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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 15 von 36
Datum: 08.07.1939
Umfang: 36
Hans Friedrich Vlunck: Nachbar Zeuervogel 7o Hanns Nösler: wie ein Li dem andern... Der Papierwarenhimdler kam sogleich heraus. „Grüß Gott, Herr Götte!" 0 „Bitte?" ^Habe die Ehre, Herr Götte! Wie geht es? Wie steht es?" „Erlauben Sie!" „Was denn?" „Ich bin doch nicht Herr Götte!" „Aber — „Mein Name ist Bruno Bauer." Der Papierwarenhändler machte komische Augen. „Komisch! Zu komisch!", begann er zu lachen. „Was ist denn daran komisch, daß ich Bruno Bauer heiße?" Den Papierwarenhändler schüttelte

es vor Vergnügen. „Nicht das ist komisch, daß Sie Bruno Bauer heißen, sondern das ist komisch, daß Sie meinem Freund Hugo Götte zum Schreien ähnlich sehen. Ich hätte schwören mögen, Sie wären er. Und ich kenne ihn doch schon viele Jahre." Frau Götte bekam es mit der Angst zu tun. „Aber Hugo! Du redest ja irre! Du willst dich besuchen! Nein, Hugo, du bist rückt. nicht besoffen, verzeih mir, du bist wirklich verrü leg dich ins Bett!" Komm, mein guter Hugo Sie begann leise vor sich hinzuweinen

. „Ich will nicht in ein fremdes Bett, werte Dame, ich gehe jetzt nach Hause!" „Hugo!" Es war ein verzweifelter Aufschrei. Aber Bruno Bauer hatte sich schon umgedreht und war in der Tür. Da aber stand Hugo Götte. Bruno stieß direkt auf ihn. „Herr!", sagte Hugo Götte erstaunt und erbost, „erstens, was machen Sie bei meiner Frau? Zweitens, was erlauben Sie st für einen dummen Scherz, mich nachzuahmen? Drittens, Sie tragen meinen Bart, meine Frisur, meine Nase — aber so un geschickt, Herr, daß man von weitem die Maske erkennt

. So dämlich wie Sie sehe ich noch lange nicht aus!" Bruno Bauer verschlug es die Worte. Der Mann, der vor ihm stand, war er selbst. Er glich ihm wie ein Ei dem andern. „Lasten Sie mich erklären —", sagte er. „Ersparen Sie sich Ihre Erklärungen!" „So lassen Sie mich doch ausreden!" Hugo Götte hob die Hand. „Ihre Ausreden kann ich mir denken! Machen Sie, daß Sie weiter kommen! Und wenn ich Sie in der albernen Maskerade noch einmal treffe, so sollen Sie mich kennenlernen!" Bruno Bauer, der Hugo Götte glich

wie ein Ei dem andern, ging. Er war mit Recht verstimmt. Und als ihm an der Haus tür die Semmelfrau begegnete und ihn grüßte „Guten Tag, Herr Götte!", da blieb Bruno stehen und sagte: Hören Sie! Bringen Sie mir doch ab morgen die ganze nächste Woche jeden Morgen vierzig Semmel. Ich habe Besuch bekommen. Und der Milchfrau können Sie auch bestellen, daß ich jetzt jeden Tag zehn Liter Milch und drei Liter Sahne brauche." „Sehr wohl, Herr Götte! Wird besorgt, Herr Götte! Danke schön, Herr Götte!" Bruno ging schmunzelnd

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 13 von 36
Datum: 11.02.1939
Umfang: 36
sich wieder jener unvergeßliche Kampf mit der Tücke der Zeit und dieser weißen, tiefen Schneehülle, von der man so leicht ganz umsonst einen dicken Winterpelz bezieht. Wenn man schon auf der Uebungswies« di« unmög- . Bruno Bauer hat eine Taschenuhr. Bruno Bauer» Taschen uhr ist ein wahres Wunder der Präzision. Bruno Bauer» Taschenuhr zeigt nicht nur dt« Stunden und Sekunden, Bruno Dauer» Taschenuhr zeigt auch noch den Mond, di« Stern«, dir Sonne und da» Weltall. Die vollen Stunden läutet sie und am Morgen weckt

sie. So eine seine Uhr ist Bruno Dauer- Taschenuhr. Außerdem ist sie au» purem, schwerem Gold«. Eine» Morgen» sitzt Bruno Bauer in der Straßenbahn. Da steigt Hugo ein. Hugo ist schwerhörig, aber sonst ist Hugo nett. „Tag, Hugo!" „Ja — Bruno? Lange niA gesehen! Wie geht», wie steht» ?" „Wir sind umgezogen." „Wie?" „Umgezogen sind wir!" ruft Bruno laut. lichsten Stellungen zu sehen bekommt, hier überbietet sich jeder noch selbst. Die Lilli lachte so hell darüber, daß die schwarzen Locken nur so tanzten. Und die dicke

vierzehn, vierter Stock." „Wohin?" „Urbanfttaße." Bruno sagt e» laut und langsam. „Gartensttaßr?" Bruno brüllt: „Urbanstraße — vierzehn — vierter Stock!" Di« Leut, in der Straßenbahn hören e» mit vergnügen. Die Straßenbahn ist voll. Die Strecke ist lang. Bruno und Hugo plaudern. „Wie spät ist e»?" fragt Hugo. „Ich weiß nicht", brüllt Bruno. „Warum weißt du e» nicht?" „Ich habe mein« Uhr daheim auf dem Schreibtisch vergessen." „Was?" Bruno fchrett: „Ich habe meine Uhr daheim auf dem Schreib» ttfch

vergesirnl" H. NSsler: Oie kostbare Uhr „Wie?" „Vergehen! Meine Uhr! Daheim! Auf dem Schreibtisch!" „Was?" Bruno Bauer brüllt: „Meine Uhr habe ich vergehen! Ver gehen! Liegen gelassen! Meine Uhr! Aus dem Schreibtisch!" Endlich hat Hugo begriffen. „Ach so! Vergehen. Aus dem Schreibttsch. Die Uhr." „Ja." „Ich höre ein wenig schlecht." „Ich weiß." „Ja." Die Leute in der Straßenbahn hören es mit Vergnügen. Am Abend kommt Bruno Bauer heim. In die Urbanstraße vierzehn. In den vierten Stock. Bruno Bauers Frau

wartet kchon in der Tür. „Du hattest wohl wieder heute deinen komi schen Tag gehabt, Bruno?" „Ich? Wieso?" „Warum hast du denn heute sechs Leute nach deiner Uhr geschickt?" Bruno Bauer trifft bald der Schlag. „Ich? Geschickt?" Da sagt die Frau: „Ja. Sech» Männer kamen kurz hinter einander her und sagten, ich soll ihnen die Uhr geben, die du am Schreibtisch liegen gelassen hast. Du hättest sie hergeschickt. Ich habe sie natiirlich nur dem ersten mitgeben können..." wtnternacht auf cler patscheralm

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Seite 11 von 14
Datum: 03.12.1921
Umfang: 14
. Fischer, wohnhaft Höttinaeraajse 3dr. 32^ 2. Bruno Lntteri. aeboren am 1. Se-'tember 1800 in Arcv, /.nslcindia nach Fnnsvrncl. kaib., verheiratet. Brieftraaer. jetzt Steinbobrcr. Sohn das Anton und der Anna, aeb. Cbinotti. wohn haft Hvttinaerricd h8; 3. Anna Luttcri. aeb. Gärtner, aeboren am 3. Oktober in St. Marienttrch, Obervfterreich. Fuftändia nach Fmisbrnck. kath., verheirater, Gattin des Bruno Lntteri, Tochter des Fobanrr und der L'/dtvia. aeb, Mühlbacher, wohnhaft in Innsbruck, Jnnrain

25: und der aewähtten Berteidiaer. für: 1. Dr. Schranzhoser, Berteidiaer in Strafachen in Innsbruck: für 2. üiechlLan it altslai! ?, !cba-iwiir- ter Dr, Ortler. Nechtsanwaltskamtei Dr. Groß in Innsbruck, und Berteidiaer von amtsweaen: für 3. Richter Dr. Walloach. im vereinfachten Bersahren über den vom Anklüacr aesteüicn Antaa auf Benrafuna der Vvra<n,annten meaen Verbrechens des Betruaes u„ a. ur. iiü Necht erkannt. Die Anaeklaaten sind s ch u l d i a: 1. Franz Oefner und Bruno Lntteri im April 1920 in Innsbruck

