftigen Erziehung blieben sie alle frisch, fröh¬ lich und gesund. Die Hauptmahlzeit fand pünktlich um 12 Uhr mittags statt und bestand aus wenigen nahrhaften Speisen. Wein und andere geistige Ge¬ tränke durften gar nicht verabreicht

werden. Küche und Keller waren wohlbestellt, aber nur für fremde Fürstlichkeiten, die häufig zu Gaste waren. Von ritterlichen Übungen wurde den Prinzen hauptsäch¬ lich das Scheibenschießen mit Bogen und Feuer¬ gewehr gelehrt, dann Fechten mit Rapier und Schweinsspieß, vor allem aber die Kunst des Rei¬ tens, worin Max und Ferdinand frühzeitig Meister waren. Auch in den Elementargegenständen machten die Kinder erfreuliche Fortschritte

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Seite 5 von 12
Datum: 13.03.1923
Umfang: 12
-Stellvertreter: Richard Schneider; Kassier: Andrä Zimmermann; Kassier-Slellver treter: Edi Ziller; 1. Vorplattler: Heinrich Ziller; 2. Vorptattler: Anton Fröhlich; Archivar und Standartenwart: Felix Hohenburaer; dessen Stellvertreter: Karl Humer. Der Obmann regte an, die Ge selligkeit im Vereine sowie die Trachtenpflege zu förrern; mit der Leitung dieses Referates wurde Herr Ferdinand Ziller betraut und die Versammlung hierauf geschlossen. Line wohltäligkellsveranskaltung zugunsten der Volksschule in Dalkens

, dessen Name auch mit der Geschichte Tirols eng verknüpft ist, wertvoll« Druckwerke gesammelt und so ihre Bibliothek zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges gemacht. Mit dem Verfall ihrer Firma stellt« sich aber allmählich Geldmangel ein, und so mußte Gras Mbert Fugger sich endlich dazu verstehen, seine Schätze um den Preis von 15.000 Gulden Ferdinand III. zu überlassen, der sie -der kaiserlichen Bibliothek tn Wien einverleibte. Und heute noch bildet diese einzigartig« Sammlung einen de: wert vollsten

Vergangenheit enthält die Sammlung eine Anzahl geschichtlich und kulturgeschichllich hochinter essanter Berichte, die hier zum «rstenmal veröffentlicht werden. Hier unter befindet sich auch ein „kurzes, schlichtes Verzeichnis, was sich bei der (in Innsbruck erfolgten) Verheiratung der fürstlichen Durchlaucht Erzherzogs Ferdinand »u Oesterreich mit der Herzogin von Mantua zugetragen hat . Dieser zeitgenössisch«, 341 Jahre all« Bericht lautet: „Am Mittwoch den 9. Mai 1588 ist Ihrer fürstlichen Durchlaucht

. Diesen ist Seine fürstliche Durchlaucht Erzherzog Ferdinand samt seinen Söhnen und Herzog Wilhelm in Bayern bis gegen Hall entgegengezogen und hat sie nach Innsbruck geleitet. Am folgenden Montag den 14. Mai, am Tage der hochzeitlichen Einführung und des Eintritts, ist Erz herzog Ferdinand mit Herzog Wilhelm in Bayern als kaiserlichem Gesandten, Erzherzog Carl zu Oesterreich, dem Herrn Cardinal Andreas zu Oesterreich und ihrem stattlichen, ansehnlichen Hofge sinde bis oberhalb des Klosters Willen, zunächst dem Berg Jsel

Durchlauchten ab gesehen und haben di« fürstliche .Hochzeiterin ermattet, welche als bald mit ihrer Frau Mutter, der Herzogin von Mantua, dem Herzog Ferdinand von Bayern und dem Markgrafen von Baden «'-kam. Diese beiden Herren Fürsten waren von Erzherzog Ferdinand mit 80 Pferden zur Herausbegleitung der Versprochenen auf der Post' nach Mantua geschickt worden. Das Hofgesinde und di« vornehmsten Landeshe-cen von Tirol waren ihr bis an di« Grenzen unterhalb von Rovereit entgegengeschickt worden

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