, in der Absicht- den S-aat in seinem Rechte auf ordminas- matziae Verteiluna von Brot- und Aiahloro- dutten Fu sch, diaen, etwa 1000 Stück «cot- und Mehlkarten, wie sie vom StadtiMaistrate JnnSoruck als Varioraunasbehord'k ansaeaeben werden, somit öffentliche Urkunden, nachaemacvr zu haben, durch deren Beuntznna seitens Bruno Lntteri verschiedene Bäcker, beM. Mehl- verfchkeistslellen in Innsbruck und der Staüt- maaistrat in Innsbruck in Irrtum aefübrt wurden. 2. Bruno Lntteri im Avril 1020 in Inns bruck

mit dem aus Grund a<fä f f-clitcr Brot- und Mehlkarten erworbenem Mehle aröstcrerr Oimntnms, als Beüarfsacaenflanden Ketten handel getrieben und sich in Machenschaften einaelafsen zu haben, die aeeianet sind, den Pr-eis dieser Bedarfsaeaenstände steiaern, wobei durch die Tai die össentüchen Interessen besonders schwer aefäbrdet wurden. 3. Bruno Lutter! im Avril 1020 in Inns, bruck in Ausuütznna der durch den KricasFu- siand verursachten auiterordentlichen Berbatt- nisse, sür Mehl offenbar übennästiae Prei'e

arfordert oder sich aewährcn lassen au haben, wobei der nnrechtmastiae Gewinn, der durch die strafbare Handluna erhielt wurde, 2000 K übersteiat und wobei durch die Tat die ösfent- ltchen Interessen besonders schroer aestrlirdet wurden, 4. Anna Lntteri zur Ausuütznna der *tt 2 genannten 17 c bei tat des Bruno Lntteri durch absichtliche iherbeischasfnna der Mittel Borschub acaeben. Htlse geleistet und zur siche ren Boüstreckuna beiaetraaen äu beben. 5. Anna Lntteri im Avril 1020 in Inns bruck

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Seite 4 von 12
Datum: 06.05.1941
Umfang: 12
begrüßte seine neue Kundin und brachte sie höchst persönlich an den Ausgang. Ein Schirm ist ein praktischer Gegenstand. Mit einem Schirm kann man tausend Dinge machen. Man kann einen Schirm daheim lassen oder ihn unter den Arm klemmen, man kann einen Schirm aufspannen oder als Spazierstock verwenden, man kann einen Schirm als Geburtstagsgeschenk verschenken oder ihn sich als Geburtstagsgeschenk schenken lassen, man kann einen Schirm irgendwo stehen lassen oder irgendwo mitnehmen. Bruno nahm

einen Schirm mit. Aus einem Kaffeehaus. Der Schirm war nicht sein Schirm. Aber Bruno wußte das nicht. Vielmehr, er dachte nicht daran. Er nahm den fremden Schirm ganz aus Versehen mit. Weil es draußen regnete. Und well er annahm, daß er mit einem Schirm in das Kaffee haus gekommen wäre. Was aber nicht der Fall war. Bruno marschierte also mit dem fremden Schirm aus dem Cafe. Plötzlich klopfte ihm einer auf die Schulter. „Sie erlauben schon —" „Bitte?" „Sie haben meinen Schirm mitgenommen!" „Ihren Schirm

?" „Keine Geschichten! Sonst rufe ich die Polizei!" Bruno schaute den fremden Herrn an, Bruno schaute seinen Schirm an. Und erschrak. Das war wirklich nicht sein Schirm, das war wirklich ein fremder Schirm. Bruno stand in pein licher Verlegenheit. „Verzeihen Sie vielmals — es war wirklich nicht meine Absicht — hier ist Ihr Schirm — es war wirklich nur ein Versehen —" Der fremde Herr glaubte kein Wort. „Schon gut", sagte er, „Hauptsache, daß ich meinen Schirm bekomme!" Bruno traf seine drei Freunde. Bruno erzählte

: „Wie ist das nur möglich, daß er plötzlich so umgestimmt worden ist?" ,/Peter lachte: „Wir feiern sogar eine Doppelhochzeit! Mein guter Alter heiratet deine Ballettmeisterin!" Das verschlug Greta die Rede. Sie sagte garnichts mehr. Sie konnte auch sowieso nichts sagen, denn ihre Lippen waren anderweitig angenehm beschäftigt. Sie waren mit Schirmen von daheim weg, jetzt regnete es nicht mehr und sie wollten ins Theater. Im Theater aber kostet jeder Schirm Garderobegebühr. „Lieber Bruno!" baten sie,'„du kannst

uns einen großen Gefallen erweisen. Du gehst jetzt nach Hause. Nimni bitte unsere drei Schirme mit. Das wäre sehr nett von dir. Willst du so nett sein?" Bruno will es. Er nimmt die drei Schirme. Und besteigt die Straßenbahn. In der Straßenbahn sitzt Bruno. Mit den drei Schirmen im Arm. Plötzlich steigt ein Herr ein. Setzt sich Bruno gegen über. Es ist der Herr aus dem Kaffeehaus, der Herr mit dem Schirm. Bruno wird puterrot. Ueber das Gesicht des Herrn geht ein Schmunzeln. Er beugt sich vor und zeigt

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Seite 14 von 18
Datum: 02.05.1939
Umfang: 18
, der Dichter Bruno B r e h m mit dem Nationalpreis für das beste Buch des Jahres und Professor F r o e l i ch zum zweitenmal mit dem Filmpreis ausgezeichnet. Bruno Brehm Mit Bruno B r e h m wurde ein Mann mit dein deutschen Buchpreis 1939 ausgezeichnet, dessen Schaffen und Leben gleich vorbildlich ist. Ein aufrechter und kämpferischer Mensch, ein feinem Volkstum auf tieffte verbundener Dichter, erfährt damit eine Ehrung, die in ganz Großdeutschland freudige Genug tuung auslösen wird. Bruno Brehm erhielt

den deutschen Buchpreis für feine Trilogie über den Weltkrieg „Apis und Este", „Das war das Ende" und „Weder Kaiser noch König". Bruno Brehm, Soldat und Dichter, wurde als Sohn sudeten- deutscher Eltern 1892 zu Laibach in Kram geboren. Er, deffen Vater k. u. k. Hauptmann war, wuchs so inmitten der Volkskämpfe der alten Doppelmonarchie auf. So stand sein ganzes Leben im Zeichen des Kampfes für das deutsche Volks tum. Ursprünglich wollte Bruno Brehm auf die Kadettenschule, um Offizier zu werden. Er mußte

Not, in opfervollem Kampf und unsagbar harter Arbeit hat der Führer mit seinem Voll dieses Reich neu ge schaffen, stärker und herrlicher denn je. Keine Macht der Welt wird dieses Reich zerstören, denn es ist aufgebaut auf der ewigen Einigkeit des deutschen Volkes. (Jubelnde Zusttmmung und Heilrufe bekräftigen das Gelöbnis.) an die italienische Front. In seinem Buch „Das gelbe Ahorn blatt" schilderte Bruno Brehm seine Kriegserlebniffe. Der tragische Ausgang des Weltkrieges, der Zusammenbruch

und der Zerfall des alten Oesterreich, das bittere Schicksal, das den von der Front zurückkehrenden Offizieren zuteil wurde, alles dieses war für Bruno Brehm von entscheidender Aus wirkung. Ein zunächst begonnenes Universitätsstudium Hab er bald auf, da er die damalige Atmosphäre in den Horsälen nicht ertragen konnte. Er fing in jener Zell zu schreiben an und nach einigen, ihn weniger befriedigenden Versuchen ent stand eines seiner schönsten Bücher, „Susanne und Marie". Sein weiteres Schaffen wandte

sich dann den großen histo rischen Fragen zu, die in der Trilogie vom Weltkrieg eine großartige Darstellung erfuhr. Der Aufbruch des s ü o s l a- wischen Nationalismus, der Zusammenbruch der Mittel mächte und der Untergang der habsburgischen Monarchie wer den in diesem Werk, von Bruno Brehm in einer einzigartigen Geschlossenhell mit bewundernswürdiger historischer Treue und wirklichem kämpferischen Geist dichterisch ausgezeichnet. Mit der geschichllichen Tat des Führers, der Schaffung Großdeutschlands

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 12 von 30
Datum: 22.10.1938
Umfang: 30
: Morgenruf. Spruch. Wetlermeldimgen und landwirtschaftliche Nachrichten. — 6.10: Turnen. Bruno Weihs. — 6.30: Vom Reichssender - Frankfurt: Friihkonzert. Ausführung: Musikzug der SA.-Gruppe Hessen. Leitung: Obermusikmeister Hermann von der Dovcnmühle. — 7.00:. Nachrichten des drahtlosen Dienstes (aus Frankfurt). — 7.10: Vom Reichssender Frankfuri: Frühkonzert (Fortsetzung). — 8.00: Markt bericht. Anschließend: Sendepause. 8.30: Vom Neichssender Breslau: Für die Arbeilskameraden in den Betrieben

). sahne, hatte aber Lust auszuspucken vor Bruno Obermatt, der in einem Revier wilderte, das sonst ihm, dem Klemens, gehört. Mit sonderbaren Empfindungen weilten Bruno und Gina am Tisch und unter den Worten des Vaters. Sie fühlten sich wieder einmal nicht recht in der Wurzel. Keine der Erwartun gen, mit denen sie als Erben auf Schönwil eingezogen, hatte sich ihnen noch erfüllt. Noch lag — das lehrte sie Obermatts Rede — die Macht in andern Händen. Das kümmerte Bruno weniger als feine Frau. Er lebte

fein Leben von Tag zu Tag und machte aus ihm nach seiner Art einen Spaß, einen Tanz, eine Behaglichkeit. Der Ehrgeiz plagte ihn noch nicht. Anders Gina. Sie war nervös. Ihr fehlte die Geltung. Und ihr Mann, Bruno, der In-den-Tag-hinein, fing an, ihr auf die Nerven zu fallen. An der Wand drüben stand der Stubenwagen. Unter seinem hochgezogenen Verdeck lag Hans Heini Obermatt, der Enkel. Zuweilen maunzte etwas, wie eine erwachende Katze, die leise miaut. Dann erhob sich nicht Gina

in eine Art Einsamkeit gedrängt wurde. Bruno Obermatt hatte über See mit dem väterlichen Gelbe gewirtschaftet und, als es aufgebraucht war, zuletzt keinen I andern. Ausweg gewußt, als in die Hilfe des Vaters zurück zukehren. Jetzt machte er sich in dieser sorglos breit. Mit dem frühen Morgen begann es. Er war schon zum Frühstück nie zur Stelle. Obermatt sandte Adam, den Knecht, nach ihm. Manchmal stieg er auch selbst in den Wohnstock des Sohnes hinauf, öffnete kurzerhand die Schlafkammertür und warf

einen knappen, herben Satz hinein: „Vielleicht schläfst du morgen gleich bis zum Mittagessen", oder: „Ein schöner Herr, wer den Knechten ein Beispiel im Faulenzen gibt!" Bruno war kein Revoluzzer. Er kam nachher kleinlaut ge schlichen, murmelte etwas von „heute nicht recht beieinander sein", nahm dann doch einen Anlauf und handhabte die erste Viertelstunde lang auf Wiese und Feld Heugabel, Hacke oder Spaten mit verbissenem Eifer. Aber das dauerte nicht lange. Er ermüdete rasch, machte Pausen, zündete

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Seite 12 von 12
Datum: 14.10.1940
Umfang: 12
sreigesprochen „Aeltere, liebevolle Frau (auch Witwe) mit freundlichem Eigen- heim von rüstigem Vierziger, stattlich, zwecks Heirat gesucht. An gebote unter.Sehnsucht' postlagernd." Ein paar Tage später herrschte in Brunos Bude eine wahre Briefüberschwemmung, etwa wie auf dem Hauptpostamt in der Silvesternacht. Was Bruno in der Heiratsanzeige von sich ver sprochen hatte, stimmte in jeder Beziehung. Er war rüstig und stattlich. Nur das Gesicht mag nicht jeder Frau Sache gewesen sein. Es sah

aus, als habe Bruno mit ihm vier Wochen lang auf dem Rohrstuhl gesessen, so voller Pickel war es. Pickel sind zwar nur Äußerlichkeiten. Die Seele konnte darum lilienblütenweiß sein. Aber sie war es nicht. Doch davon später. Nachdem Bruno in den Liebesofferten ein halbes Stündchen ge wühlt hatte, stieß er auf ein Angebot, das ihn stutzig machte. Die ehebereite Frau trug nämlich den gleichen Vaternamen wie Bruno, und da dieser Name so selten war, daß er in keinem Telephonbuch stand, hielt Bruno die seltsame

Uebereinstimmung für einen Wink des Himmels. Er schrieb und erhielt postwendende Antwort, denn auch in Frau Martha brannte die Sehnsucht nach einer zweiten Auf lage Eheglück. Es entwickelte sich ein sehr lebhafter Schriftwechsel, der, aller Sentimentalitäten bar, mit schrankenlosen, tief in Erotik getauchten Federn geschrieben war. Schon Marthas holde Anrede „Mein innigstgeliebtes Schießerchen!" ließ zärtlichstes Einver nehmen erkennen. Man traf sich. Jetzt stutzte die Witwe. Aber als sie hörte, daß Bruno gut

selige Wochen waren ins Land gezogen. Da klopfte Bruno auf den Tausendgüldenbusch. Wie es denn um die Wohnungsein richtung stehe? Martha solle sich von ihren Verwandten 600 Mark pumpen, zwecks Einkauf. Da war es Martha, als sei jeder Pickel in Brunos Antlitz eine Warnungsklappe. Sie beauftragte ihre Tochter, bei der Polizei nachzufragen, ob Bruno über amtliche Charakterpickel verfüge. O weh! Sie waren noch zahlreicher als die Unebenheiten im Gesicht. Sogar Heiratsschwindel war darunter! Nunmehr

drückte Frau Martha auf den Knopf! In der Verhandlung gab Bruno zu, daß er sein „Stammbuch" unterschlagen hatte. Sonst aber habe er mit offenen Karten ge- fpielt. Die 600 Mark wollte er nicht für sich haben. Er sei bereit gewesen, für Marthas Tochter ein Telephon legen zu lasten, damit sie ihre Freude daran habe. Auch habe Bruno für 900 Mark eigene Sachen in Marthas Wohnung geschafft. Das tue man doch nicht, wenn man schummeln wolle. Bruno mutzte aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden. Wer weiß

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Seite 6 von 12
Datum: 08.11.1940
Umfang: 12
eine der besten im ganzen Reich überhaupt gelaufenen Zeiten. Bei den Gaumeisterschasten holte sich Anni Wink- l e r (IAC.) die Bestleistung im Kugelstoßen mit guten 11.15 Meter wieder zuruck, womit sie die alte Marke von Stelzner (ITD.) um 15 Zentimeter überbot. Gaufachwart P i r ch m o s e r (ITD.) drückte über 110 Meter Hürden seine eigene Bestleistung um eine Zehntel sekunde auf 16.4 Sekunden. Einen großen Ersolg errang Bruno Schneider (PSpG.) bei den Ostmark-Meisterschaften in Wien. Nachdem er über 800

Ferdl, PSpG., 11.5; Gunz Oswald, TV. Feldkirch, 11.6; Hrabie Rudolf, ITV., 11.8; Plattner Walter 11.9. 200 Meter: Gunz Oswald, TV. Feldkirch, 23.6; Plattner Walter, IAC., 24.4; Daum Hans, PSpG., 25.8. 400 Meter: Plattner Walter, IAC., 52.5; Andersag Wastl, PSpG., 53.4; Oberhöller Franz, IAC., 53.6; Gunz Oswald, TV. Feldkirch, 53.8; Schneider Bruno, PSpG., 54.2. 800 Meter: Schneider Bruno, PSpG., 1:58.9; Oberhöller Franz, IAC., 2 :05.6; Jung Franz, PSpG., 2 :15.6; Fischler Hans, PSpG., 2:17.9 Minuten

. 1500 Meter: Schneider Bruno, PSpG., 4:05; Gumpold Josef, SKI., 4:27; Tscharkert Karl, GI. 136, 4 : 27.4; Lang Robert, TB. Feldkirch, 4:30.8; Stoffel Josef, RAD. Lustenau, 4:37.5; Plattner Walter 4:38. 5000 Meter: Bauer Gotfrieü, SKI., 15 :41.6; Rafsreider Karl, SKI., 16:46.2; Straub Georg, DAB. Hall, 16:47.2; Gumpold Josef, SKI.. 17 :36.6; Demetz Vinzenz, SKI., 18 :17. 10.000 Meter: Bauer Gottfried, SKI., 37 :27; Gumpold Josef, SKI., 37 : 32.4; Demetz Vinzenz, SKI., 37 :36; Schwinghammer Hugo, PSpG

., 117. Neu aufgestellte Bestleistungen im Jahre 1940 Männer: 800 Meter: Bruno Schneider, PSpG., 1:58.9 (alle Best leistung 2 : 00.2), 1. 9. 1940, Innsbruck; 1000 Meter: Bruno Schnei der. PSpG., 2 : 38.8 (2 : 43.4), 27. 7. 1940, Innsbruck; 1500 Meter: Bruno Schneider, PSpG., 4 : 05 (4:13.4), 14. 7. 1940, Wien; 5000 Meter: Gottfried Bauer, SKI., 15 :41.6 (16 :03.4), 14. 7. 1940, Wien; 110 Meter Hürden: Joses Pirchmoser, ITV., 16.4 (16.5), 23. 6. 1940. Innsbruck; 3X1000 Meter: Innsbrucker Athletikklub

: Adolf Resch, Reichsbund, 52.4, Innsbruck, 1935; 800 Meter: Bruno Schneider, PSpG., 1:58.9, I. 9.1940, Innsbruck; 1000 Meter: Bruno Schneider, PSpG., 2 :38.8; 27. 7.1940, Innsbmck; 1500 Meter: Bruno Schneider, PSpG., 4 :05, 14. 7. 1940, Wien; 3000 Meter: Dr. Anton Ovholzer, 9 :21, Klagen- furt, 1933; 5000 Meter: Gottfried Bauer, SKI., 15 : 41.6,14. 7. 1940, Wien; 10.000 Meter: Anton Plattner, 33:53. Wien, 1934 ; 20.000 Meter: Anton Plattner, 1:18:15, Innsbruck, 1935; 25.000 Meter: Anton Plattner

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Seite 7 von 18
Datum: 24.10.1938
Umfang: 18
.) 11 Das dritte Glied Roman von Ernst Zahn Der Knecht wußte nicht recht weiter. Er senkte den Kopf, und die Arme hingen ihm hilflos von den Schultern. „Es wäre da noch anderes, was sich nicht gehört", kramte er dann aus, was ihn lange schon beschäftigt. „Der Meister würde es nicht leicht nehmen, wenn er es wüßte." Bruno drehte sich ab und kramte in der Tasche. Es war ihm nicht wohl zumut. Er wußte, wo Adam hinzielte. Dann half er sich mit einem noch hochfahrenderen Ton: „Kümmert Euch um das, was Euch angeht

. Ich mache meine Sache schon mit mir selber aus." Der Knecht kehrte langsam an seine Arbeit zurück. Krause Welt, sinnierte er, und das eigene Schicksal wie das des Bruno Obermatt standen vor ihm. ^ Als er wieder zu den Taglöhnern auf der Wiese stieß, hob dort Nanny den Kopf. Sie wußte, wo er gewesen war. Wird er ihm von der Heidi gesprochen haben? fragte sie sich. Und daß das nicht so weitergehen darf! Das mit der Heidi! Das war ja, was auch Gina gemerkt und was ihre schlechte Laune vermehrt

hatte. Die Heidi Moser war bis zur Heimkehr Brunos ein halbes Kind gewesen. Sie hatte ein leichtes Gemüt und viel Lust ge habt, sich von Mannsbildern ein wenig den Hof schneiden zu lassen, darum auch dem hübschen Klemens allerlei Entgegen kommen gezeigt. Aber Klemens war zaghaft und ehrlich ge wesen. Bruno hatte weniger Bedenken als er. Es fiel ihm nicht schwer, der Heidi den Kopf zu verdrehen. Es war nicht der erste beste, der da oft und gerade in den Augenblicken über sie kam, da sie allein

und in irgendeinem heimlichen Winkel sich befand. Es war der Haussohn, der Sohn des reichen und recht lichen Melk Obermatt! Er hatte die Well gesehen und hatte eine überlegene Art. Klemens wirkte dagegen unbeholfen, linkisch und ein wenig jämmerlich. Und — jener war der Mann einer andern! Die Gina war eine hübsche Frau, weltgewandt wie er, Bruno selbst, ihr, Heidi, in vielem überlegen. War es nicht -darum erstaunlich, daß sie ihm dennoch fast besser als die eigene Frau zu gefallen schien? Es schmeichelte

Obermatt selbst war nicht blind. Er wartete nur ab. Er hatte schon zuviel zu tadeln und zu mahnen und wußte, daß zu häufiger Tadel ihm die Wirkung nimmt. Eines Tages traf Gina die junge Magd in der Wohnstube, wo sie bei Bruno und in der Ecke der Wagen mit ihrem Kinde stand. Heidi geriet nicht aus der Fassung. Sie tat, als habe sie eine häusliche Arbeit hergeführt und sei sie eben wieder im Begriff, sich an andere Pflichten hinwegzubegeben. Aber das heiße Rot ihrer Wangen entging Gina

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Seite 4 von 10
Datum: 24.07.1942
Umfang: 10
ergänzten das im schauspielerischen Ausdruck vom Spielleiter sorgsam abgewogene Ge samtspiel. Interesse und Spannung des Publikums wuchsen von Akt zu Akt und lösten sich nach dem dritten Bild in anhaltendem Beifall. Karl Pa ul in. Der Sudetengau ehrte Bruno Brehm Aus Anlaß des 50. Geburtstages der Dichters Am Vorabend des Großen Deutschen Dichter treffens, dar in diesem Jahre in Karlsbad statffindet und dessen äußerer Anlaß der 60. Geburtstag des sudetendeutschen Dichters Pruno Brehm ist, ehrte

der Reichsgau Sudetenland den Dichter in eindrucks voller Weise. Im würdig geschmückten Stwdttheater der alten Staussenstadt Eger, die mit dem Leben Bruno Brehms eng verbunden ist, hatten sich die führenden Persönlichkeiten des Sudetengaues mit Gauleiter und Reichsstatthalter Konrad Henlein an der Spitze versammelt. Gauleiter Henlein entwarf ein eindrucksvolles Bild des kämpferischen Menschen und mit seinem Volk und seiner Heimat eng ver bundenen Dichters Bruno Brehm. In zwei Gaben, die dann der Gauleiter

dem Dich ter überreichte, findet sinnbildhast Ausdruck, was .Bruno Brehm dem Sudetendeutschtum bedeutet und zu welchem Dank es sich verpflichtet fühlt. Als Zei- ch« der sreundschastlichen Verbundenheit hat Gau leiter Henlein eine Plakette in Auftrag gegeben, die auf der einen Seite das Bild Brehms darstellt, auf der Rückseite steht über dem Wappen des Sude tenlandes der' Spruch der sudetendeutschen Kampf zeit: „Heimat ist Arbeit!" (Die Plakette ist eine Ar beit des in Wien schaffenden sudetendeutschen

Künst lers Arnpld Hartig.) Als zweite Gabe exhielt Bruno Brehm ein Buch, das im Aufträge Konrad Henleins herausgegeben wurde. lieber hundert namhafte Deutsche, vor allem die große Zahl der Dichterkame raden aller Generationen und Gaue, die zum großen Teil heute als Soldaten an allen Fronten stehen, haben in diesem Buch des Dankes Bruno' Brehm ihren Gruß entboten. Neben der Tatsache, daß darin vor allem die deutsche Jugend sich zu ihrem Dichter bekennt, mag es als ein schöner Beweis gesamtdeut scher

Berbundenheit gelten, daß die ersten drei, die Bruno Brehm Grußivorte zusandten, aus dem ent gegengesetzten Ende des weiten deutschep Vater landes stammen: Agnes Miegel, Erwin Guido Kol- benheyer und Hanns Friedrich Blunck. So ist dieses Buch einzigartig in 'seinem Inhalt, ein wahres menschliches' Dokument und ein eindrucksvoller Ge- meinschastsgruß ohnegleichen, der von dem politi schen Dichter und Künder Hans Grimm angefangen bis zu dem im Osten stehenden jungen Oberleutnant Hans Baumann klingt..Konrad

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Seite 28 von 40
Datum: 16.01.1909
Umfang: 40
(pi qa gp 'lpoq arm ga }J£" •ßuikfuta uaG -qvM avun! gvq öaaqgaauZ nvaZ prnom 'Lunmavurp ' uaippSaa^ aaq pq üaWaaa uaavcu astvjao^ ajpq apv (pa^ 'üapvj n? Spjyj -Ham Lunöp^ aaahi piu mhi 'aj^nj aij artj gppiu ounFK uuacü 'ac-a hpj uchvu qun 'ilap^ n? * uaCpoodja&t i AatzvpaquW aaq ajia^ ’ uapva;aaq aaq ui utzi ga apaoaq ~ Q 8 — — U « M glich fech man sich; die Kinder wuchsen fast wie Geschwister mit einander aus. Otto und Bruno

waren aber im Alter zu weit auseinander, um wirkliche Freundschaft zu schließen; ein achtzehnjähriger Jüngling und ein vierzehnjähriger Schul¬ junge haben zu wenig gemeinsame Interessen. Bruno hatte sich mehr zu Emy gehalten und stand wie ein jüngerer Bru¬ der zwischen ihr und Otto. Bruno Eversberg war ein wilder, unbändiger Junge ge¬ wesen, der jedem, mit dem er zusammenkam, vollauf zu tun gab. Darum erschien der Einfluß, den Emy auf ihn ausübte, fast

wunderbar. Was weder , Tadel no ch Straft bei ilpn ver¬ mochte, erreichte oft ein einziges Wort von Einy. „Tue es nicht, Bruno, es würds mich bettüben!" Einer solchen Bitje konnte er nicht widerstehen. Mit welch wunderbarer Verehrung da¬ gegen Emy zu Bruno hinaufsah, der im Umgang mit ihr seine ganze Natur verleugnete, ist nicht zu beschreiben. Auch jetzt noch erinnerte Enp sich außer dem Todestage ihrer Mutter keines schmerzlicheren Tages

als dessen, an iveläpm Bruno nach der Marine-Akademie abreiste. Keine Unterredung konnte Bruno bewogen, sich als Nachfolger seines Vaters erziehen zu lassen. Er träumte nur vom Seedienst, und von diesem Ideal ließ er sich nicht abbringen. Für den Vater war dies eine bittere Enttäuschung, aber als auch die Mutter sich aus Brunos Seite stellte, mußte er endlich nachgeben. Bruno zog somit nach Broda, und drei Jahre später machte er als Kadett eine Reise

nach Amerika. Nach dreijährigem Dienst kam er mit den Offizie rs-EpauletLen und dem Wilhelms-Orden geschmückt zimt erstenmale in die Heimat zurück. Mles dies zog an Emys Geist vorüber, während sie sich der Fabrik näherte. Eine gewisse Scheu vor dem Wiedersehen Leinächtigte sich ihrer. Sie kouute sich nicht verhehlen, daß Bruno, als er ihr begegnete, sich sehr '.eis gegen sie benommen hatte. Ihr Herz war dem Jugendfreund entgegengeflogen

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Seite 8 von 18
Datum: 14.10.1938
Umfang: 18
», 1980 Meier Scehöhc. Am 14. d. M., 7 1tt,r früh: Barometerstand 602 Millimeter, beständig, Tenweratur -i- 9 Grad, Feuchtigkeit 40 Prozent, windstill, hakbbewölkt, Fernsicht sehr gut. „Ja — ja", stimmte Bruno zögernd bei. Sein Blick spa zierte auf der Tischplatte herum, damit er nicht den Augen des Vaters zu begegnen brauchte. Der aber behielt ihn scharf im Auge. „Hast etwa nichts mehr heimgebracht?" fragte er. „Viel nicht", gestand Bruno kleinlaut. „Also nichts", verbesserte ihn der Vater

. Währenddessen war Gina stumm am Tisch gesessen und hatte ins Leere geschaut, als berühre sie das alles nicht. Sie hatte aber alles gehört und schwankte nun zwischen dein Wunsche, dort wieder wegzulaufen, wohin sie ungern genug gekommen, und dem Zwang, bei dem bleiben zu müssen, an den sie und ihr Auskommen nun einmal gebunden waren, bei Bruno. Frau Iusta ließ ihre Augen über sie hingleiten, stellte fest, daß sie hübsch und leidenschaftlich aussah, brauchte keine wei teren Beweise als ihre Frisur dafür

auf der Treppe die Mutter zum Sohne und knipste das Licht zum nächsten Stockwerk an. Bruno schob sich in den Flur, wo seine alte Kammer lag. Es blieb ihm keine Zeit, sich erst noch mit Gina nuseinander- zufetzen. Diese ihrerseits folgte Frau Iusta ins obere Stock werk. Wo führt sie mich hin? dachte sie und empörte sich: Warum soll ich nicht bei Bruno wohnen? Aber noch immer wagte sie keine Einwände, sondern nickte stumm, als die Bäuerin ihr droben eine Kammer aufiat und sagte: „Machen Sie sich da zurecht

. Wir sind unten in der Stube, der Vater und ich, falls Sie noch einmal hinunterkommen mögen. Wir gehen heute spät schlafen." Das „Sie" klang Gina übel in die Ohren, und kaum hatte Fra» Iusta sich entfernt, schoß sie wie eine wütende Wespe wieder auf den Flur hinaus und ins erste Stockwerk hinunter, um Brunos Zimmer zu suchen. Sechs Türen starrten sie hier an, und sic wußte nicht, hinter welcher ihr Reisekamerad sich befand, aber schon ging eine davon auf und trat Bruno über die Schwelle. „Komm!" lud

er sie ein Sie schlossen die Tür hinter sich und lauschten unwillkürlich nach Störung ans. Dann aber brach Gina los, sie wolle nicht in einer Magd kammer schlafen. Bruno unterbrach sie ärgerlich, sie solle kein Wesen machen, das werde sich alles finden. Ginas Augen wetterleuchtete». „Sie sind imstande und jagen mich davon", prophezeite sie wieder und wollte sich wei ter über die Obermatts beklagen. Aber Bruno fiel ihr ins Wort: „Laß das! Sie sind rechte Leute, denen man Zeit lassen muß. Wir sind ihnen bös ins Haus

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Seite 9 von 18
Datum: 18.10.1938
Umfang: 18
sich niederlassend, „kannst du nach langer Zeit wieder einmal das ganze Schönwil über sehen. Und hier sind wir allein. Hier kann abgeredet werden, was abgeredet werden muß." Bruno schob sich neben ihn auf die Bank, nicht zu nah und wie einer, der sich vorbehält, wegzulaufen, wenn es ihm ein fällt. Aber noch kam der Vater nicht auf das Wesentliche. Die weite Schau beeindruckte ihn wie immer, wenn er hier herauf kam, dieser Blick über den großen Eigenbesitz, auf dem alles gedieh, nur die Sorge und die Armut

." Bruno zuckte die Achsel. Er hatte die Welt gesehen, die groß war und abwechslungsreich und mehr bot als Viehzucht und Ackerbau. „Es ist überall schön in der Welt", entgegnete er einschränkend. Der Vater riß die Stirn zusammen. „Die Welt mag man chem gefallen", erwiderte er, und die knappen Lippen gaben die Worte geizig her. „Aber wer sie haben und bereisen will, muß auch wissen, wie er dort sein Auskommen findet." Bruno schwieg; er merkte die Spitze der Worte. „Du hast das nicht gewußt," fuhr

der andere streng weiter. „Dem einen gelingt es, dem andern nicht," verteidigte sich Bruno. ,„Da du wieder heimgekommen, scheinst du dieses Daheim und uns noch irgendwie zu brauchen. Also müssen wir wohl gegenseitig wissen, wie wir miteinander stehen." Der andere saß zusammengeduckt und verstockt da. „Oder nicht?" fragte Obermatt mit erhobenem Ton. „Ich will dir und der Mutter helfen", suchte Bruno die Worte zusammen. „Schließlich bin ich doch das einzige Kind." „Ganz recht, das einzige. Mit allen Rechten

Nordkettenbahn ch a s e l e k a r (2300 Meter Scehöhe). Am 18. d. M., halb 7 Uhr früh: Barometerstand beständig, Temperatur plus 8.8 Grad, Feuchtig keit 75 Prozent, fast wolkenlos, windstill, Talnebel unter 700 Meter, Fernsicht sehr gut. ReWIendrr Wien Sendefolge für Mittwoch, den 19. Oktober (UM): Morgenrot. Spruch. Wettermeldungen und landwirtschaftliche Nachrichten. — 6.1«: Turnen. Bruno Weihs. — 6.8«: Vom Retchssender Köln: Freut euch des Lebens. Es spielt das Rheinische Landesorchester. Leitung

sich Obermatts Miene. „Wir sind bisher auch ohne Heirat gut ausgekommen", er gänzte der Sohn. „Das mag anderswo angehen", fuhr Obermatt fort. „Bei uns ist das nicht Sitte. Da muht du dich schon entscheiden: Entweder — oder!" Bruno erschien sich plötzlich wie vor die Tür gestellt. Er hatte mit der Möglichkeit, der Vater könnte ihm das Haus ver schließen, nicht gerechnet und lenkte rasch ein: „Heirat wird ja schon das beste fein. Sie ist auch ein hübsches Mädchen, die Gina!" Obermatt schaute

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Seite 10 von 18
Datum: 18.10.1938
Umfang: 18
, auch für die gilt, die du uns mitgebracht hast." Mit einer weiten Armbewegung, selbst erfüllt von Dank barkeit gegen das Land, das ihm gehörte, hatte Obermatt dem Sohne gleichsam noch einmal das ganze Schünwil gezeigt. Die Gebärde endete in der Darbietung der Hand. Offen, von Arbeitsrillen durchzogen, lag sie unter des Sohnes Augen. Bruno war nicht blind. Das Gut Schönwil erschien auch ihm als ein stolzer Besitz. Der Respekt vor dem Vater vermischte sich in ihm mit gutem Willen, der sich plötzlich regte

. Er legte ^ seine gepflegteren Finger ungeschickt und etwas unsicher in die des Vaters. Einen Augenblick standen sie so mit ineinandergeschlun- genen Händen vor den hohen, rotleuchtenden Kiefern. Die Sonn warf sich jetzt heiß und blendend über ihre beiden Ge stalten, die wohlgewachsene, herrenhaftere, jüngere des Soh nes und die zähe, in allen Säften der Lebenshöhe stehende, bäurische des Vaters. Obermatts Hand drückte hart und for dernd zu. Langsam bequemte Bruno sich diesem Druck an, mehr gezogen

hatte dafür gesorgt, daß die Nanny das Essen auf die Minute auftrug und niemand von seinen Leuten sich verspätete. Auch Frau Iusta war zur Stelle. Sie hatte es zeit ihres Lebens so gehalten, daß sie dem Manne in allem den Vortritt gelassen und dann mit starken, vertrauensvollen Schritten hinter ihm her gegangen war, über zeugt, daß sein Weg der rechte sei. Als sie Bruno und Gina eintreten sah, fuhr es ihr wieder durch den Kopf, daß diese Gina Bernasconi eine hübsche Person sei. Und sie war bereit

, den Sohn als Mann und um seiner Verliebtheit willen zu ver stehen. Gina und Bruno waren mit Obermatt selbst zuletzt an- gekommen. Jene hatten sich, nachdem Bruno von seinem Gang mit dem Vater zurück war, ein wenig ziellos in der Umgebung des Hauses herumgetrieben. Bruno war zerstreut gewesen und noch benommen von dem, was er mit dem Vater erlebt, Gina schlechter Laune, obwohl von einem unwillkürlichen Respekt vor den Obermatts erfüllt. Einmal aber hatte sie böse gefragt: „Stehen

auf den Sessel zu ihrer Rechten, daß er für Gina gemeint sei, mährend Obermatt Bruno ansprach: „Hier, Sohn, nimm den Stuhl, der dir zukommt." Hinter allen Sesseln standen wartend die Knechte und Mägde. „Herr, gib uns heute unser täglich Brot", betete Melk Ober matt laut. „Amen", ging die Antwort den Tisch entlang. Als sie sich setzten, war keine Lücke mehr in den beiden Esserreihen. Frau Iusta schöpfte die Suppe, und die gefüllten Teller wur den von Platz zu Platz gereicht, bis jedes am Tisch

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Seite 7 von 18
Datum: 14.10.1938
Umfang: 18
der neuen Innbrücke in Mühlau weichen muß, entsteht. — Unten rechts: Deutlich ist hier Anlage und Kurve der neuen Mühlauer Straße erkennbar, von der derzeitigen Auffahrtsstraße aus aus genommen. Lichtbilder: Erwin Spielmann (2), Dr. Diesner (1). Ein neues Wohn- Und Geschäftshaus wächst in die Höhe Blick auf die Arbeitsstellen der neuen Mühlauer Straße (Nachdruck verboten.) 3 Das dritte Glied . Roman von Ernst Zahn Copyright 1937 b» Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart In diesem Augenblick schob Bruno

oder vom Geschick sich treiben lassend, bereit zu lachen, wenn es gut ging, und irgend wie leichtsinnig oder hochmütig überzeugt, daß es im Grunde nicht ganz schief gehen könne. Wenn früher Gina in ihrer leichtfertigen, achselzuckenden, aber gescheiten Art gefragt hatte: „Was wird, wenn deine Alten uns nicht haben wollen?", dann hatte Bruno den Kopf aufgeworfen und geantwortet: „Was soll werden? Ich bin das einzige Kind. Für wen sparen schließlich die Eltern, als für mich? Einmal werde ich ohnehin Alleinmeister

." War aber diese Rede mehr großtuerisch als überzeugt gewesen, so gestaltete sich nun das Wiedersehen zwischen Eltern und Sohn doch gatrz anders als dieser cs sich ausgemalt. Bruno stand hinter Gina. Obermatt und Frau Iusta schwiegen und staunten. Die Pause, die entstand, war nicht lang, aber den Ankömm lingen schien sie nicht enden zu wollen. Sie waren kein übles Paar. So beschränkt zuletzt ihre Mit tel gewesen waren, man sah ihnen das nicht an. Bruno, der blonde, mit dem ein wenig angeringelten Haar

, rctgeschminkten Mund. Bruno schnappte noch einen Augenblick nach Luft wie der Frosch nach Fliegen. Dann sagte er, die letzte Hemmung überwindend: „Guten Abend, Eltern! Das hier ist meine Freundin Gina." Er nahm Gina bei der Hand und zog sie ein wenig weiter ins Zimmer hinein. Nichts verriet mehr die peinliche Ueberraschung, die zuerst den Herzschlag der Obermatts gehemmt hatte. Sie waren zwei so aufeinander abgestimmte Menschen, daß sie jetzt wuß ten, sie würden über das Befremdende dieser Heimkehr

hin wegkommen, wie sie im Leben immer wieder über Widrig keiten und Sonderbarkeiten hinweggekommen waren. Der Bauer nahm, wie es ihm zukam, zuerst das Wort: „Guten Abend, Bruno", sagte er gelassen. „Man pflegt sonst einem einen fremden Besuch anzumelden, damit man ihm eine Stube bereiten kann; aber auch so soll uns willkommen sein, wen der Sohn bringt.". Dann trat er auch auf Gina zu, gab ihr die Hand, und sagte: „Willkommen, Fräulein." „Willkommen, Fräulein", sagte mit derselben klaren Stimme Frau Iusta

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Seite 8 von 18
Datum: 03.12.1937
Umfang: 18
Balakirefs: Grusisches Lied. 15.48 Uhr: Erbe des Geistes. Gedichte der Sappho. Es liest Erika Wagner. 16 Uhr: Nachmittagsbericht. 16.85 Uhr: Alte und ueue Schlagerlieder am laufenden Band. (Schallvlatten ) . 16 58 Uhr- Ing. Lothar Fröhlich: Werkstunde für Kinder. 17.18 Uhr: Dr. Rudolf Donath: Tierkchutz und Kriminalität. 17.28 Uhr: Bruno Crtler — Kans Neuner. Eine Gedenkstunde. Mitw'rkende: Grete Cler-Thewanger (Sopran): Robert Falzari (Bariton): Grete Neuner-Meitzer (Manier): Paul Dättel (Rezitation

): Kans Doli (Worte des Gedenkens). — Kans Neuner: Aus den musi kalischen Wanderliedern. — Kans Dols: Worte des Gedenkens. — Kans Neuner: Der Bettler. — Bruno Erster: Vorübergeken. — Kans Neuner- Der Weg. — Brunn Erster: Bitte. — Kans Neuner: Pan. im Ried — Bruno Erster: Meer. — Kans Neuner: Narren liebe. — Bruno Erster: Gang durch die Tiefe. — Kans Neuner: Abend. — Bruno Crtler: Der Fremdling. — Kans Neuner: Keim kehr. — Bruno Crtler: Frage. — Kans Neuner: Ewigkeiten. — Uebortraguna ans Graz 1L Uhr

aus dem Großen Konzerlhaussaal. 28.38 Uhr: „Kojball in Schönbrunn." Operette in drei Akten von Joses Wenter. Gesangstcxte von Bruno Kardt-Wardcn. Musik von 2lugust Pcpöck. (Erstausführung.) Dirigent: Max Schönherr. Spiel leitung: Dr. Lothar Riedinger. — Personen: Kaiser Franz I.; Kai serin Marie Louise seine Tochter Witwe Napoleons I.; Fürst Klemens Metternich österreichischer Staatskonzler: Friedrich von Gentz Kosrat der Stoatskanzlei: Napoleon Franz Kerzog von Reichsstadt. Sohn Napoleons I.: Fannn Elßler

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Seite 9 von 18
Datum: 19.10.1938
Umfang: 18
und 18 Monatsraten zu 3.70 RM. Da der Barzahlungs preis beim VE 301 Dyn. 65.— RM. beträgt, ergibt sich bei Teilzahlung ein Finanzierungszuschlag von 7.80 RM. und (Nachdruck verboten.) 7 Das dritte Glied Roman von Emst Zahn Auch Frau Iusta pflog schon ähnliche Ueberlegungen, und während in ihren Gedanken die Notwendigkeit einer Aus- steuerbeschaffung auftauchte, wunderte sie sich, was in Brunos und Ginas Gemütern vorgehen möge. Bruno und Gina löffelten ihre Suppe und sahen nicht von ihren Tellern auf. Sie wagten

nicht, sich hier im Angesichte aller miteinander zu verständigen. Bruno war bei des Vaters ersten Worten ein wenig aufgezuckt. Dann hatte er sich in das ergeben, was ihm hier gleichsam vorgeschrieben wurde. Noch immer überzeugt, daß er es mit dem Vater nicht verderben dürfe, hatte er schließlich auch gegen die Hochzeit nichts mehr einzuwenden, sondern richtete sich ohne große Erregung auf diese neue Form des Zusammenseins mit Gina ein. In Ginas Gesicht dagegen spiegelte sich eine leise Vergnügtheit. Sie nahm mit Genugtuung

aber so Heimkehr und Verspruch des Bruno Ober matt bei den Zunächstbeteiligten erwogen worden, nachdem dann, wie das so geht auf der Welt, das Gerede darüber in die nähere und weitere Umgebung gedrungen war, die Leute von Reinachten die Verkündigung von Brunos Hochzeit von der Kanzel gehört und in der Zeitung gelesen hatten, folgten sich auf Schönwil die Ereignisse: Handwerker kamen ins Haus und richteten eine Wohnung für das junge Paar ein. Inzwi schen fand die stille Hochzeit statt. Die Obermatts gingen

bei der Ziviltrauung als Zeugen mit, und weder von dieser noch von der nachherigen kirchlichen Einsegnung wußte die Oeffentlichkeit, ehe sie vollzogen waren. In der Kirche hockten ein paar Zu fallszeugen und sahen ein ansehnliches junges Paar und ihre wohlbekannten Eltern, sprachen von Karl Bruno, der neuzeit licher und lebenslustiger als der Vater scheine, auch aussehe wie einer, der einen guten Tropfen nicht verachte, und warfen besonders scharfe Blicke auf die junge Frau, weil sie eine welsche

zu halten, zwang auch Bruno und Gina, sich einzuordnen. An fangs blieben sie verwirrt, ungewiß, wie nun ihre Rollen und der Lauf ihrer Pflichten sein würden. Geraume Zeit trieben sie sich unbeschäftigt und verloren bald im Hause, bald in Wiese und Feld herum. Die Obermatts warteten. Sie sollten von selbst den Weg suchen und finden, dachten sie. So konnte es geschehen, daß draußen auf einem Feldwege Bruno von der einen, Gina von der andern Seite auftauchten, Ginas Gesicht Verdrossenheit zeigte, Bruno

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Seite 9 von 18
Datum: 25.10.1938
Umfang: 18
Beitrag (Nachdruck verboten.) 12 Das dritte Glied Roman von Ernst Zahn Da trat auch Bruno heran. „Dummes Zeug", sprach er seinerseits zu dem kleinen Wesen, das eben beide anlächrltc. „Glaub' ihr nicht, Hans Heini! Und sag' ihr, daß wir leben und leben lassen wollen, wie Leute von heute." Das Kind war die Brücke. Die Stimmung der zwei fahrigen Menschen wechselte. Und wenn sie auseinandergeglitten ge wesen, so fanden sie sich wieder zusammen, fast aus Bequem lichkeit, fast aus einem lahmen Gleichmut

. Gina setzte sich, nahm das Kind aufs Knie und wiegte es. „Ein Reiter zu Pferd", sang sie. „Und der Sattel ist leer", fiel Bruno ein und ließ sich aus dem Stuhl nebenan nieder. Cr tätschelle Ginas Hand. Wenn auch eine Weile später Gina zu Bruno sagte: „Ein Lump bleibst du doch", so war doch für einmal die Sache mit der Heidi begraben. Siebentes Kapitel Mit der Heidi stimmte es aber auch weiterhin nicht. Wenn sie mit den anderen bei Tisch zusammentraf, zitterten ihr die Lippen von innerer Erregung

und suchte sie mit einem ängst lichen Mißtrauen aus den Mienen der Hausgenossen ihre Gedanken zu lesen. Waren Bruno und Gina ihretwegen zer fallen? Hatten am Ende der Bauer und Frau Iusta auch schon Kenntnis von der leiden Sache? Und was dachte Kle mens? Unwillkürlich blieb dann ihr Blick an Klemens' hellem Gesicht hängen und quälte sie sich, weil er. der ihr gegenüber saß. weder Blick noch Wort mehr für sie hatte. Und war doch einmal ein guter Kamerad gewesen. Aufschluß gaben aber die Gesichter

auf Schönwil der Heidi nicht. Ein« Stimmung von Gehen und Gehenlassen war in Stube und Haus. Die Arbeit gedieh. Melk Obermatt und seine Frau gingen an der Spitze, und die anderen trotteten mit. Auch Bruno und Gina taten das. Einem besonders schar fen Beobachter wäre vielleicht die neue Zärtlichkeit ausgefallen, die, geboren aus der Gefahr des gegenseitigen Verlustes, sie plötzlich wieder einmal verband und sie einander mit kleinen Aufmerksamkeiten allerlei zuliebe tun ließ. In diesen Tagen empfing Gina

sie mit schwimmenden Augen. Und nun hob die seltsame Zeit an, da Bruno Obermatts zweites Kind im Mutterschoße lag. Sie sah Bruno lässig wie immer bei seinen Pflichten und emsig im Wirtshaus. Gina, die viel liegen mußte, war empfindlich und unzufrieden. Sie sprach mit Bruno immer wieder von der Zeit, da sie beide einmal allein Meister sein und mit ihrem Leben beginnen könnten, was sie wollten. Aber in ihren Zukunftsträumen war etwas Hysterisches. Und sie konnte nicht für ihre Unrast. Obermatt schalt

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Seite 6 von 18
Datum: 17.10.1938
Umfang: 18
besich tigen und die Zugspitze besuchen werden. Im Reiseprogramm der Gäste ist in den kommenden Tagen auch eine Fahrt auf den Großglockner vorgesehen. * Spende. (NSG.) Der Betrieb Firma Baurs Söhne Inns bruck-Reichenau hat bei einer Betriebssammlung einen nam haften Geldbetrag zugunsten der Sudetendeutschen aufgebracht. (Nachdruck verboten.) 5 Das dritte Glied Roman von Ernst Zahn Bruno machte einen zerfahrenen Eindruck. Er vergaß den Gruß. Ihm sah es in den Gliedern, daß Vater und Mutter

nach mit ihm nach Gutdünken seiner starken Arme hätte verfahren können. Er war eher schmächtig, von Wuchs kaum höher als der Sohn. Es lag nur in dem hageren, scharf- geschnittenen Gesicht, besonders um den glattrasierten Mund, ein so heilloser Wille, eine solche Zähheit des Entschlusses ge zeichnet, daß es Bruno in diesem Augenblick auffiel und er sich plötzlich gestand, er würde es leichter gehabt haben, wenn er noch in Amerika geblieben wäre und sich dort irgendwie ein neues Auskommen gesucht hätte. Sie schritten

des Reichsarbeitsdienstes und seine besonderen Aufgaben im Gau Tirol. Obermatt hin: „Schau dir das an! Vergiß auch das nicht!" Es schien Bruno, er breite dieses Gut Schönwil, sein Erbe, wie ein großes Buch vor ihn hin und als gebiete er: Lerne! Mit einer harten, unnachsichtigen Strenge, so, als erlaube die Aufgabe, der er, Bruno, nach seiner Auffassung nicht ent weichen könne, keine Geduld. Warum aber, dachte Bruno, sollte er ihr nicht entweichen können? Er sah keine Notwendig keit. Unter den Gedanken, die er seit gestern im Köpfe wälzte

wie im ganzen Kanton nicht, sind es hat mir noch nie weh getan, daß das Sprichwort will, die dümmsten Bauern hätten die größten Erdäpfel." Dabei fiel Bruno auf, daß der Vater ruhig, aufgeräumt, fast wohlwollend sprach, als hielte er einen Widerspruch für un möglich und sei nicht gewillt, es neu mit ihm zu versuchen, sondern auch voll einer gewiss"« Zuversicht in bezug auf ihn. Zuweilen streifte er den Wegweiser mit einem halb forschen den, halb scheuen Blick. Die gemessene Sicherheit seiner Worte, Gedanken

ohne Liebe. Was davon in ihm war, besaß Melk Obermatt. Vom Sohne aber hatte er zu wenig Gutes gesehen und gehört, als daß er ihn in fein Vertrauen ausgenommen hätte. Obcrmatt fiel auf, wie wenig Umstände der Knecht mit dem Sohn machte. Vielleicht, um diesem zu helfen, erzählte er, als er dem Gefährt den Weg freigab: „Ich zeige dem Bruno das ganze Schönwil. Er soll wissen, wie hier alles gewesen, wenn er später einmal selber Herr sein wird/' . „ Auch darauf gab Peter keinen Bescheid. Der Gedanke

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Seite 17 von 38
Datum: 03.06.1939
Umfang: 38
Josef Magnus wehner: Zwischen Geschichte, Dichtung unci Soldatentum Besuch be! Bruno Vrehm VLs ich mein Haus in der Mustersiedlung Ramersdorf bei München verließ, um nach Wien zu Bruno Brehm zu fahren, wandte ich mich an der Gartentür noch einmal um. Ich sah meine Frau im sonnigen Eck knien, im Hintergründe des Gar ten«, umringt von leuchtendroten Blumentöpfen. Sie mischte sorgsam seine Erde mit Sand und gab sie den Kakteen: die große schilfblättrige Amaryllis hatte sie aus dem Topf gehoben

>md umgesetzt. Als ich in Wien am Rande der Stadt, ein Stück über Grin- tztna, den Platz überquerte, an dessen Rande Bruno Brehm wohnen sollte, sah ich hinter einem Holzgitter eine Frau im Garten knien. Sie bückte sich über rote Blumentöpfe, siebte Sand und Erde für die Kakteen, und ein Mädchen mit Zöpfen las die krummen Würmlein heraus, die sich trotz aller Vorsicht noch in der Erde hielten. Neben der Frau stand eine lange Reihe von Fuchsienstöcken, alle verschieden und alle schon um gesetzt, und siehe

da, durch ein Fenster des Erdgeschosses leuch teten die grünen Schäfte einer Amaryllis, die erstaunlicherweise schon blühte. Ich brauchte nun nicht mehr nach der Hausnummer zu sehen. Selbstverständlich gehörte dieser gebückte Rücken einer Dichters frau und die Amaryllis stand im Hause Bruno Brehms. Daß sie schon blühte, hatte sie dem warmen Klima Wiens zu ver danken. Wenn man auf der Karte die Isothermen, das sind die Linien gleicher mittlerer Wärme, anschaut, so liegt Wien auf einer Linie südlich von Orenburg

schon der frühlingsstarke Wienerwald und die Vögel schmettern m der kräftigen Zärtlichkeit der baumbestandenen Hänge, wo der Dichter zur Miete wohnt, fern der Stadt, hoch über dem alten Strom, mit einem Fernblick, der an klaren Tagen bis zur Maria-Theresien-Stadt Preßburg schweift. Bruno Brehm kommt an die Gartentür, hochgewachsen, breit- schultrig und warmherzig, ein erfreulicher Artgenosse, mit dem uy mich gleich verwandt fühle. Er gehört zu den Männern, die man sich als Kameraden

." R. H. Ende" nach, und man wird die unverrückbare Parallele zur neuesten Boffchaft Roosevelt» in ihrer listtgen Hintergründigkeit klar erkennen. Bruno Brehm fft einer der ganz wenigen deuffchen Dichter, die mit vollem Einsatz ihrer Person und ihrer dichterischen Kraft den politischen Insttnkt der Deuffchen geweckt haben. Er hat sich nicht versteckt oder in private Sphären geflüchtet, er hat auch nicht gewartet, al» Not am Mann war. Freilich haben die, die in der Sttlle zärttich die Romane de« menschlichen

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Seite 8 von 12
Datum: 20.06.1928
Umfang: 12
des „Neuen Wiener Journal", Oskar Pöffl, hatte gegen den Redakteur des genannten Blattes, Bruno Wolf, einen Ehrenbeleidigungsprozeß angestrengt, weil dieser ihn schmutziger Geschäfte, Erpressungen nsm. be schuldigt hatte. Diese Affäre hatte seinerzeit zur sofortigen fristlosen Entlassung Pöffls aus dem Redaktions- verbande des „Neuen Wiener Journal" geführt. Bei der heutigen Fortsetzung der Ehrenbeleidignngsverhandllmg vor dem Hietzinger Bezirksgerichte sprang Oskar Pöffl nach Eingehen in die Verhandlung

plötzlich gegen den Redakteur Bruno Wolf los, zog einen Revolver und gab fünf Schüsse ab, wovon einer Wolf in den Kops, ein anderer in das Herz traf. Bruno Wolf brach sofort zu sammen und erlag seinen schweren Verletzungen binnen wenigen Minuten. Pföffl wurde verhaftet. Bruno Wolf hat seinerzeit Pöffl vorgeworfen, daß er seine Stellung als volkswirtschaftlicher Redakteur des „Neuen Wiener Journal" zu verbrecherischen Zwecken mißbraucht habe. Ende Oktober 1924 hatte die Polizei Kenntnis erhalten

gegen die S t a n- d e s- u n d B e r n f s e h r e sich vergangen habe. Er wurde vom Dienste suspendiert und schied aus dem Verbände des „Neuen Wiener Journal" aus. Die Entlassung war die Ursache einer ganzen Reihe vo «Prozessen, die Pöffl gegen das „Neue Wiener Journal" und gegen ein zelne Redakteure des Blattes anstrengte. Es handelt sich um die Geltendmachung verschiedener widerrechtlicher An sprüche Pöffls, die das „Neue Wiener Journal" ablehnte. Als einer der Haupizeugen war in diesem Prozesse Bruno Wolf anfgetreten, der sehr belastend gegen Pöffl ans

sagte. Bruno Wolf war ein Sohn des bekannten Wiener Jour nalisten Robert Wolf, der vor einigen Jahren in Glei ch e n b e r g starb und zn den besten Journalisten Oesterreichs gehörte. Robert Wolfs zahlreiche Söhne wen deten sich verschiedenen Berufen zu. Zwei wurden Jour nalisten, so der kürzlich verstorbene Chefredakteur der „Berliner Zeitung am Mittag", Max Wolf. Eine Tochter Robert Wolfs, die Zahnärztin Martha Wolf, endete durch Selbstmord. Ein Sohn fiel im Kriege. Der nunmehr ermordete Bruno

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